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1. EINLEITUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft rekombinante Vesiculoviren, die replizierbar
sind und in der Lage sind, fremde, in ihrem Genom enthaltene Nucleinsäuren zu
exprimieren. Ebenfalls bereitgestellt werden inaktivierte Formen
der rekombinanten Viren. Die Vesiculoviren sind in Impfstoffformulierungen
zur Prävention
oder Behandlung verschiedener Erkrankungen und Gesundheitsstörungen nützlich.
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2. HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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2.1. RHABDOVIREN
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Rhabdoviren
sind von einer Membran eingehüllte
Viren, die in der Natur weit verbreitet sind, wo sie Vertebraten,
Invertebraten und Pflanzen infizieren. Es gibt innerhalb der Rhabdoviren
zwei verschiedene Gattungen, die Gattung Lyssavirus und die Gattung
Vesiculovirus. Rhabdoviren haben Genome aus einzelsträngiger RNA
negativer Polarität
von 11–12
000 Nucleotiden (Rose und Schubert, 1987, Rhabdovirus genomes and
their products, in The Viruses: The Rhabdoviruses, Plenum Publishing
Corp., N. Y., S. 129–166).
Die Viruspartikel enthalten einen helikalen Nucleocapsidkern, der
aus der genomischen RNA und Protein besteht. Im Allgemeinen finden
sich drei Proteine, die als N (Nucleocapsid), P (früher als
NS bezeichnet, was ursprünglich
nicht-strukturell bedeutete) und L (Large) bezeichnet werden, mit
dem Nucleocapsid assoziiert. Ein weiteres Matrix (M)-Protein liegt
innerhalb der Membranhülle,
möglicherweise
in Wechselwirkung sowohl mit der Membran als auch dem Nucleocapsidkern.
Ein einziges Glycoprotein (G) durchdringt die gesamte Membran und
bildet die Spikes auf der Oberfläche
des Viruspartikels. Da das Genom negative Polarität hat (d.
h. komplementär
zu der RNA-Sequenz (positive Polarität) ist, die als mRNA fungiert
und dadurch direkt das codierte Protein erzeugt), müssen Rhabdoviren
für eine
RNA-abhängige
RNA-Polymerase codieren
und sie im Virion verpacken (Baltimore et al., 1970, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 66: 572–576),
das aus dem P- und dem L-Protein besteht. Dieses Enzym transkribiert
genomische RNA unter Bildung subgenomischer mRNAs, die für die 5–6 viralen
Proteine codieren, und es repliziert auch vollständige RNAs mit positiver und
negativer Polarität.
Die Gene werden nacheinander transkribiert, beginnend am 3'-Ende der Genome.
Das gleiche grundlegende genetische System wird auch von den Paramyxoviren
und Filoviren verwendet.
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Der
Prototyp der Rhabdoviren, das Vesicular Stomatitis Virus (VSV),
vermehrt sich in den meisten tierischen Zellen bis zu sehr hohen
Titern und kann in großen
Mengen präpariert
werden. Das hat dazu geführt, dass
das VSV häufig
als Modellsystem für
die Untersuchung der Replikation und des Zusammenbaus von RNA-Viren
mit Hüllen
eingesetzt worden ist. Die Untersuchung des VSV und verwandter Viren
mit negativem Strang wurde dadurch eingeschränkt, dass es nicht möglich war,
eine direkte genetische Manipulation des Virus mittels gentechnischer
Verfahren durchzuführen.
Die Schwierigkeit bei der Erzeugung des VSV aus DNA besteht darin,
dass weder die vollständigen
genomischen noch die antigenomischen RNAs infektiös sind.
Die minimale infektiöse
Einheit ist die genomische RNA, die fest an 1250 Untereinheiten
des Nucleocapsid (N)-Proteins (Thomas et al., 1985, J. Virol. 54:
598–607)
sowie kleinere Mengen der beiden vom Virus codierten Polymerase-Untereinheiten
L und P gebunden ist. Zur Rekonstitution eines infektiösen Virus
aus der viralen RNA ist es erforderlich, zunächst den Komplex aus N-Protein
und RNA zusammenzubauen, der als Matrize für die Transkription und die
Replikation durch die VSV-Polymerase dient. Zwar können kleinere
Abschnitte der RNA des negativen Stranges des Genoms des Influenza-Virus
in vitro in Nucleocapsiden verpackt und dann einem Rescue in Influenza-infizierten
Zellen unterzogen werden (Enami et al., 1990, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 87: 3802–3805,
Luytjes et al., 1989, Cell 59: 1107–1113), aber Systeme zur Verpackung
der viel größeren genomischen
RNAs von Rhabdoviren in vitro stehen noch nicht zur Verfügung.
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Kürzlich wurden
Systeme für
die Replikation und Transkription von Minigenomen, die von DNA abstammten,
oder kleiner defekter RNAs von Rhabdoviren (Conzelmann und Schnell,
1994, J. Virol. 68: 713–719,
Pattnaik et al., 1992, Cell 69: 1011–1120) und Paramyxoviren (Calain
et al., 1992, Virology 191: 62–71,
Collins et al., 1991, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88: 9663–9667, Collins
et al., 1993, Virology 195: 252–256,
De und Banerjee, 1993, Virology 196: 344–348, Dimock und Collins, 1993,
J. Virol. 67: 2772–2778, Park
et al., 1991, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88: 5537–5541) beschrieben.
In diesen Systemen werden RNAs zu Nucleocapsiden in Zellen zusammengefügt, die
das virale N-Protein und Polymerase-Proteine exprimieren. Diese
Systeme sind zwar sehr nützlich,
aber sie ermöglichen
keine genetische Manipulation des vollständigen Genoms infektiöser Viren.
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Die
Gewinnung des Tollwut-Virus aus einem vollständigen cDNA-Klon wurde kürzlich veröffentlicht (Schnell
et al., 1994, EMBO J. 13: 4195–4203).
Der Infektionszyklus wurde durch die Expression der antigenomischen
RNA (vollständiger
positiver Strang) in Zellen initiiert, die das virale N-, P- und
L-Protein exprimieren. Das Tollwut-Virus ist zwar ein Rhabdovirus,
aber es unterscheidet sich in seiner Struktur und seiner Funktion
von den Vesiculoviren. Das Tollwut-Virus ist ein Lyssavirus, kein Vesiculovirus.
Lyssaviren befallen das Zentralnervensystem. Vesiculoviren befallen
Epithelzellen, vorwiegend diejenigen der Zunge, unter Erzeugung von Vesikeln.
Das Tollwut-Virus verursacht bei verschiedenen Tieren und beim Menschen
eine Enzephalitis, während
das VSV bei Rindern eine epidemische, aber selbstbegrenzende Erkrankung
auslöst.
Im ausgeprägten
Gegensatz zu VSV-infizierten Zellen führt das Tollwut-Virus in infizierten
Zellkulturen nur zu einer geringen oder zu keiner zytopathischen
Wirkung, repliziert in der Zellkultur weniger effektiv als das VSV
und führt
in infizierten Zellkulturen zu einer geringen Hemmung der zellulären DNA-,
RNA- oder Protein-Synthese (siehe Baer et al., 1990, in Virology,
2. Ausgabe, Fields et al. (Hrsg.), Raven Press Ltd., N. Y., S. 883,
887). Tatsächlich wird
keine Kreuzhybridisierung zwischen den Genomen des Tollwut-Virus
und des VSV beobachtet, und eine Sequenzhomologie zwischen den beiden
Genomen lässt
sich im Allgemeinen nur mit Hilfe von Computerprogrammen zur Bestimmung
von Homologien finden.
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Palese
(Trends in Microbiology, Bd. 3, Nr. 4, Seiten 123–125, 4.
April 1995) berichten das Rescue infektiöser VSV aus einem vollständigen DNA-Klon,
aber das rekombinante VSV war genetisch markiert und exprimierte
keine fremden Peptide oder Proteine.
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Die
Gewinnung eines infektiösen
Masern-Virus, eines weiteren RNA-Virus mit einem negativen Strang,
mittels klonierter cDNA wurde ohne Erfolg versucht (siehe Ballart
et al., EMBO J. 9(2): 379–384
und den Widerruf von Eschle et al., 1991, EMBO J. 10(11): 3558).
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2.2. IMPFSTOFFE
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Die
Entwicklung von Impfstoffen zur Prävention viraler, bakterieller
oder parasitischer Erkrankungen steht im Mittelpunkt vieler Forschungsanstrengungen.
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Zu
den herkömmlichen
Verfahren zur Erzeugung von Impfstoffen gehört die Verwendung inaktivierter oder
abgeschwächter
Pathogene. Eine geeignete Inaktivierung des pathogenen Mikroorganismus
macht ihn als biologisches Agens unschädlich, zerstört aber
nicht seine Immunogenität.
Die Injektion dieser „abgetöteten" Partikel in einen
Wirt führt
dann zu einer Immunreaktion, die in der Lage ist, eine zukünftige Infektion
mit einem lebenden Mikroorganismus zu verhindern. Ein Hauptproblem
bei der Verwendung von Totimpfstoffen (mit Einsatz inaktivierter
Pathogene) ist eine mögliche
unvollständige
Inaktivierung aller Mikroorganismuspartikel. Sogar wenn diese erreicht
wird, ist die erzielte Immunität,
da abgetötete
Pathogene sich in ihrem Wirt nicht vermehren, oder aus anderen unbekannten
Gründen,
häufig
unvollständig,
von kurzer Dauer, und sie erfordert wiederholte Immunisierungen.
Schließlich
kann der Inaktivierungsprozess die Antigene des Mikroorganismus
verändern,
was sie als Immunogene weniger wirksam macht.
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Die
Abschwächung
bezieht sich auf die Erzeugung von Stämmen pathogener Mikroorganismen,
die ihre Fähigkeit
zur Erzeugung von Krankheiten im Wesentlichen verloren haben. Ein
Weg, das zu erreichen, besteht darin, den Mikroorganismus ungewöhnlichen
Wachstumsbedingungen und/oder einer häufigen Passagierung in einer
Zellkultur auszusetzen.
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Es
werden dann Mutanten selektiert, die die Virulenz verloren haben,
aber immer noch in der Lage sind, eine Immunreaktion hervorzurufen.
Abgeschwächte
Pathogene führen
oft zu guten Immunogenen, da sie tatsächlich in der Wirtszelle replizieren
und eine lang anhaltende Immunität
hervorrufen. Allerdings sind mit der Verwendung von Lebendimpfstoffen
verschiedene Probleme verbunden, von denen die bedenklichsten eine unzureichende
Abschwächung
und das Risiko einer Wiederherstellung der Virulenz sind.
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Eine
Alternative zu den obigen Verfahren ist die Verwendung von Subunit-Vakzinen.
Sie beinhaltet die Immunisierung mit lediglich denjenigen Komponenten,
die das relevante immunologische Material enthalten.
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Impfstoffe
werden häufig
mit verschiedenen Adjuvanzien formuliert und inokuliert. Die Adjuvanzien
unterstützen
die Erzielung eines länger
anhaltenden und höheren
Spiegels einer Immunität
bei Einsatz geringerer Antigenmengen oder weniger Dosen, als wenn
das Immunogen alleine verabreicht wird. Der Mechanismus der Adjuvanswirkung
ist komplex und nicht vollständig
verstanden. Er könnte
jedoch die Stimulierung einer Cytokinproduktion, einer Phagozytose
und anderer Aktivitäten
des retikuloendothelialen Systems sowie eine verzögerte Freisetzung
und einen verzögerten
Abbau des Antigens beinhalten. Beispiele für Adjuvanzien sind Freunds
Adjuvans (komplett oder inkomplett), das Adjuvans 65 (das Erdnussöl, Mannidmonooleat
und Aluminiummonostearat enthält),
das Pluronic-Polyol L-121, Avridin und Mineralgele wie Aluminiumhydroxid,
Aluminiumphosphat etc. Freunds Adjuvans wird in Impfstoffformulierungen
für den
Menschen nicht mehr verwendet, da es nicht-metabolisierbares Mineralöl enthält und ein
potenzielles Kanzerogen ist.
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3. ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung stellt rekombinante replizierbare Vesiculoviren
bereit. Nach dem Stande der Technik war es bisher nicht möglich, erfolgreich
replizierbare Vesiculoviren aus klonierter DNA zu erzeugen. Im Gegensatz
dazu stellt die Erfindung ein Verfahren bereit, das zum ersten Mal
die Erzeugung und Gewinnung replizierbarer Vesiculoviren sowie rekombinanter
replizierbarer Vesiculoviren aus klonierter DNA möglich gemacht
hat.
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Die
erfindungsgemäßen Vesiculoviren
werden erzeugt, indem in einer geeigneten Wirtszelle bereitgestellt
werden: a) DNA, die transkribiert werden kann, so dass sie zu antigenomischer
(zum Vesiculovirus-Genom komplementärer) (+) Vesiculovirus-RNA
führt (für sie codiert),
b) eine rekombinante Quelle für
das Vesiculovirus-N-Protein, c) eine rekombinante Quelle für das Vesiculovirus-P-Protein
und d) eine rekombinante Quelle für das Vesiculovirus-L-Protein, und zwar
unter Bedingungen, unter denen die DNA unter Erzeugung der antigenomischen
RNA transkribiert wird und ein Vesiculovirus bereitgestellt wird,
das genomische RNA enthält,
die komplementär
zur antigenomischen RNA ist, die von der DNA erzeugt wird.
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Die
Erfindung stellt ein infektiöses
rekombinantes Vesiculovirus bereit, das fähig ist, in einem Tier zu replizieren,
in das das rekombinante Vesiculovirus eingeführt wird, wobei das Genom des
Vesiculovirus fremde RNA umfasst, die nicht natürlicherweise ein Teil des Vesiculovirus-Genoms
ist. Das rekombinante Vesiculovirus wird durch die Erzeugung von
Vesiculoviren gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
gebildet, wobei in Bereiche der DNA, die für antigenomische (+) Vesiculovirus-RNA
codieren, die für
die Virusreplikation nicht essenziell sind, fremde DNA eingefügt wurde
oder diese Bereiche durch fremde DNA ersetzt wurden.
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Die
im Genom des rekombinanten Vesiculovirus enthaltene fremde RNA (die
ursprünglich
von der fremden DNA codiert wurde) erzeugt bei der Expression in
einer geeigneten Wirtszelle ein Protein oder Peptid, das antigenisch
oder immunogen ist.
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Die
erfindungsgemäßen rekombinanten
Vesiculoviren finden als Impfstoffe Verwendung. Bei einer Ausführungsform,
bei der die fremde RNA die Erzeugung eines Antigens steuert, das
eine Immunreaktion gegen ein Pathogen induziert, finden die erfindungsgemäßen Impfstoffe
Verwendung bei der Behandlung oder Prävention von Infektionen durch
ein derartiges Pathogen (insbesondere einen pathogenen Mikroorganismus) und
seiner klinischen Manifestationen, d. h. der Infektionskrankheit.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform zeigt
ein derartiges Antigen die Antigenität oder Immunogenität eines
Hüll-Glycoproteins
eines Virus, bei dem es sich nicht um ein Vesiculovirus handelt,
und das Antigen wird in die Hülle
des Vesiculovirus inkorporiert. Die rekombinanten Vesiculoviren
finden auch Anwendung bei der Diagnose und der Überwachung des Verlaufs von
Infektionskrankheiten, einschließlich der Reaktion auf eine
Impfung und/oder Therapie.
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Bei
einer anderen Ausführungsform,
bei der die fremde RNA die Erzeugung eines Antigens steuert, das
eine Immunreaktion gegen einen Tumor bewirkt, finden die erfindungsgemäßen rekombinanten
Viren Anwendung bei der Immunprophylaxe gegen Krebs, bei der Immuntherapie
und der Diagnose und bei der Überwachung
der Tumorprogression oder -regression.
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Die
rekombinanten Vesiculoviren können
als Lebendimpfstoffe eingesetzt werden, oder sie können für eine Verwendung
als Totimpfstoffe inaktiviert werden. Die rekombinanten Viren können auch
zur Erzeugung großer
Mengen an leicht zu reinigendem Antigen verwendet werden, z. B.
für die
Verwendung in Subunit-Vakzinen.
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Die
Erfindung stellt auch Impfstoffformulierungen, Kits und rekombinante
Wirtszellen bereit.
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4. BESCHREIBUNG DER FIGUREN
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1. Nucleotidsequenz des Plasmids pVSVFL(+),
die die vollständige
DNA-Sequenz zeigt, die unter Erzeugung der antigenomischen (+) VSV-RNA
transkribiert wird, sowie die vorhergesagten Sequenzen der codierten
VSV-Proteine. [N-Protein: SEQ ID NO: 2, P-Protein: SEQ ID NO: 3,
M-Protein: SEQ ID NO: 4, G-Protein: SEQ ID NO: 5, L-Protein: SEQ
ID NO: 6]. Die nicht-codierenden und die intergenischen Bereiche
sind sichtbar. Die obere Sequenzreihe (SEQ ID NO: 1) ist der antigenomische
positive Strang des VSV, die untere Reihe = SEQ ID NO: 7. Die Restriktionsstellen
sind angegeben. Die Transmembran-Domäne und die zytoplasmatische
Domäne
des G-Proteins sind ebenfalls angegeben. Die Sequenzen des ersten
T7-RNA-Polymerase-Promotors (SEQ ID NO: 8), des zweiten T7-RNA-Polymerase-Promotors (SEQ ID
NO: 9), der Leader-Sequenz (SEQ ID NO: 10), des Terminationssignals
für die
Transkription durch die T7-RNA-Polymerase (SEQ ID NO: 11) und die
Sequenz, die unter Erzeugung des HDV-Ribozyms transkribiert wird
(SEQ ID NO: 12), sind gezeigt.
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2. Nucleotidsequenz eines Teils des Plasmids
pVSVSS1, die das synthetische DNA-Insert zeigt, das den Polylinker-Bereich
enthält,
der zwischen den für
G und L codierenden Bereichen (3' von
G und 5' von L)
eingefügt
ist, der einmal vorkommende Erkennungsstellen für Restriktionsenzyme enthält, nämlich XmaI, NotI
und SmaI. Obere Sequenzreihe: SEQ ID NO: 13, untere Sequenzreihe:
SEQ ID NO: 14.
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3.
Gen-Verbindungen des VSV. Die Nucleotidsequenzen am 3'-Ende der Leader-RNA und den 5'- und 3'-Enden jeder mRNA
sind zusammen mit den entsprechenden genomischen Sequenzen (vRNA)
gezeigt (SEQ ID NO: 15–31).
Die intergenischen Dinucleotide sind mit fetten Buchstaben bezeichnet.
Aus Rose und Schubert, 1987, in The Viruses: The Rhabdoviruses,
Plenum Press, N. Y., S. 129–166,
auf S. 136.
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4. Konstruktion der Plasmid-DNA. A. Das
Diagramm zeigt die klonierte genomische Sequenz des VSV und die
vier DNA-Fragmente (nummeriert von 1 bis 4), die zur Erzeugung des
Plasmids pVSVFL(+) verwendet wurden. Die horizontalen Pfeile stehen
für PCR-Primer,
die für
die Erzeugung der Fragmente 1 und 3 eingesetzt wurden. B. Diagramm
des Plasmids pVSVFL(+), das zu infektiösen VSV führt. Es ist die Lage der VSV-Gene,
die für
die fünf
Proteine N, P, M, G und L codieren, gezeigt. Der gepunktete Bereich
von SacI bis XhoI steht für
die Sequenz des pBSSK+-Vektors, und die
schraffierten Abschnitte stehen für die Bereiche des VSV-Genoms,
die mittels PCR erzeugt wurden. Die Transkription vom T7-Promotor erzeugt
die vollständige (+)-Strang-VSV-RNA.
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5.
Proteine, die im Wildtyp-VSV und im rekombinanten VSV vorkommen.
Die Proteine aus 1% der Viren, die aus ungefähr 5 × 106 infizierten
BHK-Zellen gewonnen wurden, wurden über eine SDS-PAGE (10% Acrylamid)
aufgetrennt und durch Anfärben
mit Coomassie Brilliant Blue sichtbar gemacht. Die Positionen der fünf VSV-Proteine
sind angegeben.
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6.
Identifizierung einer Restriktionsenzym-Erkennungssequenz im rekombinanten
VSV. Ein Abschnitt von 620 Nucleotiden genomischer RNA, der aus
dem Wildtyp-VSV und dem rekombinanten VSV isoliert worden war, wurde über eine
reverse Transkription und PCR unter Verwendung der Primer 5'-CATTCAAGACGCTGCTTCGCAACTTCC
(SEQ ID NO: 32) und 5'-CATGAATGTTAACATCTCAAGA
(SEQ ID NO: 33) amplifiziert. Die Kontrollen, bei denen die reverse
Transkriptase aus dem Reaktionsansatz weggelassen wurde, sind gezeigt.
Die DNA-Proben wurden
entweder mit NheI verdaut oder unverdaut gelassen, ehe sie wie angegeben
einer Elektrophorese auf einem 6%-igen Polyacrylamidgel unterzogen
wurden. Die DNA wurde durch Färben
mit Ethidiumbromid nachgewiesen. Die Größe der DNA-Marker ist auf der
linken Seite angegeben.
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7.
Autoradiogramm, das die Sequenz der genomischen RNA aus dem rekombinanten
VSV zeigt. Aus dem rekombinanten VSV präparierte RNA wurde mittels
des Didesoxyverfahrens unter Verwendung der reversen Transkriptase
sequenziert. Die ausgeschriebene Sequenz entspricht den Nucleotiden
1563–1593
in der G-mRNA (Rose und Gallione, 1981, J. Virol. 39: 519–528). Die
unterstrichene Sequenz steht für
die vier Nucleotide, die zur Erzeugung der NheI-Stelle verändert wurden.
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8.
Proteinanalyse des rekombinanten VSV, das das Glycoprotein des New-Jersey-Serotyps exprimiert.
Die Proteine von 1% der Viren, die aus dem Medium von ungefähr 5 × 106 BHK-Zellen abzentrifugiert worden waren,
die 24 Stunden mit dem Wildtyp-VSV (Spur 1), dem rekombinanten VSVI/NJG (Spur 2) oder dem Wildtyp-VSVNJ (Spur 3) infiziert worden waren, wurden über eine
SDS-PAGE (10% Acrylamid) aufgetrennt. Die Proteine wurden durch
Anfärben
mit Coomassie-Brilliant-Blue sichtbar gemacht. Die Positionen der
viralen Proteine sind angegeben.
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5. DETAILLIERTE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung stellt rekombinante replizierbare Vesiculoviren
bereit, die eine Insertion einer fremden RNA-Sequenz aufweisen,
die für
ein Peptid oder Protein codiert, das bei der Expression in einem geeigneten
Wirt eine Immunreaktion bewirkt. Die Expression der vollständigen Vesiculovirus-RNA
aus dem positiven Strang in Wirtszellen hat die erfolgreiche Erzeugung
rekombinanter Vesiculoviren von DNA ermöglicht, wodurch rekombinante
Viren bereitgestellt werden, die keine ernsten pathologischen Wirkungen
auf Menschen haben, und die in hohen Titern erhalten werden können, die
als Impfstoffe Verwendung finden können.
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Die
erfindungsgemäßen Vesiculoviren
werden erzeugt, indem in einer geeigneten Wirtszelle bereitgestellt
werden: a) DNA, die transkribiert werden kann, so dass sie zu antigenomischer
(zum Vesiculovirus-Genom komplementärer) (+) Vesiculovirus-RNA
führt (für sie codiert),
und eine Insertion einer fremden RNA-Sequenz aufweist, die für ein Peptid
oder Protein codiert, das bei der Expression in einem geeigneten
Wirt eine Immunreaktion bewirkt, b) eine rekombinante Quelle für das Vesiculovirus-N-Protein,
c) eine rekombinante Quelle für
das Vesiculovirus-P-Protein und d) eine rekombinante Quelle für das Vesiculovirus-L-Protein,
und zwar unter Bedingungen, unter denen die DNA unter Erzeugung
der antigenomischen RNA transkribiert wird und ein Vesiculovirus
bereitgestellt wird, das genomische RNA enthält, die komplementär zur antigenomischen RNA
ist, die von der DNA erzeugt wird.
