Bleireduziertes oder bleifreies Jagdbüchsengeschoß mit verbesserter Haltekraft des Kerns im Mantel
Übliche Jagdbüchsengeschosse bestehen aus einem oder mehreren Kernen des toxischen Schwermetalls Blei, die von einem Mantel aus einem wesentlich härteren Werkstoff umgeben sind. Blei hat als Werkstoff für den Kern den Vorteil, daß es eine hohe Dichte hat und sich mit anderen Metallen zu einem Werkstoff mit einer vorgebbaren Härte legieren läßt.
Eine in jedem Fall ideale Zerlegung oder Deformation des Geschoßkerns und des Mantels im Verbund ist nur selten und aufgrund der unterschiedlichen Widerstandsverhältnisse im Wildkörper niemals in gleicher Weise zu erreichen. Die Schnelligkeit der Geschoßzerlegung und der gesamte Ablauf der Absplitterung beziehungsweise Deformation gestalten sich grundsätzlich unterschiedlich, je nachdem, wo der Treffer sitzt, ob in Weichteilen, in harten Muskelpartien oder Knochen, und ob es sich um ein kräftiges, widerstandsfähiges oder um ein kleines, schwaches Stück handelt. Ferner hat die Schußrichtung und der dadurch bedingte Verlauf des Geschosses im Wildkörper erheblichen Einfluß auf den Vorgang der Geschoßdeformierung, vor allem aber die Auftreffgeschwindigkeit.
Beim Auftreffen und Eindringen in das Zielmedium deformiert sich und zersplittert ein Mantelgeschoß in der Regel unkontrolliert und die Splitter verteilen sich im Wildkörper. Das ist insbesondere bei Mantelgeschossen mit Bleikern nachteilig. Durch die Bleisplitter kontaminiertes Wildbret ist für den Verzehr nicht geeignet. Aus dem Wildkörper in die Natur austretende Bleisplitter führen zu einer unerwünschten Kontamination.
Eine unkontrollierte Deformation mit einhergehender Zerlegung des Geschosses führt zu den hier aufgeführten negativen Folgen: einem Restkörper von nicht vorherbestimmbarer Masse; bei ungünstigem Verlauf der Geschoßbahn im Wildkörper
und zu geringe Durchschlagkraft zu fehlendem Ausschuß; bei starkem Wild zu einer zu geringen Tiefenwirkung; einem schlechten Ansprechen des Wildes, also verzögerter oder unzureichender Wirkung, und dadurch bedingte eventuelle Nachsuche. Bei zu hohen Geschoßgeschwindigkeiten kann es zu einer teilweisen oder vollständigen Trennung von Mantel und Kern kommen, die zu einer unbefriedigenden zielballistischen Wirkung führt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Geschoß mit einer verbesserten Haltbarkeit des Mantels auf dem Kern vorzustellen sowie das Verfahren seiner Herstellung. Ein weiteres Ziel ist eine weitestgehende Verhinderung der toxischen Belastung des Zielkörpers und der Umwelt durch den Geschoßwerkstoff.
Die Lösung der Aufgabe erfolgt mit Hilfe der kennzeichnenden Merkmale des ersten Anspruchs. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung werden in den abhängigen Ansprüchen beansprucht.
Das erfindungsgemäße Jagdbüchsengeschoß weist mindestens in seinem zylindrischen Teil nicht nur eine kraftschlüssige, sondern auch eine formschlüssige Verbindung zwischen dem Mantel und dem Kern auf. Die formschlüssige Verbindung wird durch eine Struktur auf der Innenseite des Mantels hervorgerufen und bewirkt eine innige mechanische Verbindung des Mantels mit dem Kern. Dadurch ist es nicht möglich, daß sich der Kern - insbesondere bei hohen Geschoßgeschwindigkeiten - vom Mantel löst. Die mechanische Verbindung, insbesondere hervorgerufen durch den Formschluß, ist besonders vorteilhaft bei nichtmetallischen Kernwerkstoffen, bei Kernen aus Kunststoff, deren Werkstoffeigenschaften sich von denen eines Kerns aus einem metallischen Werkstoff unterscheiden, insbesondere hinsichtlich Härte und Duktilität. Ein weiterer Vorteil der mechanischen Verklammerung besteht darin, daß beim Auftreffen auf den Zielkörper in dem Bereich der formschlüssigen Verbindung keine unkontrollierte Trennung des Mantels vom Geschoß erfolgt. Dadurch wird eine störendes Abdriften des Restkörpers entlang der Schußrichtung verhindert. Das erfindungsgemäße Jagdbüchsengeschoß sorgt somit für einen geraden Schußkanal
mit einem sauberen Ausschuß. Weil sich die Splitter des Kerns sehr dicht um den Schußkanal verteilen, ist die Entwertung des Wildbrets gering.
