Schiebelehre
Die Erfindung betrifft eine Schiebelehre (Schieber lehre, Tiefenlehre, Höhenreisser u. ä.) mit einer Messskala und hat sich zur Aufgabe gestellt, die Ablesung des eingestellten Masses, zu der üblicherweise ein Nonius dient, zu erleichtern und in ihrer Genauigkeit zu verbessern. Vor allem ungelernten Arbeitern, aber vielfach sogar auch Facharbeitern, fällt häufig das Ablesen eines Nonius ungemein schwer. Das zeigt sich vor allem, wenn ! der Nonius nicht über neun, sondern 19, 29 usw. Teilstriche der Messskala verteilt ist, um kleinere Bruchteile als t/,, o des Teil- strichabstandes ablesen zu können.
Diesen bekannten Schwierigkeiten will die Erfindung abhelfen. Sie besteht zunächst darin, dass unter Verzicht auf einen Nonius nur eine einzige Ablesemarke verwendet wird und dass diese im Bereich eines Teilstriohabstandes verschiebbar auf dem Schieber angeordnet ist.
Vorteilhaft ist die Ablesemarke als Gabel ausgebildet, welche die Teilstriche auf einem Teil der Strichlänge abdeckt, so dass Idie ganze Länge der Striche nur zwischen Iden beiden Zinken der Gabel sichtbar ist.
Steht die Ablesemarke nach dem Einstellen der Lehre zwischen zwei Teilstrichen, so wird sie zur Ablesung des Masses so lange verschoben, bis durch sie einer der beiden Teilstriche genau eingegabelt ist; die Verschiebung entspricht also dem Massbetrag, der bisher am Nonius abgelesen wurde.
Da hierbei im Gegensatz zum Nonius der Ablesevorgang mit wider Verschiebung der Ablesemarke, also mit einer Bewegung, verbunden ist, lässt sich die Messung Ides Verschiebeweges durch einfache mechanische Bewegungsübersetzungen in ihrer Empfindlichkeit beliebig steigern. Dem kommt ergänzend entgegen, dass insbesondere bei der Ausbildung der Marke als Gabel bekanntlich zeine ausserordentlich genaue Einstellung der Ablesemarke möglich ist, da das Auge selbst kleinste Unterschiede der Abstände zwischen dem einzugabelnden Teilstrich und , den auf seinen beiden Seiten liegenden Gabelzinken zu erkennen vermag. Der Abstand der Gabelzinken voneinander ist dabei vorzugsweise grösser als die Breite des Teilstriches.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erwindung ist zur Verschiebung der Ablesemarke eine von Hand zu betätigende Kurvenscheibe vorgesehen, die eine mit einem Index korrespondierende, ihre Winkelstellung lanzeigende Skala trägt. Diese Skala entspricht dem bisherigen Nonius, ist aber, da hier ebenfalls nur ein einziger Index anstelle von 10 bzw.
9 Strichen des Nonius verwendet wird, wesentlich leichter eindeutig ablesbar.
Weitere Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung Ides in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles in Verbindung mit den Ansprüchen.
Es zeigen:
Fig. 1 eine Schiebelehre in Aufsicht;
Fig. 2 einen Ausschnitt laufs Fig. 1 in grösserem Massstab, teilweise geschnitten,
Fig. 3 einen Schnitt aach Linie III-III der Fig. 2,
Fig. 4 einen Schnitt nach Linie IV-IV der Fig. 2,
Fig. 5 eine Ansicht in Richtung Indes Pfeiles V der Fig. 2.
Die Schiebelehre nach Fig. 1 weist zwei Messbacken 10 und 12 auf, von denen 10 mit dem Träger 14 der Messskala 16 (Millimeterskala) und 12 mit dem Schieber 18 einstückig ist. Der Schieber 18 wird durch Druck auf Idie Klemmvorrichtung 20 entklemmt und kann dann längs indes Trägers 14 verschoben werden. Die auf dem Schieber befindliche Ablesemarke ist als Gabel 22 ausgebildet.
