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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Zufuhr von DNA an und die Expression
von zugeführten
Gene in Zellen des Nervensystems.
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BESCHREIBUNG DES STANDES DER
TECHNIK
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Die
erste Humangentherapie-Studie begann im September 1990 und umfasste
einen retroviral vermittelten Transfer des Adenosindeaminase-(ADA)-Gens
in Lymphozyten von Patienten mit schwerer kombinierter Immundefizienz
(SCID). Die günstigen
Ergebnisse dieser Studie förderten
ein weiteres Interesse für
die Gentherapie, was zu weiteren 67 klinischen Protokollen der Gentherapie
führte,
die bis heute durch das NIH Recombinant DNA Advisory Commitee (RAC)
zugelassen wurden. Obwohl die ursprüngliche Hoffnung der Gentherapie
in der Entwicklung einer heilenden Behandlung für einfache Einzelgenerkrankungen
lag, fand die große
Mehrheit der Gentherapiestudien für komplexe genetische oder
erworbene Erkrankungen, wie infektiöse Erkrankung und Krebs, statt.
Eine große
Anzahl der anfänglichen
klinischen Gentransferstudien waren keine Gentherapie-, sondern
eher Genmarkierungsstudien. Der erste Typ der Markierungsexperimente
verwendete Tumor infiltrierende Lymphozyten, welche in vitro mit
retroviralen Vektoren vor einer Infusion in Patienten mit Krebs
transduziert wurden. Die zweite Klasse der Genmarkierungsstudien
umfasste den Versuch, verbleibende Tumorzellen im Knochenmark nachzuweisen,
welche nach einer ablativen Chemotherapie in Patienten infundiert
wurden.
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Von
den derzeit zugelassenen Gentherapiestudien verwendeten alle Studien
vor 1992 retrovirale Vektoren, und die Erkrankungen, auf die sie
abzielten, schlossen SCID, familiäre Hypercholesterinämie und
Krebs ein. Erst kürzlich
wurden Gentherapiestudien für
AIDS und Hämophilie
B begonnen, wiederum unter Verwendung retroviraler Vektoren. Zusätzlich wurden
kürzlich
adenovirale Vektoren für
zystische Fibrose zugelassen. Die große Mehrheit dieser Protokolle
hat zur Zeit sehr wenige Patienten eingeschlossen, und die meisten
der Studien sind bis jetzt unveröffentlicht.
Die verfügbaren
Daten erscheinen jedoch vielversprechend, zum Beispiel hat die Expression
des LDL-Rezeptors in der Leber, welche einer ex vivo Transduktion
von operativ entfernten Hepatozyten und ihrer Infusion in die Pfortader
in Patienten mit familiärer
Hypercholesterinämie
folgte, zu einem 20% Abfall der Plasmacholesterinmengen geführt (Randall
(1992) JAMA 269: 837–838).
Es ist daher wahrscheinlich, dass es ein exponentielles Wachstum
von Gentherapiestudien geben wird, und eine große Anzahl von medizinischen
Fakultäten
und Ausbildungskrankenhäusern
Gentherapiezentren einrichten werden.
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Die
Fähigkeit,
Gene dem Nervensystem zuzuführen
und ihre Expression zu manipulieren kann die Behandlung von zahlreichen
neurologischen Störungen
möglich
machen. Bedauerlicherweise bringt ein Gentransfer in das zentrale
Nervensystem (ZNS) mehrere Probleme mit sich, einschließlich der
relativen Unzugänglichkeit
des Gehirns und der Blut-Hirn-Schranke, und dass Neuronen des postnatalen
Gehirns postmitotisch sind. Der Standardansatz eines Gentransfers
somatischer Zellen, d. h., der von retroviralen Vektoren, ist für das Gehirn
nicht möglich,
da ein retroviral vermittelter Gentransfer mindestens eine Zellteilung
zur Integration und Expression benötigt. Eine Anzahl von neuen
Vektoren und nicht-viralen Verfahren wurde daher für einen
Gentransfer in das ZNS verwendet. Obwohl die ersten Studien des
Gentransfers in das ZNS einen ex vivo Ansatz verwendeten, d. h.
die Transplantation von retroviral transduzierten Zellen, verwendeten
kürzlich
mehrere Gruppen ebenfalls einen in vivo Ansatz. Forscher verwendeten
HSV-1 und adenovirale Vektoren, sowie nicht-virale Verfahren, einschließlich kationischer
Lipid-vermittelter
Transfektion (Wolff (1993) Curr. Opin. Biol. 3: 743–748).