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Die
Erfindung stellt ein infektiöses
rekombinantes Vesiculovirus bereit, das fähig ist, in einem Tier zu replizieren,
in das das rekombinante Vesiculovirus eingeführt wird, wobei das Genom des
Vesiculovirus fremde RNA umfasst, die nicht natürlicherweise ein Teil des Vesiculovirus-Genoms
ist. Das rekombinante Vesiculovirus wird durch die Erzeugung von
Vesiculoviren gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
gebildet, wobei in Bereiche der DNA, die für antigenomische (+) Vesiculovirus-RNA
codieren, die für
die Virusreplikation nicht essenziell sind, fremde DNA eingefügt wurde
oder diese Bereiche durch fremde DNA ersetzt wurden.
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Da
die Viren replizierbar (d. h. nicht replikationsdefekt) sind, codieren
sie für
die gesamte Maschinerie des Vesiculovirus, die für die Replikation in einer
Zelle nach deren Infektion mit dem Virus erforderlich ist.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
ist das rekombinante Vesiculovirus ein rekombinantes Vesicular Stomatitis
Virus (VSV).
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Die
im Genom des rekombinanten Vesiculovirus enthaltene fremde RNA (die
ursprünglich
von der fremden DNA codiert wurde) erzeugt bei der Expression in
einer geeigneten Wirtszelle ein Protein oder Peptid, das antigenisch
oder immunogen ist. Ein derartiges antigenisches oder immunogenes
Protein oder Peptid, dessen Expression durch die fremde RNA (die
mit negativer Polarität
vorliegt) im Vesiculovirus-Genom gesteuert wird (durch die Expression
von der (+)-antigenomischen Message) wird hier im Folgenden als
das „Antigen" bezeichnet. Zu geeigneten
Antigenen gehören,
ohne jedoch auf diese beschränkt
zu sein, bekannte Antigene von pathogenen Mikroorganismen oder von
Tumoren sowie Fragmente oder Derivate derartiger Antigen, die die
Antigenität
oder Immunogenität
dieser Antigene aufweisen. Ein Protein weist die Antigenität eines
Antigens auf, wenn das Protein in der Lage ist, immunspezifisch
von einem Antikörper
gegen das Antigen gebunden zu werden. Ein Protein weist die Immunogenität eines
Antigens auf, wenn es eine Immunreaktion gegen das Antigen bewirkt
(z. B. wenn eine Immunisierung mit dem Protein die Erzeugung eines
Antikörpers
bewirkt, der das Antigen immunspezifisch bindet, oder eine zellvermittelte,
gegen das Antigen gerichtete Immunreaktion hervorruft).
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Die
erfindungsgemäßen rekombinanten
Vesiculoviren finden als Impfstoffe Verwendung. Wenn die fremde
RNA die Erzeugung eines Antigens steuert (das ursprünglich von
der fremden DNA codiert wurde, die zur Erzeugung des rekombinanten
Vesiculovirus oder seines Vorläufers
eingesetzt wurde), das eine Immunreaktion gegen ein Pathogen induziert,
finden die erfindungsgemäßen Impfstoffe
Verwendung bei der Behandlung oder Prävention von Infektionen durch
ein derartiges Pathogen (insbesondere einen pathogenen Mikroorganismus)
und seiner klinischen Manifestationen, d. h. der Infektionskrankheit.
Die Erfindung stellt somit Verfahren zur Prävention oder Behandlung von
Infektionen und Infektionskrankheiten bereit, die das Verabreichen eines
oder mehrerer der erfindungsgemäßen rekombinanten
Vesiculoviren an ein Subjekt umfasst, für das eine derartige Behandlung
oder Prävention
gewünscht
wird. Die rekombinanten Vesiculoviren finden auch Anwendung bei
der Diagnose und der Überwachung
des Verlaufs von Infektionskrankheiten, einschließlich der Reaktion
auf eine Impfung und/oder Therapie.
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Bei
einer anderen Ausführungsform,
bei der das Antigen eine Immunreaktion gegen einen Tumor induziert,
finden die erfindungsgemäßen rekombinanten
Viren Anwendung bei der Immunprophylaxe gegen Krebs, bei der Immuntherapie
und der Diagnose und bei der Überwachung
der Tumorprogression oder -regression.
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Die
rekombinanten Vesiculoviren können
als Lebendimpfstoffe eingesetzt werden, oder sie können für eine Verwendung
als Totimpfstoffe inaktiviert werden. Die rekombinanten Viren können auch
zur Erzeugung großer
Mengen an leicht zu reinigendem Antigen verwendet werden, z. B.
für die
Verwendung in Subunit-Vakzinen.
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Bei
einer spezifischen Ausführungsform
kann die fremde DNA, die zunächst
zur Erzeugung der rekombinanten Vesiculoviren eingesetzt wird, auch
eine Sequenz umfassen, die für
einen nachweisbaren Marker codiert, zum Beispiel die β-Galactosidase,
die β-Glucuronidase
oder β-Geo
(Friedrich & Soriano,
1991, Genes Dev. 5: 1513–1523).
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Bei
einer weiteren spezifischen Ausführungsform
kann die fremde DNA auch eine Sequenz umfassen, die für ein Cytokin
codiert, das in der Lage ist, eine Immunreaktion zu stimulieren.
Zu derartigen Cytokinen gehören,
ohne jedoch auf diese beschränkt
zu sein, Interleukin-2, Interleukin-6, Interleukin-12, Interferone
und Granulozyten-Makrophagen-Koloniestimulierende Faktoren.
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Bei
einem bevorzugten Aspekt wird nach einer Infektion mit einem erfindungsgemäßen rekombinanten Vesiculovirus
das Antigen als ein Protein, das kein Fusionsprotein ist, exprimiert.
Bei einer weniger bevorzugten Ausführungsform wird das Antigen
als ein Fusionsprotein, zum Beispiel mit dem viralen G-Protein,
exprimiert. „Fusionsprotein" bezieht sich, so
wie der Begriff hier verwendet wird, auf ein Protein, das eine Aminosäuresequenz
eines ersten Proteins umfasst, die kovalent über eine Peptidbindung an ihrem
Carboxyterminus mit dem Aminoterminus einer Aminosäuresequenz
eines zweiten, anderen Proteins verknüpft ist.
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Bei
einer Ausführungsform
enthält
eine erfindungsgemäße Impfstoffformulierung
nur einen Typ des erfindungsgemäßen rekombinanten
Vesiculovirus. Bei einer anderen Ausführungsform umfasst eine Impfstoffformulierung
eine Mischung aus zwei oder mehreren erfindungsgemäßen rekombinanten
Viren.
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Die
erfindungsgemäßen Impfstoffformulierungen
stellen einen oder mehrere der folgenden Vorteile bereit: Stabilität über lange
Zeiträume
ohne Kühlung,
Einfachheit der Herstellung, geringe Kosten und Erzeugung mit hohen
Titern, Fähigkeit
zur Verabreichung durch Angestellte vor Ort ohne umfangreiches medizinisches
Training und Verabreichung eines Mikroorganismus, von dem bekannt
ist, dass er beim Menschen keine ernsthaften Erkrankungen bewirkt.
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Die
vorliegende Erfindung stellt auch eine Wirtszelle bereit, die mit
einem rekombinanten Vesiculovirus infiziert ist, das zur Replikation
fähig ist.
Bei einer Ausführungsform
ist die Wirtszelle eine Säugetierzelle.
Vorzugsweise ist die Säugetierzelle
eine Hamster-Nierenzelle.
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5.1. DNA, DIE UNTER ERZEUGUNG VON ANTIGENOMISCHER
(+)RNA DES VESICULOVIRUS TRANSKRIBIERT WERDEN KANN
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Viele
Vesiculoviren sind in diesem Fachgebiet bekannt, und sie können gemäß den erfindungsgemäßen Verfahren
genmanipuliert werden. Beispiele für derartige Vesiculoviren sind
in der Tabelle I aufgeführt.
TABELLE
I |
MITGLIEDER
DER GATTUNG VESICULOVIRUS |
Virus | Natürliche Quelle
des Virus |
|
VSV,
New Jersey | Säuger, Moskitos,
Mücken,
Kriebelmücken,
Hausfliegen |
VSV,
Indiana | Säuger, Moskitos,
Sandfliegen |
Alagoas | Säuger, Sandfliegen |
Cocal | Säuger, Moskitos,
Milben |
Jurona | Moskitos |
Carajas | Sandfliegen |
Maraba | Sandfliegen |
Piry | Säuger |
Calchaqui | Moskitos |
Yug
Bogdanovac | Sandfliegen |
Isfahan | Sandfliegen,
Zecken |
Chandipura | Säuger, Sandfliegen |
Perinct | Moskitos,
Sandfliegen |
Porton-S | Moskitos |
-
Es
kann jede beliebige DNA, die unter Erzeugung von antigenomischer
(+)RNA des Vesiculovirus (komplementär zum VSV-Genom) transkribiert
werden kann, zur Konstruktion einer rekombinanten DNA, die fremde
DNA, die für
ein Antigen codiert, enthält,
für den
Einsatz bei der Erzeugung der erfindungsgemäßen rekombinanten Vesiculoviren
eingesetzt werden.
-
DNA,
die zur Erzeugung antigenomischer (+)RNA transkribiert werden kann
(wobei diese DNA hier als „Vesiculovirus
(–)DNA" bezeichnet wird),
steht in diesem Fachgebiet zur Verfügung und/oder kann mittels Standardverfahren
erhalten werden. Im Einzelnen wurde das Plasmid pVSVFL(+), das VSV(–)DNA enthält, und
das für
den Einsatz in der vorliegenden Erfindung bevorzugt wird, bei der
ATCC hinterlegt und erhielt die Zugangs-Nr. 97134. Bei einem bevorzugten
Aspekt wird eine DNA, die unter Erzeugung von VSV(+)RNA transkribiert
werden kann [d. h. VSV(–)DNA],
eingesetzt. Es kann eine VSV(–)DNA
für jeden
beliebigen Serotyp oder Stamm, den man in diesem Fachgebiet kennt,
zum Beispiel die New-Jersey- oder Indiana-Serotypen des VSV, eingesetzt werden.
Die vollständige
Nucleotidsequenz und die abgeleitete Proteinsequenz des VSV-Genoms
sind bekannt, sie sind als Genbank VSVCG, Zugangs-Nr. J02428, NCBI
Seq ID 335873 verfügbar,
und sie wurden bei Rose und Schubert, 1987, in The Viruses: The
Rhabdoviruses, Plenum Press, N. Y., S. 129–166 publiziert. Teilsequenzen
anderer Vesiculovirus-Genome sind publiziert worden und stehen in
diesem Gebiet zur Verfügung.
Die vollständige
Sequenz der VSV(–)-DNA,
die in einer bevorzugten Ausführungsform
verwendet wird, ist im Plasmid pVSVFL(+) enthalten und wird in der 1 gezeigt. Ebenfalls gezeigt sind die
vorhergesagten Sequenzen der VSV-Proteine (diese Sequenz enthält mehrere
Sequenzkorrekturen im Vergleich zu der von Genbank erhältlichen).
Vesiculovirus(–)DNA
kann, wenn sie nicht schon verfügbar
ist, mittels Standardverfahren wie folgt hergestellt werden: Wenn
die cDNA des Vesiculovirus noch nicht verfügbar ist, kann genomische RNA
des Vesiculovirus aus Viruspräparationen
gereinigt werden, und eine reverse Transkription kann zusammen mit
einer großräumigen Polymerase-Kettenreaktion
zur Erzeugung der Vesiculovirus(–)DNA eingesetzt werden. Alternativ
kann nach der Reinigung der genomischen RNA die VSV-mRNA in vitro
synthetisiert werden, und cDNA kann mittels Standardverfahren präpariert
werden, woran sich die Insertion in Klonierungsvektoren anschließt (siehe
z. B. Rose und Gallione, 1981, J. Virol. 39(2): 519–528). Einzelne
cDNA-Klone der Vesiculovirus-RNA können mit Hilfe von kleinen
DNA-Fragmenten verknüpft
werden, die die Gen-Übergänge abdecken
und die mittels Reverser Transkription und der Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR)
(Mullis und Faloona, 1987, Meth. Enzymol. 155: 335–350) aus
genomischer VSV-RNA (siehe Abschnitt 6, unten) erzeugt werden. Vesiculoviren
stehen in diesem Fachgebiet zur Verfügung. Zum Beispiel kann das
VSV von der American Type Culture Collection bezogen werden.
-
Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
wird eine oder werden mehrere vorzugsweise einmal vorkommende Restriktionsstelle(n)
(z. B. in einem Polylinker) in die Vesiculovirus(–)DNA eingefügt, und
zwar in intergenischen Bereichen oder 5' zu der Sequenz, die komplementär zum 3'-Ende des Vesiculovirus-Genoms
ist, oder 3' zu
der Sequenz, die komplementär
zum 5'-Ende des
Vesiculovirus-Genoms ist, um die Insertion der fremden DNA zu erleichtern.
-
Bei
einem bevorzugten erfindungsgemäßen Verfahren
wird die Vesiculovirus(–)DNA
so konstruiert, dass sie einen Promotor aufweist, der funktionsfähig mit
ihr verknüpft
ist. Der Promotor sollte imstande sein, die Transkription der (–)DNA in
einem Tier oder in einer Insektenzelle zu initiieren, in der das
rekombinante Vesiculovirus produziert werden soll. Zu Promotoren,
die eingesetzt werden können,
gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, der Bereich des frühen
SV40-Promotors (Bernoist und Chambon, 1981, Nature 290: 304–310), der
Promotor, der im 3'-ständigen Long
Terminal Repeat des Rous Sarcoma Virus enthalten ist (Yamamoto et
al., 1980, Cell 22: 787–797),
der Herpes-Thymidinkinase-Promotor (Wagner et al., 1981, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 78: 1441–1445),
die regulatorischen Sequenzen des Metallothionein-Gens (Brinster
et al., 1982, Nature 296: 39–42),
Heat-Shock-Promotoren (z. B. hsp70 für den Einsatz in Drosophila-S2-Zellen),
der ADC (Alkoholdehydrogenase)-Promotor, der PGK (Phosphoglycerolkinase)-Promotor,
der Promotor der alkalischen Phosphatase und die folgenden tierischen
Transkriptionskontrollbereiche, die eine Gewebespezifität zeigen,
und die in transgenen Tieren eingesetzt worden sind: der Kontrollbereich
des Elastase-I-Gens, der in Azinuszellen des Pankreas aktiv ist
(Swift et al., 1984, Cell 38: 639–646, Ornitz et al., 1986,
Cold Spring Harbor Symp. Quant. Biol. 50: 399–409, MacDonald, 1987, Hepatology
7: 425–515),
der Kontrollbereich des Insulin-Gens, der in Betazellen des Pankreas
aktiv ist (Hanahan, 1985, Nature 315: 115–122), der Kontrollbereich der
Immunglobulin-Gene, der in lymphoiden Zellen aktiv ist (Grosschedl
et al., 1984, Cell 38: 647–658,
Adames et al., 1985, Nature 318: 533–538, Alexander et al., 1987,
Mol. Cell. Biol. 7: 1436–1444),
der Kontrollbereich des Mouse Mammary Tumor Virus, der in Hodenzellen,
Brustzellen, lymphoiden Zellen und Mastzellen aktiv ist (Leder et
al., 1986, Cell 45: 485–495),
der Kontrollbereich des Albumin-Gens, der in der Leber aktiv ist
(Pinkert et al., 1987, Genes and Devel. 1: 268–276), der Kontrollbereich
des Alpha-Fetoprotein-Gens,
der in der Leber aktiv ist (Krumlauf et al., 1985, Mol. Cell. Biol.
5: 1639–1648,
Hammer et al., 1987, Science 235: 53–58), der Kontrollbereich des
Alpha-1-Antitrypsin-Gens, der in der Leber aktiv ist (Kelsey et
al., 1987, Genes and Devel. 1: 161–171), der Kontrollbereich
des Betaglobin-Gens, der in myeloischen Zellen aktiv ist (Mogram
et al., 1985, Nature 315: 338–340,
Kollias et al., 1986, Cell 46: 89–94), der Kontrollbereich des
Gens des basischen Myelinproteins, der in oligodendrozytischen Zellen
im Gehirn aktiv ist (Readhead et al., 1987, Cell 48: 703–712), und
der Kontrollbereich der leichten Kette 2 des Myosin-Gens, der im
Skelettmuskel aktiv ist (Sani, 1985, Nature 314: 283–286). Vorzugsweise
ist der Promotor ein RNA-Polymerase-Promotor, vorzugsweise ein RNA-Polymerase-Promotor
von Bakteriophagen oder Viren oder Insekten, einschließlich, ohne
jedoch auf diese beschränkt
zu sein, der Promotoren der T7-RNA-Polymerase,
der SP6-RNA-Polymerase und der T3-RNA-Polymerase. Wenn ein RNA-Polymerase-Promotor
verwendet wird, bei dem die RNA-Polymerase nicht endogen von der
Wirtszelle, in der das rekombinante Vesiculovirus produziert werden
soll, produziert wird, muss auch eine rekombinante Quelle für die RNA-Polymerase
in der Wirtszelle bereitgestellt werden.
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Die
Vesiculovirus(–)DNA
kann vor oder nach der Insertion der für ein Antigen codierenden fremden DNA
funktionsfähig
mit einem Promotor verknüpft
werden. Vorzugsweise liegt ein Terminator der Transkription stromabwärts der
Vesiculovirus(–)DNA.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
liegt eine DNA-Sequenz, die unter Erzeugung einer Ribozymsequenz
transkribiert werden kann, unmittelbar am 3'-Ende der Vesiculovirus(–)DNA vor
dem Terminationssignal für
die Transkription, so dass bei der Transkription eine sich selbst
spaltende Ribozymsequenz am 3'-Ende
der antigenomischen RNA erzeugt wird, wobei diese Ribozymsequenz
dieses Fusionstranskript unter Freisetzung des exakten 3'-Endes der antigenomischen
(+)RNA des Vesiculovirus autolytisch spaltet (nach einem U). Es
kann jede beliebige in diesem Fachgebiet bekannte Ribozymsequenz
eingesetzt werden, solange die korrekte Sequenz erkannt und gespalten
wird. (Es wird angemerkt, dass das Hammerhead-Ribozym wahrscheinlich
nicht für
eine Verwendung geeignet ist.) Bei einem bevorzugten Aspekt wird
das Ribozym des Hepatitis-Delta-Virus (HDV) eingesetzt (Perrotta
und Been, 1991, Nature 350: 434–436,
Pattnaik et al., 1992, Cell 69: 1011–1020).
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Eine
bevorzugte VSV(–)DNA
für den
Einsatz zur Insertion fremder DNA ist die in der 1 gezeigte und
im Plasmid pVSVFL(+) enthaltene, bei der ein T7-RNA-Polymerase-Promotor 5' der Sequenz, die
komplementär
zum 3'-Ende des
VSV-Genoms ist, vorliegt. Das Plasmid pVSVFL(+) umfasst somit (in
der Reihenfolge 5' nach
3') die folgenden
funktionsfähig
miteinander verknüpften
Komponenten: den T7-RNA-Polymerase-Promotor, VSV(–)DNA, eine
DNA-Sequenz, die unter Erzeugung einer HDV-Ribozymsequenz transkribiert wird
(unmittelbar stromabwärts
der VSV(–)DNA)
und eine Stelle für
die Termination der Transkription durch die T7-RNA-Polymerase. Ein
Plasmid, das ebenfalls hergestellt und eingesetzt werden kann, ist
das Plasmid pVSVSS1, von dem ein Teil der Sequenz in der 2 gezeigt ist, bei dem ein synthetischer
DNA-Polylinker, der die Insertion fremder DNA erleichtert, in pVSVFL(+)
zwischen den für
G und L codierenden Bereichen eingefügt wurde. Der Polylinker wurde
mittels eines DNA-Synthesegerätes
so synthetisiert, dass er Enden hat, die für eine Ligation in eine NheI-Stelle geeignet sind,
und dass er die einmal vorkommenden Erkennungsstellen für die Restriktionsenzyme
XmaI, SmaI und NotI enthält,
wodurch die Insertion fremder DNA erleichtert wird, die durch die
Spaltung mit einem dieser Enzyme generiert wird oder an einen Linker
ligiert wird, der eine Erkennungsstelle für eines dieser Enzyme enthält (der
dann vor der Insertion einer Spaltung unterzogen wird).
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Die
für ein
Antigen codierende fremde DNA wird in einen beliebigen Bereich der
Vesiculovirus(–)DNA insertiert
oder ersetzt einen beliebigen Bereich der Vesiculovirus(–)DNA, der
nicht essenziell für
die Replikation des Vesiculovirus ist. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
wird die fremde DNA somit in einen intergenischen Bereich insertiert
oder einen Bereich der Vesiculovirus(–)DNA, der unter Bildung des
nicht-codierenden Bereichs einer viralen mRNA transkribiert wird.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform
stellt die Erfindung eine Nucleinsäure bereit, die die DNA-Sequenz
des Plasmids pVSVFL(+) umfasst, wie sie in der 1 dargestellt
ist, und zwar die Nucleotide Nr. 623–12088 (ein Teil der SEQ ID
NO: 1), bei der in einen Abschnitt, der für die Replikation des Vesiculovirus
nicht essenziell ist, fremde DNA insertiert wurde oder dieser Abschnitt
von ihr ersetzt wurde.
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Vesiculoviren
haben eine definierte intergenische Struktur. Extensive Homologien
finden sich um die intergenischen Dinucleotide herum (3).
Diese Bereiche haben die gemeinsame Struktur (3')AUACUUUUUUUNAUUGUCNNUAG (5') (SEQ ID NO: 34),
wobei N ein beliebiges Nucleotid bedeutet (und somit drei variable
Positionen vorliegen), und das intergenische Dinucleotid ist unterstrichen.
Diese Dinucleotid-Spacer sind GA, außer am NS-M-Übergang,
bei dem das Dinucleotid CA ist. Die ersten 11 Nucleotide der gemeinsamen
Sequenz sind zur Sequenz (5')
... UAUGAAAAAAA ... (3')
(SEQ ID NO: 35) komplementär,
die an der mRNA-Polyadenylat[poly(A)]-Verbindung
in jeder mRNA, einschließlich
von L, vorkommt. Das wiederholte Kopieren der U-Reste durch die
VSV-Polymerase erzeugt vermutlich den Poly(A)-Schwanz jeder mRNA (McGeoch, 1979, Cell
17: 3199, Rose, 1980, Cell 19: 415, Schubert et al., 1980, J. Virol.
34: 550). Die zum 5'-Ende der
mRNA komplementäre
Sequenz folgt dem intergenischen Dinucleotid. Die L-mRNA hört auch
mit der Sequenz UAUG-Poly(A) auf, die von der Sequenz (3')AUACUUUUUUU (SEQ
ID NO: 36) codiert wird, und ist vermutlich ebenfalls durch einen
Polymerase-"Slippage"-Mechanismus polyadenyliert
(Schubert et al., 1980, J. Virol. 34: 550, Schubert und Lazarini,
1981, J. Virol. 38: 256).
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Somit
bestehen die intergenischen Bereiche in der Vesiculovirus(–)DNA aus
drei Teilen, die die Transkription und Reinitiation sowohl 5' als auch 3' von jedem Gen (dargestellt
als die 5'-nach-3'-Sequenz des Stranges
der Vesiculovirus(–)DNA
mit der positiven Polarität)
auslösen:
a) TATGAAAAAAA (SEQ ID NO: 37), gefolgt von b) dem Dinucleotid GT
oder CT, gefolgt von c) AACAG. Deshalb kann bei einem bevorzugten
Aspekt fremde, für
ein Antigen codierende DNA leicht als ein Protein, das kein Fusionsprotein
ist, von intergenischen Bereichen exprimiert werden, einfach indem
sichergestellt wird, dass dieser aus drei Teilen bestehende intergenische
Bereich rekonstituiert wird, d. h., dass diese intergenische Region
5' und 3' von der fremden
DNA erscheint und auch 5' und
3' von den angrenzenden
Genen. Zum Beispiel wird bei einer bevorzugten Ausführungsform
DNA, die aus a) diesem aus drei Teilen bestehenden intergenischen
Bereich, der fusioniert ist an b) fremde DNA, die für ein gewünschtes
Antigen codiert (und vorzugsweise die normalen Start- und Stopp-Codons
für die
Initiation des Gens des Antigens enthält), besteht, in einen Teil
der Vesiculovirus(–)DNA
insertiert, die unter Bildung des 3'-ständigen
nicht-codierenden Bereichs einer beliebigen Vesiculovirus-mRNA transkribiert
wird. Bei einem besonders bevorzugten Aspekt wird die fremde DNA
in den nicht-codierenden Bereich zwischen G und L insertiert.
