Ankeruhrwerk für Armbanduhr
Gegenstand der Erfindung ist ein Ankeruhrwerk für Armbanduhr mit einer durch eine Unruh mit höherer Schwingungszahl gesteuerten Hemmung, die durch ein Federhaus über ein Räderwerk angetrieben ist, welches aus einem Grossboden-, einem Kleinboden-, einem in der Werkmitte gelagerten Sekunden- und einem Anker rad besteht.
Unter einer Unruh mit höherer Schwingungszahl soll hier, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Unruhen, die je nach Kaliber 18 000 bis 22000 Halbschwingungen pro Stunde ausführen, eine Unruh verstanden werden, die mindestens 30000 Halbschwingungen in der Stunde ausführt.
Eine derartige Unruh hat bekanntlich den Vorteil, dass ihre Schwingungen durch die Armbewegungen erheblich weniger gestört werden als bei den gewöhnlichen Unruhen. Auf den Gang der Uhr hat eine Unruh mit höherer Schwingungszahl nämlich die Wirkung, dass praktisch keine Schwankungen mehr feststellbar sind, so dass eine mit einer derartigen Unruh ausgerüstete Uhr ebenso genau läuft wie eine Uhr mit elektronisch gesteuertem Gangregler.
Die bekannten Uhren der eingangs erwähnten Gattung brauchen jedoch wesentlich mehr Energie als die Uhren mit gewöhnlicher Unruh. Da die Energie, die in einem Federhaus aufgespeichert werden kann, allein vom Volumen des Hohlraumes im Federhaus abhängt, ist die Laufdauer eines bekannten Uhrwerks, das mit einer Unruh mit höherer Schwingungszahl ausgerüstet wird, wesentlich kürzer als diejenige desselben Uhrwerks, das mit einer gewöhnlichen Unruh ausgerüstet ist. Damit die im Federhaus eines bekannten Uhrwerks bei voll aufgezogener Triebfeder aufgespeicherte Energie für eine Laufdauer von ein wenig mehr als 24 Stunden ausreicht, muss ausserdem das Trägheitsmoment der Unruh erheblich herabgesetzt werden.
Die bekannten Uhren der eingangs erwähnten Gattung haben somit den Nachteil, dass sie mit einem Selbstaufzugmechanismus nicht ausgerüstet werden können.
Die Erfahrung hat nämlich gelehrt, dass eine Uhr mit Selbstaufzug mindestens 40 Stunden Gangreserve besitzen muss, damit ihre Triebfeder nicht entweder bei sportlichen Trägern ständig in einem überspannten Zustand arbeitet oder bei ruhigen Trägern ungenügend aufgezogen wird.
Es sind zwar auch Uhren bekannt - nämlich die Roskopfuhren - deren Federhaus wesentlich grösser ist als dasjenige der hier berücksichtigten Gattung. Obschon das Federhaus dieser bekannten Uhren weit über die Werkmitte greift, ist ihr Räderwerk, selbst wenn es ein in der Werkmitte gelagertes Sekundenrad aufweist, derart beschaffen, dass zum Antrieb einer Unruh mit normaler Schwingungszahl das Federhaus doch nicht mehr Energie aufzuspeichern vermag als für eine Laufdauer, die im allgemeinen unterhalb derjenigen der Ankeruhren liegt.
Die der Erfindung zugrunde liegende Hauptaufgabe besteht nun in der Schaffung eines Ankeruhrwerks der eingangs erwähnten Gattung, das sich für die Ausrüstung mit einem Selbstaufzugmechanismus genau so eignet wie die Uhrwerke mit einer gewöhnlichen Unruh.
Da die Seibstaufzuguhren mehrheitlich mit einer direkt angetriebenen Zentrumsekunde verlangt werden, liegt der Erfindung noch die Nebenaufgabe zugrunde, ein Uhrwerk der eingangs erwähnten Gattung zu schaffen, das ausser dem Selbstaufzu auch noch eine direkt angetriebene Zentrumsekunde besitzt.
Erfindungsgemäss wird sowohl die Haupt- als auch die Nebenaufgabe durch ein Ankeruhrwerk gelöst, das sich dadurch kennzeichnet, dass das Federhaus zum Aufspeichern der bei Uhren mit Selbstaufzug erforderlichen Energiemenge über die Werkmitte greift und das obere Lager des in der Werkmitte befindlichen Sekundenrades und dasjenige des Ankerrades in einer unter das Federhaus greifenden Brücke liegen, während die oberen Lager des Gross- und des Kleinbodenrades in einer neben dem Federhaus liegenden Brücke angeordnet sind.
