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Verfahren und Klebemittel zur Herstellung von Büchern Im allgemeinen
wird die Herstellung von Büchern in der Weise durchgeführt, daß die aufgeteilten
Druckbogen nach dem Falzen durch Heften und gleichzeitiges Aufbringen einer leichten
Gaze zu einem Buch vereinigt werden. Um eine bessere Verstärkung in das Buch hineinzubringen,
wird dann der Buchrücken verleimt, und auch gleichzeitig wird die aufgebrachte Gaze
durch das Verleimen mit den gehefteten Papierlagen zusätzlich verl@lebt. Bei diesem
bekannten Binden der Bücher hat das Heften den Nachteil, daß dabei die Lagen und
einzelnen Blätter des Buches nur an verschiedenen Punkten befestigt sind, und das
Papier wird auch durch das öftere Durchstechen gerade an der Stelle, wo es durch
das viele Umschlagen der Blätter beim Lesen des Buches am meisten beansprucht wird,
zusätzlich noch geschwächt, was ein leichtes Herauslösen oder Ausreißen der Blätter
zur Folge hat.
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Der Gegenstand der Erfindung besteht darin, daß Bücher ohne Anwendung
des bisher gebräuchlichen Heftens, und zwar nur durch Verllebung, hergestellt werden.
Erfindungsgemäß wird die Verklebung der einzelnen Papierlagen zu einem Buch in der
Weise durchgeführt, daß die gefalzten Lagen am Buchrücken etwa o,5 bis z mm breit
mit nachfolgend näher beschriebenem Klebstoff versehen und aneinander zu einem Buch
verklebt werden. Gleichzeitig wird gegen den so erhaltenen Buchrücken von dem besonders
geeigneten Klebstoff so viel aufgetragen, daß eine Schicht in Form eines zusammenhängenden
Films als Verstärkungsschicht entsteht. Auf diese Verstärkungsschicht aus einem
geschmeidigen, filmbildenden Klebemittel kann dann eine Stützeinlage, wie Gewebe,
starkes Papier oder leichter Filz, gegebenenfalls n:,#it Ansatzfalz zum Einhängen
des so gebundenen Buchblocks, in die Einbanddecken aufgebracht werden.
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Diese neue Art der Herstellung eines Buches nur durch Verkleben der
Papierblätter und Papierlagen untereinander und mit einer gemeinsamen Rückenverstärkung
ist nicht mit den bisher gebräuchlichen Buchbinderklebstoften
durchführbar,
sondern für diese neue Herstellungsweise sind besondere zähplastische und witterungsunempfindliche
Islebetn'_ttel erforderlich, deren Schichten fest und dennoch elastisch sind und
so eine dauernd elastisch bleibende Verklebung '-gewährleisten und ferner eine -unverändert
elastisch bleibende Schicht für die Verstärkung des Buchrückens abgeben. Für das
Arbeiten im Sinne der vorliegenden Erfindung liab2n sich insbesondere Klebemittel,
welche auf Grundlage von Celluloseabkömmlingen, wie beispielsweise Nitro- oder Acetylcellulose,
denen geeignete Weichmacher zweckmäßig zu--es: tzt sein könn°n, und ferner auch
Kunstharze. wie beispielsweise Klebemittel auf Grundlage von Vinylprodukten, die
auch geschmeidige und dauernd elastisch bleibende Filme abgeben, als geeignet gezeigt.
Klebstoffe auf Kautschukbasis sind für diesen Zweck nicht oder auch nur beschränkt
verwendbar, weil die finit Kautschukemulsionen geklebten Bücher nur eine kurze Lebensdauer
besitzen, da durch die Einwirkung von L uftsauerstoff die Haltbarkeit der Kautschuk
klebungen schnell absinkt.
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Das Zusammenkleben der aufgeteilten Druckbogen zu Büchern gemäß der
Erfindung kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden.
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Um die Druckbogen zu einem Buch zu verkleben, kann man die Druckbogen
nach der üblichen Kreuzfalzung zu Lagen verarbeiten und diese verkleben. Zweckmäßiger
nimmt man beim Drucken die Einteilung der Druckbogen so vor, daß die fertiggedruckten
Bogen durch Parallelfalzung zu einem Buch zusammengelegt werden können. Das Verkleben
der parallel gefalzten Bogen zu einem Buch «-ird an Hand der Zeichnung näher erläutert.
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Fig. t stellt den durch Zusammenlegen der parallel gefalzten Bogen
gebildeten Buchblock dar, der beiderseits durch Klammern a und
b
zusammengehalten wird. Dabei zeigt der Rücken des Buchblocks nach oben.
Der fertig ausgerichtete und dann zusammengeklammerte Buchblock gemäß Fig. r wird
darauf, wie Fig. 2 zeigt, durch eine mechanische Vorrichtung an der oberen Kante
des Buchrückens nach einer Seite hin abgedrückt. Dabei legen sich die einzeln gefalzten
Doppelblätter, die firn Buchrücken verklebt werden. fächerförmig so übereinander,
daß von oben her auf die Stoßkanten ein o,5 bis 2 min breiter Streifen Klebstoff
auf die Kante eines jeden einzelnen Blattes aufgetragen werden kann. Unmittelbar
anschließend wird der Buchblock darin, wie in Fig. 3 dargestellt, an der entgegengesetzten
oberen Kante durch eine mechanische Vorr?chtung nach der entgegengesetzten Seite
abgedrückt und ebenfalls auf die fächerförmig iibereinanderliegenden Stoßkanten
der einzelnen Doppelblätter ein o,5 bis 2 nim breiter Klebstoffstreifen aufgebracht.
