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Verfahren zur Erhöhung der Anfärbbarkeit von Cellulosederivaten Die
Herstellung von künstlichen Gebilden aus Cellulosederivaten mit erhöhter Anfärbbarkeit
gegenüber den Wollfarbstoffen ist ein technisches Problem von großer Bedeutung.
Eine große Anzahl von Verfahren ist bereits vorgeschlagen worden. Grundsätzlich
lassen sich diese in zwei verschiedene Gruppen einteilen, bei der einen wird der
zu formenden Masse vor ihrer endgültigen Formung ein Zusatz einverleibt, der die
Anfärbbarkeit erhöhen soll, bei der anderen dagegen wird dem geformten Gebilde durch
eine Nachbehandlung eine erhöhte Anfärbbarkeit erteilt.
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Es ist nun bekannt, natürlichen oder künstlichen geformten Gebilden
aus Cellulosederivaten dadurch eine erhöhte Anfärbbarkeit gegenüber Farbstoffen
zu verleihen, daß man diese Gebilde nach ihrer Formung mit Lösungen behandelt, welche
hochmolekulare Verbindungen mit basischen Imino- oder Aminogruppen und dem teilweise
ungesättigten Radikal
enthalten.
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Eine solche nachträgliche Behandlung des bereits geformten Gebildes
bringt mancherlei Schwierigkeiten mit sich und verteuert das Herstellungsverfahren.
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Es wurde nun gefunden, daß eine Erhöhung der Anfärbbarkeit von Cellulosederivaten,
die sich nach bekannten Verfahren aus Lösungen in organischen Lösungsmitteln zu
künstlichen
Gebilden verarbeiten lassen, ohne Einführung eines besonderen Arbeitsganges erreicht
werden kann, wenn man den künstlichen Gebilden vor ihrer endgültigen Formung N-aralkylierte
Amino- oder Iminogrtlppen enthaltende Verbindungen oder ihre Salze zusetzt, die
sich strukturell von der Gruppe
ableiten lassen. Diese Stoffe können verschiedenen Verbindungsklassen angehören.
Es kommen besonders in Frage die Aralkylverbindungen von Guanidin, Dicyandiamid,
Aminoguanidin, Dicyandiamidin, Bi, guanid, Guanazol, Melamin und Hexamethylentetramin.
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Die gemäß der vorliegenden Erfindung anwendbaren Verbindungen dieses
Typus sind zugleich dadurch charakterisiert, daß sie in Wasser unlöslich oder schwer
löslich, dagegen in organischen Lösungsmitteln löslich sind, die für die Herstellung
von künstlichen Gebilden aus Acetylcellulose technisch Verwendung finden.
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Zusätze von io bis 2oo;'o dieser Verbindungen, bezogen auf das Celluloseacetat
des Spinnkollodiums, ergeben eine Anfärbuarkeit gegenüber Wollfarbstoffen, die der
der Wolle gleichkommt, ohne daß die textiltechnischen Eigenschaften des gesponnenen
Fadens wesentlich beeinflußt werden.
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Die im Patent 696 696 beschriebene Nachbehandlung mit basisch oder
verseifend wirkenden Stoffen bewirkt auch in diesem Falle eine zusätzliche Erhöhung
der Anfärbbarkeit.
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Versucht man an Stelle der N-aralkylierten Verbindungen unter den
gleichen Bedingungen nicht aralkylierte Amino- oder Iminogruppen enthaltende Verbindungen,
welche die Atomgruppierung
einmal oder mehrmals enthalten, wie die nicht substituierten oder alkylierten Verbindungen,
z. B. Methylguanidin oder Dicyandiamid, zu verwenden, so ist keine Erhöhung der
Anfärbbarkeit festzustellen. Die von der Erfinderin gefundene Tatsache, daß besonders
die aralkylsubstituierten Verbindungen vom obengenannten Typus in hervorragendem
Maße für die Erhöhung der Anfärbbarkeit künstlicher Gebilde geeignet sind, ist um
so überraschender, als durch die Aralkylierung der Gehalt der Substanzen an basischem
Stickstoff beträchtlich vermindert wird.
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Die Aralkylierung erfolgt nach bekannten Verfahren und kann bis zum
vollständigen Ersatz aller Amino- und Iminowasserstoffatome geführt werden. Als
Aralkylierungsmittel hat sich vorzugsweise das besonders gut zugängliche Benzylchlorid
als geeignet erwiesen, doch können auch alle anderen geeigneten Aralkylierttngsmittel
angewandt werden.
