DE19821614A1 - Sulfonylharnstoff-tolerante Zuckerrübenmutanten - Google Patents
Sulfonylharnstoff-tolerante ZuckerrübenmutantenInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft Sulfonylharnstoff-tolerante Zuckerrübenmutanten sowie Verfahren zur Bekämpfung von unerwünschtem Pflanzenwuchs in Kulturen von Sulfonylharnstoff-toleranten Zuckerrübenmutanten.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Sulfonylharnstoff-tolerante
Zuckerrübenmutanten sowie Verfahren zur Bekämpfung von unerwünschtem
Pflanzenwuchs in Kulturen von Sulfonylharnstoff-toleranten
Zuckerrübenmutanten.
Die Verwendung von herbiziden Wirkstoffen, z. B. Sulfonylharnstoffen, zur
Kontrolle von unerwünschtem Pflanzenwuchs in Nutzpflanzenkulturen ist in
der Landwirtschaft weit verbreitet. Hierbei besteht häufig das Problem, daß
die Kontrollmöglichkeit der Schadpflanzen durch die Herbizide nicht
befriedigend ist. Werden hochwirksame Herbizide appliziert, um die
Schadpflanzen zu bekämpfen, wird oftmals auch das Wachstum der
Nutzpflanzenkulturen beeinträchtigt. Aus diesem Grunde sind herbizid-
tolerante Nutzpflanzen für die Landwirtschaft von besonderem Interesse.
So sind bereits mehrfach Zuckerrüben beschrieben worden, die eine Toleranz
gegenüber herbiziden Wirkstoffen, beispielsweise Sulfonylharnstoffe,
Imidazolinone oder Inhibitoren des Enzyms Acetohydroxysäure Synthase
(AHAS), aufweisen:
Die EP 0360750 A2 beschreibt z. B. die Herstellung von AHAS-Inhibitor-
toleranten Pflanzen durch Selektions- oder gentechnische Verfahren. Die
Herbizid-Toleranz der Pflanzen gegenüber bestimmten ortho-substituierten N-
Aryl-sulfonyl-N'-Pyrimidinylharnstoffen (Chlorsulfuron, Sulfometuronmethyl,
Triasulfuron u. a.) wird hierbei durch einen erhöhten AHAS-Gehalt in den
Pflanzen erzeugt.
US 5,198,599 beschreibt Sulfonylharnstoff- und Imidazolinon-tolerante
Pflanzen, die durch Selektionsverfahren gewonnen wurden und u. a. eine
Toleranz gegenüber Chlorsulfuron, Bensulfuron, Chlorimuron, Thifensulfuron
und Sulfometuron aufweisen.
Desweiteren beschreiben die Patentschriften US 5,013,659; US 5,141,870
und US 5,378,824 die Einführung eines modifizierten Acetolactat-Synthase
(ALS) -Gens aus Hefe in Zuckerrüben auf gentechnische Weise sowie die
Herstellung von Herbizid-toleranten pflanzlichen Mutanten auf Herbizid-haltigen
Nährmedien. Darüber hinaus wird auch von Saunders et al. (Crop Science,
1992, 32, 1317-1320) die Herstellung von Sulfonylharnstoffresistenten
Zuckerrüben durch somatische Zellselektion geschildert.
In der WO 98/02527 werden außerdem Zuckerrüben genannt, die gegen
bestimmte Sulfonylharnstoffe und Herbizide vom Imidazolinon-Typ resistent
sind. Das in der WO 98/02527 beschriebene Resistenzprinzip beruht dabei auf
zwei Punktmutationen innerhalb des ALS-Gens in den Positionen 337 und
562, die zu den Aminosäuresubstitutionen Ala113®Thr und Pro188®Ser in dem
Enzym führen.
Die bislang im Stand der Technik beschriebenen Zuckerrübenmutanten
ermöglichen jedoch nicht immer eine ausreichende Bekämpfung aller
Schadpflanzen bzw. zeigen nicht immer eine befriedigende Toleranz gegenüber
einem oder mehreren Sulfonylharnstoff-Herbiziden der Gruppe A, bestehend
aus
- 1. Verbindungen der Formel (I) und deren Salze,
worin
Q Sauerstoff, Schwefel oder -N(R4)-,
Y CH oder N,
R Wasserstoff, (C1-C12)-Alkyl; (C2-C10)-Alkenyl; (C2-C10)-Alkinyl; (C1-C6)-Alkyl, das ein- bis vierfach durch Reste aus der Gruppe Halogen, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Thioalkyl, CN, (C2-C5)-Alkoxycarbonyl und (C2-C6)-Alkenyl substituiert ist; oder (C3-C8)-Cycloalkyl, das unsubstituiert oder durch Reste aus der Gruppe (C1-C4)-Alkyl, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Alkylthio und Halogen substituiert ist; (C5-C8)-Cycloalkenyl; Phenyl-(C1-C4)-alkyl, das im Phenylrest unsubstituiert oder durch einen oder mehrere Reste aus der Gruppe Halogen, (C1-C4)-Alkyl, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Haloalkyl, (C1-C4)- Thioalkyl, (C2-C5)-Alkoxycarbonyl, (C2-C5)-Alkylcarbonyloxy, Carbonamid, (C2-C5)-Alkylcarbonylamino, (C2-C5)-Alkylaminocarbonyl, Di-[(C1-C4)-alkyl]- carbonyl und Nitro substituiert ist; oder einen Rest der Formeln A-1 bis A-10
worin
X O, S, S(O) oder SO2;
R1 Wasserstoff oder (C1-C3)-Alkyl;
R2 Wasserstoff, Halogen, (C1-C3)-Alkyl oder (C1-C3)-Alkoxy, wobei die beiden letztgenannten Reste unsubstituiert oder durch ein- oder mehrfach durch Halogen oder (C1-C3)-Alkoxy substituiert sind;
R3 Wasserstoff, Halogen, (C1-C3)-Alkyl, (C1-C3)-Alkoxy oder (C1-C3)-Alkylthio, wobei die vorgenannten alkylhaltigen Reste unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen oder ein- oder zweifach durch (C1-C3)-Alkoxy oder (C1-C3)-Alkylthio substituiert sind; oder einen Rest der Formel NR5R6, (C3- C6)-Cycloalkyl, (C2-C4)-Alkenyl, (C2-C4)-Alkinyl, (C3-C4)-Alkenyloxy oder (C3- C4)-Alkinyloxy;
R4 Wasserstoff, (C1-C4)-Alkyl oder (C1-C4)-Alkoxy und
R5 und R6 unabhängig voneinander Wasserstoff, (C1-C4)-Alkyl, (C3-C4)-Alkenyl, (C1-C4)-Haloalkyl oder (C1-C4)-Alkoxy bedeuten; - 2. Verbindungen der allgemeinen Formel II oder deren Salze,
worin
R1 CO-Q-R8,
R2, R3 unabhängig voneinander H oder (C1-C4)Alkyl,
R4 H, (C1-C4)Alkyl, Hydroxy oder (C1-C4)Alkoxy,
R5 (C1-C4)Alkylsulfonyl, CHO, [(C1-C4)Alkyl]-carbonyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome substituiert ist, [(C1- C4)Alkoxy]-oxalyl, [(C3-C6)Cycloalkyl]-carbonyl oder eine Gruppe der Formel
bedeuten, wobei
W ein Sauerstoff- oder Schwefelatom (d. h. O oder S),
T O oder S,
R9 H, (C1-C4)Alkyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome oder durch (C1-C4)Alkoxy, (C1-C4)Alkylthio, [(C1-C4)Alkoxy]-carbonyl und [(C1-C4)Alkyl]-carbonyl substituiert ist,
R10, R11 unabhängig voneinander H, (C1-C4)Alkyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome substituiert ist, oder (C3-C4)-Alkenyl oder (C3-C4)Alkinyl, wobei mindestens einer der Reste R10 und R11 von Wasserstoff verschieden ist,
die Reste R12 gemeinsam mit dem N-Atom einen heterocyclischen Ring mit 5 oder 6 Ringgliedern, der ein weiteres Heteroatom aus der Gruppe N, O und S in den verschiedenen Oxidationsstufen enthalten kann und unsubstituiert oder durch (C1-C4)Alkyl oder die Oxogruppe substituiert ist, und
Q O, S oder -NR13-,
R6 H, (C1-C3)Alkyl, (C1-C3)Alkoxy, Halogen,
