-
Anne Henri Jacques de Lassus Saint Genies in Versailles, Frankreich
Verfahren zur Erzielung von farbigen Bildern auf lichtdurchlässigen, mit Linsenrasterung
versehenen und mit einer lichtempfindlichen Schicht überzogenen Trägern Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Erzielung von farbigen Photographien auf Linsenrastermaterial,
die unmittelbar in ihren Farben betrachtet werden können, und zwar entweder durch
Reflexion auf einem Grund von weißem Papier oder durch Transparenz auf einem kinematographischen
Film.
-
Bekanntlich werden die Linsenrasterphotographien, die mehrere nebeneinanderliegende
Einfarbenteilbilder in Weiß und Schwarz enthalten, in der Regel durch Filter hindurch
projiziert, die ihnen die gewünschten Farben verleihen, was gewisse Änderungen der
Projektoren bedingt.
-
Die Erfindung bezweckt nun, diese Photographien derart zu färben,
daß man sie auf Papierunterlage unmittelbar durch Reflexion betrachten oder im Falle
der kinematographischen Filme ohne Zuhilfenahme eines Filters genau wie die nach
dem Farbrasterverfahren oder mit Hilfe mehrerer Einfarbenmatrizen erhaltenen Filme
betrachten und projizieren kann. Darin liegt insbesondere vom Standpunkt der Verwertung
von farbig sichtbar zu machenden Rasterphotographien ein beträchtlicher Vorteil.
-
Diese Färbung von Linsenrastermaterial wird erfindungsgemäß dadurch
erreicht, daß man die Rasterphotographie nach der gleichzeitigen Entwicklung ihrer
latenten Teilbilder, die nach irgendeinem für die Erzielung von Linsenrasterphotographien
bekannten Verfahren belichtet worden sind, ähnlich wie nach dem bekannten Verfahren
der Zweitbelichtung behandelt, aber dabei, statt, wie, bisher üblich, die zweite
Belichtung auf die Photographie gleichzeitig in ihrer Gesamtheit wirken zu lassen,
die Lichtstrahlen so durch
die Rasterung lenkt, i-lall man nacheinander
und getrennt die gewünschten Teilbilder belichtet. Auf jede dieser Belichtungen
folgt dann eine physikalisch-chemische Behandlung, wie z. B. eine Tränkung, Unlöslichmachung,
Beizung, Färbung, Virage oder eine sonstige Maßnahme, welche jedem der so behandelten
Teilbilder die gewünschte Farbtönung verleiht.
-
Im einzelnen umfaßt das Verfahren nach der Erfindung im wesentlichen
die folgenden hauptsächlichen Behandlungsstufen: i. Man erzeugt das zusammengesetzte
Bild auf einem mit Linsenrasterung versehenen Schichtträger nach dem üblichen Verfahren,
das ein aus rasterartig ineinandergeschachtelten Teilbildern bestehendes Positiv
oder egativ zu erziehen gestattet.
-
z. Man entwickelt diese Teilbilder, wobei man sie gegebenenfalls durch
Fixierung oder chemische Umwandlung dauernd beständig macht.
-
3. Man belichtet den gerasterten Schichtträger in mehreren Zweitbelichtungen
unter solchen Winkeln, daß man zwecks Färbung wahlweise und getrennt nur die gewünschten
Teilbilder behandelt.
-
.I. Mit oder nach jeder dieser auswählenden und getrennten Teilbelichtungen
wird eine auswählende Färbung vorgenommen, welche nur auf die gerade belichteten
Teilbilder wirkt.
-
5. Nachdem man so nacheinander alle Teilbilder gefärbt hat, beseitigt
man, wenn nötig, durch Auflösung das Silber der von den verschiedenen Entwicklungen
herrührenden Teilbilder.
-
Dieses Verfahren ermöglicht nicht nur die Erzielung von gefärbten
Bildern, die man, ohne besondere Hilfsmittel zu benötigen, betrachten oder projizieren
kann, sondern beseitigt gleichzeitig auch alle Schwierigkeiten, denen man in anderen
Verfahren zur Färbung von Einfarbenbildern begegnet, wo eine ganz genaue Deckung
der Teilbilder herbeigeführt werden muß. Nach der Erfindung ist diese Deckung von
vornherein in vollkommener Weise durch die gleichzeitige Entwicklung der ersten
Teilbilder gewährleistet, auf welche sich nachher die gefärbten Teilbilder eines
nach dem andern in genauer und selbsttätiger örtlicher Beschränkung überlagern.
