Verfahren zum Gerben von Häuten bzw. Fellen. Es wurde gefunden, dass sich Polyalkyl- ätherabkömmlinge von höhenmolekularen orga nischen Sulfamidv erbindungen, wie sie durch Anlagerung von Alkylenoxyden an die Sulf- amide erhältlich sind, mit Vorteil als Gerb stoffe verwenden lassen.
Diese neuen Gerbmittel besitzen eine hohe Affinität zur tierischen Kollagenfaser und las sen sich ausgezeichnet in die Haut einarbei ten. Sie können mit andern mineralischen, vegetabilischen oder synthetischen Gerbstoffen sowie auch mit Fettgerbstoffen, kombiniert an gewendet werden. Durch Veränderung der Länge des Kohlenwasserstoffrestes und der Länge des Polyalkylätherresteskönnen die Ei .enschaften der neuen Gerbmitte in vielfäl tiger Weise abgeändert werden. So nehmen die Gerbstoffe z.
B. mit zunehmender Ver längerung der Kohlenwasserstoffkette den Charakter von Fettgerbstoffen an.
Die neuen Gerbmittel eignen sich für die Clerbung von tierischen Häuten und Fellen aller Art, insbesondere von Kalb-, Schaf-, Zie gen-, Hirsch-, Reh- und Grosstierhäuten, die in üblicher Weise in der Wasserwerkstatt durch Weichen, Schwöden undjoder Äschern, Ent kalken und gegebenenfalls durch Pickeln vor bereitet werden können.
Man kann z. B. durch Einwirkung von Äthylenoxyd auf die Sulfamide erhaltene Polyalkyläther verwenden. Die Länge der Alky lenoxy dkette kann man durch das Men genverhältnis der Ausgangskomponenten be- stimmen.
Als höhenmolekulare Sulfamidver- bindungen kommen hauptsächlich solche der aliphatischen, cycloaliphatischen und aromati schen Reihe in Betracht, wobei die aroma tischen bzw. fettaromatischen Sulfamide be sonderes technisches Interesse besitzen.
Als Beispiel für derartige Sulfamide sind zu nen nen, Dodecylsulfamid, Octadecylsulfamid, Octa- decenylsulfamid, Gemische höhenmolekularer aliphatischer Sulfamide, wie sie beispielsweise durch Einwirkung von Schwefeldioxyd und Chlor auf.
Kohlenwasserstoffgemische mit einer Kettenlänge von C12-C22 und an schliessende Amidierimg der gewonnenen Sulfo- chloride erhalten werden, ferner Alkylcyclo- hexylsu1famide, Naphthalinmono- und -poly- -sulfamide, Alkylnaphthalinsulfamide, Alkyl- benzolsulfamide, wie beispielsweise Butyl-, Hexyl-,
Octyl-, Dodecyl-, Octadecylbenzölsulf- amide und dgl. Die Kohlenwasserstoffreste der Sulfamide können auch durch Sauerstoff, Schwefel oder Stickstoff bzw. Sauerstoff, Schwefel oder Stickstoff enthaltende Atom gruppen unterbrochen sein oder auch - Sub- stituenten tragen.
Aus diesen Sulfamiden erhält man durch Anlagern von Alkylenoxyden die entsprechen den Polyalkylätherabkömmlinge, also z. B. Anlagerungsprodukte von 8 bis 12 Mol Äthy- lenoxyd an Dodecylbenzol- oder Hexadecyl- benzolsulfamid, Anlagerungsprodukte von 6 bis 18 Mol Äthylenoxyd an Naphthalindi- oder -trisulfamid bzw.
alkylierte Naphthalin- sulfamide, Anlagerungsprodukte von 6 bis 12 Mol Propylenoxyd an Dodeeyl- oder Octa- decenylsulfamid und dergleichen.
Diese Anlagerungsprodukte haben eine ölige bis pastenförrnige Konsistenz, sind in Wasser löslich bzw. dispergierbar und werden im allgemeinen in einem pH-Bereich von 2 bis 9 angewendet. Sie werden am besten in die Blössen, zweckmässig in wässriger Lösung, in möglichst konzentrierter Form eingewalkt, etwa in Mengen von 1 bis 8<B>%</B> auf das Blössen gewicht berechnet.
