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Fallschirmanordnung Die Erfindung betrifft eine Fallschirmanordnung
aus zwei oder mehr in Reihe aneinander angeschlossenen Fallschirmen, deren Entfaltung
durch den je-
weils vorhergehenden, als Zugschirm wirkenden Fallschirrn in
der dadurch gegebenen Reihenfolge erfolgt, wobei der erste Fallschirm als Steuerfallschirrn
zwangsweise mittels einer Schleudervorrichtung in die Luft geschleudert wird und
dadurch das Ausziehen der folgenden Fallschirme einleitet.
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Bei einer der bekannten, aus drei Fallschirmen gebildeten Fallschirmanordnung
ergibt sich die Schwierigkeit, daß beim Auslösen der Fallschirme der Steuerfallschirrn
sich bei hohen Geschwindigkeiten explosionsartig öffnet und hierbei seine Krone
zerstört wird, so daß er seine Funktion, die darin besteht, den nächsten Fallschirm
auszulösen, nicht mehr erfüllen kann.
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Man hat deshalb auch schon vorgeschlagen, innerhalb der Fallschirmanordnung
eine Entlastungsleine vorzusehen. Gemäß einer der bekannten Ausführungsformen, die
diesen Gedanken verwirklichen, ist die Entlastungsleine an den Aufhängeleinen angeschlossen,
die den Menschen tragen, wobei ferner die Leinen der Hilfsfallschirme an die Aufhängeleine
angeschlossen sind. Dieses Anordnung hat den Nachteil, daß jedesmal beim Entfalten
eines der Fallschirme ein erheblicher Ruck auf den Menschen durch den betreffenden
Fallschirm ausgeübt wird, da dieser direkt mit der Entlastungsleine verbunden ist.
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Diese Nachteile und Schwierigkeiten der bekannten Anordnungen vergrößern
sich naturgemäß dann, wenn die Entfaltung einer Reihe von Fallschirmen in vorgegebener
Reihenfolge vor sich gehen soll, wie dies vom Gesichtspunkt einer allmählichen Abbremsung
der Fallgeschwindigkeit des Fallschirmbenutzers erforderlich ist. Insbesondere muß
sich die Fallschinnanordnung sobald als möglich öffnen, was besonders wichtig ist,
falls der Fallschirm in der Nähe des Bodens zur Entfaltung gebracht wird und wenn
die Fallschinnreihe einen Fallschirm enthält, der entweder eine menschliche oder
eine sehr empfindliche Last trägt. Darüber hinaus muß aber gleichzeitig verhindert
werden, daß ein explosionsartiges Öffnen des Fallschirmes die Gefahr heraufbeschwört,
daß einer oder mehrere der Fallschirme brechen.
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Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Schleudervorrichtung
mit der Krone des Steuerfallschirmes verbindende Zugleine mit ihrem an die Krone
angeschlossenen Ende, mit einer undehnbaren Leine verbunden ist, die an den freien
Enden der Tragleinen des Steuerfallschirmes befestigt ist und damit nüt der Zugleine
des folgenden Fallschirmes in Verbindung steht, und daß die Antistreckleine in ihrer
Länge so bemessen ist, daß der Hilfsfallschirm sich während des öffnens nicht längt.
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Die Antistreckleine gibt die Gewähr dafür, daß der Steuerfallschirm
sich so schnell wie nur denkbar entfaltet und sich nicht während dieser Zeit streckt
oder längt, d. h. nachdem er seinen größten Entfaltungsumfang erreicht hat,
sich nicht wieder darunter zusammenzieht, um dann schließlich endgültig auf den
größten Entfaltungsumfang zu gelangen. Die Antistreckleine schafft also einen Zustand
im Steuerfallschirm, der entgegengesetzt zu dem ist, der in den anschließenden Fallschirmen
einer Reihe von Fallschirmen vorhanden ist, nämlich die im wesentlichen plötzliche,
nicht ausgezogene Entfaltung des Steuerfallschirmes auf der einen Seite und die
vorübergehende Verzögerung als Resultat der anfänglichen Streckung der vollen Entfaltung
der anderen, nachfolgenden Fallschirme.
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Die Fallschinnanordnung gemäß der Erfindung läßt sich in weiterer
Ausbildung dadurch verbessern, daß die die in an sich bekannter Weise in der Krone
des Steuerfallschirmes vorgesehene öffnung überbrückende Querleine an die Zugleine
und undehnbare Leine angeschlossen sind.
