Verfahren zur Herstellung eines Kondensationsproduktes. Bekanntlich bilden Phenole aller Art bei Einwirkung von Formaldehyd in alkalischer Lösung in der Kälte oder bei mässigem Er wärmen harzartige, in Alkohol lösliche Kon densationsprodukte (Resole), die bei weiterem Erhitzen oder beim Bedandeln mit Säuren oder andern Katalysatoren in höhermoleku- lare, meist sogar unschmelzbare und unlös liche Harze (Resite) übergehen.
Lederer und Manasse gelang es zuerst, die Grundbestand teile solcher Resole, die Phenolalkohole, in reiner, kristallisierter Form darzustellen, indem sie auf die stark alkalische Lösung der Phenole bei Zimmertemperatur Formaldehyd einige Tage einwirken liessen und nach vor sichtiger Neutralisation diese Phenolalkohole isolierten und reinigten.
Auf diese Weise las sen sich aus den meisten Phenolen wohl de finierte, kristalline Substanzen erhalten, die jedoch beim Erhitzen über ihren Schmelz punkt unter Wasser- und Formaldehydabspal- tung in mehr oder weniger unschmelzbare und unlösliche Harze übergehen.
Es können sowohl Monomethylol- wie auch Dimethylol- phenole kristallisiert erhalten werden; die bekanntesten davon sind der o-Ogybenzyl- alkohol (Saligenin), der p-Ogybenzylalko- hol, das Homosaligenin und das 2,6-Di- methylol-p-kresol. Indessen sind alle Phenole,
die an mindestens einem zur Hydrogylgruppe ortho- oder paraständigem Kohlenstoffatom nicht substituiert sind, zur Bildung solcher Phenolalkohole fähig, wie eine grosse Anzahl in der Literatur beschriebener Beispiele zeigt.
Durch Umsetzung von o-Methyl-p-tert.- butylphenol in alkalischer Lösung mit etwa der äquimolekularen Menge Formaldehyd und Ansäuern unter Eiskühlung nach etwa ein tägigem Stehen bei Zimmertemperatur (bezw. 3 bis 4 Stunden bei etwa 40 ) erhält man 2-Methyl-4-tert.-butyl-6-ogymethylphenol (3- tert.-Butyl-5-methyl-6-ogybenzylalkohol).
Es ist nun gefunden worden, dass diese Phenol-Methylolverbindung mit Crotonsäure unter Bildung eines Chromanringes zu Di- methyl-6-tert.-butyl-chromancarbonsäure um gesetzt werden kann.
Das Kondensationsprodukt wird erhalten durch Erhitzen der Komponenten auf eine Temperatur über 130 C, wobei das bei der Reaktion entstehende Wasser abdestilliert. Zweckmässig wird die Temperatur sogar auf 180-230 C gesteigert. Zur Erzielung einer möglichst guten Ausbeute an dem gewünsch ten Kondensationsprodukt kann man die un gesättigte Substanz im ÜberSChuss einsetzen, wobei während oder nach der Reaktion der nicht umgesetzte Anteil zurückerhalten wird. Die Phenolalkohole haben nämlich die Eigen schaft, beim Erhitzen sehr leicht unter sich zu kondensieren.
Da die Reaktion mit den ungesättigten Körpern - im Gegensatz zu der Eigenverharzung kann man in diesem Fall von einer Fremdkondensation sprechen - im allgemeinen etwas schwerer einzutre ten pflegt, kann man diesen Unterschied in der Reaktionsbereitschaft dadurch ausglei chen, dass man die ungesättigten Verbindun gen im 1:Tberschuss einsetzt.
Die als Ausgangsmaterial dienende Phe- nol-Methylolverbindung kann für die Um setzung in der nach Ansäuern in der oben be schriebenen Weise erhaltenen Form nach kur zem Verreiben mit wenig verdünnter Säure und Waschen verwendet werden. Die Umkri stallisation erfolgt am besten aus einem Ge misch von niedrig siedendem Petroläther und Essigester. Der Schmelzpunkt der reinen Phenol-Methylolverbindung ist 164 C.
Ein Teil des in die Reaktion eingesetzten Phenolalkohols kann auch in den Methylol- gruppen veräthert sein, zum Beispiel durch innere Verätherung infolge Wasseraustritts aus zwei Methylolgruppen, wie dieser bei vorsichtigem Erhitzen des Phenolalkohols über 80 C, zweckmässig auf 130-170 C, eintritt.
Bei der Umsetzung des Phenolalkohols mit der ungesättigten Verbindung verharzt fast stets ein Teil derselben unter sich, so dass gewünschtenfalls die Chromanverbindung aus dem Reaktionsgemisch isoliert werden muss. Da es sich bei der Chromanverbindung um eine Carbonsäure handelt, erfolgt die Isolie rung zweckmässig durch Extrahieren des Reaktionsgemisches (vorteilhafterweise nach Abtrennung der überschüssigen Crotonsäure) mit Sodalösung.
Unter Umständen ist die Isolierung der reinen Chromanverbindung nicht nötig oder gar nicht beabsichtigt. Es können mit Hilfe der genannten Reaktion auch ölige oder harz artige Stoffe dargestellt werden, welche sich von dem Ausgangs-Phenolharz mehr oder weniger unterscheiden; denn die eingebaute Fremdstoffkomponente beeinflusst massgeb lich den Charakter des Reaktionsproduktes. Zum Beispiel gelingt es in manchen Fällen, dem Phenolharz mehr oder weniger die Sprö digkeit zu nehmen, die seine Verwendung für bestimmte Zwecke beeinträchtigt.
In andern Fällen können durch den Einbau von Carbo- xylgruppen durch Crotonsäure Harze erhal ten werden, die sich einerseits leicht in ver dünnten Laugen, in Soda und Borax lösen und die sich anderseits mit weiteren sauren Harzen durch Polyalkohole mischverestern lassen.
Bei der durch die Umsetzung zwischen 2- 3Tethyl-4-tert.-butyl-6-oxymethylphenol und Crotonsäure erhaltenen Verbindung handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die 3,8-Dimethy 1-6-tert.-butyl-chroman-2-carbon- säure. Es besteht jedoch an sich auch die Möglichkeit, dass die Caxboxylgruppe nicht am Kohlenstoffatom 2, sondern am Kohlen- stoffatom 3 steht,
-obei dann eine 31ethyl- gruppe an das Kohlenstoffatom 2 gebunden wäre.
Die farblosen, prismatischen Kristalle vom angegebenen Schmelzpunkt 164 C sind in sauerstoffhaltigen organischen Lösungs mitteln sowie in Benzolkohlenwasserstoffen leicht löslich. Ihre Analyse entspricht der Zusammensetzung C16112203.
Das neue Chromanderivat kann Anwen dung finden zur Herstellung von Kunsthar zen, als Lackgrundstoff sowie als Zwischen produkt für pharmazeutisch verwendbare Verbindungen. <I>Beispiel:</I> 41 Teile kristallisiertes 2-Methyl-4-tert.- butyl-6-ogymethylphenol und 86 Teile Cro- tonsäure werden im Laufe von 40-60 Minu ten auf über 200 C erhitzt.
Die unveränderte Crotonsäure wird sodann bei Normaldruck abdestilliert bis zu einer Endtemperatur von etwa 230 C im Destillationsrückstand. Der Rückstand wird in Äther gelöst; durch Aus schütteln mit Sodalösung erhält man hieraus 25 Teile Chromancarbonsäure, die aus Essig ester-Petroläther umkristallisiert wird.