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Verfahren zur Isolierung von Inhaltsstoffen des Weißdorns
Es ist bekannt,
daß im Weißdorn Stoffe enthalten sind, die sich durch gute pharmakologische Wirkung
auszeichnen. Zur Isolierung der wasserlöslichen Inhaltsstoffe sind bereits verschiedene
Verfahren vorgeschlagen worden, die den einen oder anderen wirksamen Stoff bzw.
Stoffgruppe isolieren, so z. B. die Extraktion mit q15- und 60°/oigem Äthanol. Jedoch
sind die bisherigen Verfahren zur Reinigung der hergestellten Auszüge keineswegs
ausreichend.
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Wie nun gefunden wurde, läßt sich die Isolierung von Inhaltsstoffen
der Weißdornbeeren dadurch wesentlich vereinfachen, daß nach Extraktion mit solchen
wäßrigen organischen Lösungsmitteln, bei denen die Konzentration des organischen
Lösungsmittels im Gemisch mit Wasser nur so hoch gewählt wird, daß ein Quellen bzw.
Lösen der Pektinstoffe mit Sicherheit vermieden wird, die auf diese Weise hergestellte
Extrakte nach Entfernung des Wasser-Lösungsmittel-Gemisches und gegebenenfalls nach
einer weiteren üblichen Reinigung acyliert werden.
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Auf diese Weise werden die wirksamen Inhaltsstoffe des Weißdorns
direkt in kristalliner Form aus dem Acylierungsgemisch erhalten und können durch
übliche chemische Methoden weiter in ihre Einzelbestandteile zerlegt werden.
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Auf diese Weise läßt sich z. B. durch Verwendung eines 35- bis 450/oigen
Wasser-Methanol-Gemisches mittels Perkolation in Diffuseuren ein Extrakt gewinnen,
der anschließend sofort, im Vakuum vom Methanol befreit, in üblicher Weise zur Entfernung
der vergärbaren Zucker mit Hefe behandelt wird. Durch die Vergärung wird lereits
ein Teil der Verunreinigungen ausgeschieden. Eine weitere Reinigung des Extraktes
ist gegebenenfalls durch Schwermetallverbindungen, langkettige kapillaraktive Substanzen
usw. möglich. Ein 4erartig gereinigter Extrakt wird vom Fällungsmittel
befreit,
im Vakuum zur Trockene eingedampft und acetyliert. Nach dem Abkühlen des Acetylierungsgemisches
beginnt die Kristallisation des Hauptteiles der Inhaltsstoffe. Nach Entfernung der
Kristallausscheidungen wird das Filtrat mit trockenem Äther versetzt und mit Eis
abgekühlt.
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Es scheidet sich eine zweite Kristallfraktion ab. die sich mit trockenem
Aceton in zwei Bestandteile zerlegen läßt. Das Filtrat wird vom Lösungsmittel befreit
und nach erneuter Kristallisation durch Zugabe von Diäthyläther in eine ätherunlöslich
Kristallfraktion. die in der Hauptsache aus dem Gemisch der beiden obigen Kristallfraktionen
besteht, und ein in Äther leicht lösliches Öl zerlegt.
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Die Reinigung mit Schwermetallen oder kapillaraktiven Substanzen
ist in den Fällen nicht notwenig, wenn große Mengen Ballaststoffe nicht vorhanden
sind. In diesen Fällen wird der eingedampfte Extrakt direkt acetyliert. Das Acetylierungsgemisch
wird von Essigsäure und Essigsäureanhydrid befreit und hierauf mit dem gleichen
\volumen Aceton und der vierfachen Menge Diäthyläther versetzt. Hierbei scheiden
sich die hauptsächlichsten Verunreinigungen und ein Teil der Wirkstoffe aus. Die
zurückbleibende Lösung wird über Äluminiumoxyd gereinigt und zur Kristallisation
eingedampft.
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Die isolierten inhaltsstoffe können als Ausgangsmaterial zur Herstellung
von Heilmitteln dienen.
