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Klebstoffe für die Klebetrocknung von Leder Bei der Klebetrocknung
von Leder, die auch unter der Bezeichnung »Pasting-Trocknung« bekannt ist, wird
das feuchte, abgewelkte oder nach anderen Verfahren mechanisch entwässerte Leder
auf Platten, beispielsweise aus Metall, emailliertem Metall, Glas u. dgl., mit Hilfe
von Klebstoffen aufgeklebt, geglättet und nach dem Ausstrecken der Einwirkung von
Wärme ausgesetzt. Dieses Trocknungsverfahren zeichnet sich gegenüber anderen üblichen
Trocknungen durch einen Gewinn an Lederfläche aus, der bei chromgarem Leder besonders
groß ist, ferner durch Ausbildung eines glatten Narbens und einer weitgehend ebenen
Lederfläche.
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Bei den bisher für die Klebetrocknung von Leder verwendeten Klebstoffen
war es nachteilig, daß sich der Klebstoff beim Abziehen des getrockneten Leders
von den Platten ungleichmäßig auf das Leder und die Platten verteilte, wodurch Flecken
auf dem Leder entstanden. Außerdem beeinträchtigen die bekannten Klebstoffe die
Saugfähigkeit des Leders beim Auftragen von Deckschichten und vermindern die Reibechtheit
von Zurichtungen infolge ihrer ungenügenden Wasserfestigkeit.
Aus
diesen Gründen war es bisher in der Regel üblich, das Leder nach der Pasting-Trocknung
auf der Narbenseite abzuwaschen, um die Klebstoffreste zu entfernen, Durch diese
abermalige Befeuchtung des Leders, die eine neue Trocknung erforderlich macht, schrumpft
das Leder, so daß der durch die Klebetrocknung erzielte Flächengewinn teilweise
verlorengeht. Dieses ist besonders bei chromgegerbtem Leder der Fall.
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Es wurde nun gefunden, daß sich Lösungen von Ammoniumsalzen carboxylgruppenhaltiger
Polymerisate von Acrylsäure- oder Methacrylsäureestern in Gemischen aus Wasser und
organischen, mit Wasser rnischbaren, leicht flüchtigen Lösungsmitteln sehr gut als
Klebstoffe für die Klebetrocknung von Leder eignen. Bei der Verwendung dieser Klebstoffe
treten die vorgenannten Mängel nicht auf. Diese Lösungen besitzen gute klebvermittelnde
Eigenschaften zwischen Leder und Klebeplatten. Sie ziehen beim Trocknen teilweise
in das Leder ein und bewirken dadurch ein festes Heranziehen des Narbens an die
retikulare Lederschicht. Gleichzeitig ebnen sie weitgehend Vertiefungen im Narben,
wie z. B. Mastriefen oder oberflächliche Narbenverletzungen. Infolge ihrer Affinität
zur Ledersubstanz ergeben sie einen fest auf dem Leder verankerten Film, der sich
sowohl mit wasserlöslichen als auch mit wasserunlöslichen Deckfarben einwandfrei
verbindet und daher eine ausgezeichnete Grundierung für die nachfolgende Deckfarbenzurichtung
des Leders darstellt. Bei Verwendung von Lederdeckfarben auf Basis von Kasein läßt
sich der auf der Lederoberfläche verbleibende Klebstoffilm gleichzeitig mit der
Lederdeckfarbe durch Formaldehyd fixieren und beeinträchtigt daher die Wasserbeständigkeit
der Zurichtung nicht. Der Klebstoffilm ist aber auch mit nicht härtbaren Lederdeckfarben,
die z. B. Nitratcellulose als Bindemittel enthalten, verträglich. Auch die Stoßbai-keit
des abgedeckten Leders wird durch das Verbleiben des Klebstoffes auf der Lederoberfläche
nicht gestört. Es ist daher möglich, das mit derartigen Klebstoffen gepastete Leder
nach dem Abnehmen von den Trockenplatten unmittelbar zuzurichten, ohne die Klebstoffschicht
abzuwaschen.
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Durch die Vermeidung des Abwaschens der Lederoberfläche nach der Klebetrocknung
werden ein Flächengewinn an Leder und eine Vereinfachung des Verfahrens unter Einsparung
von Zeit und Arbeit erzielt, und die Aufstellung einer Lederabwaschmaschine erübrigt
sich.
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Es wurde ferner gefunden, daß man den für die Klebetrocknwng von Leder
dienenden Lösungen von Ammoniumsalzen carboxylgruppenhaltige.r Polymerisate von
Acryl- oder Methacrylsäureestern in Gemischen von Wasser und organischen, mit Wasser
mischbaren, leicht flüchtigen Lösungsmitteln auch die bekannten wasserlöslichen
Lederdeckfarben auf Basis von Kasein zufügen kann. Die Deckfarbe, welche mit der
Klebstofflösung eine innige Mischung eingeht, wird beim Trocknen fast vollständig
vom Leder aufgenommen, so daß man beim Abziehen des getrockneten Leders von der
Klebplatte eine gut gedeckte Lederoberfläche erhält. Die Lederoberfläche läßt sich
dann durch Aufspritzen einer geringen Menge Lederdeckfarbe egalisieren, und die
bisher übliche Handgrundierung mit Lederdeckfarben entfällt. Dadurch wird eine stärkere
Feuchtigkeitseinwirkung bei der Zurichtung vermieden, und es ist die Gewähr für
die Erzielung einer hohen Narbenfestigkeit auch bei narbenempfindlichem Leder gegeben.
