-
Hochdruckverfahren Die Entwicklung des Hochdruckes ist sehr gehemmt
durch das zu. starke Aneinanderkleben (Adhäsion) der Druckfarbe am Metall, das Festsaugen
des Papiers an der glatten Druckstockoberfläche. Langsamer Druck, viel Zurichtezeit,
schwache Bildplastik sind die Nachteile gegenüber Flach- und Tiefdruck. Deshalb
ist es wichtig, die Druckelemente an der Oberfläche zu körnen. Jedoch nicht primitiv
aufrauhen, mittels feinen Schmirgelpapiers und Roulette, sondern gleichmäßig genau
durch feinen Sandstrahl oder mechanisch und chemisch durch Ätzen. Für gewöhnliche
Arbeiten, wie z. B. den Tageszeitungsdruck, kann das ganze Plattenrelief nachgeätzt
und damit gekörnt werden.
-
Die Feinkörnung der Buchdruckelemente, o,o2 mm, ist gegebenenfalls
nur nötig für die geschlossenen Partien von 6 Punkt Breite an. Da der spitze, gleichsam
gestochene Punkt der Autotypie bei der Kollektivkörnung mit betroffen wird, empfiehlt
es sich, die Druckstöcke, wo es auf die beste Qualität ankommt, individuell zu körnen.
Um nur die geschlossenen Partien, von 6 Punkt Breite an, zu treffen bzw. die spitzen
Punkte der hellen Partien auszulassen, ist eine Klischeevorbehandlung erforderlich
wie folgt: Zunächst muß der Kopierlack vom Metall vollkommen entfernt bzw. die Platte
tadellos entfettet werden. Dann wird die Autotypie bzw. das Klischee dünn mit einem
Hartlack, z. B. Schellack- oder Kopallacklösung, gleichmäßig überzogen, der innerhalb
2o Minuten vollständig auftrocknen muß. Etwa 5 Minuten nach dem Lackauftrag beginnen
die spitzen Punkte zu
trocknen. In -diesem Zeitpunkt wird eine gut
gesiebter Bimssteingrieß, etwa 0,04 mm Durchmesser, aufgeschüttet und wieder abgeschüttelt.
Diese Körnchen bleiben jedoch nur an den geschlossenen. Partien hängen, während
sie von den spitzen, bereits trocken gewordenen Punkten abfallen. Der verbliebene
Bimssteingrieß bzw. ein sortenähnliches Material saugt zugleich etwas von der unterliegenden.
Lackschicht auf. Nachdem die Lacktrocknung vollständig ist, nach etwa 2o Minuten,
wird das Körnohenmaterial einfach abgebürstet, und damit werden die betreffenden
Klischeepartien für die Nachätzung freigelegt. Für diesen Zweck wird die Mattierung
der an sich fertigen Druckform mittels nachträglicher Ätzung, etwa 6 Sekunden lang
in 2o/oi.ger Salpetersäure, durchgeführt. Bei normalen Klischees ist jedoch .die
individuelle--Nachätzung nicht nötig, weil ja die Punkte nur mikroskopisch angefressen
werden. Aber auch bei der Kollektivätzung ist die chemische Arbeitsweise ein Fortschritt
gegenüber der manuellen Körnuag. Durch diese Maßnahme wird .die Adhäsion der Druckfarbe
zur Druckplatte um 91/o gesenkt.
-
Die Druckformen sind meist gemischt. Nun hat aber auch ein Teil der
Druckform, :der durch Bleilegierung dargestellt wird, eine-Reihe von Flächen fetter
Schrift, die über 6 Punkt Breite geschlossene Partien bilden: Auszeichnungszeilen
usw. Um grundsätzlich auch die Bleilegierungselemente im Interesse der Adhäsionsherabsetzung
zu verbessern, ist eine Ätzung mittels i5o/o-i.ger Schwefelsäure vorgesehen.- Das
Bleimaterial muß zunächst gut entfettet werden, mittels Trichloräthylen usw., und
wird anschließend einige Minuten lang mit der Schwefelsäure geatzt. Durch diese
Maßnahme ist die Bleiplatte dann druckgünstiger als die Kupferplatte.
-
Allerdings sind die feingekörnten Druckplatten empfindlicher als die
glatten, gleichsam polierten Platten. Angesichts dieser Tatsaöhe ist es wichtig,
falls eben größere Auflagen ohne vorzeitiges Abscheuern der .mattierten Fläche durchgedruckt
werden sollen, die Abnutzung der Druckoberfläche infolge Resonanz der ganzen Maschine
zu be-
seitigen. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, daß die Druckplatten
nicht allein durch Abquetschen abgenutzt werden, vielmehr, z. B. bei Stereo- und
Galvanoplatten, die Resonanz i4o/oig daran beteiligt ist. Diesem Umstand wurde bisher
noch nicht beim Bau der Druckpressen Rechnung getragen. Man kann diese Abnutzung
durch Vibration beim Gebrauch bestimmter elastischer Druckplatten vollkommen abstellen.
