Verfahren zur Bekämpfung von Schädlingen. Die Bekämpfung von Schädlingen, so wohl pflanzlicher als auch tierischer Her kunft, wird heute in grösstem Umfange durch Erzeugung von Belägen, die für die Schäd linge giftig wirken, vorgenommen. Diese Beläge werden nach zwei verschiedenen Me thoden erzeugt: entweder werden Spritz- brühen verspritzt, welche die giftigen Sub stanzen in gelöster oder suspendierter Form enthalten, oder es werden Trockenpulver zerstäubt, die die wirksamen Stoffe enthal ten.
Das Zerstäuben von Trockenpulvern hat den Vorteil der Einfachheit und bedingt einen geringeren Arbeitsaufwand als das Zerstäuben von Spritzbrühen, weil hier flüssiger Ballast mitgeschleppt werden muss; dieser Umstand ist besonders in wasser armen Gegenden oder bei Bestäubungen von grossen Flächen vom Flugzeug aus von Be deutung. Das Zerstäuben von Spritzbrühen hat anderseits den Vorteil, Beläge von be deutend besserer Haftfestigkeit zu liefern, weshalb dieses Verfahren dennoch in grösstem Umfange vorgenommen wird.
Es wurde nun gefunden, dass die Vorteile., die sich sowohl beim Zerstäuben von Trocken pulvern als auch beim Zerstäuben von Spritz- brühen ergeben, überraschenderweise ver einigt werden können, wenn man Stäube mittel verwendet, die Schädlingsbekämp fungsmittel, härtbare Aminoplaste und Ilär- tungsbeschleuniger enthalten.
Wird ein der artiges Mittel zerstäubt, so wird alsobald der erzeugte Belag der überall vorhandenen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt; dadurch beginnt sogleich der Härtungsbeschleuniger auf das Aminoplast härtend zu wirken, und der Be lag wird innert kurzer Frist haftfest fixiert. Zur Beschleunigung der Einwirkung der Luftfeuchtigkeit können den Stäubemitteln auch noch hygroskopisch wirkende Stoffe zugesetzt werden.
Werden die Stäubemittel im Freien verwendet, so wird man im allge meinen vom Zusatz hygroskopischer Stoffe absehen können, indem dann der Tau eine genügende Feuchtigkeitsquelle bildet. Die er haltenen Beläge zeichnen sich durch eine ausserordentlich gute Haftfestigkeit und hervorragende Dauerwirkung aus.
Die neuen Stäubemittel können in ein facher Weise durch Mischen von Schäd lingsbekämpfungsmitteln mit härtbaren Aminoplasten und Härtungsbeschleunigern erhalten werden. Gegebenenfalls können hygroskopisch wirkende Stoffe, ferner Netz mittel, wie z. B. Alkylnaphthalinsulfonate., Fettalkoholsulfonate und dergleichen. inerte Füll-, Trägerstoffe und Zeichnungsmittel, wie z. B. Kaolin, Gips oder Bentonit, Kleb stoffe, wie z. B.
Casein, Leim- oder Gelatine pulver, oder weitere Zusätze, wie Sulfit- celluloseablauge, Cellulosederivate und der gleichen zugegeben werden. Die gebrauchs fertigen Mischungen sind im allgemeinen nicht unbeschränkt haltbar, weil die härt- baren Aminoplaste bei langer Berührung mit Härtungsbeschleunigern auch in trockenen -Mischungen in den gehärteten Zustand über gehen und dadurch ihre Wirksamkeit ver lieren.
Um diesem Übelstand abzuhelfen und praktisch unbeschränkt haltbare Trocken pulver zu erhalten, werden zweckmässiger weise die Aminoplaste und die Härtungs- beschleuniger bis zu ihrer Verwendung von einander getrennt aufbewahrt.
Dies kann ge schehen, indem Gemische aus Schädlings bekämpfungsmitteln, härtbaren Aminoplasten und gegebenenfalls weiteren Zusätzen kurz vor dem Zerstäuben mit den nötigen Mengen Härtungsbeschleunigern versetzt werden, oder indem Gemische aus Schädlingsbekämpfungs mitteln, Härtungsbeschleimigern und gege benenfalls weiteren Zusätzen kurz vor dem Zerstäuben mit pulverförmigen,
härtbaren Aminoplasten vermengt werden. Die letztere Arbeitsweise ist insbesondere dann angezeigt, wenn z. B. sauer reagierende Schädlings- bekämpfungsmittel zur Anwendung gelan gen, die beim Lagern die Aminoplaste un günstig verändern können.
