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Verfahren zur Erzeugung von wasserunlöslichen Azofarbstoffen auf pflanzlichen
Fasern Die Erzeugung von wasserunlöslichen Azofarbstoffen auf pflanzlichen Fasern
ist seit langem bekannt und stellt bei kontinuierlichen Arbeitsmethoden eine sehr
wirtschaftliche Färbeweise dar, die vor allem dort ausgeübt wird, wo Färbungen von
sehr hoher Licht-, Wasch- und Chlorechtheit verlangt werden. Die hierbei angewandte
zweibadige Arbeitsweise, Aufbringen der Azokomponente auf das Färbegut und Entwicklung
des Farbstoffes durch anschließende Kupplung mit einer Diazolösung, wird jedoch
vielfach als Nachteil empfunden, insbesondere dann, wenn aus langen Flotten gefärbt
werden muß, wie dies vor allem bei losem Material, Garn oder Stückware der Fall
ist.
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Aus der USA.-Patentschrift 2 078 388 ist bekannt, daß auf Textilmaterial
aus pflanzlichen Fasern wasserunlösliche Azofarbstoffe hergestellt werden können,
wenn man dieses Textilmaterial mit einer Azokomponente der Eisfarbenreihe und einer
Diazoaminoverbindung der allgemeinen Formel
worin R, Wasserstoff, eine Alkyl-, Oxalkyl- oder Oxarylgruppe und R2 eine Oxalkyl-
oder Oxarylgruppe bedeutet, behandelt und den Farbstoff durch saures Dämpfen entwickelt.
Dieses Verfahren ist besonders für das Bedrucken von pflanzlichen Fasern geeignet,
doch wird in der Patentschrift auch auf die Möglichkeit hingewiesen, pflanzliche
Fasern mit derartigen Diazoaminoverbindungen in kontinuierlicher Weise zu färben,
wobei die Stückware in kurzen Flotten, beispielsweise auf dem Foulard, mit einer
Mischung aus einer Azokomponente und einer Diazoaminoverbindung geklotzt und der
Farbstoff dann in geeigneter Weise entwickelt wird.
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Sowohl beim Bedrucken als auch beim Färben in kurzen Flotten werden
die Farbstoffkomponenten in hoher Konzentration auf das Färbegut aufgebracht. .Beim
anschließenden Trocknen des Färbegutes wird dabei so viel von den Farbstoffkomponenten
auf dem Färbegut fixiert, wie in den angewandten Druckpasten bzw. Klotzlösungen
enthalten ist. Die Farbstoffkomponenten benötigen also keine Substantivität zum
Färbegut.
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Beim Färben in langen Flottenverhältnissen ist dagegen ein Ziehvermögen
der Farbstoffkomponenten erforderlich. Bei dieser Färbeweise arbeitet man mit verdünnteren
Lösungen, so daß das Färbegut der Flotte weitaus größere Mengen an Farbstoffkomponenten
entnehmen muß, als der Konzentration der Flotte entspricht, wenn man volle Färbungen
von guter Reibechtheit in wirtschaftlich tragbarer Arbeitsweise erhalten will..
Bisher war man der Ansicht, daß Diazoaminoverbindungen ohne löslich machende Gruppen
keine Substantivität zu pflanzlichen Fasern besitzen. Man bedient sich ihrer wohl
beim Färben von Mischfasern aus Polyamidfasern und Baumwolle oder Zellwolle. Bei
diesem Verfahren zeigen die Diazoaminoverbindungen fast nur Affinität zur Polyamidfaser,
während die pflanzliche Faser praktisch ungefärbt bleibt und zur Erzielung einer
gleichmäßigen Färbung eine Nachbehandlung mit einer Diazolösung erfordert.
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Es wurde nun gefunden, daß man in vorteilhafter Weise wasserunlösliche
Azofarbstoffe auf pflanzlichen Fasern erzeugen kann, wenn man diese Fasern in langen
Flottenverhältnissen in einem Bade behandelt, das eine Azokomponente und eine Diazo-
oder Tetrazoaminover-Bindung ohne löslich machende Gruppen enthält, anschließend
den Azofarbstoff durch Behandeln in einem sauren Bade entwickelt und die Färbung
in der üblichen Weise fertigstellt.
