Verfahren zur Herstellung von wasserlöslichen Anthrachinonfarbstoffen Es wurde gefunden, dass man neue wertvolle Anthrachinonfarbstoffe erhält, wenn man acylierende Mittel, die den Rest der Formel
EMI0001.0010
abgeben, wobei X für ein Sauerstoff- oder Schwefel atom steht und R einen Alkylrest, einen Aralkylrest, einen Cycloalkylrest,
einen Arylrest oder einen hete- rocyclischen Rest bedeutet, mit Anthrachinonfarbstof- fen, die mindestens eine wasserlöslichmachende Gruppe und mindestens eine acylierbare Amino- gruppe tragen, zu den entstehenden Acylaminverbin- dungen umsetzt.
Als wasserlöslichmachende Gruppen seien insbe sondere ionogene wasserlöslichmachende Gruppen, wie Carboxylgruppen und vor allem Sulfonsäure- gruppen genannt.
Als acylierbare Aminogruppen kommen vorzugsweise primäre, aber auch sekundäre Aminogruppen in Betracht. Acylierende Mittel, die den Rest der Formel I abgeben, sind beispielsweise die entsprechend substituierten ss-Oxy- oder ss-Thio- propionsäurehalogenide, wie die Chloride oder die Bromide, oder die entsprechend substituierten ss-Oxy- oder ss-Thiopropionsäureanhydride.
Die neuen Farbstoffe entsprechen der Formel
EMI0001.0048
wobei A für den Rest eines mindestens eine wasser- löslichmachende Gruppe tragenden Anthrachinon- farbstoffes steht, R' ein Wasserstoffatom oder einen zweckmässig niedermolekularen Alkylrest bedeutet und n für eine ganze Zahl, die grösser oder gleich 1 ist, vorzugsweise für eine der Zahlen 1 und 2, steht.
Von besonderem technischem Interesse sind die neuen Farbstoffe der Formel
EMI0001.0057
wobei Z einen kationischen Rest, beispielsweise ein Proton, ein Ammoniumkation oder ein Alkali- metallkation, wie ein Natrium- oder ein Kalium kation, bedeutet, R1 für einen niedermolekularen geradkettigen oder verzweigten Alkylrest, wie einen Methyl-, Äthyl-Isopropyl- oder n-Butylrest,
oder für einen gegebenenfalls substituierten Phenylrest steht.
Anthrachinonfarbstoffe, die mindestens eine, vor teilhaft bis zu drei, wasserlöslichmachende Gruppen aufweisen und die mindestens eine, zweckmässig bis zu zwei, primäre und/oder sekundäre Aminogruppen enthalten, sind beispielsweise 1,5-Diaminoanthrachinon-2-sulfonsäure, 1,4-Diaminoanthrachinon-2-sulfonsäure, 1,4-Diaminoanthrachinon-2,5- und -2,6-disulfonsäure, die Umsetzungsprodukte von je einem Mol 1-Amino-4-bromanthrachinon-2-sulfonsäure,
1-Amino-4-bromanthrachinon 2-carbonsäure oder 1-Amino-4-bromanthrachinon-2,5- bzw.
-2,6-disulfonsäure mit je einem Mol eines aromatischen Diamins, wie 1,3- oder 1,4-Diaminobenzol, 1,3-Diaminobenzol-4-sulfonsäure oder 1,4-Diaminobenzol-2-sulfonsäure, 2,5-Diaminobenzol-1,3-disulfonsäure, 4,4'-Diaminodiphenylsulfid-2,2'-disulfonsäure, 4,4'-Diaminostilben-2,2'-disulfonsäure, 4,4'-Diaminodiphenyl-2,2'-disulfonsäure, 4,4'-Diaminodiphenylamin und 4,
4'-Diaminodiphenyl-3-sulfonsäure oder eines aliphatischen Diamins, wie Äthylendiamin und Propylendiamin.
Weitere für das Verfahren nach der Erfindung in Betracht kommende Ausgangsfarbstoffe sind in ver schiedener Weise z. B. durch Umsetzung von einem Mol Leuko-1,4-diaminoanthrachinon, Leuko-1,4-dihydroxyanthrachinon oder Perylentetracarbonsäuredümid mit je zwei Mol einer aromatischen Diaminosulfon- säure, wie 1,3- oder 1,4-Diaminobenzolsulfonsäure, 4,4'-Diaminodiphenyl-2-sulfonsäure oder 4,4' Diaminodiphenyl-2,
2'-disulfonsäure oder deren Gemische erhältlich.
