Hohlkanal-Geschossspitze und Ausformung eines Geschosskörpers im
Spitzenbereich
Die Erfindung betrifft ein Geschoss mit einer in Schussrichtung gesehen an der Spitze angeordneten zylinderförmigen Bohrung die koaxial zur Längsachse des Geschosses verläuft und in diese Bohrung eine Geschossspitze eingesetzt ist, wobei die Längsachse des Geschosses zugleich auch die Längsachse der
Geschossspitze bildet. Ein derartiges Geschoss wird beschrieben in EP 1 502 074 B1 .
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Geschoss gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1 derart zu verbessern, dass beim Auftreffen des Geschosses auf ein weiches Medium es zu einer beschleunigten Expansion des Geschosses kommt und zugleich ein Eindringen von Fremdkörpern und Feuchtigkeit in den Geschosskörper verhindert ist.
Diese Aufgabe wird durch ein Geschoss nach den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Dadurch, dass in der Geschossspitze koaxial zur Längsachse ein offener Hohlkanal eingebracht ist, der sich in Schussrichtung gesehen vom vorderen Ende bis zum hinteren Ende der Geschossspitze erstreckt und im Hohlkanal eine Membran angeordnet ist, die den Hohlkanal in zwei Hohlkanalabschnitte teilt, kommt es beim Auftreffen des Geschosses auf ein weiches Medium zu einer beschleunigten Expansion des Geschosses und zugleich ist ein Eindringen von Fremdkörpern und Feuchtigkeit in den Geschosskörper verhindert.
Der Hohlkanal stellt sicher, dass beim Auftreffen des Geschosses auf ein weiches Medium, dieses in die Geschossspitze eindringt. Dabei wird die Membran
aufgebrochen und das weiche Medium wandert bis zum Boden der Geschossspitze. Dadurch kommt es zu einer beschleunigten Expansion des Geschosses. Der
Hohlkanaldurchmesser richtet sich nach der Kalibergröße. Er liegt vorzugsweise zwischen 0,2 mm und 6 mm. Die Membran verhindert bei Lagerung der Patrone das Eindringen von Feuchtigkeit und Fremdkörper in den unterhalb der Membran liegenden Hohlkanalabschnitt der Geschossspitze. Bevorzugt sind die zwei Hohlkanalabschnitte im Wesentlichen gleich lang.
In bevorzugter Ausgestaltung ist der vordere Bereich der Geschossspitze konisch ausgebildet mit einem Winkel ß, wobei der Durchmesser am vorderen Ende der Geschossspitze am geringsten ist und ist das hintere Ende der Geschossspitze als Haltezylinder ausgebildet und weist der Haltezylinder einen an die zylinderförmige Bohrung im Geschoss angepassten Durchmesser auf.
In einer Ausführungsform geht der konische vordere Bereich an seinem zum Haltezylinder gewandten Ende über eine Schräge mit einem Expansionswinkel α in den Haltezylinder über, wobei der Expansionswinkel α im Uhrzeigersinn von der Längsachse aus gemessen ist. Bevorzugt liegt der Expansionswinkel α zwischen 10° und 80°. Beim Auftreffen der Geschossspitze auf ein Medium schiebt sich die Geschossspitze mit ihrer Schräge in die zylinderförmige Bohrung an der Spitze des Geschosses und legt so den Geschosskörper und ggf. den Geschossmantel frei, wodurch sich eine Ringfläche bildet. Dadurch wird eine frühe Zerlegung des Geschosses eingeleitet. Beim nicht zerlegbaren Geschoss wirkt die freiliegende Ringfläche nicht als Expansionshilfe sondern als Scharfrand, der beim Durchschlagen des Mediums aus diesem ein Loch ausstanzt.
Zur Verbesserung dieser Verschiebung bzw. des Abrutschens liegt bevorzugt die Schräge an der Geschossspitze plan auf entsprechenden Flächen des Geschosskörpers und bei Mantelgeschossen des Geschossmantels auf. Das vordere Ende der Geschossspitze ist bevorzugt mit einer planen Fläche versehen.