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Die Durchführung des Verfahrens erfolgt zweckmäßig in der Weise, daß
man die Azokomponente und die Diazo- bzw. Tetrazoaminoverbindung in der üblichen.
Weise gemeinsam oder nacheinander löst und in ein Bad einrührt, das ein Schutzkolloid,
Alkali, beispielsweise Natriumhydroxyd oder Natriumcarbonat, und ein neu;
trales
Salz, z. B. Natriiznmchlörid öder Natriumsulfat, enthält. Die Behandlung des Färbegutes
in diesem Bade erfolgt in einem von der Warenmenge und dem Färbeapparat abhängigen
Flottenverhältnis bei Temperaturen zwischen 30 und 60° C, vorteilhaft zwischen 40
und 45° C. Die Entwicklung des Farbstoffs kann in bekannter Weise durch Zugabe sauer
reagierender Verbindungen, wie z. B. Essigsäure, Schwefelsäure, Ameisensäure, Oxalsäure
oder Mononatriumphosphat, zum Färbebad oder durch Behandlung mit diesen Verbindungen
in einem zweiten Bade erfolgen.
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Die zweite Arbeitsweise ist besonders dann vorteilhaft, wenn als Azokomponenten
Verbindungen mit geringer Substantivität Verwendung finden. Die Entwicklung kann
an der unteren Grenze des für die Grundierung angegebenen Temperaturbereichs, also
bei etwa 30° C, erfolgen. Zur Erhöhung der Farbstoffausbeute ist jedoch eine Entwicklung
bei höheren Temperaturen günstiger. Besonders vorteilhaft ist es, die Entwicklung
bei etwa 40 bis 45° C zu beginnen und bei etwa 70 bis 75° C fortzusetzen.
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Als Diazo- bzw. Tetrazoaminoverbindungen kommen bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren solche Verbindungen in Betracht, die durch Umsetzung von diazotierten
bzw. tetrazotierten aromatischen Aminen mit sekundären aliphatischen, alicyclischen
oder heterocyclischen Aminen, die frei von Sulfonsäure- oder Carbonsäuregruppen
sind, erhalten werden. Als geeignete Amine seien beispielsweise genannt:- Diäthylamin,
Methylätlianolamin, Diäthanolamin, Dicyclohexylamin und Pyrrolidin.
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Azokomponenten, die bei dem neuen Verfahren zur Anwendung gelangen,
sind z. B. Arylamide der 2,3-Oxynaphthoesäure, der 2-Oxyanthracen-3-carbonsäure
und der 5-Oxy-1,2,1',2'-benzocarbazol-4'-carbonsäure, ferner Acylacetylaminoverbindungen
der Benzol- und Diphenylreihe.
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Das neue Verfahren, welches sowohl für Garn als auch für Stückware
verwendbar ist, bedeutet eine wertvolle Bereicherung der Technik. Beispiel 1 100
g Baumwollgarn werden im Flottenverhältnis 1 : 20 1 Stunde bei 40 bis 45° C in dem
nachstehenden Bade behandelt, dem nach einer Viertelstunde und nach einer Stunde
je 40 g Kochsalz, gelöst in 200 ccm Wasser, zugegeben werden: 4 g 1 - (2',3' - Oxynaphthoylamino)
- 2,5 - dimethoxy-4-chlorbenzol werden in 8 ccm denaturiertem Alkohol, 2 ccm Natronlauge
von 38° B6 und 4 ccm Wasser von 40° C gelöst und in ein etwa -50° C warmes Bad gerührt,
das in 2 1 weichem Wasser - 6 g eines Kondensationsproduktes aus höhermolekulären
Fettsäuren und Eiweißabbauprodukten sowie 8 ccm Natronlauge von 38° B6 enthält.
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Ferner werden 2,7 g der Diazoaminoverbindung aus tiiazotiertem 1-Amino-2-methyl-4-chlorbenzol
und Diäthanolamin in 18 ccm einer Mischung aus gleichen Teilen denaturiertem Alkohol
und Wasser unter Erwärmen gelöst und ebenfalls in das oben angegebene Bad gerührt.
