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Verfahren zum Erzeugen echter Färbungen auf tierischen Fasern oder
tierische Fasern enthaltenden Fasermischungen . Es wurde gefunden, daß man tierische
Fasern oder tierische Fasern enthaltende Fasermischungen in sehr echten Tönen färben
kann, wenn man von Sulfonsäuregruppen freie, säurelösliche, kupplungsfähige Verbindungen,
die Verwandtschaft zur Faser besitzen, in saurem Bad auf die Faser aufbringt und
auf die so behandelte Faser Lösungen von Diazoverbindungen ringförmiger Aminoverbindungen
einwirken läßt.
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Für dieses Verfahren geeignete Verbindungen sind beispielsweise höhermolekulare,
Oxy-oder Aminogruppenenthaltende Azaverbindungen sowie Azagruppen enthaltende Amide
von o-Oxvcarbonsäuren oder Ketocarbonsäuren, soweit diese Verbindungen säurelöslich
und kupplungsfähig sind und eine gewisse Verwandtschaft zur Faser besitzen. Derartige
Verbindungen sind beispielsweise in den Patentschriften 635 78a, 640 735 und 647
56v beschrieben.
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Die Färbungen erzeugt man in der Weise, daß man zunächst die Faserstoffe
in saurem Bad, dessen Säuregehalt je nach der Art der benutzten Verbindung verschieden
und häufig recht gering sein kann, mit einer Verbindung der im vorstehenden Absatz
erwähnten Art und darauf mit einem zweiten Bad behandelt, das die Diazoverbindung
enthält. Auch hier wählt man zweckmäßig Verbindungen, die keine wasserlöslichmachenden
Gruppen enthalten. In vielen Fällen ist es günstig, die Behandlung der Fasern in
Gegenwart der ülAichen Färbereihilfsmittel vorzunehmen, also etwa unter Mitbenutzung
von netzend und/oder verteilend wirkenden Mitteln. Es gelingt auf diese Weise, auch
verhältnismäßig schwer säurelösliche Verbindungen der obenerwähnten Art für das
Verfahren heranzuziehen weil man so einen etwa faserschädigenden Gberschuß an Säure
vermeiden kann.
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Die Färbungen und Drucke, wie man sie nach der vorliegenden Erfindung
z. B. auf Wolle oder Seide oder diese Fasern enthaltenden Fasermischungen erhalten
kann, zeichnen sich vor allem durch sehr gute Naß,echtheiten aus. Durch geeignete
Wahl der Ausgangsstoffe hat man es in der. Hand, die verschiedenartigsten Farbtöne
zu erzielen. Die Färbungen sind gut bis sehr gut licht- und wetterecht und zeichnen
sich häufig auch durch eine besonders gute Reibechtheit aus.
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Man hat zwar schon Färbungen auf Faserstoffen in der Weise erzeugt,
daB man die Fasern mit kupplungsfähigen Verbindungen behandelt und anschließend
die Färbungen
durch Einwirkung aromatischer Diazoverbin- |
dungen entwickelt hat. Die bisher hierfür |
benutzten kupplungsfähigen Verbindungen |
waren jedoch entweder säureunlöslich tf#'. |
mußten daher aus alkalischem Bad auf ` 'r |
Fasern aufgebracht «-erden oder sie enthief @' |
Sulfonsäurehruppen, wodurch die erhalten ' |
Färbungen geringe Naßechtheiten besaßen. Bei den bekannten Verfahren war es also
nicht möglich, alkaliempfindliche Faserstoffe echt zu färben. Das neue Verfahren
gestattet dagegen, nicht nur alkaliempündliche Fasern allein, sondern insbesondere
auch Mischgewebe, d.-*e neben alkaliunempfindlichen noch alkaliempfindliche Fasern
enthalten, in vorzüglicher Weise zu färben, wobei sich die erhaltenen Färbungen
neben guter Allgemeinechtheit vor allem durch hervorragende Gleichmäßigkeit auszeichnen.
