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Verfahren zur Herstellung von Aminoarylsulfodicyandiamidinen Die vorliegende
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Aminoarylsulfodicyandiamidinen,
welches darin besteht, daß man im Kern durch stickstoffhaltige, in Aminogruppen
überführbare Reste substituierte Arylsulfolialogenide mit Dicyandiamidin oder dessen
Salzen im Beisein säurebindender Mittel umsetzt und anschließend in den erhaltenen
Arylsulfodicyandiamidinen die Aminogruppen in bekannter Weise in neutralem oder
saurem Medium freilegt. Die Reaktion verläuft beispielsweise unter Verwendung von
Nitroarylsulfosäurehalogeniden gemäß nachstehender Reaktionsgleichung.
Es wurde die überraschende Beobachtung gemacht, daß die Arylsulfodicyandiamidine
in saurem Medium unverhältnismäßig resistent sind, so daß die Umwandlung der stickstoffhaltigen,
in eine Aminogruppe überführbaren Reste in die Aminogruppe durch Verseifung oder
Reduktion in. saurem Medium, auch bei langer Einwirkung, ohne Schädigung des Dicyandiamidinrestes
möglich ist.
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Die Aminoarylsulfodicyandiamidine sind wertvolle Mittel für die Bekämpfung
bakterieller Infektionen. Als bekannte stickstoffhaltige Kernsubstituenten, die
nach üblichen Methoden in Aminogruppen übergeführt werden können, sind beispielsweise
zu nennen: Acylaminogruppen, Carbalkoxyaminogruppen, die Azomethingruppen, die Nitro-
und Nitroso- und Hydroxylamino- sowie die Azo-, Azoxy- und Hydrazogruppe.
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Die kernsubstituierten Arylsulfohalogenide werden mit Dicyandiamidinsalzen
in äquimolaren Mengen und in Gegenwart säurebindender Mittel umgesetzt. Man erhält
in dieser Verfahrensstufe beispielsweise das 4-Nitrobenzolsulfo-dicyandiamidin bzw.
das entsprechende Stellungsisomere mit 3- oder 2-ständiger Nitrogruppe, das 4-Acetylaminobenzolsulfo-dicyandiamidin,
das 4-Carbäthoxyamino-benzolsulfo-dicyandiamidin, das q.-Benzoylamino-3, 5-dimethyl-
oder -3, 5-dichlorbenzolsulfo-dicyandiamidin, Azobenzol-4-sulfo-dicyandiamidin,
Azobenzol-3, 4'- oder -3, 3'-disulfodicyandiamidin usw. in guten Ausbeuten.
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Im Anschluß daran erfolgt die Bildung der Aminogruppen aus den in
Aminogruppen überführbaren Resten in neutralem oder saurem Medium. Von diesen Gruppen
werden z. B. die Acylamino- und Azomethingruppe durch Hydrolyse in die Aminogruppe
umgewandelt, während die Nitro-, Nitroso-, Azo-, Azoxy-oder Hydrazogruppe durch
Reduktion in die Aminogruppe übergeführt wird. Hierbei können sämtliche bekannten
Hydrolysen- bzw. Reduktionsverfahren zur Anwendung gelangen, sofern sie nicht das
Arbeiten im alkalischen Medium erfordern.
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Die erhaltenen Aminoarylsulfodicyandiamidine, wie 4-Aminobenzolsulfo-dicyandiamidin,
i-Aminonaphthalin-4-sulfo-dicyandiamidin, 3, 5-Dimethyl-5-aminobenzolsulfo-dicyandiamidin,
werden dann in üblicher Weise isoliert und aufgearbeitet. Beispiele 1.
30 Gewichtsteile 4-Acetylaininobenzolsulfodicyandiamidin vom F. = 238°, das
durch Umsetzung von 4-Acetylaminobenzolsulfochlorid mit Dicyandiamidinhydrochlorid
erhältlich ist, werden in 7oo Volumteilen Wasser aufgeschlämmt. Nach Zugabe von
Zoo Volumteilen 2n-Salzsäure erhitzt man unter Rückfluß so lange zum Sieden, bis
alles klar in Lösung gegangen ist, wozu etwa 1/2 bis s/4 Stunde erforderlich ist.
Durch langsame Zugabe von Zoo Volumteilen 2n-Natronlauge oder einer entsprechenden
Menge Sodalösung bringt man das gebildete 4-Aminobenzolsulfo-dicyandiamidin zur
Abscheidung, das anschließend zwecks Reinigung aus viel 5o°/oigem Alkohol umkristallisiert
wird. Man erhält es in Form farbloser Nadeln vom Schmelzpunkt 226 bis 227°.