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Der
ex vivo Ansatz wird durch eine kürzlich
durchgeführte
Studie dargestellt, in welcher Oligodendrozyten retroviral infiziert
und in ein syngenes Rattenmodell für eine Demyelinisierung transplantiert
wurden (Groves et al. (1993) Nature 362: 453–457). Zusätzlich zur Verwendung von Hirnzellen
als Träger
für eine
Expression fremder Gene im ZNS wurden auch nicht-neuronale Zellen,
einschließlich
von Fibroblasten und primären
Muskelzellen verwendet (Horrelou et al. (1990) Neuron. 5: 393–402; Jiao
et al. (1993) Nature 362: 450–453).
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Der
in vivo Ansatz basierte anfänglich
größtenteils
auf der Verwendung des neurotropen Herpes Simplex Virus (HSV-1),
jedoch bringen HSV-Vektoren mehrere Probleme mit sich, einschließlich der
Instabilität
der Expression und der Reversion zum Wildtyp (siehe unten). Eine
neuere Entwicklung war die Verwendung von adenoviralen Vektoren.
Studien mit adenoviralem Vektor zeigten eine Expression von Markergenen
im Rattengehirn, welche für
zwei Monate anhielt, obwohl die Expression drastisch abfiel (Davidson
et al. (1993) Nature Genetics 3: 219–2223). Zusätzlich zu Ansätzen mit
viralem Vektor verwendeten andere Forscher eine direkte Injektion
eines kationischen Liposom:Plasmid-Komplexes, wodurch sie eine niedrigstufige
und vorübergehende
bzw. transiente Expression eines Markergens erhielten (Ono et al.
(1990) Neurosci. Lett. 117: 259–263).
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Es
gab sehr wenig Studien, welche "therapeutische" Gene im ZNS verwendeten.
Die Mehrheit von diesen verwendete den ex vivo Ansatz mit einer
Transduktion von Fibroblasten und Muskelzellen mit dem humanen Tyrosinhydroxylase-Gen,
um L-Dopa sezernierende Zellen für
die Verwendung in Modellen der Parkinson Krankheit herzustellen
(z. B. Horrelou et al. (1990) Neuron. 5: 393–402; Jiao et al. (1993) Nature
362: 450–453).
Von den in vivo Ansätzen
wurden HSV-Vektoren verwendet, um β-Glucuronidase (Wolfe et al. (1992)
Nature Genetics 1: 379–384),
Glukosetransporter (Ho et al. (1993) Proc. Natl. Acad. Sci. 90: 6791–6795) und
Nervenwachstumsfaktor (Federoff et al. (1992) Proc. Natl. Acad.
Sci. 89: 1636–1640)
zu exprimieren. Ein adenoviraler Vektor wurde verwendet, um eine
niedrigstufige vorübergehende
Expression von humanem α1-Antitrypsin
zu induzieren (Bajocchi et al. (1993) 3: 229–234).
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Die
einzigen klinischen Studien zum Gentransfer in das Gehirn folgten
einem Bericht von Culver et al. (1992) Science 256: 18550–18522,
in welchem sie Ratten im Wesentlichen heilten, welche intrazerebral
mit Gliom-Zelllinien implantiert waren. Sie verwendeten ein Retrovirus,
welches das HSV-1-Thymidinkinase-(tk)-Gen exprimiert, und behandelten
nachfolgend mit Ganciclovir. 1993 wurde ein humanes Protokoll für Glioblastoma
multiforme unter Verwendung des retroviralen tk-Vektor-Ganciclovir-Protokolls zugelassen
(Oldfield et al. (1993) Human Gen. Ther. 4: 39–69).
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Herpesviren
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Das
Genom des Herpes Simplex Virus Typ-1 (HSV-1) weist ungefähr 150 kb
linearer, doppelsträngiger DNA
auf, welche ungefähr
70 Gene enthält.
Viele virale Gene können
deletiert werden, ohne dass das Virus seine Fähigkeit verliert, sich zu vermehren.
Die "immediately
early"(IE)-Gene
werden zuerst transkribiert. Sie kodieren trans-wirkende Faktoren,
welche die Expression von anderen viralen Genen regulieren. Die "early"(E)-Genprodukte nehmen
an der Replikation der viralen DNA teil. Die späten Gene kodieren die strukturellen Bestandteile
des Virions, sowie Proteine, welche die Transkription der IE- und
E-Gene einschalten oder die Wirtszell-Proteintranslation unterbrechen.
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Nach
dem viralen Eintritt in den Kern eines Neurons kann die virale DNA
in einen Latenzzustand eintreten und als zirkuläre episomale Elemente im Kern
vorkommen. Während
es sich im Latenzzustand befindet, ist seine transkriptionelle Aktivität reduziert.
