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Streichinstrument Die Absicht und das Unternehmen, neue Streichinstrumente
züi konstruieren, beruht auf der Erkenntnis, daß das Versiegen unserer Hausmusikpflege
zum Großteil auch durch den Mangel eines für das Musizieren in kleineren Räumen
klanglich geeigneten Instrumentariums bedingt ist. Unser gesamtes modernes Musikinstrumentarium
ist schon seit langem den klanglichen Bedürfnissen des romantischen Großorchester#
und den akustischen Forderungen 4er großen Konzertsäle angepaßt worden. Es ist klar,
daß ein in seiner Klangintensität derart gesteigertes Instrumentarium nicht jener
intimen Wirkung fähig ist, die das häusliche Musizieren verlangt und erfreulich
macht. Dazu kommt noch, daß klangschöne, für ein solistisches, kammermusikalisches
Musizieren begehrte Instrumente sehr teuer und nur für einen geringen Teil der Liebhaber
erschwinglich sind. Die Aufgabe bei einer Neukonstruktion von Streichinstrumenten
ist es also, unter Beibehaltung der Spielweise auf den allgemein gebräuchlichen
Geigeninstrumenten Instrumente zu schaffen, denen ein klarer, schlackenloser, sanfter
und warmer Ton sowie eine leichte Ansprache eigen ist. Ihre Klangintensität darf
nicht, wie dies bei den modernen oder modernisierten Geigeninstrumenten meist der
Fall ist, dermaßen übersteigert sein, daß sie scharf, schrill oder rauh klingen
und die Verschmelzbarkeit ihres Klanges mit dem Klange mehrerer gleicher oder auch
anderer Instrumente im solistischen Zusammenspiel nur in einem unzureichenden Maße
besteht, so daß die Ausgeglichenheit und Schönheit des Gesamtklanges zerstört wird.
Es ist dabei aber auch notwendig, daß diese neuen Streichinstrumente trotz der an
sie gestellten hohen klanglichen und qualitativen Forderungen bei jeweils gleichen
Herstellungsbedingungen
(einzelne Meisterarbeit, Serienarbeit, Fahrikarbeit) wesentl.,ich billiger herzustellen
sind als die derzeit gebräuchlichen Geigeninstrumente. Dies ist -nur möglich, wenn
die ganze Bauart der neuen Instrumente eine einfachere ist als bei den überkommenen
Geigeninstrumenten.
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IYie Erfindung-bezieht sich also auf ein Streichinstrument mit im
wesentlichen parallelflächigem Resonanzkörper, wobei das wesentliche Kennzeichen
der Erfindung darin besteht, daß die Form des Resonanzkörpers dem Längsquerschnitt
eines Eies entspricht, die durch die Ausnehmung zwischen den Backen (Mittelzargen)
unterbrochen ist, und die ursprünglich ebene Decken- bzw. Bodenplatte über im Bereich
des Steges höhere Zargen zylindrisch bzw. kalottenfÖrmig gespannt ist.
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Die bei den Geigeninstruinenten übliche Wölbung von Decke und Boden
ist, wie die Tatsachen be-weisen, nicht maß,-,ebend für den prinzipiellen Toncharakter
der Geigeninstrumente, sie entspricht vielmehr in der Hauptsache einer barocken
Formidee. Die ebene Decke und der ebene Boden, beide zylindrisch bzw. kalottenförmig
gespannt, ändern nichts an diesem prinzipiellen Klangcharakter.
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Die Ausarbeitung der Resonanzdecke und des Bodens, (verlaufende Abnahme
der Stärke zu den Zargen hin) ist einfach und unproblematisch; es bestehen daher
wesentlich geringere Fehlerquellen als bei der Ausarbeitung von Decke und Boden
bei der Geige. Dies ist besonders für eine serienmäßige Herstellung von großer Bedeutung.
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Der Schwingungsvorgang bei an sich ebener Decke und Boden ist ein
verhältnismäßig einfacher; es muß daher vor allem zu einer klaren Tonerzeu-,clung
kommen. Aber auch die notwendige klangliche Ausgeglichenheit der verschiedenen Saiten
ist durch den einfacheren Schwingungsvorgang eher gewährleistet.
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Die Dedke ist mit einem Baßbalken versehen, dessen Anbringung bei
der ebenen Decke vom handwerklichen Standpunkt aus ebenfalls wesentlich einfacher
ist als bei der gewölbten Geigendecke. Der Boden ist ähnlich wie bei der Viola da
gamba oder der Viola, damore mit Querbalken versehen. Boden und Decke sind wie bei
allen Streichinstrumenten durch einen Stimmstock miteinander verbunden.