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Dann werden dem Bad bei 45° C 25 ccm Essigsäure (50°/oig) zugegeben,
wobei .für gute Flottenbewegung gesorgt wird. Anschließend wird auf 70 bis 75° C
erwärmt und 1/4 Stunde bei dieser Temperatur behandelt. Dann wird gespült, zunächst
15 Minuten bei 60° C, dann 15 Minuten bei 95° C, mit 2 g eines Einwirkungsproduktes
von etwa 10 Mol Äthylenoxyd auf 1 Mol Isododecylphenol und 6 g Natriumkarbonat in
2 1 Wasser geseift, gespült -und getrocknet. _ Man erhält. ein volles Rot von guten
Echtheitseigenschaften.
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In der gleichen Weise kann die Färbung auch auf anderen pflanzlichen
Fasern, wie z. B. Bastfasern oder Leinen, hergestellt werden.
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Beispiel 2 100 g Baumwollgarn werden im Flottenverhältnis 1 : 20 1
Stunde bei 40 bis 45° C in dem nachstehenden Bade behandelt, dem nach einer Viertelstunde
40 g Kochsalz, gelöst in 200 ccm Wasser, zugegeben werden: 3,4 g 1-(2',3'-Oxynaphthoylarnino)-2-methyl-4-chlorbenzol
werden in 5,1 ccm denaturiertem Alkohol, 1,7 ccm Natronlauge von 38° B6 und 6,8
ccm Wasser von 40° C gelöst und in ein etwa 50° C warmes Bad eingerührt, das in
2 1 weichem Wasser 6 g eines Kondensationsproduktes aus höhermolekularen Fettsäuren
und Eiweißabbauprodukten sowie 8 ccm Natronlauge von 38° B6 enthält.
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Ferner werden 3,7 g der Diazoaminoverbindung aus diazotiertem 1-Amino-2-methyl-4-chlorbenzol
und Diäthanolamin in 24 ccm einer Mischung aus gleichen Teilen denaturiertem Alkohol
und Wasser unter Erwärmen gelöst und in das oben angegebene Bad gerührt.
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Das so grundierte Material wird dann geschleudert und gegebenenfalls
mit einer konzentrierten Natriumchloridlösung zwischengespült. Dann wird in einem
frischen Bade von 45° C entwickelt, das in 21 Wasser 10 ccm Essigsäure (50°/oig)
und gegebenenfalls Natriumchlorid enthält, indem nach dem Einbringen des Färbegutes
auf 70 bis 75° C erwärmt und 1/4 Stunde bei dieser Temperatur behandelt wird. Anschließend
wird heiß gespült, wie im Beispiel 1 beschrieben geseift, gespült und getrocknet.
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Man erhält eine rote Färbung von guten Echtheitseigenschaften.
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Man kann auch nach der Entwicklung schleudern und anschließend bei
60° C mit 5 g Seife im Liter Wasser schwach alkalisch nachbehandeln. Man erhält
dann eine etwas kräftigere Färbung. Beispiel 3 100 g Baumwollstückware werden auf
dem Jigger im Flottenverhältnis 1 : 10 1 Stunde bei 45 bis 50° C in dem nachstehenden
Bade behandelt: 14 g 2-(2',3'-Oxynaphthoylämino)-3-methoxydiphenylenoxyd werden
mit 18 ccm denaturiertem Alkohol, 7 ccm Natronlauge von 38° B6 und 14 ccm Wasser
von 40°C gelöst und in ein 50°C warmes Bad gerührt, das in 101 weichem Wasser 30
g eines Kondensationsproduktes aus höhermolekularen Fettsäuren und Eiweißabbauprodukten
sowie 40 ccm Natronlauge von 38° B6 enthält.
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Ferner werden 18,5 g der Diazoaminoverbindung aus diazotiertem 1-Amino
2-methyl-4-chlorbenzol und Diäthanolamin in 120 ccm einer Mischung aus gleichen
Teilen denaturiertem Alkohol und Wasser unter Erwärmen gelöst und in das oben angegebene
Bad gerührt.
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Nach einer Grundierungsdauer von einer Viertelstunde wird eine Lösung
von 200 g Natriumchlorid in 1 1 Wasser zugesetzt. Nach einer weiteren Passage werden
250 ccm Essigsäure (50°/oig) zugegeben. Dann wird auf 70 bis 75°C erwärmt und eine
Viertelstunde bei dieser Temperatur behandelt. Anschließend wird heiß gespült, in
der üblichen Weise je 15 Minuten bei 60 und 95°C geseift, gespült und getrocknet.
