DE10325547A1 - Kleinkalibriges Hohlspitzgeschoß - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein kleinkalibriges Hohlspitzgeschoss (5) mit einer mittigen, zur Geschossspitze hin mündenden, insgesamt zylindrischen Bohrung (9), die eine kantige Innenkontur aufweist. Bei diesem Hohlspitzgeschoss (5) geht vom Grund der Bohrung (9) mit kantiger Innenkontur eine weitere, mittige Rundbohrung (11) aus.
Description
- Die Erfindung betrifft ein kleinkalibriges Hohlspitzgeschoß mit einer mittigen, zur Geschossspitze hin mündenden, insgesamt zylindrischen Bohrung, die eine kantige Innenkontur aufweist, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Hierbei bedeutet der Begriff "zylindrisch" in aller Allgemeinheit nur, daß alle geraden Erzeugenden der Bohrung zueinander parallel sind.
- Ein solches Hohlspitz-Gewehrgeschoß ist z.B. aus der
DE 22 28 733 bekannt. Ähnliche Geschosse findet man auch in der US-5 131 123 oder der US-5 259 320. - Hohlspitzgeschosse sind schon seit sehr langer Zeit bekannt. Sie verbinden die Vorteile des kleinkalibrigen Mantelgeschosses, wie etwa die gestreckte Flugbahn, mit denen des großkalibrigen Geschosses, wie etwa die Abgabe kinetischer Energie an ein getroffenes Ziel. Im jagdlichen Bereich bildet man ein zweiteiliges Geschoss, dessen mit einer Hohlspitze versehener vorderer Teil sich im getroffenen Wildkörper zerlegen soll, während der massive hintere Teil für einen Ausschuß und somit für Blutverlust des Wildes sorgt. Diese Blutspuren ermöglichen gegebenenfalls die Nachsuche mit einem Hund. Ein solches Geschoß ist in der eingangs genannten
DE 22 28 733 beschrieben. - Nachteilig sind allerdings der große Wildbretverlulst, besonders, wenn ein Knochen getroffen wurde und große Teile des Wildkörpers mit Splittern der vorderen Geschossteils durchsetzt sind.
- Im Polizeieinsatz gelten völlig andere Regeln: das Geschoss soll eine hinlängliche Aufhaltekraft haben, aber seinen Flug möglichst wenig über den getroffenen Körper hinaus fortsetzen. Bauliche Zerstörungen sollen gering sein; besonders soll ein Geschoß, das etwa auf eine Mauer trifft, diese möglichst nicht durchschlagen, um nicht in Räumen Schäden zu verursachen, die der Schütze nicht einsehen kann. Daher verwendet man bei der Polizei neben möglichst großkalibrigen Pistolen meist großkalibrige Maschinenpistolen.
- Die letztgenannten Maschinenpistolen sind militärisch von geringem Wert, weil sie eine äußerst schlechte Ballistik aufweisen. Ein Scharfschütze kann z. B. mit einer Patrone wenig anfangen, deren Treffpunkt in Abhängigkeit von der Entfernung zu sehr variiert, da er bei jeder Annäherung oder Entfernung seines Ziels im Laufe eines Einsatzes von neuem die Entfernung bestimmen und den Haltepunkt entsprechend ändern muß.
- Moderne Gewehrpatronen für Militärgewehre o. dgl. sind sehr kleinkalibrig (ca. 4,5 bis 5,5 mm). Dies hat unter anderem den Vorteil, daß die schnellen und leichten Geschosse im Anfangsbereich (weniger als etwa 200 m) kaum Höhenunterschiede im Haltepunkt aufweisen. Selbst ein Scharfschütze muß sich in diesem Bereich kaum darum kümmern, wenn sich ein Ziel einige Meter vor- oder zurückbewegt.
