Verfahren zur partiellen Veresterung von cellulosehaltigen Textilien
Die Veresterung von nativer oder regenerierter Cellulose im heterogenen System unter Erhaltung der Form und Struktur der Cellulose ist bereits eingehend bearbeitet worden, da eine Teilveresterung der alkoholischen OH-Gruppen der Cellulose interessante Veränderungen der physikalischen und teils auch der chemischen Eigenschaften zur Folge hat. Zu diesen Veresterungsreaktionen werden in erster Linie Carbonsäureanhydride und Säurechloride verwendet. Von allen Veresterungsverfahren ist die partielle Acetylierung bereits zu technischer Bedeutung gelangt.
Die Reaktion zwischen Cellulose und Essigsäurehydrid ist sowohl der sauren als auch der basischen Katalyse zugänglich. Hierbei gilt die allgemeine Regel, dass die sauer katalysierte Acylierung bei relativ niedrigen Temperaturen, die basisch katalysierte bei Temperaturen über 100 durchgeführt wird. Zur weitgehenden Acetylierung der Cellulose führt man die Reaktion vorzugsweise in Gegenwart inerter Lösungsmittel durch, die frei von acetylierbaren funktionellen Gruppen und zugleich Nichtlöser für Celluloseacetate sind, wie beispielsweise Tetrachlorkohlenstoff, Perchloräthylen, Benzol, Toluol, Xylol, Chlorbenzol, Tetralin, Dekalin u. a.
Die Acetylierung von Cellulose unter Erhaltung ihrer Form und Struktur kann im System Essigsäure/Essigsäureanhydrid nur zur begrenzten Acetylierung dienen, weil die teilacetylierte Cellulose von einem bestimmten Acetylierungsgrad an zu quellen und schliesslich in Lösung zu gehen beginnt.
Bevorzugte Katalysatoren für die Teilveresterung von Cellulose sind HC1OI, H3P04 oder H2SO4 einerseits oder Alkaliacetate bzw. Alkalisalze schwacher organischer Säuren anderseits.
Die Acetylierung von Cellulose ohne Verwendung von Katalysatoren gelingt beim Erhitzen von Cellulose in Essigsäure/Essigsäureanhydrid unter Druck auf Temperaturen von über 1350 oder bei Anwendung eines Gemisches von Essigsäure mit Trifluoressigsäureanhydrid bei Zimmertemperatur.
Voraussetzung für die Teilacetylierung von Cellulose in flüssiger Phase ist eine vorangehende Anquellung in Wasser und der nachfolgende Lösungsmittelaustausch mit Eisessig, wodurch diese Verfahren mit hohen Kosten belastet werden.
Ferner sind Verfahren bekannt, die Acetylierung der Cellulose in der Gasphase durchzuführen. Hierzu wird die Cellulose nach Imprägnierung mit einer wässrigen Katalysatorlösung (vorwiegend Natriumacetat) zunächst durch Trocknung oder durch Einwirkung von Essigsäuredampf von Wasser befreit und danach mit Essigsäureanhydrid-Dämpfen behandelt.
Die Veresterung mit den Chloriden von Carbonsäuren und Sulfonsäuren verläuft im allgemeinen in organischen Lösungsmitteln und setzt eine Vorbehandlung der Cellulose mit starker Natronlauge voraus, wodurch sich diese Verfahren allenfalls auf eine Teilveresterung von nativer, das heisst hinreichend alkalibeständiger Cellulose beschränken. Der hohen Kosten wegen konnten sich diese Verfahren nicht in die Praxis einführen.
Zu grosser Bedeutung gelangte die Teilveresterung von Cellulose mit Derivaten des Cyanurchlorids, des Tetrachlorpyrimidins, des Dichlorchinoxalins u. a., indem diese Reaktionen zur Reaktivfärbung von Cellulose eingesetzt wurden.
