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Die
Erfindung betrifft ein Geschoss insbesondere für Jagdbüchsen mit gezogenem Lauf mit
einem Führungskörper und
einer auf diesen aufgesetzten Geschossspitze als Geschosseinheit.
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Die
bisher bei der Jagd benutzten Geschosstypen sind in vielfältiger Art
und Weise entweder als Mantelgeschosse oder Vollgeschosse konzipiert,
wobei die Mantelgeschosse mit einem Bleikern oder mit mehreren Bleikernen
unterschiedlicher Härte
ausgestattet sind. Die Verwendung von Geschossen aus Blei, mit Bleikern
oder aus bleihaltigen Legierungen, ist nachweislich stark umweltbelastend, selbst
wenn lediglich zu Übungszwecken
im Schießstand
eingesetzt. Bleifreie Geschosse werden entweder durch Blei-Ersatzmetalle
in herkömmlicher
Form als Kurz- oder Langgeschosse hergestellt, beispielsweise aus
Bismuth oder einer Bismuth-Legierung (
EP
0 555 310 ), oder mehrteilig mit zumindest einem Zwischenkörper mit
eingesetztem Kern aus einem Schwermetalle enthaltenen Polymerkern
(
DE 697 18 452 T2 ).
DE 199 03 395 schlägt Mantelgeschosse mit
einem Mantel aus beispielsweise Kupfer, Tomback oder Messing vor.
Solche Geschosse führen
zu unerwünschten
Verschmierungen im Lauf der Büchse,
was zu verminderter Schusspräzision
führt und einen
erhöhten
Verschleiß des
Büchsenlaufs
zur Folge haben kann.
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Daraus
ergibt sich die Aufgabe, einen neuen Geschosstyp vorzuschlagen,
der nicht-toxisch für Mensch,
Tier und Umwelt ist, und der unter Vermeidung der Nachteile des
Standes der Technik die notwendige jagdliche Eignung und Verwendungsfähigkeit
aufweist, Wild augenblicklich, zuverlässig und sicher am Anschuss
zu töten
und ohne Qualen in dessen Nähe
verenden zu lassen.
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Diese
Aufgabenstellung wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Hauptanspruchs
gelöst; vorteilhafte
Weiterbildungen und bevorzugte Ausführungsformen beschreiben die
Unteransprüche.
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Das
Geschoss nach der Erfindung ist zweiteilig und besteht aus einem
Führungskörper und
einer in diesen eingesetzte Geschossspitze, die eine ballistisch
geformte Auftreffspitze aufweist. Die Form der Auftreffspitze ist
nur von ballistischer Bedeutung und kann aus jagdlichen Gründen kugelförmig über parabolisch
bis hin zu spitz-kegelig reichen. Zur Verstärkung der Wirkung kann die
Auftreffspitze auch eine Aushöhlung
aufweisen, vorzugsweise mit zylindrischem Querschnitt.
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Bei
einer ersten Ausführungsform
ist der Führungskörper einstückig hergestellt
und mit der als Auftreffspitze ausgebildeten Geschossspitze versehen.
Der Führungskörper ist
an seinem der Geschossspitze zugeordneten stumpfen Ende mit einer Aushöhlung als
Aufnahmeausnehmung versehen, in die die mit einer als ballistische
Auftreffspitze versehen Geschossspitze eingesetzt ist. Dazu weist
die Auftreffspitze einen zylindrischen Ansatz auf, der mit gutem
Formschluss in diese Aufnahmeausnehmung eingesetzt werden kann.
Die Auftreffspitze ist gegenüber
dem Führungskörper abgesetzt,
so dass Laufberührungen
unterbunden sind und Verschmierungen vermieden werden. Dabei geht
der die Aushöhlung
umgebende Ring scharfkantig in eine ringsförmige Schrägfläche über, deren innerer Rand an
der Auftreffspitze anliegt.
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Bei
einer zweiten Ausführungsform
des Geschosses ist der Führungskörper mit
einem Deformationskörper
versehen, der zwischen Führungskörper und
Geschossspitze angeordnet ist. Dazu bildet die Aushöhlung des
Führungskörpers die
zentrale Aufnahme für
den zylindrischen Deformationskörper
und ist so ausgebildet, dass bei leichtem Formschluss die Endfläche des
Deformationskörpers
an der Grundfläche
der Aushöhlung
anliegt und mit dieser in Berührung
steht. Der leichte Formschluss erlaubt beim Zusammenbau von Geschossspitze
und Führungskörper ein
Entweichen der Luft aus der Aufnahmehöhlung.
