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Die vorliegende Erfindung bezieht
sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen unter Einsatz
einer antioxidanshaltigen Dispersion und Verwendung der antioxidanshaltigen
Dispersion in diesem Vertahren.
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Tierhäute werden seit über 100
Jahren mit Chrom(III)-Salzen in verschiedenster Zusammensetzung zu
Leder und Pelzen gegerbt. Allgemein wird hierbei von getrockneten,
gesalzenen oder frischen Tierhäuten ausgegangen,
die durch eine Weiche/Wäsche
im Fall von Leder, einem Äscher
und einem anschließenden
Pickel für
die Chromgerbung vorbereitet werden.
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Durch die Chromgerbung entsteht aus
dem nichthaltbaren Tierhautmaterial, das gegen heißes Wasser unbeständig ist
sowie einem enzymatischen und/oder bakteriellen Abbau unterliegen
oder faulen kann, ein gegerbtes Hautmaterial, das sogenannte Wetblue,
das je nach Grad der Gerbung selbst in kochendem Wasser seine ursprüngliche
Struktur beibehält.
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Chromleder enthält Chrom(III)-Salze in weitgehend
gebundener Form. Unter bestimmten Bedingungen können jedoch Teile dieses Mineralgerbstoffs
aus dem Leder ausgewaschen werden. Chrom(III)-Salze sind im Gegensatz
zu den Chrom(VI)-Verbindungen, den sogenannten Chromaten, toxikologisch
unbedenklich. So liegen die LD 50-Werte bei der Ratte bei 1900–3300 mg/kg
Körpergewicht
für Chrom(III)-Verbindungen und
bei ca. 50 mg/kg Körpergewicht
für Chrom(VI)-Verbindungen.
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Die in über 100 Jahren des Einsatzes
von Chromleder gemachten Erfahrungen mit Chrom(III)-gegerbten Ledern
zeigten mit wenigen Allergieausnahmen keine negativen Einflüsse auf
z. B. die Träger
von Lederschuhen. Chromleder stand jedoch stets in Verdacht, auch
toxische Chrom(VI)-Verbindungen (Chromate) zu enthalten. Da mit
dem Verfahren gemäß der DIN
53314 eine Bestimmungsmethode für
extrem geringe Chrom(VI)-Konzentrationen
von ≥ 3 ppm
zur Verfügung
steht, wurde bei Untersuchungen der verschiedensten Ledermaterialiep
auch tatsächlich
Chrom(VI) in Mengen bis zu über
20 ppm gefunden.
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Aufgrund umfangreicher Untersuchungen
wurde angenommen, daß die
natürlichen
Fettungsmittel und Naturfette, die bei den Gerbvertahren eingesetzt
werden, als Katalysatoren für
die Umwandlung von Chrom(III) in Chrom(VI) im Leder oder in Pelzen
wirken. Die natürlichen
Fettungsmittel enthalten nämlich
zum großen
Teil mehrfach ungesättigte
Fettsäureester,
die unter Einwirkung von Luft (Sauerstoff) Peroxide bilden können, die
ihrerseits dann Chrom(III) zu Chrom(VI) oxidieren können.
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Aus der
DE 40 00 397 sind spezielle lipidselektive
Antioxidantien bekannt, die zum Schutz lipidhaltiger Substanzen
gegen Oxidation eingesetzt werden.
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Um eine Chrom(VI)-Bildung in chromgegerbten
Ledern oder Pelzen, insbesondere während der Lagerung, auszuschließen, müssen die
Leder entweder ohne Fettungsmittel auf natürlicher Basis gefettet, wodurch jedoch
keine weichen Leder resultieren, und zusätzlich das Naturfett entfernt
werden, oder es muß eine
extrem starke vegetabile Nachgerbung zur Anwendung kommen, wodurch
aber Leder entstehen, die nicht auf die teilweise gewünschten
hellen Farbtöne
gefärbt
werden können.