Wenn das Virus nicht in die Latenz eintritt oder wenn es reaktiviert wird,
stellt das Virus zahlreiche infektiöse Partikel her, welche schnell
zum Tod des Neurons führen.
HSV-1 wird wirksam zwischen synaptisch verbundenen Neuronen transportiert
und kann sich daher schnell im Nervensystem ausbreiten.
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Zwei
Typen von HSV-Vektoren wurden für
einen Gentransfer in das Nervensystem verwendet. Rekombinante HSV-Vektoren
umfassen das Entfernen eines Im mediate-Early-Gens innerhalb des
HSV-Genoms (zum Beispiel ICP4) und das Ersetzen mit dem Gen von
Interesse. Obwohl ein Entfernen dieses Gens eine Replikation und
ein Ausbreiten des Virus innerhalb von Zellen verhindert, welche
das fehlende HSV-Protein nicht ersetzen bzw. komplementieren, werden
alle anderen Gene innerhalb des HSV-Genoms beibehalten. Eine Replikation
und Ausbreitung solcher Viren in vivo ist dadurch beschränkt, aber
eine Expression von viralen Genen innerhalb infizierter Zellen setzt
sich fort. Mehrere der viralen Expressionsprodukte können direkt toxisch
für die
Empfängerzelle
sein, und eine Expression von viralen Genen innerhalb von Zellen,
welche MHC-Antigene exprimieren, kann schädliche Immunreaktionen hervorrufen.
Zusätzlich
beherbergen fast alle Erwachsenen latente Herpes simplex Viren innerhalb
der Neurone, und die Anwesenheit von rekombinanten HSV-Vektoren
könnte
zu Rekombinationen führen,
welche ein aktiv replizierendes Wildtypvirus herstellen können. Alternativ
könnte
die Expression von viralen Genen von dem rekombinanten Vektor innerhalb
einer Zelle, welche ein latentes Virus beherbergt, eine Reaktivierung
des Virus fördern.
Abschließend
wurde eine Langzeitexpression des rekombinanten HSV-Vektors nicht
zuverlässig
gezeigt. Es ist wahrscheinlich, dass, außer für Bedingungen, in welchen eine
Latenz induziert wird, die Unfähigkeit
von HSV-Genomen,
in die Wirts-DNA zu integrieren, zu einer Empfänglichkeit für einen
Abbau der Vektor-DNA führt.
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In
einem Ansatz, die Schwierigkeiten zu umgehen, welche dem rekombinanten
HSV-Vektor innewohnen, wurden defekte HSV-Vektoren als Gentransfer-Träger innerhalb
des Nervensystems eingesetzt. Der defekte HSV-Vektor stellt ein
Plasmid-basiertes System dar, wobei ein Plasmidvektor (Amplikon
genannt) erzeugt wird, welcher das Gen von Interesse und zwei cis-wirkende
HSV-Erkennungssignale
enthält.
Diese sind der Ursprung der DNA-Replikation und das Spaltungs-Verpackungssignal.
Diese Sequenzen kodieren keine HSV-Genprodukte. In der Anwesenheit von
HSV-Proteinen, welche durch ein Helfervirus bereitgestellt werden, wird
das Amplikon repliziert und in eine HSV-Hülle verpackt. Dieser Vektor
exprimiert daher keine viralen Genprodukte innerhalb der Empfängerzelle,
und eine Rekombination mit den oder eine Reaktivierung der la tenten Viren
durch den Vektor ist aufgrund der geringen Menge der HSV-DNA-Sequenz, welche im
defekten HSV-Vektorgenom anwesend ist, beschränkt. Die Haupteinschränkung dieses
Systems ist jedoch die Unfähigkeit,
verbleibendes Helfervirus aus dem defekten Vektorstamm zu entfernen.
Das Helfervirus ist häufig
ein mutiertes HSV, welches, wie die rekombinanten Vektoren, nur
unter permissiven Bedingungen in einer Gewebekultur replizieren
kann. Die fortgesetzte Anwesenheit von mutiertem Helfer-HSV innerhalb
des defekten Vektor-Stamms bringt jedoch Probleme mit sich, welche ähnlich zu
jenen sind, die oben bezüglich
des rekombinanten HSV-Vektors ausgeführt wurden. Dies würde daher
dazu dienen, die Brauchbarkeit des defekten HSV-Vektors für humane
Anwendungen zu beschränken.