Grosses Interesse fand die Teilveresterung von Cellulose, nachdem man erkannt hatte, dass bereits eine Teilveresterung der Cellulose mit Substitutionsgraden von 0,5-1 genügt, um der Cellulose wertvolle Eigenschaften zu verleihen. So genügt z. B. eine Teilacetylierung der Cellulose in dieser Grössenordnung, um Beständigkeit gegen Bakterien und Schimmelpilze zu bewirken und die Temperaturbeständigkeit sowie die Resistenz gegen Witterungseinflüsse oder Meerwasser einwirkung erheblich zu verbessern. Bekannt ist auch nach der USA-Patentschrift Nr. 2448247 die Behandlung von Cellulosefasern mit Estern aus langkettigen Fettsäuren und aromatischen Hydroxycarbonsäuren.
Durch diese Behandlung werden die Textilien wasserabweisend ausgerüstet. Demgegenüber bewirkt das Verfahren gemäss vorliegender Erfindung verbesserte Anfärbbarkeiten und verbesserte Knitterwinkel des Cellulosematerials, was beim Verfahren nach dem erwähnten USA-Patent nicht der Fall ist und auch gar nicht bezweckt wird.
Es wurde nun gefunden, dass cellulosehaltige Textilien mit besonderem Vorteil durch Imprägnierung, Trocknung und Erhitzung mit Alkalisalzen acylierter Mercaptocarbonsäuren partiell verestert werden können.
Die acylierten Mercaptocarbonsäuren können als pastenförmige Anteigung ihrer Salze auf die Cellulose aufgebracht werden. Auch kann diese mit trockenen Mischungen stöchiometrischer Mengen der Säuren und Natriumkarbonat gleichmässig bepudert werden.
Zur bevorzugten Ausführung des Verfahrens werden Fasern, Fäden, Garne oder daraus gefertigte Textilien wie Faservliese, Gewebe oder Gewirke, die teilweise oder vollständig aus nativer oder regenerierter Cellulose bestehen, mit einer wässrigen Lösung des Salzes einer acylierten Mercaptocarbonsäure getränkt, überschüssige Lösung abgeschleudert oder durch Walzen abgepresst, getrocknet und danach erhitzt. Zur Entfernung des entstandenen mercaptocarbonsauren Salzes und nicht umgesetzter Ausgangsverbindung wird kalt nachgewaschen und in üblicher Weise je nach Art des Cellulose enthaltenden Materials nachbehandelt und getrocknet. Je höher die Kondensationstemperatur, desto geringer ist die erforderliche Reaktionszeit, desto grösser jedoch auch die Gefahr einer Farbveränderung der Cellulose.
Je nach Artikel oder Verwendungszweck sind daher Reaktionszeit und Reaktionstemperatur sinnvoll aufeinander abzustimmen, um optimale Effekte zu erhalten. Hierbei wirkt sich die mit eintretender Veresterung der Cellulose rückläufige Temperaturempfindlichkeit auf die Neigung zur Vergilbung des Materials günstig aus.
Der erzielbare Veresterungsgrad (durchschnittlicher Substitutionsgrad, abgekürzt D. S.) der Cellulose durch das Verfahren der Erfindung ist einerseits begrenzt durch die Wasserlöslichkeit der verwendeten Salze, anderseits durch die Flottenaufnahme der Textilien nach der Imprägnierung, also von der pro Gewichtseinheit Cellulose aufgebrachen Menge reaktionsfähiger Substanz. Man erzielt bei einmaliger Anwendung des Verfahren DS-Werte von 0,3-1,0. Da jedoch die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Cellulose schon durch geringfügige Veresterung erheblich beeinflusst werden können, ist die praktische Bedeutung des Verfahrens gross.
Zur Erzielung höherer Substitutionsgrade der veresterten Cellulose kann das Verfahren mehrmals nacheinander angewandt werden. Dabei können auch verschiedene Acylreste nacheinander auf Cellulose übertragen, das heisst gemischte Ester der Cellulose hergestellt werden.
