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Kinematographischer Film zur Vorführung räumlich wirkender kinematographischer Dar- stellungen mit gewöhnlichen kinematographischen Projektionsapparaten.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf kinematographische Films, welche bei Projektion mit den gewöhnlichen vorhandenen kinematographischen Projektionsapparaten bei geeigneter Betrachtungsweise die Darstellung stereoskopisch erscheinen lassen. Die Erfindung besteht darin, dass ein einziger kinematographischer Film als gemeinsamer Schichtträger für zwei auf derselben Seite liegende, photographische Gelatineschichten dient, von welchen jede in einer zu der anderen komplementären Farbe an den Bildstellen gefärbt ist und welche in entsprechender Weise zur
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durch optische Apparate, welche für jedes Auge ein nur für eine der komplementären Farben durchlässiges Medium haben.
Das an sich bekannte Prinzip der Anaglyphen wird durch geeignete Adaptierung, welche das Wesen der vorliegenden Erfindung ausmacht, für die Zwecke der kinematographischen Darstellung zur Anwendung gebracht, wobei verschiedene photographische Verfahren kombiniert werden.
Eine praktische Anwendung des den Anaglyphen zugrundeliegenden Prinzips auf die kinematographische Darstellung ist bisher nicht bekannt geworden. Im übrigen ergeben sich folgende wesentliche Unterschiede zwischen den bekannten Anaglyphen und der vorliegenden Erfindung.
Die in der Praxis bekannten Anaglyphen und ihre Projektion beschränken sich auf ruhende Bilder, während nach der vorliegenden Erfindung kinematographische Bilder projiziert werden.
Die bekannte Anaglyphenprojektion benutzt Glastafeln, während die vorliegende Erfindung Films, und zwar kinematographische Films als Bildträger verwendet.
Das französische Patent Nr. 420163, welches dasselbe Problem wie die vorliegende Erfindung betrifft, weist folgende Nachteile auf, welche seine praktische Brauchbarkeit behindern und die bei der vorliegenden Erfindung nicht vorhanden sind.
Da das Filmband auf beiden Seiten mit photographischer Schicht versehen ist, jede Schicht aber mit verschiedenen Farben gefärbt werden soll, so ergeben sich für diese Prozedur grosse technische Schwierigkeiten, welche bei der vorliegenden Erfindung nicht vorhanden sind.
Selbst wenn die Färbung bei dem französischen Patent zufriedenstellend erfolgen kann, so liegt eine weitere Schwierigkeit oder vielmehr die Unmöglichkeit der praktischen Durchführung darin, dass jede der beiden Seiten mit verschiedenen Farben gefärbt werden soll ("... chacune des faces étant teintée de couleurs différentes"). Wenn jede der beiden Seiten nur mit einer, von der anderen verschiedenen Farbe gefärbt werden sollte, müsste es heissen :"de couleur différente",
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Schicht mit verschiedenen Farben zu färben, so wäre das Resultat, wenn es gelänge, im vorliegenden Falle doch nur, dass sich die Farben der beiden gefärbten Schichten in der Aufsicht oder Durchsicht zu schwarz vereinigen würden, und also eine Projektion geradezu unmöglich machen müssten. Dieser Fehler ist bei der vorliegenden Erfindung nicht vorhanden.
Aber auch wenn eine Projektion möglich wäre, würde sich aus dem Umstande, dass die beiden Bildschichten durch den dazwischenliegenden Schichtträger getrennt sind und sich daher in beträchtlicher Entfernung voneinander befinden, der Nachteil ergeben, dass das eine projizierte Bild verschwommen erscheint, denn die scharfe Einstellung ist immer nur für eine Bildschicht möglich. Die andere muss daher, bei der ausserordentlichen Vergrösserung immer
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unscharf auf dem Projektionsschirm erscheinen.
Dieser Xachteil ist bei der vorliegenden Erfindung ebenfalls vermieden.