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Man erhält ein egales, gut durchgefärbtes Rot.
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Die nachstehende Tabelle enthält noch eine Anzahl von weiteren erfindungsgemäß
verwendbaren Farbstoffkomponenten sowie die Farbtöne der auf Baumwolle erhältlichen
Färbungen:
Azokomponente Diazoaminoverbindung aus. Zur Entwicklung -I
Farbton |
Diäthanolamin und diazotiertem. - verwendete Säure |
1-(2',3'-Oxynaphthoylamino)-2-methyl-4-chlorbenzol 1-Amino-4-benzoylamino-
Essigsäure Blau |
2,5-diäthoxybenzol |
2-(2',3'-Oxynaphthoylamino)-naphthalin desgl. Essigsäure rötstichig |
Blau - |
2-(2',3'-Oxynaphthoylamino)-3-methoxydiphenylen- 1-Amino-2,4-dimethoxy-
Essigsäure Bordo. |
oxyd 5-chlorbenzol |
Terephthaloyl-bis-(1-acetylamino-2,4-dimethoxy- 1-Amino-2-methyl-4-chlor-
Essigsäure Gelb |
5-chlorbenzol) Benzol - |
Terephthaloyl-bis-(1-acetylamino-2-methoxy-4-chlor- desgl.
Essigsäure Gelb |
5-methylbenzol) |
1-(2'-Oxycarbazol-3'-carboylamino)-4-chlorbenzol desgl. Essigsäure
Braun |
1-(2'-Oxyanthracen-3'-carboylamino)-2-methylbenzol 1-Amino-4-benzoylamino-
Essigsäure Blaugrün |
2,5-diäthoxybenzol |
2-(2',3'-Oxynaphthoylamino)-naphthalin 1-Amino-2-phenoxy- Essigsäure
gelbstickig |
5-chlorbenzol Rot |
desgl. 1-Aninoanthrachinon Essigsäure gelbstickig |
Rot |
desgl. 1-Amino-2-methoxy-5-benzyl- Essigsäure Scharlach |
sulfonylbenzol |
desgl. 1-Amino-2-trifluormethyl- Schwefelsäure Scharlach |
4-chlorbenzol |
desgl. 1-Amino-2-chlor-5-trifluor- Schwefelsäure Orange |
methylbenzol |
1-(2',3'-Oxynaphthoylämino)-2,4-dimethoxy-5-chlor- 1-Amino-2-methoxybenzol-
Essigsäure Rot |
Benzol 5-sulfonsäurediäthylamid |
1-(2',3'-Oxynaphthoylamino)-2-methoxybenzol 1-Amino-3-chlorbenzol
Essigsäure Orange |
Diazoaminoverbindung aus Zur Entwicklung |
Azokomponente Methyläthanolamin verwendete Säure Farbton |
und diazotiertem |
2-(2',3'-Oxynaphthoylamino)-naphthalin 1-Anino-2-methyl-4-nitro-
Essigsäure blaustichig |
Benzol Rot |
desgl. 1-Amino-2-methyl-4-chlor- Essigsäure gelbstickig |
Benzol Rot |
desgl. 1-Anmino-2,5-dichlorbenzol Schwefelsäure gelbstickig |
Scharlach |
desgl. 1-Amino-2-methoxy-4-nitro- Essigsäure Bordo |
Benzol |
desgl. 1-Amino-2-(4'-chlorphenoxy)- Schwefelsäure gelbstickig |
5-chlorbenzol Rot |
desgl. 4-Amino-3,2'-dimethyl- Essigsäure bläulich |
1,1'-azobenzol Granat |
desgl. 1-Amino-2-methyl-5-chlor- Essigsäure Rot |
Benzol |
desgl. 1-Amino-2-methyl-3-chlor- Essigsäure Scharlach |
Benzol |
desgl. 1-Amino-4-benzoylamino- Essigsäure rotstickig |
2,5-dimethoxybenzol Blau |
Tetrazoaminoverbindung aus Zur Entwicklung |
Azokomponente Diäthanolamin verwendete Säure Farbton |
und tetrazotiertem |
1-(5'-Oxy-1',2',1",2"-benzocarbazol-4-carboylamino)- 4,4'-Diaminodiphenyl
Essigsäure Blau- |
4-methoxybenzol , schwarz |