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Lederappreturen bzw. Lederdeckfarben Es ist bekannt, Lederdeckfarben
in der Art herzustellen, daß ein an sich wasserunlösliches Überzugsmittel, wie z.
B. Collodiumlack, durch einen E.mulgierungsvermittler in wasserlösliche Form übergeführt
wird und die so erhaltenen Produkte später zur Herstellung von Überzügen verwendet
werden. Als Emulgierungsvermittler werden bei den bekannten Verfahren Stoffe, wie
Seife oder Türkischrotäl, verwendet, die an sich wasserlöslich sind, jedoch durch
Nachbehandlung mit einem Fixierungsmittel in eine wasserunlösliche Form übergeführt
werden können.
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Es wurde nun gefunden, daß man auf einer Basis von Nitrocellulose
oder ähnlichen in Wasser unlöslichen, jedoch in organischen Lösungsmitteln löslichen
filmbildenden Kolloiden mit Wasser verdünnbare Lederappreturen bzw. Lederdeckfarben
herstellen kann, die auf Leder, auch ohne Benutzung eines Fixierungsmittels, wasserbeständige
Überzüge ergeben. Bei dem neuen Verfahren werden als Emulgierungsvermittler wasserlösliche
oder alkalilösliche Oxyalkyl- oder gemischte Alkyl-Oxyalkyl-Cellulosederivate verwendet.
Zur Herstellung der Lederappreturen bzw. Lederdeckfarben werden diese Cellulosederivate
zunächst in Wasser, gegebenenfalls unter Zusatz von Alkali, gelöst, wobei zu beachten
ist, daß je nach der Natur des Cellulosederivates, und zwar insbesondere je nach
seinerViscosität, wäßrigeLösun-_ gen von recht verschiedenen Eigenschaften erhalten
werden können. Im allgemeinen besitzen Cellulosederivate von mittlerer oder niedrigerer
Viscosität eine bessere Haftfestigkeit auf Leder als Cellulosederivate von höherer
Viscosität, so daß die zuerst genannten naturgemäß bei der Herstellung von Lederappreturen
bzw. Lederdeckfarben einen besseren technischen Effekt ergeben.
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In die so erhaltene wäßrige Cellulosederivatlösung emulgiert man eine
Lösung eines wasserunlöslichen Cellulosederivates, wie z. B. Nitrocellulose; in
einem organischen Lösungsmittel. Als organische Lösungsmittel werden vorzugsweise
wasserunlösliche oder in Wasser schwer lösliche Stoffe, wie z. B. Butylacetat, Methylcyclohexanon,
Methylcyclohexanol, Cyclohexanon, Cyclohexanol, verwendet. Es kann von Vorteil sein,
gleichzeitig wasserlösliche Stoffe, wie z. B. Butanol, Spiritus, Methylacetat, zuzufügen,
um die Gleichmäßigkeit der Emulsion zu verbessern und ein möglichst klares Auftrocknen
der mit solchen Emulsionen hergestellten Überzüge zu fördern.
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An Stelle der in Wasser unlöslichen Cellulosederivate, wie Celluloseester
und Celluloseäther, können auch andere filmbildende Kolloide, die in Wasser unlöslich,
in organischen Lösungsmitteln jedoch löslich sind, zur An-
`,vendung
gelangen. Solche Filmbildner sind u. a. Kunstharze (z. B. Phenolformaldehydkondensationsprodukte),
Polyvinylacetat, Polyarylsäureester, Kautschuk oder Leinölstandöl.
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Es ist zu beachten, daß die Eigenschaften der Lederappreturen bzw.
