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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur humanen Abwehr der Piraterie, insbesondere zur Abwehr von Angriffen von mit Piraten bemannten Wasserfahrzeugen jeglicher Art. Unter Piraterie (auch als Seeräuberei bezeichnet) im Sinne dieser Erfindung werden jegliche Gewalttaten, Eigentumsdelikte oder Freiheitsberaubungen verstanden, die zu eigennützigen Zwecken von einem Wasserfahrzeug aus auf Hoher See oder in anderen Gewässern verübt werden.
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Die moderne Piraterie, die auf über 2000 jährige Erfahrungen zurückgreift und der neuzeitlichen Technik begründet ist, stellt eine der größten Gefahren für die internationale Handelsschifffahrt dar. Seit dem Jahr 1990 sind Piraten insbesondere im Raum West- und Ostafrika oder Südostasien besonders aktiv. Vor allem in Küstennähe (bis 200 Seemeilen) häufen sich jedes Jahr die Übergriffe durch teils gut ausgerüstete Banden. In der Zwischenzeit wurde der Angriffsradius auf bis zu 500 Seemeilen erweitert. Gemäß einer Mitteilung des „International Maritime Bureau" wurden im Jahr 2005 insgesamt 274 Angriffe gemeldet, 2007 waren es 263, bei denen insgesamt 440 Besatzungsmitglieder gekidnappt wurden, meist um Lösegelder zu erpressen. In den vergangenen Jahren entstanden durch Piraterie weltweite Schäden in schätzungsweise zweistelliger Milliardenhöhe. Die Zunahme der Piratenüberfälle häuften sich derart, dass seit 2007 die Medien massiv darüber berichteten.
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Für organisierte Piratenbanden, die auf Lösegeld, die Schiffsladung oder den Inhalt des Schiffstresors abzielen, ist vorrangig die Handelsschifffahrt von Interesse. Hierbei werden Schiffe samt Besatzung gekapert und nur gegen Zahlung eines Lösegelds durch die Reederei wieder freigegeben. Die Banden sind dabei teils sehr gut organisiert und operieren in der Regel mit kleinen, wendigen und hoch motorisierten Booten, oftmals Schlauchboote mit Außenbordern. Diese Boote fahren in der Regel mit Geschwindigkeiten von 30 und mehr Knoten (ca. 60 km/h) und Besatzungen von 4 bis 8 Personen auf das zu kapernde Schiff zu und entern es wie in Urzeiten mit einem Wurfanker, auch Kaginawa, ein durch Ninjas verwendetes Tau mit Haken. Modern ausgestattete Piraten schleudern den Wurfanker nicht mehr über die Reling der Handelsschiffe, sie schießen den Wurfanker mit handlichen Katapulten in große Höhen. Teilweise sind die Piraten auch so stark bewaffnet, dass die Schiffe zum Anhalten gezwungen werden können. Sie benutzen automatische Schusswaffen. Zunehmend werden Granaten und Panzerfäuste abgefeuert, um Schiffe zu stoppen.
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Da Handelsschiffe vermehrt die Küstennähe meiden, starten Piraten Hunderte von Kilometern von den Küsten entfernt von einem Mutterschiff ausgehend zu einem Angriff auf ein 20 bis 30 Seemeilen entferntes Handelsschiff. Werden die kleinen Boote aufgebracht, bleibt das Mutterschiff unbehelligt. Müssen Handelsschiffe bspw. wegen Defekten, schlechter Wetterlage oder aus Zeitgründen in den Meerengen beziehungsweise in Küstennähe fahren, verringern sie ihre Geschwindigkeit und können dann noch leichter von Piraten mit Schnellbooten geentert werden.