R8 unabhängig voneinander (C1-C4)Alkyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome substituiert ist, oder (C3-C4)-Alkenyl oder (C3-C4)Alkinyl,
A einen Rest der Formel
worin
Z CH oder N und
einer der Reste X und Y Halogen, (C1-C2)Alkyl, (C1-C2)Alkoxy, OCF2H, CF3 oder OCH2CF3 und der andere der Reste X und Y (C1-C2)Alkyl, (C1-C2)Alkoxy oder (C1-C2)Haloalkoxy bedeuten,
R7 H oder CH3,
R13 H, (C1-C4)Alkyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome substituiert ist, oder (C3-C4)-Alkenyl oder (C3-C4)Alkinyl bedeuten; - 3. Verbindungen der allgemeinen Formel III, deren N-Oxide oder
anorganischen oder organischen Salze,
worin
R1 H, Halogen, (C1-C4)-Alkyl, das unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen substituiert ist, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Alkylthio;
R2 H oder Methyl;
R3 Methyl oder Methoxy;
A -N-(R4)R5;
R4 H, (C1-C6)-Alkyl, das unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen, (C1-C6)-Alkoxy, (C3-C6)-Alkenyloxy, (C3-C6)-Alkinyloxy oder (C1-C6)- Alkylthio substituiert ist;
R5 H, (C1-C6)-Alkyl, das unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen, (C1-C6)-Alkoxy, (C3-C6)-Alkenyloxy, (C3-C6)-Alkinyloxy oder (C1-C6)-Alklythio substituiert ist, oder C(O)R6;
R6 H, (C1-C6)-Alkyl oder (C3-C6)-Cycloalkyl, die unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen oder (C1-C4)-Alkoxy substituiert sind, (C2-C6)- Alkenyl, das unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen substituiert ist, (C2-C6)-Alkinyl, Phenyl, Benzyl oder Naphthyl, die unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen, (C1-C4)-Alkyl, (C1-C4)-Haloalkyl, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Haloalkoxy, (C3-C6)-Alkenyloxy, (C3-C6)-Alkinyloxy, Nitro, Cyano, COOR8, NR10R11, C(O)NR12R13, X1R15, SO2NR16R11 oder durch X2R18 substituiert sind oder OR7;
R7 (C1-C6)-Alkyl, das unsubstituiert oder durch (C1-C4)-Alkoxy, (C3-C6)- Cycloalkyl, Cyano, COOR19, oder CONR26R27 substituiert ist, (C1-C6)- Haloalkyl, (C3-C6)-Alkenyl, (C3-C6)-Haloalkenyl, (C3-C6)-Alkinyl, (C3-C6)- Haloalkinyl, Oxetan-3-yl, oder (C4-C6)-Cycloalkyl, das unsubstituiert oder teilweise durch Halogen, (C1-C4)-Alkyl oder (C1-C4)-Alkoxy substituiert ist oder Phenyl, Benzyl oder Naphthyl, das unsubstituiert oder jeweils durch (C1-C4)-Alkyl, (C1-C4)-Haloalkyl, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Haloalkoxy, (C1-C4)- Alkylthio, (C1-C4)-Haloalkylthio, (C1-C4)-Alkylsulfonyl, (C1-C4)-Alkylsulfinyl, Nitro, Cyano, COOR22, NR20R21, CONR23R24 oder durch SO2NR25R9 substituiert ist;
oder (C1-C6)-Alkyl, X3R29 oder X4R30;
R8 H, (C1-C6)-Alkyl, (C3-C6)-Alkenyl, (C3-C6)-Alkinyl oder Oxetan-3-yl;
R9, R10, R11, R12, R16, R17, R20, R21, R23, R24, R25, R26 und R27 jeweils unabhängig voneinander H, (C1-C4)-Alkyl, (C3-C6)-Alkenyl oder (C3-C6)-Alkinyl; oder
R10 und R20 jeweils unabhängig voneinander die Gruppen -C(O)-X5-(C1-C4)-Alkyl oder -C(O)-(C1-C4)-Alkyl, die teilweise durch Halogen substituiert sein können; oder
R10 und R11 oder R12 und R13 oder R16 und R17 oder R20 und R21 oder R23 und R24 oder R25 und R9 oder R26 und R27 gemeinsam eine (C4-C5)-Alkylen-Kette bilden, die teilweise durch Sauerstoff oder NR14 unterbrochen sein kann, worin
R14 H, (C1-C4)-Alkyl, (C3-C6)-Alkenyl oder (C3-C6)-Alkinyl;
R15 und R29 jeweils unabhängig voneinander (C1-C4)-Alkyl oder (C1-C4)Haloalkyl;
R18 und R30 jeweils unabhängig voneinander durch COOR28 substituiertes (C1-C4)- Alkyl;
R19, R22 und R28 jeweils unabhängig voneinander H oder (C1-C4)-Alkyl,
X1 und X3 jeweils unabhängig voneinander S, SO oder SO2;
X2 und X4 jeweils unabhängig voneinander O oder S;
X5 O oder NR14 bedeuten; - 4. A4) Amidosulfuron (21, S. 37);
- 5. A5) Ethoxysulfuron (287, S. 488);
- 6. A6) Triasulfuron (723, S. 1222);
- 7. A7) Metsulfuron (498, S. 842);
- 8. A8) Tribenuron (728, S. 1230);
- 9. A9) Flupyrsulfuron (348, S. 586);
- 10. A10) Nicosulfuron (519, S. 877);
- 11. A11) Rimsulfuron (644, S. 1095);
- 12. A12) Primisulfuron (589, S. 997);
- 13. A13) Prosulfuron (613, S. 1041);
- 14. A14) Sulfosulfuron (668, S. 1130);
- 15. A15) Oxasulfuron (542, S. 911);
- 16. A16) Ethametsulfuron (280, S. 475);
- 17. A17) Imazosulfuron (416, S. 703) und
- 18. A18) Verbindungen der Formel V, wie aus EP-0496701 A1 offenbart:
Die suboptimale Toleranz der bislang verfügbaren Zuckerrübenmutanten
gegenüber den genannten Sulfonylharnstoffen führt bei den Aufwandmengen,
wie sie z. B. bei schwer bekämpfbaren Schadpflanzen (z. B. Anthemis arvensis)
erforderlich sind, oftmals zu einer nicht ausreichenden Bekämpfung aller
Schadpflanzen. Hieraus resultiert häufig eine Schädigung der Kulturpflanzen,
die mit einer Ertragsminderung verbunden ist und somit einen erheblichen
wirtschaftlichen Nachteil darstellt.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Überwindung dieser
Nachteile. Die Aufgabe wird durch die vorliegende Erfindung gelöst, indem
Zuckerrübenmutanten bereitstellt werden, die gegenüber einem oder mehreren
Sulfonylharnstoffen der oben genannten (o. g.) allgemeinen Formeln I bis III,
Amidosulfuron, Ethoxysulfuron Triasulfuron, Metsulfuron, Tribenuron,
Flupyrsulfuron, Nicosulfuron, Rimsulfuron, Prosulfuron, Sulfosulfuron,
Oxasulfuron, Etametsulfuron, Imazosulfuron und/oder Verbindungen der o. g.
Formel V eine sehr gute Verträglichkeit, d. h. eine hohe Toleranz aufweisen.
Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht auch in der
Verbesserung von Verfahren zur Bekämpfung von unerwünschtem
Pflanzenwuchs in erfindungsgemäßen Zuckerrüben-Kulturen.
Es wurden nun durch Selektion auf Sulfonylharnstoff-haltigen Nährmedien
Zuckerrübenmutanten gefunden, die überraschenderweise die gewünschte
Resistenz gegenüber Sulfonylharnstoff-Herbiziden der allgemeinen Formeln I
bis III, Amidosulfuron, Ethoxysulfuron Triasulfuron, Metsulfuron, Tribenuron,
Flupyrsulfuron, Nicosulfuron, Rimsulfuron, Prosulfuron, Sulfosulfuron,
Oxasulfuron, Etametsulfuron, Imazosulfuron und/oder Verbindungen der o. g.
Formel V aufweisen.
Außerdem weisen die erfindungsgemäßen Zuckerrübenmutanten weitere
überraschende Vorteile auf, indem sie z. B. durch die besagten
Sulfonylharnstoffe in ihrem Wachstum gefördert werden oder einen
veränderten Gehalt an Kohlenhydraten oder Stickstoffhaltigen Verbindungen
(z. B. Aminosäuregehalt, Proteinen) aufweisen.