-
Die praktische Ausführung des Verfahrens nach der Erfindung sei an
Hand der schematischen Zeichnung durch einige Anwendungsbeispiele näher erläutert.
-
i. Behandlung eines entwickelten und fixierten Positivbildes Es sei
angenommen, daß die Gesamtheit der Teilbilder eines Rasterfilms in üblicher Weise
aufgenommen und als Positiv entwickelt sowie fixiert worden ist. Bekanntlich weisen
bestimmte bekannte Stoffe, z. B. die Leukobasen, die in der Regel farblos sind,
die Eigenschaft auf, sich unter der Einwirkung von weißem oder farbigem Licht zu
oxydieren und zur Bildung von Farbstoffen zu führen. Man verleibt daher der Gelatine
des zu behandelnden Films nach der erwähnten ersten Positiventwicklung eine Leukobase
ein, welche unter diesen Bedingungen beispielsweise einen roten Farbstoff zu erzeugen
vermag.
-
Die Fig. i der Zeichnung veranschaulicht schematisch einen Teil eines
solchen Films. Die gerasterte Trägerbahn F ist mit einer Gelatineschicht G verbunden,
in welcher die Teilbilder r, v, b entwickelt worden sind, welche beispielsweise
dem Rot, dem Grün und dem Blau der additiven Zerlegung entsprechen. Dieser Gelatineschicht
G hat man nach der ersten Entwicklung eine geeignete Leukobase, die einen roten
Farbstoff hervorzubringen vermag, einverleibt. Wenn man jetzt in zweiter Belichtung
auf den Film in der Richtung der Pfeile L, Lichtstrahlen auftreffen läßt, sind nur
die Teile r der Emulsion dem Licht ausgesetzt, und die Leukohase oxydiert sich in
diesen Teilen, so daß diese sich rot färben.
-
Nachdem man den Überschuß der bei dieser ersten Zweitbelichtung nicht
oxydierten ersten Leukobase entfernt hat, führt man in die Gelatine einen anderen
Stoff dieser Art ein, der beispielsweise einen grünen Farbstoff zu bilden vermag,
und belichtet jetzt den Film in der Richtung der Pfeile L2, wodurch die Teile v
grün gefärbt werden. Man wiederholt diese Maßnahmen gemäß der Zahl der zu färbenden
Einfarbenbilder unter Anwendung entsprechender Farbstoffe und Beleuchtungswinkel.
-
Wenn gewünscht, kann man die Färbung der Einfarbenbilder und die Fixierung
der Farben durch die Verwendung von passenden Härtungsmitteln, wie z. B. von Tannin,
verbessern. Behandlung eines ent-,vickelten, aber nicht fixierten Bildes Um ein
entwickeltes, aber noch nicht fixiertes Positivbild erfindungsgemäß zu behandeln,
kann man in der Weise verfahren, daß man das reduzierte Silber des Bildes in einen
schwarzen Farbstoff überführt, der durch die späteren photo- oder physikochemischen
Verfahrensmaßnahmen nicht beeinflußt wird. Zu diesem Zweck kann man beispielsweise
bekannte Verfahren benutzen, welche eine Virage in Schwarz bewirken oder die Entwicklung
mit Hilfe eines Gemisches von solchen
Farbkupplern ausführen, die
einen schwarzen Farbstoff ergeben. .
-
Durch dieses Bild hindurch belichtet man nacheinander in Zweitbelichtungen
das. noch nicht reduzierte Silberhalogenid, das den verschiedenen Teilbildern angehört,
indem man, wie bei Fig. i angegeben, verfährt. Nach jeder Belichtung behandelt man
die Photographie in aufeinanderfolgenden Bädern, so daß in jedem Fall die Emulsion
an den zu färbenden Stellen mit einem geeigneten beständigen Farbstoff angefärbt
wird, der durch die späteren Verfahrensmaßnahmen nicht beeinflußt wird. Zu diesem
Zweck kann man z. B. bekannte Bäder verwenden, welche unmittelbar Entwicklungen
in. Farben hervorbringen. Man kann auch eine trockne Entwicklung anwenden, z. B.
bei Verwendung von Diazoanhydriden, die in ammoniakalischen Dämpfen zum Farbstoff
entwickelt werden. Man erhält durch diese Maßnahmen eine richtige Färbung der Emulsionsteile,
die durchsichtig wären, wenn man das Bild einfach entwickelt und fixiert hätte.