Die acylierenden Mittel, die den Rest der Formel I abgeben, können sich von verschiedenen ss-Oxy- oder ss-Thiopropionsäuren herleiten, beispielsweise von der ss-Methoxypropionsäure, der ss-Äthylmercaptopropionsäure, der ss-(4-Chlorphenoxy)-propionsäure, der ss-Phenylmercaptopropionsäure, der fl-Methylmercaptopropionsäure, der ss-Phenoxypropionsäure, der ss-(3- oder 4 Nitrophenoxy)-propionsäure, der ss-(4-Methylphenyl)
-mercaptopropionsäure, . der ss-(4-Methoxyphenyl)-mercaptopropionsäure, der ss-(4-Methylphenoxy)-propionsäure, der ss-Äthoxypropionsäure oder der ss-(4-Nitrophenyl)-mercaptopropionsäure. Die aus diesen Carbonsäuren in üblicher Weise erhältlichen Säurechloride oder Anhydride werden in der Regel mit den zuvor genannten Anthrachinon- farbstoffen in wässriger Lösung oder Aufschlämmung oder in wässrigen Gemischen mit organischen Lö- sungs- und/oder Verdünnungsmitteln,
wie Alkoholen, beispielsweise Methanol, Äthanol, Glykol; Ketonen, beispielsweise Aceton; Carbonsäureamiden, beispiels weise N,N-Dimethylformamid oder Lactamen, bei spielsweise N-Methylpyrroliden, bei niedriger, ge wöhnlicher oder leicht erhöhter Temperatur, vorteil haft in Gegenwart von säurebindenden Mitteln, wie Natriumearbonat, Natriumhydrogencarbonat, Kalium- carbonat, Natriumacetat, Kaliumacetat, Natriumhy- droxyd,
Kaliumhydroxyd, Triäthylamin und/oder Pyridin umgesetzt.
Die neuen Farbstoffe sind zum Färben und/oder Bedrucken von Gebilden, wie Folien, Filmen und Textilgut, z. B. Fasern, Fäden, Flocken, Geweben und Gewirken aus faserbildendem Material der ver schiedensten Art, beispielsweise aus Walle, Seide, Leder, synthetischen linearen Polyamiden oder Poly- urethanen oder aus Papier brauchbar.
Insbesondere eignen sich die nach der Erfindung erhältlichen Farb stoffe hervorragend gut zum Färben und/oder Be drucken von Textilgut aus nativer und/oder regene rierter Cellulose. Man erhält darauf nach für Reak- tivfarbstoffe üblichen Methoden Färbungen und Drucke von sehr guten Echtheitseigenschaften, ins besondere hervorragender Nass-, Licht- und Reib echtheit. Die in den Beispielen angegebenen Teile und Prozentzahlen sind, soweit nicht anders angegeben, Gewichtseinheiten. Die Raumteile verhalten sich zu den Gewichtsteilen wie das Kilogramm zum Liter unter Normalbedingungen.
<I>Beispiel 1</I> Zu einer Lösung von 53,3 Teilen des Dinatrium- salzes der 1-Amino-4-(3-sulfo-4-aminophenylamino)- anthrachinon-2-sulfonsäure in 700 Teilen Wasser werden 300 Teile Eis gegeben. Man lässt nun zu dieser Mischung innerhalb einer halben Stunde 24,5 Teile ss-Methoxypropionsäurechlarid zufliessen. Dabei hält man die Reaktion des Gemisches durch gleich zeitige Zugabe von ungefähr 1930 Teilen 10%iger wässriger Natriumcarbonatlösung bei einem pH-Wert von 7.
Nach einstündigem Rühren bei 0 bis +5 C trägt man im Laufe einer Stunde ungefähr 2500 Teile Kaliumchlorid in das Umsetzungsgemisch ein, rührt es eine halbe Stunde nach, saugt den abge schiedenen Farbstoff ab und wäscht das Filtergut mit gesättigter wässriger Kaliumchloridlösung. Nach dem Trocknen unter vermindertem Druck erhält man einen Farbstoff, der in Form der freien Säure der Fomel
EMI0003.0001
entspricht und der auf Baumwolle in Gegenwart basischer Mittel nass- und lichtechte grünstichig blaue Färbungen liefert.
