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Vorderkappen für Schuhwerk und Verfahren zu ihrer Herstellung Die
Erfindung bezieht sich auf Vorderkappen für Schuhwerk, insbesondere sog. Tauchkappen.
An derartige Vorderkappen wird eine Reihe von Anforderungen gestellt. Die in den
Schuh eingebauten Kappen sollen u. a. porös, wasserfest, steif, elastisch und widerstandsfähig
gegen die verschiedenen Beanspruchungen sein. Tauchkappen müssen außerdem nozh die
Fähigkeit haben, beim Eintauchen in geeignete Flüssigkeiten weich, schmiegsam und
anpassungsfähig zu werden und nach Einbau in den Schuh rasch den gewünschten steif-elastischen
Endzustand anzunehmen.
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Es sind bereits Vorderkappen bekannt, die aus Geweben bestehen, die
einseitig oder beidseitig mit Celluloid oder Kollodiumpaste bestrichen oder imprägniert
sind. Derartige Kappen haben den Nächteil, daß sie luftundurchlässig sind, daß der
Kappenstoff beim Zerschneiden zur Bildung von Fransen neigt und die Kappen leicht
in Brand geraten können. Weiterhin sind Vorderkappen bekannt, die aus Wollfilz bestehen,
äer mit Celluloid oder Kollodium getränkt ist. Dieser Kappenstoff ist zwar porös,
seine Porosität läßt aber bei Durchführung des Tauchvorgangs nach. Weitere Nachteile
bestehen darin, daß diese Kappen beim Tragen des Schuhwerks leicht brüchig werden
und daß sie infolge der Wollgrundlage verhältnismäßig teuer sind.
Gegenstand
vorliegender Erfindung sind Vorderkappen, welche die Nachteile der bekannten und
bisher gebräuchlichen Vorderkappen nicht aufweisen, allen an solche zu stellenden
Anforderungen gerecht werden und dabei sehr preiswert sind.
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Die Vorderkappen gemäß Erfindung bestehen aus Wirrfasern in Vliesform,
die mit Verklebungsmitteln, wie natürlichem Kautschuk, künstlichem Kautschuk, Kunstharzen,
imprägniert sind, wasserabstoßende Stoffe, wie Paraffin, Wachs u. dgl., und Versteifungsmittel,
wie Kollodium oder Celluloid, in gleichmäßiger Verteilung enthalten und noch andere
Stoffe, wie Füllstoffe, Veredlungsmittel u. dgl., enthalten können.
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Zur Herstellung von Vorderkappen gemäß Erfindung bzw. des zur Erzeugung
der Vorderkappen dienenden Stoffes kann man Faservliese verwenden, die aus den verschiedenartigsten
Fasern, wie pflanzlichen, tierischen, mineralischen, künstlichen Fasern, oder Fasergemischen
bestehen. Die Anwendung teurer Fasern, wie Wolle, ist nicht erforderlich. Es können
vielmehr billige Fasern, auch Abfallfasern, Verwendung finden.
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Zur Imprägnierung werden vorteilhaft wässerige Emulsionen von Kautschuk
und/oder Kunstharzen verwendet, die Zusatzstoffe, wie Vulkanisationsmittel, Vulkanisationsbeschleuniger,
Alterungsschutzmittel, Emulgatoren, Benetzungsmittel u. dgl., enthalten können.
Die Emulsionen können außerdem noch Füllstoffe enthalten, und zwar vorteilhaft sog.
aktive Stoffe, wie fein gemahlene Kieselkreide, feinverteiltes Tonerdegel u. dgl.
Derartige Füllstoffe können z. B. in Mengen bis zu etwa 40°/0, zweckmäßig etwa 2o
bis 30°/0, bezogen auf den Festgehalt der in der Emulsion vorhandenen Klebstoffe,
vorhanden sein.
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Nach Imprägnierung des Faservlieses mit Verklebungsmitteln der vorstehend
gekennzeichneten Art, Trocknung und gegebenenfalls Vulkanisierung werden die so
erhaltenen porösen Gebilde mit wasserabstoßend machenden Mitteln, z. B. durch Tränken
mit handelsüblichen Paraffin-Wachs-Emulsionen, unterworfen und hieran eine Behandlung
der Gebilde mit versteifend wirkenden Mitteln, wie Kollodiumlösungen oder Celluloidlösungen,
angeschlossen, worauf die Gebilde getrocknet werden. Die getrockneten Flächengebilde
können in üblicher Weise auf Tauchkappen in Flachform verarbeitet werden, die durch
Anfeuchten weich und biegsam gemacht und in diesem Zustand in üblicher Weise in
das Schuhwerk eingebaut werden können.
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Die Erfindung sei nachstehend an einem Beispiel erläutert.
