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Verfahren zum Herstellen von Kunstleder Es ist bekannt, zum Herstellen
von Kunstleder ein Faserfließ zu verwenden und dieses mit Kautschukmilch zu tränken.
Es entsteht hierbei jedoch kein lederähnliches Erzeugnis, weil sowohl die beim Naturleder
glatte oder gemusterte Narbenoberfläche als auch die faserige Fleischoberfläche
des Leders durch ein und dieselbe feste und etwas unebene Kautschukoberfläche ersetzt
wird.
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Es ist auch bekannt, Textilstoffe, Vliese, Teppiche und ähnliche Stoffbahnen
dadurch mit Latexkautschukmilch zu imprägnieren oder zu belegen, daß die Stoffbahn
zwischen Walzen geführt wird und daß in den Spalt zwischen der bewegten Fläche und
der Stoffbahn Latex eingeführt wird, nachdem die Walzen zuvor mit einem Koagulierungsmittel
benetzt worden sind. Bei diesem Verfahren wird die Kautschukmilch in noch flüssigem
Zustand eingeführt und dafür gesorgt, daß die Kautschukmilch den Faserstoff durchdringt.
Beim Aufbringen der Kautschukmilchschicht auf nur einer Seite wird durch das Koagulierungsmittel
auf der Gegenwalze verhindert, daß die Kautschukmilch durch das Gewebe hindurchschlägt.
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Zweck der Erfindung ist, aus einem Faserfließ und Latex ein Erzeugnis
herzustellen, das dem Leder ähnlicher ist als die durch die bisher bekannten Verfahren
hergestellten Erzeugnisse. Zu diesem Zweck geht man in der Weise vor, daß zunächst
die Kautschukmilchschicht auf dem mit einem Koagulanten benetzten Träger ausgebreitet
und die Watteplatte erst dann aufgebracht und gepreßt wird, wenn die Kautschukmilchschicht
bereits weitgehend koaguliert ist, so daß die äußersten Faserspitzen an der vom
Träger abgewendeten Seite mit Kautschukmilch nur eben noch benetzt werden.
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Es soll also die bereits weitgehend koagulierte Kautschukmilchschicht,
wenn die Watteplatte aufgepreßt wird, in einem nicht mehr fließfähigen Zustand sein.
Das Koagulieren der Kautschukmilchschicht erfolgt dadurch, daß der Koagulant von
der Oberfläche des Trägers aus in die Latexschicht hineindiffundiert, wodurch zunächst
die der Trägeroberfläche am nächsten liegenden Teile in den Gelzustand übergeführt
werden, während die vom Träger entferntesten Teile der Latexschicht weniger schnell
koagulieren und sich somit noch beim Aufpressen der Watteplatte im Solzustand befinden
können. Die Zeitdauer zwischen dem Zusammenbringen der Kautschukmilch mit dem Koagulanten
und dem Einpressen der Watteplatte hängt von der Menge und Wirksamkeit des Koagulanten,
seiner Diffusionsgeschwindigkeit in der Kautchukmilch, der Stärke der Kautschukmilchschicht,
ihrem Gehalt an Stabilisierungsmitteln und von anderen Faktoren ab. Verwendet man
z. B. als Koagulanten eine Lösung eines Salzes einer zweiwertigen Base, z. B. Kalciumchlorid,
und wird die Kautschukmilchschicht dadurch hergestellt, daß die Platte zunächst
mit dieser Lösung bestrichen und dann in eine Latexmischung,
deren
Kautschukgehalt 401,7.- beträgt, eingetauscht wird, und ist die Temperatur ungefähr
200, so ist z.13. eine Dauer von etwa io Sek. vor Einpressen der Watteplatte passend.
Während dieser Zeitdauer ist die Latexschicht teilweise koaguliert. Die äußersten
Schichten des Latexes befinden sich dann noch im Solzustand und vermögen in die
Watteplatte hineinzudringen, während die dem Träger am nächsten liegenden Teile
schon koaguliert sind.
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Hierdurch wird erreicht, daß nicht nur, wie schon bekannt, der Gehalt
an Kautschuk im Verhältnis zu dem Gehalt an Fasern von der Seite, die während der
Herstellung an dem Träger anlag, bis zu der Seite, die vom Träger abgewendet war,
sich allmählich verringert, sondern an der Rückenseite des Kunstleders sogar eine
gewisse Porigkeit verbleibt.
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Eine Ausführungsform des Verfahrens wird unter Hinweis auf die Zeichnung
beschrieben, die in Bild i schematisch und in stark vergrößertem Maßstab einen Querschnitt
durch die verschiedenen Schichten zeigt, aus welchen das Kunstleder hergestellt
wird. In Bild 2 ist die Arbeitsweise bei ununterbrochener Durchführung des Verfahrens
mittels Walzen schematisch dargestellt.
