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Klebmittel Hochmolekulare organische Körper, welche durch Umsetzung
von .organischen Verbindungen mit mindestens zwei negativen, austauschbaren Resten
mit Schwefel oder schwefelabgebenden Stoffen, wie z. B. wasserlöslichen Metallpolysulfiden,
hergestellt werden, sind seit langem als außerordentlich widerstandsfähig gegen
Angriffe vieler organischer Stoffe bekannt und haben infolge dieser Eigenschaften
auch bereits in die Technik Eingang gefunden, und zwar in der Hauptsache zur Herstellung
von Gegenständen weichgummiähnlicher Beschaffenheit.
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Die genannten hochmolekularen Schwefelverbindungen werden nach bekannten
Verfahren auch in Form von wäßrigen Suspensionen hergestellt, welche äußerlich mit
dem Kautschuklatex eine gewisse Ähnlichkeit besitzen.
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Da nun einerseits die Verwendung des Kautschuklatex als Klebmittel
allgemein bekannt ist, anderseits aber auch die genannten schwefelhaltigen Kondensationsprodukte
teilweise sowohl kautschukartige wie klebrige Eigenschaften besitzen, lag der Gedanke
nahe, auch letztere Körperklassen in Form ihrer latexförmigen Suspensionen als Klebmittel
anzuwenden, zumal deren meiste Vertreter gegen Wasser und organische Lösungsmittel
gute Beständigkeit aufweisen. Es zeigte sich aber, daß diejenigen Stoffe dieser
Körperklasse, welche klebrige Eigenschaften besitzen, zu weich und harzig für diesen
Zweck sind. Die elastischen und festeren- Produkte dagegen besitzen keine oder unzureichende
Klebkraft.
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Letzteres gilt besonders auch von den am längsten bekannten und technisch
am weitesten verbreiteten PolysulfidkondensationspTodukten, welche aus Alkalip:olysudfid
und Äthylenchlorid hergestellt worden sind. Da diese Produkte in allen Lösungsmitteln
unlöslich sind, wäre ihre Verwendung als Klebmittel in Form ihrer latexartigen Suspensionen
'besonders wertvoll gewesen. Es zeigte sich jedoch, daß außer mangelhafter Klebrigkeit
die
Produkte noch die Eigenschaft besitzen, beim Trocknen ihrer wäßrigen Suspensionen
nicht wie Kautschuklatex einen zusammenhängenden Film, sondern von Rissen durchzogene
oder gar schuppenförmige überzüge zu geben.
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Es wurde nun gefunden, daß sich auch die Suspensionen dieser Produkte
mit Vorteil als Klebmittel verwenden lassen, wenn sie aus Alkalipolystilfid und
Athylenchlorid in Ge-en wart geringer Mengen von solchen organischen Verbindungen,
deren Radikale nur an einer Bindung negativ substituiert sind, in sonst an sich
bekannter Weise hergestellt worden sind. Solche Verbindungen sind z. B. Monohalogenkohlenwasserstoffe,
wie Äthylchlorid, Ätliylbron -iid, Allylbromid, Benzylchlorid, ferner Säurechloride,
z. B. Acetyl-oder Benzoylchlorid; Säureanhydride, z. B. Essigsiiureanhydrid, leicht
reagierende Ester, z. B. Methylsulfat; organische Säuren, z. B. Essigsäure, ebenso
auch Verbindungen, die eine Mercaptan- oder eine Thioschwefelsäuregruppe enthalten.
Die durch diese Zusätze bewirkte Beeinflussung der Umsetzung und des Endproduktes
äußert sich darin, daß die enthaltenen Produkte klebriger und weicher sind und daß
ihre wäßrigen Suspensionen infolge dieser veränderten Eigenschaften fähig sind,
auf irgendwelche Gegenstände aufgetragen zu zusammenhängenden, dehnbaren und elastischen
Schichten zusammenzutrocknen, welche grobe Haftfestigkeit an anderen Materialien
und eine gute Klebkraft aufiveisen.
