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Verfahren zum Äsehern von tierischen Häuten und Fellen.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Äschen von tierischen Häuten und Fellen nach dem
Ein-und Zweibadverfahren und bezweckt die Erhaltung der Haare unter gleichzeitiger Schonung der Hautsubstanz.
Erfindungsgemäss verwendet man eine auf einen pH-Wert von 9-10 eingestellte alkalimetallionenfreie Äscherlösung, die durch Einleiten von Sehwefelwasserstoffgas in. eine Erdalkaliionen und
Ammoniak enthaltende Lösung hergestellt wurde. Zur Festigung des Narbens ist es besonders vor- teilhaft, eine Äscherlösung zu verwenden, welche noch Arsensalze enthält.
Erfindungsgemäss wurde erkannt, dass die Einstellung des pH-Wertes zwischen 9 und 10 für die angestrebte Wirkung der Haarschonung wichtig ist. Gegenüber der bekannten Verwendung von ) Erdalkalisulfid und Ammoniak enthaltenden Lösungen zum Äschern von Häuten und Fellen unter
Erhaltung der Haare bietet das neue Verfahren, nämlich die Herstellung von Äseherlösungen durch
Einleiten von Sehwefelwasserstoffgas, den erheblichen Vorteil, dass der optimale pH-Wert sich praktisch von selbst einstellt und sich auch bei der darauffolgenden Verdünnung nicht wesentlich ändert, weil offenbar überschüssiger gelöster Schwefelwasserstoff zusammen mit den in Lösung befindlichen Erd- alkali-und Ammonsulfiden ein gepuffertes System darstellt.
Da bei der Verwendung derartiger Äseherlösungen der Angriff mitunter ungleichmässig erfolgt, so dass beispielsweise im Rücken und an den Klauen der Angriff verzögert ist gegenüber andern Teilen der Haut, ist es vorteilhaft, wenn man diesem Äscher noch ein Netzmittel, wie Hexamethylentetramin, zusetzt. Derartige Netzmittel beeinträchtigen in keiner Weise die günstige Wirkung des gasförmig eingeleiteten Schwefelwasserstoffes in bezug auf die Erhaltung der Haare.
Die Häute werden in üblicher Weise entweder in Gruben, im Fass od. dgl. der Einwirkung der Äscherbrühe eventuell mit Kalkzusatz ausgesetzt und dann nach Bedarf in bekannter Weise im Weiss- kalkäscher nachbehandelt. Die Haare lassen sich nach beendeter Behandlung leicht entfemen und sind nicht im geringsten angegriffen.
Ausführungsbeispiele.
Zur Herstellung der Äscherlösung kann man wie folgt verfahren :
1. Zu 40-50 Teilen konzentriertem Ammoniak (25% NH3) gibt man 50 Teile Wasser, in welchem
0-5 Teile Bariumhydroxyd [Ba (OH) 2. 8H2O] gelöst sind, und leitet dann in die Lösung 1-5-2-5 Gewichts- teile Schwefelwasserstoff ein. Man kann dann noch 1% arsenige Säure oder ein ähnlich wirkendes
Mittel zugeben.
2. Zu 50 Teilen konzentrierter Ammoniaklösung (25% NHg) gibt man 50 Teile Wasser, in welchem 0. 5 Teile Strontiumhydroxyd [Sr (OH) 2. 8H2O] gelöst sind, und leitet 1 Gewiehtsteil gasförmigen
Schwefelwasserstoff ein.
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dann 3 Gewichtsteile Schwefelwasserstoffgas ein.
4. Zu 50 Teilen konzentrierter Ammoniaklösung (25% NH3) gibt man 50 Teile Wasser, in welchem 0-333 Teile Strontiumhydroxyd, 0-333 Teile gelöschter Kalk [Ca (OHs)] und 0. 333 Teile Bariumhydroxyd gelöst sind, und leitet dann 1 Gewiehtsteil Schwefelwasserstoffgas ein.
