DE939047C - Verfahren zum UEberziehen von Tabletten - Google Patents
Verfahren zum UEberziehen von TablettenInfo
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Description
(WiGBl. S. 175)
AUSGEGEBEN AM 16. FEBRUAR 1956
H 7533 IVa/30h
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Überziehen von Tabletten mit Überzügen, welche im
Magensaft praktisch unlöslich sind, von den Darmsäften aber angegriffen werden.
Zahlreiche Stoffe sind für solche Überzüge vorgeschlagen worden. Einige davon sind schwierig
herzustellen, manche besitzen keine genügende Resistenz gegen die Sekretionen des Magens,
andere sind wohl im Magensaft beständig, weisen aber im Darmsaft eine zu geringe Löslichkeit auf.
Viele der vorgeschlagenen Verbindungen erlauben infolge ihres Aufbaus nicht auf einfache Weise
eine Anpassung an besondere Anforderungen. So sind in der deutschen Patentschrift 644759 Überzüge
aus Polyacrylsäure und ferner solche aus Mischpolymerisaten, welche eine saure Komponente
enthalten, beschrieben. Der Nachteil der Überzüge aus derartigen Einzel- oder Mischpolymerisaten
liegt darin, daß sie ein für allemal fixierte Löslichkeitseigenschaften aufweisen und deshalb nicht in
einfacher Weise den jeweiligen Erfordernissen angepaßt werden können.
Es wurde nun eine verschiedenen Anforderungen leicht anpaßbare Lösung des Problems gefunden.
Das neue erfindungsgemäße Verfahren zum Überziehen von Tabletten mit einer saure Gruppen enthaltenden
polymeren Substanz ist dadurch gekennzeichnet, daß man ein Polymerisat mit sauren
Gruppen sowie ein in Wasser schwerlösliches bis unlösliches filmbildendes Polymerisat in einem
Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch, gegebenenfalls unter Zugabe von Weichmachern,
Füllstoffen und anderen Zusätzen, löst oder dispergiert
und damit die Tabletten in an sich bekannter Weise überzieht. Als in Wasser schwer- bis unlösliche,
filmbildende Polymerisate können z. B. solche aus Äthylenderivaten und/oder aus Vinylderivaten
verwendet werden. Zur Erhöhung der Wasserfestigkeit und Härte kann das filmbildende Polymerisat
einen kleineren oder größeren Zusatz von Cellulosederivaten, z. B. Nitrocellulose, enthalten,
ίο Das die Auflösbarkeit des Überzuges bewirkende
säuregruppentragende Polymerisat kann aus Äthylenderivaten und/oder aus Vinylderivaten bestehen.
Der Überzugslösung und/oder Dispersion können - ferner Fettalkohole und/oder Fettsäuren mit io
bis 18 Kohlenstoffatomen zur Modifizierung der Löslichkeit zugesetzt werden.
Als filmbildende- Polymerisate können z. B. Polystyrole,
Polyvinylaoetale, Polyvinyläther, PoIyvinylacetate, Mischpolymerisate aus Vinylchlorid
und Vinylacetat, partiell hydrolysierte Pölyvinylacetate und Polyvinylalkohole verwendet werden.
Besonders eignen sich die Polyvinylacetale dank ihrer geringen Empfindlichkeit gegen Wasser als
filmbildende Polymerisate. Als filmbildende PoIymerisate kommen auch Acrylderivate in Frage.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß die Löslichkeit des säuregruppentragenden Polymeren
im pjj-Bereich von rund 1 bis 8 von der Art der
Säuregruppen abhängig ist. So weisen Polymerisate mit der stark dissoziierten Sulfosäuregruppe
oder Phosphorsäuregruppe in schwach sauren Lösungen eine größere Löslichkeit auf als solche mit
Carboxylgruppen oder mit noch schwächer dissoziierten Säuregruppen. Die Eigenschaften des
fertigen Überzuges werden somit maßgeblich auch von der Art und Anzahl der Säuregruppen beeinflußt.
Als säuregruppentragende Polymerisate verwendet man mit Vorteil Polymethacrylsäure und
Polyacrylsäure, ferner kommen Schwefel- und Phosphorsäureester von oxygruppentragenden
Polymeren, wie beispielsweise Polyvinylalkohol, und Heteropolymere mit Maleinsäureanhydrid in
Betracht.
Bei diesen Polymerisaten bestimmt der Polymerisationsgrad
die Eigenschaften des fertigen Überzuges mit. Vor allem aber können die Eigenschaften
des Überzuges durch Variierurig des Verhältnisses von filmbildendem zu säuregruppentragendem
Polymerisat gesteuert werden. Üblicherweise wird dieses Verhältnis- um 1 :1 schwanken;
die Verwendung von mehr filmbildendem Polymerisat führt zu einem Überzug, der weniger löslich
ist in den Säften des Darmkanals, und umgekehrt ergibt die Verwendung von mehr säuregruppentragendem
Polymerisat einen Überzug, der leichter gelöst wird.