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In
seiner Außenform
ist der Deformationskörper
an die Außenform
des Führungskörpers angepasst
und weist eine ballistische Außenkontur
auf. Dieser Deformationskörper
ist mit einer Ansatzausnahme versehen, der den zylindrisachen Ansatz
der Auftreffspitze aufnimmt. Der Deformationskörper weist einen gegenüber dem
Kaliber verringerten Durchmesser auf und ist so gegen den Führungskörper so
abgesetzt, dass Laufberührungen
unterbunden sind und Verschmierungen vermieden werden. Dabei geht
der die Aushöhlung
umgebende Ring scharfkantig in eine ringsförmige Schrägfläche über, deren innerer Rand an
dem Deformationskörper
anliegt. Der Deformationskörper
besteht aus einem weicheren Metall, etwa Kupfer, Messing oder Tomback.
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Bei
dieser Ausbildung sind der Führungskörper und
Deformationskörper
fest miteinander verbunden. Solche unlösbare Verbindungen werden ohne Deformation
beispielsweise metallisch durch Verlöten oder Schweißen gebildet.
Alternativ werden Führungskörper und
Deformationskörper
aneinander durch Verkleben unlösbar
verbunden. Dieses Verbinden erfolgt ausschließlich im Bereich dieser beiden miteinander
in Kontakt stehenden Endfläche
des Deformationskörpers
und der Grundflächen
der zentralen Aufnahme des Führungskörpers. Als
Lote sind Hartlote oder bleifreie Weichlote geeignet, als Kleber vorteilhaft
anaerob aushärtende
Kleber, beispielsweise auf Epoxidharz-Basis.
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Bei
beiden Ausführungsformen
ist die Auftreffspitze mit einem zylindrischen Ansatz versehen, der
in die Ansatzaufnahme mit enger Passung eingeführt ist. Der Übergang
des Spitzkörpers
der Auftreffspitze in den zylindrischen Ansatz ist vorteilhaft als hohlkegel- oder hohl-kalottenartige
Ausformung ausgestaltet; die entsprechenden Teile der Aufnahmeausnehmung
sind dazu korrespondierend invers ausgebildet, so dass die aneinander
liegenden Flächen
beim Auftreffen des Geschosses auf einen Zielkörper ineinander gepresst und
so aufgebördelt
werden.
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Der
Führungskörper ist
aus Stahl gebildet, einem als nicht toxisch bekanntem Material.
Bevorzugt werden legierte Stähle,
insbesondere rostfreie Stähle
eingesetzt, da die Patronen bei der Jagd auch in durchfeuchteten
Taschen aufbewahrt werden, so dass bei nich-rostfreien Stählen Korrosionen
nicht ausgeschlossen werden können.
Um den Lauf nicht übermäßig zu beanspruchen,
wird die Härte
des Materials des Geschossköpers
deutlich kleiner gewählt, als
die Härte
des Materials des Büchsenlaufs.
Sie sollte um mindestens um 30% unter der Härte des Stahls des Büchsenlaufs
liegen. Liegt diese – wie üblich – im Bereich
etwa 360 Brinell, sollte die Härte
des Führungskörpers 200
bis 250 Brinell nicht übersteigen.
Beim Verfeuern hat nur der vorteilhafter Weise unterkalibrige Führungskörper des
Geschosses Laufberührung.
Durch den Einsatz von Geschossen mit Führungskörpern aus solchen verfügbaren Stählen werden
die beim Verfeuern von Geschossen aus (oder mit einem Mantel aus)
Kupfer, Tomback oder Messing unvermeidbare Materialverschmierungen im
Laufinneren vermieden und damit auch die dadurch die bei erhöhter Schusszahl
deutlichen Präzisionsverluste.