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Beispiel i 5.1 Teile Umsetzungsprodukt von Dicyandiamid mit Benzylchlorid,
welches nach dem Reitligen i 5,20'0 \; und 8.00,ö Cl enthält, werden zusammen mit
3o6 Teilen Celluloseacetat in i i oo Teilen Aceton gelöst. Die Lösung wird nach
dem Trockenspinnverfahren in bekannter Weise versponnen. Die Farbstoffe Alizarinsaphirol
A 3 R (G. Schultz, Farbstofftabellen, 7. Aufl., Leipzig 1932,
Bd.II, S.13),
Anthrachinongrün GXNO (G. Schultz, Farbstofftabellelt, 7. Aufl., Leipzig 1932, Nr.
1207, Bd. 1, S.535) Supranolrot BB (G. Schultz, Farbstoff -tabellen, 7. Aufl.,
Leipzig 1932, Bd.1I, S. 201), Orange 1I (G. S c h u 1 t z, Farbstofftabellen, 7.
Aufl., Leipzig 1932, Bd.1, Nr. i 89), Flavazin E 3 G t (G. Schultz, Farbstofftabellen,
7. Aull., Leipzig 1932, Bd. 11, S. i i o), Alizarindirektblau AR, A 2 G (G.
S c h u 1 t z, Farbstofftabellen, 7. Aufl., Leipzig 1932, Bd. II, S.9, Erg.-Bd.
11,
S. i i i), Alizarinbrillantreinblau R (G. Schultz, Farbstofftabellen,
7. Aufl., Leipzig 1932, Bd.II, S.81, Sulfongelb R usw. (G. Schultz, Farbstofftabellen,
7. Aufl., Leipzig 1932, Bd. 1I, S.201) färben nach den üblichen Verfahren die so
hergestellte Zellwolle in gleicher `'eise wie Wolle an. Beispiel 2 Das Umsetzungsprodukt
von Guanidinriitrat mit Benzylchlorid in stark alkalischem wäßrigem Medium (N-Gehalt:
6,6010) wird in der gleichen Konzentration wie in Beispiel i mit Celluloseacetat
zu Acetatkunstseide versponnen. Die Kunstseide zeigt mit zahlreichen sauren Wollfarbstoffen
die gleiche Anfärbbarkeit wie Wolle.
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Beispiel 3 Das beim Erhitzen von Aminoguanidincarbonat mit Benzylchlorid
anfallende Reaktionsprodukt, welches nach dem Reinigen 950%o Stickstoff enthält,
wird in einer Konzentration von 150'o, bezogen auf feste Substanz, dem Accetatkunstseidenspinnkollodium
zugefügt. Die beim Verspinnen erhaltene Seide ist mit sauren Wollfarbstoffen gut
anfärbbar.
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Beispiel Das in Gegenwart von Alkali bei 9o° erhaltene Reaktionsprodukt
von Dicyandiamidinsulfat mit Benzylchlorid, welches nach mehrmaligem Auswaschen
mit Wasser und Petroläther einen N-Gehalt von 6,2% hat, wird aus einer Acetonlösung,
welche 5;4% dieses Produktes und 21,607o Celluloseacetat
enthält,
nach dem Trockenspinnverfahren versponnen. Die hierbei erhaltenen Fäden sind mit
Wollfarbstoffen gut anfärbbar. Die Aufziehgeschwindigkeit der Farbstoffe ist in
vielen Fällen wesentlich größer als die der Wolle.
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Beispiel 5 Das bei der Umsetzung von Guanazol mit Benzylchlorid in
der Siedehitze erhaltene acetonlösliche Harz wird in eine Celluloseacetatspinnlösung
eingerührt, so daß etwa i 5 % der Festsubstanz von diesem 8,9% N enthaltendem Harz
vorhanden sind, und die Lösung in der üblichen Weise versponnen. Die gesponnene
Kunstseide ist mit Orange II, Alizarinsaphirol A3R, Supranolrot BB und Sulfocyaninschwarz
BB intensiv anfärbbar.
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Beispiel 6 Das Reaktionsprodukt von Melamin (i, 3, 5-Triaminotriazen)
mit Benzylchlorid in wäßriger alkalischer Lösung, das nach wiederholtem Auswaschen
mit Wasser und Petroläther ein acetonlösliches Harz mit 9,6% Stickstoff ergibt,
wird in einer Menge von i 5 0lo, berechnet auf Celluloseacetat, dem Spinnkollodium
zugesetzt. Die hieraus ersponnene Acetatkunstseide ist mit sauren Wollfarbstoffen
gut anfärbbar.