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2. 28,7 Gewichtsteile 3-Nitrobenzolsulfo-dicyandiamidin vom F. = 2i6°,
das durch Umsetzung von 3-Nitrobenzolsulfochlorid mit einer äquivalenten Menge Dicyandiamidin-chlorhydrat
im Beisein säurebindender Mittel erhältlich ist, werden in 3oo Gewichtsteilen Tetrahydrofurfurylalkohol
gelöst und im Autoklaven in Gegenwart eines frisch reduzierten Kupferchromitkatalysators
bei go° und einem Wasserstoffdruck von 8o atü hydriert, bis die Resorption zum Stillstand
kommt. Nach dem Abtrennen des Katalysators wird der Tetrahydrofurfurylalkohol unter
Vermeidung von Überhitzung im Vakuum soweit als möglich abdestilhert und der Rückstand
mit der iofachen Menge Wasser verrührt. Das nach längerem Stehen kristallin werdende
3-Amino-benzolsulfo-dicyandiamidin wird durch eventuell wiederholtes Umkristallisieren
aus 5o°/oigem Isopropylalkohol gereinigt. Man erhält es in guter Ausbeute in Form
kleiner farbloser Nadeln vom F. = 22o°. Die Verbindung ist in den meisten organischen
Lösungsmitteln schwer, in verdünnten Säuren leicht löslich.
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3. In eine Lösung von 37,5 Gewichtsteilen 4, 4'-Azobenzoldisulfochlorid
vom F. = 222° (das entsprechend den Angaben von Laar, Bd.14, S. 1929, erhalten wurde)
in 350 Volumteilen Aceton gibt man 27,7 Gewichtsteile feinpulverisiertes
Dicyandiamidin-hydrochlorid und läßt unter lebhaftem Rühren bei einer -f- io° nicht
übersteigenden Temperatur eine Lösung von 16 Gewichtsteilen Natriumhydroxyd in 24
Volumteilen Wasser im Verlauf von 11/2 Stunden zutropfen. Nach mehrstündigem Nachrühren
bei Zimmertemperatur erwärmt man kurze Zeit auf 50°, um das gebildete Bis-dicyandiamidin
in eine gut filtrierbare Form zu bringen und saugt ab. Auf der Nutsche wäscht man
2mal mit Aceton und danach ausgiebig mit Wasser. Das in einer Menge von etwa 27
Gewichtsteilen erhaltene Bis-dicyandiamidin der ¢, 4'-Azobenzol-disulfonsäure ist
ein sandiges, braunrötliches Pulver und bedarf zur Weiterverarbeitung keiner zusätzlichen
Reinigung. Es ist in allen Lösungsmitteln so gut wie unlöslich und besitzt einen
sehr hohen Schmelzpunkt.
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25 Gewichtsteile des so erhaltenen Bis-dicyandiamidin werden feiest
pulverisiert und in ein Gemisch von 7oo Volumteilen Wasser und Zoo Volumteilen Isopropylalkohol
aufgeschlämmt. Nach Zugabe
von Zoo Volumteilen 2 n-Salzsäure erhitzt
man unter Rückfluß zum Sieden, während man gleichzeitig in kleinen Portionen so
lange festes Natriumhydrosulfit hinzugibt, bis das Reaktionsgut entfärbt und alles
in Lösung gegangen ist. Nach dem Erkalten bringt man durch Zugabe von Zoo Volumteilen
2 n-Natronlauge oder einer entsprechenden Menge Sodalösung das entstandene 4.-Aminobenzolsulfo-dicyandiamidin
zur Abscheidung. Das Produkt ist mit dem nach Beispiel i erhaltenen identisch und
schmilzt nach zweimaligem Umkristallisieren aus verdünntem Alkohol wie dieses bei
226 bis 227°.
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¢. , Zu einem Gemisch von 28,4 Gewichtsteilen 4-Acetylaminonaphthalin-i-sulfochlorid
(Herstellung vgl. Patent 532 399# Beispiel:[), 13,8 Gewichtsteilen feinverriebenem
Dicyandiamidin-hydrochlorid und 25o Volumteilen Aceton gibt man in der im vorangehenden
Beispiel' geschilderten Weise 2o Gewichtsteile 4o°/oiger Natronlauge und isoliert
nach Beendigung der Umsetzung das entstandene 4.-Acetylaminonaphthalin-i-sulfodicyandiamidin
in der zuvor beschriebenen Weise (F. = 2q.8,5° aus Isopropylalkohol/ Wasser i :
i). 17 Gewichtsteile des so erhaltenen Dicyandiamidins werden in 8oo Volumteilen
o,5 n-Salzsäure aufgeschlämmt und das Gemisch so lange unter Rückfluß zum Sieden
erhitzt, bis eine klare Lösung entstanden ist. Nach dem Erkalten neutralisiert man
gegen Lackmus durch langsame Zugabe von verdünnter Natronlauge bzw. Sodalösung und
isoliert das dabei ausgeschiedene 4.-Amino-naphthalin-i-sulfodicyandiamidin, das
durch Umkristallisieren aus viel 5o°/oigem Isopropylalkohol gereinigt und in Form
feiner farbloser Nadeln erhalten wird (F. = 229°).