Die Eigenschaften des erfindungsgemäßen Überzuges dürften darauf beruhen, daß das Gemisch aus
filmbildendem und säuregruppentragendem Polymerisat einen Film ergibt, der im säuren Milieu
(Magen) nur schwer angegriffen wird, der aber infolge der guten Löslichkeit des säuregruppentragenden·
Polymerisates in. schwach alkalischem Milieu beim Eintritt in den Darm durchlässig
wird.
Die Menge und die Zusammensetzung des zu verwendenden Überzugsgemisches richtet sich nach
den an den Überzug gestellten Anforderungen betreffend Stabilität und Löslichkeit und nach der
Beschaffenheit (Zusammensetzung, Form, Größe usw.) der zu überziehenden Tabletten. So wird man
bei sehr hygroskopischen oder in Wasser stark quellenden Tabletten zweckmäßigerweise Überzüge
wählen,. welche mehr filmbildendes Polymerisat enthalten. Sollen die Tabletten besonders leicht zerfallen,
dann wird man mit Vorteil eine Mischung mit mehr säuregruppentragendem Polymerisat verwenden,
oder man wird ein säuregruppentragendes Polymerisat mit stärker sauren Säuregruppen-zusetzen.
In vielen Fällen ist es wünschenswert, die Polymerisate mit Weichmachern, Füllstoffen und/oder
anderen Zusätzen zu versehen, um die Eigenschaften der damit hergestellten Überzüge zu verbessern.
Geeignete Weichmacher sind die Ester von Fettsäuren, ungesättigten Fettsäuren und Oxycarbonsäuren
mit Alkoholen und Glykolen, ferner Alkyl- und Dialkylphthalate u. a. Füllstoffe können
die Anwendung der Überzugsmischung in manchen Fällen erleichtern; ferner modifizieren sie die
mechanischen und chemischen Eigenschaften der fertigen Überzüge. Geeignete Füllstoffe sind: Talk,
Metallseifen, Kohle, Kaolin, Wachse usw. und Mischungen derselben. Der Zusatz einer Metallseife,
wie Magnesium-, Calcium- oder Aluminiumstearat, ist besonders empfehlenswert, wenn das
Überzugsgemisch in Form einer Suspension zur Verwendung gelangen soll. Als weitere Zusätze
eignen sich in vielen Fällen Stoffe, welche im Magensaft schwer löslich bis unlöslich sind, wie
Harnstoff-, Phenol- und Alkylharze und insbesondere Fettalkohole und Fettsäuren mit 10 bis 18
Kohlenstoffatomen.
Bei der Ausführung dieser Erfindung wird der Fachmann die Zusammensetzung des Überzugsgemisches und die Art und Menge der Zuschläge
den gegebenen Verhältnissen und den gestellten Anforderungen anzupassen wissen.
Zur Gewinnung der Überzugslösung sind alle organischen Lösungsmittel ' und Lösungsmittelgemische
brauchbar, welche ein genügendes Lösungsvermögen für die Polymerisate und gegebenenfalls
für die Weichmacher und die Fettalkohöle und Fettsäuren besitzen, und die keine unerwünschten
Reaktionen mit den zu. überziehenden Tabletten eingehen.
Verdünnungsmittel können zugesetzt werden, um eine gleichmäßigere Verteilung des Überzuges zu
erreichen. Besonders brauchbare Lösungsmittel sind die niederen Alkohole, Ketone und Ester. In
einigen Fällen können auch wäßrige Lösungen oder Emulsionen zur Verwendung gelangen. So wird
man zweckmäßigerweise wasserlösliche Polymere, wie z.B. Polyvinylalkohol, in wäßriger Lösung
verwenden, wobei das säuregruppentragende Poly-
merisat in solchen Fällen wenn nötig als Ammonsalz oder als Salz mit flüchtigen organischen Basen
in wäßrige Lösung gebracht wird, während man zur Ersparung von Lösungsmitteln mit wäßrigen
Emulsionen, beispielsweise von Polyvinylacetaten, arbeiten kann.
Man geht bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens üblicherweise so vor, daß man
die Überzugslösung oder -dispersion auf die zu
ίο überziehenden Tabletten in der rotierenden Trommel
aufspritzt oder portionenweise aufträgt, wobei zur Verminderung der Klebrigkeit Füllstoffe als
Streumittel zugegeben werden können. Mit der Menge der Überzugsmischung und der Anzahl der
Schichten wird die Dicke des Überzugs festgelegt. In gewissen Fällen ist eine Vorbehandlung der
Oberfläche der zu überziehenden Tabletten notwendig oder günstig. Hierfür eignen sich oberflächenaktive
Substanzen und/oder Fettsäuren (insbesondere diejenigen mit 10 bis 18 Kohlenstoffatomen),
mit welchen z. B. in geeigneten Lösungsmitteln eine Vorschicht aufgetragen wird.