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Ansätze zur Problemlösung
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Die Europäische Union beschloss 2008 die Operation ATLANTA mit dem Ziel, die Piraten am Horn von Afrika und im Seegebiet bis zu 500 Seemeilen vor der Küste Somalias und seiner Nachbarländer abzuschrecken und so die Seeräuberei einzudämmen. Vorrangig werden Schiffe für das Welternährungsprogramm (WEP) geschützt, darüber hinaus auch andere Schiffe mit humanitären Hilfsgütern, Schiffe unter EU-Flagge, Schiffe teilnehmender Nationen und andere Fahrzeuge im Rahmen vorhandener Möglichkeiten. Die Operation ATALANTA wurde vorerst bis Mitte Dezember 2009 angesetzt. Zeitgleich sollen seitens der Truppen stellenden Nationen jeweils mindestens drei Kriegsschiffe, ein Unterstützungsschiff sowie drei Seefernaufklärer der Operation ATALANTA unterstellt werden. Insgesamt haben neun EU-Nationen Beiträge zugesichert, darunter unter anderem Frankreich, Griechenland, Niederlande und Portugal. Deutschland nimmt mit einer Fregatte an dieser Mission teil.
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Trotz dieser Maßnahmen nahm die Piraterie nicht nur zu. Die Piraten vergrößerten ihr Aktionsfeld und tarnen sich als Fischer, womit die militärische Suche nach den Piratenbooten der Suche einer Stecknadel im Heuhaufen gleichkommt. Die Reeder baten die Regierungen um besseren Schutz; vorgeschlagen wurde, das internationale Seeabkommen so zu ändern, dass Handels- und Passagierschiffe mit schweren Waffen ausgerüstet werden dürfen. Dies ließ sich nicht erreichen. Zudem würde das dazu führen, dass die Piraten dann auch aufrüsten und auf das Leben der Überfallenen keine Rücksicht mehr nehmen. Zudem dürften die Handelsschiffe mit Kriegswaffen nicht in fremde Hoheitsgewässer einfahren.
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Ein weiterer Vorschlag sieht vor, dass die einzelnen Nationen die einzelnen Schiffe mit Militär besetzen, das die Piraten abschreckt. Dies ist aber aus Kostengründen und weiteren rechtlichen Gründen nicht möglich. Eine Lösung für Handelsschiffe war nicht vorhanden. Im September 2009 sollen 34 Handelschiffe gekapert worden sein. Da die Piraten über Maschinenpistolen und panzerbrechende Waffen verfügen, die auf Entfernungen bis 300 Meter große Schäden anrichten können und eine Verteidigung nach international gültigem Seerecht nicht mit Kriegswaffen erlaubt ist, müssen die Boote der Piraten sicher und human in einer ausreichenden Entfernung vom Handelsschiff gestoppt werden.
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Darstellung der Erfindung
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein neuartiges Verfahren zur humanen Abwehr der Piraterie zu schaffen, das es erlaubt, ein oder mehrere angreifende Boote der Piraten in einer größeren – vorzugsweise einer zwischen 300 und 500 Metern liegenden – Entfernung, durch eine direkte Störung im Antriebssystem zumindest vorübergehend manövrier- und/oder fahruntüchtig zu machen.
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Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe mit den Merkmalen des Verfahrensanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Danach ist ein Verfahren der eingangs genannten Art dadurch gekennzeichnet, dass eine zu einem oder mehreren Bündeln zusammengehaltene Menge von aus Fasern und/oder Drähten bestehenden, biegeschlaffen sowie länglich und/oder flach und/oder kompakt ausgebildeten Formkörpern über eine (zumindest ungefähr) vorbestimmbare Entfernung und einen (zumindest ungefähr) vorgegebenen Ausbreitungsbereich flächenmäßig mittels geeigneter Mittel aus dem Bündel freigegeben wird, wobei die Formkörper dazu bestimmt sind, an bzw. in einem Antriebselement des Antriebssystems eines Wasserfahrzeuges eine Störung zu verursachen, die geeignet ist, das Wasserfahrzeug zumindest vorübergehend manövrier- und/oder fahruntüchtig zu machen.
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Als biegeschlaff sind im Sinne dieser Erfindung solche Formkörper zu verstehen, die sich insbesondere durch die Eigenschaften einer geringen Drucksteifigkeit sowie großer Verformungsfähigkeit infolge geringer Kraft- und Momentbeanspruchung kennzeichnen, bspw. Leinen, Bänder, Schnüre, Seile, Tampen, Trossen, Metall- oder Drahtseile oder dergleichen (nachstehend einheitlich als Formkörper bezeichnet), sowie sonstige flach ausgebildete und biegeschlaffe Materialien.