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Für weitere
Informationen über
HSV-vermittelte Genzufuhr an Neurone, siehe Breakefield und DeLuca, "Herpes Simplex Virus
for Gene Delivery to Neurons",
(1991) New Biologist 3: 203–18;
Ho und Mocarski (1988) "Beta-Galactosidase
as a marker in the herpes simplex virus-infected mouse", Virology 167: 279–93; Palella,
et al. (1988) "Herpes
Simplex Virus-Mediated human hypoxanthine-guanine phosphoribosyl-transferase
gene transfer into neuronal cells", Molec. & Cell. Biol. 8: 457–60; Pallela
et al. (1988) "Expression
of human HPRT mRNA in brains of mice infected with a recombinant
herpes simplex virus-1 vector",
Gene 80: 137–144; Andersen
et al. (1992) "Gene
transfer into mammalian central nervous system using the neuron-specific
enolase promoter",
Human Gene Therapy 3: 487–99;
Kaplitt et al. (1993) "Molecular
alterations in nerve cells: Direct manipulation and physiological
mediation", Curr.
Topics Neuroendocrinol. 11: 169–191;
Spaele und Frenkel (1982) "The
Herpes Simplex Virus Amplicon: A New Eukaryotic Defective-Virus-Cloning-Amplifying
Vector", Cell 30:
295–304
(1982); Kaplitt et al. (1991) "Expression
of a Functional Foreign Gene in Adult Mammalian Brain Following
In Vivo Transfers via a Herpes-Simplex Virus. Type 1 Defective Viral
Vector", Molec. & Cell. Neurosci.
2: 320–30;
Federoff et al. (1992) "Expression
of Nerve Growth Factor In Vivo from a Defective Herpex Simplex Virus
1 Vector Prevents Effects of Axotomy an Sympathetic Ganglia", Proc. Natl. Acad.
Sci. (USA) 89: 1636–40.
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Obwohl
HSV-Vektoren mit reduzierter Toxizität und Replikationsfähigkeit
vorgeschlagen wurden, können
sie dennoch zu einer gefährlicheren
Form mutieren oder ein latentes Virus aktivieren, und da das HSV nicht
integriert, würde
ein Erreichen einer Langzeitexpression schwierig werden.
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Adenoviren
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Das
Adenovirus-Genom besteht aus ungefähr 36 kb doppelsträngiger DNA.
Adenoviren zielen auf epitheliale Atemwegszellen ab, sind aber in
der Lage, Nervenzellen zu infizieren.
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Rekombinante
Adenovirus-Vektoren wurden als Gentransfer-Träger für sich nicht teilende Zellen
verwendet. Diese Vektoren sind den rekombinanten HSV-Vektoren ähnlich,
da das Adenovirus-E1a-Immediate-Early-Gen entfernt wird, aber die
meisten viralen Gene zurückbehalten
werden. Da das E1a-Gen klein ist (ungefähr 1,5 kb) und das Adenovirus-Genom
1/3 der Größe des HSV-Genoms
aufweist, werden andere nicht essentielle Adenovirus-Gene entfernt,
um ein fremdes Gen in das Adenovirus-Genom zu inserieren.
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In
der Natur sind Erkrankungen, welche sich aus Adenovirus-Infektionen
ergeben, nicht so schwer wie jene, welche durch eine HSV-Infektion
ausgelöst
werden, und dies stellt den Hauptvorteil von rekombinanten Adenovirus-Vektoren
gegenüber
HSV-Vektoren dar. Das Zurückbehalten
und die Expression von vielen Adenovirus-Genen bringt jedoch Probleme
mit sich, die jenen ähnlich
sind, welche für
den HSV-Vektor beschrieben wurden, insbesondere das Problem der
Zytotoxizität
für die
Empfängerzelle.
Zusätzlich
lösen rekombinante Adenovirus-Vektoren
häufig
Immunantworten aus, welche sowohl dazu dienen können, die Wirksamkeit des Vektor-vermittelten
Gentransfers zu beschränken,
als auch andere Mittel für
den Abbau von transduzierten Zellen bereitstellen können. Schließlich ist,
wie bei den HSV-Vektoren, die Stabilität der Langzeitexpression derzeit
unklar, da es keinen Mechanismus für eine spezifische virale Integration
in das Genom von sich nicht teilenden Wirtszellen mit hoher Frequenz
gibt. Während
es theoretisch möglich
ist, würden
defekte Adenovirus-Vektoren schwer herzustellen sein, da mindestens
20% des Ad-Genoms zum Verpacken benötigt werden (ungefähr 27 kb),
und es schwierig ist, mit Vektoren dieser Größe zu arbeiten. Im Gegensatz
dazu stellen die defekten HSV-Vektoren kleine Plasmide dar, welche
replizieren, bis die richtige Aggregatgröße für eine einwandfreie Verpackung
erreicht ist.
