[Patentanmeldung]
[Bezeichnung der Erfindung:]
Verfahren und Anordnung zur Abwehr und Bekämpfung von Piraten
[Beschreibung]
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung für Schiffe zur Bekämpfung und Abwehr von Piraten mittels Blendwirkung sowie der Einschränkung ihrer Manövrierfähigkeit.
[Stand der Technik]
Piraterie ist ein zunehmendes Problem für die moderne Schiffart. Die Abwehrmöglichkeiten sind bisher unzureichend. Eine Bewaffnung der Besatzung scheidet aus, da ein Feuergefecht durch gefährliche Ladungen (Öl, Treibstoffe oder Ghβ- mikalien) verheerende Umweltverschmutzungen auslösen würde.
Durch Satellitentracking mittels eines versteckten Senders an Bord können Schiffe nach einem Überfall weiter verfolgt und irgendwann durch Polizeikräfte zurückerobert werden. Bis dahin ist die leichtere Beute bereits vom Schiff gebracht und das Schicksal der überwältigten Mannschaft ungewiss. Nach der deutschen Patentanmeldung DE 101 48 641 A1 ist ein multifunktionales Sicherheitssystem, das auch für die Abwehr von Piraten auf den Weltmeeren einset∑bar ist, bekannt.
Durch die Erfindung können die Seeräuber abgeschreckt und für eine weitere Verfolgung kenntlich gemacht werden. Für eine Außergefechtsetzung oder einem Abbringen der Piraten von ihren Handlungen ist diese Erfindung jedoch unzureichend.
Auch Versuche, Angreifer mittels Wasserkanonen abzuwehren, haben nicht in jedem Fall die erwartete Wirkung erbracht.
Neuerdings gibt es Vorschläge, die Reling unter Strom zu setzen, was bei hoher See, Regen und/oder Spritzwasser auch für die eigene Mannschaft nicht ganz ungefährlich ist.
Schließlich ist aus dem 2. Weltkrieg bekannt, dass die Rote Armee in der Schlacht um die Seelower Höhen Scheinwerferbatterien zur Blendung des Gegners einsetzte und dadurch die deutsche Panzerabwehr handlungsunfähig machte. Allerdings war man damals nicht auf entsprechende Blendschutzmaßnahmen eingestellt.
[Aufgabe der Erfindung] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Anordnung zur Abwehr und Bekämpfung von Piraten zum Schutz von Schiffen mittels Blendwirkung und Einschränkung der Manövrierfähigkeit eines angreifenden Schiffes zu schaffen, welche(s) wirkungsvoll, mit relativ einfachen Mitteln allein oder in Verbindung mit anderen Abwehrmaßnahmen und ohne den Einsatz von Feuerwaffen, Angreifer von ihrem Vorhaben abbringt und so das Kapern von Schiffen verhindert.
Die Aufgabe der Erfindung wird hinsichtlich des Verfahrens mit den Merkmalen des 1. und des 17. Patentanspruchs und hinsichtlich der Anordnung mit den Merkmalen des 6. und 22. Patentanspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Ergänzungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
Nach der Erfindung wird durch das Aussenden pulsierender Lichtstrahlung, die einen vorbestimmten Sektor überstreicht oder in vorbestimmten Sektoren ausgerichtet ist, periodisch und in wechselnden Intervallen ein Angreifer geblendet.
Das Abwehrsystem arbeitet mit pulsierender Lichtstrahlung hoher Lichtstärke. Mit Xenonhöchstdrucklampen werden Lichtstärken von etwa 1 ,7*109 cd erreicht. Im Vergleich dazu besitzt die Sonne bei senkrechter Einstrahlung, von der Erdoberfläche aus betrachtet, eine Lichtstärke von 1,5*109 cd. Potentielle Angreifer sind somit zum Schutz ihrer Augen gezwungen, Blendschutzbrillen einzusetzen.
Die Frequenz der Lichtblitze, etwa zwischen 2 und 16 Hz, erzeugt zusätzlich eine psychologische Wirkung, die verstärkt wird, wenn die Lichtimpulse durch Lichtket-
ten erzeugt werden, die die Lichtquelle scheinbar auf den Angreifer zubewegend erscheinen lassen. Die einzelnen Lichtimpulse werden dabei nacheinander von den Blit∑lampen einer Kette abgegeben.