Bei der Herstellung von Mischestern der Cellulose aus Säuren sehr unterschiedlichen Molekulargewichtes empfiehlt es sich, zunächst mit der Säure höheren Mole kulargewichtes zu verestern. Die Herstellung partieller Mischester der Cellulose kann auch durch Lösungen erfolgen, die Mischungen aus verschiedenen Acylreste enthaltenden acylierten Mercaptocarbonsäuren enthalten. Da die Entfernung überschüssiger Imprägnierlösung aus Fasermaterial durch Abschleudern im allgemeinen nicht so weitgehend möglich ist wie durch Abpressen von imprägnierten Flächengebilden, ist bei den Veresterungsreaktionen an Flocke die Ausbeute im Vergleich zu Textilien geringer. Es empfiehlt sich in jedem Fall, das mit der Imprägnierungsflotte eingetragene Wasser durch einen möglichst rasch erfolgenden Trocknungsprozess zu entfernen.
Trocknung und Umsetzung werden dabei sinnvollerweise kombiniert, indem mit dem imprägnierten Material feucht in den auf Reaktionstemperatur gebrachten Heizraum eingegangen wird.
Unter optimalen Bedingungen erfolgt die Veresterung der Cellulose in Ausbeuten von über 70 % der Theorie, bezogen auf die aufgenommene Menge des Acylderivates. Die Art des Acylrestes und die Art der zur Übertragung des Acylrestes benutzten Mercaptocarbonsäure haben keinen nennenswerten Einfluss auf die erzielbare Ausbeute.
Die erzielbaren Ausbeuten bei der Veresterung der Cellulose sind des weiteren von der Reaktionsfähigkeit der Cellulose abhängig. Je geringer die Orientierung der Makromoleküle der Cellulose, desto grösser ist die Reaktionsbereitschaft und damit die Ausbeute bei Veresterungsreaktionen. Deshalb ist die Ausbeute bei der Veresterung von nativer Cellulose geringer als bei regenerierter Cellulose. Normale Zellwolle mit relativ niedriger Orientierung ist wiederum mit höherer Ausbeute acylierbar als etwa Fasertypen mit extrem hohem Ordnungszustand der Cellulose, wie z.B. Fasern mit geringer Nassverformbarkeit (Zellwolle mit hohem Nassmodul).
Die Verwendung von Diestern aus Mercaptocarbonsäuren und Dicarbonsäuren bringt weitere überraschende Vorteile. Hierbei tritt nämlich eine Vernetzung der Cellulose durch bisfunktionelle Veresterung ein, wodurch hohe Knitterwinkel im Gewebe erhalten werden können und die Cuoxam-Löslichkeit der Cellulose aufgehoben wird. Anderseits können Monoester aus Mercaptocarbonsäuren und Dicarbonsäuren mit Erfolg zur Einführung von Säuregruppen in die Cellulose verwendet werden, wodurch sich z. B. eine verbesserte Anfärbbarkeit mit basischen Farbstoffen ergibt.
Die Vielfalt der Modifizierbarkeit der Cellulose nach dem Verfahren der Erfindung ergibt sich aus der Möglichkeit, beliebige organische Moleküle mit mindestens einer Carboxyl-Gruppe nach bekannten Verfahren zunächst in die Ester der Mercaptocarbonsäuren zu überführen und diese als Salze in wässriger Lösung mit Cellulose umzusetzen. Auf diesem Wege lassen sich Moleküle in Cellulose einführen, die Halogene, Stickstoff, Schwefel usw. enthalten, wodurch die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Cellulose zahlreichen Veränderungen unterworfen werden können.
Die erfindungsgemäss zur Teilveresterung von Cellulose geeigneten Salze acylierter Mercaptocarbonsäuren können durch folgende allgemeine Formeln beschrieben werden: 1. Mercaptocarbonsäuren und Monocarbonsäuren als
Acyl-Komponenten: R1-CO-S-RrCOOMe
R1 = beliebiger, einwertiger organischer Rest
R2 = beliebiger, zweiwertiger organischer Rest
Me - Alkalimetall 2. Mercaptocarbonsäuren und Dicarbonsäuren als Acyl Komponenten:
MeOOC¯Rl-S-CO-R°CO-S-Rl-COOMe oder MeOOC-R1-S-CO-RCOOMe
R1 und Ro = beliebige, zweiwertige organische Reste
Me = Alkalimetall.