Die Geschossspitze kann aus folgenden Materialien hergestellt sein: Kunststoffe, Polymerkunststoffe mit oder ohne Zusätze, wobei die Zusätze Glasfaser, Metallpulver oder Pulver von Metallverbindungen wie z.B. BaSO4 oder Farbpigmente sein können.
Die Geschossspitze kann auch aus folgenden Materialien hergestellt sein: komplett aus Metall, oder Metalllegierungen, wie z. B. aus Aluminium, hergestellt im Druckgussverfahren.
Bevorzugt ist zwischen dem hinteren Ende der Geschossspitze und dem Boden der zylinderförmigen Bohrung ein Freiraum angeordnet. Dieser Freiraum dient zur Aufnahme des eindringenden weichen Mediums und verbessert die Expansion des Geschosses beim Aufprall.
Das Geschoss ist bevorzugt ein Mantelgeschoss oder ein nicht zerlegbares Geschoss. Nachfolgend wird die Erfindung anhand von drei Figuren weiter erläutert.
Figur 3 zeigt eine erfindungsgemäße Geschossspitze 1 bevorzugt für ein
Mantelgeschoss gemäß Figur 1 oder ein nicht zerlegbares Geschoss 16 gemäß Figur 2.
Die Materialien aus denen die Geschossspitze 1 besteht sind bevorzugt:
Kunststoffe, Polymerkunststoffe mit oder ohne Zusätze. Zusätze können sein
Glasfaser, Metallpulver oder Pulver von Metallverbindungen wie z.B. BaSO4, Farbpigmente. Weiterhin kann die Geschossspitze komplett aus Metall, oder
Metalllegierungen, gefertigt sein, wie z.B. aus Aluminium, hergestellt im
Druckgussverfahren.
Die Geschossspitze 1 weist einen konusförmigen vorderen Bereich 2 auf, der sich von der vorderen planen Fläche 7 bis zum maximalen Durchmesser 8 der
Geschossspitze 1 erstreckt. Der konusförmige vordere Bereich 2 geht dann über eine Schräge 3 in den Haltezylinder 4 über. In der Geschossspitze 1 ist ein
Hohlkanal 5 eingebracht, der koaxial zur Längsachse 12 angeordnet ist. In der Mitte, d.h. im Bereich des maximalen Durchmessers 8 ist eine Membran 6 angeordnet, die den Hohlkanal 5 in zwei im Wesentlichen gleich lange Hohlkanalabschnitte 5a, 5b teilt.
Der Expansionswinkel α der Schrägen 3 (a wird gemessen im Uhrzeigersinn von der Längsachse 12 aus) ist, im Gegensatz zu üblichen Geschossspitzen aus Kunststoff, nicht 90°, sondern liegt vorzugsweise zwischen 10° und 80°. Die Schräge 3 der Geschossspitze 1 liegt plan auf entsprechenden Flächen 9, 10 des
Geschosskörpers 1 1 und des Geschossmantels 13 auf (siehe Figur 1 ). Figur 2 zeigt ein nicht zerlegbares Geschoss 16. Hier liegt die die Schräge 3 plan auf einer der Schräge 3 entsprechenden Fläche 9 des nicht zerlegbaren Geschosses 16 voll auf (siehe Figur 2). Die Geschossspitze 1 wird mit ihrem Haltezylinder 4 in eine Bohrung 15 im
Geschosskörper 1 1 bzw. Geschoss 16 eingesetzt und liegt mit den beschriebenen Flächen 9 und 10 auf. Zwischen der eingeschobenen Geschossspitze 1 und dem Boden 17 der Bohrung 15 kann ein Freiraum 18 angeordnet sein.
Beim Auftreffen der Geschossspitze 1 auf ein weiches Medium schiebt sich diese entlang der Flächen 9 oder 10 in die Bohrung 15 an der Spitze des
Geschosskörpers 1 1 und legt so diese Flächen 9 oder 10 frei. Dadurch wird eine frühe Zerlegung des Geschosses eingeleitet.
Zentrales Merkmal der vorliegenden Hohlkanal-Geschossspitze 1 ist der durch eine Membran 6 unterbrochene Hohlkanal 5.