Oder an der Druckpresse müssen bestimmte Einbauten geschehen, um die Übertragung
der Vibration von Zahnkranz zu Zahnkranz oder zur Zahnstange nicht mit auf ,die
Druckplatte zu übertragen. Eine teilweise Resonanzbeseitigung wäre lediglich ohne
Änderung der Druckpresse durch Benutzen schwingungsdämpfender Plattenunterlagestege
möglich. Man nimmt heute gewöhnlich Schwingmetall zur Dämpfung der Resonanz. Die
neueren Vergleiche lehrten, daß mit diesem Material noch nicht das beste Ergebnis
erzielt wird, vielmehr die Verwendung von Bleiamalgam vorteilhafter ist. Soll z.
B. bei der Rotationsdruckpresse die Resonanz vollkommen aufgehoben werden, dann
mußdirekt neben dem Zahnkranz des Druckplattenzylinders die Schwingung aufgehoben
werden durch die Einlage von 2 mm tiefen Plomben, die 3 cm Durchmesser und jeweils
4 cm Abstand von Peripherie zu Peripherie haben und eine Kette um den ganzen Zylinderumfang
bilden. DieseMaßnahme ist an bereits fertigen Druckpressen am einfachsten durchzuführen.
Beim Bau neuer Maschinen ist es zweckmäßiger, die Länge des Stahls der Platten-
oder Druckzylinder nicht 11/s cm hüben und drüben zu unterbrechen, sondern eine
Blei-Amalgam-Schicht von etwa 3 mm Stärke .zwischen Zylinder und Zahnkranz zu bringen,
so daß. derZahnkranz nicht direkt auf dem Stahlzylinder aufliegt. Sinngemäß können
diese Anordnungen auch beim Formbettfundament bzw. der Zahnstange angebracht werden.
-
Für die Anfertigung ,der mechanischen Zurichtung ist vorgesehen: Die
Kontur der Schrift soll wesentlich breiter sein als beim Originaldruck im Interesse
von Registerspielraum einerseits und der Vermeidung maternartiger Schattierung andererseits.
Das wird.ermö:glicht durch Zwischenlage eines etwa 0,3 mm dicken Kunstkautschuktuches,beim
Zurichtebogendruck. Papierbogen oder Karton wären zu hart als Zwischenlage und könnten
zu Teilbeschädigung der Druckform führen. Im weichen Kautsc'hulz würde sich die
Schattierung auffangen.
-
Der Zurichtebogen wird zunächst mit einer besonderen ZuriAtefarbe
überwalzt, die zähflüssigen Charakter hat, z. B. durch den Gehalt einiger Prozente
Chlorkautschuk. Dann wird ein Schmutzbogen darübergelegt und darüber nochmals das
Kunstkautschuktu:ch. Nunmehr wird der Zurichtebogendruck bei mittlerer Druckspannung
gemacht und, da die aufgewalzte Zuri.chtebogenfarbe einen schnell trocknenden Charakter
hat (innerhalb 2o Minuten), trocknen die druckstärksten Partien auf dem Zurichtebogen,
die durch den Schmutzbogen entklebt bzw. entfärbt wurden, ähnlich den Abdruckstellen
eines erstmalig benutzten Köhlepapieres, relativ schnell, im Gegensatz zu den anderen
mehr oder weniger unberührten, also mehr farbnassen Stellen. Der Zeitraum von 5
bis 7 Minuten ist ausreichend, um die betreffenden Stellen so trocken. zu haben,
daß dann die aufzuschüttenden Harzgriaßkörnchen dort nicht haften bleiben, wenn
eine leichte Schüttelbewegung mit .dem nunm@ebr verdickten Zurichtebogen vorgenommen
wird. Die hierfür verwendeten Körnchen werden zweckmäßig in der Größe von o,o7 mm
Durchmesser gemahlen und gesiebt, damit man mit -einer Zurichtung auskommt. Für
diese Ausführung ist es noch wichtig. etwas gummiartige Substanz, wie bereits erwähnt,
etwa 511/o Polyvinylchlorid, Chlorkautschuk usw., in der Farbe zu haben oder, beim
Gebrauch von Glycerinfarbe, Aldehydharz. Ähnlich wie Schmutz beim Zusammenkleben
von Materialien beeinträchtigend wirkt, so -verhält es sich mit dem Ruß in der
Farbe.
