Verfahren zum Gerben tierischer Häute und Felle Es wurde gefunden, dass sich die wasser löslichen Salze von mindestens 3 C-Atome aufweisende Alkyl- bzw. Cycloalkylreste ent haltenden Sulfonsäuren mit Vorteil als Gerb stoffe verwenden lassen. Ausser Salzen von rein aliphatisehen und cycloaliphatischen Sul- fonsäuren kommen auch solche von gemischt aliphatiseh - cycloaliphatisehen und alipha- tiseh-aromatischen Sulfonsäuren in Betracht. Diese Gerbstoffe besitzen hohe Affinität zur tierischen Kollagen-Faser und lassen sich in die Haut glatt einarbeiten.
Sie können mit allen üblichen mineralischen, vegetabilischen oder synthetischen Gerbstoffen, sowie auch mit Fettgerbstoffen kombiniert angewendet werden. Die Kohlenwasserstoffreste der Sulfo- säuren bestimmen in gewissem Umfang die Eigenschaften und Wirkung der Sulfo- säuren. Es wird z. B. mit zunehmender Ver längerung der aliphatischen Kohlenwasser stoffkette der Charakter von Fettgerbstoffen erreicht bzw. weiter ausgeprägt. Die Gerbung erfordert wesentlich weniger Zeit als bei Ver wendung der bisher bekannten Fettgerbstoffe (z. B. Tran).
Die genannten Salze eignen sich für die Gerbung von Spalten und von tierischen Häuten und Fellen aller Art, insbesondere von Kalb-, Schaf-, Ziegenfellen, Hirsch- und Rehdecken oder Grossviehhäuten, die in üblicher Weise in der Wasserwerkstatt durch Weichen, Schwöden und/oder Äschern, Ent kälken, Beizen und gegebenenfalls durch Pickeln vorbereitet werden.
Sulfonsäuren der genannten Art, also z. B. Alkylsulfosäuren, Alkylarylsulfosäuren, Al- kylcyeloalkylsulfosäuren usw., sind bekannt oder können nach bekannten Verfahren er halten werden. Die aliphatischen Kohlen wasserstoffreste können verzweigt- oder gerad- kettig sein und 6-18 C-Atome oder mehr enthalten. Ferner können die Sulfosäuren in ihren Kohlenwasserstoffresten auch Hetero- atome oder Heteroatomgruppen bzw. Substi- tuenten enthalten. Als Heteroatomgruppen sind besonders zu nennen Carbonamid- oder Sulfonamidgruppen, ferner als Heteroatome Schwefel und Sauerstoff.
Als Substituenten kommen beispielsweise Oxygruppen in Be tracht. Die Sulfosäuren können auch mehrere Sulfosäurereste enthalten.
Als Beispiele solcher Sulfosäuren sind zu nennen: Hexyl-, Octyl-, Hexadecyl-, Octade- cenyl-, Octadecylsulfosäuren, deren Homologe und deren Gemische, Alkylcyclohexylsulfo- säuren (Alkylreste etwa C3-C1s), Naph- thenylsulfosäuren, Alkylbenzolsulfosäuren bzw.
Alkylbenzolsulfosä,uregemische (Alkylreste C3 bis etwa C,$), höherrnolekulare Alkylnaph- thalinmono- oder -polysulfosäuren bzw. deren Gemische, Acyloky- bzw. Acylaminoalkan- sulfosäuren und dergleichen. Die Sulfosäuren werden, wie gesagt, in Form ihrer wasserlös lichen Salze verwendet, wobei sich diese von anorganischen oder organischen Basen ablei ten können.
Es kommen also beispielsweise die Alkali@ oder Ammoniumsalze, ferner die Salze organischer Aminoverbindungen in Be tracht.