Gemäss den Fig. 2 bis 4 ist auf dem Schieber 18 mittels einer Senkschraube 24 eine Hülse 26 befestigt, die an ihrem einen Ende abgesetzt ist. Auf dem labgesetzten Teil sitzt ein Tragkörper 28, der nach Fig. 2 im unteren Teil etwa die Form einer Ellipse hat und im oberen Teil als Scheibe 30 ausgebildet ist, die einen nach innen abgebogenen Rand 32 mit einem Index 33 besitzt. Der Tragkörper 28 ist durch einen Stift 34 gegen Verdrehung gegen über dem Schieber 18 gesichert.
In einer zentrischen Ausnehmung 36 des Tragkörpers ist auf der Hülse 26 drehbar gelagert eine Kurvenscheibe 38 untergebracht, die als eingängig archimedische Spirale von 1 mm Ganghöhe ausgebildet und durch drei Schrauben 40 mit zwei weiteren Scheiben 42 und 44 verbunden ist. Die Scheibe 42 ist am Umfang gerändelt und umfasst mit ihrem aufgebogenen Rand die Scheibe 44, die ihrerseits eine Skala 46 trägt und genau in den Rand 32 des Tragkörpers 28 passt.
Eine Deckplatte 48, die einen Teil der Skala 46 freilässt, greift mit einer Nase in eine Nut der umdrehbaren Hülse 26 ein und ist auf diese Weise mittels der Schraube 24 undrehbar befestigt.
In eine zur Ausnehmung 36 rechtwinklige Bohrung des Tragkörpers 28 ist ein Rohr 50 eingepresst, das an seinem freien Ende bei 52 geschlitzt ist. In dem Rohr 50 ist ein langgestreckter hohler Kolben 54 geführt, Idessen Wandung bei 56 durchbohrt ist als Durchlass für einen Stift 58, der (Fig. 5) in das Rohr 50 eingepresst ist.
Im Innern des Kolbens 54 ist eine Feder 60 untengebracht, die einerseits an zudem Stift 58 und anderseits am Boden des Kolbens anliegt und den Kolben gegen die Kurvenscheibe 38 drückt. Aussen weist der Kolbenboden eine Stufe 62 auf, die min bestens so hoch ist wie der Radius sprung Ider eingängigen Spirale der Kurvenscheibe 38, der 1 mm beträgt. Gegen Drehung ist der Kolben durch einen Stift 64 gesichert, der in den Kolben eingepresst ist und mit seinen hervorstehenden Enden in den Schlitz 52 des Rohres 50 eingreift. In dem Kolben befindet sich eine weitere, zur Bohrung 56 rechtwinklige Durchbohrung 66 Ider Kolbenwiand als Durchlass für einen Stift 68, der in eine Hülse 70 eingepresst ist und ebenso wie der Stift 64 in dem Schlitz 52 des Rohres 50 geführt wird.
Zwischen den Stiften 64 und 68 liegen im Innern des Kolbens 54 zwei kleine Tellerfedern 72. Der von der Hülse unbedeckte freie Teil des Rohres 50 ist durch einen aufgeklebten Kragen 73 abgedeckt.
Schliesslich trägt der Kolben 54 noch einen Ring 74 und eine Stellschraube 76, während auf der Hülse 70 die aus Federstahl bestehende Gabel 22 aufgeklebt ist. Die Gabel liegt federnd auf der Millimeterskala 16 auf. Die Oberfläche der Gabel ist geschwärzt und mattiert.
Im Bereich der Gabel 22 ist im Schieber 18 eine Ausfräsung 78 angebracht, damit sich dort nicht Späne und Schmutz festsetzen können.