Die acylierten Mercaptocarbonsäuren haben den Vorteil, dass sie präparativ leicht zugänglich sind. Mercaptocarbonsäuren können in zahlreichen Fällen in wässrig-alkalischer Lösung mit hohen Ausbeuten durch Säurechloride oder Säureanhydride acyliert werden. Die Alkalisalze der entstehenden, acylierten Mercaptocarbonsäuren sind bei niedrigem Molgewicht der Mercaptocarbonsäure häufig ausserordentlich gut wasserlöslich und gestatten die Herstellung konzentrierter Lösungen, wodurch bei ihrer Umsetzung mit Cellulose relativ hohe Substitutionsgrade erzielt werden können. Die Salze der acylierten Mercaptocarbonsäuren sind in wässriger Lösung nahezu unbegrenzt haltbar.
Selbst bei der Umesterung mit Cellulose findet kaum eine hydrolytische Spaltung der Acylmercaptocarbonsäuren statt, so dass bei entsprechenden Löslichkeitsverhältnissen aus dem Waschwasser, mit dem die cellulosehaltigen Textilien nach vollzogener Veresterungsreaktion behandelt werden, die freien Acylmercaptocarbonsäuren unverändert zurückgewonnen werden können.
Bei der Erhitzung der mit den Lösungen von Alkalisalzen acylierter Mercaptocarbonsäuren getränkten Textilien sind Temperaturen und Zeit aufeinander abzustimmen. Bei Erhitzen auf 100 bis 2000 C sind Zeiten von 1 Minute bis 72 Stunden notwendig; bevorzugt wird das Erhitzen auf 130 bis 1700 C während 5 Minuten bis 2 Stunden.
Die bei der Reaktion acylmercaptocarbonsaures Salz - Cellulose
Acylcellulose -t mercaptocarbonsaures Salz entstehenden Salze der Mercaptocarbons äuren verhindern jedoch durch ihre reduzierende Wirkung weitgehend eine oxydative Schädigung der Cellulose auch bei längerer Temperaturbeanspruchung, wodurch eine Vergilbung der Cellulose in Grenzen gehalten oder vermieden werden kann. Die Oxydationsprodukte der Mercaptocarbonsäuren sind ungefärbte Disulfide, die gut wasserlöslich und bei den anschliessenden Waschprozessen der Cellulose leicht zu entfernen sind.
Bemerkenswerterweise können die bei der Acylierung von Mercaptocarbonsäuren mit Säurechloriden oder Säureanhydriden entstehenden wässrigen Lösungen ohne weitere Reinigung für die Teilveresterung von Cellulose herangezogen werden, wodurch Chemikalienverluste auf ein Minimum beschränkt bleiben.
Beispiel I
140 g NaOH wurden in 556 ml Wasser gelöst und 170 g 95 % ige Thioglykolsäure unter Rühren zugesetzt.
Die entstandene Lösung wurde bei einer +100C nicht überschreitenden Temperatur unter Rühren tropfen weise mit 246 g Benzoylchlorid versetzt. 1 kg neutral reagierende Lösung wurde erhalten, die neben NaCl 1,75 Mol Benzoylthioglykolsäure als Natriumalz enthielt (Lösung I).
343 g Benzoylthioglykolsäure C6H5 CO S CHo COOH wurden in 520 ml Wasser von Raumtemperatur dispergiert und 92,8 g Na2CO3 unter Rühren portionsweise eingetragen. Nach beendeter Zugabe wurde mit Wasser auf 1 kg aufgefüllt. Die Lösung enthielt 1,75 Mol Benzoylthioglykolat (Lösung II).
Entschlichtete, getrocknete Gewebe aus handels üblicher, mattierter Zellwolle 2,75 den (Leinwandbindung; Kette wie Schuss Nm 34/1; Fachbildung: 4 Schäfte; Gewicht der Rohware: 166 g/m2) wurden einmal mit Lösung I, zum anderen mit Lösung II getränkt, abgepresst und auf Spannrahmen 39 Stunden auf 1300 erhitzt. Die Gewebe wurden erschöpfend gewaschen und getrocknet. Sie ergaben folgende Analyse:
Flottenaufnahme Benzoesäure Ausbeute % % % Lösung I 189 23,8 79 Lösung II 165 27,0 100
Der Quellwert des Gewebes sank von 74% einer gleichbehandelten Blindprobe auf 39 %. Die teilbenzoylierte Cellulose schmutzte mit Direktfarbstoffen nur noch an, konnte dagegen mit Dispersions- und basischen Farbstoffen in tiefen Tönen gefärbt werden.