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Die Einzelheiten und weiteren Merkmale der Erfindung ergeben sich
aus der Beschreibung eines
Ausführungsbeispieles, das in den Zeichnungen
näher dargestellt ist. Die Zeichnung zeigt in Fig. 1 eine perspektivische
Ansicht zur Darstellung des Erfindungsgegenstandes bei einem Fallschirmsystem, wie
es insbesondere für Schleudersitze gemäß dem deutschen Patent 1004
050 Verwendung findet, Fig. 2 eine perspektivische Ansicht des oberen Endes
eines Flugzeugschleudersitzes und Fig. 3 eine schematische Darstellung zur
Veranschaulichung der beschriebenen Stufen beim Ausschleudern eines Schleudersitzes
aus einem Flugzeug mit der anschließenden Entfaltung der einzelnen Fallschirme.
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In den Zeichnungen und insbesondere in Fig. 3
erkennt man, daß
das dort dargestellte Fallschirmsystem aus drei Fallschirmen zusammengesetzt ist,
die in Reihe hintereinander verbunden sind. Bei diesen Fallschirmen handelt es sich
um einen Personenfallschirin 1, einen Hilfsfallschirm 2 und einen Steuerfallschirm
3. Die Fallschirmleinen 4 des Steuerfallschirmes 3 sind an den unteren
oder verbundenen Enden 5 mit einem Ende einer Zugleine 6
verbunden,
die an der Krone des Hilfsfallschirmes 2 festgemacht ist. Die verbundenen Enden
der Fallschirmleinen 7 dieses Hilfsfallschirmes 2 sind über eine Zugleine
8 mit der Krone des Personenfallschinnes 1 verbunden.
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Die Krone des Steuerfallschirmes 3 ist an ein Ende einer Zugleine
9 angeschlossen, deren anderes Ende an einem Entfaltungsglied 10 in
Form eines Geschosses angeschlossen ist, welches normalerweise in einer Hilfskanone
11 bekannter Ausführungsform sitzt, die an der Seite des Schleudersitzes
12 angeordnet ist. Im Normalzustand sitzt der Fallschirm 1 im Fallschirmpak
13 des Fliegers, während der Hilfsfallschirin 2 in einen Behälter 14 am oberen
Ende des Schleudersitzes untergebracht ist. Die Zugleine 8 verbindet den
Hilfsfallschirrn mit dem Personenfallschirm und ist zwischen ihren Enden mit einem
Bügel 15 versehen, der durch einen Schenkel 16 an dem Oberteil des
Sitzes gehalten wird, bis er sich im geeigneten Augenblick nach dem Auswerfen des
Sitzes aus dem Flugzeug automatisch löst.
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Der Steuerfallschirin 3 sitzt anfänglich ebenfalls in dem Behälter
14 und ist der erste der Fallschirme, der entfaltet wird.
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Die undehnbare Leine 17 sitzt zwischen dem Ende der Zugleine,
9, das mit der Krone des Regelfallschirmes 3 verbunden ist, und den
verbundenen unteren Enden 5 der Fallschirmleinen 4 des Fallschirmes
3. Die undehnbare Leine hat eine solche Länge und Zugfestigkeit, daß sie
eine volle Entfaltung des Steuerfallschirmes 3 erlaubte aber eine wesentliche
Längung desselben verhindert. Diese Leine dient dazu, auf die verbundenen Enden
der Fallschirmleinen des Steuerfallschirmes oder auf die weitere Leine
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oder den Teil oder die Schlaufe 21, die an diesen Enden sitzt, die Spannung
zu übertragen, die durch das Entfaltungsglied 10 auf die Zugleine des Steuerfallschinnes
ausgeübt wird, und um die Haube des Steuerfallschirmes von dieser Spannung frei
zu machen.
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Die Zugleine 9 und die undehnbare Leine 17 sind zu einer
einzigen Leine kombiniert, die aus einem Stück, vorzugsweise aus verwebten oder
verflochteneu Strängen eines geringes Gewicht aufweisenden hoch zugfesten Materials,
beispielsweise Polyamid, Polyuretan od. dgl., hergestellt ist. Gegebenenfalls kann
die kombinierte Zugleine auch aus anderen geeigneten biegsamen Strängen mit dem
erforderlichen niedrigen Gewicht und der notwendigen hohen Zugfestigkeit bestehen.
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Die undehnbare Leine 17 und die Zugleine 9 sind an dem
Steuerfallschirm 3 so angebracht, daß sie durch die Querleinen
18 hindurchlaufen, welche die übliche Öffnung 19 im Oberteil der Haube
des Regelfallschirmes 3 überbrücken, und verlaufen von dort durch eine Schlaufe
20 an der Verbindung der Zugleine und der undehnbaren Leine 17.