Die Struktur auf der Innenfläche des Geschoßmantels kann mittels eines spangebenden Fertigungsverfahrens hergestellt werden. Bei einem solchen Verfahren wird die Oberfläche mit einem Drehmeissel unter Bildung von ringförmigen oder gewindeförmigen Einstichen bearbeitet. Dadurch ergeben sich scharfe Kanten, die sich besonders gut in die Oberfläche des Kerns eindrücken lassen und somit zu einer innigen form- und kraftschlüssigen Verbindung des Mantels mit dem Kern führen. Erhält der Kern ein dem Mantel entsprechendes Außengewinde, kann er mit dem Mantel verschraubt werden.
Die Struktur kann aber auch mittels eines plastischen Formgebungsverfahren hergestellt sein. Dazu wird die Oberfläche des Mantels durch Eindrücken einer Struktur verformt, beispielsweise mittels Rollen. Diese Struktur führt beim Verpressen von Mantel und Kern zum Eindringen der Struktur in den Kernwerkstoff und damit zu dem gewünschten Verbund von Mantel und Kern. Die plastische Formgebung ist besonders vorteilhaft bei dünnen Mänteln, bei denen ein Werkstoffabtrag durch Eindrehen von Nuten zu einer Schwächung des Mantels führen könnte.
Das Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Geschosses unterscheidet sich von dem herkömmlichen Verfahren dadurch, daß nach der Formgebung des Mantels auf seiner inneren, der dem Kern zugewandten Oberfläche eine Struktur aufgebracht wird. Das Aufbringen dieser Struktur kann nach einem der oben beschriebenen Verfahren erfolgen. Bei der endgültigen Formgebung des Geschosses wird der Werkstoff des Kerns in die Struktur des Mantels gepreßt. Damit erfolgt zusätzlich zur kraftschlüssigen Verbindung eine formschlüssige Verbindung zwischen Mantel und Kern.
Die Struktur kann auch auf dem Kern aufgebracht werden und sich bei der Verbindung von Kern und Mantel in den Mantel eindrücken.
Die formschlüssige Verbindung zwischen Mantel und Kern kann zusätzlich durch das Aufbringen einer weiteren Verformung des Mantels auf seinem äußeren Umfang erfolgen. Beispielsweise durch das Aufbringen konzentrischer Rillen, bei dem sich die Verformung bis in den Werkstoff des Kerns hinein fortsetzt, kann eine gute mechanische Verbindung von Mantel und Kern erfolgen. Allerdings ist eine solche formschlüssige Verbindung nur auf einen kurzen Bereich des Geschosses beschränkt.
Weitere Möglichkeiten eine innige Verbindung von Mantel und Kern herzustellen besteht in einer zusätzlichen stoffschlüssigen Verbindung wie Verkleben mit einem geeigneten, hitzebeständigen Kleber oder Verschweißen oder Löten. Die eingesetzten Werkstoffe müssen für die aufgeführten Verbindungsverfahren geeignet sein. Ein Verschweißen oder eine Lötverbindung sind nur mit metallischen Werstoffen möglich.
Während der Mantel aus den üblichen Mantelwerkstoffen wie beispielsweise Stahl, plattiertem Stahl, Tombak (Kupfer-Zink-Legierung) oder Kupfer bestehen kann, kann der Werkstoff des Kerns aus einem duktilen, bleifreien oder deutlich bleireduziertem Werkstoff bestehen. Der Werkstoff des Kerns kann beispielsweise aus den Metallen Kupfer oder Zinn, Zink, Eisen, Wolfram, Titan, Silber, Aluminium, Tantal, Vanadium oder möglichen Legierungen dieser Metalle bestehen. Weiterhin sind Kunststoffe, insbesondere mit einer Füllung aus Metallpulvern hoher Dichte, möglich, wobei die Verwendung biologisch abbaubarer Kunststoffe zu bevorzugen ist, weil damit ein vollkommen umweltfreundlicher, verrottbarer Kern gefertigt werden kann. Durch die Wahl einer der angegebenen Werkstoffe wird eine Kontamination des den Schußkanal umgebenden Gewebes deutlich verringert bzw. vollständig vermieden. Bei einem Ausschuß folgt keine bzw. eine deutlich reduzierte Belastung der Natur durch Blei.
