<Desc/Clms Page number 1>
Vorrichtung zur Übertragung der Muskelbewegung auf künstliche Gliedmassen.
Die nach Amputationen verbleibenden grösseren oder kleineren Muskelpartien besitzen bekanntlich noch im geringen Ausmasse die Fähigkeit, Leistungen hervorzubringen, sei es in bezug auf eine durch Anschwellenlassen der Muskeln erzeugte Wegvergrösserung, sei es durch unmittelbare Kraftwirkung.
Um diese an sich nur noch kleine Leistung möglichst vollständig für die beispielsweise einem künstlichen Arm, einer Kunsthand bzw. deren Fingern zu erteilenden Bewegungen (Beugen, Verdrehen, Schliessen und Festhalten) auszunutzen, wozu aber eine einmalige Beanspruchung des Muskelrestes nicht hinreichen würde, weil die erzielten Wege oder Kräftewirkungen einzeln zu klein sind, wird der Erfindung gemäss zwischen diese Muskelteile und die künstlichen Gliedmassen eine Vorrichtung eingeschaltet, die eine wiederholte Übertragung der Muskelbetätigung auf den Arm, die Hand oder die Finger bzw. Greiforgane oder andere Gliedmassen ermöglicht, so dass die hervorzubringende Endwirkung nicht mittels einer einmaligen Bewegung der in Betracht kommenden Teile, sondern durch Summierung aufeinanderfolgender Bewegungen erreicht wird.
Dabei ist die Vorrichtung so beschaffen, dass die Zurückführung der betreffenden Teile künstlicher Gliedmassen in ihre anfängliche Lage (Ruhe- oder Aussergebrauchslage) nicht absatzweise, sondern stetig durch eine einzige Bewegung herbeigeführt wird.
Die Vorrichtung besteht im wesentlichen aus einem Zahn- oder Klemmbackengesperre, dessen einer Teil an den Muskelrest, der die Bewegungen hervorzubringen hat, und dessen anderer Teil an den zu bewegenden Bestandteil der künstlichen Gliedmassen angeschlossen ist.
Durch jedesmalige Betätigung des Muskelrestes wird eine kurze Schaltbewegung herbeigeführt und auf den zu verstellenden Gliedmassenteil übertragen. Durch wiederholte derartige
Betätigungen werden die erzeugten Bewegungen summiert und ergeben die beabsichtigte End-
EMI1.1
kraft in einer einzigen stetigen Bewegung in die Anfangslage zurückgeführt werden.
Die Zeichnungen veranschaulichen zwei Beispiele von derartigen Vorrichtungen, und zwar in Fig. I und 2 in zwei zueinander rechtwinklig geführten Längsschnitten für ein Zahngesperre, in Fig. 3 und 4 in Seitenansicht und Draufsicht für ein Klemmbackengesperre.
Vorzugsweise sollen diese Vorrichtungen zur Betätigung der Finger oder Greifwerkzeug einer Kunsthand dienen, in letztere oder in den Kunstarm eingebaut sein und mit den jeweils vorhandenen Resten der Unter-oder Oberarm-bzw. Schultermuskeln in Verbindung gebracht werden.
Bei der Ausführung nach Fig. i und 2 ist mit dem in Betracht kommenden Muskel des Stumpfes eine Stange a in Verbindung gebracht, während an die zu bewegenden Teile der künstlichen Gliedmassen eine gekerbte oder gezahnte Stange b angeschlossen ist. Die Stange a trägt zwei Streifen c, deren der gekerbten Stange b zugekehrte Enden an zwei rechtwinklig dazu gestellten, U-förmig ausgeschnittenen Platten d befestigt sind.
Zwischen diesen Platten sind um Bolzen e drehbar die zweiarmigen Sperrklinken f eingelagert, deren kürzere Arme durch an ihnen befestigte, gegen feste Stifte g sich stützende Federn h in die Kerben oder Zähne der
EMI1.2
An den Streifen c sind ferner die Querstücke j befestigt, welche eine Schale na halten, die als Stütze für eine um die Streifen c und die Stange a herumgewundene Schraubenfeder n dient, deren anderes Ende sich gegen eine die Stange a durchlassende Platte l stützt, die den Boden einer Hülse i bildet, welch letztere die gesamte Vorrichtung umschliesst und mit Längsschlitzen versehen ist, in welchen die Querstücke j und die Platten d sich verschieben können.