5. Zu 25 Teilen konzentrierter Ammoniaklösung (25% NH3) gibt man 50 Teile Wasser, in welchem 1 Teil Bariumsulfid (BaS) und 1 Teil Kalziumsulfid (CaS) gelöst sind. Dann leitet man 2 Gewichtsteile Sehwefelwasserstoffgas ein.
6. Zu 40 Teilen konzentrierter Ammoniaklösung (25% NH3) gibt man 50 Teile Wasser, in welchem je 0. 5 Teile Bariumsulfid (BaS) und Kalziumsulfid (CaS) gelöst sind. Dann leitet man 2 Gewichtsteile Schwefelwasserstoffgas ein.
7. Zu 50 Teilen konzentrierter Ammoniaklösung (25% NH3) gibt man 50 Teile Wasser, in welchem 0-5 Teile Bariumhydroxyd gelöst sind, und leitet 1 Gewichtsteil Schwefelwasserstoffgas ein.
8. Zu 50 Teilen konzentriertem Ammoniak (25% NH3) gibt man 50 Teile Wasser, in welchem 0-5 Teile Bariumhydroxyd [Ba (OH) s. 8HO] gelöst sind, und leitet dann in die Lösung 1-5-2-5 Gewichtsteile Schwefelwasserstoffgas ein. Dann gibt man noch 1% Schwefelarsen zu. Zuletzt versetzt man die Lösung noch mit -l Gewichtsteil Hexamethylentetramin, welches sich leicht auflöst.
9. Man löst 10 kg Ba (OH) 2. 8H2O in 200l Wasser, gibt 200l konzentrierte Ammoniaklösung (25% NH3) zu und leitet so viel Schwefelwasserstoffgas ein, als aus 2 kg FeS bei Säurezusatz entweicht.
Dann gibt man noch 1% Sehwefelarsen oder ein entsprechendes Arsensalz zu und zuletzt 3 kg Hexamethylentetramin.
Alle Mengenangaben in obigen Beispielen beziehen sich auf Gewichtsteile.
Mit einer der vorstehend genannten Äscherlösungen wird das Äseherverfahren wie folgt durchgeführt :
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1. In eine 10 m3 Wasser enthaltende Grube gibt man 100 kg der Äscherlösung, rührt gut um und hängt 30 Häute ein. Vor dem Einhängen der Häute muss zwecks Erzielung eines pH-Wertes von 9-10 etwas Salzsäure zugesetzt werden, falls der pH-Wert der Lösung mehr als 10 beträgt ; oft ist dies jedoch nicht notwendig. Sobald eine merkliche Haarlockerung erreicht ist (nach etwa 6-20 Stunden), lässt man die Häute abtropfen und bringt sie in einen normalen Kalkäscher, der häufig aufgerührt wird. Noch besser verwendet man für diesen Zweck einen Rühräseher. Nach 1-3 Tagen können die Häute leicht enthaart werden.
In die Grube gibt man 10 kg frische Äseherlösung für 30 neue Häute. Man benutzt diesen Äscher 10-18 mal bei jedesmaliger Zubesserung von 10 kg frischer Äscherlosung.
2. Man gibt 75-150 kg einer der oben angegebenen Äscherlösungen in eine Grube mit 10 m3 Wasser und hängt 40 Häute für 6-20 Stunden in diesen Äscher, der häufig aufgerührt wird. Nach l-Stägiger Kaikäseherbehandlung lassen sich die Häute leicht enthaaren. Nach einer Auffrischung durch zirka 12-5 kg neue Äseherlösung werden wieder 40 Häute eingehängt ; diese Auffrischung führt man noch für drei weitere Partien aus. Dann lässt man die Grube halb leer laufen, gibt 5 m3 Frischwasser und etwa 50 kg Äseherlösung zu. Nach dem Äschern von 40 Häuten können noch weitere vier Partien behandelt werden, wenn jedesmal etwa 12. 5 kg frische Äscherlösung zugesetzt werden.