Beispiel 2
Gemäss Beispiel 1 wurden Zellwollgewebe mit NaClfreien Lösungen von Benzoylthioglykolsäure verschiedener Konzentration imprägniert, auf unterschiedliche Flottenaufnahme abgepresst und verschiedene Zeiten auf unterschiedliche Temperaturen erhitzt. Die Tabelle 1 zeigt den Einfluss der Konzentration der Benzoylthioglykolatlösung (2a-2d), der Zeit (2e-2i), der Flottenaufnahme (2 j-2 m) und der Temperatur (2 n-2 q) auf die erzielbare Ausbeute bei der Benzoylierung der Cellulose.
Tabelle I
Konzentration Flottenaufnahme Reaktionszeit Reaktionstemp. Benzoesäure Ausbeute Versuch Mol/kg % h oC c
2a 2,55 175 1 150 22,6 61
2b 1,786 175 1 150 19,2 67
2c 1,276 179 1 150 16,8 75 2d 0,764 174 1 150 12,7 90 2e 2 172 2 130 16,0 52 2f 2 172 6 130 20,0 65 Konzentration Flottenaufnahme Reaktionszeit Reaktionstemp.
Benzoesäure Ausbeute Versuch Mol/kg % h oC 2g 2 164 15 130 23,2 78 2h 2 175 25 130 25,65 82 2i 2 160 68 130 26,8 92 2j 1,75 146 2 150 22,2 90 2k 1,75 171 2 150 26,5 96
21 1,75 191 2 150 26,5 88 2m 1,75 219 2 150 25,8 78 2n 2 175 4 120 13,6 44
2o 2 175 4 130 17,4 56 2p 2 175 4 140 21,5 69 2q 2 175 4 150 26,6 85
Beispiele 3-10
Die in diesen Beispielen benutzten S-Acyl-thioglykolsäuren wurden nach der folgenden gültigen Ar beitsweise hergestellt:
1 Mol Thioglykolsäure wurde mit 2 Mol NaOH in wässriger Lösung versetzt, auf 0-10 C gekühlt und 1 Mol Monocarbonsäurechlorid bzw.
0,5 Mol Dicarbonsäurechlorid tropfenweise unter Rühren zugesetzt. Das Ende der Umsetzung wurde an der neutralen Reaktion der zuvor alkalischen Lösung erkannt. Die zur Verdünnung der vorgelegten Thioglykolatlösung benutzte Wassermenge wurde so gewählt, dass die nach Zugabe des Säurechlorids entstandene neutrale Lösung keine ungelösten Anteile enthielt.
Die neutrale, das S-Acylthioglykolat enthaltende Lösung wurde mit 16 % iger Salzsäure im Molverhältnis 1:1 gefällt und die S-Acylthioglykolsäure abgesaugt, mit kaltem Wasser chloridfrei gewaschen und getrocknet. Die Ausbeuten lagen zwischen 70 und 90% der Theorie.
Der Reinheitsgrad der S-Acylthioglykolsäuren wurde durch Bestimmung des Äquivalentgewichtes und der Verseifungszahl kontrolliert. Falls nötig, wurde die rohe S-Acyl-thioglykolsäure je nach Löslichkeit aus Wasser oder geeigneten organischen Lösungsmitteln umkristallisiert.
Im Beispiel 9 wurden zur Herstellung von Carbomethoxymercapto-acetylthioglykolsäure 2 Mol Thioglykolsäure und 4 Mol NaOH mit 1 Mol Chloracetylchlorid umgesetzt, das leicht wasserlösliche Reaktionsprodukt aus der angesäuerten Lösung mit Äther extrahiert und durch Abdestillieren der getrockneten Ätherlösung isoliert.
