Arbeitsverfahren zur Herstellung gerbender Stoffe. Es ist durch die deutsche Patentschrift <B>87335</B> bekannt geworden, dass durch die Ein wirkung von Formaldehyd in wässeriger Lö sung und bei Gegenwart von neutralen, schwefligsauren Salzen auf Phenole der 3Ie- thylsulforrsäurerest CH2 # S0sH in den aro- rnatischen Kern eintritt.
Die so erhaltenen Verbindungen sollen, wie in dem deutschen Patent 265855, Absatz 2 und 3 dargelegt wird, zum Gerben von Häuten und Fellen geeignet sein. Gemäss dem deutschen Patent ?65915 lässt man zur Herstellung gerbender Stoffe auf die Kondensationsprodukte aus Phenolen mit Formaldehyd ein Gemisch von neutralen Sulfiten mit Formaldehyd oder Formaldehydbisulfit einwirken.
Schliesslich ist noch in dem deutschen Patent 282850 ein Verfahren beschrieben, wonach aromatische Oxyverbindungen oder deren Salze mit schwef- ligsanren Salzen und Formaldehyd unter Druck bei Temperaturen über<B>100</B> zu Kon- densationsprodukten umgesetzt werden, welche die Eigenschaft besitzen, tierische Häute in ein weiches, nahezu farbloses Leder zu ver wandeln.
Es wurde nun die überraschende Beob achtung gemacht, dass man zu vollkommen wasserlöslichen Produkten von ausgezeich neten gerbenden Eigenschaften auch in der Weise gelangen kann, wenn die bekannte Einwirkung saurer Sulfite und ähnlich wie Formaldehyd wirkender Stoffe, zum Beispiel Formaldehyd selbst, auf aromatische Oxyver- bindungen, zum Beispiel geeignete Gemische von Phenolen, bezw. deren Alkalisalze bei Temperaturen unterhalb 100 und bei ge wöhnlichem Druck vorgenommen wird,
wobei merkwürdigerweise geringere Mengen an sauren Sulfiten erforderlich sind, als einer molekularen Umsetzung entsprechen würden. Als ähnlich wie Formaldehyd wirkende Stoffe können zum Beispiel an Stelle von Formal dehyd natürlich auch Formaldehyd entwickeln de Stoffe, wie auch Formaldehydbisulfit und dergleichen in Anwendung kommen.
Zweck mässig verwendet man die aromatischen Oxy- 'verbindungen nicht als solche, sondern in Form ihrer Alkalisalze, wie sie technisch in jedem Fall zunächst aus der Fabrikation ge langen und welche sich ohne weiteres mit sauren Stilfiten und Formaldehyd umsetzen. Diese Möglichkeit hat somit gegenüber der Anwendung neutraler Stilfite den grossen Vor teil, dass die umständliche und kostspielige Abscheidung der freien Oxyverbindungen mit telst Säuren erspart bleibt.
Im Vergleich zum Verfahren nach dem deutschen Patent 282850 besteht die grosse Annehmlichkeit, dass bei gewöhnlichem Druck und niedrigen Temperaturen gearbeitet wer den hanr), wodurch die Apparate vereinfacht und Heizmaterialien gespart werden.
Die in der angeführten Weise erhaltenen Kondensationsprodukte verhalten sich wie na türliche Gerbstoffe, indem sie tierischen Leim fällen und für sich oder im Gemisch mit an dern gerbenden oder nicht gerbenden Stoffen, wie auch für Kombinationsgerbungen zur An wendung kommen können.
<I>Beispiel 1</I> 100 kg technische Rohphenole in Form ihrer N atronsalzlösung mit etwa 50 % Gehalt an sauren Ölen werden mit 100 kg 38 % Bisulfitlösung und
100 kg 30 % Formalde- hydlösung so lange offen unter Rückfluss- kühlung mit Abdampf erwärmt, und zwar auf eine 100 0 nicht überschreitende Temperatur, bis eine Probe auf Säurezusatz keine Ölab- scheidung zeigt. Das Reaktionsprodukt, wel- ehes eine klare, dicke Lösung darstellt, wird schwach angesäuert und die etwa auftretende, freie schweflige Säure durch weiteres Erwär men verjagt.
Die Lösung gibt mit Leimlö sung eine starke, weisse Fällung und kann ohne weiteres für Gerbzwecke verwendet wer den. Um jedoch den Gerbstoff frei von jedem Ballast, d. h. von den für die Gerbung hin derlichen, anorganischen Salzen, wie Natrium- Sulfat, zu erhalten, kann man die wertvolle Eigenschaft benutzen, da[.) das oben beschrie bene, Xondensationsprodukt sieh aus den sauren Lösungen fest abscheidet.
Beispiel <I>2:</I> 180 kg einer etwa 50 %igen Carbollauge werden mit einer konzentrierten Lösung von 38 kg festem Natriumbisulfit und 100 kg 30"/o Formaldehydlösung mehrere Stunden unter Rückflusskühlung auf eine<B>1000</B> nicht überschreitende Temperatur erhitzt, bis eine Probe der Lösung auf Säurezusatz keine Trübung mehr zeigt. Die weitere Verarbei tung erfolgt dann wie in Beispiel 1.
.Beispiel <I>3</I> 525 kg 501)/o Rohcarbollauge werden mit einer Lösung von 114 kg festem Natriumbi- sulfit, 300 kg 30% Formaldehydlösung und 105 kg Celluloseextrakt auf eine<B>1000</B> nicht überschreitende Temperatur erhitzt, bis die sauren Öle vollständig kondensiert sind. Man erhält eine Lösung <B>von</B> besonders gut ger benden Eigenschaften, die ebenfalls nach Bei spiel 1 aufgearbeitet werden kann.