Die kurz vor dem Zerstäuben zu mischenden Komponenten können mit Vorteil im richtigen Mengen- verhältnis derart zusammen verpackt werden, dass sie während des Lagerns und während des Transportes miteinander nicht in Be rührung kommen.
Als Schädlingsbekämpfungsmittel kom men sowohl anorganische als auch organische Verbindungen in Frage, die fungizid oder Insektizid oder fungizid und Insektizid wir ken, z.
B. Kupferoxychlorid, Bleiarseniat, kieselfluorwasserstoffsaures Barium, Schwe fel, 4,4' - Dicblordiphenyl - trichlormethyl - methan, 3,6-Dinitromonochlorcarbazol, 2,4- Dinitrorhodanbenzol, Tetramethylthiuram- mono- und -disulfid und andere, oder Ge mische solcher Verbindungen.
Als härtbare Aminoplaste können so wohl wasserlösliche als auch beschränkt wasserlösliche, härtbare, gegebenenfalls ver- ätherte Carbamid- und Melaminharze ver wendet werden, die erhalten werden durch Kondensation von Formaldehyd mit Amino- gruppen enthaltenden Verbindungen, wie z.
B. Harnstoff, Thioharnstoff, Cyanamid, Dicyandiamid, Dicyandiamidin, Guanidin, Biguanid, Melamin usw., sowie Mischungen solcher Verbindungen untereinander, ferner deren Alkyl- und Acylverbindungen. Beson ders gute Resultate werden erhalten bei Ver wendung von noch wasserlöslichen Konden sationsprodukten aus Harnstoff oder Melamin und Formaldehyd.
Unter "beschränkt wasserlöslichen" Kon- densationsprodukten sind jene kolloidalen Zwischenstufen zu verstehen, die bei Fort- setzung der Kondensation über die kristalline lWethylolstufe hinaus zunächst entstehen. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie aus ihren konzentrierten wässerigen Lösungen durch Wasserzusatz ausgefällt werden.
(Ver gleiche Kolloid-Zeitschrift, Bd. LVII [Okt.- Dez. 1931], Seite 233, linke Spalte.) Die Härtungsbescbleuniger bezwecken naturgemäss die wasserlöslichen Aminoplaste nach dem Zerstäuben in wasserunlösliche Form. unter Bildung von beständigen Belägen überzuführen; sie müssen indessen für die zu bestäubenden Unterlagen, insbesondere für die lebenden Pflanzen, vollkommen unschäd lich sein.
Als solche kommen in Frage Ammoniumsalze stärkerer anorganischer und organischer Säuren, wie z. B. Ammonium chlorid, Ammoniumsulfat, Ammoniumnitrat, Ammoniumoxalat, Ammoniumlaktat, sowie Ammoniumsalze von sauren Schädlingsbe kämpfungsmitteln, wie z. B. das Ammonium salz des 2,4-Dinitrophenols oder des 2,4-Di- nitro-6-cyclohexyl-phenol:s, ferner Ammo- niumsalze organischer Sulfonsäuren, wie z.
B. das Ammoniumsalz der Naphtha.Iin- trisulfonsäure, wobei diese Hä.rtungsbeschleu- niger für sich allein oder zusammen mit an dern, die Härtung beschleunigenden Stoffen, wie z. B. Harnstoff, verwendet werden kön nen.
Bei Verwendung von Kondensations produkten aus Melamin und Farmaldehyd ergibt auch Aluminiumsulfat eine gute Här- tungswirkung; in bestimmten Fällen kann man auch mit Oxydationsmitteln die ge- wünschte Härtung erzielen, beispielsweise mit Kaliumpersulfat bei Verwendung von Harn- stoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukten. Die Menge des 2u verwendenden Härtungs- beschleunigers kann in weiten Grenzen va riieren;
in vielen Fällen beträgt sie zweck mässigerweise mindestens die Hälfte der Ge wichtsmenge des zu härtenden Aminoplastes. <I>Beispiel 1:</I> 80 Teile einer fein gemahlenen iVlischung, welche aus Methylcellulose und Kaolin im Mengenverhältnis 1 : 9 besteht, werden mit folgenden Mengen trockenen, fein gemah lenen Substanzen gemischt:
EMI0003.0014
500 <SEP> Teile <SEP> Schwefel,
<tb> 150 <SEP> Ammoniumsulfat,
<tb> 2 <SEP> diisopropylnaphthalinsulfon saures <SEP> Ammonium,
<tb> 10 <SEP> Sulfitablauge <SEP> und
<tb> 258 <SEP> " <SEP> Kaolin.