Im freien Raum über der Sekunden- und Ankerradbrücke und bis auf die Höhe der Federhausbrücke kann vorzugsweise das Selbstaufzuggetriebe untergebracht werden, so dass letzteres keine zusätzliche Erhöhung des Uhrwerks erfordert.
Ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemässenUhr- werks wird nun anhand der Zeichnung beschrieben.
Fig. 1 ist eine Draufsicht auf das nur teilweise zusammengebaute Uhrwerk.
Fig. 2 ist ein Schnitt zu einem grösseren Massstab nach der Linie II-II der Fig. 1.
Fig. 3 ist eine teilweise Draufsicht auf die Zifferblattseite des Uhrwerks.
Fig. 4 ist ein Schnitt zu einem grösseren Massstab nach der Linie IV-IV der Fig. 3.
Fig. 5 ist eine Draufsicht bei weggeschnittener Schwingmasse auf das komplett zusammengebaute Uhrwerk, und die
Fig. 68 sind Teilschnitte zu einem grösseren Massstab nach den Linien VI-VI, VII-VII, VIII-VIII der Fig. 5.
Wie übliche Uhrwerke besitzt das dargestellte ein exzentrisch gelagertes Grossbodenrad 1, ein Kleinbodenrad 2, ein in der Werkmitte gelagertes Sekundenrad 3, ein Ankerrad 4, eine Hemmung, deren Anker 11 unten in der Werkplatte 5 und oben in der Ankerbrücke 6 gelagert ist, und eine Unruh 7 mit höherer Schwingungszahl, die in der Werkplatte 5 und der Unruhbrücke 8 gelagert ist. Alle Räder des Uhrwerks, ausgenommen das Grossbodenrad 1, sind unten in der Werkplatte 5 gelagert. Ihre oberen Lager sind auf zwei Brücken 9, 10 verteilt, die nicht auf derselben Höhe liegen. Die Brücke 10 mit den oberen Lagern der Räder 3 und 4 liegt tiefer als die Brücke 9 mit den oberen Lagern der Räder 1 und 2.
Die Brücke 10 ist in einer Aussparung 12 der Werkplatte 5 tief versenkt, so dass ihre obere Fläche weit unterhalb der am Rande der Werkplatte befindlichen Sitzfläche 13 liegt (Fig. 8), während die obere Fläche der Brücke 9 oberhalb der Sitzfläche 13 liegt.
Das Räderwerk des dargestellten Uhrwerks wird durch ein Federhaus 14 angetrieben, dessen Durchmesser grösser ist als der Werkradius. Das Federhaus 14 liegt vollumfänglich innerhalb der Grenzen des Uhrwerks, so dass es über die Werkmitte greift. Der Durchmesser sowie die Höhe des Federhauses sind derart berechnet, dass eine Triebfeder 15 (Fig. 6) mit einer für den Antrieb des Uhrwerks genügenden Kraft darin untergebracht werden kann, die für den Antrieb des Uhrwerks während der bei Seibstaufzuguhren üblichen Laufzeit ausreichende Energiemenge aufspeichern kann.
Im Vergleich zu den Federhäusern der Selbstaufzuguhren mit einer gewöhnlichen Unruh ist das Federhaus 14 nur wenig höher. Der für die stärkere und längere Triebfeder erforderliche Raum wird hauptsächlich durch den grösseren Durchmesser des Federhauses gewonnen. Wie aus Fig. 2, 6 und 8 ersichtlich, liegt das Federhaus 14 oberhalb der Brücke 10 und neben der Brücke 9. Unten ist das Federhaus in der Werkplatte 5 und oben in einer Brücke 16 gelagert, die gegen über Brücke 9 höher liegt (Fig. 8).
Dank der beschriebenen Anordnung ist der auf der Sekundenradwelle sitzende, nicht dargestellte. Sekundenzeiger direkt angetrieben. Die nicht dargestellten Minuten- und Stundenzeiger, die in üblicher Weise auf dem Minutenrohr 17 und dem Stundenrad 18 sitzen, sind hingegen indirekt angetrieben. Zu diesem Zwecke tritt die Grossbodenradwelle durch eine Durchbrechung 19 der Werkplatte 5 hindurch und ist unten in einem an der Werkplatte 5 auf deren Zifferblattseite befestigten Plättchen 20 gelagert. Auf dem unteren Teil der Grossbodenradwelle ist ein Trieb 21 mit satter Reibung angeordnet (Fig. 2, 3 und 4). Der Trieb 21 kämmt mit einem Wechselrad 22, das das Minutenrohr 17 antreibt und seinerseits einen in Eingriff mit dem Stundenrad 18 stehenden Trieb 23 trägt.