Die Membran 6 verhindert das Eindringen von Fremdkörpern und Feuchtigkeit in den Geschosskörper bzw. das Geschoss. Außerdem garantiert der Hohlkanal 5 beim Auftreffen des Geschosses auf ein weiches Medium, dass dieses in die
Geschosskörperspitze 1 bzw. den Hohlkanal 5 eindringt. Dabei wird die Membran 6 aufgebrochen und das Medium wandert bis zum Boden der Geschossspitze 1 durch.
Dadurch kommt es zu einer beschleunigten Expansion des Geschosses. Der Hohlkanaldurchmesser 19 richtet sich nach der Kalibergröße. Er liegt vorzugsweise zwischen 0,2 mm und 6 mm. Der Hohlkanaldurchmesser 19 ist bevorzugt etwas kleiner als der Durchmesser 21 des Haltezylinders 4.
Die Membran 6 verhindert bei Lagerung der Patrone das Eindringen von
Feuchtigkeit und Fremdkörpern in den unterhalb der Membran 6 liegenden
Hohlkanalabschnitt 5b der Geschossspitze 1 . Die Dicke der Membran 6 kann variieren von 0,1 mm - Bohrungsdurchmesser. Der Hohlkanal 5 bzw. die
Hohlkanalabschnitte 5a, 5b ist/sind am oberen bzw. vorderen Ende 22 an der planen Fläche 7 und am hinteren Ende 23 offen.
Die plane Fläche 7 vermeidet Beschädigungen an der Geschossspitze 1 .
Der Geschossspitzendurchmesser 8 ist der größte d.h. maximale Durchmesser der Geschossspitze 1 . Er bestimmt sich nach dem gewünschten Ansprechverhalten des Geschosses. Der Durchmesser liegt zwischen 2 mm und Kaliberdurchmesser.
Die Geschossspitze 1 kann verwendet werden ab Kai. .22 bis Kai. 12,7 mm. Der Geschosstyp kann dabei ein Zerlegungs-, Teilzerlegungs-, Deformations- oder nicht zerlegbares Geschoss 16 (siehe Figur 2) sein. Die vorliegende Geschoßspitze 1 kann aber auch bei einem aus Vollmaterial gedrehten Geschoss eingesetzt werden.
Das Material des Geschosskernes 1 1 des Mantelgeschosses gemäß Figur 1 kann aus einem Pb-haltigen oder Pb-freien Material bestehen. Auch ein Mix aus Pb- haltigen und Pb-freien Materialien ist möglich.
Der Geschossmantel 13 des Mantelgeschosses gemäß Figur 1 kann aus den Materialien Cu, CuZn, Stahl, sowie weitere Metalle bestehen. Außerdem können auch plattierte oder anderweitige beschichtete Geschossmäntel (z.B. Beschichtung mit Gleitlack) zum Einsatz kommen. Die Mantelwandstärke kann je nach Kaliber und Geschwindigkeit zwischen 0,2 mm und 3 mm variieren. Die Mantelwandstärke kann auch einen Verlauf aufweisen.
Funktionsweise:
Beim Auftreffen der Geschossspitze 1 auf ein Medium kann die Geschossspitze 1 in die tiefer liegende Bohrung 15 (maximal bis zum Geschossboden 17) im
Haltezylinder 4 eintauchen. Dabei wird eine ringförmige Fläche 9, 10 frei, die eine sofortige Expansion des Geschosses durch das Anströmen des Mediums einleitet. Durch den Hohlkanalabschnitt 5b in der Geschossspitze 1 dringt dann weiter das Medium ein, durchschlägt die Membran 6, und beschleunigt so die Expansion des Geschosses.
Die beschriebenen Funktionsweisen sind bei allen Geschossarten gleich.
Beim nicht zerlegbaren Geschoss gemäß Figur 2 muss der
Geschossspitzendurchmesser 8 größer gewählt werden bis maximal
Kaliberdurchmesser. Dabei wirkt die freiliegende Ringfläche nicht als
Expansionshilfe sondern als Scharfrand, der beim Durchschlagen des Mediums aus diesem ein Loch ausstanzt.