Das Abdrücken des gel<lannnerten und aus-'gerichteten Buchblocks nach den beiden
Seiten und das Auftragen des Klebstoffes kann in ' einer Masch:ne vorgenommen werden.
Nachdem nun der Klebstoff in o,5 bis 2 mm Breite beiderseits auf die im Rücken zusammenstoßenden
Falzungen aufgetragen ist, werden diese durch Zusammenpressen verklebt, und ferner
wird auf die zti einer einheitlichen Fläche im Buchrücken zusammengeklebten Falzenden
eine weitere Klebstoffschicht so stark aufgetragen, daß sich ein zusammenhängender
Film bildet, und weiterhin wird auf diese Klebstoffschicht ein Gewebe aufgebracht
zum Einhängen des Buchblocks in die Decken. Diese Arbeitsgange sind in F?g. 4 und
5 näher dargestellt. Fig. 4 stellt den Buchblock mit dein verklebten Rücken nach
oben gestellt dar. Wie bereits beschrie- . ben, ist zwischen die einzelnen Falzenden
auf das Papier ein o,5 bis 2 nnn breiter Streifen Klebstoff aufgetragen und durch
Zusammenpressen eine intensive Verklebung der Papierlagen eingetreten. Fig. 5 zeigt
nun, wie der gemäß Fig.. verklebte Buchrücken weiter ausgerüstet wird. Auf den verklebten
Buchrucken ist eine Schicht c aus Klebemitteln, z. B. eine erweichte Folie aus Celluloid,
aufgebracht. Weiterhin ist in die durch Erweichen in Lösungsmittel plastisch gemachte
Celluloidschicht eine Gewebeschicht d, z. B. ein dicht gewebter Nessel, eingebracht
worden, und diese Gewebeschicht ist nach Verdunsten des Löstingsinittels mit der
Celluloidklebeschicht untrennbar verbunden. Diese Gewebeschicht d steht seitlich
etwas über, und diese überschießenden Enden dienen als Ansatzfalz zum Einhängen
des Buches in die Einbanddecken.
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Für die Durchführung des Verfahrens wird beispielsweise ein Klebstoff
in folgender Zusanimensetzung benutzt: 18 Gewichtsteile Collodiumwolle, d Gewichtsteile
Tricresylphosphat werden in 78 Teile Essigäther aufgelöst. Diese Lösung wird auf
die o,5 bis 2 nim breiten Klebstellen der Falzenden, wie vorbeschrieben, aufgetragen,
z. B. mittels einer Bürstenwalze. Die mit dem Gewebe verbundene Celluloidklebeschicht,
die zur Buchverstärkung auf den Rücken aufgebracht wird, wird ebenfalls vor dem
Auflegen in Essigätlier eingeweicht, so daß eine innige Verschmelzung dieses Filmklebstoffes
mit dem auf dein hinteren Falzende der Buchlagen aufgetragenen Collodiumklebstoft
eintritt.
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Man kann an Stelle des Collodiumklebstoffes auch einen solchen aus
Kunstharz benutzen; z. B. 2o Gewichtsteile Polyvinylacetat,
5 Gewichtsteile
Dibutylphthalat werden in 65 Gewichtsteilen Aceton gelöst, und dieser Klebstoff
wird in gleicher Weise, wie vorbeschrieben, verarbeitet. An Stelle des'äüfgebrachten
Gewebes kann auch ein dünner Filz mit Polyvinylacetatklebstoff getränkt und in Aceton
wieder weichgemacht, in ähnlicher Weise wie in Fig.5 gezeigt, aufgebracht werden.
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Das neue Verfahren erbringt u. a. folgende Vorteile: Bei der Herstellung
von Büchern nach der neuen Klebemethode kommt die Verwendung von Drahtklammern und
Heftzwirn teilweise oder ganz 'in Fortfall, was eine Materialersparnis bedeutet
und auch eine bedeutende Ersparnis an Arbeitslohn mit sich bringt, weil das Kleben
weit schneller durchgeführt werden kann infolge der dabei wegfallenden vielen Handgriffe.
Weiter ist das Verfahren von großer Bedeutung für die Verarbeitung schlechter Druckpapiere
mit geringer Einstichfestigkeit zu Büchern. Dadurch, daß nach der neuen Klebmethode
das schlechte, meist etwas saugfähige Druckpapier mit diesen witterungsunempfindlichen
zähen, filmbildenden Klebstoffen behandelt wird, wird dieses Papier an der meist
beanspruchten Stelle im Rücken des Buches ungemein verstärkt und dadurch, daß es
bei dem neuen Klebverfahren nicht mehr wie bisher beim Heften durchstochen wird,
bekommt das eingebundene Buch eine sehr hohe Festigkeit, und ein Herausreißen von
Blättern ist dadurch unmöglich gemacht. Weiterhin sind die nach dein neuen Klebverfahren
gebundenen Bücher im Rücken weit biegsamer als ein geheftetes und nach der üblichen
Methode durch Leimen mit Wasserleim hergestelltes Buch, welches viel störriger beim
Umschlagen ist.