Die so erhaltene homogene Mischung -wird zweckmässig noch gemahlen, vorzugs iveise in einem Desintegrator, und stellt ein feines, gelbliches Pulver von praktisch un beschränkter Lagerfähigkeit dar.
Nach Beimischen von 200 Teilen trocke nem, feinpulvrigem Dimethylolharnstoff wird ein Präparat erhalten. das trocken zer stäubt auf Obstbäume und Reben nach der Einwirkung von Feuchtigkeit, z. B. Tau, Staubbeläge von ausgezeichneter Regen beständigkeit erzeugt, die dank der vorzüg lichen Haftfestigkeit gegen verschiedene Schädlinge, wie rote Spinne, echter Mehltau und Schorf, sehr lange wirksam sind.
An Stelle von Ammoniumsulfat kann man auch die gleiche Menge Ammonium nitrat. Ammoniumchlorid, Ammoniumogalat oder naphthalintrisulfonsaures Ammonium verwenden. Der Dimethylolharnstoff kann durch die gleiche Menge einer feinpulvrigen Mischung von Sulfitablauge-Trockenpulver und eines beschränkt wasserlöslichen Vor kondensationsproduktes aus 1 Mol Melamin und 3 Mol Formaldehyd im Verhältnis 1 : 5 ersetzt werden.
<I>_ Beispiel 2:</I> 50 Teile Kalziumarseniat werden mit 30 Teilen Ammoniumsulfat, 18 Teilen einer Mi schung von Kaolin und hochviskoser Me- thylcellulose im Verhältnis 10 : 1., 4 Teilen Sulfitablauge-Trockenpulvers und 150 Teilen Talkum homogen vermischt.
Bei Verwen dung von feinpulvrigen Komponenten wird ein weisses Pulver erhalten, das nach Bei mischung von 40 Teilen eines pulverförmigen beschränkt wasserlöslichen Vorkondensations- produktes aus Dimethylolharnstoff ein Stäubemittel liefert, das zur Bekämpfung von Forstschädlingen vom Flugzeug aus her vorragend geeignet ist.
Beispiel <I>3:</I> Folgende Mengen trockener, feingemah lener Substanzen werden homozen vermischt:
EMI0003.0047
34 <SEP> Teile <SEP> Kupferogychlorid,
<tb> 47 <SEP> Schwefel,
<tb> 4 <SEP> " <SEP> Kaolin-Methylcellulose-Mi schung <SEP> im <SEP> Gewichtsverhältnis
<tb> 4:1 <SEP> und
<tb> 15 <SEP> Ammoniumsulfat. Aus dem so erhaltenen hellgrünen Pulver wird nach Beimischen von 20 Teilen trocke nem, feinpulvrigem Dimethylolharnstoff ein Stäubemittel erhalten, das vorzüglich geeig net ist zur Bekämpfung des echten und falschen Mehltaus und des roten Brenners im Weinbau.
<I>Beispiel</I> 5 Teile 4,4' - Dichlordiphenyl - trichlor- methyl-methan werden mit 25 Teilen Talkum feine t gemahlen. Nach Beimischen von 20 Tei len trockenem, pulverförmigem Dimethylol- harnstoff wird ein Kontaktinsektizid erhal ten, das nach Beimischen von 5 Teilen Ammoniumchlorid ein Stäubemittel liefert, mit welchem Beläge von ausserordentlicher Haftfestigkeit und Dauerwirkung hergestellt werden können.
<I>Beispiel 5:</I> 50 Teile der im Beispiel 4 beschriebenen kontaktinsektiziden Mischung (ohne Ammo- niumchlorid) werden mit 100 \eilen des im Beispiel 1, Absatz 2 erhaltenen feinen gelben Pulvers vermischt.
Das so hergestellte Prä parat ist hervorragend geeignet zur Herstel lung von Staubbelägen, die eine ausgezeich nete Dauerwirkung gegen den echten Mehl- tau und den Heu- und Sauerwurm im Reb bau oder gegen die rote Spinne, den echten Mehltau, den Schorf und den Apfelblüten stecher im Obstbau besitzen.