Außerdem bietet es den weiteren Vorteil, daß die Färbung gleichzeitig mit dem etwa
gewünschten Aufbringen eines nur in saurem, Bad verwendbare n Farbstoffs oder Faserveredlungsstolis
vorgenommen werden kann.
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Beispiel i Man behandelt 5o g eines Mischgewebes aus Wolle und Kunstseide
in einem Bad, das im Liter 5- 9-Methylamino-4-azaphenanthren (vgl.
Patentschrift 640 735) und i o ccm 8 8 5prozentige Ameisensäure enthält,
etwa 1'. Stunde lang bei 5o-. Das so behandelte Gewebe bringt man dann in ein Bad,
das im Liter 2,- der Diazoverbindung von 4-Chlor-3-aminobenzotrifluorid enthält,
und entwikkelt etwa 1/2 Stunde lang bei 25'. Nach dem Abschleudern spült man das
Gewebe mit kaltem Wasser und stellt die Färbung in der üblichen Weise fertig. Man
erhält eine klare, scharlachrote Färbung von vorzüglicher Echtheit, insbesondere
guter Gleichmäßigkeit und guter Wasch- und Reibechtheit.
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Verwendet man an Stelle von 9-Methylaluino - 4 - azaphenanthren 9
- Dimethylamino-4 azaphenanthren (vgl. a. a. O.) und als Diazovcrbindung dianotiertes
i-Amino-4-nitrobenzol, so erhält man violette. Färbungen.
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In entsprechender Weise kann man auch auf Mischgeweben aus Baumwolle
und Wolle oder Geweben aus einheitlichen tierischen Fasern echte Färbungen erzeugen.
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Beispiel 2 Man behandelt 5o g eines Mischgewebes aus Baumwolle und
Wolle in -einem Bad, das im Liter 4. g 9-Acetoacetylamino-4-azapheilantliren (vgl.
Patentschrift 635 782) und io ccm ioprozentige Schwefelsäure enthält, 1/2 Stunde
lang bei 5o'. Das so behandelte Gewebe bringt man dann in ein Bad, das im Liter
2 g dianotiertes i-Methyl-2-amino-4-clilorbenzol
enthält, und entwickelt bei 2o- 1/2 Stunde lang. |
Nach dem Spülen behandelt man das Ge- |
".@febe 1/ , Stunde lang in der Siedehitze mit |
Illem Bad, das 2 g eines nichtalkalischen |
SW;schmittels und o,25 g Natriumliydrosullit |
;;@.'t Liter enthält. Man erhält eine schöne, |
-gelbe Färbung, die sich vor allem durch |
hervorragende Wasch-, Reib-, Licht- und Wetterechtheit .auszeichnet. Durch Änderung
der Bedingungen beim Grundieren oder Entwickeln hat man es in der Hand, z. B. bei
Mischgeweben eine mehr oder minder starke Färbung der Wolle im Vergleich zur anderen
Faser zu erreichen. Man kann z. B. die Temperatur eines Bades oder die Säuremenge
im Grundierbad erhöhen. -An Stelle von Acetoacetyl-9-amino-4-azaphenanthren kann
man auch Oxycarboilsänreamide von Azaverbindungen verwenden. Beim Entwickeln mit
Diazoverbindungen erhält man so Färbungen der verschiedensten Farbtöne. Beispiel
3 Man behandelt 5o g eines Gewebes aus Baumwolle und/oder `'Volle und""oder Kunstseide
in einem Bad, das im Liter 4 g Aminooxy-4-azaplienanthren (erhalten durch Behandeln
von i, 3-Dioxy-.4-azaphenanthreii mit wäßrigem Ammoniak unter Druck) und i o ccin
85prozentige Ameisensäure enthält, 1/2 Stunde lang bei 5o', bringt dann das so behandelte
Gewebe in ein zweites Bad, das im Liter 2 g dianotiertes i-Amino-3-metliyl-4-cyan-6-chlorbenzol
enthält, und entwickelt 1/2 Stunde lang bei 3o-. Nach dein Abschleudern spült man
das Gewebe mit kaltem Wasser und stellt die Färbung in der üblichen Weise fertig.