Darüber hinaus weist die vorliegende Erfindung auch noch weitere Vorteile
auf, denn sie ermöglicht die Bekämpfung eines breiteren Spektrums von
Schadpflanzen in den erfindungsgemäßen Zuckerrübenkulturen, so daß eine
schnellere und sicherere Wirksamkeit gegenüber den Schadpflanzen, eine
erheblich vereinfachte Kontrolle der Schadpflanzen, indem z. B. eine einzige
oder nur wenige Applikationen erforderlich sind. Neben der Applikation im
Vorauflauf ist insbesondere die Nachauflauf-Applikation bevorzugt, ganz
besonders in einem Zeitraum zwischen dem Keimblatt- und dem 12-Blatt-
Stadium der Schadpflanzen bzw. dem Durchstoßen der Zuckerrüben und deren
12-Blatt-Stadium.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind daher Sulfonylharnstoff-tolerante
Zuckerrübenmutanten, deren Saat- oder Vermehrungsgut sowie deren Zellen,
die gegenüber einem oder mehreren Sulfonylharnstoff ausgewählt aus der
Gruppe A bestehend aus
A1) Verbindungen der o. g. allgemeinen Formel I,
A2) Verbindungen der o. g. allgemeinen Formel II,
A3) Verbindungen der o. g. allgemeinen Formel III,
A4) Amidosulfuron (21, S. 37),
A5) Ethoxysulfuron (287, S. 488),
A6) Triasulfuron (723, S. 1222),
A7) Metsulfuron (498, S. 842),
A8) Tribenuron (728, S. 1230),
A9) Flupyrsulfuron (348, S. 586),
A10) Nicosulfuron (519, S. 877),
A11) Rimsulfuron (644, S. 1095)
A12) Primisulfuron (589, S. 997)
A13) Prosulfuron (613, S. 1041)
A14) Sulfosulfuron (668, S. 1130)
A15) Oxasulfuron (542, S. 911);
A16) Ethametsulfuron (280, S. 475);
A17) Imazosulfuron (416, S. 703) und
A18) Verbindungen der Formel V, wie aus EP-0496701 A1 offenbart:
Formel V:
A1) Verbindungen der o. g. allgemeinen Formel I,
A2) Verbindungen der o. g. allgemeinen Formel II,
A3) Verbindungen der o. g. allgemeinen Formel III,
A4) Amidosulfuron (21, S. 37),
A5) Ethoxysulfuron (287, S. 488),
A6) Triasulfuron (723, S. 1222),
A7) Metsulfuron (498, S. 842),
A8) Tribenuron (728, S. 1230),
A9) Flupyrsulfuron (348, S. 586),
A10) Nicosulfuron (519, S. 877),
A11) Rimsulfuron (644, S. 1095)
A12) Primisulfuron (589, S. 997)
A13) Prosulfuron (613, S. 1041)
A14) Sulfosulfuron (668, S. 1130)
A15) Oxasulfuron (542, S. 911);
A16) Ethametsulfuron (280, S. 475);
A17) Imazosulfuron (416, S. 703) und
A18) Verbindungen der Formel V, wie aus EP-0496701 A1 offenbart:
Formel V:
tolerant sind und die vorzugsweise durch ein oder mehrere Sulfonylharnstoffe
ausgewählt aus der Gruppe A bestehend aus A1 bis A18 in ihrem Wachstum
gefördert werden.
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die unter A4 bis A17 sowie B1
bis B9 (unten) im einzelnen aufgeführten Herbizide im "The Pesticide Manual",
10th edition, The British Crop Protection Council, 1997, Bracknell, England,
und der dort zitierten Literatur beschrieben sind. Die einzelnen Verbindungen
sind in der Regel mit dem "common name" nach der International Organization
for Standardization (ISO) bezeichnet; die in Klammern angegebenen Ziffern
kennzeichnen die Nummer des Eintrags sowie die Seitenzahl.
Die erfindungsgemäßen Sulfonylharnstoff-toleranten Zuckerrübenmutanten,
deren Saat- oder Vermehrungsgut bzw. deren Zellen können z. B. durch
herkömmliche Kreuzungsverfahren neben dem erfindungsgemäßen Merkmal
der Sulfonylharnstoff-Resistenz auch eine weitere Herbizidresistenz (z. B.
gegen Glufosinate oder Glyphosate) aufweisen oder eine weitere
gentechnische Modifikation enthalten, z. B. durch Einführung einer Insekten-,
Pilz- oder Virusresistenz (z. B. durch Expression eines Bt-Toxins, einer
Chitinase, Glucanase) oder auch in ihren metabolischen Eigenschaften
modifiziert sein, so daß eine qualitative und/oder quantitative Änderung von
Inhaltsstoffen (z. B. des Energie- Kohlenhydrat-, Fettsäure- oder
Stickstoffstoffwechsels bzw. mit den Stoffwechselvorgängen in
Zusammenhang stehenden Metabolitflüssen) resultiert.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur
Herstellung von erfindungsgemäßen Zuckerrübenmutanten durch Kultivierung
auf einem Sulfonylharnstoff-haltigen Nährmedium, indem
- a) Kallus- oder Zellsuspensionskulturen unter Beibehaltung ihrer embryogenen und morphogenen Kompetenz selektioniert,
- b) die unter a) erhaltenen Kulturen auf einem Sulfonylharnstoff-haltigen Nährmedium kultiviert und selektioniert und
- c) aus den unter b) erhaltenen Kulturen intakte Pflanzen regeneriert werden.
Außerdem ist ein Erfindungsgegenstand die Verwendung von
erfindungsgemäßen Zuckerrübenmutanten, die nach einem erfindungsgemäßen
Verfahren erhältlich sind in der Landwirtschaft, als Futtermittel oder für die
Lebensmittelindustrie, insbesondere zur Zuckergewinnung.
Noch ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein
Verfahren zur Kontrolle von unerwünschtem Pflanzenwuchs in Kulturen der
erfindungsgemäßen Zuckerrübenmutanten, dadurch gekennzeichnet, daß auf
die Pflanzen, deren Saat- oder Vermehrungsgut oder deren Anbaufläche ein
oder mehrere Sulfonylharnstoffe ausgewählt aus der Gruppe A bestehend aus
A1 bis A18, gegebenenfalls in Kombination mit einem oder mehreren
Herbiziden ausgewählt aus der Gruppe B bestehend aus
- 1. Herbiziden aus der Klasse der Imidazolinone, vorzugsweise Imazethapyr (415, S. 701), Imazamethapyr (2, S. 5, AC 263, 222), Imazapyr (413, S. 697), Imazaquin (414, S. 699), Imazamox (412, S. 696);
- 2. Herbiziden aus der Klasse der Inhibitoren des photosynthetischen Elektronentransports, vorzugsweise der Biscarbamate, besonders bevorzugt Phenmedipham (563, S. 948), Desmedipham (206, S. 349);
- 3. einem Herbizid aus der Klasse der PPO-Hemmer, z. B. der Diphenylether
oder der Azole, vorzugsweise Azifluorfen (7, S. 12), Oxyfluorfen (547, S. 919),
Pyraflufen (617, S. 1048), Carfentrazone (112, S. 191), Lactofen (442,
S. 747), Nitrofen (S1193, S. 1343), Oxadiargyl (538, S. 904), Fluoroglycofen
(344, S. 580), Sulfentrazone (665, S. 1126) oder auch ein CF3-Uracil der
Formel IV wie in US Patent 5,183,492 offenbart:
Formel IV:
- 4. einem Herbizid aus der Klasse der Hydroxyphenylpyruvat-Dioxygenase (HPPDO)-Inhibitoren, z. B. der Triketone, vorzugsweise Isoxaflutole (436, S. 737), Isoxachlortole (RPA-201735) oder Sulcotrione (664, S. 1124);
- 5. einem Herbizid aus der Klasse der herbizid wirksamen, gegebenenfalls synthetischen Auxine oder deren Transporthemmer, vorzugsweise Quinmerac (636, S. 1080), Clopyralid (153, S. 260), Diflufenzopyr (50, S. 81, BAS 65400H);
- 6. einem Herbizid aus der Klasse der Lipid- oder der Fettsäure-Synthese- Inhibitoren, vorzugsweise der Aryloxyphenoxycarbonsäuren oder der Cyclohexandionoxime, besonders bevorzugt Fenoxaprop (309, S. 519), Haloxyfop (390, S. 659), Fluazifop (327-328, S. 553-557), Quizalofop (640- 641, S. 1087-1092), Clodinafop (147, S. 251), Propaquizafop (602, S. 1021), Clethodim (146, S. 250), Sethoxidim (648, S. 1101), Tepraloxydim (49, S. 80, BAS 620H, Caloxydim), Butroxidim (98, S. 167) und Cycloxidim (174, S. 290) oder Prosulfocarb (612, S. 1040);
- 7. einem Herbizid aus der Klasse der Glutamin-Synthetase-Inhibitoren, vorzugsweise Phosphinoaminosäure-Derivate, besonders bevorzugt Glufosinate (382, S. 643);
- 8. einem Herbizid aus der Klasse der 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat- Synthase-Inhibitoren, vorzugsweise glyphosate (383, S. 646);
- 9. einem Herbizid aus der Klasse der Benzofuranylalkansulfonate, vorzugsweise Ethofumesate (285, S. 484) oder diese Wirkstoffe der Gruppe A oder B enthaltende herbizide Mittel appliziert werden.