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Für weitere
Informationen über
Vektoren, siehe Akli et al. (1993) "Transfer of a foreign gene into the brain
using adenovirus vectors",
Nature Genetics 3: 224–228;
La Salle, et al., "An
adenovirus vector for gene tansfer into neurons and glia in the
brain", Science
259: 988–90
(1993), Leitartikel, "Adventures
with adenovirus",
3: 1–2
(1993); Neve, "Adenovirus
vectors enter the brain",
TIBS 16: 251–253
(1993).
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Adeno-assoziiertes
Virus stellt ein defektes Parvovirus dar, dessen Genom als ein einzelsträngiges DNA-Molekül in ein
Kapsid eingeschlossen ist. Stränge
mit Plus- und Minus-Polarität werden
beide verpackt, aber in getrennten Viruspartikeln. Obwohl AAV unter
besonderen Umständen
in der Abwesenheit eines Helfervirus replizieren kann, erfordert
eine effiziente Replikation eine Koinfektion mit einem Helfervirus
der Herpesvirus- oder Adenovirusfamilie. In der Abwesenheit des
Helfervirus verursacht das AAV eine latente Infektion, in welcher
das virale Genom als ein integriertes Provirus in der Wirtszelle
vorkommt. (Es wird keine AAV-Genexpression
benötigt,
um eine latente Infektion zu verursachen). Die Integration des Virus
ist stellenspezifisch (Chromosom 19). Wenn eine latent infizierte
Zelllinie später
mit einem geeigneten Helfervirus superinfiziert wird, wird das AAV-Provirus
ausgeschnitten, und das Virus tritt in die "produktive" Phase seines Lebenszyklus ein. Es wurde
jedoch berichtet, dass bestimmte, von AAV-abgeleitete transduzierende
Vektoren nicht durch eine Adenovirussuperinfektion gerettet werden.
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Obwohl
AAV ein humanes Virus ist, ist sein Wirtsbereich für lytisches
Wachstum ungewöhnlich
breit. Zelllinien von nahezu jeder Säugetierart, die getestet wurde
(einschließlich
einer Vielzahl von Menschen-, Affen-, Hunde-, Rinder- und Nagetier-Zelllinien),
können
produktiv mit AAV infiziert werden, vorausgesetzt, dass ein geeignetes
Helfervirus verwendet wird (z. B. Hunde-Adenovirus in Hundezellen).
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Abgesehen
davon wurde keine Erkrankung mit AAV assoziiert, weder in menschlichen
noch in anderen Tierpopulationen, anders als sowohl bei HSV, als
auch bei Adenovirus.
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AAV
wurde als ein nicht-pathogenes koinfizierendes Mittel aus fäkalen bzw.
Agens, Okularen und respiratorischen Proben während akuter Adenovirus-Infektionen isoliert,
aber nicht während
anderer Erkrankungen.
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Ähnlich wurden
latente AAV-Infektionen sowohl in humanen, als auch in nicht humanen
Zellen identifiziert. Insgesamt scheint die Virusintegration keine
sichtbare Wirkung auf das Zellwachstum oder die Morphologie zu haben.
Siehe Samulski (1993) Curr. Op. Gen. Devel. 3: 74–80.
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Das
Genom von AAV-2 ist 4.675 Basen lang und wird von invertierten terminalen
Wiederholungssequenzen von jeweils 145 Basen flankiert. Von diesen
Wiederholungen wird angenommen, dass sie als Ursprungspunkte für die DNA-Replikation
wirken.
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Es
gibt zwei bedeutende offene Leserahmen. Der linke Rahmen kodiert
mindestens vier nicht strukturelle Proteine (die Rep-Gruppe). Es
gibt zwei Promotoren P5 und P19, welche die Expression dieser Proteine kontrollieren.
Als ein Ergebnis des differenziellen Spleißens steuert der P5-Promotor
die Herstellung der Proteine Rep 78 und Rep 68 und der P19-Promotor,
Rep 52 und Rep 40. Von den Rep-Proteinen
wird angenommen, dass sie an der viralen DNA-Replikation, der trans-Aktivierung der Transkription
von den viralen Promotoren und der Repression von heterologen Enhancern
und Promotoren beteiligt sind.
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Der
rechte ORF, der durch den P40-Promotor kontrolliert wird, kodiert
die Kapsidproteine Vp1 (91 kDa), Vp2 (72 kDa) und Vp3 (60 kDa).
Vp3 umfasst 80% der Virionstruktur, während Vp1 und Vp2 unbedeutendere
Bestandteile darstellen. Es gibt eine Polyadenylierungsstelle an
der Karteneinheit 95. Für
die vollständige
Sequenz des AAV2-Genoms siehe Vastava et al. (1983) J. Virol. 45:
555-64.