Ein mit dem Wechselrad 22 und seinem Trieb 23 feststehender Zapfen 24 ragt in eine längliche Öffnung 25 der Werkplatte 5 und ist der Wirkung einer Feder 26 unterworfen, die das Rad 22 derart in Eingriff mit dem Trieb 21 und dem Minutenrohr 17 hält, dass zwischen letzteren eine spiellose Verbindung entsteht und der Minutenzeiger keinen toten Gang aufweist.
Die Uhrzeiger können in üblicher Weise durch die Aufzugwelle 27 über einen Schiebetrieb 28 und zwei Zeigerstellräder 29, 30 gerichtet werden.
Das dargestellte Uhrwerk umfasst ferner ein Selbstaufzuggetriebe, das eine in der Werkmitte gelagerte Schwingmasse 31 mit dem auf der Federhauswelle sitzenden Sperrad 32 über eine Einwegkupplung kraftschlüssig verbindet. Die Schwingmasse trägt ein Aufzugrad 33, das mit dem ersten Rad 34 (Fig. 6) des Selbstaufzuggetriebes kämmt. Das Rad 34 steht in Eingriff mit je einem Rad der zwei Räderpaare 35, 36 einer bei Selbstaufzuguhren üblichen Einwegkupplung.
Diese Einwegkupplung wirkt derart, dass sich der auf der Welle des Räderpaares 36 sitzende Trieb 37 des Drehsinns der Schwingmasse 31 ungeachtet immer in der gleichen Richtung dreht. Der Trieb 37 ist mit dem Sperrad 32 über drei Zwischenräder 38, 39, 40 und einen Trieb 41 verbunden. Die verschiedenen Räder des Selbstaufzuggetriebes sind zwischen zweilaufeinan- der mittels einer Schraube 42 befestigten Platten 43, 44 angeordnet, die zusammen ein einziges Bauelement bilden. Dieses Bauelement ist selber auf der Sitzfläche 13 der Werkplatte 5 über der Brücke 10 und neben der Brücke 9 befestigt. Wie aus Fig. 8 ersichtlich, liegt die obere Platte 43 annähernd auf der gleichen Höhe wie die Federhausbrücke 16. Das Räderpaar 35 greift über die Gross- und Kleinbodenradbrücke 9.
Damit die Schwingmasse 31 die Triebfeder 15 aufzuziehen vermag, besitzt sie nicht nur wie die Schwingmassen der üblichen Selbstaufzuguhren den segmentförmigen, um die abgesetzten Brücken des Uhrgestells umlaufenden, schweren Teil 31 a; die Platte 31b, die diesen segmentförmigen schweren Teil der Schwingmasse mit der Nabe derselben verbindet, besteht ebenfalls aus schwerem Material und ist dicker als bei den Selbstaufzuguhren mit gewöhnlicher Unruh.
Das dargestellte Uhrwerk besitzt noch einen Handaufzug, mit welchem die Triebfeder 15 durch die Aufzugwelle 27 über den Schiebetrieb 28, den Aufzugtrieb 45, das Kronrad 46, das Zwischenrad 47 und das um einen sichelförmigen Zapfen 48 der Federhausbrücke 16 angeordnete, unter der Wirkung einer Feder 49 stehende und mit dem Sperrad 32 kämmende Wandrad 50 aufziehbar ist.
Trotz der ungewöhnlichen Grösse des Federhauses wird im dargestellten Uhrwerk der durch das Federhaus innerhalb der Grenzen des Gestells freigelassene Raum, ohne auf die direkt angetriebene Zentrumsekunde zu verzichten, voll ausgenützt. Dem grossen Federhaus ist anderseits eine Erleichterung der Herstellung sowie eine Verminderung der Reibung der bei Selbstaufzuguhren üblichen Schleppfeder zu verdanken.
Der in der Zeichnung unter dem Federhaus sichtbare, freie Raum ist zur Anordnung eines Kalendermechanismus vorgesehen.
PATEN TANSPRUCH
Ankeruhrwerk für Armbanduhr mit einer durch eine Unruh mit höherer Schwingungszahl gesteuerten Hemmung, die durch ein Federhaus über ein Räderwerk angetrieben ist, welches aus einem Grossboden-, einem Kleinboden-, einem in der Werkmitte gelagerten Sekunden- und einem Ankerrad besteht, dadurch gekennzeichnet, dass das Federhaus (14) zum Aufspeichern der bei Uhren mit Seibstaufzug erforderlichen Energiemenge über die Werkmitte greift und das obere Lager des in der Werkmitte befindlichen Sekundenrades (3) und dasjenige des Ankerrades (4) in einer unter das Federhaus (14) greifenden Brücke (10) liegen, während die oberen Lager des Gross- (1) und Kleinbodenrades (2) in einer neben dem Federhaus liegenden Brücke (9) angeordnet sind.