Die Spuren von Silberhalogenid, die nicht durch das Licht und die den Zweitbelichtungen
folgenden Entwicklungen reduziert worden sind, können durch irgendein geeignetes
Lösemittel beseitigt werden.
-
Jede dieser Verfahrensmaßnahmen hat eine neue, durch die Reduktion
von Silber bedingte Schwärzung zur Folge, und schließlich ist das Silber vollständig
reduziert, so daß man ein ganz undurchsichtiges und daher nicht für die Betrachtung
geeignetes Bild erhält. Man braucht jetzt nur das metallische Silber mit einem passenden
Lösemittel, z. B. mit Farmerschem Abschwächer, aufzulösen, um das gefärbte Bild
erscheinen zu lassen, das einerseits den der Entwicklung des Ausgangsbildes entsprechenden
schwarzen Farbstoff und andererseits die während der späteren Behandlungen nacheinander
und in richtiger Weise eingeführten Farbstoffe enthält.
-
Dieses Verfahren. bietet den Vorteil, daß auf dem Papier oder dem
Film ein von Silberkörnern vollkommen freies Bild entsteht. 3. Anwendung von Komplementärfarben
Bei den bisher beschriebenen Beispielen werden die Linsenrasterfilme so eingefärbt,
daß jedes Farbteilbild des Rasters nur einmal eingefärbt wird und daß die Farbteilbilder
sich nicht überlappen. Es handelt sich bei diesen Beispielen um Färben der additiven
Zusammensetzung.
-
Man kann auch Farbstoffe verwenden, die im Gegensatz zu den, bisherigen.
Beispielen durch das während der aufeinanderfolgenden Entwicklungen entstehende
Silber zerstört und nichterzeugt werden. Man kann zu diesem Zweck beispielsweise
so verfahren, daß man das positive Ausgangsbild in einem ein Lösemittel für Silberhalogenid,
z. B. einem Bromsilberlösemittel enthaltenden Entwickler in ähnlicher Weise, wie
wenn man eine Entwicklung durch chemische Umkehr ausführt, entwickelt. Das Silber;
das während einer solchen z. B. ein Positivbild ergebenden Entwicklung reduziert
worden ist, wird dann aufgelöst, und man sieht von einer Fixierung des Bildes ab.
-
Man wählt drei Farbstoffe, die sich nacheinander in die Gelatine einführen
lassen und Komplementärfarben je zu einer der Farben der Zonen des Aufnahmefilters
darstellen. Diese Farbstoffe müssen so beschaffen sein, daß sie in inniger Mischung
mit der Gelatine ein genügend dichtes Schwarz liefern. Man kann hierfür bekannte
Stoffe, wie z. B. Diazoanhydride, verwenden, welche in Gegenwart von reduziertem
Silber zerstört oder entfärbt werden.
-
Einen dieser drei Farbstoffe führt man in die nicht fixierte Emulsion
ein und bewirkt die Belichtung eines der latenten Teilbilder durch entsprechende
Lenkung der Lichtstrahlen, wie bei Fig. i erläutert. Es handelt sich, wie ersichtlich,
um eine chemische Umkehrung, die im Gegensatz zu der üblichen Ausführungsweise getrennt
für jedes Teilbild bewirkt wird. Zuerst wird beispielsweise das dem Rot entsprechende
latente Teilbild, nachdem man der Emulsion einen blaugrünen Farbstoff einverleibt
hat, dem Licht ausgesetzt. Dieser -Farbstoff bleibt während der Entwicklung in den
Teilen v und b der Emulsion (vgl. Fig. i) ganz erhalten, während -er
in den Teilen rin dem Maße, wie das metallische Silber erscheint, zerstört wird
und somit in den ganz schwarzen Stellen dieses Teilbildes vollständig verschwindet.
Man macht diesen Farbstoff unlöslich., indem man ihn z. B. in einen Farblack überführt,
damit er nicht durch die späteren Verfahrensmaßnahmen beeinträchtigt wird, und man
löst das reduzierte Silber beispielsweise durch Bichromat oder saures Permanganat
auf.
-
Für die anderen Teilbilder verfährt man in gleicher Weise. So bewirkt
man die Umkehrung des dem Grün entsprechenden Teilbildes, nachdem man .der Emulsion
einen zum Grün komplementärem Purpurfarbstoff einverleibt hat und dann die Umkehrung
des blauvioletten Bildes nach Einführung des zum Blau komplementären gelben Farbstoffes
in die Emulsion.