- Die Durchschlagkraft solcher moderner Kleinpatronen ist, militärisch gesehen, ausreichend; so wird etwa eine Splitterschutzweste, die im allgemeinen vor Pistolengeschossen schützt, auf 100 m Distanz vorne und hinten durchschlagen. Aber ein solches Geschoss fliegt, nachdem es einen menschlichen Körper durchschlagen hat, noch viele hundert Meter weit. Dagegen ist die kinetische Energie, die an den durchschlagenen Körper abgegeben wurde, recht gering. In anderen Worten, ein Straftäter, der nicht unmittelbar tödlich verletzt wird, muß auch nach Erhalt eines Treffers durchaus noch nicht kampfunfähig sein.
- Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein kleinkalibriges Gewehrgeschoß zu finden, dessen Ballistik dem entsprechenden Vollmantelgeschoß mindestens weitgehend entspricht, das aber imstande ist, beim Durchschlagen eines lebenden Körpers erheblich mehr seiner kinetischen Energie an diesen Körper abzugeben, als es das entsprechende, herkömmliche Gewehrgeschoß kann. Dabei darf aber die zerstörende Wirkung nicht größer sein als bei etwa einem Geschoß aus einer Polizeipistole.
- Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch den Gegenstand des Anspruchs 1 gelöst, also dadurch, daß bei dem eingangs genannten Geschoss vom Grund der Bohrung mit kantiger Innenkontur eine weitere, mittige Rundbohrung ausgeht (Anspruch 1).
- Das erfindungsgemäße Geschoß hat deutliche Vorteile gegenüber bisherigen Hohlspitzgeschoßen: bei letzteren wird die Mündung aufgeweitet wird und bildet Fahnen aus Geschossmaterial, die ganz oder stückweise abreißen, um den Rest des Geschosses für den Ausschuß sorgen zu lassen. Beim Erfindungsgegenstand sorgt die Rundbohrung, die an die Bohrung mit kantiger Innenkontur ansetzt, für einen sanften, weichen Übergang bei der Verformung des Geschosses, so daß es Geschoß zwar Fahnen bildet, diese aber am Geschoß verbleiben. Das Geschoß kann nach seinem Auftreffen seinen Querschnitt vergrößern, und zwar bis zu seinem Vierfachen. Es bleibt aber ein einheitliches Geschoß. Wenn es nötig sein sollte, das Geschoß aus einer getroffenen Person operativ zu entfernen, ist dies recht einfach möglich. Das erfindungsgemäße Geschoß kann gegebe nenfalls für Sondereinsätze sogar so dimensioniert werden, daß es Trennwände u. dgl. in der Regel nicht durchschlägt.
- Der hintere Teil des Geschosses, der bei allen bisherigen Hohlspitzgeschossen für einen zuverlässigen Durchschlag sorgt, verbleibt in jedem Fall an den aufgeweiteten vorderen Teilen und wird so stark abgebremst. Die zerstörende Wirkung, die ein Charakteristikum bisheriger Hohlspitzgeschosse ist, ist relativ gering und entspricht etwa der eines Revolvergeschosses.
- Um zu vermeiden, daß die Fahnen zu tief einreißen, setzt erfindungsgemäß die Rundbohrung die mit der kantigen Innenkontur versehene Bohrung fort. Deren Wirkung wird noch verbessert, wenn die Rundbohrung einen geringfügig kleineren Durchmesser aufweist, als es der kleinste Durchmesser der kantigen Innenkontur ist (Anspruch 2). Der Absatz zwischen den beiden Bohrungen unterbricht das Einreißen der Fahnen, und der Umstand, daß dieser Absatz nur recht klein ist, bremst zusätzlich das Einreißen weich ab.
- Die Deformation der Geschoßspitze läßt sich über die Anzahl der Kanten an der Innenkontur regeln. Dies gilt auch im Hinblick auf die Wahl des Geschoßmaterials und des Kalibers. In idealer Weise ist die kantige Innenkontur als Innenvierkant ausgebildet (Anspruch 3). Die Kanten sind demnach um jeweils 90° längs des Innenumfangs voneinander getrennt. Bei einer derartigen Ausbildung treten die oben beschriebenen Vorzüge besonders deutlich und unverfälscht hervor. Bei weniger als 4 Kanten an der Innenkontur ist die Deformation erschwert, bei mehr als 4 Kanten ist sie erleichtert.
