Diehl BGT Defence GmbH & Co. KG. Alte Nußdorfer Strafte 13. 88662 Überlingen
Treibladung
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Treibladung zum Einsatz für Munition, bei der die Treibladung getrennt vom Projektil vorliegt, mit einem Treibladungsgut, welches mittels eines Zünders zündbar ist.
Bei dieser Art von Munition liegt die Treibladung getrennt zum Projektil vor, um eine
Reduktion des Gesamtgewichts der Munition im Vergleich zur klassischen Hülsenmunition zu gewährleisten. Bei Letzterer werden ca. 50 % des Gesamtgewichts der Munition in der für die Antriebswirkung des Projektils nutzlosen Hülse, die das Treibladungsgut einschließt, begründet. Um diesen nutzlosen Gewichtsanteil auf 0 % zu reduzieren, ist in der Vergangenheit eine zweiteilige Munition entwickelt worden, bei der die Treibladung in Form eines Pulver-Presskörpers ohne Hülse vorliegt, der rückstandsfrei bei Zündung eines Schusses verbrennt.
Ein derartiger Pulverkörper ist aus der DE 10 2004 039 761 B4 bekannt. Es handelt sich hierbei um einen Pulverkörper für hülsenlose Munition zur Verwendung bei automatisch schießenden, insbesondere bei klein- und mittelkalibrigen Waffen. Der
Pulverkörper ist als Pulver-Pressstrangkörper mit einer Vielzahl von durch den
Pulverkörper hindurch verlaufenden Kanälen ausgebildet. Da der Pulverkörper eine mechanische Stabilität aufweisen muss, die sicherstellt, dass er nicht bereits vor der Anwendung bei mechanischer Belastung beschädigt werden kann, ist die Fertigung desselben äußerst schwierig.
Aus dem Stand der Technik weiterhin bekannt sind so genannte Schrotpatronen, bei denen das Treibladungsgut zusammen mit dem Projektil (Schrotkörner) in einer hochtemperaturfesten Kunststoffhülse untergebracht ist. Der Bodenbereich der
Schrotpatrone weist einen die Kunststoffhülse aufnehmenden Metallsockel auf.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine Treibladung für den Einsatz in einer zweiteiligen Munition zur Verfügung zu stellen, die zum einen einfach und kostengünstig herzustellen ist, zum anderen keine Gefahr von Beschädigungen bei mechanischer Beanspruchung vor dem Gebrauch begründet.
Die vorliegende Aufgabe wird bei der gattungsgemäßen Treibladung dadurch gelöst, dass anstelle eines Presskörpers eine Treibladungshülse vorgesehen ist, die das Treibladungsgut umgibt, die Treibladungshülse zumindest größtenteils als Kunststoffteil vorgesehen ist, welches ein nicht brennbares, temperaturstabiles Kunststoffmaterial umfasst. Die Verwendung einer Treibladungshülse aus hochtemperaturbeständigem Kunststoff ermöglicht es zum einen, das Treibladungsgut in loser Schüttung einzubringen, was herstellungstechnisch sehr einfach zu realisieren ist. Zum anderen besitzt die Treibladung aufgrund des vergleichsweise geringen Gewichts von Kunststoff ein nach wie vor geringes Gewicht. Die Munition ist daher einfach zu handhaben und zugleich beschädigungssicher. Die Treibladungshülse kann in einfacher Weise im so genannten Spritzgießverfahren hergestellt werden, hat also gegenüber dem Stand der Technik erhebliche Fertigungs- und daher Kostenvorteile.
An der dem Anzündelement gegenüberliegenden Stirnseite der Treibladungshülse ist eine Öffnung vorgesehen, die mittels eines Abschlussdeckels verschlossen ist. Bei
Zündung der Treibladung entweicht die Ladung gerichtet durch die Öffnung hindurch in Richtung Projektil.
Hierzu ist der Abschlussdeckel zweckmäßigerweise aus verbrennbarem Material ausgebildet, so dass er beim Zünden der Ladung abbrennt und damit der Ausgang der
Treibladungshülse freigegeben wird.