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Bei
einer alternativen Ausführungsform
kann die fremde DNA so in das G-Gen insertiert werden, dass sie
für ein
Fusionsprotein mit G codiert, so dass es zu einer Exposition des
Antigens auf der Oberfläche
des Vesiculovirus-Partikels kommt. Es sollte eine Selektion durchgeführt werden
um sicherzustellen, dass die Insertion der fremden DNA nicht die
Funktion des G-Proteins zerstört.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
ist ein Antigen, das von einem rekombinanten Vesiculovirus exprimiert
wird, ein vollständiges
Hüll-Glycoprotein
oder ein Teil eines Hüll-Glycoproteins eines
Virus, bei dem es sich nicht um ein Vesiculovirus handelt. Ein solches
Antigen kann das endogene G-Protein im Vesiculovirus ersetzen, oder
es kann als eine Fusion mit dem endogenen G-Protein exprimiert werden,
oder es kann zusätzlich
zum endogenen G-Protein
entweder als ein Fusionsprotein oder als ein Protein, bei dem es
sich nicht um ein Fusionsprotein handelt, exprimiert werden. Bei
einer spezifischen Ausführungsform
bildet ein derartiges Antigen einen Teil der Hülle des Vesiculovirus und wird
somit auf der Oberfläche
des Vesiculovirus-Partikels exponiert. Beispielsweise kann gp160
oder ein Fragment von diesem des Humanen Immunschwäche-Virus das
Antigen sein, das unter Bildung von gp120 und gp41 gespalten wird
(siehe Owens und Rose, 1993, J. Virol. 67(1): 360–365). Bei
einer spezifischen Ausführungsform
kann das G-Gen des VSV in der VSV(–)DNA des Plasmids pVSVFL(+)
leicht ausgeschnitten und ersetzt werden, und zwar durch eine Spaltung
an den NheI- und MluI-Stellen,
die das G-Gen flankieren, und die Insertion der gewünschten
Sequenz. Bei einer weiteren spezifischen Ausführungsform ist das Antigen
ein fremdes Hüll-Glycoprotein
oder ein Teil davon, das bzw. der als ein Fusionsprotein exprimiert
wird, das die zytoplasmatische Domäne (und gegebenenfalls auch
den Transmembranbereich) des nativen G-Proteins des Vesiculovirus
umfasst (siehe Owens und Rose, 1993, J. Virol. 67(1): 360–365). Ein
derartiges Fusionsprotein kann das endogene G-Protein des Vesiculovirus
ersetzen oder zusätzlich
zu diesem exprimiert werden. Wie als Beispiel im Abschnitt 6 unten
gezeigt wird, kann die gesamte für
das native G codierende Sequenz durch eine codierende Sequenz eines
anderen G ersetzt werden, wodurch rekombinante replizierbare Vesiculoviren
erzeugt werden, die ein nicht-natives
Glycoprotein exprimieren. Zwar können
rekombinante Vesiculoviren, die ein Epitop oder Epitope des Hüll-Glycoproteins
anderer Viren exprimieren und exponieren, als Lebendimpfstoffe verwendet
werden, aber derartige Vesiculoviren sind auch besonders als Totimpfstoffe
nützlich
sowie für
die Produktion von Subunit-Vakzinen, die das vom Vesiculovirus erzeugte
Protein, das ein derartiges Epitop oder derartige Epitope umfasst,
enthalten.
-
Bei
einer spezifischen Ausführungsform
exprimiert ein erfindungsgemäßes rekombinantes
Vesiculovirus in einem Wirt, dem es zugeführt wurde, ein Antigen oder
mehrere Antigene. Bei einer Ausführungsform wird
eine Vielzahl von Antigenen exprimiert, von denen jedes eine andere
Antigenität
oder Immunogenität
aufweist.
-
5.2. FÜR
ANTIGENE CODIERENDE DNA-SEQUENZEN
-
Die
Erfindung stellt rekombinante Vesiculoviren bereit, die zur Replikation
fähig sind
und die eine fremde RNA-Sequenz enthalten, die in eine Stelle des
Genoms insertiert ist oder die eine Stelle des Genoms ersetzt, die
für die
Replikation nicht essenziell ist, wobei die fremde RNA-Sequenz (die
negative Polarität
hat) die Erzeugung eines Antigens steuert, das in der Lage ist,
in einen Wirt exprimiert zu werden, der mit dem rekombinanten Virus
infiziert wurde. Dieses rekombinante Genom wird ursprünglich durch
die Insertion der fremden, für
das Antigen codierenden DNA in die Vesiculovirus(–)DNA erzeugt.
Jede beliebige DNA-Sequenz, die für ein immunogenes (zur Bewirkung
einer Immunreaktion fähiges)
Antigen codiert, das eine prophylaktische oder therapeutische Immunität gegen
eine Krankheit oder Gesundheitsstörung bewirkt, wenn es als ein
Fusionsprotein oder, vorzugsweise, ein Protein, bei dem es sich
nicht um ein Fusionsprotein handelt, in einem erfindungsgemäßen rekombinanten
Vesiculovirus exprimiert wird, und zwar allein oder in Kombination
mit anderen Antigenen, die vom gleichen oder einem anderen rekombinanten
Vesiculovirus exprimiert werden, kann für die Verwendung in den erfindungsgemäßen Impfstoffformulierungen
isoliert werden.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
induziert die Expression eines Antigens durch ein rekombinantes
Vesiculovirus eine Immunreaktion gegen einen pathogenen Mikroorganismus.
Zum Beispiel kann ein Antigen die Immunogenität oder Antigenität eines
Antigens aufweisen, das auf Bakterien, Parasiten, Viren oder Pilzen
vorkommt, die Krankheiten oder Gesundheitsstörungen verursachen. Bei einer
bevorzugten Ausführungsform
werden Antigene eingesetzt, die die Antigenität oder Immunogenität von Antigenen
tierischer Viren mit Bedeutung für
die Tiermedizin aufweisen (die zum Beispiel Krankheiten oder Gesundheitsstörungen bei Tieren,
bei denen es sich nicht um Menschen handelt, wie Haustieren oder
Nutztieren, z. B. Kühen,
Hühnern, Pferden,
Hunden, Katzen etc., verursachen). Bei einer weiteren Ausführungsform
werden Antigene verwendet, die die Antigenität oder Immunogenität eines
Antigens eines Humanpathogens aufweisen.
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Zur
Bestimmung der Immunogenität
oder Antigenität über den
Nachweis einer Bindung an den Antikörper können verschiedene Immunoassays,
die in diesem Fachgebiet bekannt sind, eingesetzt werden, einschließlich von,
ohne auf diese beschränkt
zu sein, kompetitiven und nicht-kompetitiven Assay-Systemen unter
Verwendung von Techniken wie Radioimmunoassays, ELISA (Enzyme Linked
Immunosorbent Assay), „Sandwich"-Immunoassays, immunradiometrischen Assays,
Geldiffusions-Präzipitin-Reaktionen,
Immundiffusionsassays, In-situ-Immunoassays (unter Verwendung von
zum Beispiel kolloidalem Gold, Enzym- oder Radioisotopen-Markierungen),
Western-Blots, Immunpräzipitationsreaktionen,
Agglutinationsassays (z. B. Gelagglutinationsassays, Hämagglutinationsassays),
Komplementfixierungsassays, Immunfluoreszenzassays, Protein-A-Assays und Immunelektrophoreseassays
etc. Bei einer Ausführungsform
wird die Antikörperbindung über den
Nachweis einer Markierung auf dem primären Antikörper nachgewiesen. Bei einer
weiteren Ausführungsform
wird der primäre
Antikörper
durch den Nachweis der Bindung eines sekundären Antikörpers oder eines Reagens an
den primären
Antikörper
nachgewiesen. Bei einer weiteren Ausführungsform ist der sekundäre Antikörper markiert.
Es sind viele Verfahren in diesem Gebiet zum Nachweis der Bindung
in einem Immunoassay bekannt, und man stellt sich ihren Einsatz
vor. Bei einer Ausführungsform
zum Nachweis der Immunogenität
können
T-Zell-vermittelte Reaktionen mittels Standardverfahren untersucht
werden, zum Beispiel mittels In-vitro-Zytotoxizitätsassays
oder in-vivo-Assays auf eine Hypersensitivität vom verzögerten Typ.
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Zu
Parasiten und Bakterien, die Epitope (antigenische Determinanten)
exprimieren, die von rekombinanten Vesiculoviren exprimiert werden
können
(wobei die fremde RNA die Produktion eines Antigens des Parasiten
oder des Bakteriums oder eines Derivats davon, das ein Epitop von
diesen enthält,
steuert), gehören, ohne
jedoch auf diese beschränkt
zu sein, die in der Tabelle II aufgeführten.
TABELLE
II |
PARASITEN
UND BAKTERIEN, DIE EPITOPE EXPRIMIEREN, DIE VON REKOMBINANTEN VESICULOVIREN
EXPRIMIERT WERDEN KÖNNEN |
|
PARASITEN: |
Plasmodium
spp. |
Eimeria
spp. |
|
BAKTERIEN: |
Vibrio
cholerae |
Streptococcus
pneumoniae |
Neisseria
meningitidis |
Neisseria
gonorrhoeae |
Corynebacteria
diphtheriae |
Colstridium
tetani |
Bordetella
pertussis |
Haemophilus
spp. (z. B. influenzae) |
Chlamydia
spp. |
enterotoxigene
Escherichia coli |
-
Bei
einer anderen Ausführungsform
umfasst das Antigen ein Epitop eines Antigens eines Nematoden, um
vor Erkrankungen zu schützen,
die von solchen Würmern
verursacht werden.
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Bei
einer weiteren spezifischen Ausführungsform
kann eine beliebige DNA-Sequenz, die für ein Plasmodium-Epitop codiert,
das, wenn es von einem rekombinanten Vesiculovirus exprimiert wird,
in einem Vertebraten-Wirt immunogen ist, für die Insertion in die Vesiculovirus(–)DNA gemäß der vorliegenden
Erfindung isoliert werden. Zu den Plasmodium-Spezies, die als DNA-Quellen dienen
können,
gehören,
ohne jedoch auf diese beschränkt
zu sein, die humanen Malaria-Parasiten P. falciparum, P. malariae,
P. ovale und P. vivax sowie die tierischen Malaria-Parasiten P.
berghei, P. yoelii, P. knowlesi und P. cynomolgi. Bei einer besonderen
Ausführungsform
ist das Epitop, das exprimiert werden soll, ein Epitop des Circumsporozoiten
(CS)-Proteins einer Plasmodium-Spezies (Miller et al., 1986, Science
234: 1349).
-
Bei
noch einer weiteren Ausführungsform
umfasst das Antigen ein Peptid der β-Untereinheit des Choleratoxins
(Jacob et al., 1983, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 80: 7611).
-
Zu
Viren, die Epitope (antigenische Determinanten) exprimieren, die
von rekombinanten Vesiculoviren exprimiert werden können (wobei
die fremde RNA die Produktion eines Antigens des Virus oder eines
Derivats davon, das ein Epitop des Antigens umfasst, steuert), gehören, ohne
jedoch auf sie beschränkt
zu sein, die in der Tabelle III aufgeführten, wobei die Tabelle diese
Viren nach der Familie sortiert auflistet, und zwar aus Gründen der Übersichtlichkeit
und nicht als Einschränkung
(siehe 1990, Fields Virology, 2. Ausgabe, Fields und Knipe (Hrsg.),
Rauen Press, N. Y.).
-
-
-
-
Bei
spezifischen Ausführungsformen
weist das Antigen, das durch die fremden Sequenzen codiert wird
und das nach der Infektion eines Wirtes mit einem rekombinanten
Vesiculovirus exprimiert wird, die Antigenität oder Immunogenität eines
Hämagglutinins
des Influenza-Virus auf (Genbank-Zugangs-Nr. J02132; Air, 1981,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 78: 7639–7643, Newton et al., 1983,
Virology 128: 495–501),
des Glycoproteins des humanen Respiratorischen Syncytial-Virus G
(Genbank-Zugangs-Nr. Z33429, Garcia et al., 1994, J. Virol., Collins
et al., 1984, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81: 7683), des Core-Proteins,
des Matrix-Proteins
oder anderer Proteine des Dengue-Virus (Genbank-Zugangs-Nr. M19197,
Hahn et al., 1988, Virology 162: 167–180), des Hämagglutinins
des Masern-Virus (Genbank-Zugangs-Nr. M81899, Rota et al., 1992,
Virology 188: 135–142)
und des Glycoproteins gB des Herpes-Simplex-Virus vom Typ 2 (Genbank-Zugangs-Nr. M14923,
Bzik et al., 1986, Virology 155: 322–333).
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
kann ein Epitop oder können
mehrere Epitope des Fusionsproteins des Respiratorischen Syncytial-Virus
(RSV) als ein Antigen exprimiert werden.
-
Zu
weiteren Antigenen, die von einem rekombinanten Vesiculovirus exprimiert
werden können,
gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, diejenigen, die die Antigenität oder Immunogenität der folgenden Antigene
aufweisen: Poliovirus I VP1 (Emini et al., 1983, Nature 304: 699),
Hüll-Glycoproteine
des HIV I (Putney et al., 1986, Science 234: 1392–1395),
Hepatitis-B-Oberflächenantigen
(Itoh et al., 1986, Nature 308: 19, Neurath et al., 1986, Vaccine
4: 34), Diphtherie-Toxin (Audibert et al., 1981, Nature 289: 543),
Streptococcus-24M-Epitop (Beachey, 1985, Adv. Exp. Med. Biol. 182:
193) und Gonokokken-Pilin (Rothbard und Schoolnik, 1985, Adv. Exp.
Med. Biol. 185: 247).
-
Bei
anderen Ausführungsformen
hat das vom rekombinanten Vesiculovirus exprimierte Antigen die Antigenität oder Immunogenität des Pseudotollwut-Virus
g50 (gpD), des Pseudotollwut-Virus II (gpB), des Pseudotollwut-Virus
gIII (gpC), des Glycoproteins H des Pseudotollwut-Virus, des Glycoproteins
E des Pseudotollwut-Virus, des Glycoproteins 195 der übertragbaren
Gastroenteritis, des Matrix-Proteins der übertragbaren Gastroenteritis,
des Glycoproteins 38 des Schweine-Rotavirus, des Capsidproteins
des Schweine-Parvovirus, des Serpulina hydrodysenteriae Protective
Antigen, des Glycoproteins 55 der Bovinen Viralen Diarrhoe, der
Hämagglutinin-Neuraminidase
des Newcastle Disease Virus, des Hämagglutinins der Schweinegrippe oder
der Neuraminidase der Schweinegrippe.
-
Bei
verschiedenen Ausführungsformen
weist das vom rekombinanten Vesiculovirus exprimierte Antigen die
Antigenität
oder Immunogenität
eines Antigens auf, das von Serpulina hyodysenteriae, dem Maul-
und Klauensäure-Virus,
dem Schweinepest-Virus, dem Schweinegrippe-Virus, dem Afrikanischen
Schweinefieber-Virus, von Mycoplasma hyopneumoniae, vom infektiösen bovinen
Rhinotracheitis-Virus (z. B. dem Glycoprotein E oder dem Glycoprotein
G des infektiösen
bovinen Rhinotracheitis-Virus) oder dem infektiösen Laryngotracheitis-Virus
(z. B. dem Glycoprotein G oder dem Glycoprotein I des infektiösen Laryngotracheitis-Virus) stammt.
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
weist das Antigen die Antigenität
oder Immunogenität
eines Glycoproteins des La-Crosse-Virus (Gonzales-Scarano et al.,
1982, Virology 120: 42), des Neonatal Calf Diarrhea-Virus (Matsuno
und Inouye, 1983, Infection and Immunity 39: 155), des Venezolanischen
equinen Encephalomyelitis-Virus (Mathews und Roehrig, 1982, J. Immunol.
129: 2763), des Punta-Toro-Virus (Dalrymple et al., 1981, in Replication
of Negative Strand Viruses, Bishop und Compans (Hrsg.), Elsevier,
N. Y., S. 167), des des murinen Leukämie-Virus (Steeves et al.,
1974, J. Virol. 14: 187 oder des Mouse Mammary Tumor Virus (Massey
und Schochetman, 1981, Virology 115: 20) auf.
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
weist das Antigen die Antigenität
oder Immunogenität
eines Antigens eines Humanpathogens auf, einschließlich, ohne
jedoch auf diese beschränkt
zu sein, des humanen Herpesvirus, des Herpes-Simplex-Virus-1, des
Herpes-Simplex-Virus-2,
des humanen Zytomegalovirus, des Epstein-Barr-Virus, des Varicella-Zoster-Virus, des humanen
Herpesvirus-6, des humanen Herpesvirus-7, des humanen Grippe-Virus,
des humanen Immunschwäche-Virus,
des Tollwut-Virus, des Masern-Virus, des Hepatitis-B-Virus, des Hepatitis-C-Virus,
von Plasmodium falciparum und Bordetella Pertussis.
-
Bei
einer spezifischen Ausführungsform
der Erfindung exprimiert ein rekombinantes Vesiculovirus das Core-Protein
des Hepatitis-B-Virus und/oder das Oberflächenantigen des Hepatitis-B-Virus
oder ein Fragment oder Derivat des Antigens (siehe z. B. die
GB-Patentveröffentlichung Nr. GB 2034323A ,
veröffentlicht
am 4. Juni 1980, Ganem und Varmus, 1987, Ann. Rev. Biochem. 56:
651–693,
Tiollais et al., 1985, Nature 317: 489–495). Das HBV-Genom (Subtyp adw)
ist im Plasmid pAM6 enthalten (Moriarty et al., 1981, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 78: 2606–2610,
erhältlich
bei der American Type Culture Collection (ATCC), Zugangs-Nr. 45020), ein pBR322-basierter
Vektor, der in E. coli repliziert werden kann.
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
weist das vom rekombinanten Vesiculovirus exprimierte Antigen die
Antigenität
oder Immunogenität
eines Antigens eines equinen Grippe-Virus oder eines equinen Herpes-Virus
auf. Beispiele für
derartige Antigene sind die Neuramidase des equinen Grippe-Virus
vom Typ A/Alaska 91, die Neuramidase des equinen Grippen-Virus vom
Typ A/Miami 63, die Neuramidase des equinen Grippe-Virus vom Typ
A/Kentucky 81, das Glycoprotein B des equinen Herpes-Virus vom Typ
1 und das Glycoprotein D des equinen Herpes-Virus vom Typ 1.
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
weist das Antigen die Antigenität
oder Immunogenität
eines Antigens des bovinen Respiratorischen Syncytial-Virus oder
des bovinen Parainfluenza-Virus auf. Zum Beispiel gehören zu derartigen
Antigenen, ohne jedoch auf diese beschränkt zu sein, das Anheftungsprotein
des bovinen Respiratorischen Syncytial-Virus (BRSV G), das Fusionsprotein
des bovinen Respiratorischen Syncytial-Virus (BRSV F), das Nucleocapsid-Protein
des bovinen Respiratorischen Syncytial-Virus (BRSV N), das Fusionsprotein
des bovinen Parainfluenza-Virus vom Typ 3 und die Hämagglutinin-Neuramidase des bovinen
Parainfluenza-Virus vom Typ 3.
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
weist das Antigen die Antigenität
oder Immunogenität
des Glycoproteins 48 oder des Glycoproteins 53 des bovinen Diarrhoe-Virus
auf.
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
weist das Antigen die Antigenität
oder Immunogenität
eines Antigens des Virus der Infektiösen Bursitis auf. Beispiele
für derartige
Antigene sind das Polyprotein und das VP2 des Virus der Infektiösen Bursitis.
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Potenziell
nützliche
Antigene oder Derivate von diesen für den Einsatz als Antigene,
die von rekombinanten Vesiculoviren exprimiert werden, können anhand
verschiedener Kriterien identifiziert werden, wie der Beteiligung
des Antigens an der Neutralisierung der Infektiosität eines
Pathogens (Norrby, 1985, Summary, in Vaccines 85, Lerner et al.
(Hrsg.), Cold Spring Harbor Laborstory, Cold Spring Harbor, New
York, S. 388–389), der
Typen- oder Gruppenspezifität,
der Erkennung durch Antiseren oder Immunzellen von Patienten und/oder der
Demonstration schützender
Wirkungen von Antiseren oder Immunzellen, die für das Antigen spezifisch sind.
Außerdem
sollte das codierte Epitop des Antigens vorzugsweise nur eine geringe
oder keine Variabilität der
Antigenität
in Abhängigkeit
von der Zeit oder von unterschiedlichen Isolaten des gleichen Pathogens
zeigen.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
codiert die fremde, in die Vesiculovirus(–)DNA insertierte DNA für ein immunaktives
dominantes Epitop eines Pathogens. Fremde DNAs, die für Epitope
codieren, die mit einem Antikörper
reagieren, auch wenn sie nicht in der Lage sind, eine Immunantwort
hervorzurufen, haben immer noch potenzielle Anwendungen in Immunoassays
(siehe Abschnitt 5.8 unten).
-
Bei
einer anderen Ausführungsform
steuert die fremde RNA des rekombinanten Vesiculovirus die Produktion
eines Antigens, das ein Epitop aufweist, das, wenn das rekombinante
Vesiculovirus in einen gewünschten
Wirt eingeführt
wird, eine Immunreaktion hervorruft, die gegen eine Gesundheitsstörung oder
eine Erkrankung schützt,
die von einer das Epitop enthaltenden Einheit hervorgerufen wird.
Zum Beispiel kann das Antigen ein tumorspezifisches Antigen oder
tumorassoziiertes Antigen für
die Induktion einer schützenden
Immunreaktion gegen einen Tumor (z. B. einen malignen Tumor) sein.
Zu derartigen tumorspezifischen oder tumorassoziierten Antigenen
gehören,
ohne jedoch auf diese beschränkt
zu sein, das KS 1/4-Pan-Carcinoma-Antigen (Perez und Walker, 1990,
J. Immunol. 142: 3662–3667,
Bumal, 1988, Hybridoma 7(4): 407–415), das Ovarian-Carcinoma-Antigen
(CA125) (Yu et al., 1991, Cancer Res. 51(2): 468–475), Prostatic Acid Phosphate
(Tailor et al., 1990, Nucl. Acids Res. 18(16): 4928), das Prostata-spezifische
Antigen (Henttu und Vihko, 1989, Biochem. Biophys. Res. Comm. 160(2):
903–910,
Israeli et al., 1993, Cancer Res. 53: 227–230), das melanomassoziierte
Antigen p97 (Estin et al., 1989, J. Natl. Cancer Instit. 81(6):
445–446),
das Melanom-Antigen gp75 (Vijayasardahl et al., 1990, J. Exp. Med.
171(4): 1375–1380),
das Hochmolekulare Melanom-Antigen (Natali et al., 1987, Cancer
59: 55–63),
und das Prostata-spezifische Membran-Antigen.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung umfasst das vom rekombinanten Vesiculovirus exprimierte
Antigen große
Bereiche von Proteinen, die mehrere B-Zell-Epitope (d. h. Epitope,
die in der Lage sind, eine humorale Immunreaktion auszulösen) sowie
T-Zell-Epitope (d.
h. Epitope, die in der Lage sind, eine zellvermittelte Immunreaktion
auszulösen)
enthalten.