- Bestimmte Abmessungen für die Bohrungen haben sich besonders bewährt: es ist besonders vorteilhaft, daß die Rundbohrung kürzer ist als die Bohrung mit kantiger Innenkontur (Anspruch 4). So wird eine gute Wirkung zusammen mit einem noch ausreichenden Geschoßgewicht erreicht.
- Dabei ist es besonders vorteilhaft, daß die Rundbohrung etwa halb so lang ist wie die Bohrung mit kantiger Innenkontur (Anspruch 5).
- Besonders zweckmäßig ist es, daß die Bohrung mit kantiger Innenkontur sich nur über die Länge der Geschoßspitze erstreckt, bevor das Geschoß Kalibergröße hat (Anspruch 6). Dabei wird ein leichte Einreißen der Geschossspitze erreicht, aber fortlaufend immer mehr erschwert, bis der Beginn der Rundbohrung einen milden Auslauf des Einrisse zur Folge hat.
- Insgesamt hat sich eine Geschossgeometrie bewährt, bei der die Länge der Bohrung mit kantiger Innenkontur ein Fünftel bis ein Drittel, bevorzugt ein Viertel der Gesamtlänge des Geschosses beträgt (Anspruch 7). So wird ein optimales Verhältnis zwischen Masse des Geschosses und Wirkung erreicht.
- Bewährt hat sich auch, daß der Abstand zweier gegenüberliegender Seiten der Bohrung mit kantiger Innenkontur etwa ein Drittel des Kalibers beträgt (Anspruch 8). Eine kleinere Bohrung würde zu spät einreißen, eine größere für Splitter sorgen.
- Grundsätzlich ist die Erfindung auf Geschosse aller Art anwendbar; die besondere Notwendigkeit und Wirkung sowie der besondere Nutzen der Erfindung wird aber dann erreicht, wenn das Geschoßkaliber etwa 4,6 mm beträgt (Anspruch 9). Das Geschoß ist demnach deutlich kleiner im Durchmesser als alle bekannten Polizeigeschosse, wird aber nach dem Auftreffen auf ein Kaliber von etwa 9 mm aufgeweitet, ohne daß sich Splitter ablösen. Gleichzeitig ist bei verhältnismäßig niedriger Mündungsenergie eine optimal gestreckte Flugbahn erreicht.
- Die folgenden Abmessungen ergeben sich als besonders vorteilhaft für ein solches Kleinstkalibergeschoss: so ist es vorteilhaft, daß der Abstand zweier gegenüberliegender Seiten der kantiger Innenkontur ca. 1,5 mm beträgt (Anspruch 10) und daß der Durchmesser der Rundbohrung ca. 1,3 mm beträgt.
- Grundsätzlich werden die Bohrungen in Hohlspitzgeschossen ausgefüllt oder mindestens überdeckt, um dafür zu sorgen, daß das Geschoß möglichst strömungsgünstig ist. Erfindungsgemäß wird aber vorgezogen, daß die Bohrungen offen sind (Anspruch 12). So wird verhindert, daß eine Abdeckung oder Einlage sich vom Geschoß löst, was zu Zuführstörungen oder zu einer Veränderung der Außen- und Zielballistik führen kann. Es ist hierdurch auch ausgeschlossen, daß sich die Abdeckung oder Einlage beim Auftreffen vom Geschoß löst und so einen losgelösten Splitter bildet.
- Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispiels mit der beigefügten Zeichnung noch näher beschrieben, deren einzige Figur einen Teil-Längsschnitt durch eine Patrone mit Geschoss zeigt.