Und schließlich ist ein Erfindungsgegenstand auch die Verwendung von einem
oder mehreren Sulfonylharnstoffen ausgewählt aus der Gruppe A (A1 bis A18)
wie definiert, ggf. in Kombination mit einem oder mehreren Herbiziden
ausgewählt aus der Gruppe B, bestehend aus B1 bis B9, oder diese
enthaltende herbizide Mittel auf Anbauflächen von erfindungsgemäßen
Zuckerrübenkulturen.
Sofern es sich um chirale Verbindungen handelt werden von den unter A1 bis
A18 sowie unter B1 bis B9 genannten Wirkstoffen sowohl deren racemische
Gemische als auch deren aktive Enantiomere umfaßt. Außerdem sind auch die
Salze der unter A1 bis A18 sowie unter B1 bis B9 genannten Wirkstoffe mit
organischen oder anorganischen Säuren oder Basen umfaßt, sofern es sich um
Salzbildner handelt. Ebenso sind auch ggf. die Ester der unter A1 bis A18
sowie unter B1 bis B9 genannten Wirkstoffe umfaßt, sofern herbizid wirksam.
Die erfindungsgemäßen Verfahren zur Kontrolle von Schadpflanzen in den
erfindungsgemäßen Zuckerrübenkulturen mit den Sulfonylharnstoffen der
Gruppe A (A1 bis A18) eröffnen eine ökonomisch und ökologisch vorteilhafte
Kontrolle von Schadpflanzen. Die Vorteile liegen u. a. in einem positiven
wachstumsregulatorischen Effekt, einer verminderten Anzahl von
Applikationen bzw. einer Reduzierung der Aufwandmengen (im Vergleich zur
konventionellen Anwendung herbizider Mittel), einer in der Regel guten
biologischen Bodenabbaubarkeit, einer geringen Belastung im Nachanbau
und/oder einer guten Nützlingsschonung.
Insbesondere die Kombinationsmöglichkeiten von herbiziden Wirkstoffen der
Gruppe A (d. h. Sulfonylharnstoffe A1 bis A18) mit Herbiziden der Gruppe B
(d. h. Herbizide B1 bis B9) erweisen sich in den erfindungsgemäßen Verfahren
zur Kontrolle von Schadpflanzen als besonders vorteilhaft.
Unter dem Begriff "Herbizid-tolerant" ist im Sinne der vorliegenden Anmeldung
zu verstehen, daß die Herbizid-toleranten Zuckerrübenmutanten in Gegenwart
eines oder mehrerer Sulfonylharnstoffe der Gruppe A, ggf. in Kombination mit
einem oder mehreren Herbiziden der Gruppe B keine apparente
Beeinträchtigung ihrer physiologischen Funktionen zeigen, wobei dieselben
Sulfonylharnstoffe bei nicht-toleranten Pflanzen, eine das Wachstum
beeinträchtigende oder phytotoxische Wirkung zeigen. Art und Ausmaß der
Herbizidtoleranz hängen dabei vom jeweiligen Herbizid, der jeweiligen
Dosierung und allgemeinen Wachstumsbedingungen ab.
Besonders bevorzugt besitzen die erfindungsgemäßen Zuckerrübenmutanten,
deren Saat- oder Vermehrungsgut oder deren Zellen eine Toleranz gegenüber
Verbindungen der allgemeinen Formel I in einem Konzentrationsbereich von
0,5-40, insbesondere 1-20 und ganz besonders 3-10 g a.i./ha, gegenüber
Verbindungen der allgemeinen Formel II in einem Konzentrationsbereich von 1-
40, insbesondere 2-20 und ganz besonders 6-10 g a.i./ha, gegenüber
Verbindungen der allgemeinen Formel III in einem Konzentrationsbereich von
0,5-50, insbesondere 1-25 und ganz besonders 3-12,5 g a.i./ha, gegenüber
Amidosulfuron in einem Konzentrationsbereich von 1-60, insbesondere 2-30
und ganz besonders 6-15 g a.i./ha, gegenüber Ethoxysulfuron in einem
Konzentrationsbereich von 5-120, insbesondere 10-60 und ganz besonders
20-30 g a.i./ha, gegenüber Triasulfuron in einem Konzentrationsbereich von 1-
80, insbesondere 2-40 und ganz besonders 6-20 g a.i,/ha, gegenüber
Metsulfuron in einem Konzentrationsbereich von 0,1-50, insbesondere 1-25
und ganz besonders 3-12,5 g a.i./ha, gegenüber Tribenuron in einem
Konzentrationsbereich von 3-100, insbesondere 6-50 und ganz besonders 10-
25 g a.i./ha, gegenüber Flupyrsulfuron in einem Konzentrationsbereich von 1-
80, insbesondere 2-40 und ganz besonders 6-20 g a.i./ha, gegenüber
Nicosulfuron in einem Konzentrationsbereich von 1-120, insbesondere 2-60
und ganz besonders 6-30 g a.i./ha, gegenüber Rimsulfuron in einem
Konzentrationsbereich von 0,1-60, insbesondere 0,2-30 und ganz besonders
0,6-15 g a.i./ha, gegenüber Primisulfuron in einem Konzentrationsbereich von
1-100, insbesondere 2-50 und ganz besonders 6-25 g a.i./ha, gegenüber
Prosulfuron in einem Konzentrationsbereich von 1-90, insbesondere 2-45 und
ganz besonders 6-25 g a.i./ha, gegenüber Sulfosulfuron in einem
Konzentrationsbereich von 1-90, insbesondere 2-45 und ganz besonders 6-25
g a.i./ha, gegenüber Oxasulfuron in einem Konzentrationsbereich von 5-250,
insbesondere 10-125 und ganz besonders 30-65 g a.i./ha, gegenüber
Etametsulfuron in einem Konzentrationsbereich von 0,1-50, insbesondere 0,2-
25 und ganz besonders 0,6-12,5 g a.i./ha, gegenüber Imazosulfuron in einem
Konzentrationsbereich von 10-250, insbesondere 20-125 und ganz besonders
30-65 g a.i./ha, bzw. gegenüber Verbindungen der Formel V in einem
Konzentrationsbereich von 0,5-120, insbesondere 1-60 und ganz besonders 3-
30 g a.i./ha.
Der Begriff "Saat- oder Vermehrungsgut" beinhaltet sowohl vegetatives als
auch geschlechtliches Vermehrungsgut wie Früchte, Samen, Knollen,
Wurzelstöcke, Sämlinge, Stecklinge, Calli, Protoplasten, Zellkulturen etc.
Unter dem Begriff "Zuckerrübe" sind nicht nur ganze Pflanzen zu verstehen,
die durch Selektion erhalten bzw. erzeugt werden können, sondern ggf. auch
deren Teile wie Wurzeln, Blätter, Stengel Knollen und weitere Zellverbände
sowie von diesen Pflanzen abstammende Generationen.
Der Begriff "erfindungsgemäße Zuckerrübenkultur" umfaßt im allgemeinen
Kulturen der erfindungsgemäßen Zuckerrübenmutanten und deren Saat- oder
Vermehrungsgut sowie ggf. auch die Anbauflächen solcher Pflanzen.
Für den Fachmann bestehen verschiedene Möglichkeiten, Herbizid-tolerante
pflanzliche Mutanten zu selektieren, wie z. B. in der US 5,162,602 oder US
4,761,373 beschrieben.
Darüber hinaus können pflanzliche Mutanten bzw. Zellinien können auch
selektiert werden, indem z. B. Saatgut oder Zellkulturen (Kallus- oder
Suspensionskulturen) in geeignetem Medium in Gegenwart steigender
Herbizidkonzentrationen angezogen wird. Darüber hinaus kann bei diesem
Selektionsverfahren der Zusatz eines geeigneten Mutagens (vgl. z. B. US
4,443,971) das Auftreten von Mutationen signifikant erhöhen.
Die erfindungsgemäßen Merkmal der Sulfonylharnstoffresistenten
Zuckerrübenmutanten können auch in z. B. transgene Zuckerrüben nach
herkömmlichen, dem Fachmann bekannten Züchtungsverfahren eingekreuzt
werden.