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Die
bei der ersten Ausführungsform
in den Führungskörper und
bei der zweiten Ausführungsform
in dessen Deformationskörper
eingesetzte Auftreffspitze besteht aus Stahl oder Aluminium oder
einer härteren
Aluminium-Legierung. Der der vorangehenden, ballistisch ausgebildeten
Spitze abgewandt ist ein zylindrischen Ansatz vorgesehen, mit dem
die Auftreffspitze in die Aufnahme des Führungskörpers bzw. in die Aufnahmeausnehmung
des Deformationskörpers
mit guter Passung eingesetzt. Vorteilhaft ist die Passung derart
ausgebildet, dass die im Hohlraum verbliebene Luft nur gegen einen
erheblichen Strömungswiderstand
abfließen
kann. Das dem Führungskörper zugewandte
Ende der Auftreffspitze liegt dabei mit dem kegelartig oder kalottenartig
ausgebildeten Übergang
an dem korrespondierend dazu ausgebildeten geöffneten Ende der zentralen
Aufnahme an.
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Bei
Eindringen des Geschosses in einen Tierkörper wird die kinetische Energie
in Verformungsarbeit umgesetzt, durch die das Geschoss im Bereich
des Führungskörpers oder
des Deformationskörpers
aufbördelt.
Unabhängig
davon wird das Luftpolster infolge des Eindringens des zylindrischen Teils
des Ansatzes in den zylindrischen Teil der zentralen Aufnahme bzw.
der Aufnahmeausnehmung stark komprimiert, was einen Dämpfungseffekt
bewirkt, da ein Teil der kinetischen Energie als Kompressionsarbeit
verbraucht wird. Durch dieses Abzweigen eines Teils der kinetischen
Geschoss-Energie kann eine kontrollierte Geschoss-Wirkung beim Ein-
und Durchdringen des Tierkörpers
erreicht werden, bei der die Geschossspitze entsprechend dem sich
ihr entgegensetzenden Zielwiderstand mehr oder weniger stark aufbördelt und
so den Wundkanal bis zum erwünschten
Ausschuss erweitert. Infolge der durch die Aufbördelung vergrößerten Geschossspitze
wird ein erheblicher Anteil an Geschossenergie an den Wildkörper angegeben,
so dass eine starke Schockwirkung mit Nervenlähmung eintritt, und Gewebe
zerstört
wird. Durch die Gewebezerstörung verliert
das Tier über
den so erzeugten Ausschuss augenblicklich viel Blut und verendet
sofort am Anschuss oder in dessen Nähe ohne große Qualen.
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In
den 1 bis 3 wird die Erfindung beispielhaft
näher erläutert; diese
zeigen:
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1:
Geschoss mit Führungskörper und Auftreffspitze
(Seitansicht, hälftig
geschnitten)
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2:
Geschoss mit Führungskörper und Deformationskörper sowie
Auftreffspitze (Seitansicht, hälftig
geschnitten)
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3:
Geschoss nach 2 in Explosionsdarstellung (Führungskörper abgebrochen).
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Das
Geschoss 1 ist ein normales, beispielsweise aus Jagdwaffen
verfeuerbares Geschoss, das als Patrone (die Patronenhülse ist
nicht dargestellt) geladen wird. Der Aufbau des Geschosses mit der gegen
Beschädigung
beim Repetieren unempfindlichen Geschossspitze gestattet so auch
ein Magazinieren. Der Führungskörper 2 mit
seinem ballistisch optimierten Heck 2.1 mit Boden 4 weisen
den Hauptanteil der Geschossmasse auf. Der Führungskörper 2 weist mindestens
eine umlaufende Entlastungsnute 3 auf – die in den Figuren dargestellten
Ausführungsform ist
mit drei Entlastungsnuten 3 versehen, die bei Verfeuern
aus einem gezogenem Lauf eine Druckentlastung bei unzulässig hohen
Drücken
bewirkt. Dieser Führungskörper 2 ist
in üblicher
Weise dem gewünschten
Kaliber vorteilhaft unterkalibrig angepasst. Auf den Führungskörper 2 ist
die Geschossspitze 10 aufgesetzt. Dazu weist das der Geschossspitze 10 zugeordnete
Ende des Führungskörpers 2 eine
zentrale Aufnahme 5 auf, die in der Grundfläche 6 endet
und deren freier Rand abgeschrägt
ist und in mit scharfer Kante 8 ausläuft.