Bei einem Kern aus Kunststoff ist es möglich, durch den Zusatz von Metallpulver, insbesondere Metallpulver hoher Dichte, den Kunststoff schwerer zu machen und so die ballistischen Eigenschaften des Geschosses gezielt zu beeinflussen.
Anhand von Ausführungsbeispielen wird die Erfindung näher erläutert.
Es zeigen:
Figur 1 ein erfindungsgemäßes Jagdbüchsengeschoß mit offener Hohlspitze,
Figur 2 ein erfindungsgemäßes Jagdbüchsengeschoß mit geschlossener Spitze und einer Kaverne im Kern,
Figur 3 ein erfindungsgemäßes Jagdbüchsengeschoß mit Halterillen und
Figur 4 ein erfindungsgemäßes Jagdbüchsengeschoß mit einem Scharfrand.
In Figur 1 ist stark vergrößertem Maßstab ein erfindungsgemäßes Jagdbüchsengeschoß 1 im Halbschnitt dargestellt. Der Schnitt verläuft entlang der Geschoßachse 2. Der Kern 3 des Geschosses 1 wird von dem Mantel 4 umschlossen. Der konische Bereich 5 des Mantels 4 ist dünner als sein zylindrischer Teil 6. Dieser Teil 6 trägt auf der dem Kern 3 zugewandten Innenseite eine Struktur in Form von Rillen 7. Diese Rillen können ringförmig oder gewindeförmig angelegt sein. Sie können entweder spangebend durch einen Drehmeissel aus dem Mantelwerkstoff ausgestochen oder durch Umformwerkzeuge, beispielsweise Rollen, in den Mantelwerkstoff eingedrückt worden sein. Bei der endgültigen Formgebung des Geschosses wird der weichere Werkstoff des Kerns 3 in die Rillen 7 des Mantels 4 gedrückt, wodurch eine innige Verzahnung von Mantel 4 und Kern 3 erfolgt. Auch bei hohen Geschoßgeschwindigkeiten ist dadurch eine vorzeitige Trennung von Mantel und Kern ausgeschlossen.
Das Ausführungsbeispiel nach Figur 1 ist ein Geschoß mit offener Hohlspitze 8. Hinter der Öffnung 9 des Mantels 4 öffnet sich zu dieser trichterförmig der Hohlraum 10, während sich im vorliegenden Ausführungsbeispiel dahinter noch eine Kaverne 11
anschließt. Das Einbringen einer solchen Kaverne ist abhängig vom Geschoßtyp. Das vorliegende Geschoß 1 erfährt beim Auftreffen auf den Zielkörper eine wesentlich schnellere und stärkere Zerlegung als das Ausführungsbeispiel nach Figur 2. Dieses Geschoß unterscheidet sich von dem Ausführungsbeispiel nach Figur 1 dadurch, daß der Werkstoff des Kerns 3 die Öffnung 9 des Mantels 4 wie mit einem Stopfen 12 verschließt. Die Kaverne 13 hat eine Form, die der äußeren Form des Geschosses angeglichen ist. Im zylindrischen Teil 6 ist die Kaverne 13 zylindrisch, 14, während sie im konischen Teil 5 zur Spitze hin kegelförmig, 15, verjüngt.
Die Haltekraft zwischen Mantel 4 und Kern 3 kann durch das zusätzliche Aufbringen von einer oder mehreren Halterillen 16 auf den Umfang des Mantels 4 erhöht werden, wie in Figur 3 an dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 dargestellt ist. Die Verformung des Mantels setzt sich im Kern 3 fort und bewirkt somit eine zusätzliche mechanische Verklammerung von Kern und Mantel.
Eine gezielte Zerlegung des Mantels in Splitter bewirkt ein Scharfrand 17. Dazu ist ein Ausführungsbeispiel in Fig. 4 dargestellt. Statt oder zusätzlich zu den Halterillen nach Fig. 3 ist eine Nut 18 auf dem Umfang des Mantels 4 aufgebracht. Die spitzwinklige Nut 18 wirkt wie eine Sollbruchstelle im Mantel und bewirkt die Trennung des Splitters vom restlichen Mantel. Die scharfe Kante 19 im Übergang von der Manteloberfläche zur Nut bewirkt einen sauberen Durchschuß durch die Decke des Bildes.