Die transgenen Pflanzen, die z. B. für eine Kreuzung besonders bevorzugt
geeignet sein können, zeichnen sich in der Regel durch besondere vorteilhafte
Eigenschaften aus, beispielsweise durch einen gesteigerten Ertrag, Resistenzen
gegenüber bestimmten Pestiziden, vor allem gegenüber bestimmten Herbiziden
oder Schadinsekten, Resistenzen gegenüber Pflanzenkrankheiten oder Erregern
von Pflanzenkrankheiten wie bestimmten Insekten oder Milben oder
Mikroorganismen wie Pilzen, Bakterien oder Viren. Andere Eigenschaften
betreffen z. B. auch das Erntegut hinsichtlich Menge, Qualität, Lagerfähigkeit,
Zusammensetzung oder spezieller Inhaltsstoffe.
Wege zur Herstellung transgener Pflanzen, die im Vergleich zu bisher natürlich
vorkommenden Pflanzen modifizierte Eigenschaften aufweisen, bestehen
neben klassischen Züchtungsverfahren und der Erzeugung von Mutanten
beispielsweise in der Anwendung gentechnischer Verfahren (siehe z. B.
EP-A-0221044, EP-A-0131624). Beschrieben wurden beispielsweise die
Herstellung von gentechnisch modifizierten Pflanzen in bezug auf
Modifikationen des pflanzlichen Kohlenhydratstoffwechsels (z. B. WO
94/28146, WO 92/11376, WO 92/14827, WO 91/19806), Resistenzen
gegen bestimmte Herbizide, z. B. vom Typ Glufosinate (vgl. z. B.
EP-A-0242236, EP-A-242246) oder Glyphosate (z. B. WO 92/00377),
Resistenzen gegen bestimmte Schädlinge, z. B. aufgrund der Fähigkeit
bestimmte Bacillus thuringiensis-Toxine (Bt-Toxine) oder Protease-Inhibitoren
zu produzieren (z. B. EP-A-0142924, EP-A-0193259).
Insbesondere sind transgene Zuckerrüben mit einem veränderten Saccharose-
Gehalt durch Modifikationen der Genexpression der Enzyme ADP-Glukose-
Pyrophosphorylase, Sucrosephosphat-Synthase und Sucrose-Synthase aus der
WO 94/28146 bekannt.
Mit den erfindungsgemäßen Verfahren kann ein breites Spektrum
wirtschaftlich wichtiger mono- und dikotyler Schadpflanzen hervorragend
bekämpft werden. Auch schwer bekämpfbare perennierende Unkräuter, die
aus Rhizomen, Wurzelstöcken oder anderen Dauerorganen austreiben, werden
durch die Verfahren ausgezeichnet erfaßt. Dabei ist es gleichgültig, ob die
Substanzen oder Mittel im Vorsaat-, Vorauflauf- oder Nachauflaufverfahren
ausgebracht werden. Im einzelnen seien beispielsweise einige Vertreter der
mono- und dikotylen Unkrautflora genannt, die durch die erfindungsgemäßen
Verfahren kontrolliert werden können, ohne daß durch die Nennung eine
Beschränkung auf bestimmte Arten erfolgen soll.
Auf der Seite der monokotylen Unkrautarten werden z. B. Avena, Lolium,
Alopecurus, Apera, Poa, Phalaris, Echinochloa, Digitaria, Setaria sowie
Cyperusarten aus der annuellen Gruppe und auf seiten der perennierenden
Spezies Agropyron, Cynodon, Sorghum, ausdauernde Cyperusarten und auch
Ausfallgetreide wie Weizen, Gerste usw. gut erfaßt.
Bei dikotylen Unkrautarten erstreckt sich das Wirkungsspektrum auf Arten wie
z. B. Galium, Viola, Veronica, Lamium, Stellaria, Amaranthus, Sinapis,
Matricaria, Abutilon, Polygonum, Galinsoga, Mercurialis, Solanum,
Chinopodium, Kochia, Anthemis und Sonchus auf der annuellen Seite sowie
Convolvulus, Cirsium und Rumex bei den perennierenden Unkräutern und auch
Ausfallkulturen wie Kartoffel, Raps usw.
Werden in den erfindungsgemäßen Verfahren die Verbindungen oder Mittel vor
dem Keimen auf die Erdoberfläche appliziert, so wird entweder das Auflaufen
der Unkrautkeimlinge vollständig verhindert oder die Unkräuter wachsen bis
zum Keimblattstadium heran, stellen jedoch dann ihr Wachstum ein und
sterben schließlich nach Ablauf von drei bis vier Wochen vollkommen ab.
Bei Applikation der Wirkstoffe oder Mittel auf die grünen Pflanzenteile im
Nachauflaufverfahren tritt ebenfalls sehr rasch nach der Behandlung ein
drastischer Wachstumsstop ein und die Unkrautpflanzen bleiben in dem zum
Applikationszeitpunkt vorhandenen Wachstumsstadium stehen oder sterben
nach einer gewissen Zeit ganz ab, so daß auf diese Weise eine für die
Kulturpflanzen schädliche Unkrautkonkurrenz sehr früh und nachhaltig
beseitigt wird.
In den erfindungsgemäßen Zuckerrübenkulturen sind durch geeignete
Applikation der herbiziden Wirkstoffe bzw. deren Kombinationen die
folgenden, bislang besonders schwer bekämpfbaren Schadpflanzen wie
Anthemis, Agropyron, Chinopodium, Cirsium, Kochia, Polygonum, Matriciaria,
sowie Durchwuchs/Ausfallkulturen und im allgemeinen auch Unkräuter in
späteren Wachstumsstadien gut, d. h. vorzugsweise zu <80% und
insbesondere zu <90% zu kontrollieren.
Obgleich mit den erfindungsgemäßen Verfahren eine ausgezeichnete herbizide
Wirkung gegenüber mono- und dikotylen Unkräutern erreicht wird, werden die
erfindungsgemäßen Kulturpflanzen nur unwesentlich oder gar nicht
geschädigt. Die vorliegenden Verfahren eignen sich aus diesen Gründen sehr
gut zur selektiven Bekämpfung von unerwünschtem Pflanzenwuchs in
landwirtschaftlichen Kulturen der erfindungsgemäßen Zuckerrübenmutanten.
Darüber hinaus werden mit den erfindungsgemäßen Verfahren hervorragende
zusätzliche Effekte in den erfindungsgemäßen Zuckerrüben erzielt. Sie greifen
regulierend in den pflanzeneigenen Stoffwechsel ein und können damit zur
gezielten Förderung von Pflanzeninhaltsstoffen und des Ernteertrages
eingesetzt werden.
Die in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Verbindungen oder
Mittel können in Form von Spritzpulvern, emulgierbaren Konzentraten,
versprühbaren Lösungen, Stäubemitteln oder Granulaten in den üblichen
Zubereitungen angewendet werden und können auf verschiedene Art
formuliert sein, je nachdem welche biologischen und/oder chemisch
physikalischen Parameter vorgegeben sind. Als Formulierungsmöglichkeiten
kommen beispielsweise in Frage: Spritzpulver (WP), wasserlösliche Pulver
(SP), wasserlösliche Konzentrate, emulgierbare Konzentrate (EC), Emulsionen
(EW), wie Öl-in-Wasser- und Wasser-in-Öl-Emulsionen, versprühbare
Lösungen, Suspensionskonzentrate (SC), Dispersionen auf Öl- oder
Wasserbasis, ölmischbare Lösungen, Kapselsuspensionen (CS), Stäubemittel
(DP), Beizmittel, Granulate für die Streu- und Bodenapplikation, Granulate (GR)
in Form von Mikro-, Sprüh-, Aufzugs- und Adsorptionsgranulaten,
wasserdispergierbare Granulate (WG), wasserlösliche Granulate (SG), ULV-
Formulierungen, Mikrokapseln und Wachse.
Diese einzelnen Formulierungstypen sind im Prinzip bekannt und werden
beispielsweise beschrieben in: Winnacker-Küchler, "Chemische Technologie",
Band 7, C. Hauser Verlag München, 4. Aufl. 1986, Wade von Valkenburg,
"Pesticide Formulations", Marcel Dekker, N.Y., 1973, K. Martens, "Spray
Drying" Handbook, 3rd Ed. 1979, G. Goodwin Ltd. London.
Auf der Basis dieser Formulierungen lassen sich auch Kombinationen mit
anderen pestizid wirksamen Stoffen, wie z. B. Insektiziden, Akariziden,
Fungiziden, Safenern, Düngemitteln und/oder Wachstumsregulatoren
applizieren, z. B. in Form einer Fertigformulierung oder als Tankmix.
Die agrochemischen Zubereitungen enthalten in der Regel 0,1 bis 99
Gew.-%, insbesondere 1 bis 95 Gew.-%, Wirkstoffe oder deren
Salze.
In Spritzpulvern beträgt die Wirkstoffkonzentration z. B. etwa 10 bis 90 Gew.-%,
der Rest zu 100 Gew.-% besteht aus üblichen Formulierungsbestandteilen.