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Mit der Chrom(VI)-Bildung geht ferner
eine Verhärtung
der Leder während
der Lagerung einher, die sich auch negativ auf die Reißfestigkeitswerte,
insbesondere die Weiterreißfestigkeit
sowie die Stichausreißfestigkeit,
auswirkt.
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Der vorliegenden Endung liegt somit
die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Leder oder
Pelzen bereitzustellen, das nicht die Nachteile des Standes der
Technik aufweist. Insbesondere soll die Chrom(VI)-Bildung während der
Lagerung der Leder oder Pelze vermieden werden.
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Erfindungsgemäß wird dies durch ein Verfahren
zur Herstellung von Leder und Pelzen erreicht, bei dem Häute und/oder
Felle gepickelt und anschließend
einer Chromgerbung unterzogen werden, wobei das Pickeln und/oder
das Gerben zumindest teilweise in Gegenwart mindestens eines Antioxidans
durchgeführt
wird, wobei das Antioxidans in einem Dispersionsmittel dispergiert
ist und in der Dispersion in einer Menge von 1 Gew.-% bis 10 Gew.-%,
bezogen auf die Dispersion, vorliegt bzw. in einer Menge von etwa
0,05 Gew.-% bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht der Häute und/oder
Felle, eingesetzt wird.
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Überraschenderweise
wurde nun gefunden, daß in
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Leder und Pelzen, insbesondere bei einer Lagerung über mehrere
Monate, keine Chrom(VI)-Verbindungen nachweisbar waren.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
werden die Leder bereits im Wetbluezustand gegen eine mögliche Chrom(III)-Oxidation
und damit Chrom(VI)-Bildung, die möglicherweise durch die Naturfette
verursacht wird, geschützt.
Bei der Weiterverarbeitung des Wetblues zum sogenannten Crustleder
(Nachgerbung, Fettung und Färbung)
bleibt der Schutz erhalten. Auch hier ist eine Chrom(VI)-Bildung
z. B. während
der Trocknung und der Lagerung, nicht festgestellt worden. Die Ausrüstung des
Chromleders gegen Oxidation von Cr(III) zu Cr(VI) bleibt durch das
erfindungsgemäße Verfahren
auch bei extrem ungünstigen
Lagerbedingungen, beispielsweise bei hoher Temperatur und hoher
Luftumwälzung,
erhalten.
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Während
Chromleder, die mit natürlichen
Fettungsmitteln gefettet wurden, bereits nach einer Lagerung an
der Luft bei 20° C
und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 22% nach vier Wochen einen
Chrom(VI)-Gehalt von etwa 35 ppm aufwiesen, waren die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Leder nach dieser Zeit Chrom(VI)-frei, es konnte mit üblichen
Bestimmungsverfahren kein Cr(VI) nachgewiesen werden. Auch nach
einer Verlängerung
der Lagerzeit auf sechs Monate hatten die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Chromleder einen Chrom(VI)-Gehalt unterhalb der Nachweisgrenze,
während
parallel hergestellte Leder ohne eine Behandlung während des
Pickelns und/oder der Chromgerbung mit einem Antioxidant eine Chrom(VI)-Konzentration von
86 ppm aufwiesen.
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Entsprechend durchgeführte Vergleichstests
mit Schafpelzvelour ergaben im wesentlichen die gleichen Ergebnisse.
Auch hier hatten Schafpelze, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
während
der Herstellung mit dem Antioxidant behandelt wurden, nach einer
Lagerung von sechs Monaten keine nachweisbaren Chrom(VI)-Mengen,
während
die Werte für
nicht nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellte Pelze bei über
80 ppm lagen. Bei den durchgeführten
Versuchen wurde sowohl für
das auf übliche
Weise hergestellte Fell als auch für das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellte Fell die gleichen Fettungsmittel in den gleichen Einsatzmengen
angewandt.
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Wie sich aus den vorstehenden Ausfuhrungen
ergibt, sind somit die erfindungsgemäß hergestellten Leder und Pelze über einen
Zeitraum von mindestens sechs Monaten lagerbar, ohne daß eine nachweisbare Chrom(VI)-Menge
gebildet wurde.