Die Thioglykolsäurederivate wurden als wässrige Lösungen ihrer Natriumsalze auf Zeliwollgewebe gemäss Beispiel 1 aufgebracht, abgepresst und durch Erhitzen umgesetzt. Die Bedingungen und Ergebnisse sind in der Tabelle 2 zusammengefasst: Tabelle 2
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Beispiel 11
Gewebe gemäss Beispiel 1 wurde mit einer Lösung getränkt, die pro kg 0,8 Mol Adipolydithioglykolsäure der Formel
COOH.CH2.S.CO.(CH2)4.CO.S.CH2.COOH als Natriumsalz gelöst enthielt. Das imprägnierte Gewebe wurde auf eine Flottenaufnahme von 140% (bez. auf Trockengewicht) abgepresst und auf dem Spannrahmen 1 Stunde auf 1500 erhitzt.
Das gewaschene und getrocknete Gewebe enthielt 10,58 sO Adipinsäure entsprechend 73 % der berechneten Menge.
Das Gewebe war nur allmählich (unter Verseifung des Celluloseesters) in Cuoxamlösung löslich und liess sich nicht mit Direkt- oder Dispersions-Farbstoffen färben, wohl aber mit basischen Farbstoffen.
Der Quellwert des durch Veresterung mit einer Dicarbonsäure quervernetzten Cellulosegewebes sank von 80% (nicht behandeltes Gewebe, 1 Stunde auf 1500 erhitzt) auf 40%.
Im quervernetzten Gewebe wurden folgende Knitterwinkel gemessen: (Trocken: 1 Stunde belastet, 1 Stunde nach Entlastung gemessen. Nass: 3 Minuten belastet, 3 Minuten nach Entlastung gemessen).
Mit Mit Adipinsäure verestertes Gewebe
Kette Schuss Kette Schuss
Trocken 85 90 132 133
Nass 75 100 135 135
Beispiel 12
436 g 95 %ige Thioglykolsäure wurden in 900 ml Wasser gelöst und mit 0,9 1 NaOH (400 g/l NaOH) versetzt. In die auf Zimmertemperatur abgekühlte Lösung wurden 450 g Bernsteinsäureanhydrid eingetragen, wobei sich der Ansatz auf 30-350 erwärmte und das Anhydrid allmählich in Lösung ging. Mit Wasser wurde das Gewicht der Lösung auf 3 kg ergänzt, die 1,5 Mol/kg Succinoylmonothioglykolsäure als Na-Salz (NaOOC CH2 CH 5 CH2 COGNa) enthielt (Lösung I).
Eine innige Mischung aus 864 g Succinoylmonothioglykolsäure
COOH.CH2.S.CO.CH2.CH2.COOH (hergestellt durch Ansäuern einer entsprechenden Menge von Lösung I mit HCI, Absaugen, Waschen mit wenig eiskaltem Wasser und Trocknen) und 755 g NaHC03 wurden unter Rühren und Wasserkühlung in 1,75 1 Wasser eingetragen und nach Beendigung der CO2- Entwicklung mit Wasser auf 3 kg aufgefüllt. Die Lösung enthielt 1,5 Mol/kg Succinoylmonothioglykols äure als Na-Salz (Lösung II).
Gewebe nach Beispiel 1 wurden einmal mit Lösung I, zum anderen mit Lösung II getränkt, abgequetscht und auf einen Spannrahmen 4 Stunden auf 1400 erhitzt gewaschen und getrocknet. Die Analyse zeigte folgende Ergebnisse; wobei die gebundene Säure als COOH CH2 CH2 COONa berechnet wurde:
Flottenaufnahme geb. Säure Ausbeute % % % Lösung I 197 19,1 63 Lösung II 194 17,9 60
Das Gewebe hatte nach der Teilveresterung einen Quellwert von 84 % (zuvor 80 S) und war mit Direktfarbstoffen und Dispersionsfarbstoffen nicht anfärbbar, wohl aber mit basischen Farbstoffen.
Folgende Knitterwinkel wurden unter den in Beispiel 11 genannten Bedingungen gemessen (Lösung I):
Ausgangsgewebe Teilverestertes Gewebe trocken nass trocken nass
Kette 85 75 115 82
Schuss 90 100 117 120
Die niedrigen Knitterwinkel und der hohe Quellwert des teilveresterten Gewebes lassen erkennen, dass keine Quervernetzung der Cellulose erfolgt ist.