<I>Beispiel 2</I> In eine auf 0 C abgekühlte Lösung von 53,3 Teilen des Dinatriumsalzes der 1-Amiro-4-(3-amino- 4-sulfophenylamino) - anthrachinon - 2 - sulfons äure in 533 Teilen N-Methylpyrrolidon wird bei 0 C im Laufe einer Stunde die Lösung von 22,
1 Teilen ss- Phenoxypropionsäurechlorid in 40 Teilen Dimethyl- formamid in kleinen Anteilen eingetragen.
Nach einer weiteren Stunde wird die Lösung in eine Mischung aus 2500 Teilen gesättigter wässriger Kaliumchlorid- lösung und 54 Teilen 10 % iger wässriger Chlorwas- serstoffsäure eingerührt, der abgeschiedene Farbstoff, der in Form der freien Säure der Formel
EMI0003.0027
entspicht, abfiltriert und das Filtergut mit gesättig ter wässriger Kaliumchloridlösung säurefrei gewa schen.
Der neue Farbstoff kann in folgender Weise zum Färben von Baumwolle verwendet werden: Baumwollgewebe klotzt man mit einer wässrigen Lösung, die in 1000 Raumteilen 20 Teile des Farb stoffs der Formel V enthält, quetscht es auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 90 % ab und trocknet es. So dann führt man das Gewebe durch ein weiteres wäss- riges Klotzbad, das in 1000 Raumteilen 15 Teile Natriumhydroxyd und 200 Teile Natriumchlorid ent hält, quetscht es ab, dämpft es 5 Minuten bei 100 C und seift es. Man erhält eine blaue Färbung von guten Nassechtheitseigenschaften und ausgezeichneter Lichtechtheit.
Farbstoffe von sehr ähnlichen Eigenschaften er hält man, wenn man entsprechende Mengen an 1-Amino-4-(3-sulfo-4-aminophenylamino)- anthrachinon-2-sulfonsäure, 1-Amino-4-(3-amino-4-sulfophenylamino)- anthrachinon-2,6-disulfonsäure oder 1-Aniino-4-(3-sulfo-4-aminophenylamino)- anthrachinon-2,6-disulfonsäure anstelle von 1-Amino-4-(3-amino-4-sulfophenylamino)- anthrachinon-2-sulfonsäure verwendet und im übrigen in der im ersten Absatz erläuterten Weise verfährt.
<I>Beispiel 3</I> Zu einer Lösung von 53,3 Teilen des Dinatrium- salzes der 1-Amino-4-(3-sulfo-4-aminophenylamino)- anthrachinon-2-sulfonsäure in 1000 Teilen Wasser lässt man bei Raumtemperatur im Laufe einer Stunde eine Lösung von 47 Teilen fl-(4-Chlorthiophenyl)- propionsäurechlorid in. 100 Teilen Dimethylformamid zufliessen.
Dabei hält man die Reaktion der Lösung durch gleichzeitige Zugabe von 20%iger wässriger Natriumcarbonatlösung bei einem pH-Wert von 6. Man rührt das Gemisch nun noch ungefähr eine Stunde nach, fällt den Farbstoff, der in Form der freien Säure der Formel
EMI0003.0064
entspricht, durch Zugabe von überschüssigem Na triumchlorid aus und trocknet ihn unter verminder tem Druck. Der neue Farbstoff kann aus alkalischem Bad in nass- und lichtechten grünstichig blauen Tönen auf Baumwolle fixiert werden.
Farbstoffe von ähnlichen Eigenschaften erhält man bei Verwendung von 49,1 Teilen ss-(4-Nitrothiophenyl)-propionsäurechlorid oder von 40,1 Teilen ss-Thiophenylpropionsäurechlorid anstelle von 47 Teilen ss-(4-Chlorthiophenyl)-propionsäurechlorid. Weitere Farbstoffe dieser Art erhält man in der oben erläuterten Weise aus den Anthrachinonab- kömmlingen und den Säuechloriden der folgenden Tabelle. Diese neuen Farbstoffe färben Textilgut aus Baumwolle in den angegebenen Tönen.
EMI0004.0007
EMI0005.0001