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Als lösungsmittelbeständige Klebmittel verwendet man erfindungsgemäß
direkt die gut mit Wasser ausgewaschene, wäßrige Suspension der nach vorstehendem
Verfahren erhaltenen klebrigen Kondensationsprodukte in jeder beliebigen Konzentration,
indem man die zu klebenden Gegenstände mit der Suspension behandelt und diese eintrocknen
läßt. Gewebe, Papierbahnen, Pappe, Leder, Gummi, Holzplatten, Kunststoffe, Metalle
und sonstige beliebige Materialien, welche mit den genannten Suspensionen überzogen
oder i:mpr:ig@niert und dann getrocknet wurden, lassen sich je nach dein Grad der
Klebrigkeit des angewandten Produktes in der Kälte oder unter Erwärmung auf
70 bis So" C durch Anwendung von nur geringem Druck miteinander fest verkleben
oder doublieren. Eine ahnliehe feste Verbindung ist aber auch zu erhalten, wenn
man frisch mit der Suspension behandelte Gegenstände in enger Berührung miteinander
trocknen läßt.
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Sehr gut eignen sich die Suspensionen naturgemäl's auch zum Zusammenkleben
schwefelhaltiger Kondensationsprodukte oder deren vulkanisierbaren Mischungen. Die
Verklebungen sind dicht und fest gegen Wasser, gegen organische Lösungsmittel, öle
und Fette. Sie sind ferner weich, biegsam und elastisch. Man kann die Suspensionen
auch in Mischung mit Füllstoffen anwenden, und zwar sowohl mit solchen, welche selbst
abbinden, wie Zement o. dgl., als auch mit nicht selbst abbindenden. So liefert
z. B. eine Suspension von etwa 5o % Trockengehalt, die aus i Mol Dichlor;ithan und
i Mol Natriumpolysulfid unter Zusatz von o,oi Mol Äthylbromid hergestellt wurde,
mit einem auf den Trockengehalt der Suspension berechneten Zusatz von ioo;'o Kreide,
Kaolin, Gips oder Zement eine kittartige Klebmasse, welche sich sehr gut zum Aneinanderkitten
von Steinen, Zementplatten, Kacheln, aber auch von Holz, Pappe usw. eignet und hochbeständig
ist gegen organische Lösungsmittel. Ferner lassen sich mit diesen Massen Fugen in
Behältern, in Mauerwerk, an Rohrleitungen usw. abdichten. Durch Zusatz von Pigmenten
zu den Suspensionen kann man der Klebmasse jede beliebige Farbe verleihen.
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Will man die Klebmassen nach dem Zusammenkleben der Gegenstände verfestigen,
so setzt man den genannten Suspensionen Füllstoffe, wie Ruß, Kreide, Kaolin, sowie
Vulkanisationsbeschleuniger und Zinkoxyd zu und wendet dann nach dem Zusammenkleben
der Gegenstände eine Wärmebehandlung an, indem man beispielsweise 30 Minuten
auf 14o' erhitzt, ein Verfahren, welches bekanntlich bei den schwefelhaltigen Kondensationsprodukten
allgemein gebräuchlich und mit der Vulkanisation des Kautschuks vergleichbar ist.
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Man kann schließlich die genannten Suspensionen auch zum Verkleben
von Zellstoff:-, Textil-, Leder- oder Asbestfasern anwenden, indem sie mit den Fasern
vermischt werden. Aus diesem Gemisch kann inan nach dem Entfernen des Wassers und
Trocknen z. B. Platten pressen, welche sich als Dichtungsmaterial eignen. Beispiel
i Man bringt i kg Äthylenchlorid im Gemisch mit 3,2 g «ith5-1(-hlorid oder 5,45
g Äthylbromid mit einer wäßrigen Lösung von i,74kg Natritnntetrasulfid vom spez.