Dann lässt man die Hälfte der Grube wieder ab, gibt 5 m3 Frischwasser und etwa 25 kg Äscherlösung zu ; dann können nochmals vier weitere Partien nach Zugabe von etwa 12. 5 kg Ascherlösung behandelt werden, worauf die Grube vollständig entleert und gereinigt wird.
@ 3. In eine 10 m3 reinen Kalkäscher enthaltende Grube gibt man 150 kg einer der oben beschriebenen Äscherlösungen und hängt 30 Häute oder die entsprechende Menge an Fellen in diese Flüssigkeit, die häufig aufzurühren ist. Je nach Art des Häutematerials dauert die Behandlung 6-20 Stunden. Nach dem Abtropfen kommen die Häute wieder 3 Tage in einen Kalkäscher und können dann enthaart werden. Fünf weitere Partien zu 30 Häuten oder eine entsprechende Menge an Fellen können in der gleichen Weise behandelt werden, wenn jedesmal 10 kg neuer Äscherlösung zugesetzt werden.
Lässt man dann die Grube halb leer laufen und gibt 5 m3 frische Kalkäscherbrühe und 50 kg Äscherlösung zu, so können fünf Partien zu 30 Häuten oder die entsprechende Menge an Fellen nach jedesmaligem
Verstärken durch 10 kg Äscherlösung behandelt werden. Wird dann die Grube halb entleert, 5 m3 Kalk- äscherbrühe nachgefüllt und 25 kg Äseherlösung zugegeben, so kann man nach jedesmaliger Auffrischung durch 10 kg Äscherlösung nochmals fünf Partien Häute oder die entsprechende Menge an Fellen be- handeln. Der Äscher ist dann aufgebraucht. Wenn man die Häute oder Felle 2-3 Tage im ersten Äscher belässt, kann die Enthaarung gleich aus dem ersten Äscher vorgenommen werden, was für Ober- leder am zweckmässigsten ist.
4. Zur Fassäscherung gibt man in das Fass 6 m3 Wasser und 150 kg einer der angegebenen Äscher- lösungen. Man gibt 90 Häute ein und lässt etwa 6 Stunden laufen. Nach dem Abtropfen hängt man die Häute 3 Tage in eine Kalkgrube. Die Flüssigkeit, die erforderlichenfalls in ein anderes Fass gepumpt werden kann, wird durch Zugabe von 30 kg Äscherlösung aufgefrischt und kann dann wieder 90 Häute aufnehmen. Auf diese Weise kann man noch 5-6 weitere Partien behandeln. Dann lässt man die
Hälfte der Flüssigkeit ablaufen, gibt 3 m3 Frischwasser und 90 kg Äscherlösung zu. Die folgenden drei Partien behandelt man nach Zugabe von je 30 kg Äscherlösung. Wird nun die Hälfte der Brühe abgelassen, so kann man vier weitere Partien und nachher nochmals in der gleichen Weise vier Partien behandeln, bis der Äscher verbraucht ist.
5. Man behandelt im Fass die acht ersten Partien in der im vorigen Beispiel beschriebenen Weise, lässt die Hälfte der Brühe ab, verfährt in der ebenfalls angegebenen Weise und behandelt vier weitere
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handelt wieder 90 Häute. Nun lässt man wieder die Hälfte der Brühe ab, füllt 3 m3 Wasser nach und gibt 45 leg Äscherlösung zu und gibt zum letzten Male 90 Häute ein.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Äschern von tierischen Häuten und Fellen unter Erhaltung der Haare mit Hilfe von Erdalkalisulfid und Ammoniak enthaltenden Lösungen, dadurch gekennzeichnet, dass eine alkalimetallionenfreie Äscherlösung von einem pH-Wert von 9-10 verwendet wird, die durch Einleiten von Schwefelwasserstoffgas in eine Erdalkaliionen und Ammoniak enthaltende Lösung und Verdünnen der erhaltenen Lösung hergestellt wurde.