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Peptide
oder Proteine, für
die bekannt ist, dass sie antigenische Determinanten enthalten,
können
als das Antigen eingesetzt werden. Wenn man keine spezifischen gewünschten
Antigene kennt, kann eine Identifizierung und Charakterisierung
immunreaktiver Sequenzen durchgeführt werden. Eine Art und Weise,
auf die das erreicht werden kann, beinhaltet die Verwendung monoklonaler
Antikörper,
die, je nach Lage des Falles, gegen die Oberflächenproteine oder andere Moleküle eines
Pathogens oder Tumors erzeugt wurden. Die Peptidsequenzen, die von
den Antikörpern
erkannt werden können,
sind definierte Epitope. Alternativ können kleine synthetische Peptide,
die an Trägermoleküle konjugiert
sind, bezüglich
der Erzeugung monoklonaler Antikörper
getestet werden, die an Stellen, die dem Peptid entsprechen, auf
dem intakten Molekül
binden (siehe z. B. Wilson et al., 1984, Cell 37: 767).
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Bei
einer spezifischen Ausführungsform
können
geeignete Antigene, einschließlich
von Fragmenten oder Derivaten bekannter Antigene, über ihre
Hydrophilie identifiziert werden, indem eine Hydrophilie-Analyse durchgeführt wird
(Hopp und Woods, 1981, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78: 3824), um
ein Hydrophilie-Profil zu generieren. Ein Hydrophilie-Profil kann
zur Identifizierung der hydrophoben und hydrophilen Bereiche eines Proteins
und der entsprechenden Bereiche der Gensequenz, die für derartige
Proteine codiert, eingesetzt werden. Für hydrophile Bereiche wird
vorhergesagt, dass sie immunogen/antigenisch sind. Andere in diesem
Gebiet bekannte Verfahren, die zur Identifizierung und Charakterisierung
antigenischer Determinanten eingesetzt werden können, sind ebenfalls im Umfang
der Erfindung eingeschlossen.
-
Die
für das
Antigen codierende fremde DNA, die in eine nicht-essenzielle Stelle
der Vesiculovirus(–)DNA
insertiert wird, kann gegebenenfalls ferner eine fremde, für ein Cytokin
codierende DNA-Sequenz umfassen, die in einem Wirt, der mit dem
rekombinanten Vesiculovirus infiziert wurde, exprimiert werden kann und
eine Immunreaktion stimulieren kann. Zum Beispiel gehören zu derartigen
Cytokinen, ohne jedoch auf sie beschränkt zu sein, Interleukin-2,
Interleukin-6, Interleukin-12, Interferone, Granulozyten-Makrophagen-Koloniestimulierende
Faktoren und Interleukin-Rezeptoren.
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Die
fremde DNA kann gegebenenfalls ferner eine Sequenz umfassen, die
für einen
nachweisbaren Marker codiert und in der Lage ist, diesen zu exprimieren
(z. B. die β-Galactosidase).
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5.3. KONSTRUKTION VON VESICULOVIRUS(–)DNA, DIE
FREMDE DNA ENTHÄLT
-
Für die initiale
Erzeugung eines rekombinanten Vesiculovirus wird die fremde DNA,
die eine Sequenz aufweist, die für
das gewünschte
Antigen codiert, in einen Bereich der Vesiculovirus(–)DNA insertiert
oder ersetzt einen Bereich der Vesiculovirus(–)DNA, der für die Replikation
nicht essenziell ist. Viele auf diesem Gebiet bekannte Strategien
können
für die
Konstruktion der die fremde DNA enthaltenden Vesiculovirus(–)DNA eingesetzt
werden. Zum Beispiel können
die relevanten Sequenzen der fremden DNA und der Vesiculovirus(–)DNA mittels
in diesem Gebiet bekannter Techniken an geeigneten Stellen mit einer
Restriktionsendonuclease oder mit Restriktionsendonucleasen gespalten,
isoliert und in vitro ligiert werden. Wenn durch den Restriktionsverdau
kohäsive
Enden erzeugt werden, kann es sein, dass keine weitere Modifikation
der DNA vor der Ligation erforderlich ist. Wenn jedoch keine kohäsiven Enden
der DNA durch einen Restriktionsverdau erzeugt werden können oder
andere als die vorhandenen Stellen bevorzugt werden, kann eine beliebige
der zahlreichen Techniken, die in diesem Gebiet bekannt sind, zur
Erzielung einer Ligation der heterologen DNA an den gewünschten
Stellen eingesetzt werden. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Stelle für
ein gewünschtes
Restriktionsenzym leicht über
die Amplifizierung der DNA mittels PCR mit Primern, die die Stelle für das Restriktionsenzym
enthalten, in die gewünschte
DNA eingeführt.
Ein anderes Beispiel ist die Spaltung mit einem Restriktionsenzym,
an die sich eine Modifizierung zur Erzeugung stumpfer Enden über einen
Rückverdau
oder das Auffüllen
einzelsträngiger
DNA-Enden vor der Ligation anschließt. Alternativ können die
Enden der gespaltenen Vesiculovirus(–)DNA oder der fremden DNA
mittels einer Nuclease, wie der Nuclease Bal 31, der Exonuclease
III, der Lambda-Exonuclease, der Mungobohnen-Nuclease oder der Exonuclease-Aktivität der T4-DNA-Polymerase,
um nur einige zu nennen, partiell abgebaut werden, um Teile der
Sequenz zu entfernen.
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Zur
Erleichterung der Insertion der fremden DNA kann eine Oligonucleotidsequenz
(ein Linker), die für eine
Restriktionsstelle oder mehrere Restriktionsstellen codiert, über eine
Ligation an DNA-Enden in einen Bereich der Vesiculovirus(–)DNA insertiert
werden (siehe z. B. den Polylinker in pVSVSS1, 2).
Ein Linker kann auch zur Erzeugung geeigneter Restriktionsstellen
in der Sequenz der fremden DNA eingesetzt werden.
-
Zusätzlich kann
die Vesiculovirus(–)DNA
oder die fremde DNA-Sequenz in vitro oder in vivo zur Bildung neuer
Restriktionsstellen oder zur Zerstörung bereits bestehender mutiert
werden, um die Verfahren der In-vitro-Ligaiton zu erleichtern. Es
kann jede beliebige Mutagenesetechnik, die in diesem Gebiet bekannt
ist, verwendet werden, einschließlich, ohne jedoch auf diese
beschränkt
zu sein, einer ortsgerichteten Mutagenese in vitro (Hutchinson et
al., 1978, J. Biol. Chem. 253: 6551), einer chemischen Mutagenese
etc.
-
Sequenzen
der Vesiculovirus(–)DNA,
die durch derartige In-vitro-Manipulationen auf unerwünschte Weise
modifiziert wurden, können,
wenn es gewünscht
ist, über
die Einführung
geeigneter Sequenzen an den gewünschten
Stellen „restauriert" werden.
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Die
jeweilige Strategie für
die Einführung
der fremden DNA hängt
von der spezifischen Stelle der Vesiculovirus(–)DNA, die ersetzt werden soll
oder in die insertiert werden soll, sowie von der fremden DNA, die insertiert
werden soll, ab.
-
Die
für die
immunogenen Peptide oder Proteine codierenden Sequenzen liegen vorzugsweise
als einzelne Kopien vor, aber sie können auch als multiple Kopien
im Virusgenom vorliegen.
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Die
Bildung der gewünschten,
die fremde DNA enthaltenden Vesiculovirus(–)DNA kann mittels Standardverfahren,
wie einer DNA-Sequenzanalyse, einer Hybridisierungsanalyse und/oder
einer Restriktionskartierung über
Verfahren, die in diesem Gebiet gut bekannt sind, bestätigt werden.
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Für ein gewünschtes
Antigen codierende fremde DNA kann von einer beliebigen der zahlreichen
möglichen
Quellen erhalten werden, wie klonierter DNA, genomischer DNA oder
cDNA, die mittels RNA des gewünschten
Pathogens oder Tumors, je nach Lage der Dinge, hergestellt wurde,
oder chemisch synthetisierter DNA, und sie kann mittels gentechnischer
Verfahren, die in diesem Gebiet gut bekannt sind, manipuliert werden
(siehe Sambrook et al., 1991, Molecular Cloning, A Laborstory Manual,
2. Aufl., Cold Spring Harbor Laborstory Press, New York). Bei einer
bevorzugten Ausführungsform
wird die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zur Amplifizierung des
gewünschten
Fragments der fremden DNA aus einer rohen DNA-Präparation
oder einer kleinen DNA-Probe mittels Standardverfahren eingesetzt.
Geeignete Primer für
den Einsatz in der PCR können
leicht basierend auf publizierten Sequenzen abgeleitet werden.
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Zur
Erzeugung der geeigneten DNA-Fragmente kann die DNA (z. B. des interessierenden
Pathogens oder Tumors) an spezifischen Stellen mittels verschiedener
Restriktionsenzyme gespalten werden. Alternativ kann man DNaseI
in Gegenwart von Mangan oder die Mungobohnen-Nuclease (McCutchan
et al., 1984, Science 225: 626) zur Fragmentierung der DNA einsetzen,
oder die DNA kann physikalisch geschert werden, zum Beispiel durch
Sonifizieren. Die linearen DNA-Fragmente können dann nach ihrer Größe mittels
Standardtechniken aufgetrennt werden, zu denen, ohne jedoch auf
sie beschränkt
zu sein, eine Agarose- und Polyacrylamid-Gelelektrophorese und eine
Säulenchromatografie
gehören.
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Am
bevorzugtesten wird eine PCR-Amplifizierung von DNA-Fragmenten,
die das gewünschte
Epitop oder die gewünschten
Epitope enthalten, durchgeführt,
wobei die PCR-Primer
eine Erkennungsstelle für
ein gewünschtes
Restriktionsenzym enthalten und diese damit in die amplifizierte
DNA einführen.
Alternativ kann jedes beliebige Restriktionsenzym oder jede beliebige
Kombination von Restriktionsenzymen zur Erzeugung eines DNA-Fragments
oder von DNA-Fragmenten, das das gewünschte Epitop enthält bzw.
die die gewünschten
Epitope enthalten, eingesetzt werden, vorausgesetzt, die Enzyme
zerstören
die Immunaktivität
des codierten Produktes nicht. Demnach können viele Kombinationen von
Restriktionsenzymen zur Generierung von DNA-Fragmenten eingesetzt
werden, die, wenn sie in die Vesiculovirus(–)DNA eingeführt werden,
in der Lage sind, rekombinante Vesiculoviren zu erzeugen, die die
Produktion des Peptids, das das Epitop oder die Epitope enthält, steuern.
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Nachdem
die DNA-Fragmente generiert wurden, kann die Identifizierung des
spezifischen Fragments, das die gewünschte Sequenz enthält, auf
verschiedene Art und Weise erfolgen. Zum Beispiel kann, wenn eine geringe
Menge der gewünschten
DNA-Sequenz oder eine homologe Sequenz bereits vorhanden ist, sie
als markierte Sonde (z. B. Nick-translatiert) für den Nachweis des DNA-Fragments,
das die gewünschte
Sequenz enthält, über eine
Nucleinsäure-Hybridisierung
eingesetzt werden. Alternativ können,
wenn die Sequenz des abgeleiteten Gens oder des Genfragments bekannt
ist, isolierte Fragmente oder Teile von diesen mit Verfahren, die
in diesem Gebiet bekannt sind, sequenziert werden und über einen
Vergleich der abgeleiteten Sequenz mit der der bekannten DNA- oder
Protein-Sequenz identifiziert werden. Alternativ kann das gewünschte Fragment
mittels Techniken identifiziert werden, zu denen, ohne jedoch auf
sie beschränkt
zu sein, eine mRNA-Selektion, das Umschreiben der identifizierten
mRNA in cDNA, das chemische Synthetisieren der Gensequenz (vorausgesetzt,
die Sequenz ist bekannt) oder eine Selektion auf Basis der Expression
des codierten Proteins (z. B. über
eine Antikörperbindung)
nach einem „Shotgun-Cloning" verschiedener DNA-Fragmente
in ein Expressionssystem gehören.
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Zu
den Sequenzen, die für
Peptide codieren, die in rekombinanten Vesiculoviren gemäß der vorliegenden
Erfindung exprimiert werden sollen, gehören, unabhängig davon, ob sie mittels
gentechnologischer Verfahren, einer chemischen Synthese oder mittels
Reinigungstechniken erzeugt werden, ohne jedoch auf sie beschränkt zu sein,
Sequenzen, die für
die gesamten Aminosäuresequenzen
oder Teile (Fragmente) der Aminosäuresequenzen pathogenspezifischer
und tumorspezifischer Antigene codieren, sowie andere Derivate und Analoge
von diesen, die deren Antigenität
oder Immunogenität
aufweisen. Derivate oder Analoge von Antigenen können mittels Verfahren, die
in diesem Gebiet bekannt sind und zu denen, ohne jedoch auf sie
beschränkt zu
sein, Standard-Immunoassays gehören,
auf die gewünschte
Aktivität
getestet werden.
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Im
Einzelnen können
Antigenderivate durch die Veränderung
der codierenden Nucleotidsequenzen des Antigens über Substitutionen, Additionen
oder Deletionen, die die Antigenität oder Immunogenität des Antigens
nicht zerstören,
hergestellt werden. Zum Beispiel können wegen der Degeneriertheit
der codierenden Nucleotidsequenzen andere DNA- Sequenzen, die im Wesentlichen für die gleiche
Aminosäuresequenz
wie das Gen des nativen Antigens oder ein Teil von diesem codieren,
bei der Durchführung
der vorliegenden Erfindung eingesetzt werden. Andere Beispiele sind,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, Nucleotidsequenzen, die die gesamten Gene oder cDNAs oder
Teile von Genen oder cDNAs umfassen, die durch die Substitution
mit verschiedenen Codons abgeändert
wurden, die für
einen funktionell äquivalenten
Aminosäurerest
in der Sequenz codieren, wodurch eine stumme Veränderung erzeugt wird. Zum Beispiel
kann ein Aminosäurerest
oder können
mehrere Aminosäurereste
in der Sequenz durch eine andere Aminosäure mit ähnlicher Polarität, die als
funktionelles Äquivalent
wirkt, ersetzt werden, was zu einer stummen Änderung führt. Ein Ersatz für eine Aminosäure innerhalb
der Sequenz kann aus anderen Mitgliedern der Klasse ausgewählt werden,
zu der die Aminosäure
gehört.
Zum Beispiel gehören
zu den unpolaren (hydrophoben) Aminosäuren Alanin, Leucin, Isoleucin,
Valin, Prolin, Phenylalanin, Tryptophan und Methionin. Zu den polaren
neutralen Aminosäuren gehören Glycin,
Serin, Threonin, Cystein, Tyrosin, Asparagin und Glutamin. Zu den
positiv geladenen (basischen) Aminosäuren gehören Arginin, Lysin und Histidin.
Zu den negativ geladenen (sauren) Aminosäuren gehören Asparaginsäure und
Glutaminsäure.
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Die
Antigenderivate und -analogen können
mittels verschiedener Verfahren, die in diesem Gebiet bekannt sind,
erzeugt werden. Zum Beispiel kann eine klonierte Gensequenz mittels
einer der zahlreichen Strategien, die in diesem Gebiet bekannt sind,
modifiziert werden (Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning, A Laborstory
Manual, 2. Auflage, Cold Spring Harbor Laborstory, Cold Spring Harbor,
New York). Die Sequenz kann an geeigneten Stellen mit einer Restriktionsendonuclease
oder mit Restriktionsendonucleasen gespalten werden, woran sich,
wenn es gewünscht
ist, eine weitere enzymatische Modifizierung anschließen kann,
sie kann isoliert und in vitro ligiert werden. Bei der Erzeugung
des für
ein Derivat oder Analoges des Antigens codierenden Gens sollte darauf
geachtet werden, dass sichergestellt wird, dass das modifizierte
Gen in dem Bereich des Gens, wo das gewünschte Epitop codiert ist,
bzw. die gewünschten
Epitope codiert sind, im gleichen Leserahmen für die Translation wie das Antigen
vorliegt und nicht von Stopp-Signalen für die Translation unterbrochen
ist,.
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Zusätzlich kann
die für
das Antigen codierende Nucleotidsequenz in vitro oder in vivo mutiert
werden, um Sequenzen für
die Translationsinitiation und/oder -termination zu erzeugen und/oder
zu zerstören
oder um Variationen in codierenden Bereichen zu erzeugen und/oder
neue Stellen für
Restriktionsendonucleasen zu bilden oder bereits bestehende zu erzeugen,
so dass eine weitere Modifizierung in vitro erleichtert wird. Es kann
jede beliebige in diesem Gebiet bekannte Technik für die Mutagenese
eingesetzt werden, einschließlich, ohne
jedoch auf diese beschränkt
zu sein, einer ortsgerichteten Mutagenese in vitro (Hutchinson,
C., et al., 1978, J. Biol. Chem. 253: 6551), einer Verwendung von
TAB®-Linkern
(Pharmacia), etc.
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Bei
einer weiteren spezifischen Ausführungsform
ist das codierte Antigenderivat ein schimärisches Protein oder Fusionsprotein,
das ein erstes Protein oder ein Fragment von diesem aufweist, das
mit einer zweiten anderen Aminosäuresequenz
fusioniert ist. Ein derartiges schimärisches Protein wird durch
eine schimärische
Nucleinsäure
codiert, bei der die beiden codierenden Sequenzen im Leserahmen
miteinander verknüpft sind.
Ein derartiges schimärisches
Produkt kann durch das Aneinanderlegieren der geeigneten Nucleinsäuresequenzen,
die für
die gewünschten
Aminosäuresequenzen
codieren, im richtigen Leserahmen mittels Verfahren, die in diesem
Gebiet bekannt sind, hergestellt werden. Bei einer spezifischen
Ausführungsform
wird ein Fusionsprotein erzeugt, bei dem die erste Proteinsequenz
ein Epitop eines Antigens enthält
und die zweite Proteinsequenz ein Epitop eines anderen Antigens
enthält.
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Derivate
und Fragmente bekannter Antigene können leicht mittels Standard-Immunoassay-Techniken getestet
werden, um sicherzustellen, dass sie die gewünschte Immunogenität oder Antigenität aufweisen,
die eine DNA-Sequenz, die für
ein derartiges Fragment oder Derivat codiert, für die Insertion in die Vesiculovirus(–)DNA geeignet
macht.
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Eine
DNA-Sequenz, die für
ein Epitop codiert, das ein Hapten ist, d. h. ein Molekül, das insofern
antigenisch ist, als es selektiv mit zugehörigen Antikörpern reagiert, aber insofern
nicht immunogen ist, als es keine Immunreaktion bewirken kann, wenn
es ohne Adjuvans oder Trägerproteine
verabreicht wird, kann ebenfalls für eine Anwendung isoliert werden,
da man sich vorstellt, dass bei bestimmten Ausführungsformen die Präsentation
durch die erfindungsgemäßen Vesiculoviren
dem vom Virus exprimierten Hapten eine Immunogenität übertragen
kann.
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Nachdem
sie identifiziert und isoliert wurde wird die fremde DNA, die die
interessierende Sequenz oder die interessierenden Sequenzen enthält, dann
für die
Produktion eines rekombinanten Vesiculovirus in die Vesiculovirus(–)DNA eingefügt.
-
5.4. PRODUKTION REKOMBINANTER VESICULOVIREN
-
Die
erfindungsgemäßen rekombinanten
Vesiculoviren werden hergestellt durch das Bereitstellen von Vesiculovirus(–)DNA, bei
der in Bereiche, die für
die Replikation nicht essenziell sind, fremde DNA insertiert wurde
oder diese Bereiche durch fremde DNA ersetzt wurden, die eine Sequenz
umfasst, die für
ein Antigen codiert, sowie von rekombinanten Quellen für das N-Protein,
das P-Protein und das L-Protein des Vesiculovirus in einer geeigneten
Wirtszelle. Die Produktion erfolgt vorzugsweise in vitro in Zellkulturen.
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Die
für die
Produktion des rekombinanten Vesiculovirus eingesetzte Wirtszelle
kann jede beliebige Zelle sein, in der Vesiculoviren wachsen, zum
Beispiel Säugetierzellen
und einige Insektenzellen (z. B. Drosophila). Es können primäre Zellen
und, bevorzugter, Zelllinien eingesetzt werden. Eine große Zahl
von Zelllinien, die in diesem Gebiet allgemein bekannt sind, stehen
für den
Einsatz zur Verfügung.
Beispielsweise gehören zu
derartigen Zelllinien, ohne jedoch auf sie beschränkt zu sein,
BHK (Baby Hamster Kidney)-Zellen, CHO (Chinese Hamster Ovary)-Zellen,
HeLa-Zellen (human), Mäuse-L-Zellen,
Vero-Zellen (Affe), ESK-4-, PK-15-, EMSK-Zellen, MDCK (Madin-Darby
Canine Kidney)-Zellen, MDBK (Madin-Darby Bovine Kidney)-Zellen, 293-Zellen
(human) und Hep-2-Zellen.
-
Die
Quellen für
das N-, P- und L-Protein können
die gleichen oder verschiedene rekombinante Nucleinsäuren sein,
die das N-, P- und L-Protein codieren und fähig sind, es in der Wirtszelle,
in der das rekombinante Vesiculovirus produziert werden soll, zu
exprimieren.
-
Die
für das
N-, P- und L-Protein codierenden Nucleinsäuren werden mittels beliebiger
in diesem Gebiet zur Verfügung
stehender Verfahren erhalten. Die Nucleinsäuresequenzen für N, P und
L sind offenbart worden und können
verwendet werden. Siehe zum Beispiel die Genbank-Zugangs-Nr. J02428,
Rose und Schubert, 1987, in The Viruses: The Rhabdoviruses, Plenum
Press, N. Y., S. 129–166.
Die für
das N-, P- und L-Gen codierenden Sequenzen können auch aus dem Plasmid pVSVFL(+)
erhalten werden, das bei der ATCC hinterlegt ist und die Zugangs-Nr.
97134 hat, z. B. über
eine PCR-Amplifizierung des gewünschten
Gens (PCR,
US-Patent Nr. 4 683 202 ,
4 683 195 und
4 889 818 , Gyllenstein et al., 1988,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 7652–7656, Ochman et al., 1988,
Genetics 120: 621–623,
Loh et al., 1989, Science 243: 217–220). Wenn ein Nucleinsäureklon
für ein
beliebiges der N-, P- oder L-Gene nicht bereits erhältlich ist,
kann der Klon mit Hilfe gentechnologischer Standardverfahren erhalten
werden. Zum Beispiel kann die DNA mittels Standardverfahren erhalten
werden, die in diesem Gebiet bekannt sind, über die Reinigung von RNA aus
Vesiculoviren gefolgt von einer reversen Transkription und einer
Polymerase-Kettenreaktion (Mullis und Faloona, 1987, Methods in Enzymology
155: 335–350).
Zu Alternativen für
die Isolierung eines N-, P- oder L-Gens gehört, ohne jedoch auf sie beschränkt zu sein,
die chemische Synthese der Gensequenz selbst. Andere Verfahren sind
möglich und
sind im Umfang der Erfindung eingeschlossen.
-
Wenn
es gewünscht
ist, kann das identifizierte und isolierte Gen dann vor dem Transfer
in einen Expressionsvektor optimal in einen geeigneten Klonierungsvektor
eingefügt
werden.
-
Nucleinsäuren, die
für Derivate
(einschließlich
von Fragmenten) und Analoge der nativen N-, P- und L-Gene codieren,
sowie Derivate und Analoge der Vesiculovirus(–)DNA können ebenfalls in der vorliegenden Erfindung
eingesetzt werden, solange solche Derivate und Analoge ihre Funktion
beibehalten, wie sie zum Beispiel durch die Fähigkeit dokumentiert wird,
dass sie, wenn sie gemäß der Erfindung
eingesetzt werden, zur Produktion eines replizierbaren Vesiculovirus,
das eine genomische RNA enthält,
die eine fremde DNA enthält, fähig sind.