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Als kompakt sind im Sinne dieser Erfindung solche Formkörper zu verstehen, die sich durch eine im Wesentlichen runde wie z. B. ovale, elipsoide oder vorzugsweise kugelförmige Gestalt auszeichnen. Vorzugsweise sind dies metallische Kugeln oder solche aus einem ähnlich hartem Kunststoff. Als kompakte Formkörper kommen darüber hinaus aber auch solche Formkörper in Betracht, die eine drei-, vier-, fünf- oder mehreckige Gestalt aufweisen. Kompakte Formkörper können eine hohe, mittlere oder niedrige Festigkeit aufweisen oder aus einer Kombination von harten und weichen Materialien bestehen. Kompakte Formkörper im Sinne dieser Erfindung können darüber hinaus auch als Hohlkörper ausgebildet sein.
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Die Formkörper werden erfindungsgemäß über dem Bereich eines oder mehrerer Piratenboote in einer vordefinierten und von den jeweiligen Umständen (Größe des notwendigen Ausbreitungsbereiches, Distanz zum Ausbreitungsbereich, Anzahl, Größe und Bauart der Wasserfahrzeuge, etc.) abhängigen Höhe aus dem Bündel freigegeben und fallen, rieseln bzw. regnen großflächig auf den vorgegebenen Ausbreitungsbereich flächenmäßig nieder und landen schließlich mehr oder weniger gleichzeitig auf der Wasseroberfläche bzw. zumindest in Teilen auf einem oder mehreren in dem Ausbreitungsbereich befindlichen Wasserfahrzeugen.
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Als geeignete Mittel zur Freigabe der Formkörper ist an dem Bündel eine Einrichtung vorgesehen, die ein Öffnen des Bündels erlaubt. Die Einrichtung kann entweder ferngesteuert oder automatisch – bspw. mittels vorgegebener Parameter (z. B. zeitgesteuert oder höhengesteuert) – auslösen. Der Vorteil einer (bloßen) Einrichtung zum Öffnen des Bündels und zur Freigabe der Formkörper besteht darin, dass sich die Formkörper aufgrund ihrer Formgebung, Größe und ihres Gewichtes auch ohne weitere – bspw. explosionsartige – Mittel während des Fallens großflächig ausdehnen, was allerdings nicht grundsätzlich ausschließt, dass eine explosionsartige Freigabe der Formkörper bspw. mittels Druckluft oder Vakuum gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgen kann.
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Die (teilweise) Freigabe der Formkörper kann dabei sowohl in einem als auch in mehreren aufeinander folgenden Schritten erfolgen, so dass mit einem einzigen Bündel auch mehrere Ausbreitungsbereiche abgedeckt werden können.
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Schnelle Boote werden heute mit Wellenantrieben, Z-Antrieben, Jet-Antrieben, Außenbordmotoren oder bei Luftkissenbooten mit Propellern angetrieben. Geraten ein oder mehrere vornehmlich längliche Formkörper bspw. in die Schraube eines Antriebes, so wird das Wasserfahrzeug manövrier- und fahruntüchtig.
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Neben länglichen Formkörpern wie Leinen können aber auch flach ausgebildete biegeschlaffe Materialien zu Störungen mit der Wellenanlage oder dem Getriebe führen. Eine längliche Ausbildung der Formkörper ist insofern nicht zwingend erforderlich, sofern diese weitestgehend flach und flächig ausgebildet sind, was anhand des Beispiels der durch Plastiktüten oder ähnlich ausgestalteter Formkörper hervorgerufenen Störungen belegt ist. Längere Formkörper in Form von Leinen oder dergleichen sind bei Jet-Antrieben jedoch nur bedingt wirksam. Hier müssen kürzere und dünnere Leinen verwendet werden. Bei Luftkissenbooten können die Leinen im Wasser keinen Schaden anrichten. Hier müssen entweder sehr kurze stabile Leinen und/oder kompakte Formkörper – vorzugsweise solche, mit einer hohen Festigkeit – durch das Gitter vor dem Propeller in den Propeller gelangen. Selbst geringe Gewichte, die sich im Propeller verfangen ergeben eine Unwucht oder einen Schaden, der eine Weiterfahrt unmöglich macht.