Wie schon erwähnt, können in Verbindung mit dieser Gerbung andere Gerbungen ange wendet werden, und zwar sowohl als Vor gerbung oder auch als Nachgerbung. Man kann auch die neuen Gerbmittel gleichzeitig mit bekannten Gerbstoffen anwenden.,Beson- ders vorteilhaft ist es, die neuen Gerbmittel mit einer mineralischen Gerb-Lmg, beispiels weise mit Chromsalzen, zu kombinieren.
Je doch sind auch alle andern Gerbarten, von denen hier nur die Gerbung mit Alaun, mit Formaldehyd, mit vegetabilischen undloder synthetischen Gerbstoffen genannt sein soll, anwendbar.
Die Gerbmittel sind auch als Fettgerb- mittel geeignet, wobei man sie beispielsweise mit Tranen oder Fettalkoholsulfonaten kom binieren kann.
Beispiele: 1. In entkälkte Rindsblössen, die im Schnitt einen pH-Wert von 8 aufweisen, werden 3 % (auf Blössengewieht berechnet) des Anlage rungsproduktes aus Dodecylbenzolsulfamid und 8 Mol Äthy lenoxyd innerhalb von 2 bis 3 Stunden eingewalkt. Dann wird der Ger bung 1 % Ameisensäure (in 10 % iger wässriger Lösung) zugesetzt und 1 bis 2 Stunden weiter gewalkt.
Nunmehr werden 0,5 %a Chromoxyd in Form eines Chromgerbextraktes, z. B. Chromosal B (Markenprodukt) in 10 % iger Lösung, zugegeben, und das Walken wird noch 2 bis 3 Stunden fortgesetzt. Nach Abschluss der Gerbruig wird das Leder für 4 bis 7 Tage feucht auf den Bock geschlagen. Im Anschluss daran wird mit 200 % Wasser und 1 bis 2 Natriumbicarbonat bei 30 innerhalb von 1 bis 2 Stunden neutralisiert. Nach dem Spülen wird in üblicher Weise gefärbt und gefettet. Man erhält ein volles, griffiges Oberleder.
In gleicher Weise kann man gepickelte Rindspaltblössen behandeln. Das Leder wird gut durchneutralisiert und anschliessend ge färbt und gefettet und ergibt ein vollgriffiges, kurzfaseriges Velourleder. An Stelle des ver wendeten Dodeeylbenzolsnlfamid-Ät.hylenoxyd- Anlagerrmgsproduktes kann man mit Vorteil auch das Anlagerungsprodukt von 10 Mol Äthylenoxyd an Octadecylbenzols-Lilfamid ver wenden.
2. Entkälkte Schafsblössen werden mit 2 (auf Blössengewicht berechnet) Formalin und 500 % Wasser bei Zusatz von 1 bis 1.,5 % Soda vorgegerbt; anschliessend werden 1,5 % Am monsulfat nachgesetzt. Nach dem Abtropfen der Blössen werden 3 % des in Beispiel 1 be schriebenen Gerbmittels innerhalb 2 bis 3 Stunden eingewalkt, worauf die Gerbung wie in Beispiel 1 zu Ende geführt wird. Man erhält ein vollgriffiges, ständiges Portefeuille leder.
3. In eine entkälkt.e Hirschdecke mit ab gestossenem Narben werden 4 bis 6 % (auf Blössengewicht berechnet) Tran, der mit 3 (ebenfalls auf Blössengewicht berechnet) des in Beispiel 1 genannten Gerbmittels in einer wässrigen Flotte emiLlgiert ist, bei 30 inner halb von 2 bis 4 Stunden eingewalkt. Danach wird die Blösse 4 bis 8 Tage in feuchtem Zu stand bei 30 bis 35 gelagert. Das überschüs sige Fett wird anschliessend ausgewaschen, worauf wie bei der Sämischlederherstellung weitergearbeitet wird. Man erhält ein Leder, das sämisehartigen Charakter hat und z. B.
für die Verarbeitung in der Bekleidungsindu strie verwendbar ist.