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wegen des bedeutenden Abstandes der beiden Bildschichten, bei der Projektion eine starke perspektivische Störung bemerkbar machen muss, welche darauf zurückzuführen ist, dass die eine Bildseite um mehr als die ganze Dicke des dazwischenliegenden Filmbandes weiter vom Objektiv entfernt ist als die andere. Die Vergrösserung erfolgt daher für die eine Bildseite in einem anderen Masse als für die andere, was bei der starken kinematographischen Vergrösserung eine bedeutende Störung bei der Betrachtung bewirkt. Auch dieser Nachteil ist bei der vorliegenden Erfindung vermieden.
Bei der bekannten Anaglyphenprojektion befindet sich jedes der beiden zur Deckung gebrachten Bilder auf einem besonderen Glas, während die vorliegende Erfindung einen einzigen Bildschichtträger hat.
Die Herstellung der Films nach der vorliegenden Erfindung geschieht in folgender Weise.
Die kinematographische Aufnahme erfolgt mittels eines Aufnahmeapparates, welcher zwei identische Objektive in etwa 65 g ww Distanz besitzt, mit zwei Aufnahmefilms (stereoskopischer kinematographischer Aufnahmeapparat). Auf diese Weise werden zwei Negativfilms hergestellt.
Für das weitere Verfahren eröffnen sich beispielsweise folgende zwei Möglichkeiten, je nachdem die farbigen Positive A mittels Tageslicht, oder
B) mittels künstlichen Lichtes hergestellt werden sollen. ad A) Ein mit silberfreier Gelatine überzogener Film wird mit Bichromat lichtempfindlich gemacht und dann entweder unter einem Negativfilm oder unter einem Positivfilm kopiert, sodann mit wässeriger Farbstofflösung in der einen Komplementärfarbe gefärbt.
Bei Kopieren unter einem Negativfilm ist dann bekanntermassen ein langdauernde Auswaschen des Farbstoffes aus der unbelichteten Gelatine erforderlich, was bei dem Kopieren unter dem Positivfilm entfällt.
Hierauf wird entweder der andere Negativmm oder ein nach diesem hergestellter seitenverkehrter
Positivfilm auf den ersten Film kopiert, nachdem der letztere mit einer zweiten Gelatineschicht versehen wurde, die ebenfalls mit Bichromat sensibilisiert wurde. Zweckmässig ist es als Zwischenschicht zwischen den beiden Gelatineschichten eine für die Farblösung undurchlässige Schicht, z. B. Kautschuk, anzubringen.
Das Einfärben mit der anderen Komplementärfarbe geschieh dann so wie bei der ersten Bildqchicht, oder von dem anderen Negativfilm wird auf einem selbstständigen, abziehbaren Film ein seitenverkehrtes Positiv in der anderen Komplementärfarbe hergestellt und dann dieses Positiv auf dem ersten Film bei entsprechender Rücksicht auf die richtige Deckung abgezogen. ad B) Es sind beispielsweise folgende zwei Varianten möglich.
Erste Variante. Von dem einen Negativem wird ein Positivfilm auf silberhaltiger Gelatine hergestellt. Dieser Positivfilm wird wie z. B. beim Bromöldruckverfahren gebleicht und das Bild völlig zum Verschwinden gebracht. Sodann erfolgt Einfärbung mit der einen Komplementärfarbe. Auf diesem farbigen Film wird sodann der andere negativem, falls die entsprechende Deckung nicht ohnehin infolge kongruenter Perforation vorhanden ist, zur Deckung gebracht und unveränderliche Zeichen, z. B. korrespondierende Einschnitte oder Löcher'angebracht und die Films wieder auseinandergenommen. Der Positivfilm wird sodann mit einer neuen silberhaltigen Gelatineschicht überzogen und auf dieser der andere Film entsprechend den früher angebrachten Merkzeichen richtig deckend kopiert.
Des weiteren ist dann der Vorgang wie beim Kopieren des ersten Films, nur dass die Färbung mit der anderen Komplementärfarbe geschieht.
Zweite Variante. Statt den ersten schon gefärbten Positivfilm mit einer neuen Schicht zu versehen, wird das zweite Negativ auf einen abziehbaren silberhältigen Film kopiert und ein seitenverkehrtes Diapositiv davon hergestellt, welches nach Ausbleichung und Entfernung der Bildreste mit der anderen Komplementärfarbe gefärbt und auf dem ersten Positivfilm nach richtiger Deckung abgezogen wird.