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Gerbverfahren zur Herstellung eines @Sämischleder-Ersatzes Eines der
ältesten Gerb.verfahren ist die Trangerbung; sie wird hauptsächlich benutzt zur
Herstellung von Sämischleder, von Leder für orthopädische Zwecke und Filtri-erleder.
Man unterscheidet das sogenannte Altsämischverfahren in reiner Trangerbung und das
Neusämischverfahren, bei welchem eine Vorgerbung mit Formaldehyd vorgenommen wird.
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Es ist bekannt, daß Leder in reiner Formaldehydgerbung leicht blößenartig
auftrocknen und in bezug auf Griff, Zügigkeit und Fülle einem sämisch gegerbten
nachstehen. Bekannte Verfahren zur Herstellung eines der Sämnischgerbun.g ähnlichen
Leders benutzen gewöhnlich ebenfalls eine Formaldehydvorgerbung in Verbindung mit
einer Nachgerbung mit Alaun oder Chromsalzen in Gegenwart oder Abwesenheit ionogener
Netzmittel mit mehr oder weniger ausgeprägter Beständigkeit gegen mehrwertige Kationen.
Neben der umständlichen Handhabung dieser unter erheblichem Materialverbrauch durchgeführten
Verfahren können die danach hergestelltem Leder nicht als vollwertiger Ersatz
für
Sämischleder bezeichnet «-erden, da entweder die Saugfähigkeit geringer als bei
jenen ist oder da sich das Leder nach längerem Gebrauch verändert, hart wird und
einen zu hohen llineralstofgehalt u. dgl. hat.
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Ein anderes bekanntes Verfahren beschränkt sich auf eine Formaldehydgerbung,
wobei die während der Gerbung erforderliche alkalische Reaktion durch Zusatz von
Alkalicarbonaten oder llagnesiumliydroxyd erzielt wird. Das erhaltene Leder soll
gute Eigenschaften auf-«-eisen, ohne daß diese näher angegeben werden. Schließlich
sind noch Verfahren zur Herstellung von reißfestem Leder bekanntgeworden, bei denen
eine Behandlung der Blöße mit löslichen 'Iagnesiumsalzen, gegebenenfalls neben unlöslichem
1Magnesiumcarbonat in konzentrierter Flotte (Wassermenge etwa aoolo vom Blößengewicht),
auch unter Zusatz anderer Gerbstoffe, vorgeschrieben wird. Ein saugfähiges und als
Sämischleder-Ersatz geeignetes Leder Mäht sich nach dem geschilderten Verfahren
nicht herstellen.
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Es wurde nun gefunden, daß die Gerbung mit Formaldelivd in neutraler
Lösung in Gegenwart von unlöslichem 1,lagnesiumcarbonat und bei einer Flottenlänge
von etwa -ooo/o zu einem ausgezeichneten Leder führt, das dem in Sämischgerbung
hergestellten von allen bisher bekanntgewordenen Ersatzgerbungen am nächsten kommt.
Es hat in hohem Maße Griff, Fülle. Zügigkeit und Saugfähigkeit. Es ist überraschend,
daß das unlösliche Uagnesiumcarbonat dabei von der Haut völlig aufgenommen wird,
ahne daß lösliche Salze oder dispergierende Stoffe zugegen sind. Die Gerbung verläuft
ohne Zusatz von Alkali bei praktisch neutraler Reaktion (PH etwa 7.5). Es steht
mit allen bisherigen Erfahrungen bei der Formaldehydgerbung in Widerspruch, daß
man derart eine Ausgerbung erreichen kann. Normalerweise ist ein pH-Wert über 8
zur Beendigung der Gerbung notwendig. Das nach dem vorliegenden Verfahren hergestellte
Leder ist gegenüber einem in Gegenwart des alkalisch reagierenden llagnesiumhydro--"yds
(pH der Gerbflotte etwa 9) gewonnenen Formaldehydleder wesentlich voller
und zügiger, trocknet weicher auf und läßt sich daher leichter zurichten. Es ist
unbegrenzt waschbar und läßt sich für alle die Zwecke benutzen, für welche Sämischleder
verwendet wird. Es ist ferner gegen Temperaturschwankungen wie gegen höhere Temperaturen
unempfindlich, verändert sich auch beim Gebrauch nicht; praktisch von grober Bedeutung
ist neben dem geringen Materialverbrauch die hohe Weichheit. die eine Fettung oft
überflüssig macht.
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Das Verfahren wird in der Weise ausgeführt. daß die entkälkte und
gebeizte Blöße mit einer Mischung von llagnesiumcarl)oiiat und ForrnaIdehyd bei
den üblichen Flottenverhältnissen behandelt wird, wobei man die Gesamtmenge des
Gerbgemisches im Verlauf von etwa i Stunde zugibt. Die 'Menge Uagnesiumcarbonat
richtet sich nach dein gewünschten Zweck; bei steigenden Mengen wird die Weichheit
des Leders erhöht. Beispiel i ioo kg entkälkte tnid gebeizte Rehblößen @cerden mit
i.5 kg Formaldehyd 3oo@'oig und lcg llagnesiumcarbonat gegerbt, wobei die Gesamtmenge
beider Stoffe innerhalb von i Stunde zugefügt wird. Die Gerbung ist nach weiteren
2 Stunden beendet. Anschließend wird mit einer io/oigen Ammonsulfatlösung gespült.
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Beispiel ioo lzg entkälkte, gebeizte und entfettete Schafblößen werden
mit 2,5 kg Trioxvmethylen und 2,51:g llagnes.iumcarbonat innerhalb von 4 Stunden
gegerbt und. wie im Beispiel i angegeben, mit Ammonsulfatlösung gespült. Das erhaltene
Leder ist sehr voll und mild und kann ohne Fettung als Filtrierleder Verwendung
finden.