-
Dieses Verfahren ruft nicht nur eine Nebeneinanderlagerung der Farbstoffe,
sondern auch eine Überlagerung der komplementären Farb-
Stoffe hervor.
`renn der betreffende Teil des Films beispielsweise rot sein soll, erhält man in
den Teilen v und b der Gelatineschicht die drei Schwarz ergebenden Farben in Übereinanderlagerurig,während
in den Teilen r eine Übereinanderlagerung von Purpur und Gelb allein stattfindet.
so daß hier nur die roten Strahlen infolge der Zerstörung des Blaugrün allein durchgelassen
werden.
-
Zum Schluß entfernt man die etwa zurückgebliebenen Spuren von nicht
belichtetem und nicht reduziertem Halogenid. Gleichzeitige Behandlung von zwei Teilbildern
In den bisher betrachteten Beispielen wird die Belichtung nur eines einzigen Teilbildes
auf einmal bewirkt, und es ist angenommen, daß diese getrennte Belichtung keine
Diffusion des Lichtes in den benachbarten Bildern hervorruft.
-
Man kann aber die Diffusion, die aufzutreten sucht, ausnutzen oder
eine Diffusion im gewünschten Ausmaß herbeiführen, um gleichzeitig zwei benachbarte
Teilbilder zu behandeln. Zu diesem Zweck kann man, wie die Fig. 2 der Zeichnung
zeigt, die Achsen der Lichtbündel Li und L.' so lenken, daß sie ungefähr
auf die Trennungslinien der benachbarten mikroskopischen Bilder fallen. In der linken
Hälfte der Fig. 2 werden auf diese Weise z. B. die Teile b und
r und in der rechten Hälfte die Teile r und v gleichzeitig
belichtet, und ebenso kann auch eine gleichzeitige Belichtung der Teile
b und v durch entsprechende Lenkung der Lichtstrahlen erreicht werden.
Durch eine gewisse Diffusion des Lichtes in der Ernulsionsschicht können jeweils
zwei Teilbilder und diese zwei Bilder allein auf einmal belichtet werden.
-
Auf diese Weise bewirkt man bei dein Ausgangsbild, das beispielsweise
als Positiv entwickelt und nicht fixiert ist, aufeinanderfolgende Doppelbelichtungen
und die Umkehrbehandlung jedesmal mit den zur Farbe des nicht belichteten dritten
Teilbildes komplementären Farben. Die Farbe wird aber hier mit Reduktion des Silbers
erzeugt und nicht zerstört. Dies wäre nicht der Fall, wenn man von einem negativen
Ausgangsbild ausgeht.
-
Wie ersichtlich, ruft diese Behandlung die Färbung durch Übereinanderlagerung
von Komplementärfarben hervor, aber dabei ist die Diffusionswirkung, die in dem
vorher beschriebenen Beispiel schädlich sein kann, jeweils für die Belichtung zweier
nebeneinanderliegender Teilbilder nutzbar gemacht und für das dritte Teilbild ausgeschaltet.
-
Um die gewünschte auswählende Belichtung zu bewirken, kann man bei
allen beschriebenen Beispielen von den bekannten Eigenschaften der Linsenrasterfilme,
welche die getrennte Belichtung dereinzelnen Teilbilder mit Hilfe von geeignet gelenkten
Lichtstrahlen gestatten, Gebrauch machen. Die auf den Film auftreffenden Lichtstrahlen
bewirken, wenn sie mit einer Farbzone des für die Aufnahme oder die Kopie eines
Rasterfilms verwendeten Filters oder der Blende zusammenfallen, nur die Belichtung
des dieser Farbzone entsprechenden Teilbildes, und man verwirklicht auf die Weise
einen der Fälle der Fig.i. Wenn dagegen die Strahlen der Lichtquelle auf der Trennlinie
von zwei benachbarten Zonen auftreffen, belichten sie den Film nach einem der Fälle
der Fig. 2. Wie ersichtlich, ist daher die Verwirklichung derartiger- Teilbelichtungen
leicht zu erreichen.
-
Man kann in allen Fällen die nicht mehr notwendige Rasterung zum Verschwinden
bringen, indem man durch ein geeignetes Verfahren, z. B. durch Lackieren, beseitigt.