Lederdeckfarben in gewissem 1Vlaße auch von den Eigenschaften des zu ihrer Herstellung
verwendeten, in organischen Lösungsmitteln löslichen filmbildenden Kolloids abhängig
sind. Z. B. haben hochviscose Nitrocellulo@sen bessere mechanische Eigenschaften,
wie z.B. Stoßfestigkeit, Haftfestigkeit, Dehnbarkeit USW., als niedrigviscose
Nitrocellulosen, so daß die ersteren bei der Herstellung der Lederdeckfarben vorzugsweise
zu verwenden sind: Um mit Wasser verdünnbare Lederappreturen und Lederdeckfarben
zu erhalten, muß darauf geachtet werden, daß beim Zusammengeben der beiden obengenannten
Lösungen eine Emulsion der organischen Lösung in Wasser und nicht umgekehrt erhalten
wird.
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Zur Herstellung von Lederappreturen bzw. Lederdeckfarben ist es naturgemäß
erforderlich, die üblichen Zusätze zuzufügen, d. h. insbesondere Weichmachungsmittel,
Farbstoffe, Pigmente u. dgl. Diese Zusätze können entweder vor dem Emulgieren den
zur Emulsion verwendeten Lösungen oder während des Emulgierens bzw. nach Fertigstellung
der Emulsion zugefügt werden. Schließlich können derartige Zusätze auch kurz vor
der Anwendung der Lederappreturen bzw. Lederdeckfarben erfolgen.
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Die so hergestellten Lederappreturen bzw. Lederdeckfarben sind an
sich gut haltbar. Ihre Beständigkeit kann aber durch Homogenisieren entweder auf
mechanischem Wege in an sich bekannter Weise oder durch Zusatz vor. geeigneten Netzmitteln
oder Emulgierungsvermittlern noch wesentlich gesteigert werden.
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Die zur Herstellung der Lederappreturen bzw. Lederdeckfarben verwendeten
Oxalkyl-oder gemischten Allcyl-Oxalkyl-Cellulosederivate koagulieren in wäßriger
Lösung erst bei Temperaturen über 30° C. Diese Eigenschaft bietet große Vorteile
beim Homogenisieren der Emulsionen in bekannten Apparaten, wobei in den meisten
Fällen, vor allem, wenn die Emulsion sehr fein verteilt werden soll, eine Temperaturerhöhung
stattfindet. Diese Temperaturerhöhung kann oft schon genügen, um das Gleichgewicht
einer Emulsion aus nicht wärmebeständigen Cellulosederivaten zu stören.
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Ferner besitzen die wäßr igen Lösungen dieser Cellulosederivate eine
gewisse Beständigkeit gegen Zusatz von Salzen, was ein Verc_liinrien der Emulsion
mit kalkhaltigem oder salzhaltigem Wasser ermöglicht und den Vorteil bringt, daß
jedes Wasser Verwendung finden kann und daß man salzhaltige Farbstofflösungen oder
salzhaltige Pigmentfarbstoffpasten ohne weiteres benutzen kann.
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Die Anwendung dieser neuen Lederappreturen bzw. Lederdecl:farbdn ist
sehr einfach. Man kann sie in bekannter Weise mit der Hand (mit der Bürste oder
einem Plüschbrett) oder mit Hilfe einer Spritzpistole auf das Leder ein- oder mehrmals
auftragen. Das Leder kann bereits mit irgendwelchen Appreturen bzw. Lederdeckfarben
vorbehandelt sein. Weiter erhält man gute Effekte, wenn man die Leder zunächst mit
der nach 'dem neuen Verfahren hergestellten Lederappretur bzw. Lederdeckfarbe vorbehandelt,
um nachträglich eine Appretur oder Deckfarbe, wie z. B. Albuminlösung oder Collodiumlösung,
in bekannter Weise aufzutragen. Die Lederappreturen bzw. Lederdeckfarben gemäß vorliegender
Erfindung eignen sich sowohl für Narbenleder als auch für Spaltleder. Die damit
hergestellten Überzüge lassen sich noch durch Bügeln, Glanzstoßen, Pressen, Plüschen
o. dgl. nachbehandeln.