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Der Träger i mit dem gewünschten Muster entweder an der einen oder
an beiden Seiten wird in eine Lösung eines Koagulierungsmittels für Kautschukmilch
und dann in Kautschukmilch getaucht. Bevor der auf dem Träger abgesetzte Kautschuk
2 vollständig erstarrt ist,'
wird die Kautschukoberfläche mit einem Filz aus
gekämmten Fasern oder Watte bedeckt. `'Denn der Träger an beiden Seiten gemustert
ist, können zu gleicher Zeit zwei Kunstlederplatten hergestellt werden, indem auf
beiden Seiten je eine Watteplatte angebracht wird. Die Platte wird dann einem Druck
ausgesetzt, indem sie in eine Presse gelegt wird oder zwischen Walzen, gegebenenfalls
zusammen mit Deckplatten, zur Deckung der Filzoberfläche geht. Die durch Koagulation
der Kautschukmilch gebildete Schicht 2 und die Filzschicht 3 sind teils einander,
teils der Dickigkeit des Kautschuks im Pressungsaugenblick und dem Preßdruck derart
angepaßt, daß die Filzschicht nicht in ihrer ganzen Dicke gleichmäßig durchimprägniert
werden kann, sondern auf der von dem Träger i abgekehrten Seite porös und im ,wesentlichen
ungetränkt verbleibt.
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Die Kautschukmilch enthält übliche Vulkanisier- und Füllmittel; die
gebildete Kunstlederplatte kann entweder von dem Träger i vor oder nach der ly"ullzanisierung
entfernt werden, die in einer üblichen Vulkanisierpresse oder Heißluftkammer ausgeführt
werden kann. Wenn das Kunstleder von dem Träger i in unvullkanisiertem Zustand entfernt
wird, kann es in dieser Form zum Herstellen von Kautschukgegenständen, z. B. Kautschukschuhwerk,
benutzt werden und dabei, wie an sich bekannt, gegebenenfalls mit anderen Kautschukzuschnitten
zusammengesetzt und erst nachher vulkanisiert werden.
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Das unvulkanisierte Kunstleder kann nach Entfernung von dem Träger
i einer weichmachenden mechanischen Bearbeitung ähnlich wie Stollung von Leder unterworfen
werden, wodurch es in seinen Eigenschaften in noch höherem Maße Tierhaut ähnlich
wird. Das Kunstleder kann ebenfalls anderen Nachbehandlungen zu gleichem Zwecke
unterworfen werden, z. B. einem Aufkratzen der Filzseite o. dgl. Diese im Anspruch
3 behandelte Maßnahme gehört nur in Verbindung mit denjenigen nach Anspruch i zur
geschützten Erfindung.
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Wenn eine sehr dünne Kautschukschicht verwendet wird, vermag diese
auch nicht vollständig die dem Kautschuk zunächst liegende Faserschicht auszufüllen,
und man kann auf diese Weise erreichen, daß auch die Kautschukschicht eine gewisse
Porosität annimmt.
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Die beschriebene Ausführungsform des Verfahrens kann dadurch verändert
werden, daß, bevor der Träger in Koagulierungsmittel und Kautschukdispersion getaucht
wird, ihm eine Kautschukschicht durch Eintauchen in eine übliche Kautschuklösung
erteilt wird. Das Aufbringen der Kautschukschicht kann auch in anderer an sich bekannter
Weise geschehen, z. B. durch Aufspritzen, Aufstreichen oder Auswalzen. Auch diese
im Anspruch 2 behandelte Maßnahme gehört nur in Verbindung mit denjenigen nach Anspruch
i zur geschützten Erfindung. Das ganze Verfahren kann gegebenenfalls ununterbrochen
auf der Oberfläche von Walzen oder von über solche laufenden Bändern ausgeführt
werden, wie dies in Bild 2 veranschaulicht ist. In diesem sind a zwei Walzen, die
sich in der durch Pfeile angedeuteten Richtung drehen, h ist ein Behälter für Koaguliermittel,
c Latex und d eine Stoffbahn.
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Man geht hier im Gegensatz zu den früher beschriebenen Verfahren in
der Weise vor, daß man das Latex unmittelbar auf der mit einem Koagulanten benetzten
Walzenoberfläche ausbreitet und erst dann die Stoffbahn mit schon weitgehend koagulierten
Latex in dem Spalt zwischen den beiden `Falzen a in Berührung bringt. Die Umlaufzeit
der Walze i muß dabei so eingestellt werden, daß zwischen dem Auftragen der Latexschicht
und dem Auftragen der Stoffbahn eine genügende Zeit vergeht, so daß die Latexschicht
bereits weitgehend in nicht mehr fließfähigem Zustand übergegangen sein kann, bevor
sie mit der Stoffbahn in Berührung kommt.
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Wenn das Kunstleder in vulkanisiertem oder unv ulkanisiertem Zustand
von dem Träger entfernt wird, folgt die von der Kautschuk-
Lösung
gebildete Kautschukhaut mit und trägt einen genaueren und klareren Abdruck des auf
dem Träger befindlichen Musters, als ohne Anwendung einer solchen Lösung erzielt
werden könnte. Außerdem schützt die Kautschukhaut die Oberfläche gegen schädlichen
Einfluß des in der Dispersion enthaltenen Wassers oder der gegebenenfalls angewendeten
Koagulierungsmittel.
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Das Kunstleder kann in Form von Bahnei' oder Platten hergestellt werden,
die zur Verwendung später in Stücke ausgeschnitten werden oder in Form von Formstücken,
die zu dem einen oder dem anderen bestimmten Zweck, z. B. als Schuhwerksoberteile,
anwendbar sind.