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McLaughlin
et al. ((1988) J. Virol. 62: 1963–73) stellten zwei AAV-Vektoren
her: dl 52–91,
welcher die AAV-rep-Gene zurückbehält, und
dl 3–94,
in welchen die gesamten AAV-Kodiersequenzen bzw. kodierenden Sequenzen
deletiert wurden. Er behält
jedoch die zwei 145 Basen langen, terminalen Wiederholungen und
zusätzlich
139 Basen, welche das AAV-Polyadenylierungssignal enthalten, zurück. Restriktionsstellen
wurden auf beiden Seiten des Signals eingeführt.
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Ein
fremdes Gen, welches eine Neomycinresistenz kodiert, wurde in beide
Vektoren inseriert. Die viralen Stämme wurden durch Ergänzung mit
einem rekombinanten AAV-Genom hergestellt, welches die fehlenden
AAV-Genprodukte in trans beisteuerte, aber selber zu groß war, um
verpackt zu werden.
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Leider
waren die Virusstämme
mit Wildtyp-AAV kontaminiert (10% im Fall von dl 3–94), vermutlich
als ein Ergebnis einer homologen Rekombination zwischen dem defekten
und dem ergänzenden
bzw. komplementierenden Virus.
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Samulski
et al. ((1989) J. Virol. 63: 3822–28) entwickelten ein Verfahren
zum Herstellen von rekombinanten AAV-Stämmen ohne nachweisbarem Wildtyp-Helfer-AAV. Ihr AAV-Vektor
behielt nur die terminalen 191 Basen des AAV-Chromosoms zurück. In dem
Helfer-AAV wurden die terminalen 191 Basen des AAV-Chromosoms durch
terminalen Adenovirus-Sequenzen ersetzt. Da eine Sequenzhomologie
zwischen dem Vektor und dem Helfer-AAV so im Wesentlichen ausgeschlossen
war, wurde kein nachweisbares Wildtyp-AAV durch homologe Rekombination
erzeugt. Darüber
hinaus wurde die Helfer-DNA selber nicht repliziert und in ein Kapsid eingeschlossen,
da die AAV-Termini für
diesen Vorgang benötigt
werden. Daher konnte in dem AAV-System, anders als im HSV-System,
das Helfervirus vollständig
ausgeschlossen werden, was einen helferfreien AAV-Vektorstamm zurückließ.
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Muro-Cacho
et al. ((1992) J. Immunother. 11: 231–237) verwendeten AAV-basierte
Vektoren für
einen Gentransfer in sowohl T-, als auch B-Lymphozyten. Walsh et al.
((1992) Proc. Nat. Acad. Sci. (USA) 89: 7257–61) verwendeten einen AAV-Vektor, um ein humanes
gamma-Globulin-Gen in humane Erythroleukämie-Zellen einzuführen, das
Gen wurde exprimiert. Flotte et al. ((1993) J. Biol. Chem. 268:
3781–90)
führten das
Cystic-Fibrosis-Transmembrane-Conductance-Regulatorgen epithelialen Atemwegszellen
mit Hilfe eines AAV-Vektors zu. Siehe auch Flotte et al. (1992)
Am. J. Respir. Cell. Mol. Biol. 7: 349–56; Flotte et al. (1993) Proc.
Nat. Acad. Sci. (USA) 90: 10613–17.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Für das adeno-assoziierte
Virus wurde nicht berichtet, dass es natürlicherweise irgendwelche Nervensystemzellen
infiziert, und AAV-abgeleitete Vektoren wurden bisher nicht verwendet,
um terminal differenzierte, sich nicht teilende Zellen zu transfizieren.
Dennoch zeigt die vorliegende Erfindung, dass ein adeno-assoziiertes Virus-abgeleiteter
Vektor, welcher frei von Helfervirus ist, verwendet werden kann,
um exogene DNA Zellen des postnatalen zentralen und/oder peripheren
Nervensystems zuzuführen,
einschließlich
von Neuronen und Glia, selbst wenn diese Zellen sich nicht teilen.
Die Spezifität
kann durch anatomisch spezifische Zufuhr oder durch gewebespezifische
Expression erreicht werden.