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Sämtliche verwendeten Formkörper können sowohl aus Naturfasern, Chemiefasern aus Drähten als auch aus einer Kombination von Fasern und Drähten bestehen. Um die Effektivität zu steigern, kann das Bündel mit verschiedenen Längen, Breiten und Stärken von Formkörpern gefüllt sein. Damit sich die Formkörper, vorzugsweise Leinen, schwer aus den Schrauben entfernen lassen, sind diese vorzugsweise mit einer hochfesten Draht- oder Kunststoffseele versehen. Weiter können die Formkörper aus Kunststoffen und umweltverträglichen Materialien hergestellt werden, die sich nach einiger Zeit im Wasser auflösen, wie es bei PVA-Kunststoffen der Fall ist. Hierdurch würden später andere Boote oder Yachten nicht gefährdet und auch ökologische Aspekte beachtet.
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Darüber hinaus kann das Bündel sowohl Formkörper aus Fasern und/oder aus Drähten und/oder aus kompakten Formkörpern beinhalten.
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Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Vorrichtung zu schaffen, die es erlaubt, eine zu einem oder mehreren Bündeln zusammengehaltene Menge von Formkörpern der eingangs beschriebenen Art über eine vorbestimmbare Entfernung und einen vorgegebenen Ausbreitungsbereich flächenmäßig freizugeben.
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Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 7 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den Unteransprüchen 8 bis 16 angegeben.
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Danach ist eine Vorrichtung der eingangs genannten Art dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine Bündel als ein Geschoss ausgebildet ist oder in einem solchen angeordnet ist, wobei das Geschoss mittels eines an Bord eines Wasserfahrzeuges angeordneten Geschütztes abgeschossen werden kann.
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Mit seiner weitläufigeren Definition werden vorliegend Geschütze nicht (oder zumindest nicht ausschließlich) als Feuerwaffen im Sinne des Waffengesetzes verstanden, also als solche, bei denen ein Geschoss mittels heißer Gase durch einen oder aus einem Lauf getrieben wird, da diese – wie bereits erörtert – nach den vorgegebenen internationalen Bestimmungen des Seerechts nicht auf Handelsschiffen verwendet werden dürfen. Als Geschütze kommen erfindungsgemäß vielmehr insbesondere solche in Betracht, welche Geschosse rein mittels mechanischer Energie beschleunigen können.
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In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist das Geschütz als Druckluftkanone ausgestaltet, die mit einem berechenbaren Druck ein mit Formkörpern gefülltes Geschoss in eine durch den Druck definierte Entfernung und Höhe schießt, welches dann in der Nähe des Scheitelpunktes so öffnet, dass die Formkörper um und auf das Piratenboot herabregnen.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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Weitere Ziele, Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten des erfindungsgemäßen Verfahrens und der Vorrichtung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnungen. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung, unabhängig von der Zusammenfassung in einzelnen Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
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In den Zeichnungen zeigen
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1 das erfindungsgemäße Geschoss 1 in einer perspektivischen Ansicht;
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2 das Geschoss 1 in einer perspektivischen Frontansicht;
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3 das Geschoss 1 in einer perspektivischen Rückansicht;
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4 einen Teilausschnitt des erfindungsgemäßen Geschützes 10 mit einem Druckluftbehälter 20, teilweise aufgebrochen.
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Ausführung der Erfindung
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Die 1, 2 und 3 zeigen das erfindungsgemäße Geschoss 1 in einer perspektivischen Ansicht in einer besonders bevorzugten Ausführungsform. In der in den 1–3 dargestellten Ausführung ist das Geschoss 1 als zylindrische Stabform ausgelegt.
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Als geeignetes Mittel zur Freigabe der Formkörper 20 (siehe 2) besteht in dieser stabförmigen Konstruktion der Mantel des Geschosses 1, der die Formkörper 20 aufnimmt bzw. haltend umgibt, aus einer im Wesentlichen ebenen und streifenförmigen Ummantelung 2 aus einem Material aus Kunststoff, Metall oder einem gleichwertigen flexiblen Material, welches spiralförmig um die Formkörper 20 unter Spannung aufgewickelt ist und nach Lösen eines Endes durch Abdrehung in seine Ursprungsform, also in eine ebenfläche Form, zurückkehrt.