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Die
Geschossspitze 10 mit Deformationskörper 11 und Auftreffspitze 20 bildet
eine auf den Führungskörper 2 aufsetzbare,
zusammengesetzte Einheit. Die Auftreffspitze 20 weist einen
Passansatz 21 auf, der mit enger Passung in eine Aufnahmeausnehmung 14 des
Deformationskörper 11 eingeführt und dort
in Presssitz festgesetzt ist. Der Ansatz 21 geht mit einer
kegeligen Anformung 22 in die Spitze der Auftreffspitze 20 über.
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Der
Deformationskörper 11 mit
einem sich zur Auftreffspitze 20 verjüngenden Ansatz 13,
entspricht in seinem Querschnitt dem der zentralen Aufnahme 5 des
Führungskörpers 2 und
ist so in diese mit Formschluss bei nur leichter Passung einsetzbar, so
dass beim Einsetzen die Luft aus der zentralen Aufnahme 5 entweichen
kann. Die Tiefe der zentralen Aufnahme 5 ist so gewählt, dass
bei eingesetzter Geschossspitze 10 die Endfläche 12 des
Deformationskörper 11 an
der Grundfläche 6 der
Aufnahme 5 anliegt, so dass beiden Flächen fest miteinander verbunden
werden können.
Erfolgt dies durch Verklebung, wird durch entsprechende Dosierung
des Klebers dafür
Sorge getragen, dass die Seitenwände
frei bleiben und nicht mit verklebt sind.
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Eine
Aufnahmeausnehmung 14, die von der der Auftreffspitze 20 zugewandten
Seite in dem Deformationskörper 11 vorgesehen
ist, erlaubt das Einsetzen der Auftreffspitze 20, die mit
ihrem Passansatz 21 mit enger Passung in diese Aufnahmeausnehmung 14 so
einsetzt ist dass die Auftreffspitze 20 im Presssitz im
Deformationskörper 11 festgelegt
ist. Zur Aufbördelung
des Deformationskörper 11 beim Auftreffen
auf einen Körper
ist eine kegelige Struktur vorgesehen. Dazu weist der Passansatz 21 eine
kegelige Anformung 22 auf, die mit einer hohlkegeligen Ausformung 15 der
Aufnahmeausnehmung 14 zusammenwirkt.
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Beim
Auftreffen auf einen Körper
wird die Auftreffspitze 20 in den Deformationskörper 11 gepresst,
wobei die Schrägflächen der
kegeligen Anformung und der hohlkegeligen Ausformung den Zwischenkörper 11 auftreffspitzenseitig
aufbördelt
ohne einzureißen.
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Um
das Aufbördeln
der Geschossspitze 10 sowie des Führungskörpers 2 zu definieren,
sind umlaufende Aufweitnuten bzw. Einschnürungen vorgesehen, die an den
entsprechenden Stellen das Material schwächen. Der Nutenquerschnitt
ist an sich unkritisch, jedoch ist deren Grund abgerundet auszubilden
um Aufreißmöglichkeiten
zu minimieren. Die umlaufende Aufweitnute 16 der Geschossspitze 10 ist im
Bereich des Deformationskörper 11 so
angeordnet, dass ihr dem Führungskörper 2 zugewandter Auslauf 17 in
dessen oberen scharfkantig abgeschrägten Rand ausläuft. Ihre
Tiefe liegt höchstens bei
10% des Kalibers.
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Der
Führungskörper 2 ist
mit einer Einschnürung 7 versehen,
deren Lage durch die Tiefe der zentralen Aufnahme 5 vorgegeben
ist und die die Aufbördelung
auf den vorderen Geschossteil begrenzt: Der der Geschossspitze 10 zugewandter
Rand der Einschnürung 7 liegt
etwa in einer Ebene, die vom Grund der zentralen Aufnahme 5 vorgegeben
ist oder die Einschnürung 7 ist
zum Boden 4 des Führungskörpers 2 hin
versetzt in einem Abstand bis höchstens 15%
des Geschosskalibers. Die Tiefe dieser Einschnürung 7 beträgt höchstens
15% des Kalibers; sie begrenzt dabei auch den Bereich der Aufbördelung der
Geschossspitze.