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Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen bzw. Pelzen.
Das vorliegend beschriebene Gerbeverfahren gestattet eine ausserordentliche Verbesserung der Qualität zu gerbender Felle. Nach diesem Verfahren bearbeitete Schaffelle kommen an Qualität nicht nur Kalbs-und Ziegenfellen gleich, sondern übertreffen sie sogar noch.
Der Gegenstand der Erfindung besteht in einer Kombination der von altersher bekannten Weissgerberei mit einer Formaldehydgerbung. Es ist zwar schon Formaldehyd hie und da als Zusatz sowohl in der Lohgerberei als auch in der Weissgerberei verwendet worden, doch erfolgte die Zugabe dieses Körpers stets nur in äusserst geringer Menge und es waren die Erfolge ungünstige.
Durch vielfache Versuche hat der Anmelder festgestellt, dass es möglich ist, ein den bisherigen Produkten weit überlegene Leder durch Anwendung wesentlich grösserer Mengen von Formaldehyd, als bisher vorgeschlagen wurde, zu erhalten, u. zw. soll gemäss der Anmeldung der Mindestgehalt von Formaldehyd handelsüblicher Art 10% auf das mineralische Gerbemittel berechnet, betragen. Bei
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Gerbmittels und sogar auch darüber gesteigert werden.
Die Zurichtung der Häute vor der eigentlichen Gerbung kann im allgemeinen dieselbe sein, wie bisher für die Weissgerberei geübt. Erst beim eigentlichen Gerbeprozess erfolgt die Mitverwendung von Formaldehyd, die darin besteht, dass vor, während oder nach der Weissgerbung mit den bisher üblichen mineralischen Gerbmitteln die Häute oder Felle der Einwirkung von Formaldehyd in einer Menge von nicht weniger als 10% des mineralischen Gerbmittels ausgesetzt werden.
So wird z. B. Lammfell, das bekanntlich als sogenanntes Glaceleder zur Herstellung von Handschuhen, Hausschuhen u. dgl. dient, nach dem üblichen Zurichten mit Alaun und Kochsalz gemäss der Erfindung unter Zusatz von mindestens 10% Formaldehyd gegerbt und erhält hiedurch eine mindestens fünfmal so lange Gebrauchsdauer, als das bisher bekannte Glacéleder.
In besonders vorteilhafter Weise gestaltet sich die Gerbung von Schaffellen nach dem Verfahren der Anmeldung. Diese Felle zeichnen sich dadurch aus, dass die Haarwurzeln besonders tief sitzen, so dass beim üblichen Enthaaren des Felles eine weitgehende Schwächung eintritt infolge der vielen tiefgehenden Poren, die nach dem Entfernen der Haare verbleiben. Beim Arbeiten nach dem angemeldeten Verfahren können die Haare im Felle belassen werden und werden nur soweit geschoren, dass eine plüschoder samtähnliche Haardecke bleibt. Hierauf werden die Felle der üblichen Alaungerbung unterworfen und vor, während oder nach der Gerbung mit 50% Formaldehyd, berechnet auf die Menge des mineralsehen Gerbemittels, behandelt.
Infolge der festigenden Einwirkung des Formaldehyds bleiben die Haare fest in der Haut sitzen, so dass sie auch beim üblichen Bearbeiten der Felle von der Fleischseite aus mit Bimsstein sich nicht lockern. Die Felle können dann auf der Fleischseite in bekannter Weise mit Erdfarben gefärbt oder lackiert und sonstwie zugerichtet werden.
Das so gewonnene Produkt gestattet bei seiner Verarbeitung auf Schuhe, Oberkleider u. dgl. das Futter zu ersparen, weil die plüschartige Haardecke das Futter ersetzt, so dass derartige Erzeugnisse nicht nur billiger zu stehen kommen, sondern auch besser die Wärme halten.
Diesem Artikel kommt auch grosse hygienische Bedeutung zu. Binden, Bandagen usw. aus solchem Fell auf den Körper aufgelegt, lindern oder beheben rheumatische und neuralgische Schmerzen und ähnliche Leiden.
Bei Verarbeitung von Rinds-und Büffelhäuten auf Sohlenleder, Treibriemen usw. findet das angemeldete Verfahren mit der Abänderung Anwendung, dass, vor, während oder nach der Alaungerbung.
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die Haut mit einem Bade behandelt wird, das 100% Formaldehyd auf den üblichen mineralischen Gerbstoff berechnet, enthält. Hierauf wird das Leder mit Harz und Tonerdeseife imprägniert. Auf diese Art gewonnene Sohlen sind um etwa ein Drittel leichter als die, wie bisher üblich, vegetabilisch gegerbten Sohlen, sind mindestens doppelt so haltbar wie diese und stellen sich wesentlich billiger.
Treibriemen aus, in der soeben geschilderten Art gegerbte Haut sind nicht nur spezifisch leichter als die durch vegetabilische Gerbung dargestellten, sondern zeichnen sich auch durch viel grössere Adhäsion und eine mindestens doppelte Haltbarkeit aus. Ähnliches gilt von Näh-, Binde-und Sehlagriemen, die nach dem vorliegenden Verfahren erzeugt sind.
Diese Vorteile sind darauf zurückzuführen, dass durch die Einwirkung des Formaldehyds die Konsistenz der Haut um ein Vielfaches erhöht wird, wodurch die Festigkeit, Haltbarkeit und der Widerstand gegen Abnutzung jeder Art ausserordentlich gesteigert werden. Das angemeldete Verfahren hat überdies den Vorteil grosser Billigkeit, und es erfordert seine Aufnahme im Betriebe keinerlei Neu- einrichtung.