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Das für die Ummantelung 2 verwendete Material bzw. die Ummantelung 2 selbst weist insofern eine mechanische Eigenspannung auf, ohne dass an ihr äußere Kräfte wirken. Die Eigenspannung an der Ummantelung 2 kann bspw. durch plastische Verformungen innerhalb des verwendeten Materials oder auf andere nach dem Stand der Technik bekannte Maßnahmen verursacht werden.
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Damit sich die Ummantelung 2 nicht vor Erreichen des Ziels abwickelt, sind die Spitze 3 und/oder der Fuß 4 des Geschosses 1 so ausgestaltet, dass sie der aufgewickelten Ummantelung an den jeweiligen Enden – bspw. mittels in den Enden eingelassener Nuten, in die die Ummantelung 2 eingefasst ist – einen festen aber reversiblen Halt geben.
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Unterhalb der Spitze 3 des Geschosses 1 ist eine Feder 5 vorgesehen, die zwischen der Spitze 3 und den Formkörpern 20 gespannt angeordnet ist. Durch ein in dem Geschoss 1 erzeugtes Vakuum wird die Spitze 3 – entgegen der gespannten Federkraft 5 – an dem Geschoss 1 gehalten. Hierzu ist innerhalb des Geschosses 1 ein Vakuumbehälter 6 angeordnet, der über ein Saugrohr 6a saugend mit der Spitze 3 und dem Fuß 4 bzw. mit einem von beiden, vorzugsweise der Spitze 3 des Geschosses 1 verbunden ist.
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In der Spitze 3 oder dem Fuß 4 des Geschosses 1 ist ein abriegelbarer Kanal vorgesehen, der durch den Abschuss des Geschosses 1 geöffnet wird, wodurch auf dem Flug das Vakuum verloren geht. Hat das Vakuum die der Feder 5 entgegenwirkend saugende Energie verloren, wird die Spitze 3 durch die Feder 5 abgesprengt. Unmittelbar darauf entwickelt sich die Ummantelung 2 und bringt einerseits das Geschoss 1 zum Taumeln und andererseits die Formkörper 20 in verschiedene Flugbahnen.
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Der Vorteil der erfindungsgemäßen Ausführungsform des Geschosses 1 besteht insbesondere darin, dass dieses in konstruktiver Hinsicht einfach und kostengünstig gestaltet ist und durch die Nicht-Verwendung von unter die gesetzlichen Bestimmungen einer Feuerwaffe fallenden Stoffen innerhalb des Geschosses zur explosiven Entfaltung der Formkörper 20 jederzeit auch auf Handelsschiffen eingesetzt werden kann.
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Zur Stabilisierung der Flugbahn und zur Verhinderung des Überschlagens des Geschosses 1 kann dieses gemäß den nach dem Stand der Technik bekannten Maßnahmen mit Steuerflügeln oder Steuerflächen ausgestattet sein.
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Zudem kann die Fluglage des Geschosses 1 auch durch Kreiselkräfte, nämlich durch einen Drall (Rotation) des Geschosses 1 erreicht werden. Hierzu können im Lauf des Geschütztes 10 spiralförmig angeordnete Nuten (Züge) den Drall des Geschosses 1 herbeiführen.
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4 zeigt einen Teilausschnitt eines Geschützes 10 mit einem Druckluftbehälter 11. Um den Vorratsbehälter 11 für die Druckluft klein und das Abschussrohr 12 möglichst kurz zu halten, ist der Fuß 4 des Geschosses 1 mit einer Dichtung 8 versehen, die nahe am äußeren Rand des Fußes 4 angeordnet ist. Gleichzeitig ist am Fuß 4 des Geschosses 1 außen eine umlaufende Nut 7 vorgesehen, in die nach dem Einschieben des Geschosses 1 in das Kanonenrohr 12 eine Halteeinrichtung 13 – vorzugsweise in Form einer reversiblen Umklammerung 13 mittels eines Hebels 14 – einrastet und das Geschoss 1 bis zum Abschuss so lange unter Druck hält, bis ein für die vorbestimmte Abschussdistanz und -höhe des Geschosses 1 erforderlicher Druck aufgebaut ist.