Die Funktion der beschriebenen Teile ist folgende:
1. Verschieben der Gabel 22 zur Ablesung
Das mit der Lehre gemessene Mass betrage 2,5 mm. Bei Ider in Fig. 1 und Fig. 2 gezeichneten Stellung der Kurvenscheibe 38 befindet sich der Schlitz der Gabel 22 dann genau in der Mitte zwischen dem zweiten und dritten Teilstrich der Millimeterskaia 16. Nun wird durch Drehen der gerändelten Scheibe 42 mit dem Daumen der die Lehre in üblicher Weise fassenden rechten Hand entgegen dem Uhrzeigersinn, der Kolben 54 und mit ihm die Hülse 70 und die Gabel 22 nach links verschoben, bis der zweite Teilstrich genau eingegabelt ist.
Die Skala 46 zeigt dann am Index 33 den Wert 5 an. Das gemessene Mass 2,5 mm ergibt sich also aus der Ablesung auf der Skala 16 (2 mm) und auf , der Skala 46 (0, 5 mm). Auf beiden Skalen ist dabei nicht unter einer Vielzahl von Skalen- und Nonius-Strichen eine Auswahl zu treffen, sondern es gelten eindeutig die durch die Gabel 22 und durch den Index 33 bezeichneten Skalenstriche.
Man erkennt, dass sich auf der Skala 46 noch wesentlich kleinere Masse als l/lo mm leicht eindeutig ablesen lassen, was bei einem Nonius von 9 mm Länge gänzlich ausgeschlossen und bei einem Nonius grösserer Länge ausserordentlich mühevoll und unsicher ist. Die Genauigkeit, mit der sich die Gabel 22 auf einen Teilstrich der Skala 16 einstellen lässt, entspricht vollkommen der weiten Dehnung der 1/10-Skaia 46.
2. Justieren der Gabel 22
Die Möglichkeit, die Lehre zu justieren, ist ein ganz besonderer Vorteil Ider Erfindung gegenüber den bisherigen Schiebelehren mit Nonius. Denn sie gestattet ein wiederholtes Nacharbeiten von abgenutzten Messbacken, das die Lebensdauer der erfindungsgemässen Messgeräte um ein Vielfaches steigert.
Das Justieren wird zweckmässig bei ganz zusammengeschobenen Messbacken, d. h. auf das Mass Null gdurchgeführt. Man stellt dazu zunächst die Skala 46 auf Null, wie in Fig. 1 und Fig. 2 gezeichnet. Durch Drehen der Schraube 76 kann dann über den Ring 74 die Hülse 70 gegenüber dem Kolben 54 nach rechts verschoben werden. Dabei presst der in die Hülse 70 eingepresste Stift 68, der im Schlitz 52 des Rohres 50 geführt ist und in der Bohrung 66 Ides Kolbens 54 Spiel hat, die Tellerfedern 72 zusammen, die ihrerseits an dem im Kolben 54 sitzenden Stift 64 anliegen. Beim Rückdrehen der Schraube 76 drücken die Tellerfedern 72 die Hülse 70 gegenüber dem Kolben 54 nach links. Die Schraube 76 steht somit in dem Kolbengewinde stets unter Spannung, so dass sie sich nicht von selbst verdrehen kann.
Auch wenn die Ablesemarke nicht als Gabel, sondern als Strich ausgebildet ist, der wie bei den Strichen eines Nonius mit einem Teilstrich der Messskala in Deckung zu bringen ist, bietet die Erfindung den Vorteil, Idass nur ein einziger Strich auf dem Schieber zu beobachten ist anstelle von 10 oder mehr Strichen des Nonius.
Das Einstellen eines bestimmten Masses zwischen den Messbacken wird lerleichtert, wenn - wie an sich bekannt - der Schieber aus zwei Teilen besteht, deren einer nach Einstellen des ungefähren Masses auf dem Träger 14 festgeklemmt wird und mit dem andern, als Messbacke ausgebildeten und die Ablesemarke tragenden Teil durch eine Stellschraube verbunden ist.
Die Erfindung ist sinngemäss auch auf Messgeräte mit Zoll-Teilung anwendbar und bietet dort die Möglichkeit, bei zweckmässiger Bemessung der Ska lenscheibe 44 eine Ablesegenauigkeit von t/rooo Zoll zu erreichen.