DE85390C

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Publication number: DE85390C
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KAISERLICHES

PATENTAMT.

Aus aromatischen Oxycarbonsäuren lassen sich durch Einwirkung von Ueberschwefelsäure in schwefelsaurer Lösung neue Beizenfarbstoffe darstellen, welche auf chromgebeizter Wolle sehr schöne kräftige gelbe Nuancen liefern, die sich zum Theil durch grofse Licht- und Walkechtheit auszeichnen.

Das Verfahren ist folgendes: Die in Farbstoffe überzuführenden Oxycarbonsäuren werden in Schwefelsäure gelöst und mit der zweifach molecularen Menge eines überschwefelsauren Salzes versetzt. Die Reaction tritt schon bei gewöhnlicher Temperatur ein; Erwärmen beschleunigt sie; die Schwefelsäure kann in den verschiedensten Concentrationen angewendet werden, ohne dafs das Resultat wesentlich geändert wird, und ebenso kann auch die Menge des betreffenden Persulfates geändert werden.

An Stelle der Einwirkung eines überschwefelsauren Salzes kann auch direct die oxydirende Wirkung des elektrischen Stromes benutzt werden; das Resultat ist derselbe gelbe Beizenfarbstoff.

Beispiel I.

Farbstoff aus symmetrischer m-Dioxybenzoesäure und Ammoniumpersulfat.

ι ο kg symmetrische m - Dioxybenzoesäure werden in 200 kg concentrirter Schwefelsäure in der Kälte gelöst und bei gewöhnlicher Temperatur langsam mit 15 kg Ammoniumpersulfat versetzt. Eine Temperatursteigerung über 50⁰ C. ist thunlichst zu vermeiden. Nach beendigtem Eintragen wird die Schmelze etwa 12 Stunden weiter gerührt; sie hat alsdann eine braungelbe Farbe angenommen. Durch Eingiefsen der Reactionsmasse in 1000 1 kaltes Wasser wird der Farbstoff in gelben Flocken abgeschieden, welche abfütrirt und gewaschen werden. Der Farbstoff kommt vortheilhaft in Teigform zur Verwendung. Er liefert auf chrom- und thonerdegebeizter Wolle sehr schöne, ergiebige und echte gelbe Töne; auch auf Baumwolle kann durch Thonerdebeize ein schönes Gelb erzielt werden.

■ Der Farbstoff bildet eine gelbe bis grünlichgelbe Paste, in trockenem Zustande ein grüngelbes Pulver. Aus Alkohol oder Eisessig kann er leicht krystallisirt werden. In reinem Zustande löst er sich in concentrirter Schwefelsäure mit rein gelber Farbe; seine Lösung in Natriumcarbonat ist erst gelb, dann grün, in Natronlauge gelbroth. In Wasser, selbst in kochendem, ist er kaum löslich.

,K^ Beispiel II.

Farbstoff aus symmetrischer m-Dioxybenzoesäure durch Einwirkung der oxydirenden Wirkungen des elektrischen

Stromes.

ι ο Theile symmetrische m-Dioxybenzoesäure werden in etwa 40 Theilen Schwefelsäure von 50⁰B. suspendirt und unter gutem Umrühren und Kühlen bei etwa 10 bis 20⁰ C der Einwirkung des elektrischen Stromes ausgesetzt. Die Schwefelsäure - Dioxybenzoesäuremischung, in welcher sich die Anode befindet, ist durch ein geeignetes Diaphragma von der Schwefelsäure, welche die Kathode aufnimmt, getrennt. Gute Resultate werden z. B. erhalten bei einer