Deshalb kann beim Gebrauch einer Bußfarbe nicht das Höchstmaß des Festhaftens erwartet
«erden. Dagegen ist z. B. bei Verwenden. von Zurichtefarbe auf Firnisbasis eine
Farbe mit Bleiacetat oder, auf Glycerinbasis,.der Gehalt von Phenolharz und Gummiarabikum
(etwa. d.0/0) eine wesentliche Verbesserung. Im letzteren Fall müssen die aufzustreuenden
Körnchen entsprechend beschaffen sein, d. 1i. nicht mit dem üblichenHarz, wie z.
B. Kolophonium, Hartparaffin usw., gemischt. sondern mit spritlöslichein Schellack,.
Phenolharz, Aldehydharz usw. Damit wird zugleich das Mahlen und Sieben vereinfacht.
Auch klumpt solches Material weniger beimAufbewahren. ZwecksErhöhung der Elastizität
werden etwa 5 % geeigneter Faserstoff, wie . z. B. Mikroasbest, beim Zusammenschmelzen,
hinzugefügt. Zum Abschluß der harzkörnchenverdickten Zurichtebogenfläche wird durch
Aufspritzen von Butylacetat oder Sprit als Lösungsmittel, gemischt mit einer kleinen
Menge dazu passenden Weichmachers, wie Rizinusprodukt oder Glycerin usw., fixiert.
Die dadurch zustande kommende Oberflächenkratzfestmachung ist ja immer wichtig,
weil eben -beim Aufliegen der doppelten Körnchenlage (an ,den druckleichtesten Partien)
die Gefahr res Abbröckelns im Verlaufe größeren Auflagedruckes besteht. Bei der
abschließenden Preßzurichtung sind noch etwa 0,05 mm auszugleidhen. Die wirtschaftliche
Arbeitsweise ist wie folgt: Ein mittelweiches Papier, etwa o,i mm stark, wird mittels
Sprit oder anderem schnell verdunstendem -Material kellerfeucht gemacht und in einer
Gautschwanne so aufbewahrt. Durch diese Maßnahme wird eine für den Zurichtedruck
günstige Weichheit erzielt, ohne jedoch eine Verdrängung des Papiermaterials (im
maternartigen Sinne) -zuzulassen. Natürlich muß man auch hier wieder vor Ausführung
der Preßdrucke das etwa 0,3 mm starke Kunstkautschuktuch auflegen, damit
die gewünschte wesentliche Konturenverbreiterung zustande kommt. Nach etwa
30 kräftigen Preßdrucken, zweckmäßig .mit harter Unterlage, sind dann die
druckstärksten Partien dünn gepreßt, ähnlich dem Wasserzeichen durch den Egoutteur.
Es genügt lediglich, das noch vorhandene bißchen Sprit verdunsten zu lassen.
-
Im großen Rahmen aller Bestrebungen, den Buchdruck bezüglic'li Schnelligkeit
und Güte dem besten Offsetdruck ebenbürtig zu machen, ist noch wichtig, die Druckfarbe
weiter zu verbessern, damit sie auch bei relativ dünnem Aufwalzen farbkräftiger
wirkt. Grundsätzlich ist erkannt worden, daß die psychologische Farbwirkung, auch
bei trockenen oder geriebenen gemischten Farben gültig ist. Allerdings sind dabei
symbiontische Gesetze zu beachten, die von Fall zu Fall, also bei dieser Schwarz.-
und jener Buntfarbe, anders herausgearbeitet werden müssen, sei es in den :Mengenverhältnissen
oder in der Sortenzusammenstellung. Dann tritt an Stelle de': additiven die multiplizierende
optische Wirkung ein. Grundsätzlich sollen jeweils mindestens drei ähnliche Farbsorten
zusammengemischt werden. Handelt es sich z. B. um eine Schwarzfarbe, dann wird mit
der Zusammenstellung von 8 %; Ruß. 3010 #%langanoxyd und 2% Hefeschwärze die Farbintensität
um etwa 150/a gesteigert. Beim Beispiel des Bußfarbe ist weiter noch die größere
Schwarzausbildung des Rußes durch einen vorzunehmenden Oxydationspro.zeß vor Anreiben
der Farbe 1>eaclitlich. Der Ruß, mit etwa i % Nitrat versetzt, und mindestens i
Stunde lang kräftig gemengt und geschüttelt, ergibt dann noch eine weitere zusätzliche
Schwarzwirkung von etwa io%.