Zweckmäßigerweise sind im Abschlussdeckel Sollbruchstellen vorgesehen, die ein definiertes Bruchverhalten beim Zünden der Ladung aufgrund des hierdurch entstehenden Drucks einleiten und damit eine definierte Zerstörung und daraus folgend eine kontrollierte Verbrennung des Abschlussdeckels bzw. der Bestandteile davon erzielt werden kann.
In vorteilhafter Weise kann das Treibladungsgut innerhalb der Treibladungshülse geschüttet vorliegen, so dass aus herstellungstechnischer Sicht die Befüllung der
Treibladung äußerst einfach durchzuführen ist.
Ferner kann in dem Stirnseitenbereich der Treibladung, welcher dem Abschlussdeckel gegenüberliegt, eine vorzugsweise bereits in den Bodenbereich der Treibladungshülse eingeformte Ausnehmung für die Aufnahme eines Anzündelements vorgesehen sein. Es ist daher nicht notwendig, eine zusätzliche Metallbasis für die Aufnahme des Anzündelements, wie dies etwa bei einer Schrotpatrone der Fall ist, einzusetzen.
Zweckmäßigerweise kann die Festigkeit des Kunststoffteils durch eine Armierung, beispielsweise eine Armierung durch zusätzliches Fasermaterial, wie etwa Stapelfasern aus Glas, erhöht werden. Eine solche festigkeitserhöhende Maßnahme kann insbesondere auch lediglich in einem Teilbereich des Kunststoffteils, zweckmäßigerweise im ßodenbereich desselben, dort wo die Treibladungshülse mit der Dichtung der Waffe zusammenwirkt, vorgesehen sein.
Sofern ein Kunststoff mit einem Erweichungspunkt von TErweichung ≥ 230 0C, vorzugsweise mit einem Erweichungspunkt TErweichung ≥ 250 0C verwendet wird, wird ein Verkleben der Treibladungshülse an der Wandung der waffenseitigen Aufnahme sicher vermieden.
Der Kunststoff für die Herstellung der Treibladungshülse ist zweckmäßigerweise aus der Gruppe der Duroplaste auszuwählen. Allerdings ist es auch möglich, einen
Kunststoff aus der Gruppe der Thermoplaste zu verwenden, wenn er einen ausreichend hohen Erweichungspunkt hat.
Im Bodenbereich der Treibladungshülse ist zweckmäßigerweise eine Profilierung oder mindestens eine Formwand eingeformt, die mit einer waffenseitig vorgesehenen
Dichtung zusammenwirkt, so dass die Dichtwirkung durch ein Zusammenwirken der Treibladungshülse mit der waffenseitig vorgesehenen Dichtung erfolgt.
In vorteilhafter Weise kann die Treibladungshülse als solche einteilig ausgebildet sein, d. h. in einem einzelnen Herstellungsschritt realisiert werden.
Eine zweckmäßige Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung wird anhand der nachstehend wiedergegebenen Zeichnungsfiguren näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine Querschnittdarstellung entlang des Längsverlaufs einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Treibladung sowie
Fig. 2 eine Detailschnittdarstellung einer besonderen Ausgestaltung des Abschlussdeckels mit Sollbruchstellen.
Bezugsziffer 1 in Fig. 1 bezeichnet die Treibladung als solche. Es handelt sich hierbei um eine projektillose Treibladung als Bestandteil einer zweiteiligen Munition, welche vorwiegend für automatische Waffen wie z. B. Maschinengewehre oder Maschinenkanonen zum Einsatz kommt. Das Geschoss bzw. Projektil ist bei dieser Art von Munition als gesondertes Teil vorgesehen, also nicht Bestandteil der Treibladung.