Bei der Verarbeitung werden sie zweck mässig entweder direkt oder in wässriger Lösung bzw. Emulsion möglichst konzentriert in die Blössen eingewalkt, und zwar in Mengen von etwa 1-8 %0, bezogen auf Blössengewicht. Nach dem Einwalken können die Leder in üblicher Weise weiterverarbeitet und fertig gestellt werden. Bei Anwendung von Kombi- nationsgerbverfahren kann man die sulfo- sauren Salze entweder gleichzeitig mit ande ren bekannten Gerbstoffen anwenden, oder man kann die Gerbung auch mit den bekann ten Gerbstoffen vorher oder nachträglich aus führen.
In den nachstehenden Ausführungsbeispie len beziehen sieh die Prozentangaben auf das Blössengewicht.
Beispiele 1. In üblicher Weise vorbehandelte Schafs blössen werden nach einer Enzymbeize mit. 100 % Wasser, 0,5 % alkylbenzolsulfosaurem Natrium (Alkylreste Ci1-Ci3), 1-2% Ameisensäure und 6-8 % Kochsalz ge pickelt. Nach dem Pickeln sollen die Blössen im Schnitt einen PH-Wert von 3,2-3,8 auf weisen.
Die Blössen werden nach dem Abtropfen mit 5 % alkylbenzolsulfosaurem Natrium (Alkylreste C12-C18), das man mit der dop pelten bis dreifachen Menge heissen Wassers verdünnt hat, 4 Stunden bei ca. 20 C ge walkt. Anschliessend wird mit. 0,3-0,7 % Chromoxyd in Form eines auf 4/12-s/12 ba sisch gestellten, handeltsüblichen Chromsalzes in kurzer Flotte nachbehandelt. Nach 2 Stun den ist die Gerbung beendet, und die Leder werden 4-5 Tage zugedeckt auf dem Bock liegen gelassen. Sie werden anschliessend 15-20 Minuten mit lauwarmem Wasser ge spült und wie üblich fertiggestellt.
Die Leder haben einen geschmeidigen, vollen Griff und eine besonders hohe Reiss- Festigkeit. Der Narben ist glatt und ge schlossen.
2. Gut entkälkte und gebeizte Rindsspalt blössen werden mit 1-1,5 % Formaldehyd vorgegerbt, wobei man mit der halben Menge Natriumbicarbonat - bezogen auf die einge setzte Menge Formaldehyd - abstumpft. Die Spalte bleiben über Nacht auf dem Bock liegen, werden dann abgewelkt und gefalzt.
Nunmehr wird eine Emulsion, bestehend aus 5-6%o alkylbenzolsulfosaurem Natrium (Alkylreste C12-C18), 65 Tran (Jodzahl über 140) und 0,5% Ameisensäure bzw. 1,5 % des bei der Paraffinoxydation anfallen den wasserlöslichen, niedermolekularen Fett säuregemisches in gut vorgewärmtem Walk- fass oder in einem Warmluftfass 3-4 Stun den eingewalkt.
Die Leder bleiben über Nacht auf dem Bock liegen und werden dann 3-4 Tage in einem warmen Raum aufgehängt und an schliessend etwa 14 Tage auf Stapel gesetzt. Die Leder können auch, ähnlich wie bei der Sämischgerbung, gleich auf Stapel gesetzt und anschliessend getrocknet werden. Im An- sehluss daran werden die Leder mit 0,3 bis 0,5 % kalzinierter Soda gewaschen, um den überschüssigen Tran zu entfernen, dann ge trocknet und wie üblich fertig zugerichtet. Die Spaltleder besitzen einen sämischartigen Charakter und zeichnen sich durch eine hohe Reissfestigkeit aus. Im Vergleich zu chrom gegerbten Spaltledern haben sie eine viel bessere Wärmeisolation.
3. Rindspalte, die zweckentsprechend noch etwas nachgeäschert sind, werden nach dem Entkälken und Beizen mit 0,5-1,5 % Form- ald'ehyd, das wie üblich mit. Natriumbicar- bonat abgestumpft wird, vorgegerbt. Die Spalte bleiben über Nacht in dem abge stumpften Formaldehyd liegen, dann lässt man sie auf dem Bock abtropfen, welkt. ab und falzt.