Farbstoff aus	Aussehen de i Teigform	s Farbstoffes η Pulver	Löslichkeit kalt	in Wasser heifs	Lösung in concentrirter Schwefelsäure	Natrium carbonat	Natronlauge	Alkohol	Färbung auf chrom gebeizter Wolle
Salicylsäure (o-Oxybenzoesäure)	gelb	bräunlich gelb	unlöslich	etwas löslich	bräunlich gelb	schmutzig grünlich gelb	schmutzig bräunlich gelb	ziemlich leicht löslich, gelb	rein gelb
m-Oxybenzoesäure	. gelb bis bräunlich gelb	gelbbraun	dgl.	dgl.	röthlich gelb	röthlich gelb	bräunlich gelb	ziemlich leicht löslich, röthlich gelb	rein gelb
Sym. m-Dioxybenzoesäure	gelb bis grünlich gelb	grünlich gelb	dgl.	unlöslich	gelb	erst gelbe, dann grüne Lösung, bei grofsem Jeberschufs gelb mit brauner Fällung	gelbroth	ziemlich schwer mit gelber Farbe löslich	kräftiges röthliches Gelb
Sym. m-Dioxybenzoesäure- äthylester	dgl-	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.
Gallussäure	hell grünlich gelb	hell gelblich	dgl.	dgl.	gelb	erst blau bis blaugrün, im Ueberschufs grüne Fällung	grünlich gelb	schwer löslich	grünlich gelb
Gallussäureäthylester	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.
Tannin	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.	dgl.

Stromstärke von 20 Ampere und 8 Volt Spannung auf den qdm Anodenfläche. Die Concentration der Säure, die Stromstärke' und die Spannung können in weiten Grenzen variirt werden, ohne das Resultat qualitativ wesentlich zu ändern.

Die Einwirkung des Stromes wird unterbrochen, wenn keine unveränderte m-Dioxybenzoesäure mehr vorhanden ist. Durch Eingiefsen in Wasser und Abfiltriren wird der Farbstoff gewonnen, Er ist mit dem nach Beispiel I erhaltenen identisch.

Gallussäure, Tannin, Gallussäureäthylester, Gallaminsäure, Gallanilid, sym. m-Dioxybenzoesäureäthylester, symmetrisches m-Dioxybenzoesäuream'lid, Protocatechusäure, ß-Resorcylsäüre, o-, m- und p-Oxybenzoesäure, Kresotinsäure (Schmelzpunkt 172⁰C.) liefern, in analoger Weise nach Beispiel I oder II behandelt, ähnliche gelbe Beizenfarbstoffe, welche auch ähnliche Reactionen zeigen.

Der Farbstoff aus Gallussäure wird erhalten, indem in Beispiel I bezw. II die symmetrische m-Dioxybenzoesäure durch Gallussäure ersetzt wird. Der Farbstoff bildet eine grünlichgelbe Paste. Er löst sich in concentrirter Schwefelsäure mit gelber Farbe. Im Natriumcarbonat löst er sich erst mit schön blauer bis blaugrüner Farbe; bei Ueberschufs von Carbonat schlägt die Farbe in Grün um und es bildet sich ein grüner Niederschlag. Die Lösung in Natronlauge ist grünlichgelb. In Wasser, selbst in kochendem, ist er so gut wie unlöslich.

Auf chromgebeizter Wolle liefert er grünlichgelbe Nuancen.

Die Eigenschaften einiger der oben genannten Farbstoffe sind aus nebenstehender Tabelle, in welcher auch die schon genauer beschriebenen Farbstoffe aufgeführt sind, ersichtlich.

Claims

Pate nt-An Sprüche:

ι. Verfahren zur Darstellung gelber Beizenfarbstoffe aus aromatischen Oxycarbonsäuren, darin bestehend, dafs dieselben in schwefelsaurer Lösung mittels überschwefelsaurer Salze oder direct durch den elektrischen Strom oxydirt werden.
2. Als besondere Ausführungsform des durch Anspruch 1 geschützten Verfahrens die Einwirkung von überschwefelsauren Salzen oder des oxydirenden elektrischen Stromes auf symmetrische m - Dioxybenzoesäure, Gallussäure, Tannin, Gallussäureäthyl ester, symmetrischen m-Di oxy benzoesäuräthylester, o- und m-Oxybenzoesäure.