- Die Zeichnung zeigt eine Patrone
1 mit einer Hülse3 und einem Geschoß5 , das von der Spitze her eine koaxiale Bohrung7 aufweist. Diese Bohrung7 besteht aus einem ersten Abschnitt9 mit Vierkantquerschnitt, der in die Geschossspitze einmündet. Der Vierkantabschnitt9 setzt sich fort mit einem Rundabschnitt11 mit rundem Querschnitt, der eine Sackbohrung bildet. Die Achsen der Abschnitte9 und11 fallen mit der gemeinsamen Mittelachse13 von Geschoß5 und Patronenhülse3 zusammen. - Zwischen den beiden Abschnitten
9 und11 ist ein sanfter Absatz15 gebildet, mit geringer Erstreckung, die in der Mitte der Seiten des Vierkants zu jeder Seite hin nur einen Zehntel Millimeter beträgt. Dieses sanfte Abstand zur Rundbohrung11 hin sorgt dafür, daß nach Aufprall und Verformung des Geschosses die ausgebogenen Fahnen nicht abreißen. - Bei einem Nennkaliber von 4,6 mm beträgt die Länge der Vierkantbohrung
9 nur 4,0 mm und die Länge der Rundbohrung11 nur 2,0 mm. - Da die Vierkantbohrung
9 die Geschossspitze anschneidet, ergibt sich eine Öffnung mit geschwungenen Kanten und zurückgesetzten Ecken. Diese Öffnung sorgt dafür, daß das Geschoss3 nach dem Auftreffen sehr rasch und gleichmäßig längs der Längskanten der Vierkantbohrung9 einreißt. Der Absatz zwischen Vierkant- und Rundbohrung9 ,11 stoppt diese Risse, so daß die ausgebogenen Fahnen aus Geschossmaterial nicht abreißen können. - Das Geschoß
5 selbst weist keinen gesonderten, verformten und mit Blei gefüllten Mantel auf. Vielmehr wird das Geschoßmaterial aus einer hochzähen Weichmetallegierung gebildet, auf die eine Führungsschicht aus Kupfer o. dgl. aufplattiert bzw. aufgalvanisiert sein kann. - Das Gewicht des Geschosses
5 ist durch die beiden Bohrungen9 ,11 nur unerheblich verringert.
Claims (12)
- Kleinkalibriges Hohlspitzgeschoß (
5 ) mit einer mittigen, zur Geschossspitze hin mündenden, insgesamt zylindrischen Bohrung (9 ), die eine kantige Innenkontur aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß vom Grund der Bohrung (9 ) mit kantiger Innenkontur eine weitere, mittige Rundbohrung (11 ) ausgeht. - Hohlspitzgeschoss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rundbohrung (
11 ) einen geringfügig kleineren Durchmesser aufweist, als es der kleinste Durchmesser der kantigen Innenkontur ist. - Hohlspitzgeschoss nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die kantige Innenkontur ein Innenvierkant ist.
- Hohlspitzgeschoss nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Rundbohrung (
11 ) kürzer ist als die Bohrung (9 ) mit kantiger Innenkontur. - Hohlspitzgeschoss nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Rundbohrung (
11 ) etwa halb so lang ist wie die Bohrung (9 ) mit kantiger Innenkontur. - Hohlspitzgeschoss nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Bohrung (
9 ) mit kantiger Innenkontur sich nur über die Länge der Geschoßspitze erstreckt, bevor das Geschoß (5 ) Kalibergröße hat. - Hohlspitzgeschoss nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge der Bohrung (
9 ) mit kantiger Innenkontur ein Fünftel bis ein Drittel, bevorzugt ein Viertel der Gesamtlänge des Geschosses (5 ) beträgt. - Hohlspitzgeschoss nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand zweier gegenüberliegender Seiten der Bohrung (
9 ) mit kantiger Innenkontur etwa ein Drittel des Kalibers des Geschosses (5 ) beträgt. - Hohlspitzgeschoss nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Nennkaliber des Geschosses (
5 ) etwa 4,6 mm beträgt. - Hohlspitzgeschoss nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand zweier gegenüberliegender Seiten der kantigen Innenkontur ca. 1,5 mm beträgt.
- Hohlspitzgeschoss nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser der Rundbohrung (
11 ) ca. 1,3 mm beträgt. - Hohlspitzgeschoss nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Bohrungen (
9 ,11 ) zur Geschossspitze hin offen sind.
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