Bei emulgierbaren Konzentraten kann die Wirkstoffkonzentration etwa 1 bis
90, vorzugsweise 5 bis 80 Gew.-% betragen. Staubförmige Formulierungen
enthalten 1 bis 30, vorzugsweise meistens 5 bis 20 Gew.-% an Wirkstoff,
versprühbare Lösungen etwa 0,05 bis 80, vorzugsweise 2 bis 50 Gew.-%
Wirkstoff. Bei wasserdispergierbaren Granulaten hängt der Wirkstoffgehalt
zum Teil davon ab, ob die wirksame Verbindung flüssig oder fest vorliegt und
welche Granulierhilfsmittel, Füllstoffe usw. verwendet werden. Bei den in
Wasser dispergierbaren Granulaten liegt der Gehalt an Wirkstoff beispielsweise
zwischen 1 und 95 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 10 und 80 Gew.-%.
Daneben enthalten die genannten Wirkstofformulierungen gegebenenfalls die
jeweils üblichen Haft-, Netz-, Dispergier-, Emulgier-, Penetrations-,
Konservierungs-, Frostschutz- und Lösungsmittel, Füll-, Träger- und Farbstoffe,
Entschäumer, Verdunstungshemmer und den pH-Wert und die Viskosität
beeinflussende Mittel.
In den erfindungsgemäßen Verfahren sind die herbiziden Kombinationspartner
der Gruppe B (B1 bis B9) mit den Sulfonylharnstoffen der Gruppe A (A1 bis
A18) in Mischungsformulierungen oder im Tank-Mix einsetzbar, beispielsweise
bekannte Wirkstoffe, wie sie z. B. in Weed Research 26, 441-445 (1986),
oder "The Pesticide Manual", 10th edition, The British Crop Protection
Council, 1997, Bracknell, England, und der dort zitierten Literatur beschrieben
sind. Die einzelnen, unter A4 bis A17 und B1 bis B9 aufgeführten
Verbindungen sind in der Regel mit dem "common name" nach der
International Organization for Standardization (ISO) bezeichnet.
Zur Anwendung werden die in handelsüblicher Form vorliegenden
Formulierungen gegebenenfalls in üblicher Weise verdünnt, z. B. bei
Spritzpulvern, emulgierbaren Konzentraten, Dispersionen und
wasserdispergierbaren Granulaten mittels Wasser, und anschließend auf die
Pflanzen, Pflanzenteile oder den landwirtschaftlich genutzten Boden, auf dem
die Pflanzen stehen oder in dem sie heranwachsen oder als Saat vorliegen,
appliziert. Staubförmige Zubereitungen, Boden- bzw. Streugranulate sowie
versprühbare Lösungen werden vor der Anwendung üblicherweise nicht mehr
mit weiteren inerten Stoffen verdünnt.
Mit den äußeren Bedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit, der Art des
verwendeten Herbizids, u. a. variiert die erforderliche Aufwandmenge der
herbiziden Verbindungen innerhalb weiter Grenzen, z. B. zwischen 0,001 und
10,0 kg/ha oder mehr Aktivsubstanz, vorzugsweise liegt sie jedoch zwischen
0,005 und 5 kg/ha.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die vorliegende Erfindung illustrieren und
stellen insofern keine Beschränkung dar.
Reife Zuckerrübensamen wurden nach erfolgter Desinfektion der
Samenoberfläche auf hormonfreiem Medium unter aseptischen Bedingungen
zum Keimen gebracht.
Das modifizierte Medium nach Murashige-Skoog (Medium), das für die
Experimente verwendet wurde, ist in Tabelle 1 wiedergeben. Vor dem
Autoklavieren wurde der pH-Wert des Mediums auf 5,8 eingestellt. Die Vitame
wurden vor dem Autoklavieren (120°C; 15 min) dem Medium zugegeben. Die
Phytohormonkonzentrationen wurden für die Kallusinitiation, Kallussubkultur
und Pflanzenregeneration wie im Text beschrieben variiert.
mg/L | |
MgSO4.7H2O | 370 |
CaCl2.2H2O | 440 |
KNO3 | 1900 |
(NH4)2SO4 | - |
NH4NO3 | 1650 |
KH2PO4 | 170 |
MnSO4 | 22,3 |
KJ | 0,86 |
CoCl2.6H2O | 0,025 |
ZnSO4.7HsO | 8,6 |
CuSO4.5H2O | 0,025 |
H3BO3 | 6,2 |
Na2MoO4.2H2O | 0,25 |
EDTA | 37,3 |
FeSO4.7H2O | 27,3 |
Thiamin.Hcl | 0,5 |
Nicotinsäure | 0,2 |
Cyanocobalamin | 0,1 |
Pyridoxin | 0,2 |
p-Aminobenzosäure | 0,05 |
Ca-Panthothenat | 0,1 |
Biotin | 0,1 |
Folsäure | 0,05 |
Nicotinsäure | 0,2 |
Cholin HCl | 0,1 |
Riboflavin | 0,05 |
Inosit | 100 |
Saccharose | 30 000 |
Agar | 7000 |
Naphtylessigsäure | 0,1 |
Benzylaminopurin | 1,0 |
Sobald die Keimblätter entfaltet waren, wurden sie abgetrennt und in 4-6 mm
lange Stücke geschnitten. Die Hypocotylabschnitte wurden ebenfalls in 4-6
mm große Stücke zerlegt. Die Explantate wurden auf MS-Medium mit einem
Gehalt von 0,05-0,5 mg Naphtylessigsäure pro Liter Medium bei 25±2°C im
12 h Licht/Dunkelrhythmus bei ca. 500-2000 lux kultiviert. Explantate einiger
Sämlinge bildeten unter diesen Bedingungen innerhalb von 2-3 Wochen
morphogenen Kallus, der sich auf dem jeweiligen Medium unter Beibehaltung
seiner Regenerationsfähigkeit über Monate subkultivieren ließ.
Es wurden Zellinien etabliert, die auf dem in Tabelle 1 beschriebenen Medium
länger als ein Jahr unter Beibehaltung der Regenerationsfähigkeit wachsen
können.
Morphogene Zuckerrübenkallusstücke werden in Medium mit 0,1 bis 1%
Ethylmethansulfonat 10 bis 120 min. inkubiert, 3 × gewaschen und in dem
Medium kultiviert. Die überlebenden morphogenen Kallussegmente werden
nach 2 bis 4 Wochen auf frischen Medium subkultiviert. Nach weiteren 2 bis 4
Wochen können die Kalli für Selektionsexperimente herangezogen werden.
Es wird zunächst ermittelt bei welcher Herbizidkonzentration im Medium 95
bis 99% der Kalli sterben.
Es werden jeweils 1000 Kalli auf die herbizidhaltigen (LD98) Agar-Medien
(0,8% Agar) transferiert und nach 6 bis 8 Wochen evaluiert. Die Petrischalen
werden bei 12 h Beleuchtung pro Tag mit 1000 bis 2000 Lux und 25°C
inkubiert. In den Medien mit den Herbiziden bilden sich Kalli aus, die unter
Ausbildung von Sproßprimordien wachsen.
Durch wiederholte Subkultur der resistenten morphogenen Kalli können
Zellinien etabliert werden, die eine relativ hohe Herbizidkonzentrationen
tolerieren und noch zur Pflanzenregeneration befähigt sind.
Auf Regenerationsmedium (Medium ohne Naphtylessigsäure) differenzieren
sich aus den erhaltenen embryogenen herbizidverträglichen Kalli innerhalb von
1-2 Subkulturperioden (1-2 Monate) Sproße aus, die auf hormonfreiem
Medium (d. h. ohne Naphtylessigsäure und Benzylaminopurin) während der
folgenden 1-3 Subkulturen bewurzeln. Sobald sich genügend Wurzeln gebildet
haben, werden die Pflanzen in ein anorganisches Substrat (z. B. Vermiculit,
Perlit) überführt, nachdem die Agarreste möglichst vollständig aus den
Wurzeln entfernt wurden. Während der ersten 3-6 Tage werden die Pflanzen
bei 90 bis 100% relativer Luftfeuchte kultiviert. Danach können die Pflanzen
entweder in der Klimakammer oder im Gewächshaus weiterkultiviert werden.
Bis zur Ausbildung von weiteren 2 bis 4 Blättern, werden die Regenerate in
Hydrokultur gehalten. Danach können die Zuckerrübenmutanten in Erde
verpflanzt werden.