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Die Lederappreturen bzw. Lederdeckfarben gemäß der Erfindung können
so eingestellt werden, daß sie ohne weiteres für den Auftrag geeignet sind, andererseits
lassen sich auch konzentrierte Emulsionen herstellen, die mit Wasser noch weiter
v erdünnbar sind. Beispiele i. Zur Herstellung einer Lederappretur werden in 5oo
Teilen einer 2°/oigen wäßrigen Lösung von Oxäthylcellulose (von einer Viscosität
von 5 Sekunden im 18 mm Cochiusrohr bei io° C) in bekannter Weise 5oo Teile eines
Collodiumlackes emulgiert, der sich beispielsweise wie folgt zusammensetzt: d.o
Teile Nitrocellulose, 2o Teile Rizinusöl, 28o Teile Methylanon, 8o Teile Butanol,
8o Teile Anon. Diese Emulsion kann als Grundierlack für Spaltleder oder Narbenleder
dienen oder aber als Überzugsappretur für Leder, die bereits mit einerDeckfarbe
auf beispielsweise C aseinbasis oder Collodiumbasis versehen wird. Diese Appretur
kann durch Zugabe von spritlöslichen Farbstoffen oder durch Zugabe von sauren, basischen
oder substantiven Farbstoffen angefärbt werden, auch kann man zu dieser Appretur
Pigmente zusetzen, falls eine deckende Wirkung der Appretur erwünscht ist. Die damit
behandelten Leder können ohne weiteres glanzgestoßen werden.
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2. Eine Lederdeckfarbe wird erhalten durch Cmulgieren von .40o Teilen
eines in bekannter Weise mit Pigmenten versetzten Collodiumlackes in einer Lösung
von 6 g Oxäthylmethylc.ellulose in 394 Teilen Wasser. Der
Collodiumlack
kann beispielsweise bestel:°n aus 24 Teilen Collodiumwolle, 6 Teilen Kampfer, 5o
Teilen Butanol, 8o Teilen Butylacetat, Zoo Teilen Methylanon, 1o Teilen Trilcri2sylphosphat,
zoTeilen Rizinusöl, 2oTeilen Eis2noxvdrot. Die verwendete OZäthvltnet'i-rlcellulose
kann beispielsweise in 5°/oiger wäßriger Lösung bei r o° C im 18 1-nm Cochiusrohr
eine Viscosität von 26 Sekunden haben. Die so hergestellte Lederdeckfarbe wird in
bekannter `eise auf vegetabilisch gegerbtes, chromgegerbtes oder nach einer anderen
Methode gegerbtes Leder aufgetragen, wobei es zweckmäßig ist, den Auftrag möglichst
feucht auf das Leder ztt bringen. Durch Zusatz von sauren, Substantiven oder basischen
Farbstoffen kann die Lederdeckfarbe ein lebhafteres Aussehen erhalten. Auch kann
man dieser Lederdeckfarbe noch Glanzmittel, wie beispielsweise Collodiumlacklösung,
Casein-, Eialbuminlösung, oder Mittel, die die Haftfiihigkeit verbessern, wie Leim,
Gelatine, zufügen.. Je nach der verwendeten Lederart wird man gegebenenfalls noch
Weichmacher, wie beispielsweise Türkischrot, Glycerin, Trikresylphosphat, Klauenöl,
Mineralöl oder Wachsemulsionen u. dgl., vor Gebrauch zugeben. Die mit dieser Lederdeckfarbe
über-zog enen Leder lassen sich in üblicher Weise zurichten, also beispielsweise
glanzstoßen, pressen, bügeln, plüschen, krispeln oder 11 vantieren.
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Es ist bereits bekannt, Emulsionen wasserunleslicher Kolloide in wäßrigen
Celluloseätheremulsionen herzustellen und für technische Zwecke zu verwenden. Diese
Emulsionen können mit denen der vorliegenden Erfindung, bei denen das filmbildende
Kolloid in organischen Lösungsmitteln gelöst ist, nicht verglichen werden.