Im Einzelnen können
Derivate durch das Verändern
der Sequenzen durch Substitutionen, Additionen oder Deletionen,
die funktionell aktive Moleküle
liefern, hergestellt werden. Weiterhin können aufgrund der inhärenten Degeneriertheit
der codierenden Nucleotidsequenzen andere DNA-Sequenzen, die im
Wesentlichen für
die gleiche oder eine funktionell äquivalente Aminosäuresequenz
codieren, bei der Durchführung
der erfindungsgemäßen Verfahren
verwendet werden. Aminosäuresubstitutionen
können
auf der Basis der Ähnlichkeit
bezüglich
der Polarität,
Ladung, Löslichkeit,
Hydrophobie, Hydrophilie und/oder der amphipathischen Natur der
beteiligten Reste durchgeführt
werden.
-
Die
gewünschte,
für N/P/L
codierende Nucleinsäure
wird dann vorzugsweise in einen geeigneten Expressionsvektor eingefügt, d. h.
einen Vektor, der die für
die Transkription und Translation der eingefügten, für das Protein codierenden Sequenz
in dem Wirt, in dem das gewünschte
rekombinante Vesiculovirus erzeugt werden soll, erforderlichen Elemente
enthält,
wodurch ein Vektor erzeugt wird, der die Steuerung der Synthese des
N/P/L-Proteins bewirkt, das sich anschließend mit der genomischen RNA
des Vesiculovirus, die die fremde Sequenz enthält (die in der Wirtszelle aus
der antigenomischen Vesiculovirus(+)RNA erzeugt wurde, die durch Transkription
der Vesiculovirus(–)DNA
erzeugt wurde), zusammenfügt.
Es können
verschiedene Vektorsysteme für
die Expression der für
N, P und L codierenden Sequenzen eingesetzt werden und um die Vesiculovirus(–)DNA, die
die fremde DNA enthält,
zu transkribieren, solange der Vektor im Wirt funktional ist und
mit einem möglichen
weiteren vorhandenen Vektor kompatibel ist. Zu derartigen Vektoren
gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, Bakteriophagen, Plasmide oder Cosmide. Bei einem bevorzugten
Aspekt wird ein Plasmid-Expressionsvektor verwendet. Die Expressionselemente
von Vektoren variieren in ihren Stärken und Spezifitäten. Es
kann ein beliebiges aus einer Anzahl geeigneter Transkriptions-
und Translationselemente verwendet werden, solange diese im Wirt
funktional sind.
-
Gentechnologische
Standardverfahren können
zur Konstruieren der Expressionsvektoren, die die DNA, die für das N-,
P- und L-Protein codiert, enthalten, sowie der Vesiculovirus(–)DNA, die
die fremde DNA enthält,
die die geeigneten Signale für
die Kontrolle der Transkription/Translation aufweist, eingesetzt
werden (siehe z. B. Sambrook et al., 1989, oben, und die dort beschriebenen
Verfahren). (Signale für
die Kontrolle der Translation werden für die Transkription der Vesiculovirus(–)DNA nicht
benötigt,
und somit können
sie von einem Vektor, der die Vesiculovirus(–)DNA enthält, weggelassen werden, auch
wenn derartige Signale im Vektor vorhanden und funktionsfähig mit
anderen Sequenzen, die für
ein Protein codieren, dessen Expression gewünscht ist, verknüpft sein
können.)
Die Expression kann mittels eines beliebigen Promotor/Enhancer-Elements,
das in diesem Gebiet bekannt ist, gesteuert werden. Die Promotoren,
die zur Steuerung der Expression eingesetzt werden können, können konstitutiv
oder induzierbar sein. Bei einer spezifischen Ausführungsform ist
der Promotor ein RNA-Polymerase-Promotor.
-
Signale
für die
Termination der Transkription (stromabwärts des Gens) und selektierbare
Marker sind vorzugsweise ebenfalls in einem Plasmid-Expressionsvektor
enthalten. Zusätzlich
zu den Promotorsequenzen enthalten Expressionsvektoren für das N-,
P- und L-Protein vorzugsweise spezifische Initiationssignale für eine effiziente
Translation insertierter N/P/L-Sequenzen,
z. B. eine Ribosomenbindungsstelle.
-
Spezifische
Initiationssignale werden für
eine effiziente Translation der insertierten, für Proteine codierenden Sequenzen
benötigt.
Zu diesen Signalen gehören
das ATG-Initiationscodon
und angrenzende Sequenzen. In Fällen,
in denen das gesamte N-, P- oder L-Gen einschließlich seines eigenen Initiationscodons
und angrenzender Sequenzen in die geeigneten Vektoren insertiert
ist, kann es sein, dass keine weiteren Signale für die Kontrolle der Translation
erforderlich sind. In Fällen
jedoch, bei denen nur ein Teil der Gensequenz insertiert ist, müssen exogene
Signale für
die Kontrolle der Translation, einschließlich des ATG-Initiationscodons,
bereitgestellt werden. Das Initiationscodon muss ferner in Phase
mit dem Leserahmen der für
Proteine codierenden Sequenzen vorliegen, um die Translation des
gesamten Inserts sicherzustellen. Diese exogenen Signale für die Steuerung
der Translation und Initiationscodons können unterschiedlichen Ursprungs
sein, sowohl natürlichen
als auch synthetischen.
-
Bei
einer spezifischen Ausführungsform
umfasst ein von der Erfindung bereitgestellter rekombinanter Expressionsvektor,
der für
ein N-, P- oder L-Protein oder funktionale Derivate von diesen codiert,
die folgenden funktionsfähig
miteinander verknüpften
Komponenten: einen Promotor, der die Expression des N-, P- oder L-Proteins
oder eines funktionellen Derivates von diesen steuert, ein Signal
für die
Initiation der Translation, eine DNA-Sequenz, die für das N-,
P- oder L-Protein
oder funktionale Derivate von diesen codiert, und ein Signal für die Termination
der Transkription. Bei einem bevorzugten Aspekt liegen die obigen
Komponenten, wie sie oben aufgeführt
wurden, in der Reihenfolge von 5' nach
3' vor.
-
Bei
einer weiteren spezifischen Ausführungsform
wird das für
das N-, P- oder L-Protein codierende Gen stromabwärts des
T7-RNA-Polymerase-Promotors vom Gen 10 des Phagen T7 eingefügt, so dass
es mit einem A in der Position –3
angeordnet ist. Ein Terminator für
die T7-RNA-Polymerase und ein Replikon sind ebenfalls im Expressionsvektor
vorhanden. Bei dieser Ausführungsform
wird die T7-RNA-Polymerase für
die Transkription der N/P/L-Sequenz bereitgestellt. Die T7-RNA-Polymerase
kann von einer in das Chromosom integrierten Sequenz oder episomal
erzeugt werden, und am bevorzugtesten wird sie über die intrazelluläre Expression
von einem rekombinanten Vaccinia-Virus, das für die T7-RNA-Polymerase codiert,
bereitgestellt (siehe unten). Vorzugsweise werden das N-, P- und
L-Protein jeweils von einer DNA-Sequenz codiert, die funktionsfähig mit
einem Promotor in einem Expressionsplasmid verknüpft ist, das die erforderlichen
regulatorischen Signale für
die Transkription und Translation des N-, P- und L-Proteins enthält. Ein
derartiges Expressionsplasmid enthält vorzugsweise einen Promotor,
die codierende Sequenz und ein Signal für die Termination der Transkription
und die Polyadenylierung und gegebenenfalls einen selektierbaren
Marker (z. B. β-Galactosidase).
Das N-, P- und L-Protein kann vom gleichen Plasmid oder von verschiedenen
Plasmiden codiert werden oder von einer Kombination von diesen,
und vorzugsweise liegen sie in unterschiedlichen Plasmiden vor. Weniger
bevorzugt ist, dass eines oder mehrere des N-, P- und L-Proteins intrachromosomal exprimiert
werden können.
-
Die
klonierten Sequenzen, die die Vesiculovirus(–)DNA, die die fremde DNA enthält, umfassen,
und die klonierten Sequenzen, die die für das N-, P- und L-Protein
codierenden Sequenzen umfassen, können mittels eines beliebigen
in diesem Gebiet bekannten Verfahrens in die gewünschte Wirtszelle eingeführt werden, zum
Beispiel durch eine Transfektion, Elektroporation, Infektion (wenn
die Sequenzen z. B. in einem viralen Vektor enthalten sind), eine
Mikroinjektion etc.
-
Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
werden DNA, die Vesiculovirus(–)DNA
umfasst, die fremde DNA enthält,
die für
ein Antigen codiert, und die funktionsfähig mit einem RNA-Polymerase-Promotor
(vorzugsweise einem RNA-Polymerase-Promotor eines Bakteriophagen)
verknüpft
ist, DNA, die für
N codiert und funktionsfähig
mit dem gleichen RNA-Polymerase-Promotor
verknüpft
ist, DNA, die für
P codiert und funktionsfähig mit
dem gleichen Polymerase-Promotor
verknüpft
ist, und DNA, die für
L codiert und funktionsfähig
mit dem gleichen Polymerase-Promotor verknüpft ist, alle in die gleiche
Wirtszelle eingeführt
(vorzugsweise über
eine Transfektion), wobei die RNA-Polymerase in dieser Wirtszelle
im Zytoplasma bereitgestellt worden ist. Die RNA-Polymerase wird
im Zytoplasma vorzugsweise über
die Expression von einem rekombinanten Virus bereitgestellt, das
im Zytoplasma repliziert und die RNA-Polymerase exprimiert, am bevorzugtesten
von einem Vaccinia-Virus (siehe den Abschnitt weiter unten), das
in die gleiche Wirtszelle eingeführt
wurde (z. B. über eine
Infektion). Die zytoplasmatische Bereitstellung der RNA-Polymerase
wird bevorzugt, da sie zu einer zytoplasmatischen Transkription
und Prozessierung der VSV(–)DNA,
die die fremde DNA enthält,
und des N-, P- und L-Proteins führt,
wodurch die Spleißmaschinerie
im Zellkern umgangen wird und somit die richtige Prozessierung und
Produktion des N-, P- und L-Proteins und der resultierende Zusammenbau
des rekombinanten Vesiculovirus maximiert werden. Zum Beispiel stellt
das Vaccinia-Virus auch zytoplasmatische Enzyme für die Prozessierung
(Capping und Polyadenylierung) von mRNA bereit, was eine korrekte
Translation erleichtert. Bei einem am stärksten bevorzugten Aspekt werden
T7-RNA-Polymerase-Promotoren eingesetzt, und es wird eine zytoplasmatische
Quelle für
die T7-RNA-Polymerase bereitgestellt, indem in die Wirtszelle auch
ein rekombinantes Vaccinia-Virus eingeführt wird, das für eine T7-RNA-Polymerase in der
Wirtszelle codiert. Solche Vaccinia-Viren können mittels gut bekannter Verfahren
erhalten werden (siehe Abschnitt 5.5, unten). Bei einem bevorzugten
Aspekt kann ein rekombinantes Vaccinia-Virus wie vTF7-3 (Fuerst
et al., 1986, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 83: 8122–8126) verwendet
werden. Bei einem am stärksten
bevorzugten Aspekt ist die DNA, die die Vesiculovirus(–)DNA umfasst,
die fremde DNA enthält,
das Plasmid pVSVSS1, bei dem fremde DNA in den Polylinkerbereich
insertiert wurde.
-
Alternativ,
auch wenn es weniger bevorzugt ist, kann die RNA-Polymerase (z.
B. die T7-RNA-Polymerase) über den
Einsatz einer Wirtszelle bereitgestellt werden, die die T7-RNA-Polymerase von einer
in das Chromosom integrierten Sequenz exprimiert (z. B. ursprünglich über eine
homologe Rekombination in das Chromosom insertiert wurde), und zwar
vorzugsweise konstitutiv, oder die die T7-RNA-Polymerase episomal von
einem Plasmid exprimiert.
-
Bei
einer weiteren, weniger bevorzugten Ausführungsform kann die für ein Antigen
codierende VSV(–)DNA,
die funktionsfähig
mit einem Promotor verknüpft
ist, in eine Wirtszelle transfiziert werden, die stabil rekombinant
das N-, P- und L-Protein von in das Chromosom integrierten Sequenzen
exprimiert.
-
Die
Zellen werden kultiviert, und das rekombinante Vesiculovirus wird
mittels Standardverfahren gewonnen. Zum Beispiel werden, ohne dass
es als Einschränkung
gemeint ist, nach ungefähr
24 Stunden die Zellen und das Medium gesammelt, eingefroren und
aufgetaut, und die Lysate werden geklärt, wodurch Viruspräparation
erhalten werden. Alternativ werden die Zellen und das Medium gesammelt
und einfach durch eine Zentrifugation bei niedriger Geschwindigkeit
von Zellen und Zelltrümmern
befreit.
-
Vorzugsweise
wird dann die Bestätigung,
dass die richtige fremde Sequenz im Genom des rekombinanten Vesiculovirus
vorhanden ist und die Produktion des gewünschten Proteins oder der gewünschten
Proteine in einer infizierten Zelle steuert, durchgeführt. Zu
diesem Zweck können
In diesem Gebiet bekannte Standardverfahren angewandt werden. Zum
Beispiel wird genomische RNA aus dem Vesiculovirus über eine
Extraktion der Virus-Präparationen
mit SDS und Phenol gewonnen, und sie kann einer reversen Transkription
unterzogen werden (und, wenn es gewünscht ist, einer PCR), woran
sich eine Sequenzierung, eine Southern-Hybridisierung mittels einer für die fremde
DNA spezifischen Sonde oder eine Kartierung mit Restriktionsenzymen
etc. anschließt.
Das Virus kann zur Infektion von Wirtszellen eingesetzt werden,
die dann mit Hilfe von Standard-Immunoassay-Techniken unter Verwendung
eines Antikörpers
gegen das Protein oder mittels Assays, die auf der funktionellen
Aktivität
des Proteins beruhen, auf eine Expression des gewünschten
Proteins untersucht werden. Es können
andere Techniken, die in diesem Gebiet bekannt sind, eingesetzt
werden.
-
Die
Erfindung stellt auch Kits für
die Produktion rekombinanter Vesiculoviren bereit. Bei einer Ausführungsform
umfasst das Kit in einem Behälter
oder mehreren (und am bevorzugtesten in separaten) Behältern: a)
eine erste rekombinante DNA, die in einer geeigneten Wirtszelle
unter Produktion einer antigenomischen (+)RNA des Vesiculovirus
transkribiert werden kann, wobei in einen Teil der RNA, der für die Replikation
des Vesiculovirus nicht essenziell ist, eine fremde RNA-Sequenz
insertiert wurde oder dieser Teil durch eine fremde RNA-Sequenz
ersetzt wurde, b) eine zweite rekombinante DNA, die eine Sequenz
umfasst, die für
ein N-Protein des Vesiculovirus codiert, c) eine dritte rekombinante
DNA, die eine Sequenz umfasst, die für ein L-Protein des Vesiculovirus
codiert und d) eine vierte rekombinante DNA, die eine Sequenz umfasst,
die für
ein P-Protein des Vesiculovirus codiert. Die zweite, die dritte
und die vierte rekombinante DNA können ein Teil desselben oder
unterschiedlicher DNA-Moleküle
sein. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
sind die Sequenzen, die für
das N-, P- und L-Protein codieren, jeweils funktionsfähig mit
einem Promotor verknüpft,
der die Expression des N-, P- und L-Proteins in der geeigneten Wirtszelle
steuert. Bei verschiedenen Ausführungsformen
kann das Kit die verschiedenen Nucleinsäuren enthalten, zum Beispiel
Plasmid-Expressionsvektoren, die hier weiter oben für die Verwendung
bei der Produktion rekombinanter Vesiculoviren beschrieben wurden.
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
umfasst ein erfindungsgemäßes Kit
a) eine erste rekombinante DNA, die in einer geeigneten Wirtszelle
unter Bildung einer antigenomischen Vesiculovirus-DNA transkribiert werden
kann, wobei in einen Teil der RNA, der für die Replikation des Vesiculovirus
nicht essenziell ist, eine fremde RNA-Sequenz insertiert wurde oder
dieser Teil durch eine fremde RNA-Sequenz ersetzt wurde, und b) eine
Wirtszelle, die rekombinant das N-, P- und L-Protein des Vesiculovirus
exprimiert.
-
Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst ein erfindungsgemäßes Kit
in separaten Behältern:
- a) ein erstes Plasmid, das die folgenden funktionsfähig miteinander
verknüpften
Komponenten umfasst: i) einen Bakteriophagen-RNA-Polymerase-Promotor,
ii) eine DNA, die eine Sequenz umfasst, die in einer geeigneten
Wirtszelle unter Bildung eines RNA-Moleküls transkribiert werden kann,
das eine antigenomische RNA des Vesiculovirus umfasst, wobei in
einen Teil der RNA, der für
die Replikation des Vesiculovirus nicht essenziell ist, eine fremde
RNA-Sequenz insertiert wurde oder dieser Teil durch eine fremde
RNA-Sequenz ersetzt wurde, und wobei das 3'-Ende der antigenomischen RNA unmittelbar
an eine Ribozymsequenz angrenzt, die am 3'-Ende der antigenomischen RNA spaltet,
und iii) ein Signal für
die Termination der Transkription durch die Bakteriophagen-RNA-Polymerase,
und
- b) ein zweites Plasmid, das die folgenden funktionsfähig miteinander
verknüpften
Komponenten umfasst: i) den Bakteriophagen-RNA-Polymerase-Promotor,
ii) eine DNA, die eine Sequenz umfasst, die für das N-Protein des Vesiculovirus
codiert, und iii) ein Signal für
die Termination der Transkription durch die Bakteriophagen-RNA-Polymerase,
und
- c) ein drittes Plasmid, das die folgenden funktionsfähig miteinander
verknüpften
Komponenten umfasst: i) den Bakteriophagen-RNA-Polymerase-Promotor,
ii) eine DNA, die eine Sequenz umfasst, die für das P-Protein des Vesiculovirus
codiert, und iii) ein Signal für
die Termination der Transkription durch die Bakteriophagen-RNA-Polymerase,
und
- d) ein viertes Plasmid, das die folgenden funktionsfähig miteinander
verknüpften
Komponenten umfasst: i) den Bakteriophagen-RNA-Polymerase-Promotor,
ii) eine DNA, die eine Sequenz umfasst, die für das L-Protein des Vesiculovirus
codiert, und iii) ein Signal für
die Termination der Transkription durch die Bakteriophagen-RNA-Polymerase.
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
umfasst ein erfindungsgemäßes Kit
ferner in einem separaten Behälter
ein rekombinantes Vaccinia-Virus, das für die Bakteriophagen-RNA-Polymerase codiert
und zu deren Expression fähig
ist.
-
Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
liegen die Komponenten in den Behältern in gereinigter Form vor.
-
5.4.1 REKOMBINANTE VACCINIA-VIREN, DIE
FREMDE RNA-POLYMERASEN CODIEREN UND ZU DEREN EXPRESSION IN DER LAGE
SIND
-
Bei
einem bevorzugten Aspekt der Erfindung wird die Transkription der
Vesiculovirus(–)DNA,
die die fremde, für
ein Antigen codierende DNA enthält,
und/oder die Transkription der DNA, die für das N-, P- und L-Protein
in der Wirtszelle codiert, durch einen RNA-Polymerase-Promotor (wobei
die RNA-Polymerase vorzugsweise nicht endogen in der Wirtszelle
vorkommt) gesteuert, und die RNA-Polymerase (die die Transkription
vom Promotor initiiert) wird in der Wirtszelle rekombinant über die
Expression von einem rekombinanten Vaccinia-Virus bereitgestellt.
DNA-Sequenzen, die für
RNA-Polymerasen codieren, sind gut bekannt, stehen in diesem Fachgebiet
zur Verfügung
und können
verwendet werden. Zum Beispiel kann Phagen-DNA erhalten werden und
eine PCR zur Amplifizierung des gewünschten Polymerase-Gens eingesetzt
werden.
-
Die
Insertion der gewünschten
rekombinanten DNA-Sequenz, die für
die RNA-Polymerase
codiert und zu deren Expression in der Lage ist, in ein Vaccinia-Virus
für die
Expression durch das Vaccinia-Virus wird vorzugsweise erreicht,
indem zunächst
die DNA-Sequenz
in einen Plasmid-Vektor eingefügt
wird, der anschließend über
eine homologe Rekombination in ein Vaccinia-Virusgenom transferiert
werden kann. Somit wird bei einem bevorzugten Aspekt der Erfindung
zur Konstruktion der rekombinanten Vaccinia-Viren die gewünschte DNA-Sequenz,
die für
die Polymerase codiert, mittels gentechnologischer Verfahren (siehe
Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning, A Laborstory Manual, 2.
Aufl., Cold Spring Harbor Laborstory, Cold Spring Harbor, New York)
in einen Insertionsvektor (vorzugsweise Plasmid-Vektor) flankiert
von (vorzugsweise) nicht-essenziellen Vaccinia-DNA- Sequenzen eingefügt, wodurch
der nachfolgende Transfer des schimärischen Gens bzw. der schimärischen
Gene in das Vaccinia-Virus über
eine homologe Rekombination ermöglicht
wird. Die Sequenzen werden so in den Vektor eingefügt, dass
sie unter der Kontrolle eines Promotors, der im Vaccinia-Virus funktional
ist, exprimiert werden können.
-
Die
Expression fremder DNA in rekombinanten Vaccinia-Viren erfordert,
dass die Promotoren so angeordnet sind, dass sie im Vaccinia-Virus
funktional sind, so dass sie die Expression der für das Protein
codierenden DNA-Sequenzen der Polymerase steuern. Es sind Plasmid-Insertionsvektoren
konstruiert worden, um schimärische
Gene in das Vaccinia-Virus für
ihre Expression in diesem einzufügen.
Beispiele für
derartige Vektoren werden bei Mackett (Mackett et al., 1984, J.
Virol. 49: 857–864)
beschrieben. Die für
die Polymerase codierende DNA wird in eine geeignete Klonierungsstelle
für eine
Restriktionsendonuclease eingefügt.
Zusätzlich zu
Plasmid-Insertionsvektoren können
Insertionsvektoren verwendet werden, die auf der einzelsträngigen M13-Bakteriophagen-DNA
basieren (Wilson et al., 1986, Gene 49: 207–213).
-
Die
insertierte Polymerase-DNA sollte vorzugsweise keine Introns enthalten,
und die Insertion sollte vorzugsweise so erfolgen, dass die codierenden
Sequenzen in enger Nachbarschaft zum Promotor angeordnet werden,
ohne dass andere Startcodons zwischen dem Initiator-ATG und dem
5'-Ende des Transkripts
liegen.
-
Der
Plasmid-Insertionsvektor sollte regulatorische Elemente für die Transkription
und die Translation, die im Vaccinia-Virus aktiv sind, enthalten.
Das Plasmid sollte so konfiguriert sein, dass sich die Polymerasesequenzen
unter der Kontrolle eines Promotors befinden, der im Vaccinia-Virus
aktiv ist. Zu Promotoren, die in den Insertionsvektoren eingesetzt
werden können,
gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, der Thymidinkinase-(TK)-Promotor des Vaccinia-Virus, der
7,5K-Promotor (Cochran et al., 1985, J. Virol. 54: 30–37), der
11K-Promotor (
Europäische Patentschrift 0198328 ),
der F-Promotor (Paoletti et al., 1984, Proc. Natl. Acad. Sci. USA
81: 193–197)
sowie verschiedene frühe
und späte
Vaccinia-Promotoren (siehe Moss, 1990, Virology, 2. Auflage, Kapitel
74, Fields et al., Hrsg., Raven Press Ltd., New York, S. 2079–2111).
-
Bei
einer spezifischen Ausführungsform
enthält
der Plasmid-Insertionsvektor (für
den schließlichen Transfer
in das Vaccinia-Virus) eine für
die T7-RNA-Polymerase codierende Sequenz unter der Kontrolle eines Promotors,
der im Vaccinia-Virus aktiv ist. Bei einer weiteren spezifischen
Ausführungsform
enthält
ein Plasmid-Insertionsvektor ein Coexpressionssystem, das aus unterschiedlich
orientierten Promotoren besteht, wobei einer die Transkription der
Polymerasesequenzen steuert, der andere die Transkription eines
Reportergens oder selektierbaren Markers steuert, so dass der Nachweis
oder die Selektion des letztendlichen rekombinanten Vaccinia-Virus
erleichtert wird (siehe z. B. Fuerst et al., 1987, Mol. Cell. Biol.