In der Regel kann sich ein Angreifer nur von hinten oder seitlich von hinten einem Schiff nähern. Deshalb werden die Lichtquellen vorteilhaft längst des Schiffes entlang der Reling, vorzugsweise auch höher, in bestimmten Abständen angeordnet und die Lichtimpulse (Blitze) laufen dabei zweckmäßig von vorn nach hinten. Mit dem Ziel, einen möglichst geringen toten Winkel in der Nähe des zu schützenden Schiffes zuzulassen, können die Lampen leicht über die Bordwand ragen und/oder der Lichtkegel ist asymmetrisch ausgerichtet.
Je nach Ortung der Richtung, aus denen die Angreifer kommen, sind entsprechende Blitzlichtanlagen, bestehend aus zwei Ketten von Blitzlichtlampen angeordnet. Sie sind back- und steuerbordseitig entlang des zu schützenden Schiffes in bestimmten Abständen angebracht, wobei die beiden Lichtketten separat ansteuerbar sind.
Alternativ dazu kann die Blitzlichtanlage auch aus einer Blitzlichtlampe bestehen, die im Heckbereich des Schiffes angeordnet ist und einen weiten vorbestimmten Sektor in Abhängigkeit vom Ortungssignal abdeckt oder überstreicht.
Ein weiteres Merkmal der Erfindung besteht in der periodischen Aussendung der Lichtimpulse, d. h. nach einer Impulsserie, die einmal oder mehrmals die Lichtkette durchläuft oder auch von einer Lampe ausgesendet wird, wird eine Pause eingelegt, die den Angreifer zunächst orientierungslos macht. Entfernt er dann seine eventuell angelegten Blendschutzmaßnahmen, wird die nächste Impulsserie ausgesendet. Die Dunkelpausen sind dazu ∑weckmäßigerweise nicht vorhersehbar gestaltet und können durch einen Zufallsgenerator festgelegt werden. Die Dunkelpausen betragen etwa zwischen 5 Sekunden bis zu einigen Minuten. Da die Piraten in der Regel in der Nacht angreifen, wirkt der Kontrast Hell - Dunkel noch stärker.
Nach dem Verfahren wird zunächst der Angreifer durch ein an sich bekanntes Ortungssystem, z. B. IR-Ortungssystem, Lidar und/oder Radar erfasst.
Die Auswertung der Ortungssignale erfolgt durch ein automatisches Identifizie- rungs- und Erkennungssystem und/oder visuell durch das Schiffspersonal über einen Monitor.
Nach dem Erkennen und Identifizieren des Angreifers wird manuell über einen Schalter oder auch automatisch die intermittierende und pulsierende Blitzlichtanlage in Gang gesetzt und ein entsprechendes Zündsignal an jede Blitzlichtlampe abgegeben. Die Ansteuerung der Blitzlichtlampen erfolgt über eine Hochspannungserzeugung und Impulsschaltung und die Länge der Unterbrechung zwischen den Impulsserien kann fest eingestellt oder über den Zufallsgenerator festgelegt sein.
Alle Komponenten der Abwehreinrichtung können aus handelsüblichen Teilen zusammengestellt und durch einfache schaltungstechnische Maßnahmen ergänzt werden. Die Nachrüstung jedes Schiffes mit den entsprechenden Komponenten ist problemlos. Auch ist es möglich, die erfinderische Blendschutzmaßnahme mit anderen Schutz und Abwehrmaßnahmen, wie z. B. Wasserkanonen, zu kombinieren.
Eine weitere ergänzende Maßnahme dient der Einschränkung der Manövrierfähigkeit des Angreifers mittels eines Netzes.
Das Netz wird dabei vom Heck oder von den Seiten des zu schützenden Schiffes derart ausgelegt oder ausgeworfen, dass es über oder unter dem Angreifer zur Ausbreitung kommt.
Das Auslegen des Netzes erfolgt am Heck oder an den Seiten des zu schützenden Schiffes mit aus der Fischereitechnik bekannten Mitteln flächenhaft in Form eines Netzteppichs. Es kann aber auch, ähnlich wie beim Herausschleudern von Rettungsinseln, katapultartig vor oder über den Angreifer geschleudert und ausgebreitet werden.
Das Netz wird in einer vorbestimmten Breite auf der Meeresoberfläche oder in einer geringen Tiefe mittels Scherbretter und Auftriebskörper so positioniert, dass ein Angreifer auf den Netzteppich aufläuft und sich seine Schiffsschraube im Netz verfängt.