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Die Klebetrocknung mit den vorstehend vorgeschlagenen Klebstoffen
kann sowohl für chromgegerbtes Leder als auch für vegetabilisch, synthetisch oder
kombiniert gegerbtes Leder Anwendung finden. Sie ist für Narbenleder und ebenso
für Spaltleder geeignet und kommt sowohl für Leder, die ohne weiter; Oberflächenbehandlung
zugerichtet werden, als auch für Leder, welche vor dem Deckfarbenauftrag geschliffen
werden, in Betracht.
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Die Eignung der vorgeschlagenen Produkte für die Klebetrocknung ist
besonders überraschend, weil man -mit den bisher für die Klebetrocknung vorgeschlagenen
und versuchten wasserlöslichen Acry taten nur unbefriedigende Ergebnisse erzielt
hat.
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Es ist zwar schon bekannt, Lösungen von Mischpolymerisaten von Acrylsäure-
oder Methacrylsäureestern und Salzen der Acrylsäure oder Methacrylsäure in organischen,
flüchtigen Lösungsmitteln als Klebstoffe, unter anderem auch für Leder, zu verwenden.
Daraus aber ließ sich die besondere Eignung der hier für das Klebetrocknungsverfahren
von Leder vorgeschlagenen Klebstoff nicht entnehmen, denn von den zahlreichen Salzen
derartiger Polymerisate ergeben nur die Ammoniumsalze einen befriedigenden Effekt,
und außerdem sind auch nur Gemische von organischen, mit Wasser mischbaren, leicht
flüchtigen Flüssigkeiten und von Wasser als Lösungsmittel bei Verwendung dieser
Klebstoffe für die Klebetrocknung von Leder geeignet. Außerdem werden bei der bekannten
Verwendung der Acrylesterpolymerisate als Klebstoffe dauernd festhaftende Verklebungen
erstrebt und auch erzielt, während im vorliegenden Fall die Klebschicht von den
Unterlageplatten lösbar sein muß und auch tatsächlich ist. Auch die aus der französischen
Patentschrift 883 341 bekannten wäßrigenLösungen von Ammoniums alzen von carboxylgruppenhaltigen
Polymerisaten der Acrylsäure- oder Methacrylsäureester, die gegebenenfalls auch
Diäthylenglykol oder Diäthylglykolmonoäthyläther enthalten sollen, sind für die
Klebetrocknung von Leder ungeeignet.
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Stoffe ähnlicher Zusammensetzung hat man auch schon als Füllmittel
bei der Herstellung von Leder zur Erreichung eines volleren Griffes und festeren
Narbens vor der Gerbung oder als glanzgebendes Überzugsmittel für Leder angewendet.
Abgesehen davon, daß diese Maßnahmen mit dem Gegenstand dieser Erfindung nichts
gemeinsam haben, ließ sich auch nicht vermuten, daß gerade die in diesem Patent
vorgeschlagenen Produkte für die Klebetrocknung überhaupt und sogar besonders geeignet
sein würden.
Die in den nachstehenden Beispielen angegebenen Teile
sind Gewichtsteile.
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Beispiel i Eine Lösung von ioo Teilen des Ammoniumsalzes eines Mischpölymerisats
aus 8o Teilen Acrylsäureäthylester und 2o Teilen Acrylsäure in ioo Teilen Äthylalkohol
und ioo Teilen Wasser wird mit 37oo Teilen Wasser verdünnt. Man erhält eine Klebstofflösung,
die auf ein mit synthetischen Gerbstoffen nachgegerbtes Chromrindleder aufgetragen
wird. Das Leder haftet einwandfrei an der Klebplatte und wird 5 Stunden bei 55°
getrocknet. Nach dem Trocknen läßt sich das Leder ohne Abwaschen schleifen und in
der für abgeschliffenes Leder üblichen Weise zurichten. Beispiel e Eine Lösung von
ioo Teilen des Ammoniumsalzes eines Mischpolymerisats aus 75 Teilen Methacrylsäureäthylester
und 25 Teilen Methacrylsäure in 115 Teilen Methylalkohol und 125 Teilen Wasser wird
verrührt mit 3ooo Teilen einer Deckfarbe, die im Liter 14 g Kasein, 2,5 g Borax,
8 g Türkischrotöl und 25,5 g Eisenoxyd ( S c h u 1 t z , Farbstofftabellen, 7. Auflage,
Bd. i, Nr. 1429) enthält, und mit 200o Teilen Wasser verdünnt. Mit dieser pigmentierten
Klebstofflösung wird kombiniert vegetabilisch-synthetisch gegerbtes Ziegenleder
zum Trocknen aufgeklebt und nach dem Trocknen ohne Abwaschen mit Collodiumdeckfarben
überspritzt. Man erhält eine gute Haftfestigkeit, Elastizität und Alterungsbeständigkeit
der Deckschicht.
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Beispiel 3 Eine Lösung aus ioo Teilen des Ammoniumsalzes eines Misohpolymerisats
aus 85 Teilen Methacrylsäuremethylester und 15 Teilen Acrylsäure in ioo Teilen Äthylalkohol
und 125 Teilen Wasser wird' mit 5ooo Teilen einer wasserlöslichen Deckfarbe gemäß
Beispiel e verdünnt. Mit dieser pigmentierten Klebstofflösung wird synthetisch nachgegerbtes
Chromkalbleder auf einer Trockenplatte aufgeklebt und nach dem Trocknen ohne Abwaschen
der üblichen Boxcalfzurichtung unterzogen. Man erhält eine einwandfrei haftende,
krispel- und zwickechte Zurichtung von hoher Reibechtheit, klarem Farbton und lebhafter
Nuance.