5: 1918–1924).
-
Wie
oben beschrieben enthält
der Plasmid-Insertionsvektor wenigstens ein Set von Sequenzen, die für die Polymerase
codieren und die funktionsfähig
mit einem Promotor verknüpft
sind und von Sequenzen flankiert werden, die vorzugsweise für die Replikation
des Vaccinia-Virus nicht essenziell sind. Zu derartigen nicht-essenziellen
Sequenzen gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, das TK-Gen (Mackett et al., 1984, J. Virol. 49: 857–864), das
HindIII-F-DNA-Fragment des Vaccinia-Virus (Paoletti et al., 1984,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81: 193–197), das Gen des Vaccinia-Wachstumsfaktors,
das innerhalb der beiden terminalen Repeats gelegen ist (Buller
et al., 1988, J. Virol. 62: 866–874),
das N2- und M1-Gen (Tamin et al., 1988, Virology 165: 141–150), die
M1-Untereinheit des Ribonucleotidreduktase-Gens im HindIII-I-DNA-Fragment
von Vaccinia (Child et al., 1990, Virology 174: 625–629), das
Vaccinia-Hämagglutinin
(Shida et al., 1988, J. Virol. 62: 4474–4480), das Gen des Fusionsproteins
von 14 kD von Vaccinia (Rodriguez et al., 1989, Proc, Natl. Acad.
Sci. USA 86: 1287–1291)
etc. (siehe auch Buller und Palumbo, 1991, Microbiol. Rev. 55(1):
80–122). Die
TK-Sequenzen werden für
den Einsatz bevorzugt. Der Einsatz derartiger Sequenzen führt zur
Erzeugung rekombinanter TK–-Viren.
-
Die
rekombinanten Vaccinia-Viren werden vorzugsweise über die
Transfektion der rekombinanten Insertionsvektoren, die die Polymerasesequenzen
enthalten, in Zellen, die zuvor mit dem Vaccinia-Virus infiziert wurden,
produziert. Alternativ kann die Transfektion vor der Infektion mit
dem Vaccinia-Virus erfolgen. Die homologe Rekombination erfolgt
in den infizierten Zellen und führt
zur Insertion des fremden Gens in das virale Genom, und zwar in
dem Bereich, der den Bereichen entspricht, die den Insertionsvektor
flankieren. Die infizierten Zellen können mittels einer Vielzahl
von Verfahren gescreent werden, wie immunologischer Techniken, einer
DNA-Plaque-Hybridisierung oder einer genetischen Selektion auf rekombinante
Viren, die anschließend isoliert
werden können.
Diese Vaccinia-Rekombinanten behalten vorzugsweise ihren essenziellen
Funktionen und ihre Infektivität
bei und können
so konstruiert werden, dass sie ungefähr 35 Kilobasen an fremder
DNA aufnehmen können.
-
Die
Transfektionen können
mittels Verfahren durchgeführt
werden, die in diesem Gebiet bekannt sind, zum Beispiel mittels
eines Calciumchlorid-vermittelten Verfahrens (Mackett et al., 1985,
The construction and characterization of vaccinia vrus recombinants
expressing foreign genes, in DNA Cloning, Bd. II, Rickwood und Hames
(Hrsg.), IRL Press, Oxford-Washington D.C.) oder eines Liposomen-vermittelten
Verfahrens (Rose et al., 1991, Biotechniques 10: 520–525).
-
Wenn,
wie es bevorzugt wird, flankierende TK-Sequenzen zur Förderung
der homologen Rekombination eingesetzt werden, haben die resultierenden
rekombinanten Viren somit einen zerstörten TK-Bereich, was es ihnen
ermöglicht,
in einer TK–-Wirtszelle
wie Rat2 (ATCC-Zugangs-Nr..
CRL 1764) in Gegenwart von 5-Brom-2'-desoxyuridin (BUDR) zu wachsen, während nicht-rekombinante
(TK+)-Viren unter diesen Bedingungen nicht
wachsen.
-
Bei
einer anderen Ausführungsform
können
die erfindungsgemäßen rekombinanten
Vaccinia-Viren über
ein eine In-vitro-Klonierung und eine anschließende Verpackung mit einem
Poxvirus, das gegenüber
einem Selektionsverfahren empfindlich ist, erzeugt werden, und nicht über eine
homologe Rekombination (siehe International Publication Nr.
WO 94/12617 vom 9. Juni
1994). Zum Beispiel können
die HBV-DNA-Sequenzen mittels gentechnologischer Standardverfahren
in vitro in genomische Vaccinia-DNA eingefügt werden. Diese rekombinante
DNA kann dann in Gegenwart eines „Helfer"-Poxvirus, wie einer temperaturempfindlichen
Vaccinia-Virus-Mutante oder eines Geflügelpocken-Virus, gegen das
unter geeigneten Bedingungen selektiert werden kann, verpackt werden.
-
Verschiedene
in diesem Gebiet bekannte Vaccinia-Virus-Stämme können zur Erzeugung der erfindungsgemäßen rekombinanten
Viren eingesetzt werden. Ein bevorzugtes Vaccinia-Virus ist der
Stamm der New York City Department of Health Laborstories, der von
Wyeth präpariert
wurde (erhältlich
bei der American Type Culture Collection (ATCC), Zugangs-Nr. VR-325). Zu weiteren
Vaccinia-Stämme
gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, die Elstree- und Moskau-Stämme, der Stamm von Rivers (CV-1
und CV-2) und der LC16m8-Stamm
von Hashizume.
-
Die
Selektion des rekombinanten Vaccinia-Virus kann mittels eines beliebigen
der in diesem Gebiet bekannten Verfahren erfolgen, einschließlich von
Hybridisierungstechniken (z. B. unter Verwendung von DNA-Sequenzen
der Polymerase als Hybridisierungssonde), immunologischer Techniken
(z. B. eines Tests auf die Bindung von Antikörpern, die das codierte Polymerase-Epitop
oder die codierten Polymerase-Epitope erkennen etc. Bei einem bevorzugten
Aspekt, bei dem die flankierenden TK-Sequenzen im Insertionsvektor verwendet
werden, erfolgt die Selektion wie oben beschrieben auf TK–-Rekombinanten;
das Screenen auf die korrekten Rekombinanten kann dann auch mittels
molekularen Standardanalyseverfahren durchgeführt werden. Bei vielen bevorzugten
Aspekten wird das Selektionsverfahren der Wahl durch den selektierbaren
Marker in einem Insertionsvektor, der zur Generierung der rekombinanten
Viren verwendet wurde, vorgegeben.
-
Das
selektierte rekombinante Vaccinia-Virus wird dann im Allgemeinen
Plaque-gereinigt und vorzugsweise Standardverfahren der Nucleinsäure- und
Proteinanalyse unterzogen, um seine Identität und Reinheit und eine Expression
der insertierten Polymerase zu verifizieren.
-
5.5. KULTIVIERUNG UND REINIGUNG REKOMBINANTER
REPLIZIERBARER VESICULOVIREN IM GROSSEN MASSSTAB
-
Die
gewonnenen rekombinanten Vesiculoviren können nach einer Plaque-Reinigung
dann stark vermehrt werden, zum Beispiel wie folgt. Die Viren aus
einem einzelnen Plaque (~106 PBE) werden
gewonnen und zur Infizierung von ~10–7 Zellen
(z. B. BHK-Zellen) eingesetzt, wodurch im typischen Fall 10 ml mit
einem Titer von 109–1010 PBE/ml
mit insgesamt ungefähr
1011 PBE erhalten werden. Es kann dann die
Infektion von ~1012 Zellen durchgeführt werden
(mit einer Multiplizität
der Infektion von 0,1), und man kann die Zellen in Suspensionskultur
in großen
Kulturschalen oder in Rollflaschen mittels Standardverfahren wachsen
lassen.
-
Es
wird angemerkt, dass rekombinante Vesiculoviren, die den extrazellulären Bereich
des G-Proteins des Vesiculovirus (die den Wirtsbereich bestimmen)
nicht mehr exprimieren und stattdessen ein Hüll-Glycoprotein eines anderen
Virus exprimieren, in Zellen gezüchtet
werden müssen,
die von dem anderen Virus infiziert werden können (und die somit einen Rezeptor
exprimieren, der die Infektion durch ein Virus fördert, das das Hüll-Glycoprotein
des anderen Virus exprimiert). So wird zum Beispiel, wenn das rekombinante
Vesiculovirus das Hüll-Glycoprotein des
HIV exprimiert, das Virus in CD4+-Zellen
gezüchtet
(z. B. lymphoiden CD4+-Zellen).
-
Das
Virus kann dann für
die Herstellung von Impfstoffen aus den Kulturüberständen gesammelt werden, und
die Überstände können zur
Entfernung von Zelltrümmern
geklärt
werden. Wenn es gewünscht
ist, besteht ein Verfahren zur Isolierung und Konzentrierung des
Virus, das eingesetzt werden kann, daraus, dass der Überstand
mit Hilfe einer Tangentialflussmembran konzentriert wird. Das Volumen
des Produkts kann durch das Zentrifugieren durch eine Glycerolschicht
und durch die Konzentrierung mittels eines Saccharose-Stufengradienten
weiter reduziert werden. Ein alternatives Verfahren zur Konzentrierung
besteht aus einer Reinigung über
eine Affinitätssäule (Daniel
et al., 1988, Int. J. Cancer 41: 601–608). Allerdings können auch anderen
Reinigungsverfahren eingesetzt werden (siehe z. B. Arthur et al.,
1986, J. Cell. Biochem. Suppl. 10A: 226), und beliebige mögliche Modifikationen
der obigen Prozedur dürften
Fachleuten auf diesem Gebiet offensichtlich sein. Die Reinigung
sollte so sanft wie möglich
erfolgen, damit die Integrität
des Viruspartikels erhalten bleibt.
-
5.6. REKOMBINANTE REPLIZIERBARE VESICULOVIREN
FÜR DIE
VERWENDUNG ALS LEBENDIMPFSTOFFE
-
Bei
einer Ausführungsform
der Erfindung werden die rekombinanten replizierbaren Vesiculoviren,
die ein immunogenes Antigen exprimieren, als Lebendimpfstoffe eingesetzt.
-
Die
rekombinanten Vesiculoviren für
die Verwendung als therapeutische oder prophylaktische Lebendimpfstoffe
gemäß der Erfindung
sind vorzugsweise etwas abgeschwächt.
Die meisten verfügbaren
Stämme, z.
B. die Laborstämme
des VSV, könnten
für die
Verwendung genügend
abgeschwächt
sein. Sollte eine zusätzliche
Abschwächung
erwünscht
sein, zum Beispiel auf der Basis einer Pathogenitätstestung
an Tieren, wird die Abschwächung
am bevorzugtesten einfach dadurch erreicht, dass das rekombinante
Vesiculovirus im Labor passagiert wird (z. B. in BHK-Zellen oder
einer beliebigen anderen geeigneten Zelllinie). Generell können abgeschwächte Viren
mittels zahlreicher Verfahren erhalten werden, die in diesem Gebiet
bekannt sind und zu denen, ohne jedoch auf sie beschränkt zu sein,
eine chemische Mutagenese, eine genetische Insertion, Deletion (Miller,
1972, Experiments in Molecular Genetics, Cold Spring Harbor Laborstory,
Cold Spring Harbor, N. Y.) oder eine Rekombination mittels gentechnologischer
Verfahren (Maniatis et al., 1982, Molecular Cloning, A Laborstory
Manual, Cold Spring Harbor Laborstory, Cold Spring Harbor, N. Y.)
sowie eine Selektion natürlicher
Mutanten im Labor etc. gehören.
-
Bei
dieser Ausführungsform
der Erfindung wird ein Impfstoff formuliert, bei dem das Immunogen
aus einem oder mehreren rekombinanten Vesiculovirus bzw. Vesiculoviren
besteht, bei dem bzw. denen die fremde RNA im Genom die Produktion
eines Antigens in einem Wirt steuert, so dass eine Immunreaktion
(humoral und/oder zellvermittelt) im Wirt bewirkt wird, die prophylaktisch
oder therapeutisch ist. Bei einer Ausführungsform, bei der das Antigen
die Antigenität
oder Immunogenität
eines Antigens eines Pathogens aufweist, erfolgt die Verabreichung
des Impfstoffes zur Verhinderung oder Behandlung einer Infektion
mit dem Pathogen und/oder der resultierenden Infektionskrankheit
und/oder anderer unerwünschter
Wirkungen der Infektion. Bei einer Ausführungsform, bei der das Antigen
ein Tumor-Antigen ist, erfolgt die Verabreichung des Impfstoffes zur
Prävention
oder Behandlung von Tumoren (insbesondere von Krebs).
-
Bei
einer bevorzugten spezifischen Ausführungsform werden die rekombinanten
Vesiculoviren prophylaktisch verabreicht, um eine Infektion und/oder
Infektionskrankheit oder eine Tumorbildung (z. B. Krebs) zu verhindern
oder vor ihnen zu schützen.
-
Bei
einer spezifischen, auf Therapeutika abzielenden Ausführungsform
werden die erfindungsgemäßen rekombinanten
Vesiculoviren, die für
ein immunogenes Epitop oder immunogene Epitope codieren, für die Behandlung
einer Infektion oder einer Tumorbildung therapeutisch verabreicht.
Die Verabreichung solcher Viren, zum Beispiel an Neugeborene oder andere
menschliche Patienten, kann als ein Verfahren zur Immunstimulation,
zum Boostern des Immunsystems des Wirts, zur Verstärkung der
zellvermittelten und/oder humoralen Immunität und zur Verbesserung der
Clearance infektiöser
Agenzien oder von Tumoren eingesetzt werden. Die erfindungsgemäßen Viren
können
allein oder in Kombination mit anderen Therapien verabreicht werden (wobei
Beispiele für
antivirale Therapien, die nicht als Einschränkung verstanden werden sollen,
Behandlungen mit α-Interferon
und Vidarabinphosphat sind und Beispiele für eine Tumortherapie, die nicht
als Einschränkung
verstanden werden sollen, eine Bestrahlung und eine Krebs-Chemotherapie
sind).
-
5.7. INAKTIVIERTE REKOMBINANTE VESICULOVIREN
FÜR DEN
EINSATZ ALS IMPFSTOFFE
-
Bei
einer spezifischen Ausführungsform
werden die erfindungsgemäßen rekombinanten
replizierbaren Vesiculoviren vor der Verwendung als Impfstoff inaktiviert
(d. h. abgetötet
oder nicht-replizierbar gemacht), um einen Totimpfstoff bereitzustellen.
Da die Hülle
des Vesiculovirus hochimmunogen ist, kann bei einer Ausführungsform,
bei der ein fremdes Protein oder mehrere fremde Proteine (z. B.
ein Hüll-Glycoprotein
eines anderen Virus als des Vesiculovirus) in die Hülle des
Vesiculovirus inkorporiert ist bzw. sind, ein derartiges Virus sogar
in abgetöteter
Form eine Immunreaktion gegen das genannte fremde Protein oder die
genannten fremden Proteine in einem Wirt bewirken, dem es verabreicht
wird. Bei einer spezifischen Ausführungsform sind mehrere Antigene,
die alle die Immunogenität
oder Antigenität
eines Hüll-Glycoproteins
eines anderen Virus aufweisen, in den Partikeln des rekombinanten
Vesiculovirus vorhanden.
-
Die
erfindungsgemäßen inaktivierten
rekombinanten Viren unterscheiden sich von defekten interferierenden
Partikeln insofern, als das Virus vor der Inaktivierung replizierbar
ist (d. h. es codiert für
alle der Vesiculovirus-Proteine, die erforderlich sind, um ihm eine
Replikation in einer infizierten Zelle zu ermöglichen). Somit kann es, da
das Virus ursprünglich
in einem replizierbaren Zustand vorliegt, leicht vermehrt und vor
der Inaktivierung in großen
Mengen gewonnen werden, so dass eine große Menge an abgetötetem Virus
für eine Verwendung
in Impfstoffen oder für
die Reinigung des exprimierten Antigens für die Verwendung in einer Subunit-Vakzine
bereitgestellt wird (siehe Abschnitt 5.8., unten).
-
Es
gibt in diesem Gebiet verschiedene bekannte Verfahren, die zur Inaktivierung
der erfindungsgemäßen rekombinanten
replizierbaren Vesiculoviren für
eine Verwendung als Totimpfstoffe eingesetzt werden können. Zu
derartigen Verfahren gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, die Inaktivierung mit Hilfe von Formalin, Betapropiolacton,
einer Gamma-Bestrahlung
und einer Behandlung mit Psoralen und ultraviolettem Licht.
-
Bei
einer spezifischen Ausführungsform
können
rekombinante Vesiculoviren leicht durch das Resuspendieren gereinigter
Virione in einer geeigneten Konzentration von Formaldehyd inaktiviert
werden. Zwar kann 0,8 Formaldehyd ausreichend sein, aber eine Verifizierung
der für
ein bestimmtes Virus optimalen Formaldehydkonzentration kann leicht über eine
Titration oder Verdünnungsreihen
von Formaldehyd mit infektiösem
Virus zur Bestimmung der Inaktivierungskurve des Formalins für dieses
Virus erhalten werden. Diese Technik wurde detailliert von Salk
und Gori, 1960, Ann. N. Y. Acad. Sci. 83: 609–637) beschrieben. Durch eine Extrapolation
auf Null kann die Konzentration, für die erwartet wird, dass sie
das letzte infektiöse
Partikel inaktiviert, abgeschätzt
werden. Durch den Einsatz einer erheblich höheren Konzentration, z. B.
einer, die 4-fach über
der abgeschätzten
Konzentration liegt, kann eine vollständige Inaktivierung sichergestellt
werden.
-
Auch
wenn sich eine Inaktivierung mit Formalin allein als effektiv erwiesen
hat, kann es erwünscht sein,
und zwar aus Sicherheitsgründen
und für
regulatorische Zwecke, das Virus unter Einsatz eines oder mehrerer
der zahlreichen anderen Verfahren, die man derzeit für die Virusinaktivierung
kennt, zweimal oder öfter abzutöten. So
stellt man sich vor, auch wenn es nicht essenziell ist, dass das
in der letztendlichen Formulierung eingesetzte Virus nach der Behandlung
mit Formalin häufig
mit einem zweiten Mittel inaktiviert wird.
-
5.8. VERWENDUNG REKOMBINANTER REPLIZIERBARER
VESICULOVIREN BEI DER HERSTELLUNG VON SUBUNIT-VAKZINEN
-
Da
die erfindungsgemäßen rekombinanten
Vesiculoviren vermehrt und in großer Menge gezüchtet werden
können,
wobei die rekombinanten Vesiculoviren ein Antigen exprimieren, stellt
die Züchtung
derartiger Vesiculoviren ein Verfahren zur Produktion und leichten
Reinigung des exprimierten Antigens bereit, insbesondere wenn das
Antigen in die Hülle
des rekombinanten Vesiculovirus inkorporiert ist. Bei einer spezifischen Ausführungsform
ist das Antigen das vollständige
Hüll-Glycoprotein
oder ein Teil davon eines anderen Virus, z. B. das gp160 des HIV,
das als ein Protein, bei dem es sich nicht um ein Fusionsprotein
handelt, exprimiert wird, oder das als eine Fusion mit der zytoplasmatischen
Domäne
eines G-Proteins eines Vesiculovirus exprimiert wird.
-
Die
so erzeugten und gereinigten Antigene finden in Subunit-Vakzinen
Anwendung. Die rekombinanten Vesiculoviren, die ein Antigen exprimieren,
können
auch für
die rekombinante Produktion des Antigens in infizierten Zellen in
vitro eingesetzt werden, so dass eine Quelle für das Antigen für den Einsatz
in Immunoassays bereitgestellt wird, zum Beispiel für den Nachweis
oder die Messung des Vorliegens von Antikörpern gegen das Antigen in
einer Probe oder Körperflüssigkeit
eines geimpften Subjekts, und somit für die Diagnose einer Infektion
oder des Vorliegens eines Tumors und/oder zur Verfolgung der Immunreaktion
des Subjekts nach der Impfung.
-
5.9. BESTIMMUNG DER WIRKSAMKEIT DES IMPFSTOFFES
-
Die
Immunpotenz des einen Antigens oder der mehreren Antigene in der
Formulierung des Impfstoffes mit dem lebenden oder dem inaktivierten
Vesiculovirus oder in der Formulierung der Subunit-Vakzine kann durch
das Verfolgen der Immunreaktion von Testtieren nach der Immunisierung
mit dem rekombinanten Vesiculovirus bzw. den rekombinanten Vesiculoviren,
die das Antigen bzw. die Antigene exprimieren, oder mit der das
Antigen enthaltenden Subunit-Vakzine mittels eines beliebigen in
diesem Gebiet bekannten Immunoassays bestimmt werden. Die Erzeugung
einer humoralen (Antikörper-)Reaktion
und/oder einer zellvermittelten Immunität kann als Hinweis auf eine
Immunreaktion gewertet werden. Zu den Testtieren können Mäuse, Hamster,
Hunde, Katzen, Affen, Kaninchen, Schimpansen etc. und schließlich auch
menschliche Subjekte gehören.
-
Zu
den Verfahren zur Einführung
des Impfstoffes kann eine orale, intrazerebrale, intradermale, intramuskuläre, intraperitoneale,
intravenöse,
subkutane oder intranasale Verabreichung oder ein beliebiger anderer
Standardweg einer Immunisierung gehören. Die Immunreaktion der
Testsubjekte kann über
verschiedene Ansätze
analysiert werden, wie die Reaktivität des resultierenden Immunserums
mit dem Antigen, wie sie mittels bekannter Verfahren, zum Beispiel
eines Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA), Immunoblots, Radioimmunpräzipitationen
etc. bestimmt wird, oder in dem Falle, in dem das Antigen die Antigenität oder Immunogenität eines
Antigens eines Pathogens aufweist, über den Schutz der immunisierten
Wirte vor einer Infektion mit dem Pathogen und/oder die Abschwächung von
Symptomen als Folge einer Infektion mit dem Pathogen in immunisierten
Wirten, oder in dem Falle, bei dem das Antigen die Antigenität oder Immunogenität eines
Tumor-Antigens aufweist, über
die Verhinderung einer Tumorbildung oder eine Verhinderung von Metastasen
oder über
eine Regression oder über
eine Hemmung der Tumor-Progression in immunisierten Wirten.
-
Ein
Beispiel für
einen geeigneten Tierversuch mit einem Lebendimpfstoff ist die Testung
der erfindungsgemäßen Impfstoffe
in Kaninchen auf ihre Fähigkeit
zur Auslösung
einer Antikörperreaktion
gegen die Antigene. Es können
männliche,
spezifisch pathogenfreie (SPF), junge, adulte weiße Neuseeland-Kaninchen verwendet
werden. In der Testgruppe erhalten die Kaninchen jeweils ungefähr 5 × 108 PBE (Plaque-bildende Einheiten) des Impfstoffes.
Eine Kontrollgruppe der Kaninchen erhält eine Injektion eines nicht-rekombinanten Vesiculovirus
oder eines rekombinanten Vesiculovirus, das nicht das gleiche Antigen
exprimiert, in 1 mM Tris-HCl,
pH 9,0.
-
Den
Kaninchen können
jede Woche oder alle zwei Wochen Blutproben abgenommen werden, und
das Serum kann auf Antikörper
gegen das Antigen bzw. gegen die Antigene analysiert werden. Das
Vorliegen spezifischer Antikörper
gegen das Antigen bzw. die Antigene kann zum Beispiel mittels eines
ELISA bestimmt werden.
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Tiere
können
auch zur Bestimmung der Impfstoffwirksamkeit eingesetzt werden (z.
B. in Challenge-Experimenten). Zum Beispiel können bei einer spezifischen
Ausführungsform
bezüglich
einer Lebendimpfstoff-Formulierung Affen jeweils intradermal ungefähr 5 × 108 PBE des rekombinanten Vesiculovirus erhalten. Ein
Kontrollaffe erhält
(Kontrolle) intradermal nicht-rekombinantes
Virus. Blut wird 12 Wochen lang wöchentlich abgenommen und das
Serum wird bezüglich
Antikörpern
gegen das Antigen oder die Antigene analysiert.