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Des weiteren ist die üblicherweise
mit der Chrom(VI)-Bildung einhergehende Verhärtung des Leders während der
Lagerung nicht beobachtbar; dies bedeutet, daß die Reißfestigkeitswerte, insbesondere
die Weiterreißfestigkeit
sowie die Stichausreißfestigkeit,
der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Leder und Pelze hervorragend sind.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist verfahrenstechnisch
in einfacher Weise durchzuführen.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellte Leder und Pelze besitzen eine gut einstellbare Weichheit, hohe
Festigkeitswerte und eine hohe Temperaturbeständigkeit, insbesondere auch
in feuchtem Zustand. Sie können
in allen Farbtönen,
auch in sehr hellen Farbtönen,
problemlos hergestellt werden. Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind kaum Emissionen festzustellen. Der Chromgerbstoff läßt sich vollkommen
recyceln.
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Unter dem Ausdruck „Antioxidans"
werden Verbindungen jeglicher Art verstanden, die unerwünschte, durch
Sauerstoff-Einwirkungen und andere oxidative Prozesse bedingte Veränderungen
in den zu schützenden
Stoffen hemmen oder verhindern.
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Als Antioxidantien wirksam sind unter
anderem aromatische Amine, Organoschwefel-Verbindungen, Phosphor-Verbindungen,
sterisch gehinderte Amine und sterisch gehinderte Phenole. Letztere
sind bevorzugt, da sie in besonders günstiger Weise die Oxidation
von Chrom(III)-Verbindungen zu Chrom(VI)-Verbindungen in Ledern
und Pelzen verhindern. Besonders geeignete Vertreter der sterische
gehinderten Phenole sind 4,4'-Methylen-bis(2,6-di-tert.-butylphenol),
Pentaerythrit-tetra(3,5-di-tert.-butyl-4-hydroxyhydrocinnamat), 2,2'-Methylen-bis-(4-methyl-tert.-butylphenol)
und butyliertes Reaktionsprodukt aus p-Kresol und Dicyclopentadien.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren können mehrere,
voneinander verschiedene Antioxidantien eingesetzt werden.
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Damit das Pickeln und/oder das Gerben
zumindest teilweise in Gegenwart eines Antioxidans durchgeführt werden
kann, kann das, Antioxidans zur Pickelflotte oder zur Gerbflotte
zugegeben werden.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren ist das Antioxidans
in einem Dispersionsmittel dispergiert. Diese antioxidanshaltige
Dispersion kann zur Pickel- oder Gerbflotte gegeben werden. Bei
einer Dispersion handelt es sich um die Bezeichnung für ein System
mit mehreren Phasen, von denen eine kontinuierlich (Dispersionsmittel)
und mindestens eine weitere fein verteilt ist (dispergierte Phase).
Bei den im erfindungsgemäßen Vertahren einsetzbaren
antioxidanshaltigen Dispersionen handelt es sich um solche, bei
denen die dispergierte Phase das Antioxidans umfaßt.
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Das Antioxidans liegt in der Dispersion
in einer Menge von 1 Gew:-% bis 10 Gew.-%, insbesondere 6 Gew.-%
bis 7 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, vor. Bei diesen Mengen
ist eine gute antioxidative Wirkung, ein gutes Eindringen des Antioxidans
in das Hautmaterial/Leder und eine gute Dispergierbarkeit des Antioxidans
im Dispersionsmittel festzustellen.
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Unter dem Ausdruck „Dispersionsmittel"
werden Mittel jeglicher Art verstanden, die als kontinuierliche Phase
für das
Antioxidans wirken können.
Beispiele solcher sind anionische Dispersionsmittel, wie anionische Alkylpolyethersulfate,
-sulfosuccinate oder -phosphate.
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Vorzugsweise weist das Dispersionsmittel
mindestens eine Verbindung der Gruppe Fettalkoholpolyglykolethersulfat,
Fettalkoholpolyglykolethersulfosuccinat, Fettalkoholpolyglykoletherphosphat,
Fettsäureamidpolyglykolethersulfat,
Fettsäureamidpolyglykolethersulfosuccinat
oder Fettsäureamidpolyglykoletherphosphat auf.