In der Hülse i sind nahe dem von der Stange b durchsetzten Ende Querstücke A befestigt, an denen Lappen o sitzen, zwischen welchen die um die Bolzen p drehbaren Rückhaltklinken q eingelagert sind, die sich hinter einen der Zähne der gekerbten Stange b einstellen. Sie werden durch gebogene, an der Innenfläche der Hülse i befestigte Blattfedern r in Eingriff mit dem jeweils eingestellten Zahn erhalten, wobei die Blattfedern mit ihrem stärkst gebogenen Mittelteil an dem vorteilhaft abgeschrägten oder ausgenommenen Rande der U-förmigen Platten d anliegen, sobald diese entsprechend vorgeschoben sind, und dadurch eine gewisse Vorspannung erhalten, welche bestrebt ist, die Rückhaltklinken auseinanderzubewegen.
Zwischen den Querstücken k sind Walzen s gelagert, welche die abgeschrägten längeren Arme der Sperrklinken f einwärtsdrücken, sobald diese letzteren in den Bereich der erwähnten Walzen gelangen.
Die Wirkungsweise dieser Vorrichtung ist folgende : Angenommen, es soll durch wiederholte Betätigung des in Betracht kommenden Muskelteiles das Schliessen der künstlichen Finger oder der an deren statt angebrachten Greifwerkzeuge veranlasst und die Finger oder Greiforgane sollen-an den festzuhaltenden Gegenstand fest angelegt werden, was durch eine einmalige Be-
<Desc/Clms Page number 2>
EMI2.1
bindung gebrachte gekerbte Stange b in der Hülse i um ein entsprechendes Wegstück einwärtsgezogen. Hört die Muskelbetätigung auf, so fallen die Rückhaltklinken q unter dem Drucke ihrer Federn r hinter einen der Zähne oder Kerben an der Stange b ein und halten letztere fest. Die Finger haben dabei einen Teil ihrer Beugebewegung vollführt.
Bei den nächstfolgenden Muskelbetätigungen wiederholt sich jedesmal der beschriebene Vorgang, bis die gekerbte oder gezahnte Stange b um das der endgültigen Schliessstellung der Finger oder Greiforgane entsprechende Stück einwärtsgezogen ist. Bei jedem Nachlassen infolge
EMI2.2
der Feder n so weit zurückgeschoben, dass die Federn r zum Zwecke der Auslösung der Rückhaltklinken q vorgespannt werden.
Sollen die Finger oder Greiforgane in ihre Anfangslage zurückgebracht werden, so genügt eine einmalige kurze Betätigung des Muskelrestes, um ein Anziehen an der Stange a und dadurch eine Entlastung der Rückhaltklinken q von dem auf sie wirkenden Zahndruck herbeizuführen, worauf die vorgespannten Federn r zur Wirkung gelangen und die Rückhaltklinken q hinter dem vorher an ihnen angelegt gewesenen Zahn zum Ausschnellen bringen. Die Sperrklinken gleiten nun, da die Schraubenfeder sich entspannt und die Schale m und die an ihr befestigten Streifen c samt den Platten d verschiebt, über die Kerben oder Zähne der Stange b weg und treffen mit ihren längeren Armen auf die Walzen s, so dass sie entgegen der Wirkung ihrer Federn h aus der gekerbten oder gezahnten Stange b ausgehoben werden und letztere daher frei verschiebbar ist.
Unter der Wirkung der Streckorgane der Finger kehren diese in ihre Anfangsstellung zurück und schieben die Stange b nach aussen bis'in ihre ursprüngliche Lage zurück.
Bei der Ausführung nach Fig. 3 und 4, bei welcher an Stelle eines Zahngesperre ein Klemmgesperre verwendet ist, lagert in der Hülse 1 der Kunsthand eine Achse 2, die das am Umfange glatte Bogenstück 3 und beiderseits desselben die Arme 4 trägt, an deren Verbindungsstift 5 das Zugorgan 6 angreift, das mit dem Muskelrest in Verbindung gebracht ist.