-
5.10. IMPFSTOFFFORMULIERUNG UND -VERABREICHUNG
-
Die
erfindungsgemäßen Impfstoffe
können
multivalent oder univalent sein. Multivalente Impfstoffe werden
aus rekombinanten Viren hergestellt, die die Expression von mehr
als einem Antigen bewirken, und zwar aus gleichen oder unterschiedlichen
rekombinanten Viren.
-
Es
können
viele verschiedene Verfahren zur Einführung der erfindungsgemäßen Impfstoffformulierungen
eingesetzt werden. Zu diesen gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, der orale, intradermale, intramuskuläre, intraperitoneale, intravenöse, subkutane
und intranasale Weg und eine Verabreichung über eine Skarifizierung (das
Kratzen durch die obersten Hautschichten, zum Beispiel mittels einer
gegabelten Nadel).
-
Der
Patient, dem der Impfstoff verabreicht wird, ist vorzugsweise ein
Säugetier,
am bevorzugtesten ein Mensch, aber es kann auch ein Tier sein, bei
dem es sich nicht um einen Menschen handelt, einschließlich von,
ohne jedoch auf diese beschränkt
zu sein, Kühen,
Pferden, Schafen, Schweinen, Geflügel (z. B. Hühnern),
Ziegen, Katzen, Hunden, Hamstern, Mäusen und Ratten. Bei der Verwendung
eines Vesiculovirus-Lebendimpfstoffes kann der Patient ein beliebiges
Tier sein, in dem das Vesiculovirus repliziert (zum Beispiel die oben
aufgeführten
Tiere).
-
Die
erfindungsgemäßen Impfstoffformulierungen
mit dem Virus umfassen eine wirksame immunisierende Menge eines
rekombinanten Vesiculovirus oder mehrerer rekombinanter Vesiculoviren
(lebend oder inaktiviert, je nach Lage der Dinge) sowie einen pharmazeutisch
annehmbaren Träger
oder Hilfsstoff. Subunit-Vakzine umfassen eine wirksame immunisierende
Menge eines Antigens oder mehrerer Antigene und einen pharmazeutisch
annehmbaren Träger
oder Hilfsstoff. Pharmazeutisch annehmbare Träger sind in diesem Gebiet gut
bekannt, und zu ihnen gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, Saline, gepufferte Saline, Dextrose, Wasser, Glycerol,
sterile isotonische wässrige
Puffer und Kombinationen von diesen. Ein Beispiel für einen
derartigen annehmbaren Träger
ist ein physiologisch ausbalanciertes Kulturmedium, das ein oder mehrere
Stabilisierungsmittel, wie stabilisierte hydrolysierte Proteine,
Lactose etc. enthält.
Der Träger
ist vorzugsweise steril. Die Formulierung sollte für die gewählte Verabreichung
geeignet sein.
-
Die
Zusammensetzung kann, wenn es gewünscht ist, auch kleinere Mengen
an Benetzungsmitteln oder Emulgatoren oder an pH-Puffern enthalten.
Die Zusammensetzung kann eine flüssige
Lösung,
eine Suspension, eine Emulsion, eine Tablette, eine Pille, eine
Kapsel, eine Formulierung für
eine verzögerte
Freisetzung oder ein Pulver sein. Zu oralen Formulierungen können Standardträger wie
Mannitol, Lactose, Stärke, Magnesiumstearat,
Natriumsaccharin, Cellulose, Magnesiumcarbonat etc. von pharmazeutischer
Reinheit gehören.
-
Im
Allgemeinen werden die Inhaltsstoffe entweder separat oder als Mischung
in Form einer Einheitsdosis bereitgestellt, zum Beispiel in Form
eines trockenen lyophilisierten Pulvers oder eines wasserfreien
Konzentrats in einem hermetisch verschlossenen Behälter, wie
einer Ampulle oder einem Sachet, die bzw. das die Menge des aktiven
Agens angibt. Wenn die Zusammensetzung über eine Injektion verabreicht
wird, kann eine Ampulle mit sterilem Verdünnungsmittel bereitgestellt
werden, so dass die Inhaltsstoffe vor der Verabreichung gemischt
werden können.
-
Bei
einer spezifischen Ausführungsform
wird ein lyophilisiertes erfindungsgemäßes rekombinantes Vesiculovirus
in einem ersten Behälter
bereitgestellt. Ein zweiter Behälter
umfasst ein Verdünnungsmittel,
das aus einer wässrigen
Lösung
von 50% Glycerin, 0,25% Phenol und einem Antiseptikum (z. B. 0,005%
Brillantgrün)
besteht.
-
Die
genaue Dosis des Virus oder der Subunit-Vakzine, die in der Formulierung
eingesetzt wird, hängt auch
vom Verabreichungsweg und von der Art des Patienten ab und sollte
in Abhängigkeit
von der Einschätzung
durch den Arzt und vom jeweiligen Zustand des Patienten gemäß klinischer
Standardtechniken gewählt werden.
Eine wirksame immunisierende Menge ist diejenige Menge, die ausreicht,
eine Immunreaktion gegen das Antigen im Wirt hervorzurufen, dem
der rekombinante Vesiculovirus oder die Subunit-Vakzine verabreicht wird.
-
Bei
einer spezifischen Ausführungsform
liegt eine wirksame immunisierende Menge eines erfindungsgemäßen lebenden
rekombinanten Vesiculovirus im Bereich zwischen 103 und
109 PBE/Dosis, bevorzugter 106 und
109 PBE/Dosis. Ein Boostern ist möglich, wird
aber nicht bevorzugt. Wenn ein Boostern gewünscht ist, kann man gegebenenfalls
mit dem Antigen in gereinigter Form boostern, statt ein erfindungsgemäßes rekombinantes
Vesiculovirus einzusetzen.
-
Für Impfstoffe
mit einem inaktivierten rekombinanten Vesiculovirus umfasst die
Impfstoffformulierung eine wirksame immunisierende Menge des inaktivierten
Virus, vorzugsweise in Kombination mit einem Immunstimulans und
einem pharmazeutisch annehmbaren Träger. So, wie der Begriff „Immunstimulans" im vorliegenden
Zusammenhang verwendet wird, soll er jede beliebige Verbindung oder
Zusammenfassung einschließen, die
die Fähigkeit
zur Verstärkung
der Aktivität
des Immunsystems hat, unabhängig
davon, ob es eine spezifische potenzierende Wirkung in Kombination
mit einem spezifischen Antigen oder einfach eine unabhängige Wirkung
auf die Aktivität
eines Elements oder mehrerer Elemente der Immunreaktion ist. Einige
der üblicherweise
in Impfstoffzusammensetzungen eingesetzten immunstimulierenden Verbindungen
sind die Adjuvanzien Alum oder Muramyldipeptid (MDP) und dessen
Analoge. Verfahren zur Anwendung dieser Materialien sind in diesem
Gebiet bekannt, und ein Fachmann auf diesem Gebiet kann ohne weiteres
eine optimale Menge eines Stimulans für einen gegebenen Virusimpfstoff
bestimmen. Es kann auch erwünscht
sein, mehr als ein Immunstimulans in einer gegebenen Formulierung
einzusetzen.
-
Die
genaue Menge des in einer gegebenen Präparation eingesetzten inaktivierten
Virus ist nicht kritisch, vorausgesetzt, dass die minimale Virusmenge,
die zur Bewirkung einer Immunreaktion erforderlich ist, verabreicht
wird. Man stellt sich einen Dosisbereich von lediglich ungefähr 10 μg bis zu
einer Menge von 1 mg oder mehr vor. Beispielsweise können die
einzelnen Dosierungen bei einer spezifischen Ausführungsform
im Bereich von ungefähr
50 bis 650 μg
pro Immunisierung liegen.
-
Der
Einsatz gereinigter Antigene als Subunit-Vakzine kann mittels Standardverfahren
erfolgen. Zum Beispiel sollte das gereinigte Protein oder sollten
die gereinigten Proteine auf eine passende Konzentration eingestellt
werden, mit einem beliebigen geeigneten Impfstoffadjuvans formuliert
und für
die Anwendung abgepackt werden. Zu geeigneten Adjuvanzien können, ohne
jedoch auf diese beschränkt
zu sein, Mineralgele, z. B. Aluminiumhydroxid, oberflächenaktive
Substanzen wie Lysolecithin, Pluronic-Polyole, Polyanionen, Peptide, Öl-Emulsionen,
Alum und MDP gehören.
Das Immunogen kann auch in Liposomen inkorporiert werden oder mit
Polysacchariden und/oder anderen Polymeren für den Einsatz in einer Impfstoffformulierung
konjugiert werden. In Fällen,
bei denen das rekombinante Antigen ein Hapten ist, d. h. ein Molekül, das insofern
antigenisch ist, als es selektiv mit zugehörigen Antikörpern reagieren kann, aber
insofern nicht immunogen ist, als es keine Immunreaktion hervorrufen
kann, kann das Hapten kovalent an einen Träger oder ein immunogenes Molekül gebunden
werden. Zum Beispiel kann ein großes Protein wie Serumalbumin
eine Immunogenität an
das daran gekoppelte Hapten übertragen.
Der Hapten-Träger-Komplex
kann für
eine Verwendung als Impfstoff formuliert werden.
-
Die
wirksamen Dosen (immunisierenden Mengen) der erfindungsgemäßen Impfstoffe
können
auch aus Dosis-Wirkungs-Kurven extrapoliert werden, die aus Testsystemen
mit Tiermodellen abgeleitet wurden.
-
Die
Erfindung stellt auch eine pharmazeutische Packung oder ein pharmazeutisches
Kit bereit, das einen oder mehrere Behälter umfasst, der bzw. die
eine oder mehrere der Inhaltsstoffe der erfindungsgemäßen Formulierungen
umfasst bzw. umfassen. In einem solchen Behälter oder in solchen Behältern kann
ein Beipackzettel in der Form vorhanden sein, die von einer Regierungsbehörde vorgeschrieben
ist, die die Herstellung, die Verwendung und den Vertrieb von Pharmazeutika
oder biologischen Produkte reguliert, wobei dieser Beipackzettel
die Zulassung der Behörde
bezüglich
der Herstellung, der Verwendung oder des Vertriebs für eine Anwendung
am Menschen wiedergibt.
-
Die
vorliegende Erfindung stellt somit ein Verfahren zur Immunisierung
eines Tieres oder zur Behandlung oder Prävention verschiedener Krankheiten
oder Gesundheitsstörungen
bei einem Tier bereit, wobei das Verfahren das Verabreichen einer
wirksamen immunisierenden Dosis eines erfindungsgemäßen Impfstoffes an
das Tier umfasst.
-
5.11. EINSATZ VON ANTIKÖRPERN, DIE
MITTELS DER ERFINDUNGSGEMÄSSEN
IMPFSTOFFE ERZEUGT WURDEN
-
Die
gegen das Antigen durch Immunisierung mit den rekombinanten Viren
erzeugten Antikörper
haben auch potenzielle Anwendungen in diagnostischen Immunoassays,
in der passiven Immuntherapie und der Erzeugung antiidiotypischer
Antikörper.
-
Die
erzeugten Antikörper
können
mittels Standardtechniken, die in diesem Gebiet bekannt sind (zum Beispiel
einer Immunaffinitätschromatografie,
Zentrifugation, Präzipitation
etc.) isoliert und in diagnostischen Immunoassays eingesetzt werden.
Die Antikörper
können
auch zur Verfolgung der Behandlung und/oder des Krankheitsverlaufes
eingesetzt werden. Es kann jedes beliebige Immunoassay-System, das
in diesem Gebiet bekannt ist, wie die oben aufgeführten, für diesen
Zweck eingesetzt werden, zu denen, ohne jedoch auf sie beschränkt zu sein,
die folgenden gehören:
kompetitive und nicht-kompetitive Assay-Systeme unter Verwendung
von Techniken wie Radioimmunoassays, ELISA (Enzyme-Linked Immunosorbent
Aassays), „Sandwich"-Immunoassays, Präzipitinreaktionen,
Geldiffusions-Präzipitinreaktionen,
Immundiffusionsassays, Agglutinationsassays, Komplementfixierungsassays,
immunradiometrische Assays, Fluoreszenz-Immunoassays, Protein-A-Immunoassays
und Immunelektrophorese-Assays, um nur einige zu nennen.
-
Die
erfindungsgemäßen Impfstoffformulierungen
können
auch zur Erzeugung von Antikörpern
für den Einsatz
in der passiven Immuntherapie eingesetzt werden, bei der ein kurzfristiger
Schutz eines Wirtes über die
Verabreichung eines gegen einen heterologen Organismus gerichteten
fertigen Antikörpers
erzielt wird.
-
Die
mit den erfindungsgemäßen Impfstoffformulierungen
erzeugten Antikörper
können
auch für
die Produktion antiidiotypischer Antikörper eingesetzt werden. Der
antiidiotypische Antikörper
kann dann wiederum zur Immunisierung eingesetzt werden, um eine
Subpopulation von Antikörpern
zu erzeugen, die das ursprüngliche
Antigen des pathogenen Mikroorganismus binden (Jerne, 1974, Ann.
Immunol. (Paris) 125c: 373, Jerne et al., 1982, EMBO J. 1: 234).
-
6. REKOMBINANTE VESIKULÄRE STOMATITIS-VIREN
MITTELS DNA
-
Wir
bauten einen DNA-Klon zusammen, der die Sequenz von 11 161 Nucleotiden
des prototypischen Rhabdovirus, des Vesikulären Stomatitis-Virus (VSV),
so enthielt, dass sie von der Bakteriophagen-T7-RNA-Polymerase transkribiert
werden konnte, wodurch eine vollständige Positivstrang-RNA erhalten wurde,
die komplementär
zum VSV-Genom war. Die Expression dieser RNA in Zellen, die auch
das VSV-Nucleocapsid-Protein und die beiden Untereinheiten der VSV-Polymerase
exprimierten, führte
zur Produktion eines VSV mit den Wachstumseigenschaften des Wildtyp-VSV.
Die Gewinnung des Virus aus der DNA wurde verifiziert über 1) das
Vorhandensein zweier genetischer Tags, die neuartige Restriktionsstellen
in DNA, die aus dem Genom gewonnen wurde, erzeugten, 2) die direkte
Sequenzierung der genomischen RNA des gewonnenen Virus und 3) die
Produktion einer VSV-Rekombinanten, bei der das Glycoprotein von
einem zweiten Serotyp stammte. Die Fähigkeit zur Generierung von
VSV aus DNA eröffnet
zahlreiche Möglichkeiten
für die genetische
Analyse der VSV-Replikation.
Außerdem
kann man, da das VSV relativ leicht bis zu sehr hohen Titern und
in großen
Mengen kultiviert werden kann, gentechnisch rekombinante VSVs erzeugen,
die neuartige Antigene aufweisen. Derartige modifizierte Viren können als
Impfstoffe, die einen Schutz gegen andere Viren oder pathogene Mikroorganismen
bewirken, oder zur Erzeugung einer generellen Immunität gegen
ein durch sie codiertes fremdes Antigen eingesetzt werden.
-
6.1. MATERIALIEN UND METHODEN
-
Plasmidkonstruktion
Das Plasmid pVSVFL(+), das die (antigenomische) VSV-RNA-Sequenz des positiven
Stranges von 11 161 Nucleotiden exprimiert, wurde aus vier DNA-Fragmenten konstruiert,
die in pBluescript SK+ (Stratagene) kloniert
worden waren. Das Ausgangsplasmid für die Konstruktion, pVSVFL(–), exprimierte
die vollständige
genomische VSV-RNA (Indiana-Serotyp) negativer Polarität von einem
T7-Promotor. Dieses Plasmid wurde in einem Klonierungsverfahren
aus neun Schritten erzeugt, das das Verknüpfen der fünf ursprünglichen cDNA-Klone der VSV-mRNAs
(Gallione et al., 1981, J. Virol. 39: 529–535, Rose und Gallione, 1981,
J. Virol. 39: 519–528,
Schubert et al., 1985, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 7984–7988) mit
Gen-Verknüpfungsfragmenten
und terminalen Fragmenten beinhaltete. Diese Fragmente wurden durch
eine reverse Transkription und Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) (Mullis und
Faloona, 1987, Methods in Enzymology 155: 335–350) aus genomischer VSV-RNA generiert (M.
A. Whitt, R. Burdine, E. A. Stillman und J. K. Rose, Manuskript
in Vorbereitung). Zur Erleichterung der genetischen Manipulation
des VSV-Genoms und zur Bereitstellung genetischer Tags wurden vor
der Konstruktion des vollständigen
Genoms einmal vorkommende MluI- und NheI-Restriktionsstellen über eine
Oligonukleotid-gerichtete Mutagenese in die 5'- und 3'-nicht-codierenden flankierenden Bereiche
des VSV-Glycoprotein-Gens
eingeführt.
-
Beim
ersten Schritt der Konstruktion von pVSVFL(+) setzten wir die Primer
(5'CCGGCTCGAGTTGTAATACGACTCACTATAGGGACGAAGACAAACAAACCATTATTATC-3') (SEQ ID NO: 38) und (5'GAACTCTCCTCTAGATGAGAAC-3') (SEQ ID NO: 39)
zur Amplifizierung (Mullis und Faloona, 1987, Methods in Enzymology
155: 335–350)
eines Fragments von pVSVFL(–)
(Nr. 1, 4A) von 2124 Nucleotiden ein.
Dieses Fragment entspricht dem 3'-Ende
des VSV-Genoms. Der erste Primer führte eine XhoI-Stelle und einen
T7-Promotor (unterstrichen) unmittelbar vor der zum 3'-Ende des VSV-Genoms
komplementären
Sequenz ein. Der zweite Primer deckte eine einmal vorkommende XbaI-Stelle
im P-Gen des VSV ab. Das PCR-Produkt wurde mit XhoI und XbaI verdaut
und in pBluescript SK+ (Stratagene), das
mit XhoI und XbaI verdaut worden war, kloniert. Das resultierende
Plasmid, das die Sequenz trug, die dem 3'-Ende des VSV-Genoms entsprach, dem
ein T7-Promotor
voranging, wurde pBSXX genannt. Man beachte, dass auch ein weiterer
T7-Promotor stromaufwärts
der XhoI-Stelle im Vektor vorhanden ist. Als Nächstes erzeugten wir die Sequenz,
die dem 5'-Ende
des VSV-Genoms und einem Teil des Ribozyms des Hepatitis-Delta-Virus (HDV) entsprach
(Pattnaik et al., 1992, Cell 69: 1011–1120, Perrotta und Been, 1991,
Nature 350: 434–436).
Ein PCR-Produkt von 147 Nucleotiden (Nr. 3, 4A)
wurde von pVSVFL(–)
mit den Primern (5'AGGTCGGACCGCGAGGAGGTGGAGATGCCATGCCGACCCACGAAGACCACAAAACCA
G-3') (SEQ ID NO:
40) und (5'ATGTTGAAGAGTGACCTACACG-3') (SEQ ID NO: 41)
amplifiziert. Der erste Primer enthielt 39 Nucleotide der für das HDV-Ribozym
codierenden Sequenz (unterstrichen), an die sich 19 Nucleotide anschlossen,
die komplementär
zum 3'-Ende der antigenomischen
VSV-RNA waren. Der zweite Primer hybridisierte innerhalb des L-Gens
(4A). Das PCR-Produkt wurde mit Afl II und RsrII
verdaut, und das Afl II-RsrII-Fragment
von 80 Nucleotiden wurde an ein RsrII-SacI-Fragment von 225 Nucleotiden
(Nr. 4, 4A) ligiert, das von einem als
pBS-GMG bezeichneten Plasmid stammte (Stillman et al., Manuskript
eingereicht). Das Fragment 4 enthielt die T7-Terminator-Sequenz
und den Rest der für
das HDV-Ribozym codierenden Sequenz. Die ligierten Produkte wurden
mit Afl II und SacI verdaut, und das Afl II-SacI-Produkt von 305
Nucleotiden wurde in die Afl II- und SacI-Stellen eines modifizierten
pBSXX-Vektors kloniert, der die in die einmal vorkommende NotI-Stelle im
Polylinker insertierte Afl II-Stelle enthielt. Dieses Plasmid, das
das Afl II-SacI-Fragment enthielt, wurde pBXXAS genannt. Zur Vervollständigung
der Konstruktion wurde ein von Bst 1107 I bis Afl II reichendes
Fragment von 10 077 Nucleotiden (Nr. 2, 4A),
das 90% der VSV-Sequenzen
von pVSVFL(–)
enthielt, in die einmal vorkommenden Bst 1107 I- und Afl II-Stellen
von pBXXAS insertiert. Das fertige Plasmid wurde pVSVFL(+) genannt.
Die in diesem Plasmid mittels PCR generierten Sequenzen (schraffierte
Sequenzen, 4B) wurden analysiert, und
die enthielten keine Fehler. Wir stellten auch ein Plasmid her,
bei dem die Sequenz des Gens des VSV-Indiana-Serotyps (MluI-NheI)
durch das G-Gen des New-Jersey-Serotyps des VSV ersetzt war (Gallione
und Rose, 1983, J. Virol. 46: 162–169). Dieses Plasmid wird
pVSVFL(+)I/NJG genannt und hat nur einen einzigen
T7-Promotor.
-
Transfektion und Gewinnung von rekombinantem
VSV
-
Baby-Hamster-Kidney-Zellen (BHK-21, ATCC)
wurden in DME (Dulbecco's
modified Eagle's
medium), das mit 5% fötalem
Rinderserum (FBS) supplementiert war, gezüchtet. Zellen in 10-cm-Schalen
(~70% konfluent) wurden mit einer Multiplizität von 10 mit vTF7-3 infiziert
(Fuerst et al., 1986, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83: 8122–8126).
Nach 30 min wurden Plasmide, die für die antigenomische VSV-RNA
und das N-, P- und L-Protein codierten, mittels eines Calciumphosphat-Transfektionskits
gemäß den mitgelieferten
Anweisungen (Stratagene) in die Zellen transfiziert. Die codierenden
Bereiche für
das N-, P- und L-Protein wurden jeweils in pBluescript SK(+) vom
T7-Promotor exprimiert. Die Plasmidmengen lagen bei 10 μg pVSVFL(+),
5 μg pBS-N, 4 μg pBS-P und
2 μg pBS-L.
Nach 24–48-stündiger Inkubation
bei 37°C
in 3% CO2 wurden die Zellen von der Schale
geschabt und zur Freisetzung des mit den Zellen assoziierten Virus
drei Runden aus Einfrieren und Auftauen (–70°C, 37°C) unterzogen. Die Zelltrümmer wurden
aus den Zelllysaten durch Zentrifugieren bei 1250 × g für 5 min
abzentrifugiert. 5 ml dieses Lysats wurden zu ungefähr 106 BHK-Zellen auf einer 10-cm-Platte in 10
ml DME + 5% FBS gegeben. Nach 48 h wurde das Medium durch Zentrifugieren
bei 1250 × g
für 10 min
geklärt
und zur Entfernung des größten Teils
des Vaccinia-Virus durch einen Filter (0,2 μm Porengröße, Gelman Sciences) geleitet.
Ein ml wurde dann direkt zu BHK-Zellen
gegeben, die in einer 35-mm-Schale auf ein Deckglas ausgesät worden
waren. Nach vier Stunden wurden die Zellen in 3% Paraformaldehyd
fixiert und mit einem monoklonalen Antikörper I1 gegen das VSV-G1-Protein (Lefrancois und Lyles, 1982, Virology
121: 168–174)
oder 9B5 (Bricker et al., 1987, Virology 161: 533–540) gegen
das VSV-GNJ-Protein gefolgt von einem Rhodamin-konjugierten
Ziege-anti-Maus-Antikörper
(Jackson Research) gefärbt.
Die Zellen wurden dann mittels indirekter Immunfluoreszenz unter
Verwendung eines Microphot-FX-Mikroskops
von Nikon, das mit einem 40x-Planapochromat-Objektiv ausgerüstet war,
untersucht. Wenn die VSV-Gewinnung erfolgreich war, zeigten 100%
der Zellen die typische helle Färbung
des G-Proteins, die charakteristisch für eine VSV-Infektion ist.