Im 4. und 5. Blattstadium werden die Pflanzen mit Herbizidlösungen in
praxisüblichen Aufwandmengen besprüht. Die Herbizide werden als 0,1 bis
1%ige wäßrige Lösungen appliziert. Die behandelten Pflanzen werden nach
14 bis 28 Tagen visuell bonitiert. Der Test auf Herbizidresistenz wird unter
Bedingungen durchgeführt, die bei kommerziellen (Kontrollpflanzen) zu einer
schweren Schädigung (Schädigungsgrad <80%) führen.
Die Regeneratpflanzen zeigen eine gut ausgeprägte Toleranz gegenüber den
applizierten Sulfonylharnstoffen, d. h. eine vergleichsweise geringe
Schädigung.
Verschiedene Linien der Regeneratpflanzen werden in Töpfen im Gewächshaus
oder im Feld in Kleinparzellen ausgesät und bis zum Stadium von 2-4 Blättern
angezogen. Gleichzeitig werden einige Unkräuter bzw. Ungräser ausgesät bzw.
durch natürliches Keimen und Auflaufen werden in den Feldparzellen
verschiedene Unkrautsituationen (bezüglich Unkräuter und Blattstadien)
erreicht.
Nach Behandlung mit den Sulfonylharnstoffen der Gruppe A und ggf. in
Kombination mit Herbiziden der Gruppe B werden im weiteren Verlauf des
Wachstums in Zeitabständen von 3-6 Wochen Bonituren der herbiziden
Effektivität vorgenommen, um die Selektivität der verschiedenen Wirkstoffe
und ihre herbizide Wirksamkeit zu beurteilen.
Die Ergebnisse dieser Versuche zeigen, daß die Herbizide bzw.
Herbizidkombinationen an den erfindungsgemäßen Zuckerrübenmutanten
besonders gut verträglich sind, aber gleichzeitig hervorragende herbizide
Wirksamkeit gegen unerwünschte breitblättrige und grasartige Unkräuter
aufweisen und somit eine selektive Unkrautbekämpfung in den
erfindungsgemäßen Zuckerrübenkulturen ermöglicht wird.
Claims (8)
1. Sulfonylharnstoff-tolerante Zuckerrübenmutante, deren Saat- oder
Vermehrungsgut oder deren Zellen, dadurch gekennzeichnet, daß sie tolerant
sind gegenüber einem oder mehreren Sulfonylharnstoffen ausgewählt aus der
Gruppe A bestehend aus
- 1. Verbindungen der Formel (I) oder deren Salze,
worin
Q Sauerstoff, Schwefel oder -N(R4)-,
Y CH oder N,
R Wasserstoff, (C1-C12)-Alkyl; (C2-C10)-Alkenyl; (C2-C10)-Alkinyl; (C1-C6)-Alkyl, das ein- bis vierfach durch Reste aus der Gruppe Halogen, (C1-C4)-Alkoxy, (C1 -C4)-Thioalkyl, CN, (C2-C5)-Alkoxycarbonyl und (C2-C6)-Alkenyl substituiert ist; oder (C3-C8)-Cycloalkyl, das unsubstituiert oder durch Reste aus der Gruppe (C1-C4)-Alkyl, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Alkylthio und Halogen substituiert ist; (C5 C8)-Cycloalkenyl; Phenyl-(C1-C4)-alkyl, das im Phenylrest unsubstituiert oder durch einen oder mehrere Reste aus der Gruppe Halogen, (C1-C4)-Alkyl, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Haloalkyl, (C1-C4)- Thioalkyl, (C2-C5)-Alkoxycarbonyl, (C2-C5)-Alkylcarbonyloxy, Carbonamid, (C2-C5)-Alkylcarbonylamino, (C2-C5)-Alkylaminocarbonyl, Di-[(C1-C4)-alkyl]- carbonyl und Nitro substituiert ist; oder einen Rest der Formeln A-1 bis A-10
worin
X O, S, S(O) oder SO2;
R1 Wasserstoff oder (C1-C3)-Alkyl;
R2 Wasserstoff, Halogen, (C1-C3)-Alkyl oder (C1-C3)-Alkoxy, wobei die beiden letztgenannten Reste unsubstituiert oder durch ein- oder mehrfach durch Halogen oder (C1-C3)-Alkoxy substituiert sind;
R3 Wasserstoff, Halogen, (C1-C3)-Alkyl, (C1-C3)-Alkoxy oder (C1-C3)-Alkylthio, wobei die vorgenannten alkylhaltigen Reste unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen oder ein- oder zweifach durch (C1-C3)-Alkoxy oder (C1-C3)-Alkylthio substituiert sind; oder einen Rest der Formel NR5R6, (C3- C6)-Cycloalkyl, (C2-C4)-Alkenyl, (C2-C4)-Alkinyl, (C3-C4)-Alkenyloxy oder (C3- C4)-Alkinyloxy,
R4 Wasserstoff, (C1-C4)-Alkyl oder (C1-C4)-Alkoxy und
R5 und R6 unabhängig voneinander Wasserstoff, (C1-C4)-Alkyl, (C3-C4)-Alkenyl, (C1-C4)-Haloalkyl oder (C1-C4)-Alkoxy bedeuten; - 2. Verbindungen der Formel II oder deren Salze,
worin
R1 CO-Q-R8
R2, R3 unabhängig voneinander H oder (C1-C4)Alkyl,
R4 H, (C1-C4)Alkyl, Hydroxy oder (C1-C4)Alkoxy,
R5 (C1-C4)Alkylsulfonyl, CHO, [(C1-C4)Alkyl]-carbonyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome substituiert ist, [(C1- C4)Alkoxy]-oxalyl, [(C3-C6)Cycloalkyl]-carbony) oder eine Gruppe der Formel
bedeuten, wobei
W ein Sauerstoff- oder Schwefelatom (d. h. O oder S), T O oder S,
R9 H, (C1-C4)Alkyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome oder durch (C1-C4)Alkoxy, (C1-C4)Alkylthio, [(C1-C4)Alkoxy]-carbonyl und [(C1-C4)Alkyl]-carbonyl substituiert ist,
R10, R11 unabhängig voneinander H, (C1-C4)Alkyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome substituiert ist, oder (C3-C4)-Alkenyl oder (C3-C4)Alkinyl, wobei mindestens einer der Reste R10 und R11 von Wasserstoff verschieden ist,
die Reste R12 gemeinsam mit dem N-Atom einen heterocyclischen Ring mit 5 oder 6 Ringgliedern, der ein weiteres Heteroatom aus der Gruppe N, O und S in den verschiedenen Oxidationsstufen enthalten kann und unsubstituiert oder durch (C1-C4)Alkyl oder die Oxogruppe substituiert ist, und
Q O, S oder -NR13-,
R6 H, (C1-C3)Alkyl, (C1-C3)Alkoxy, Halogen,
R8 unabhängig voneinander (C1-C4)Alkyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome substituiert ist, oder (C3-C4)-Alkenyl oder (C3-C4)Alkinyl,
A einen Rest der Formel
worin
Z CH oder N und
einer der Reste X und Y Halogen, (C1-C2)Alkyl, (C1-C2)Alkoxy, OCF2H, CF3 oder OCH2CF3 und der andere der Reste X und Y (C1-C2)Alkyl, (C1-C2)Alkoxy oder (C1-C2)Haloalkoxy bedeuten,
R7 H oder CH3,
R13 H, (C1-C4)Alkyl, das unsubstituiert oder durch ein oder mehrere Halogenatome substituiert ist, oder (C3-C4)-Alkenyl oder (C3-C4)Alkinyl bedeuten; - 3. Verbindungen der Formel III, deren N-Oxide oder anorganischen oder
organischen Salze,
worin
R1 H, Halogen, (C1-C4)-Alkyl, das unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen substituiert ist, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Alkylthio;
R2 H oder Methyl;
R3 Methyl oder Methoxy;
A -N-(R4)R5;
R4 H, (C1-C6)-Alkyl, das unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen, (C1-C6-)-Alkoxy, (C3-C6)-Alkenyloxy, (C3-C6)-Alkinyloxy oder (C1-C6)- Alkylthio substituiert ist;
R5 H, (C1-C6)-Alkyl, das unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen, (C1-C6)-Alkoxy, (C3-C6)-Alkenyloxy, (C3-C6)-Alkinyloxy oder (C1-C6)-Alklythio substituiert ist, oder C(O)R6;