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Die
exogene DNA umfasst ein Gen, welches ein Genprodukt kodiert, das
für die
Behandlung einer Nervensystemstörung
geeignet ist. Dieses Gen ist in einigen Ausführungsformen operativ mit einem
Promotor verbunden, welcher spezifisch für bestimmte Zelltypen oder
Regionen innerhalb des Nervensystems ist. Da der AAV-Vektor integriert
wird, kann eine stabile Langzeitexpression (z. B. für mehr als
sieben Monate) erreicht werden. Daher stellt die Erfindung einen
adeno-assoziiertes
Virus-abgeleiteten Vektor (AAV-Vektor), welcher befähigt ist,
eine nicht-pathogene latente adeno-assoziierte virale Infektion
in einer Säugernervensystemzielzelle
zu errichten, wobei der AAV-Vektor modifiziert wurde, um eine DNA
zu umfassen, die sowohl zu dem adeno-assoziierten Virus, als auch
zu der Säugernervensystemzielzelle
exogen ist, und frei von Helfervirus ist, und nur die Replikations-
und Packsignale von AAV zurückbehält, und
welcher exprimierbare Gene umfasst, die Tyrosinhydroxylase und aromatische
Aminosäure-Decarboxylase kodieren,
bereit. Die Erfindung stellt weiterhin einen adeno-assoziierten Virus-abgeleiteten
Vektor (AAV-Vektor), welcher befähigt
ist, eine nicht-pathogene latente adeno-assoziierte virale Infektion
in einer Säugernervensystemzielzelle
zu errichten, wobei der AAV-Vektor modifiziert wurde, um eine DNA
zu umfassen, die sowohl zu dem adeno-assoziierten Virus, als auch
zu der Säugernervensystemzielzelle
exogen ist, und frei von Helfervirus ist, und wobei die exogene
DNA ein exprimierbares Gen umfasst, welches Thymidinkinase kodiert,
bereit. Ebenfalls bereitgestellt wird ein adeno-assoziierter Virus-abgeleiteter
Vektor (AAV-Vektor), welcher befähigt
ist, eine nicht-pathogene latente adeno-assozierte virale Infektion in einer
Säugernervensystemzielzelle
zu errichten, wobei der AAV-Vektor modifiziert wurde, um eine DNA
zu umfassen, die sowohl zu dem adeno-assoziierten Virus, als auch
zu der Säugernervensystemzielzelle
exogen ist, und frei von Helfervirus ist, und wobei die exogene
DNA ein exprimierbares Gen umfasst, welches Tyrosinhydroxylase und/oder
eine aromatische Aminosäure-Decarboxylase,
von Glia abgeleiteten neurotrophen Faktor, von Gehirn abgeleiteten
neurotrophen Faktor, Nervenwachstumsfaktor, Neurotrophin-3 und/oder
Neurotrophin-4, Superoxiddismutase, Catalase und/oder Glutathionperoxidase,
eine GABA-Rezeptorisoform oder das GABA-synthetisierende Enzym,
Glutaminsäuredecarboxylase,
oder Adenosin A-1-Rezeptor, Glutamatdecarboxylase, GABA-A-Rezeptorisoformen,
calciumabhängige
Kaliumkanäle und/oder
ATP-sensitive Kaliumkanäle, kodiert.
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KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1 stellt
eine Karte des AAV-Vektors pAAVlac dar.
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2 stellt
ein schematisches Diagramm dar, welches die Beziehung des Helferplasmids,
des AAV-Vektors, des Adenovirushelfers, usw. darstellt.
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3 zeigt
die Wirkung von intrastriatalem AAVth oder AAVlac auf Apomorphin-induziertes Rotationsverhalten
im Nagetiermodell für
Parkinson Krankheit.
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4 zeigt den immunhistochemischen Nachweis
der hTH-Expression innerhalb des Nucleus caudatus von 6-OHDA-läsionierten
Ratten nach einer Injektion mit AAVth. A, Abwesenheit einer Immunfärbung im Caudatus
nach einer Injektion mit AAVlac. Es wurde nie eine Färbung in
AAVlac-Tieren beobachtet, und eine Färbung trat niemals in nicht
injiziertem Caudatus von AAVth-Tieren auf. B, C, TH-Expression in Zellen
des Nucleus caudatus, 4 Monate nach einer Injektion mit AAVth. Diese
Schnitte waren 30 μm
dick, was eine morphologische Identifikation von positiven Zellen
verhinderte. Ungefähr
30 Zellen sind an der Injektionsstelle sichtbar (B), und es sind
ebenfalls Zellen 2 mm entfernt von der Injektionsstelle sichtbar
(C), obwohl weniger Zellen bei 2 mm vorkommen. Diese Beobachtung
wurde zweimal 4 Monate nach der Injektion wiederholt, während vergleichbare
Ergebnisse bei drei Tieren zwei Monate nach und bei zwei Tieren
ein Monat nach der Injektion erhalten wurden. D, TH-Expression im
Caudatus 1 Woche nach der AAVth-Injektion. Dieser Schnitt war 7 μm dick, was
die neuronale Erscheinung der Mehrheit der positiven Zellen erkennen
lässt.