Die mit dem Überzug gemäß der Erfindung versehenen Tabletten sind bei der Lagerung weitgehend
beständig. Sie eignen sich deshalb besonders als Träger für empfindliche Wirkstoffe, wie
beispielsweise Vitamine, Hormone, usw. Solche empfindliche Stoffe können im Tablettenkern untergebracht
werden, oder man kann sie dem erfmdungsgemäßen Überzugsgemisch beifügen, so daß sie sich
nach Fertigstellung der Tablette im Polymerisatüberzugbefinden.
Miteinander unverträgliche Stoffe können leicht voneinander getrennt gehalten werden,
indem die einen im Kern zugesetzt, während die andern dem Überzug einverleibt werden. Bei
der beschriebenen Zusammensetzung zerfallen sie unter den physiologischen Bedingungen im Darmkanal.
Beispiel ι
4)55 Gewichtsteile Polymethacrylsäure, 5,45 Gewichtsteile Polyvinylacetat, 0,9 Gewichtsteile Stearinsäure
und 0,9 Gewichtsteile Dioctylphthalat werden in 65 Gewichtsteilen Alkohol/Aceton etwa
1:1 gelöst. Bei der Verwendung dieses Gemisches zum Überziehen von Tabletten können 20 Gewichtsteile
Talk zugestreut werden, oder der Talk kann in der Lösung suspendiert werden.
Beispiel 2
50
50
12,5 Gewichtsteile Polymethacrylsäure, 12 Gewichtsteile
Polyvinylacetat, 4 Gewichtsteile Cellulosenitrat, 2,47 Gewichtsteile Myristinsäure und
2,47 Gewichtsteile Tetrahydrofurfuryloleat werden in 200 Gewichtsteilen eines technischen Lösungsmittelgemisches
gelöst. Zum Zerstreuen kann ein Gemisch von 45 Gewichtsteilen Talk und 15 Gewichtsteilen
Magnesiumstearat verwendet werden.
Die Lösung von 5 Gewichtsteilen Polymethacrylsäuremethylester, 4 Gewichtsteilen Polymethacrylsäure
und 0,8 Gewichtsteilen Laurylsäure in einem Gemisch aus Alkohol, Butylacetat, Essigester
und Toluol wird mit 5 Gewichtsteilen AIuminiumstearat
verrührt. Die homogene Suspension kann mit der Spritzpistole aufgespritzt werden.
2 Gewichtsteile Polymethacrylsäure, 3 Gewichtsteile partiell hydrolysiertes Polyvinylacetat (zu
47% verseift), 0,1 Gewichtsteil Cetylalkohol werden in einem Gemisch aus Methanol, Isopropanol
und Wasser gelöst.
ι Gewichtsteil Polymethacrylsäure, 1,2 Gewichtsteile Mischpolymerisat (Polyvinylchlorid zu Polyvinylacetat
etwa 3:1), 0,22 Gewichtsteile Stearinsäure und 0,22 Gewichtsteile Dioctylphthalat
werden in Tetrahydrofufurylalkohol und Essigester gelöst. Streumittel: z.B. Talk/Magnesiumstearat
1:1.
2 Gewichtsteile Polyacrylsäure, 3 Gewichtsteile Polyvinylacetat, 0,45 Gewichtsteile Stearinsäure
und 0,45 Gewichtsteile Tetrahydrofurfuryloleat werden in 45 Gewichtsteilen Methanol/Aceton 1 :1
gelöst. Streumittel: ζ. B. 5 Gewichtsteile Talk und Magnesiumstearat 1:1. go
Claims (3)
1. Verfahren zum Überziehen von Tabletten • mit einer saure Gruppen enthaltenden polymeren
Substanz, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Polymerisat mit sauren Gruppen sowie ein in
Wasser schwerlösliches bis unlösliches filmbildendes
Polymerisat in einem Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch, gegebenenfalls unter
Zugabe von Weichmachern, Füllstoffen und anderen Zusätzen, löst oder dispergiert und
damit die Tabletten in an sich bekannter Weise überzieht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man dem filmbildenden Polymerisatgemisch ein Cellulosederivat hinzufügt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man der Überzugslösung oder -dispersion noch Fettalkohole und/
oder Fettsäuren mit 10 bis 18 Kohlenstoffatomen hinzufügt.
Angezogene Druckschriften:
Deutsche Patentschrift Nr. 644759;
britische Patentschrift Nr. 428941; französische Patentschrift Nr. 764316.
Deutsche Patentschrift Nr. 644759;
britische Patentschrift Nr. 428941; französische Patentschrift Nr. 764316.
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