Das Dispersionsmittel kann dabei eine oder mehrere, voneinander
verschiedene der vorgenannten Verbindungen enthalten.
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Die Fettalkohol- bzw. Fettsäureamid-Reste
können
12 bis 22, insbesondere 12 bis 18, Kohlenstoff-Atome aufweisen.
Der Polyglykolether-Rest kann 4 bis 8 von Ethylenoxid (EO) abgeleitete
Reste aufweisen.
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Das Dispersionsmittel für das Antioxidant
kann auch Gemische der unethoxylierten Derivate der vorgenannten
ethoxylierten Verbindung mit diesen bzw. den nicht zu Sulfaten,
Phosphaten oder Sulfosuccinaten umgesetzten Ethoxylaten aufweisen.
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Die vorgenannten Verbindungen sind
besonders gut für
die Dispergierung der im endungsgemäßen Verfahren eingesetzten
Antioxidantien geeignet, da das darin dispergierte Antioxidans besonders
gut in das Hautmaterial/Leder eindringen und dort seine Wirkungen
besonders gut entfalten kann. Des weiteren beeinflussen diese Dispersionsmittel
die Ledereigenschaften, insbesondere im Hinblick auf die Weichheit,
wenn überhaupt
nur sehr gering. Darüberhinaus
sind sie für
die Chromgerbung ausreichend stabil.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
liegen die vorgenannten Fettalkoholpolyglykolether- und Fettsäureamidpolyglykolether-Verbindungen in der
Dispersion in einer Menge von 8 Gew.-% bis 20 Gew.%, insbesondere
etwa 12 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, vor. Mit diesen Mengen
wird in besonders günstiger
Weise erreicht, daß die
Antioxidantien gut dispergierf sind und gut in das Leder eindringen
können,
die Ledereigenschaften aber nicht negativ beeinflußt werden.
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Die im erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzte antioxidanshaltige Dispersion kann neben dem Antioxidans
und den vorgenannten Fettalkoholpolyglykolether- und Fettsäureamidpolyglykolether-Verbindungen noch
weitere Komponenten aufweisen, insbesondere Wasser und Stellmittel.
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Bei Stellmitteln handelt es sich
um Verbindungen, mit denen die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten
antioxidanshaltigen Dispersionen in eine besonders gut handhabbare
Form gebracht werden können.
Beispiele der Stellmittel sind Glykole und Polyglykole. Mit diesen
wird in besonders günstiger
Weise eine einheitliche und klare, antioxidanshaltige Dispersion
erhalten. Als Stellmittel können
auch Weißöle eingesetzt werden.
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Die Menge des Stellmittels in der
im erfindungsgemäßen Verfahren
einsetzbaren antioxidanshaltigen Dispersion kann 0 Gew.-% bis 80
Gew.%, insbesondere 25 Gew.-% bis 28 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion,
betragen.
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Wie bereits vorstehend erwähnt wurde,
kann die im erfindungsgemäßen Verfahren
einsetzbare antioxidanshaltige Dispersion Wasser enthalten. Die
Menge des Wassers kann 0 Gew.-% bis 80 Gew.-%, insbesondere 53 Gew.-%
bis 54 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, betragen. Durch den Einsatz
von Antioxidantien in wasserdispergierter Form dringen die Antioxidantien
in besonders günstiger
Weise in das Hautmaterial/Leder ein und können dort ihre antioxidativen
Wirkungen besonders gut entfalten.
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Beispiele der im erfindungsgemäßen Verfahren
einsetzbaren antioxidanshaltigen Dispersionen umfassen 6–7 Gew.-%
eines Antioxidans, insbesondere eines sterisch gehinderten Phenols,
25 Gew.-% bis 28 Gew. % eines Stellmittels, 12-15 Gew.-% eines C1
2-C22-Fettalkohols
mit 8 Mol Ethylenoxid/Sulfosuccinat (50%-ig) oder eines C14-C16 Fettalkohols
mit 4 Mol Ethylenoxid/Amoniumsulfat und 53–54 Gew.-% Wasser.