-
Präparation
und Analyse der VSV-RNA und der VSV-Proteine
-
Rekombinantes
VSV und Wildtyp-VSV, die aus einzelnen Plaques (105 Plaque-bildende
Einheiten) isoliert worden waren, wurden zur Infektion eines Monolagers
von BHK-Zellen (~80% konfluent) auf einer 10-cm-Schale in 10 ml DME plus 5% FBS eingesetzt.
Nach 24 h wurden die Zelltrümmer
und die Kerne durch Zentrifugation bei 1250 × g für 5 min entfernt, und das Virus
wurde bei 35 000 Upm in einen Beckman-SW41-Rotor aus dem Medium
eine Stunde abzentrifugiert. Die Virus-Pellets wurden für die Proteinanalyse
in 0,5 ml 10 mM Tris-HCl, pH 7,4, resuspendiert. Für die RNA-Isolierung wurde
das Virus in 0,2 ml 0,5% SDS/0,2 M Natriumacetat, pH 8,0, resuspendiert,
woran sich eine Extraktion mit Phenol/CHCl3 anschloss.
Die RNA wurde mit 95% Ethanol und 5 μg Träger-tRNA ausgefällt. Die
RNA wurde durch Zentrifugieren bei 12 000 × g 15 min sedimentiert und
in Wasser mit einer Einheit RNasin (Promega) resuspendiert. Für die Analyse
der RNA mittels RT-PCR wurden Primerpaare, die entweder die neue
NheI- oder MluI-Stelle flankierten, verwendet. Die Erststrang-DNA-Synthesereaktion
wurde in 50 μl
PCR-Puffer (Promega) durchgeführt,
der 5 mM MgCl2, 1 mM dNTPs, 1 Einheit RNAsin
(Promega), 1 Einheit reverse Transkriptase des Vogel-Myeloblastosis-Virus
(AMV RT, Promega) 0,75 μM
Primer und ungefähr
0,25 μg
genomischer VSV-RNA enthielt. Die Inkubation erfolgte bei 45°C für 15 min,
woran sich 5 min bei 99°C
und 5 min bei 5°C
anschlossen. Die PCR wurde durch Zugabe von 0,5 U Taq-Polymerase,
das Einstellen der MgCl2-Konzentration auf
1,25 mM und die Zugabe des zweiten Primers (0,75 μM) durchgeführt. Die
Reaktion wurde 20 thermischen Zyklen unterzogen: 95°C für 1 min,
60°C für 1,5 min.
Der Reaktionsansatz wurde dann 7 min bei 60°C inkubiert.
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Die
direkte Sequenzierung der genomischen VSV-RNA erfolgte gemäß einem
früher
beschriebenen Protokoll, das auf dem Didesoxykettenabbruchverfahren
(Mierendorf und Pfeffer, 1987, Methods in Enzymology 152: 563–566) beruhte,
außer
dass [α-33P]dATP (Amersham, Inc.) verwendet wurde.
Jeder Reaktionsansatz enthielt ungefähr 0,25 μg der genomischen VSV-RNA.
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6.2. ERGEBNISSE
-
Zur
Konstruktion eines cDNA-Klons, der für das gesamte VSV-Genom von
11 161 Nucleotiden codierte, wurden zunächst einzelne cDNA-Klone der
VSV-mRNAs mit Hilfe kleiner DNA-Fragmente, die mittels RT-PCR erzeugt
worden waren und die vier Genverbindungen abdeckten, verknüpft. Die
korrekten genomischen terminalen Sequenzen wurden auch mittels RT-PCR
des VSV-Genoms erzeugt, und sie wurden über Restriktionsstellen an
die anderen DNAs geknüpft.
Dieser initiale Klon wurde mit einem T7-Promotor konstruiert, der
die Synthese des vollständigen
negativen Stranges der VSV-RNA steuerte. Trotz zahlreicher Versuche waren wir
nicht imstande, VSV aus Zellen zu gewinnen, die die genomische VSV-RNA
und das N-, P- und L-Protein
des VSV exprimierten. Das konstruierte VSV wurde deshalb umkonstruiert,
so dass die antigenomische VSV-DNA exprimiert wurde. Die Strategie
der Konstruktion wird in „Materialien
und Methoden" und
in den 4A–B beschrieben. Die gesamte
VSV-Sequenz sowie ein T7-Promotor, ein Terminator und die HDV-Ribozymsequenz
wurden in pBluescript SK+ zwischen die XhoI- und SacI-Stelle kloniert
(4B, 1). Ein weiterer
T7-Promotor ist ebenfalls stromaufwärts der XhoI-Stelle im Plasmid
vorhanden. Eine etwas andere Klonierungsstrategie wurde zur Erzeugung
von Plasmiden eingesetzt, denen der stromaufwärts liegende T7-Promotor fehlt,
und aus diesen Konstrukten wurde ebenfalls VSV gewonnen.
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Gewinnung
von VSV aus DNA Um zu bestimmen, ob wir VSV aus Plasmid-DNA erhalten
konnten, infizierten wir Zellen mit Vaccinia-vTF7-3 (Fuerst et al.,
1986, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83: 8122–8126), um zytoplasmatisch
die T7-RNA-Polymerase bereitzustellen. Diese Zellen wurden dann
mit pVSVFL(+) transfiziert, das die antigenomische VSV-RNA von einem
T7-Promotor exprimiert, sowie drei anderen Plasmiden, die das N-,
P- und L-Protein des VSV exprimieren. Die Expression des N-Proteins
war erforderlich, um die naszierende antigenomische VSV-RNA zu Nucleocapsiden
zusammenzubauen. Nach der Bildung sollten diese Nucleocapside als
Matrizen für
die Synthese der Minus-Strang-RNA durch den L/P-Polymerase-Komplex dienen. Die Minus-Strang-RNA
im Kapsid sollte dann eine Matrize für die Transkription sein und
den Infektionszyklus des VSV initiieren.
-
Das
erste Experiment zur Gewinnung setzte zwei 10-cm-Platten mit BHK-Zellen
(jeweils 5 × 106 Zellen) ein. 24 Stunden nach der Infektion
mit vTF7-3 und der Transfektion mit den vier Plasmiden wurden die Zellen
und das Medium eingefroren und aufgetaut, um die möglicherweise
mit den Zellen assoziierten VSV freizusetzen, und die geklärten Lysate
wurden zu frischen BHK-Zellen gegeben. Nach 48 Stunden zeigten beide
Platten starke zytopathische Effekte, die entweder auf dem Vaccinia-Virus
oder auf dem gewonnenen VSV beruhen konnten. Ein ml eines jeden Überstandes
wurde dann zu kleinen Platten mit BHK-Zellen auf Deckgläsern gegeben.
Nach zwei Stunden zeigte eines dieser Deckgläschen abgerundete Zellen, die
charakteristisch für
eine VSV-Infektion waren, während
das andere das nicht tat. Nach 4 Stunden wurden die Zellen auf beiden Deckgläschen fixiert,
mit geeigneten Antikörpern
gefärbt
und mittels indirekter Immunfluoreszenzmikroskopie zum Nachweis
des VSV-G-Proteins untersucht. Alle Zellen auf dem Deckgläschen mit
den abgerundeten Zellen zeigten eine intensive Fluoreszenz, die
charakteristisch für
die Expression des G-Proteins während
der VSV-Infektion
ist (Daten nicht gezeigt). Die nachfolgende Passagierung und die
unten beschriebene Analyse zeigten, dass VSV aus der Transfektion
erhalten worden waren. Das andere Deckgläschen zeigte keine Expression
von G, und nach der Passagierung konnten keine VSV gewonnen werden.
-
Basierend
auf der Häufigkeit,
mit der das Tollwut-Virus (Schnell et al. 1994, EMBO J. 13: 4195–4203) und
VSV-Minigenome (Stillman et al., Manuskript eingereicht) erhalten
wurden, sagten wir voraus, dass die Gewinnung des kompletten VSV,
wenn es erhalten werden konnte, ein seltenes Ereignis sein würde. Die
anfängliche
Gewinnung von VSV aus lediglich einer der beiden Transfektionen
legte die Möglichkeit
nahe, dass der anfängliche
Titer im positiven Lysat sehr niedrig war. Zur Untersuchung dieses
Titers infizierten wir BHK-Zellen auf Deckgläschen mit einem Zehntel des
Lysats (1 ml), das aus den beiden anfänglichen Transfektionen erhalten
worden war. Nach acht Stunden wurden die Zellen mittels indirekter
Immunfluoreszenz bezüglich
der Expression des G-Proteins untersucht. Ein Scan des gesamten
Deckgläschens
zeigte keine VSV-Infektion für
das negative Lysat und nur fünf
kleine Bereiche einer Infektion (jeweils 2–6 Zellen) für das Lysat,
das bei der nachfolgenden Passagierung zur Entstehung einer VSV-G-Expression
führte.
Der anfängliche
Titer war demnach, wie wir vermutet hatten, sehr niedrig und repräsentierte
vermutlich insgesamt 50 infektiöse
Partikel, die wahrscheinlich von einer VSV-Infektion stammten, die
in lediglich einer Zelle unter den 2 × 107 transfizierten
initiiert worden war. Diese niedrige Häufigkeit der Gewinnung von
infektiösen
VSV ist für die
in verschiedenen Experimenten beobachtete Häufigkeit typisch.
-
Analyse der viralen Proteine
-
Die
nachfolgenden Passagen und Plaque-Analysen für VSV, die in drei unabhängigen Experimenten gewonnen
worden waren, zeigten Plaques, die in weniger als 16 Stunden nachweisbar
waren, sowie Titer von bis zu 2 × 109 PBE/ml,
die charakteristisch für
VSV waren. Zur weiteren Verifizierung, dass VSV gewonnen worden
waren, wurden die in Viren, die aus dem Medium abzentrifugiert worden
waren, gefundenen Proteine mittels einer SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese
(PAGE) untersucht. Die 5 zeigt das mit Coomassie gefärbte Gel
der VSV-Proteine, die aus VSV aus rekombinanter DNA (rVSV) und aus
Wildtyp-VSV gewonnen worden waren. Die Beweglichkeiten und relativen
Mengen der fünf
viralen Proteine konnten im Wildtyp und im rekombinanten Virus nicht
unterschieden werden.
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Identifizierung von Sequenz-Tags
-
In
pVSVFL(+) wurde die Nucleotidsequenz des VSV durch eine Oligonukleotid-gerichtete
Mutagenese zur Generierung einmal vorkommender MluI- und NheI-Restriktionsstellen
in den 5'-ständigen und
3'-ständigen nicht-codierenden
Bereichen des Glycoprotein-Gens verändert. Zur Verifizierung, dass
diese Stellen im gewonnenen Virus vorhanden waren, führten wir
eine reverse Transkription genomischer RNA durch, die aus Wildtyp-Vironen
oder rekombinanten Vironen gereinigt worden war, wobei Primer stromaufwärts einer
jeden Restriktionsstelle eingesetzt wurden. Die Produkte der reversen
Transkription wurden dann mittels PCR unter Verwendung eines zusätzlichen
Primers stromabwärts
einer jeden Restriktionsstelle amplifiziert. Die Anwesenheit des
genetischen Tags im rekombinanten Virus wurde über einen Verdau der PCR-Produkte
mit den entsprechenden Restriktionsenzymen verifiziert. Mittels
dieses Verfahrens wurde das Vorliegen sowohl der MluI- als auch der NheI-Sequenz
in der gewonnenen Virus-RNA verifiziert, und die Ergebnisse für die NheI-Stelle sind
in der 6 gezeigt. Die Sequenzen des
Wildtyp-VSV und des rekombinanten VSV wurden parallel amplifiziert,
und in beiden Fällen
wurde ein Fragment von 620 Nucleotiden erhalten (Spuren 3 und 5).
Kein Produkt wurde erhalten, wenn die reverse Transkriptase aus
den Reaktionsansätzen
vor der PCR weggelassen wurde (Spuren 1 und 2), was anzeigte, dass
das PCR-Produkt von der RNA stammte und nicht von kontaminierender
DNA. Nach dem Verdau mit NheI wurden die erwarteten Fragmente von
273 und 347 Rasenpaaren aus der rekombinanten VSV-RNA erhalten,
während
die DNA, die von der Wildtyp-RNA abstammte, unverdaut blieb (Spuren
4 und 6).
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Direkte
Sequenzierung genomischer RNA mit Tags Das Vorliegen der neuen Restriktionsstellen
in der mittels PCR erzeugten DNA lieferte einen starken Hinweis,
dass VSV aus der DNA gewonnen worden waren. Um sicherzustellen,
dass die Identifizierung der genetischen Tags mittels PCR nicht
aus einer versehentlichen Kontamination mit Plasmid-DNA herrührte, führten wir
eine direkte Sequenzanalyse der genomischen RNA mittels reverser
Transkriptase und eines Primers, der stromaufwärts der NheI-Stelle hybridisierte,
durch. Die Sequenz aus dem Autoradiogramm, das in der 7 gezeigt
ist, stimmt exakt mit der veröffentlichten
Sequenz der G-mRNA des VSV überein
(Rose und Gallione, 1981, J. Virol. 39: 519–528), außer dass die vier Nucleotidveränderungen,
die zur Generierung der NheI-Stelle (GCACAA nach GCTAGC) eingesetzt
wurden, vorhanden sind. Diese Ergebnisse zeigen eindeutig, dass
das Sequenz-Tag in der genomischen RNA vorliegt.
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Rekombinantes
VSV-Indiana-Virus, das das Glycoprotein des New-Jersey-Serotyps trägt Es gibt
zwei Serotypen des VSV, die als Indiana und New Jersey bezeichnet
werden. Die Glycoproteine dieser beiden Serotypen haben eine Sequenzübereinstimmung
von ungefähr
50% (Gallione und Rose, 1983, J. Virol. 46: 162–169). In früheren Studien
fanden wir, dass das Glycoprotein des New-Jersey-Serotyps eine Mutante
des VSV-Serotyps komplementieren konnte, die ein defektes Glycoprotein
erzeugt (Whitt et al., 1989, J. Virol. 63: 3569–3578). Es erschien deshalb
wahrscheinlich, dass ein rekombinantes VSV, bei dem das Gen des
Indiana-Glycoproteins (GI) durch das Gen
des New-Jersey-Glycoproteins (GNJ) ersetzt
war, trotz der ausgeprägten Sequenzunterschiede
lebensfähig
sein würde.
Zur Erzeugung einer derartigen Rekombinante wurde die GNJ-cDNA
mittels PCR unter Verwendung von Primern amplifiziert, die MluI-
und NheI-Stellen innerhalb der 5'-ständigen und
3'-ständigen nicht-codierenden
Bereiche an jedem Ende des Gens einführte. Die amplifizierte DNA
wurde in pBluescript kloniert, und das GNJ-Protein
wurde in BHK-Zellen mit Hilfe des Vaccinia-T7-Systems exprimiert. Für das exprimierte
Protein wurde gezeigt, dass es unterhalb pH 6,0 eine Membranfusionsaktivität hatte,
was zeigte, dass es funktional war (Daten nicht gezeigt). Diese GNJ-cDNA wurde dann nach der Entfernung der
für GI codierenden Sequenzen in die einmal vorkommenden
MluI- und NheI-Stellen des vollständigen Konstrukts kloniert.
Rekombinante VSV wurden im Wesentlichen wie oben beschrieben gewonnen,
außer dass
man die anfängliche
Transfektion vor dem Schritt aus Einfrieren und Auftauen 48 Stunden
ablaufen ließ. Nach
der ersten Passage wurde die Expression des GNJ-Proteins über eine
indirekte Immunfluoreszenz unter Verwendung eines für GNJ spezifischen monoklonalen Antikörpers verifiziert
(Bricker et al., 1987, Virology 161: 533–540). Das Virus wurde dann
Plaque-gereinigt und vermehrt. Zur Untersuchung der im rekombinanten
Virus vorhandenen Proteine wurde das aus Zellen, die mit VSVI, VSVNJ und dem
rekombinanten VSVI/NJG infiziert worden
waren, mittels SDS-PAGE gefolgt von einer Coomassie-Färbung analysiert.
Das G-, N-, P- und M-Protein
des VSVI haben jeweils Beweglichkeiten,
die sich von denen ihrer VSVNJ-Gegenstücke unterscheiden (8,
Spuren 1 und 3). Wie erwartet zeigt das rekombinante VSVI/NJG den Mobilitätsunterschied lediglich beim
G-Protein (Spur 2). Das Vorliegen der neuen NheI- und MluI-Stellen
in der Rekombinante wurde ebenfalls verifiziert (Daten nicht gezeigt).
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6.3. DISKUSSION
-
Die
hier präsentierten
Ergebnisse belegen, dass infektiöse
VSV aus rekombinanter DNA erhalten werden können. Wir glauben, dass die
Expression des positiven Stranges der antigenomischen RNA in Gegenwart
des N-, P- und L-Proteins kritisch für unseren Erfolg war, da wir,
wenn wir von einem äquivalenten
Konstrukt ausgingen, das für
die genomische RNA codierte, kein Virus gewinnen konnten.
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Warum
ist das anfängliche
Ereignis der Generierung von VSV so selten, da es offenbar nur in
einer von 107 bis 108 transfizierten
Zellen vorkommt? Eine Möglichkeit
ist, dass unser Klon einen Sequenzfehler enthält, der nur durch ein seltenes
Mutationsereignis korrigiert wird. Wir glauben, dass das nicht der
Fall ist, da der Klon vor seinem Zusammenbau vollständig sequenziert
wurde und Abweichungen von den veröffentlichten Sequenzen korrigiert
wurden und für
die Proteine in Komplementierungsassays gezeigt wurde, dass sie
funktional waren. Auch ist die Häufigkeit
der Gewinnung tatsächlich
höher,
als aufgrund unserer Beobachtungen mit Minigenomen, die für ein oder
zwei VSV-Proteine codieren, erwartet wurde (Stillman et al., Manuskript
eingereicht). In diesen Fällen
fanden wir, dass ein transkribierendes und replizierendes Minigenom
(~2 kb RNA) aus ungefähr
einer von 102 transfizierten Zellen, die
die RNA mit dem N-, P- und L-Protein exprimierten, gewonnen wurde.
Die Einfügung
eines zweiten Cistrons (0,85 kb zusätzliche RNA), das für das M-Protein
codierte, ließ die
Häufigkeit
der Gewinnung auf ungefähr
eine in 103 transfizierten Zellen sinken.
Wenn es für
jede zusätzliche
zugefügte
Kilobase RNA zu einer 10-fachen Abnahme der Gewinnungshäufigkeit
kommt, kann man sich leicht eine sogar noch geringere Häufigkeit
der Gewinnung für
das Genom von 11 161 kb, als wir beobachteten, vorstellen. Zwar
codieren diese Minigenome für
RNAs negativer Polarität,
aber der Vergleich der Gewinnungshäufigkeit mit der für die vollständige Länge plus
Konstrukt ist wahrscheinlich berechtigt, da die Expression der N-,
P- und L-mRNAs nicht zu mRNAs führt,
die komplementär
zum Minigenom sind.
-
Der
geschwindigkeitsbestimmende Schritt bei der Erzeugung infektiöser VSV
ist zwar nicht bekannt, aber es erscheint wahrscheinlich, dass er
auf der Ebene der Synthese und Verkapselung der großen antigenomischen
RNA liegt, die vor der Replikation und der Transkription erfolgen
müssen.
Die vollständige
Verkapselung mit dem N-Protein muss wahrscheinlich an der naszierenden
RNA erfolgen, um sie vor einem Abbau zu schützen, und die Zellen, bei denen
das erfolgt, müssen
auch passende Mengen an L- und P-Protein für die Initiation der Replikation
produzieren. Sobald das erfolgt ist, sollten jedoch die Transkription
und die Translation des Genoms zusätzliches N-, P- und L-Protein
sowie das G- und M-Protein, das für die Knospung infektiöser Viren
erforderlich ist, erzeugen.
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Die
Gewinnung von VSV aus DNA erschließt zahlreiche Aspekte des Lebenszyklus
des Virus für
eine genetische Analyse. Die Untersuchungen der an der Transkription
und Replikation beteiligten Signale waren bis jetzt auf die Analyse
defekter RNAs beschränkt,
die nicht für
virale Proteine codieren (Pattnaik et al., 1992, Cell 69: 1011–1120, Wertz
et al., 1994, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91: 8587–8591).
Diese und andere Signale können
jetzt im Kontext einer VSV-Infektion untersucht werden, die in Abwesenheit
einer Vaccinia-Virus-Infektion erfolgt. Das System, das wir beschrieben
haben, liefert auch eine Möglichkeit
zur Untersuchung der Rollen einzelner viraler Proteindomänen und
-modifikationen beim Viruszusammenbau und bei der Replikation. Bisher
waren diese Analysen auf In-vitro-Systeme beschränkt oder auf eine Analyse,
die die Komplementierung natürlich
vorkommender Mutanten einsetzt, bei der die Synthese des mutierten
Proteins die Analyse verkomplizieren kann.
-
Vielleicht
noch aufregender ist die Möglichkeit,
VSV als Vektor für
die Expression anderer Proteine einzusetzen. Das Experiment, in
dem wir VSV-Indiana gewannen, das das Glycoprotein des New-Jersey-Serotyps
trägt (8)
veranschaulicht, dass lebensfähige
Rekombinanten hergestellt werden können. Aus derzeit unklaren
Gründen
waren die Titer des rekombinanten Virus wenigstens 10-fach niedriger
als diejenigen, die jeweils mit den beiden Eltern erhalten wurden.
Der niedrigere Titer resultierte offenbar nicht aus einem Defekt im
Viruszusammenbau, da die Mengen der Proteine in den Wildtyp-Virionen
und den rekombinanten Virionen am Ende der Infektion vergleichbar
waren (8). Unsere früheren Experimente
zeigten, dass ein fremdes Glycoprotein, das das entsprechende Signal
für den
zytoplasmatischen Schwanz trug, in die VSV-Hülle inkorporiert werden konnte
(Owens und Rose, 1993, J. Virol. 67: 360–365). Das legt nahe, das man
möglicherweise rekombinante
VSV, die neuartige Proteine in ihren Hüllen tragen, generieren kann.
Nach deren geeigneter Abschwächung
können
sie als Impfstoffe gegen andere Viruserkrankungen verwendet werden.
-
Die
verkürzten
Genome defekter interferierender Partikel werden sehr gut repliziert
und verpackt, und deshalb vermuten wir, dass bezüglich der maximalen Menge des
Genoms, das verpackt werden kann, ebenfalls eine gewisse Flexibilität besteht.
Vermutlich kann ein längeres
Nucleocapsid als ein längeres,
geschossförmiges
Partikel verpackt werden. Aufgrund der modularen Natur des VSV-Genoms
mit konservierten Sequenzen der Gene am Ende und am Beginn der Genverbindungen
(Rose und Schubert, 1987, in The Viruses: The Rhabdoviruses, Plenum
Publishing Corp., N. Y., S. 129–166)
sollte es relativ leicht sein, gentechnologisch zusätzliche
Gene in VSV einzufügen.
-
7. HINTERLEGUNG VON MIKROORGANISMEN
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Das
Plasmid pVSVFL(+) wurde am 2. Mai 1995 bei der American Type Culture
Collection (ATCC), 1201 Parklawn Drive, Rockville, Maryland 20852,
im Rahmen des Budapest Treaty an the International Recognition of
the Deposit of Microorganisms for the Purposes of Patent Procedures
hinterlegt und erhielt die Zugangs-Nr. 97134.
-
Die
vorliegende Erfindung soll in ihrem Umfang nicht durch den hinterlegten
Mikroorganismus oder die hier beschriebenen spezifischen Ausführungsformen
eingeschränkt
sein. Tatsächlich
dürften
einem Fachmann auf diesem Gebiet aus der vorhergehenden Beschreibung
und den begleitenden Figuren zahlreiche Modifikationen der Erfindung
zusätzlich
zu den hier beschriebenen offensichtlich sein. Solche Modifikationen
sind durch den Umfang der beigefügten
Ansprüche
definiert. SEQUENZPROTOKOLL