An den Armen 4, die durch um die Achse 2 gewundene, mit einem Ende gegen die Hülsenwandung sich stützende, mit dem anderen Ende auf seitlich aus den Armen vorragende Stifte 7 drückende Federn 8 entgegen der Muskelzugrichtung sich zu drehen suchen, sitzt, bei 9 drehbar, ein Klemmbacken 10, der bei der Drehung der Arme 4 durch das Zugorgan 6 sich an das Bogenstück 3 anlegt und dasselbe mitnimmt, wodurch die sich mitdrehende Achse 2, die in irgendeiner Weise mit ihr verbundenen Finger zu einer teilweisen Beugung veranlasst.
In einem seitlich vom Bogenstück 3 gelagerten Ständer 11 ist der Ruckhaltklemmbacken-/S drehbar gelagert,. der unter dem Drucke einer ihn beim Anzug am Zugorgan ausgerückt haltenden Feder 13 steht, welch letztere mit ihrem freien gebogenen Ende 13a mit einer gewissen Vorspannung auf einer Nase 14 des Klemmbackens 10 aufliegt.
EMI2.3
gegen die Achse 2 vorragen und bei Rückbewegung des Bogenstückes zum Anschlagen an seitlich ausladende, von der Achse 2 durchsetzte Fortsätze. ? des Ständers 11 kommen.
EMI2.4
unter Spannung der gewundenen Federn 8 verdreht und der Klemmbacken 10, an dessen Nase 11 das Ende der Feder abwärtsgleitet, drückt gegen das Bogenstück 3 und nimmt dieses mit.
Hört der Zug auf, so drehen die Federn 8 die Arme 4 zurück, der Klemmbacken 10 gleitet unter das Federende 13a und bewirkt eine Vorspannung dieses Federteiles. Der Klemmbacken 10 gibt das Bogenstück 3 frei, dagegen hält der andere Klemmbacken 12 unter der Wirkung der Feder 13 das Bogenstück fest und verhindert dessen Rückdrehung.
Bei neuerlicher Betätigung des Zugorgans 6 wiederholt sich der beschriebene Vorgang, bis nach einer entsprechenden Anzahl solcher Betätigungen die vollständige Beugung der Finger und das Festhalten des Gegenstandes bewirkt ist. Bei jedesmaligem Nachlassen wird das Federende 13a durch die diesen Federteil treffende und auswärtsdrückende Nase des Klemmbackens 10 für die Ausrückung vorgespannt.
Wenn nun die Finger wieder gelöst und in ihre Strecklage zurückgeführt werden sollen, so wird ein kurzer Zug auf das Zugorgan ausgeübt und dieses sofort wieder nachgelassen. Hierbei wird durch die Vorspannung des Federteiles 13a der Klemmbacken 12 vom Bogcnstück 3 abgehoben ; wird nun jetzt nachgelassen, so stossen die Arme 15 mit ihren freien Enden an den Ständerfortsatz 16, kommen also gegenüber den sich weiter zurückdrehenden Armen 4 in eine gewisse Winkelstellung, so dass der Sperrbacken 10 vom Bogenstück 3 abgehoben und dieses frei wird.
Das Bogenstück 3 kann sich daher unter der Wirkung der die Finger in die Strecklage brin, enden Mittel frei in die Anfangslage zurückdrehen.
<Desc/Clms Page number 3>
EMI3.1
beschriebenen Ausführung an Stelle des Zahngesperres treten kann.
PATENT-ANSPRÜCHE : 1. Vorrichtung zur Übertragung der Muskelbewegung auf künstliche Gliedmassen, gekennzeichnet durch ein zwischen dem Muskelrest des Stumpfes und dem zu bewegenden Bestandteil der künstlichen Gliedmassen eingeschaltetes Zahn-oder Klemmbackengesperre, welches durch jedesmalige Betätigung des Muskelrestes zu einer auf den Gliedmassenteil übertragenen kurzen Schaltbewegung veranlasst wird, welche Bewegungen sich bei wiederholter Betätigung summieren, um die beabsichtigte Endwirkung hervorzurufen, wogegen durch eine kurze Muskelbewegung das Ausrücken des Gesperres und durch Federkraft in einer einzigen stetigen Bewegung die Rückführung des Gliedmassenteiles in die Anfangslage bewirkt werden kann.