Sie ist goldgelb und sehr wasch-, reib- und lichtecht.
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Benutzt man an - Stelle der in den Beispielen i bis 3 angeführten
Diazoverbindungen andere Diazoverbindungen, so erhält man Färbungen der verschiedensten
Farbtöne. Beispielsweise seien hierfür i-Amino-2, 5-dichlorbenzol, i Aniino-2-methoxy-5-benzylsulfonbellzol,
3-Amino-4-inethoxyi-äthylsulfonbenzol, i-Nitro - 2 -aminobenzol, i-Methyl - 2 -
amino - 5 - ch'orbenzol, i-Methyl-2-amifio-5-nitrobenzol, i-Amino-3-clilorl:enzol,
2 - Aminodiphenylsulfon, 1- Methyl - 3 - nitro-4-aminobenzol, i-Trifluortnethyl-3-aminophenyl
- 4. - äthylsulfon, i-Amino -2- trifltiormethyl-4 - chlorbenzol, 4 - Amino-4'-methoxy
dipheiiylamin, 4 - Aminodiphenylamin, i - Me thoxy-2 - amino - 5 - nitrobenzol,
i-Metho xy - 3 -nitro-4 - aminobenzol, i - Amino - 4 - benzoylamino-2, 5-dimethoxybenzol,
3-Methoxy - 4. - aminodiplienylamin, 4., 4'-Diamino-3, 3'-dimetiioxydiphenyl, i-Amino-4-benzoylamino-2.5-diäthoxybenzol
und i-Methyl-3-amino-4-metlioxy-6-lienzoylaminobenzol genannt.
Beispiel
¢ . -Man behandelt 5o- eines Mischgewebes aus -75% Wolle und 250/'o Zelhvolle in
einem Bad, das im Liter 6 g 2', 3'-Oxynaphthoyl-2-aminopyridin (erhältlich aus 2-Acetoxynaphthalin-3-carbonsäurechlorid
und 2-Aminopyridin in Gegenwart von Pyridin und Abspaltung der Acetylgruppe in.
bekannter Weise; farblose, in verdünnter Säure und verdünnten alkalischen Flüssigkeiten
lösliche Kristalle) und i 5o ccm i oprozentige Schwefelsäure enthält, 1/2 Stunde
lang bei 5o°. Das so behandelte Gewebe bringt man dann in ein Bad, das die Diazoverbindung
von 3 g 4, 4'-Dichlor-2-aminodiphenyläther im Liter enthält, entwickelt bei 4o bis
50° 3o Minuten lang, spült das Gewebe und behandelt @es 1/ 2 Stunde lang in der
Siedehitze mit einem Bad, das 2 g eines nichtalkalischen Waschmittels im Liter gelöst
enthält. Man erhält eine kräftige, rote Färbung von guten Echtheitseigenschaften.
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Beispiel s Man behandelt 5o- eines Mischgewebes aus 75 0'o Wolle und
25% Zellwolle in einem Bad, das im Liter 6 g i-Chinolyl-3-methylpyrazolon (erhalten
durch -Umsetzen von Acetessigester mit 8-Hydrazinochinolin (erhältlich aus 8-Aminocliinolin
durch Diazotieren und Reduzieren; gelbrotes Öl, das unter 2 mm Druck bei 230- übergeht
und zu einer gelbroten Kristallmasse erstarrt und in verdünnter Säure wie in verdünnten
alkalischen Flüssigkeiten löslich ist) und 24 ccm 3oprozentige Essigsäure enthält,
1/2 Stunde lang bei 5o'. Das so behandelte Gewebe bringt man in ein Bad, das im
Liter die Diazoverbindung von 3 g i-Methyl-2-.amino-4-chlorbenzol enthält, entwickelt
3o Minuten lang bei 2o bis 3o° und behandelt das Gewebe 1,/2 Stunde lang in der
Siedehitze mit einem Bad, das im Liter 2 g eines nichtalkalischen Waschmittels enthält.
Man erhält eine kräftige, rotstichiggelbe Färbung, bei der Wolle und Zellwolle gleichmäßig
gedeckt sind.