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Verfahren zur Gewinnung von kristallisierten Glukosiden aus Digitalis
lanata Zur Herstellung kristallisierter Digitalisglukoside sind bereits verschiedene
Verfahren vorgeschlagen worden. So hat man Blätter von Digitalis lanata bei Gegenwart
von Wasser und leicht löslichen Salzen mit organischen Lösungsmitteln, welche mit
Wasser nicht mischbar sind, erschöpfend extrahiert. Hierbei gewinnt man die Glukoside
als Tannoide, aus denen die Gerbstoffkomponente durch Behandeln mit Bleihydroxyd
abgetrennt werden muß, um die Glukoside selbst zu erhalten. Es ist auch bereits
vorgieschlagen worden, durch unmittelbares Extrahieren von Digitalisdrogen mit etwa
50%igem Alkohol Auszüge herzustellen und diese mit Bleiessig oder ,anderen Schwermetallsalzen
zu behandeln.
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Weitere Vorschläge beziehen sich darauf, den sowohl in Chloroform
als auch in verdünntem Äthyl- oder Methylalkohol schwer löslichen Anteil der Rohglukoside
aus Aceton oder etwa 70%igem Alkohol zu kristallisieren. Auch ist ein Verfahren
zur Gewinnung von Digitalisglukosiden beschrieben, bei welchem die Glukoside aus
wäßrigen Auszügen ausgesalzen werden, während die Saponine hierbei in der wäßrigen
Lösung verbleiben. Auch zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sind die
verschiedenen Digita:lisglukoside schon gemacht worden. Die meisten hierbei behandelten
Glukoside weichen jedoch in ihren Eigenschaften grundsätzlich von dem gemäß vorliegender
Erfindung erhältlichen Erzeugnis ;ab. Lediglich das von Klein in seinem Handbuch
der Pflanzenanalyse erwähnte Lanadigin scheint mit dem neuen Erzeugnis ähnliche
Eigenschaften zu besitzen. Indessen wird dieses Produkt nach einem ganz anderen
Verfahren gewonnen, ,als es den Gegenstand der vorliegenden Erfindung ausmacht.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung werden die Blätter von Digitalis
lanata, welche gegebenenfalls mit Benzol vorbehandelt sind, mit Magnesiumoxyd in
Gegenwart von Wasser durchgeknetet und .alsdann mit praktisch wasserunlöslichen
organischen Lösungsmitteln, wie Essigester, extrahiert. Hierbei wird ein Extrakt
erhalten, der die freien Glukoside selbst und nicht etwa die Tannoide enthält. Dieser
Auszug wird nun vorzugsweise bei niedriger Temperatur zur Trockne gebracht und der
Rückstand mit Benzol in der Hitze wiederholt extrahiert, wobei die unwirksamen
Begleitstoffe
in Lösung gehen. Als in Benzol unlöslicher Anteil wird ein gelbes Pulver gewonnen,
das aus verdünntem Alkohol ohne Behandlung mit gerbstofffällenden Mitteln kristallisierbar
ist. Gegebenenfalls kann die alkoholische Lösung zwecks weiterer Reinigung noch
mit Äther ausgeschüttelt werden.
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Ist die Vorbehandlung mit Magnesiumoxyd richtig durchgeführt worden,
so geben die wäßrig-alkoholischen Lösungen mit Bleiessig lediglich eine Trübung,
aber keinesfalls einen Niederschlag. Das aus der verdünnten alkoholischen , Lösung
auskristallisierende Rohglukosid enthält nur noch ganz geringe Verunreinigungen.
Es wird durch Umkristallisieren aus zahlreichen organischen Lösungsmitteln, wie
1-iosan oder Äthylmethylketan, ohne weiteres in reinem Zustande erhalten. Um ein
gutes Gelingen des Verfahrens zu sichern, soll die Vorbehandlung mit Magnesiun.oxyd
möglichst rasch und bei niedriger Temperatur durchgeführt «-erden. Nach Beendigung
dieser Behandlung ist es ratsam, das Gemisch sofort mit organischen Lösungsmitteln
zu übergießen.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, Saponine unter Verwendung von
Magnesiumoxyd aus wäl3#rigen Drogenauszügen bzw. aus Rohsaponinen zu gewinnen. Hierbei
bleibt ein beträchtlicher Teil des Saponins im Magnesiumoxyd zurück. Im übrigen
wird der im Saponin enthaltene Laktonring gesprengt, so daß die Saponine bei diesem
Verfahren nicht in genuiner Form erhalten werden können. Es war für den Fachmann
überraschend, daß die Magnesiabehandlung der gegen Alkalien sehr empfindlichen Glukoside
von Digitalis lanata diese nicht zerstc#rt und auch den Laktonring nicht sprengt,
sondern vielmehr eine so weitgehende Reinigung des Rohextraktes bewirkt, daß einfache
Kristallisationsmethoden ausreichen, um eine reine, hochwirksa.nie Glukosidefraktion
in sehr guter Ausbeute zu geivinnen. Auf die Verarbeitung von Digitalis purpurea
ist das vorliegende Verfahren nicht mit gleichem Erfolg übertragbar. Beispiel Lufttrockene,
fein gemahlene Blätter von Digitalis lanata werden etwa S- bis i omal mit siedendem
Benzol, extrahiert und alsdann bei Zimmertemperatur getrocknet.- i ooo g dieser
getrockneten Blätter werden nun mit etwa 25o g Magnesiumoxyd in einer Knetmaschine
innig vermischt und nach Hinzufügen einer Mischung von etwa 4oo bis 5oo g Wasser
und fein gekörntem Eis etwa 25 bis 50 Minuten lang geknetet. Das erhaltene
Gemisch wird sogleich mit Essigester versetzt und mit diesem 3- bis 4mal bei Zimmertemperatur
extrahiert. Die erhaltenen Extrakte werden filtriert und bei niedriger Temperatur
im Vakuum zur Trockne eingedampft. Der erhaltene Rückstand wird mit Benzol wiederholt
ausgekocht, bis sich die zunächst grünliche Masse in ein festes, gelbes Produkt
verwandelt hat. Dieses wird im Vakuum von Benzol befreit und pulverisiert.
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Das erhaltene Pulver wird in 30 ccm 5oo%igem Alkohol gelöst
und mit 7o ccm Wasser verdünnt. Nach dem Impfen mit einem fertigen Kristall und
längerem Stehenlassen scheidet sich das Rohglukosid in kristallisierter Form aus.
Gegebenenfalls kann man die Kristallisation durch Ausschütteln der Lösung mit dem
gleichen Volumen Äther beschleunigen. Die abgetrennte Ätherschicht enthält im wesentlichen
Alkohol und Ballaststoffe, Glukoside jedoch nur in ganz geringer Menge.
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Die ,aus der verdünnten alkoholischen Lösung ausgeschiedenen Kristalle
werden filtriert, mit Wasser gewaschen und aus Äth51-methylketon oder einem Gemisch
aus Dioxan und Wasser umkristallisiert. Das erhaltene Roherzeugnis schmilzt unscharf
bei 243°. Sein optisches Drehungsvermögen in i o,'oiger äthylalkoholischer Lösung
beträgt [aj 2 =-i-33,40Die Ausbeute an Glukosid schwankt je. nach Herkunft und Jahrgang
der Droge von 0,7 bis 1,39 je Kilogramm der mit Benzol vorbehandelten getrockneten
Blätter.