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Verfahren zur Gewinnung von Vitaminen der Bj2-Gruppe durch Elution
von diese Stoffe enthaltenden Montmorillonit -Adsorbaten Zusatz zum Patent 929 987
Gegenstand des Hauptpatentes 929 987 ist ein Verfahren zur Gewinnung von Vitaminen
der Bt2-Gruppe durch Elution von Montmorillonit-Adsorbaten unter Verwendung eines
wäßrigen Elutionsmittels, das Sulfitionen, Thiosemicarbazid oder Thioglycolsäure
enthält, wobei durch Puffersubstanzen ein pH-Wert von 7 bis 9 eingestellt wird.
In ähnlicher Weise wird die Elution beim Patent 933 052 vorgenommen, wobei aber
ein wäßriges Elutionsmittel verwendet wird, das ein Anion einer stickstoflihalltigen
Säure, wie z. 13.
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Cyanid-, Rhodanid- oder Nitrit-Ionlen, enthält. Auch in diesem Fall
wird die Elution in Gegenwart von Puffersubstanzen durchgeführt. Die Voraussetzung
für eine erfolgreiche Elution von Montmorillonft-Adsorbaten der Vitamine der Bt2-Gruppe
ist in allen diesen Fällen, daß in zumindest schwach alkalischer Lösung und in Gegenwart
von Puffersalzen gearbeitet werden muß. Dies hat den Nachteil, daß die Eluate durch
Salze verunreinigt werden und daß die Beseitigung des Adsorptionsmittels durch Filtrieren
oder Zentrifugieren außerordentlich schwierig ist, da Montmorillonite in schwach
alkalischem Milieu bekanntlich schleimige Konsistenz annehmen.
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Die den bisher bekanntgewordenen Methoden zur Elution von Vitamin
BX2-haltigen Montmorillonit-Adsorbaten anhaftenden Nachteile können erfindungsgemäß
vermieden und überwunden werden, wenn man solche Adsorbate mit Gemischen aus Wasser
und einer phenolischen Substanz eluiert. Die eluierende Wirkung von z. B. Phenol-Wasser-Gemischen
ist weitaus stärker als die der bisher bekanntgewordenen Elutionsmittel.
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Aus der deutschen Patentschrift 876 443 ist bekannt, daß man Bt2-Kohle-Adsorbate
mit wäßrigem Phenol eluieren kann. Dabei handelt es sich aber um ein andersartiges
Adsorptionsmittel, und es war keineswegs zu erwarten, daß sich das genannte Elutionsmittel
auch zur Elution von Bt2-Montmorillonit-Adsorbaten eignen würde. Dies ist schon
daraus ersichtlich, daß Elutionsmittel, die zur Elution von B12-Kohle-Adsorbaten
brauchbar sind, z. B. wäßrige Alkohole, bei der Elution von Bl-Montmorillonit-Adsorbaten
völlig versagten. Umgekehrt sind jene Elutionsmittel, die zur Elution von B l2-Montmorillonit-Adsorbaten
benutzt werden, wie wäßrige, schwach alkalische Lösungen, die Cyanid- oder Sulfit-Ionen
usw. enthalten, zur Elution von BI2-Kohle-Adsorbaten völlig ungeeignet. Auf Grund
dieses Verhaltens hätte man erwarten müssen, daß wäßrige Phenollösungen zur Elution
von Bt2-Montmorillonit-Adsorbaten unbrauchbar sind.
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Es ist daher überraschend, daß wäßrige Phenollösungen zur Elution
von B2-Montmorillonit-Adsorraten weitaus stärker wirksam sind als alle bisher bekanntgewordenen
Elutionsmittel für solche Adsorbate.
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Diles ist auch deshalb besonders bemerkenswert, da bisber noch kein
Elutionsmittel bekanntgeworden ist, mit dessen Hilfe Bi2-Montmorillonit-Adsorbate
in neutralem bis saurem p11-Gebiet eluiert werden könnten.
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Alle bisher angewendeten Elutionsmittel sind zumindest schwach alkalisch.
Außerdem kann das erfindungsgemäße Verfahren bei Zimmertemperatur durchgeführt werden,
während bei Verwendung der bis herigen Elutionsmittel die Temperatur erhöht werden
muß, um einen ausreichenden Effekt zu erzielen.
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Ferner wird zweckmäßigerweise in völlig salzfreiem, neutralem bis
schwach saurem Milieu gearbeitet. Gegenüber den bisher bekanntgewordenen Verfahren
ergeben sich somit folgende Vorteile: 1. Die Elution verläuft überraschend leicht
während weniger Minuten bereits bei Zimmertemperatur.
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2. Es kann keine eventuelle Zerstörung von Vitaminen der Bi2-Gruppe
durch Hydroxylionen stattfinden.
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3. Es werden keine Salze benötigt. Diese salzfreie Elution ist sehr
wertvoll und macht den Prozeß vor allem im Endstadium der Gewinnung von Vitaminen
der Bi2 Gruppe besonders mühelos, während in diesem Stadium das Einführen von Salzen
umständliche Reinigungsoperationen erfordert.
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4. Die Filtration des eluierten Montmorillonits geht beim erfindungsgemäßen
Verfahren sehr leicht vor sich, da hierbei in neutralem bis schwach saurem pE-Bereich
gearbeitet werden kann, wogegen in alkalischem Milieu, wie dies bei den bisherigen
Methoden üblich war, die Beseitigung des Montmorillonits infolge seiner schleimigen
Beschaffenheit äußerst mühsam ist.