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Die Wirbelplatte bedeutet eine wesentliche Vereinfachung gegenüber
dem Wirbelkasten und der Schnecke bei den Geigeninstrumenten. Sie bietet durch ihre
Dicke einen besseren Halt für die unterständigen Wirbel. Die ganze Anordnung ermöglicht
eine bequemere Art des Stimmens der Saiten.
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In der wissenschaftlichen Musikinstrumentenkunde sind für die Benennung
und für die Begriffsbildung b2ti einem Instrument aber nicht nur seine technisch-alzustischen
Gegebenheiten maßgebend, sondern in hohem Maße auch seine äußere Form. Wenn beispielsweise
ein Streichinstrument Violine genannt wird, so ist dieser Name und der damit verbundene
Begriff untrennbar mit der bekannten barocken Form verbunden. Die verschiedenen,
anders geformten Vorläufer der Violine haben andere' Namon. Die Idee eines, Musikinstrumentes
schließt in sich nicht nur seine technisch-akustischen. Gegebenheiten ein, sondern
auch seine mit ihnen verbundene äußere Form. Daher werden, wie jede museale Instrumentensammlung
erweist, die Musikinstrumente nicht nur als Tonwerkzeuge im technischen Sinn, sondern
in hohem Maße auch als kunsthandwerkliche Schöpfungen gewertet. Ein Musikinstrument,
das in seiner äußeren Formgebung, in seiner Ausarbeitung und in seiner ganzen Erscheinung
nicht als schön und harmonisch empfunden wird, wird von niemandem begehrt, es wird
daher auch keine Verbreitung finden. Bei jedem Musikinstrument müssen sich notwendig
die akustisch-technischen Bedingungen, die spieltechnischen Erfordernisse und die
äußere Form zu einer in sich geschlossenen Ganzheit verschmelzen.
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Die einfache, kennzeichnende, fast ebene Bauart von Decke und Boden
des erfindungsgemäßen Streichinstrumentes verlangt auch eine schlichte und einfache
Form des Grundrisses; diese wieder bedingt eine einfache Form der Schallöcher. Der
so geformteResonanzkörper bedingt seinerseits wieder die Form der Wirbelplatte,
des Griffbrettes und des Saitenhalters..
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Die Zeichnung zeigt eine beispielsweise Ausführungsform des Gegenstandes
der Erfindung, und zwar stellt die Abb. i eine Draufsicht und die Abb. 2 eine Seitenansicht
dar.
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Wie aus den Zeichnungen ersichtlich ist, hat der Resonanzkörper des
neuen Streichinstrumentes eine im Prinzip flache Decke A und einen ebenso
flachen Boden B. Decke und Boden sind im wesentlichen zueinander parallel, sind
jedoch über die Zargen leicht zylindrisch bzw. kalottenförmig gespannt. Die größte
Höhe der Zargen befindet sich im Bereich des Steges C. Gegen oben und unten
hin werden die Zargen D der gewünschten Spannung von Decke und Boden entsprechend
niedriger.
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Die Grundrißform des Resonanzkörpers entspricht dem Längsquerschnitt
eines Eies, der durch die Ausnehmungen zwischen den Ober- und Unterbacken
E und F unterbrochen ist. Die SchallöffnungenG sind aus formalen undraumtechnischen-Gründen
sichelförmig. Die Endpunkte der Sichellöcher (Radius r., und Radiusr2) befinden
sich auf zwei Kreislinien, die um zwei entgegengesetzte Mittelpunkte x
und y über die äußeren Eckpunkte der Unterbacken geführt sind, Der
Hals H ist derart in den Oberklotz eingelassen, daß er mit der Decke in gleicher
Höhe abschneidet, also nicht über sie hinausragt. Das GriffbrettI ist bis zum Resonanzkörper
hin keilförmig. Der Saitenhalter 1 ist entsprechend dem Griffbrett analog
geformt. Der Saitenhaltersattel K am unteren Ende des Resonanzkörpers ist stark
überhöht, um den Saitendruck entsprechend zu vermindern.
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Am oberen Ende des Halses befindet sich eine WirbelplatteL, wie sie
in ähnlicher Art bei der frühmittelalterlichen Fiedel oder der alten Lyra da braccio
anzutreffen war. Sie ist im Hals eingeschäftet
und leicht nach
h;nten geneigt. Die Wirbel sind unterständig.
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Der Übergang vom Hals zur Wirbelplatte M weist aus spieltechnischen
Gründen dieselbe Form wie bei den Geigeninstrumenten mit Wirbelkasten. Zuletzt sei
noch bemerkt, daß dieses neue Musikinstrument den verschiedenen Stimmlagen entsprechend
in verschiedenen Größen gebaut werden kann.