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Beim erfindunsgemäßen Verfahren werden Leder
und Pelze erhalten. Dabei werden unter dem Ausdruck „Leder"
auch als Wetblue bezeichnete ungetrocknete Halbfabrikate verstanden.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren werden Häute eingesetzt,
die in auf diesem Gebiet üblicher
Weise hergestellt werden können.
Allgemein kann von getrockneten, gesalzenen oder frischen Tierhäuten ausgegangen
werden. Diese können
durch eine Weiche/Wäsche
im Fall von Leder und/oder einem Äscher vorbehandelt werden.
Hierbei handelt es sich um auf diesem Gebiet übliche Verfahren, wozu dem
Fachmann die notwendigen Schritte und Materialien bekannt sind.
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Danach kann sich das übliche Pickel
anschließen.
Dabei handelt es sich um eine Vorbehandlung tierischer Häute und
Felle mit Lösungen
von Salzen zur Konservierung und Sauerstellung bereits enthaarter
Blößen vor
der Chrom-Gerberei. Dazu können
die vorbehandelten Häute
mit NaCl, beispielsweise in einer Menge von etwa 5 Gew.-%, bezogen
auf das Blößengewicht,
85%-ige Ameisensäure,
beispielsweise in einer Menge von 0,8 Gew.-%, bezogen auf das Blößengewicht,
und 96%-ige Schwefelsäure,
beispielsweise in einer Menge von 0,4 Gew.-%, bezogen auf das Blößengewicht,
in üblicher
Weise behandelt werden.
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Nach dem Pickel kann die gepickelte
Haut unter Verwendung eines Chrom(III)-Gerbstoffs in üblicher Weise
gegerbt werden. Solche Chrom(III)-Gerbstoffe sind dem Fachmann bekannt.
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Durch die Chromgerbung entsteht aus
dem nichthaltbaren Tierhautmaterial (unbeständig gegen heißes Wasser,
enzymatischen/bakteriellen Abbau, Fäulnis etc.) ein Leder, das
sogenannte Wetblue, das je nach Grad der Gerbung selbst in kochendem
Wasser noch seine ursprüngliche
Struktur beibehält.
Je nach Bedingungen kann das Wetblue auch länger gelagert werden und dient
als Ausgangsmaterial für
die unterschiedlichsten Lederarten, beispielsweise Schuhoberleder,
Bekleidungsleder, Polster- und Automobilleder.
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Die Schritte des Pickelns und des
Gerbens können
im erfindungsgemäßen Verfahren
in einem Bad durchgeführt
werden. Es ist also nicht notwendig, nach dem Pickeln die Pickelflotte
abzulassen, sondern, nach dem das Pickeln lange genug durchgeführt wurde,
können
zur Pickelflotte die Gerbstoffe zugesetzt und dadurch die Gerbung
eingeleitet werden.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren wird das Pickeln
und/oder das Gerben zumindest teilweise in Gegenwart mindestens
eines Antioxidans durchgeführt.
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Dies bedeutet, daß das Antioxidans nicht während der
gesamten Dauer des Pickelns und/oder des Gerbens zugegen sein muß.
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Es ist beispielsweise möglich, nur
das Pickeln oder nur das Gerben in Gegenwarf eines Antioxidans durchzuführen. Dabei
kann das Antioxidans zu Beginn des Pickelns, während des Verlaufs des Pickelns,
beispielsweise nach Zugabe von NaCl, insbesondere 10 Minuten nach
dessen Zugabe, oder vor dem Ende des Pickelns zur Pickelflotte gegeben
werden.
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Das Antioxidans kann ferner vor Beginn
des Gerbens, insbesondere unmittelbar vor Beginn des Gerbens, zusammen
mit dem Gerbmitteln, nach Zugabe des Gerbmittels, beispielsweise
unmittelbar nach der Gerbmittelzugabe, während der Dauer des Gerbens
oder vor Ende des Gerbens, beispielsweise unmittelbar vor Ende des
Gerbens, zur Gerbflotte gegeben werden.