Vorzugsweise wird dabei durch das Verfangen des Netzes in der Schraube des Angreifers ein Teil des Netzes abgetrennt und der Rest für eine erneute Verwendung wieder aufgerollt.
Ein herauskatapultiertes Netzstück hingegen verbleibt im Meer und wird nach einer Weile zersetzt.
Ein Abwehrnetz kann außerdem wesentlich gröber als ein Fischernetz ausgeführt sein. Die Maschenweite beträgt je nach Einsatzbereich mehrere Zentimeter bis zu ca. 60 cm und die Netzstruktur ist vorzugsweise nahezu rechteckig aus Quer- und Längsseilen gebildet, wobei die Längsseile kräftiger als die Querseile ausgebildet sein können.
Da die Angreifer in der Regel von hinten angreifen, wird das Netz vorzugsweise vom Heck aus ausgebreitet oder abgeschossen. Es kann aber auch mittels Seitenscheren an den Schiffslängsseiten ausgebracht werden.
Das Netz breitet sich durch mindestens zwei Scherbretter auf oder in geringer Tiefe unter der Wasseroberfläche fiächenhaft aus, damit sich die Schiffsschraube eines darauf auflaufenden Angreifers im Netz verfängt und das Piratenschiff so manövrierunfähig wird.
Alternativ dazu kann ein durch ein Katapult ausgeschleudertes Netzt durch Scherdrachen in der Luft ausgebreitet und so entweder vor dem angreifenden Schiff oder über dem Gegner abgesenkt werden. Ein Einholen des Netzes bei einem Fehltreffer ist dann allerdings nicht mehr möglich.
Ein in der Erfindung verwendetes Abwehrnetz wird vorzugsweise aus preiswertem Naturmaterial, z. B. Sisal gefertigt, so dass es im Meer und auf natürliche Weise abbaubar ist. Ferner ist das Netz, wenn es geschleppt wird, entsprechend einer vorteilhaften Ausführungsform durch Sollbruchstellen in getrennte Sektionen aufgeteilt, so dass eine, in der Schraube des Angreifers verfangene Sektion abreißt und der Rest wieder aufgerollt und erneut verwendet werden kann.
[Beispiele]
An Hand von Zeichnungen werden Ausführungsbeispiele des Verfahrens und der Vorrichtung zur Piratenbekämpfung näher beschrieben.
Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung des Grundprinzips des Verfahrens und der Vorrichtung zur Piratenbekämpfung mit Blendwirkung,
Fig. 2 eine Anordnung άer Blendmittel in Lichtketten auf einem zu sichernden Schiff,
Fig. 3 die Anordnung einer Lichtblitzlampe am Heck des Schiffes, die einen weiten Sektor abdeckt oder überstreicht und Fig. 4 ein Beispiel zur Auslegung eines Netzteppichs.
In Fig. 1 ist das Grundprinzips des Verfahrens und der Vorrichtung zur Piratenbekämpfung mit Blendwirkung schematisch dargestellt.
Durch das Ortungssystem 1, beispielsweise einem IR-Ortungssystem, wird ein angreifendes Schiff 9 mit einem Ortungsstrahl 2 erfasst. Zusätzlich ist auch eine gleichzeitige rundum- oder sektorenweise Beobachtung der Umgebung des Schiffes 13 mit einer Videokamera 20 zweckmäßig. Das Ortungssystem 1 und die Videokamera 20 werden dabei parallel geschaltet, so das beide Ausgangssignale auf einem Monitor 4 überlagert dargestellt werden können. Zuvor wird das Ortungssignal 2 in einem automatischen Identifizierungssystem 3 mittels optoelektronischer Bildverarbeitung aufbereitet und wenn etwas Verdächtiges erkannt wurde, wird das Ortungsbild in den Monitor 4 eingeblendet.
Aufgrund der visuellen Darstellung auf dem Monitor 4 wird ein Schalter 11 zur Aktivierung einer Steuer- und Vorschalteinrichtung 5 für die Auslösung von Blitzlichtimpulsen 8 betätigt. Monitor 4 und Schalter 11 sind auf der Kommandobrücke 14 angeordnet. Die Steuer- und Vorschalteinrichtung 5 kann ihr Signal auch direkt (Automatikbetrieb) vom Identifizierungssystem 3 erhalten.