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Ein Faservlies, das auf das Quadratmeter etwa
250 g eines Gemisches
von 7o Gewichtsteilen Jutefasern und 3o Gewichtsteilen Kunstseidefasern enthält,
wird zunächst einer oberflächlichen, vorteilhaft nur einseitigen Vorbehandlung mit
einer geringen Menge eines Verklebungsmittels, z. B. schaumförmiger Kautschukmilch,
unterworfen, wodurch die Fasern der Oberflächenschicht an ihren Berührungsstellen
miteinander unter Freilassung von Zwischenräumen verklebt werden und das Vlies eine
für die Weiterbehandlung günstige Festigkeit und Widerstandsfähigkeit erlangt. Das
so vorbehandelte und getrocknete Vlies wird nunmehr mit einer verklebend wirkenden
Imprägniermischung behandelt, die folgende Zusammensetzung haben kann
Gewichts- Gewichts- |
teile flüssig teile fest |
Kautschukmilch 6o °/o ig ...... 333 167 |
Netzmittel, wie Alkylbenzol- |
sulfonat und Äthansulfon- |
säureabkömmlinge in Salz- |
form .................... 25 |
Aluminiumsalze enthaltende |
Paraffinemulsion ......... 6 |
Schwefel (kolloidal) . . . . . . . . . . 3,3 |
Zinkoxyd (kolloidal) . .. . . . . . . 18 |
Beschleuniger . . . . . . . . . . . . . . . 1,5 |
Alterungsschutzmittel |
(Phenyl-ß-naphthylamin) ... I,8 |
Enthärtetes Wasser.......... 40 |
Die Imprägnierung wird vorteilhaft derart durchgeführt, daß das Faservlies durch
ein Walzenpaar geführt wird und die vorzugsweise schaumförmige Imprägnieremulsion
gleichmäßig in das Fasermaterial eingepreßt wird. Das imprägnierte Gebilde wird
zwecks Verfestigung der Imprägnierung getrocknet und hierbei zweckmäßig gleichzeitig
der Vulkanisation unterworfen.
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Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, nach Verfestigung der Imprägnierung
die Emulgatoren und Benetzungsmittel aus dem entstandenen porösen Gebilde zu entfernen.
Dies kann in einfachster Weise durch Auswaschen mit warmem Wasser von z. B. 6o bis
7o° C geschehen, wobei Wäschverluste eintreten, die z. B. 5 bis io % betragen
können.
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Die gewaschenen und getrockneten Gebilde werden nunmehr mit wasserabstoßenden
Mitteln, z. B. handelsüblichen Paraffin-Wachs-Emulsionen, z. B. einer 45°/oigen
Paraffin-Wachs-Emulsion, durchtränkt, wobei z. B. 5 bis 7;5°/o des wasserabstoßenden
Materials, bezogen auf das gewaschene und getrocknete Gebilde, gleichmäßig in dem
Gebilde verteilt werden. An die Behandlung mit wasserabstoßenden --Mitteln wird
vorteilhaft noch eine Nachbehandlung mit einer Fixierlösung, z. B. einer 13- bis
I4°/oigen Lösung von Aluminiumformiat ---Formaldehyd angeschlossen und getrocknet.
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Nunmehr werden die Gebilde mit versteifend wirkenden Mitteln, wie
Kollodiumlösungen oder Celluloidlösungen, behandelt. Diese Behandlung kann z. B,
so durchgeführt werden, daß die Gebilde in laufender Bahn senkrecht durch ein Paar
waagerecht liegender Walzen geführt werden, deren Abstand z. B. 1,6 mm beträgt.
Beim Durchgang des Flächengebildes durch das Walzenpaar wird die das Versteifungsmittel
enthaltende Lösung von beiden Seiten her in gleichmäßiger Verteilung zugeführt und
durch die Walzen in das poröse Gebilde eingepreßt. Zur Versteifung kann z. B. eine
Kollodiumlösung verwendet werden, die aus 2o Gewichtsteilen Filmabfällen, 8o Gewichtsteilen
Essigäther, 5 Gewichtsteilen Methanol und io Gewichtsteilen einer 6o°/@gen Paraffinemulsion
besteht.
Die Menge des in das Gebilde eingelagerten Versteifungsmittels
(fest) kann z. B. 22o bis 300 g je Quadratmeter des Gebildes betragen. Nach
Trocknung können die Gebilde in Stücke von gewünschter Größe zerschnitten und diese
in üblicher Weise auf Vorderkappen verarbeitet werden.
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Das mit Kautschuk imprägnierte Faservlies kann z. B. zu 6o0/0 aus
Fasermaterial und 40°/o aus Kautschuk bestehen. Das Gewicht von i qm kann z. B.
26o g betragen. Der daraus hergestellte Vorderkappenstoff kann z. B. ein Gewicht
von etwa 550 g je Quadratmeter aufweisen und etwa 140 g Faserstoffe, 8o g
Kautschuk, 40 g Füllstoffe und 250 g Versteifungsmaterial, bestehend aus
z. B. 200 g Kollodiumwolle und 5o g Füllstoffen, enthalten.
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Aus dem Kappenstoff können die Vorderkappen in Flachform durch Ausstanzen
gewonnen werden. Als Tauchflüssigkeit kann Essigäther, Aceton oder ein Gemisch von
Essigäther und Aceton mit einem geringen Zusatz von z. B. i bis 30/0 an Kollodiumwolle
Verwendung finden. Die Tauchzeit beträgt etwa 4 bis io Sek. Die Trocknungsdauer
der getauchten Kappe nach Einbau in den Schuh beträgt bei Raumtemperatur etwa 24
Min.
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Die Vorderkappen gemäß Erfindung erfüllen die eingangs erwähnten,
an Vorderkappen zu stellenden Anforderungen und zeichnen sich durch außerordentliche
Billigkeit aus. Ein besonderer Vorzug besteht u. a. darin, daß zu ihrer Herstellung
sehr billiges Fasermaterial Verwendung finden kann und trotzdem Produkte von einwandfreier
Beschaffenheit erhalten werden. Da das Material bei gleichem Stand dünner gehalten
werden kann als z. B. bei den bekannten, eingangs erwähnten Filzkappen, besitzen
die Vorderkappen gemäß Erfindung auch den Vorzug eines besseren Schärfens und leichteren
Zwickens. Gegenüber den eingangs erwähnten Gewebekappen, die infolge ihres beträchtlichen
Gehaltes an Kollodiumwolle nicht selten Veranlassung zu Bränden geben, besitzen
die Vorderkappen gemäß Erfindung den Vorzug, daß sie nicht feuergefährlich sind.