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Das Antioxidans kann auch zur Gerbflotte
zuzugeben werden, wenn bereits etwa 50%, insbesondere etwa 70%,
ganz besonders etwa 90%, der Gerbdauer vorbei sind. Wird beispielsweise
die Gertung während 8–30 Stunden
durchgeführt,
so kann das Antioxidans etwa 1–3
Stunden vor Beendigung der Gerbung, die durch Ablassen der Flotte
erfolgen kann, zur Gerbflotte zugegeben werden.
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Die Menge des Antioxidans beträgt im erfindungsgemäßen Verfahren
0,05 Gew.-% bis 0,5 Gew.%, bezogen auf das Trockengewicht der eingesetzten
Häute und/oder
Felle.
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Nach der Gerbung kann das erhaltene
Wetblue mehrere Tage, beispielsweise etwa 3 Tage, auf Bock abgelagert
werden.
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Je nach gewünschtem Einsatz des fertig
zugerichteten Leders kann das Wetblue unterschiedlich mit synthetischen/vegetabilen
oder Chrom(III)-Gerbstoffen nachgegerbt werden. Die Fettung kann
mit Produkten auf natürlicher
Basis, z. B. Fischölsulfitaten,
Rinderklauenölsulfonaten
oder synthetischen Produkten auf Basis von Kohlenwasserstoffen mit
weichmachenden Emulgatoren, z. B. Alkansulfonaten, langkettigen
Alkylsulfaten oder Sulfobernsteinsäureestern (Sulfosuccinaten)
oder Mischungen von natürlichen
und synthetischen Fettungsmitteln erfolgen.
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Die nachgegerbten und gefetteten
Leder können
entweder im gleichen oder in einem extra Bad mit wasserlöslichen
Farbstoffen gefärbt
werden. Danach können
die gegerbten Häute
unterschiedlich lange im nassen Zustand abgelagert werden. Die Trocknung
kann in an sich bekannter Weise erfolgen, beispielsweise durch Hängetrocknung,
Vakuumtrocknung, Klammertrocknung und Pastingtrocknung. Anschließend kann
auf einen Wassergehalt von etwa 16 Gew. % konditioniert werden.
Durch anschließendes
Stollen oder Millen kann die Weichheit deutlich verbessert werden.
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Das so hergestellte Crustleder kann
entweder in dieser Form zwischengelagert und gehandelt oder ggf.
nach Aufbringen einer dünnen
Lackschicht der Zurichtung zu den unterschiedlichsten Lederartikeln
verarbeitet werden, wobei neben den Schuhoberledern vor allem die
Polsterleder und insbesondere die Automobilpolsterleder aufgrund
der hervorragenden Gebrauchseigenschaften den größten Anteil bilden.
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Pelze, und hier besonders Schaf-
und Lammpelze, werden im Prinzip ähnlich gearbeitet, wobei jedoch der Äschen, die
unter anderem die Aufgabe der Haarentfernung hat, ersatzlos entfällt. Hierfür kann der
Pickelprozeß gegenüber der
Lederherstellung länger
ausgedehnt und teilweise unter Einsatz von üblichen Enzymen durchgeführt werden.
Nach der Nachgerbung, Fettung und Färbung können die chromgegerbten Leder
kurze Zeit in feuchtem Zustand gelagert und anschließend im
Regelfall klammergetrocknet und über
eine Bakel- oder Stollmaschine im Pelzleder aufgelockert und hierdurch
weich eingestellt werden.
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Wie sich aus den obigen Ausführungen
ergibt, können
bei Verwendung der Antioxidantien, insbesondere bei Verwendung antioxidanthaltiger
Dispersionen, die Oxidation von Chrom(III)-Verbindungen zu Chrom(VI)-Verbindungen
bei der Herstellung und/oder Lagerung von Leder und Pelzen verhindert
werden.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist ferner die Verwendung einer Zusammensetzung, umfassend (a) mindestens
ein Antioxidans und (b) mindestens ein Dispersionsmittel, wobei
das Antioxidans in der Dispersion in einer Menge von 1 Gew.-% bis
10 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, vorliegt, zur Verwendung in
einem erfindungsgemäßen Verfahren.