Die Steuer- und Vorschalteinrichtung 5 erzeugt eine intermittierende Pulsspannung 6 mit der eine oder auch mehrere Blitzlichtlampen 7 aktiviert werden
können. Die Pulsspannung 6 besteht aus mehreren Impulsblöcken, die in Intervallen 10 der oder den Blitzlichtlampen 7 zugeführt werden.
Die Blitzlichtlampen 7 sind entweder von vornherein in bevorzugte Richtungen ausgerichtet oder werden durch das Ortungssystem 1 über ein Gelenk 12 nach- geführt.
Fig. 2 zeigt das zu sichernde Schiff 13 mit einer Anordnung der Lichtblitzlampen 7 in Lichtketten, die Steuer- und backbordseitig hintereinander angeordnet sind. Ihre Lichtkegel 15 sind entweder von vorn herein in Richtung eines bevorzugt zu erwartenden Angreifers 9 ausgerichtet oder können leicht nachgeführt werden. Die Lichtkegel 15 überschneiden sich und die Lampen 7 werden derart mit Impulsen angesteuert, dass die Lichtblitze 8 von Bug zum Heck auf den Gegner 9 scheinbar zu laufen.
Die Anordnung einer Lichtblif∑lampe am Heck des zu schützenden Schiffes 13 ist in Fig. 3 dargestellt. Die Lampe 7 überstreicht in einem weiten Winkel den Sektor 15. Verschiedene Variationen sind möglich. Entweder werden die Lichtimpulse 8 gleichzeitig über den gesamten Bereich ot abgestrahlt oder über einen schmalen Winkel ß, der dann gezielter auf den Gegner 9 auszurichten ist. Alterna- tiv ist auch ein Umlaufen oder Schwenken des Lichtblitzes 8 ähnlich wie in Fig. 2 im Impulstakt denkbar. Das Schwenken kann dabei durch mechanische oder optische Mittel erreicht werden.
Eine Ausführungsform zur Abwehr und Bekämpfung von Piraten zum Schutz eines Schiffes 13 ist in Ergänzung zu der Blendmaßnahme (Fig. 1 bis Fig. 3) aus Fig.4 zu entnehmen. Durch Auslegung oder Auswurf eines Netzes 16 wird die Manövrierfähigkeit eines angreifenden Schiffes 9 zumindest für einen bestimmten Zeitraum eingeschränkt.
Fig. 4 zeigt eine Methode, bei der das Netz 16 am Heck des zu schützenden Schiffes 13 mit Mitteln 18, die aus der Fischereitechnik bekannt sind, ausgebracht
wird. Durch Scherbretter 17 wird das Netz 16 auf bzw. in einem geringen Abstand unter der Wasseroberfläche ausgebreitet. Die Scherbretter 17 können in Fahrtrichtung hinten am Netz 16 und/oder auch vor dem Netz 16 angeordnet sein.
Femer kann das Netz 16, wie in Fig.4 dargestellt, in Sektionen aufgeteilt werden, die über Sollbruch- bzw. Abreißstellen 19 miteinander verbunden sind. Sobald sich eine Sektion des Netzes 16 in der Antriebsschraube des Angreifers 9 verfängt, reißt die verfangene Sektion ab und der Rest des Netzes 16 kann wieder aufgerollt und erneut verwendet werden.
Bei sehr langen, in Sektionen aufgeteilte Netze 16, können die einzelnen Sektio- nen zusätzlich mit Scherbrettern ausgerüstet sein.
Bei den beschriebenen Ausführungsformen handelt es sich nur um beispielhafte Ausgestaltungen. Ausgehend von dem erfinderischen Gedanken sind für den Fachmann weitere Abwandlungen und unterschiedlichste Anordnungen der erfinderischen Mittel am Schiff denkbar. Das betrifft auch Varianten, die die
Ausbreitung und den Aufbau eines Netzes betreffen. Kombinationen mit weiteren bekannten Abwehrmaßnahmen sind ebenfalls möglich.
[Bezugszeichen I iste]
Ortungssystem 1
Ortungsabtaststrahl 2 Identifizierungssystem 3
Monitor 4
Steuer- und Vorschalteinrichtung 5
Pulssteuerung 6
Blitzlichtlampen 7 Lichtimpulse 8
Angreifendes Schiff 9
Intervalle zwischen den Impulsblöcken 10
Schalter 11
Gelenk 12 Zu schützendes Schiff 13
Brücke 14
Lichtstrahlkegel 15
Netzteppich 16
Scherbretter 17 Haspeln 18
Sollbruchstellen 19
Videokamera 20