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Da die Klammern 13 das Geschoss direkt mit der Dichtung 8 zum Druckluftbehälter großflächig abdichten, kann die Druckluft nach Lösen der Klammern 13 mit großem Volumen aus dem Vorratsbehälter 11 auf den Fuß 4 des Geschosses 1 austreten und das Geschoss 1 explosionsartig beschleunigen.
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Durch die Verwendung eines druckluftbetriebenen Geschützes 10 kann dieses theoretisch überall an Bord eines Handelsschiffes und mithin auch an mehreren unterschiedlichen Stellen positioniert werden. Dies ist besonders deshalb sehr vorteilhaft, da sich große Handelsschiffe nur schwer manövrieren lassen, eine Ausrichtung des Schiffes in Richtung der angreifenden Boote in kürzester Zeit mithin nicht möglich wäre. Sind jedoch mehrere Geschütze 10 bspw. jeweils beidseitig im vorderen, mittleren und hinteren Bereich eines Handelsschiffes positioniert, ist eine zu allen Seiten flächendeckende Abwehr gegen angreifende Piraten – auch von mehreren Seiten – gewährleistet. Ein weiterer Vorteil bei der Verwendung einer Druckluftkanone 10 besteht darin, dass diese im Gegensatz zu Feuergeschützen keinen so weitreichenden Lärm produziert; zumindest ließen sich die Geräuschentwicklungen bei einem druckluftbetriebenen Geschütz mittels geeigneter Dämmungsmaßnahmen leichter verringern. Angreifende Boote können sich somit auch nicht auf eine etwaige Verteidigungsmaßnahme einstellen.
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Vorteilhafterweise kann an dem Geschütz 10 eine automatische Zielsteuerung – bspw. mittels einer computergesteuerten Radarsteuerung oder nach dem optischen Richtverfahren – eingesetzt werden. Der Vorteil einer automatischen und computergesteuerten Zielsteuerung besteht insbesondere darin, dass ein zielgenauer Abschuss des die Formkörper 20 enthaltenen Geschosses 1 und mithin ein zielgenauer Beschuss der angreifenden Boote vorgenommen werden kann. Außerdem gewährleistet die Zielsteuerung, dass das Geschütz 10 auch von nicht speziell ausgebildetem Personal an Bord eines Handelsschiffes bedient werden kann. Darüber hinaus können bei einer computerunterstützten Zielsteuerung des Geschützes 10 weitere die – für eine erfolgreiche Abwehrmaßnahme erforderliche – Flugbahn des Geschosses 1 beeinflussende Faktoren (wie Wetterlage, insbesondere die Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Geschwindigkeit der angreifenden Boote, Geschwindigkeit des Handelsschiffes, Ausführungsform des verwendeten Geschosses 1, etc.) berücksichtigt werden. In Abhängigkeit dieser Faktoren kann es insofern auch erforderlich sein, unterschiedliche Ausführungsformen von Geschossen 1 und/oder Geschützen 10 auf einem Handelsschiff bereitzustellen. Auch ist es denkbar, ein Geschützt 10 mit mehreren Abschussrohren 12 gleicher oder unterschiedlicher Ausführung vorzusehen, um Geschosse 1 gleichzeitig oder in kurzen Abständen abzuschießen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung beschränken sich in ihrer Ausführung nicht auf die vorstehend angegebenen bevorzugten Ausführungsformen. Vielmehr sind eine Vielzahl von Ausgestaltungsvariationen denkbar, welche von der dargestellten Lösung auch bei grundsätzlich anders gearteter Ausführung Gebrauch machen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Geschoss
- 2
- Ummantelung
- 3
- Spitze des Geschosses
- 4
- Fuß des Geschosses
- 5
- Feder
- 6
- Vakuumbehälter
- 6a
- Saugrohr/Vakuumrohr
- 7
- Nut
- 8
- Dichtung
- 10
- Geschütz/Druckluftkanone
- 11
- Druckluftbehälter
- 12
- Abschussrohr
- 13
- Halteeinrichtung/Umklammerung
- 14
- Hebel
- 20
- Formkörper/Hohlraum für Formkörper
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Mitteilung des „International Maritime Bureau” wurden im Jahr 2005 insgesamt 274 Angriffe gemeldet, 2007 waren es 263 [0002]