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Das von der Zugleine 9 abgewandte Ende der undehnbaren Leine
17 ist -mit seinen Strängen um die Grundschlaufe 21 an den verbundenen Enden
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der Fallschirmleinen 4 des Steuerfallschirmes gewikkelt und dort fest verbunden.
Infolgedessen kann sich die undehnbare Leine 17 nicht in Längsrichtung unabhängig
von der Schlaufe oder den verbundenen Enden der Fallschirmleinen 4 des Steuerfallschirrnes
bewegen.
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Obwohl die den Hilfsfallschirrn 2 mit dem Personenfallschinn
1 verbindende Zugleine 8 oben im Zusammenhang damit erwähnt wurde,
als sei sie ein kontinuierliches Leinenstück, stellt man sie im allgemeinen aus
zwei Teilen her. Der eine Teil erstreckt sich vom Hilfsfallschirin zum Bügel
15 und ein weiterer Teil vom Bügel zur Krone des Personenfallschirmes
11.
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Wenn der Flieger entsprechende Maßnahmen in bekannter Weise trifft,
um den Sitz 12 aus dem Flugzeug auszuschleudern, und nachdem der Sitz das Fahrzeug
verlassen hat, wird die Hilfskanone 11 in bekannter Weise automatisch gezündet
und das Entfaltungsglied 10 zwangläufig in den den Schleudersitz umgebenden
Luftstrom ausgeschleudert. Beim Ausschleudern des Gliedes 10 wird automatisch
der Steuerfallschirm 13 aus seinem Behälter herausgezogen. Wegen der undehnbaren
Leine 17 wird jedoch der Steuerfallschirm nicht gelängt, sondern entfaltet
sich schnellstens, so daß er ohne Verzögerung wirksam wird und über die weitere
Zugleine 6 das entsprechend geregelte Abziehen des nachfolgenden Hilfsfallschirmes
2 einleitet. Die volle Entfaltung dieses Fallschirmes wird zuerst vorübergehend
verzögert, so daß ein explosionsartiges öffnen und ein Brechen infolge der Längung
des Fallschirmes als Resultat der Wirkung der Zugleine 6 auf dessen Krone
verhindert wird. Nach dieser vorübergehenden Verzögerung entfaltet sich der Hilfsfallschirm
2 vollständig und lenkt den Schleudersitz 12 in Flugrichtung oder in Richtung der
Luftströmung, wie es schematisch die Fig. 3 andeutet, bevor das automatische
Lösen der Zugleine 8 von dem Bügel 16
erfolgt und damit das Ausziehen
des Personenfallschinnes mit Hilfe des Hilfsfallschirmes 2 möglich wird.
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Man erkennt leicht, daß durch die Anordnung der undchnbaren Leine
17 in den Steuerfallschinn dieser sich sehr rasch ohne Längung entfalten
kann und daß die durch das Entfaltungsglied 10 auf die Zugleine
8 aufgebrachte Spannung unmittelbar auf die Krone des Hilfsfallschirmes 2
durch die undehnbare Leine 17 und die Zugleine 6 ohne Längung des
SteuerfaRschinnes übertragen wird.
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Die undehnbare Leine 17 soll also einen Zustand im Steuerfallschinn
hervorrufen, der entgegengesetzt zu dem ist, der in den anschließenden Fallschirmen
2
und 1 einer Reihe von FaUschirmen vorhanden ist, nän-Aich
die im wesentlichen plötzliche, nicht auseinandergezogene Entfaltung des Steuerfallschirmes
auf der einen Seite, und die vorübergehende Verzögerung (als Resultat der anfänglichen
Streckung) der vollen Entfaltung der anderen, nachfolgenden Fallschirme.
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Obwohl die Erfindung im vorhergehenden insbesondere unter Bezugnahme
auf einen Schleudersitz für mit hoher Geschwindigkeit fliegende Flugzeuge beschrieben
wurde, ist es selbstverständlich, daß sie auch auf das Ausschleudern von Flugzeugkabinen
oder anderen Teilen eines Flugzeuges, beispielsweise auf das Auslösen von Aufzeichnungs-
oder anderen Instrumenten oder wissenschaftlichen Geräten aus Raketen oder anderen
ballistischen Geschossen, Verwendung finden kann, grundsätzlich also für Gegenstände
oder Körper, die sicher in gesteuerter Weise auf die Erde zurückkehren sollen.