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Beispiel I 2 kg Nveißdornheeren werden mit 450/obigem wäßrigem Alethanol
erschöpfend perkoliert. Das erhaltene braunePerkolat wird anschließend vomMethanol
und einem Teil des Wassers befreit, bis der Extraktgehalt etwa 200/0 beträgt. Hierauf
wird zur Vergärung Hefe zugesetzt und I bis 2 Tage bei 30p vergorell. Der so erhaltenen
Lösung wird frisch gefälltes Bleibydroxyd zugesetzt, bis eine Fällung nicht mehr
auftritt und diese durch Filtration entfernt. Die so gewonnene klare Lösung wird
durch Zugabe von Natriumphosphat von etwa vorhandenem Bleiübersdiuß befreit, gegebenenfalls
filtriert und hierauf zur Trockene eingedampft. Es hinterbleiben etwa 200 g eines
braungefärbten, harzigen Rückstandes, der mit 500 ml Essigsäureanhydrid versetzt
und am Rückflußkübler 2 Stunden erhitzt wird. Die nach einiger Zeit stürmisch einsetzende
Reaktion ist nach dieser Zeit beendet, so daß zum Ende der Reaktion eine klare,
tiefbraun gefärbte Lösung resultiert. Diese bleibt zur Kristallisation I2 bis 24
Stunden stehen. wobei die Hauptmasse der Kristalle sich abscheidet. Diese werden
abgesaugt und mit Diäthyläther gewaschen. Sollte eine Kristallisation nicht erfolgen,
so werden etwa 200 bis 250 ml abdestilliert, worauf die Absdeidung der Kristalle
nach längerem Stehen dann glatt erfolgt. Man erhält auf diese Weise etwa 200 g gelblichgefärbte
Kristalle, die aus Alkohol umkristallisiert werden. Durch Vermengen mit der gleichen
Nienge Aluminiumoxyd und Extraktion des Gemisches am Soxhlet erhält man reinweiß
große Kristalle vom Schmelzpunkt 990.
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Die abgetrennte Mutterlauge des Acetylierungsgemisches wird mit der
doppelten Menge trockenem Diäthyläther versetzt und mehrere Stunden mit Eis gekühlt.
Hierbei scheiden sich große Mengen weicher, langer Nadeln ab. Das Rohprodukt wird
mit trockenem Aceton mehrfach ausgekocht, wobei sich in der Kälte aus den Filtraten
lange weiße Nadeln abscheiden vom Schmelzpunkt I47°. Als Rückstand bleibt eine in
Aoeton schwer lösliche Verbindung, die sich jedoch in wenigen Tropfen Eisessig glatt
löst. Nach Zugabe der doppelten Menge Aceton und viel Diäthyläther filtriert man
von den sich durch opaleszierende Trübung abscheidenden Verunreinigungen ab, worauf
im Verlauf von etwa 48 Stunden die Kristallisation einsetzt. Schmelzpunkt 3200.
Die oben erhaltene abfiltrierte Eisessig-Diäthyläther-Lösung wird im Vakuum zur
Trockene eingedampft. Nach mehreren Stunden erfolgt Bildung einer weiteren Kristallfraktion.
Nach etwa 24 bis S Stunden ist alles durchkristallisiert. Der ölige Kristallbrei
wird mit Diäthyläther angerieben. Man erhält eine ätherunlösliche Kristallfraktion
in einer Menge von 20 g, die sich in der Hauptsache als ein Gemisch der bisher beschriebenen
Verbindungen erweist. Der leicht ätherlösliche Rest ist nach dem Eindampfen ölig
und kristallisiert nur sehr schwer und sehr langsam.
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Beispiel 2 2 kg Crataegusbeeren werden, wie oben beschrieben, peilioliert
und nach Entfernen des Lösungsmittelgemisches und der vergärbaren Zucker zur Trockene
eingedampft. Der tiefbraune Rückstand wird mit der 21/2- bis 3fachen Menge Essigsäureanhydrid
im siedenden Wasserbad durch 2stündiges Erhitzen verestert. Zur weiteren Verarbeitung
wird die Lösung im Vakuum eingedampft, der Rückstand in etwa der gleichen Menge
Aceton aufgenommen und mit viel Äther versetzt. Es scheidet sich ein tiefhrauner
Niederschlag ab. Die darüberstehende Lösung wird gegebenenfalls mit wenig Kieselgur
geklärt. Die abfiltrierte blanke Lösung wird eingeengt, der Rückstand mit etwas
Essigsäure versetzt, worauf die Kristallisation beginnt.
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Es wird abfiltriert, mit Äther gewaschen und die erhaltenen Kristalle
aus Alkohol umkristallisiert.
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Schmelzpunkt 97 bis 990.