Die Treibladung 1 umfasst eine Treibladungshülse 2 in Form eines insbesondere einteiligen Kunststoffformteils. Im Inneren der Treibladungshülse 2 befindet sich das Treibladungsgut 3, beispielsweise in Form von Pulver in loser Schüttung. Die
Treibladungshülse 2 weist an deren in Fig. 1 rechten Endbereich eine insbesondere in das Kunststoffformteil mit eingeformte Ausnehmung 6 mit Durchlass 9 zur Aufnahme eines üblichen Anzündelements 7 auf. Das Anzündelement 7 kann entweder ein mechanisches oder elektrisches Anzündelement sein. Das Anzündelement 7 wird innerhalb der Ausnehmung 6 von einem Deckel 11 gehalten, der auch integraler
Bestandteil des Anzündelements 7 sein kann.
Im Bereich des rückwärtigen, in Fig. 1 rechten Endes der Treibladungshülse 2 sind Wandbereiche 10 vorgesehen, die mit einer (in den Zeichnungsfiguren nicht dargestellten) waffenseitigen Dichtung zusammenwirken.
Die Treibladungshülse 2 ist als Kunststoffspritzgießteil vorzugsweise einteilig ausgeführt. Als Kunststoff ist ein Kunststoff vorgesehen, welcher eine Erweichungstemperatur TErweιchung ≥ 230 0C, vorzugsweise eine Erweichungstemperatur TErweichung ≥ 250 °C aufweist. Als Kunststoff eignet sich ganz besonders ein Kunststoff aus der Gruppe der Duroplaste. Aber auch ein Kunststoff aus der Gruppe der Thermoplaste erscheint verwendbar, wenn seine Erweichungstemperatur hoch genug ist.
An der dem Anzündelement 7 gegenüberliegenden Stirnseite ist eine Öffnung 8 in der
Treibladungshülse 2 durch einen Abschlussdeckel 4 verschlossen. Der Abschlussdeckel 4 besteht aus vorzugsweise rückstandfrei verbrennbarem Material,
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beispielsweise Pappe oder dergleichen. Der Abschlussdeckel 4 kann mittels geeigneter Verbindungstechnik z. B. Klemmung, Rastverbindung oder dergleichen an dem Kunststoffformteil befestigt sein.
Die Treibladungshülse 2 besteht, wie bereits eingangs erwähnt, aus hochtemperaturfestem Kunststoff, so dass es bei Zündung der Treibladung 1 zu keinem schmelzbedingten Festkleben der Treibladungshülse 2 am waffenseitigen Aufnahmeraum kommen kann.
Um die Festigkeit der Treibladungshülse 2 noch zusätzlich zu erhöhen, kann der
Kunststoff eine (in den Figuren nicht dargestellte) Armierung, beispielsweise eine Glasfaserarmierung mittels Stapelfasern oder dergleichen aufweisen. Demgemäß kann vor allem der dem Anzündelement 7 zugeordnete, mechanisch stärker beanspruchte Bereich der Treibladungshülse 2 derartige Verstärkungsmaßnahmen aufweisen.
Was die Abdichtung nach hinten, also entgegengesetzt zur Geschossrichtung, anbelangt, wird diese durch das Zusammenwirken von Wandstücken 10 der Treibladungshülse 2 mit einer waffenseitig vorgesehenen (nicht dargestellten) Dichtung realisiert.
Eine besondere Ausgestaltung des Abschlussdeckels 4 kann, wie dies auch in Fig. 2 wiedergegeben ist, einzelne Sollbruchstellen 5 aufweisen, die dazu dienen, ein definiertes Bruchverhalten beim Zünden des Treibladungsguts 3 und damit einen kontrollierten Abbrand der Abschlussdeckelfragmente herbeizuführen.
Die vorliegende Erfindung ermöglicht eine technisch einfach zu realisierende Konstruktion einer Treibladung mit leichtem Gewicht und geringen Produktionskosten bei hoher Wirksamkeit.
BEZUGSZEICHENLISTE
1 Treibladung
2 Treibladungshülse
3 Treibladungsgut
4 Abschlussdeckel
5 Sollbruchstelle
6 Ausnehmung
7 Anzündelement
8 Öffnung
9 Durchlass
10 Wandstück
11 Deckel