Hierauf wird ein Gemisch, bestehend aus '-)-3 % alkylbenzolsulfosaurem Natrium (Al- kylreste C12-C18), 2-3 % alkylsulfosaurem. Natrium oder Ammonium (Alkylreste C12 bis C18)
und 6 % Tran (Jodzahl über 140), im Gerbfass in die Blössen bei 20-30 C ein gewalkt. Die Walkdauer beträgt 3-4 Stun den. Ausser gesättigten Alkylsulfaten eignen sich aueh solche mit ungesättigtem Cha rakter.
Die Spalte bleiben über Nacht auf dem Bock liegen und werden dann im warmen Raum aufgehängt. Anschliessend lässt man sie einige Zeit auf Borke lagern. Die Spaltleder können auch vor dem Trocknen einige Tage in feuchtem Zustand auf Stapel gesetzt und getrocknet werden. Nach dem Trocknen wer den die Leder mit 0,3-0,5 % kalzinierter Soda gewaschen, wie dies bei der Altsämisch gerbung üblich ist.
4. W ie üblich gepickelte Rindsblössen wer den mit einer Emulsion aus 6 %a Tran (Jod- zahl über 140), 4 % alkylbenzolsulfosaurem Natrium (Alkylreste C11-C15) 4-5 Stun den gewalkt und dann wie in Beispiel 2 weiterbehandelt. Die erhaltenen Leder zeich nen sich durch besonders geschmeidigen Griff, hohe Reissfestigkeit und einen glatten, fest aufliegenden Narben aus.
5. Gepickelte Rindsblössen, die einen pH- Wert von 3,2-3,6 aufweisen, werden mit 2 % alkylbenzolsulfosaurem Natrium (Alkylreste Cl0-C18), 2%4 alkylschwefelsaurem Na trium (Alkylreste C10-C18, insbesondere auch der Oleylrest) und 2%a alkylsulfosaurem Natrium (erhalten durch Behandlung einer aliphatischen Kohlenwasserstofffraktion C1o bis C1s mit Schwefeldioxyd und Chlor unter anschliessender Verseifung mit Natron lauge) unter Zusatz von 5% Tran (Jodzahl über 140) bei einer Temperatur zwischen 20 und 30 C 3-4 Stunden im Gerbfass gewalkt. Die Weiterbehandlung erfolgt dann wie in Beispiel 2 angegeben. Sowohl die Einzelkom ponenten als auch das Fettgerbstoffgemisch werden sehr raseh vom Blössenmaterial auf genommen.
Das Leder hat im Vergleich zu einem rein chromgaren Leder einen milderen, geschmei digeren Griff. Es besitzt eine sehr hohe Reiss festigkeit und eine gute Luftdurchlässigkeit, ohne dass dadurch die Wasseraufnahme fähigkeit des Leders erhöht ist. 6. Gebeizte Rehfelle werden in 100 % Wasser, 0,5 % alkylnaplithalinsulfosaurem Natrium (Alkylreste C4-Cs) , 1-2%o Ameisensäure oder 2-4% eines wässrigen, organischen Säuregemisches, wie es bei der Paraffinoxydation abfällt, und 6-10%o Kochsalz gepickelt und auf einen pH-Wert von 3,5 eingestellt. Nach dem Abtropfen wer den die Blössen mit 6 oh, alkylnaphthalinsulfo- saurem Natrium (Alkylreste C4-Cs), mit der gleichen oder doppelten Menge Wasser verdünnt, 4 Stunden gewalkt.
Anschliessend wird mit 0,3-0,7 % eines auf 4/12-6/i2 basisch eingestellten, handelsüblichen Chrom salzes sehwach nachchromiert, worauf in üblicher Weise weiterbehandelt und fertig gestellt wird.
Die erhaltenen Leder besitzen einen weichen, warmen Griff und lassen sich deshalb be sonders gut zu Handschuh-, Bekleidungs- oder Trachtenhosenleder verarbeiten.