Die Bestandteile der erfindungsgemäßen Zusammensetzung sind wie
vorstehend definiert.
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Die nachfolgenden Beispiele erläutern die
Erfindung.
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Beispiel 1: Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens
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Es wurde eine antioxidanshaltige
Dispersion (Produkt A) hergestellt. Dazu wurden 7 Gew.-% 4,4'-Methylen-bis
(2,6-di-terf.-butylphenol) mit 28 Gew.-% eines Weißöls vermischt,
anschließend
wurde dieses Gemisch mit 12 Gew.-% C12-C16 Fettalkohol mit 8 Mol Ethylenoxid/Sulfosuccinat
50%-ig versetzt und unter Rühren wurde
langsam bei einer Temperatur von ca. 50°C in 53 Gew.-% Wasser eingetragen.
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Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wurde von in üblicher
Weise behandelten Rindshäuten
ausgegangen.
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Herstellung von Automobilleder/Polsterleder-Wetblue
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Fassgeschwindigkeit: 20 Upm
Angaben:
Flotte und Menge in Gew.-% bezogen auf Blößengewicht, Zeit in min
0
= kein Flottenwechsel 0 = Flottenwechsel
Chromnachgerbung/Fettung/Färbung – Weiterarbeit
von Wetblue zu Farbcrust
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Leder auf Bock legen, mit Folie abdecken.
Vakuumieren bei 65–80°C 2 min.
Austrocknen im Trockenraum bei 35°C. Über Nach
im Klimaraum konditionieren bei 60% Luftfeuchte.
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Beispiel 2: Durchführung eines
erfindungsgemäßen Verfahrens
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Es wurde eine antioxidanshaltige
Dispersion (Produkt B) hergestellt. Dazu wurden 6% 4,4'-Methylen- bis (2,6-di-tert.-butylphenol)
mit 25 Gew.-% Weißöl verrührt. Anschließend wurden
15 Gew.-% C1
4-C1
6 Fettalkohol mit
4 Mol Ethylenoxide/Amoniumsulfat bei 70°C verrührt und danach langsam 54 Gew.-%
Wasser mit einer Temperatur von 60°C eingetragen.
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Zur Durchführung des Beispiels 2 wurde
von Rindshäuten
ausgegangen.
Chromnachgerbung/Fettung/Färbung – Weiterarbeit
von Wetblue zu Farbcrust
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Leder auf Bock legen, mit Folie abdecken.
Vakuumieren bei 65–80°C während 2
min. Austrocknen im Trockenraum bei 35°C. Über Nacht im Klimaraum konditionieren
bei 60% Luftfeuchte.
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Beispiel 3: Durchführung eines
Vergleichsverfahrens
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Es wurden die in den Beispielen 1
und 2 beschriebenen Verfahren durchgeführt, wobei aber keine Produkte
A und B eingesetzt wurden, d. h. das Gerben wurde nicht in Gegenwart
eines Antioxidans durchgeführt.
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Beispiel 4: Untersuchung
des Cr(VI)-Gehalts nach Lagerung der in den Beispielen 1 bis 3 hergestellten
Leder
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Die in den Beispielen 1, 2 und 3
erhaltenen Crustleder wurden in einem Raum mit 20 bis 26% relativer Luftfeuchtigkeit
bei 22°C
gelagert. Der Chrom(VI)-Gehalt wurde mit einem üblichen Verfahren zu Beginn
der Lagerung, nach einem Monat, nach drei Monaten und nach sechs
Monaten bestimmt. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle
angegeben.
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Wie der vorstehenden Tabelle entnommen
werden kann, weisen die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Leder selbst nach einer Lagerung von über sechs Monaten kein nachweisbares
Cr(VI) auf, wohingegen im Vergleichsexperiment ohne Antioxidant
bereits nach einem Monat ein erhöhter
Cr(VI)-Wert festgestellt wurde.