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Das erflndungsgemäße Verfahren wird folgendermaßen durchgeführt:
Ein in iiblicher Weise hergestelltes Vitamin-Bi2-haltiges Montmorillonit-Adsorbat,
das entweder aus einer wäßrigen Lösung oder einer organisch-wäßrigen Lösung stammen
kann, wird mit Wasser zu einem dünnen Brei verrührt. Man setzt nun so viel z.B.
an Phenol oder einer wassergesättigten Phenollösung zu, daß die resultierende wäßrige
Lösung zumindest phenolgesättigt ist. Beim Rühren werden die am Montmorillonit adsorhierten
Vitamine der Bi2-Gruppe in wenigen Minuten quantitativ eluiert. Sie sammeln sich
in der phenolreichen Phase an, was sich durch Bildung von rotgefärbten Ö1-tröpfchen
kundtut. Durch nachfolgende Filtration und Waschen mit phenolhaltigem Wasser werden
die Vitamine der Bi2-Gruppe aus dem Adsorbens völlig beseitigt.
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Die mechanische Abtrennung der durch das Phenol-Wasser-Gemisch eluierten
Vitamine der 13,2-Gruppe von Montmorillonit kann auch so erfolgen, daß ein Kohlenwasserstoff,
wie z.B. o-Dichlorhenzol, zugesetzt wird, wonach die Vitamine der Bi2-Gruppe mit
der Phenol-Kohlenwasserstoff-Phase durch Filtration abgetrennt werden. Zur Erleichterung
der Filtration kann man sich erforderlichenfalls einer Filterhilfe, wie z. B. Kieselgur,
bedienen. Die Eluate werden in üblicher Weise weiterverarbeitet. Der Prozeß kann
völlig mühelos durchgeführt werden, da in Gegenwart von Phenolen Montmorillonit
gut filtrierbar ist.
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Zur Elution von Vitaminen der Bi2-Gruppe aus Montmorillonit-Adsorbaten
eignen sich erfindungsgemäß Phenol sowie substituierte Phenole, die eine nicht zu
geringe Wasserlöslichkeit besitzen, wie z. 13. p-Chlorphenol, o-Chlorphenol, o-Bromphenol
und Kresole.
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Die Elution der Vitamine der Bi2-Gruppe aus Montmorillonit-Adsorbaten
durch Phenol-Wasser-Gemische beruht zweifellos auf einer adsorptiven Verdrängung,
indem der gequollene Montmorillonit Phenole stark adsorbiert. Dieser Verdrängungseffekt
findet offenbar nur in Gegenwart von Wasser statt, da z.B. eine Elution der Vitamine
der Bi2-Gruppe aus trockenen Montmorillonit-Adsorbaten mit einem Gemisch aus 95
°/o Phenol und 5 ovo Wasser undurchführbar ist. Erst ein Gemisch aus 90°/o Phenol
und l00/o Wasser hat eine schwach eluierende Wirkung.
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Es findet auch praktisch keine Elution statt, wenn Phenol von vornherein
in Form einer Lösung in einem
Kohlenwasserstoff, z.B. in o-Dichlorbenzol, verwendet
wird.
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Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird durch die
nachfolgenden Beispiele näher erläutert: Beispiel 1 Zu 50g eines trockenen Bentonit-Adsorbates,
das 300mg Vitamine1, enthält, werden 200ml Wasser und 100 ml einer 800/oigen wäßrigen
Phenollösung zugefügt. Man rührt 20Minuten, filtriert dann und wäscht den Filterrückstand
mit etwa 800/oiger wäßriger Phenollösung. Die im Filtrat erscheinende rotgefärbte
Phenolphase, die nun das gesamte Vitamin Bi2 aus dem Bentonitadsorbat enthält, wird
in bekannter Weise weiterverarbeitet.
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Beispiel 2 Zu 50g eines trockenen Bentonit-Adsorbates, das 250 mg
Vibamin-Bi2-Faktor III enthält, werden 200ml Wasser und 100 ml einer 800/oigen wäßrigen
Phenollösung zugefügt. Man rührt 20 Minuten, setzt dann 100 mol o-Dichlorbenzol
hinzu, rührt wieder einige Minuten und filtriert schließlich den Brei. Die im Filtrat
befindliche rote o-Dichlorbenzol-Phenol-Phase enthält den gesamten Bi2-Faktor III
und wird in üblicher Weise weiterverarbeitet.
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Beispiel 3 Zu 150g eines feuchten Bentonit-Adsorbates, das etwa 100
mg an Vitaminen der Bi2-Gruppe enthält und aus der Verarbeitung von Faul schlamm
stammt, werden 150 ml Wasser und 30 g p-Chlo,rphenol zugesetzt. Man rührt 30 Minuten,
fügt 100 ml oDichlorbenzol hinzu und rührt nochmals 10 Minuten. Nach dem Absaugen
und Nachwaschen des Rückstandes mit etwas p-Chlorphenol-o-Dichlorbenzol-Lösung wird
die rote organische Phase des Filtrates in üblicher Weise weiterverarbeitet.
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PATENTANSPRtYCHE: 1. Verfahren zur Gewinnung von Vitaminen der 13,2-Gruppe
durch Elution von diese Stoffe enthaltenden Montmorillonit-Adsorbaten nach Patent
929 987, dadurch gekennzeichnet, daß als Elutionsmittel wäßrige Gemische verwendet
werden, die Phenol bzw. ein Monomethyl- oder ein Monohalogenderivat des Phenols
enthalten.