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Verfahren zur Gewinnung des durch seine entwieklungsfördernde und anregende Wirkung auf die Keimdrüsen charakterisierten Hypophysenvorderlappenhormons in reinem Zustand.
Aus der Hypophyse lassen sich eine Reihe von Hormonen gewinnen. Im Infundibularteil der Hypophyse findet sich ein Hormon, dass auf die periphere Gefässmuskulatur kontrahierend wirkt und das in der Medizin als wehenbeförderndes Mittel benutzt wird. Dieses Hormon wird durch Schwermetallsalze gefällt und kann dann aus dem Niederschlag usw. durch Behandeln mit Schwefelwasserstoff isoliert werden. Im Hypophysenvorderlappen sind bis jetzt mindestens zwei Hormone isoliert worden. Eines, das auf das Wachstum fördernd wirkt und das in organischen Lösungsmitteln löslich ist, und ein anderes, das auf die Entwicklung der Keimdrüsen anregend wirkt und vielfach in der modernen Organtherapie Anwendung findet. Dieses Hormon ist in organischen Lösungsmitteln unlöslich, dagegen löslich in Wasser.
Dieses Hormon, das im folgenden immer gemeint ist, wenn kurz vom Hypophysenvorderlappenhormon gesprochen wird, findet sich nicht nur im Hypophysenvorderlappen, sondern auch im Blut, Harn, Kot und in andern Körperflüssigkeiten und Exkreten, insbesondere gravider Säugetiere. Es ist auch in Organen, wie z. B. der Plazenta, vorhanden. Es ist durch seine entwicklungsfördernde und anregende Wirkung auf die männlichen und weiblichen Keimdrüsen charakterisiert und daher im Gegensatz zum Keimdrüsenhormon am kastrierten Organismus ohne Wirkung. Dadurch unterscheidet es sich vom Keimdrüsenhormon, das gerade am kastrierten Organismus den östrischen Cyclus hervorruft. Auch in ihrem chemischen Verhalten unterscheiden sich die beiden Hormone.
Während das Keimdrüsenhormon sich von organischen Lösungsmitteln leicht aufnehmen lässt, wird das Vorderlappenhormon mit organischen Lösungsmitteln aus wässrigen Medien ausgefällt.
Dieses Verhalten kann zur Trennung der beiden Hormone benutzt werden, die vielfach gemeinschaftlich vorkommen, z. B. in der Plazenta und im Harn gravider Säuger.
Durch direkte Fällung mit organischen Lösungsmitteln werden aber nicht nur das Hormon des Hypophysenvorderlappens, sondern auch Salze und Ballaststoffe verschiedener Art gleichzeitig niedergeschlagen. Zur Gewinnung eines reinen Hormons ist es daher notwendig, Mittel anzuwenden, die aus dessen wässrigen Lösungen den grössten Teil der Verunreinigungen fällen, ohne es selbst mitzureissen. Als solche Fällungsmittel haben sich Verbindungen der Erdalkalien und der Schwermetalle als besonders geeignet erwiesen.
Es ist bekannt, Extrakte aus Plazenten, also Extrakte, die das Ovarialhormon enthalten, mit basischem Bleiacetat zwecks Reinigung zu behandeln. Diese Behandlung erfolgt in organisehen Lösungsmitteln. Es sind ferner auch Verfahren vorgeschlagen worden zum Wasserlöslichmachen des Ovarialhormons. Von allen diesen Verfahren unterscheidet sich das vorliegende Verfahren dadurch, dass es die Darstellung einer andern Substanz, nämlich des Hypophysenvorderlappenhormons, zum Gegenstande hat.
Beispiel 1 : 5 Liter Harn von schwangeren Individuen werden auf 1 Liter konzentriert, etwas mit Essigsäure angesäuert und filtriert. Das Filtrat wird so lange mit einer konzentrierten Bariumchloridlösung versetzt, bis in einer abfiltrieren Probe auf weiteren Zusatz keine Trübung mehr entsteht. Man filtriert vom Niederschlag ab und versetzt das Filtrat zur Ausfällung überschüssigen Bariums mit Natriumsulfat. Nach Absilzpn wird abfiltriert und das Filtrat mit der dreifachen
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Menge Methylalkohol versetzt. Es bildet sich ein weisser Niederschlag, der nach mehrstündigem Stehen abfiltriert wird. Dieser Niederschlag enthält quantitativ das Hormon. Es kann durch Aufnehmen in Wasser und nochmaliges Fällen mit Alkohol noch weitgehend gereinigt werden.
Beispiel 2 : 4 Liter konzentrierter Harn von schwangeren Individuen werden mit Bleiacetat versetzt bis zu beendeter Fällung. Nach Filtration wird überschüssiges Bleiacetat mit Schwefelwasserstoff beseitigt und das Filtrat wie nach Beispiel 1 aufgearbeitet.
Beispiel 3 : 10 leg zerkleinerte Plazenta werden mit 10 Wasser aufgeschwemmt und mit 3 leg Calciumhydroxyd verrührt. Nach Zentrifugieren wird die erhaltene alkalische Flüssigkeit mit Kohlensäure bis zur restlosen Ausfällung von Calciumcarbonat behandelt und nach Filtrieren die Flüssigkeit im Vakuum konzentriert und mit Alkohol das Hormon ausgefällt.
Beispiel 4 : 500 g Hypophysenvorderlappen werden in der Kolloidmühle zerkleinert, mit der dreifachen Menge Wasser in eine feine Suspension gebracht und mit verdünnter Essigsäure leicht angesäuert. Die Masse wird filtriert und das Filtrat mit einer Bariumehloridlösung versetzt.
Die weitere Aufarbeitung erfolgt nach Beispiel 1.
Beispiel 5-Man versetzt die wässrige Lösung des mit Harnsalzen verunreinigten Rohhormons mit Bariumacetat ; es fallen die vorhandenen Sulfat-und Phosphatanionen in Form von Bariumsulfat und Bariumphosphat aus, während der äquivalente Anteil an Natrium in Form des Acetats in Lösung bleibt. Wird nunmehr aus dem Filtrat das Hormon mit Alkohol gefällt, so bleibt das Natriumacetat in dem wässrigen Alkohol nahezu vollständig in Lösung. Durch Wiederholen der Fällung kann man das Hormon jedenfalls in bisher unerreichtem Reinheitsgrad erhalten.