Gewicht von etwa 1,2 bis 1,3 bei Gegenwart von 309
frisch gefälltem Ma gnesiumhydroxyd
zur Reaktion und wischt die entstandene Suspension aus. Streicht man diese Suspension
auf Papier oder,Gewebe, `aßt trocknen und drückt zwei derartig behandelte Streifen
mit den bestrichenen Seiten unter Erw;irmung auf etwa 70°C aufeinander, so tritt
eine festhaftende Verklebung (,i».
Beispiel 2 Man läßt i kg Äthylenchlorid
mit i2,6 g Benzylchlovid oder 12,6g Methylsulfat gemischt auf eine 474 kg Natriumtetrasulfid
enthaltende wäßrige Lösung bei Gegenwart von Magnesiumhydroxyd einwirken. Die entstandene
Suspension wird ausgewaschen. Bestreicht man wie in Beispiel i Papier, Pappe, Gewebe
oder Leder mit diesen Suspensionen, so kann man die bestrichenen Teile mach dem
Trocknen durch leichtes Aneinanderdrücken in der Kälte zusammenkleben. Beispiel
3 i kg Äthylenchlorid im Gemisch mit 20g
Essigsäureanhydrid oder Benzoylchlorid
werden mit 1,74 1-,9 Natriumtetrasulfid in wäßriger Lösung bei Gegenwart von Magnesumhydroxyd
umgesetzt. Aus der ausgewaschenen Suspension des Kondensationsproduktes kainn folgende
Mischung hergestellt werden: Zoo Gewichtsteile Suspension von 5o0/() Trockengehalt,
0,3 Teile Dib.enzthiazolyldisulfid, o, i 5 Teile Tetramethylthiuramdisulfid, io
Teile Zinkoxyd und 5 Teile Eisenoxydrot. Mit diesem Gemisch bestrichene Gegenstände
können nach dem Trocknen durch Aufeinanderpressen verklebt und darauf zur Verfestigung
der Klebstellen einer z. B. 30 Minuten langen Erhitzung auf 1¢o° unterworfen
werden. Beispiel q. Eine Suspension eines gemäß Beispiel i hergestellten Kondensationsproduktes,
welches einen Trockengehalt von 6o °,ü aufweist, wird mit einer Menge von 6% seines
Gewichts Kaolin oder Zement vermengt. Die Mischung kann als kittartige Klebmasse
zum Abdichten von Behältern oder Rohrleitungen benutzt werden. Beispiel 5 Die nach
den Beispielen i bis 3 hergestellten Suspensionen ,oder Mischungen werden wie folgt
zum Konfektionieren der verschiedensten Artikel verwendet. Platten oder geformte
Gegenstände aus Kautschukoder Kunststoffen, wie z. B. Äthylenpolysulfidkondensationsprodukte,
werden untereinander oder mit Gegenständen aus Eisen fest zusammengefügt, indem
man die zu verklebende Fläche beiderseits mit einer der Suspensionen bestreicht,
trocknen läßt und dann -unter gelinder Erwärmung aufeinanderpreßt. Bei Verwendung
der unter Beispiel 3 angegebenen Mischung führt die dort erwähnte Wärmebehandlung
zu einer weiteren Verfestigung. Dabei können vulkanisierbare Artikel bei geeigneter
Zusammensetzung vor der Vulkanisation zusammengeklebt und dann vulkanisiert werden.
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Beispiel 6 i kg Zellstoffasern werden mit ß kg der nach Beispiel i
hergestellten Suspension von 50010 Trockengehalt vermischt; die Masse wird
gegebenenfalls nach dem Absaugen oder Abpressen der Hauptmenge des Wassers getrocknet
und dann unter Druck verdichtet. Die so hergestellten Faserplatten können als Kunstleder
oder Dichtungsmaterial verwendet werden.