R6 H, (C1-C6)-Alkyl oder (C3-C6)-Cycloalkyl, die unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen oder (C1-C4)-Alkoxy substituiert sind, (C2-C6)- Alkenyl, das unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen substituiert ist, (C2-C6)-Alkinyl, Phenyl, Benzyl oder Naphthyl, die unsubstituiert oder ein- oder mehrfach durch Halogen, (C1-C4)-Alkyl, (C1-C4)-Haloalkyl, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Haloalkoxy, (C3-C6)-Alkenyloxy, (C3-C6)-Alkinyloxy, Nitro, Cyano, COOR8, NR10R11, C(O)NR12R13, X1R15, SO2NR16R17 oder durch X2R18 substituiert sind oder OR7;
R7 (C1-C6)-Alkyl, das unsubstituiert oder durch (C1-C4)-Alkoxy, (C3-C6)- Cycloalkyl, Cyano, COOR19, oder CONR26R27 substituiert ist, (C1-C6)- Haloalkyl, (C3-C6)-Alkenyl, (C3-C6)-Haloalkenyl, (C3-C6)-Alkinyl, (C3-C6)- Haloalkinyl, Oxetan-3-yl, oder (C4-C6)-Cycloalkyl, das unsubstituiert oder teilweise durch Halogen, (C1-C4)-Alkyl oder (C1-C4)-Alkoxy substituiert ist oder Phenyl, Benzyl oder Naphthyl, das unsubstituiert oder jeweils durch (C1-C4)-Alkyl, (C1-C4)-Haloalkyl, (C1-C4)-Alkoxy, (C1-C4)-Haloalkoxy, (C1-C4)- Alkylthio, (C1-C4)-Haloalkylthio, (C1-C4)-Alkylsulfonyl, (C1-C4)-Alkylsulfinyl, Nitro, Cyano, COOR22, NR20R21, CONR23R24 oder durch SO2NR25R9 substituiert ist;
oder (C1-C6)-Alkyl, X3R29 oder X4R30;
R8 H, (C1-C6)-Alkyl, (C3-C6)-Alkenyl, (C3-C6)-Alkinyl oder Oxetan-3-yl;
R9, R10, R11, R12, R16, R17, R20, R21, R23, R24, R25, R25 und R27 jeweils unabhängig voneinander H, (C1-C4)-Alkyl, (C3-C6)-Alkenyl oder (C3-C6)-Alkinyl; oder
R10 und R20 jeweils unabhängig voneinander die Gruppen -C(O)-X5-(C1-C4)-Alkyl oder -C(O)-(C1-C4)-Alkyl, die teilweise durch Halogen substituiert sein können; oder
R10 und R11 oder R12 und R13 oder R16 und R17 oder R20 und R21 oder R23 und R24 oder R25 und R9 oder R26 und R27 gemeinsam eine (C4-C5)-Alkylen-Kette bilden, die teilweise durch Sauerstoff oder NR14 unterbrochen sein kann, worin
R14 H, (C1-C4)-Alkyl, (C3-C6)-Alkenyl oder (C3-C6)-Alkinyl;
R15 und R29 jeweils unabhängig voneinander (C1-C4)-Alkyl oder (C1-C4)Haloalkyl;
R18 und R30 jeweils unabhängig voneinander durch COOR28 substituiertes (C1-C4)- Alkyl;
R19, R22 und R28 jeweils unabhängig voneinander H oder (C1-C4)-Alkyl,
X1 und X3 jeweils unabhängig voneinander S, SO oder SO2;
X2 und X4 jeweils unabhängig voneinander O oder S;
X5 O oder NR14 bedeuten; - 4. A4) Amidosulfuron;
- 5. A5) Ethoxysulfuron;
- 6. A6) Triasulfuron;
- 7. A7) Metsulfuron;
- 8. A8) Tribenuron;
- 9. A9) Flupyrsulfuron;
- 10. A10) Nicosulfuron;
- 11. A11) Rimsulfuron;
- 12. A12) Primisulfuron;
- 13. A13) Prosulfuron;
- 14. A14) Sulfosulfuron;
- 15. A15) Oxasulfuron;
- 16. A16) Ethametsulfuron;
- 17. A17) Imazosulfuron und
- 18. A18) Verbindungen der Formel V:
Formel V:
2. Zuckerrübenmutanten, deren Saat- oder Vermehrungsgut oder deren
Zellen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie durch ein oder
mehrere Sulfonylharnstoffe ausgewählt aus der Gruppe A wie in Anspruch 1
definiert in ihrem Wachstum gefördert werden.
3. Verfahren zur Herstellung von Sulfonylharnstoff-toleranten
Zuckerrübenmutanten gemäß Anspruch 1 oder 2 durch Kultivierung auf einem
Sulfonylharnstoff-haltigen Nährmedium, dadurch gekennzeichnet, daß
- a) Kallus- oder Zellsuspensionskulturen unter Beibehaltung ihrer embryogenen und morphogenen Kompetenz selektioniert werden,
- b) die unter a) erhaltenen Kulturen auf einem Sulfonylharnstoff-haltigen Nährmedium kultiviert und selektioniert werden und
- c) aus den unter b) erhaltenen Kulturen intakte Pflanzen regeneriert werden.
4. Verwendung von Zuckerrübenmutanten erhältlich nach einem Verfahren
gemäß Anspruch 3 in der Landwirtschaft, als Futtermittel oder; für die
Lebensmittelindustrie, insbesondere zur Zuckergewinnung.
5. Verfahren zur Kontrolle von unerwünschtem Pflanzenwuchs in Kulturen
von Sulfonylharnstoff-toleranten Zuckerrübenmutanten gemäß einem oder
mehreren der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf die
Pflanzen, deren Saat- oder Vermehrungsgut oder deren Anbaufläche ein oder
mehrere Sulfonylharnstoffe ausgewählt aus der Gruppe A wie in Anspruch 1
definiert oder diese enthaltende herbizide Mittel appliziert werden.
6. Verfahren zur Kontrolle von unerwünschtem Pflanzenwuchs gemäß
Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Pflanzen, deren Saat- oder
Vermehrungsgut oder deren Anbaufläche zeitgleich oder nachfolgend ein oder
mehrere Herbizide ausgewählt aus der Gruppe B bestehend aus
- 1. Herbiziden aus der Klasse der Imidazolinone, vorzugsweise Imazethapyr, Imazamethapyr, Imazapyr, Imazaquin, Imazamox;
- 2. Herbiziden aus der Klasse der Inhibitoren des photosynthetischen Elektronentransports, vorzugsweise der Biscarbamate, besonders bevorzugt Phenmedipham, Desmedipham;
- 3. einem Herbizid aus der Klasse der PPO-Hemmer, z. B. der Diphenyle oder
der Azole, Azifluorfen, Oxyfluorfen, Pyraflufen, Carfentrazone, Lactofen,
Nitrofen, Oxadiargyl, Fluoroglycofen, Sulfentrazone oder auch ein CF3-Uracil
der Formel IV:
- 4. einem Herbizid aus der Klasse der Hydroxyphenylpyruvat-Dioxygenase (HPPDO)-Inhibitoren, z. B. der Triketone, vorzugsweise Isoxaflutole, Isoxachlorzole oder Sulcotrione;
- 5. einem Herbizid aus der Klasse der herbizid wirksamen, gegebenenfalls synthetischen Auxine oder deren Transporthemmer, vorzugsweise Quinmerac, Clopyralid, Diflufenzopyr;
- 6. einem Herbizid aus der Klasse der Lipid- oder der Fettsäure-Synthese- Inhibitoren, vorzugsweise der Aryloxyphenoxycarbonsäuren oder der Cyclohexandionoxime, besonders bevorzugt Fenoxaprop, Haloxyfop, Fluazifop, Quizalofop, Clodinafop, Propaquizafop, Clethodim, Sethoxidim, Tepraloxydim Butroxidim, Cycloxidim oder Prosulfocarb;
- 7. einem Herbizid aus der Klasse der Glutamin-Synthetase-Inhibitoren, vorzugsweise Phosphinoaminosäuren, besonders bevorzugt Glufosinate;
- 8. einem Herbizid aus der Klasse der 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat- Synthase-Inhibitoren, vorzugsweise glyphosate;
- 9. einem Herbizid aus der Klasse der Benzofuranylalkansulfonate, vorzugsweise Ethofumesate oder diese Verbindungen enthaltende herbizide Mittel appliziert werden.
7. Verwendung von einem oder mehreren Sulfonylharnstoffen ausgewählt
aus der Gruppe A wie in Anspruch 1 definiert oder diese enthaltende herbizide
Mittel auf Anbauflächen von Zuckerrübenkulturen gemäß Anspruch 1 oder 2
zur Schadpflanzenkontrolle.
8. Verwendung gemäß Anspruch 7, von einem oder mehreren
Sulfonylharnstoffen ausgewählt aus der Gruppe A wie in Anspruch 1 definiert,
in Kombination mit einem oder mehreren Herbiziden ausgewählt aus der
Gruppe B wie in Anspruch 6 definiert oder diese enthaltende herbizide Mittel.
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