50 positive Zellen können
in diesem Schnitt erkannt werden, was repräsentativ für ungefähr 50 aufeinanderfolgende positive Schnitte
ist, welche von jedem Kurzzeit-Tier erhalten wurden. Weniger Zellen
wurden bis zu 280 Schnitte (2 mm) entfernt von der Injektionsstelle
beobachtet. Dieses Ergebnis wurde zweimal 1 Woche nach der Injektion wiederholt,
und vergleichbare Ergebnisse wurden von 9 Tieren 48 Stunden und
von 9 Tieren 24 Stunden nach der Injektion erhalten. E, F, doppelt
markierte Immunzytochemie, welche die neuronale TH-Expression zeigt. E,
TH-Expression in einer Caudatus-Zelle
(Pfeil) wurde unter Verwendung eines FITC-markierten sekundären Antikörpers sichtbar
gemacht. F, Eine neuronale Identifikation der TH-exprimierenden
Zelle (Pfeil) wurde durch aufeinanderfolgendes Färben desselben Schnittes mit
einem Anti-Neurofilament-Antikörper
und Visualisierung mit einem Texas Rot-konjugierten sekundären Antikörper erhalten. Vergrößerung:
A–D, 400× E, F,
630×.
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5 zeigt
das Plasmid AAV-FlagTH-AADC. Dieses bicistronische Konstrukt enthält das bicistronische
Konstrukt mit offenen Leserahmen für verkürzte Tyrosinhydroxylase, welche
das N-terminale Flag-Epitop (Flag-TH) enthält, und die aromatische Aminosäure-Decarboxylase
(AADC). TH wandelt Tyrosin in L-Dopa um, und anschließend wandelt
AADC L-Dopa in Dopamin um. Zwischen den zwei offenen Leserahmen
liegt eine Sequenz, welche den Ribosomen-Wiedereintritt und eine
Initiation der Translation eines zweiten offenen Leserahmens, welcher
strangabwärts
von einem translationalen Stoppcodon liegt, erlaubt. Dies ist die
interne Ribosomeneintrittsstelle (IRES für engl.: internal ribosome
entry site). Diese werden als eine einzelne Messenger-RNA von dem
humanen Cytomegalovirus-Immediate-Early-Genpromotor (CMV-Promotor)
transkribiert. Am 3'-Ende
des Inserts liegt ein Signal für
eine Polyadenylierung der mRNA, welches aus dem SV40-Virus (SV40
polyA) abgeleitet wurde. Das gesamte Insert wird von terminalen
Wiederholungen aus dem adeno-assoziierten Virus (AAV term.) flankiert,
was eine Replikation, ein Ausschneiden und ein Verpacken des Inserts in
der Anwesenheit von Proteinen erlaubt, die durch das Helferplasmid
pAAV/Ad und das Helfer-Adenovirus bereitgestellt werden. Das Plasmid
enthält
ebenfalls Standard-Plasmidsequenzen,
welche die Replikation und Amplifikation der DNA innerhalb eines
Bakteriums (ori) und eine Selektion von bakteriellen Kolonien, welche das
Plasmid tragen, durch eine Resistenz gegenüber Ampicillin (amp) erlauben.
Eine von mehreren einzigartigen Eigenschaften des AAV-Vektors ist,
dass, anders als bei anderen defekten viralen Vektoren, diese Plasmidsequenzen
verloren gehen, wenn die DNA zwischen den AAV-Termini verpackt wird.
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6 zeigt
die Dopamin-Freisetzung in das Kulturmedium nach einer Plasmidtransfektion
in 293T-Zellen. Die erste Gruppe aus 4 Proben stellt 30 Minuten
nach dem Hinzufügen
von Tyrosin und Tetrahydrobiopterin dar, während die zweiten 4 Proben
nach 60 Minuten entnommen wurden. Die Dopamin-Freisetzung war bei
30 Minuten signifikant und bei 60 Minuten sogar höher in Zellen,
welche mit pAAV-FlagTH-AADC transfiziert waren, und welchen Tyrosin
und Tetrahydrobiopterin (TH/DC+) gegeben wurde. Zellen, welche mit diesem
Plasmid transfiziert wurden, denen aber kein Substrat und Kofaktor
(TH/DC–)
gegeben wurde, synthetisierten vernachlässigbare Mengen Dopamin zu
beiden Zeitpunkten. Mit pAAVlac transfizierte Kontrollen, welche
das bakterielle lacZ-Gen exprimierten, oder mit Phosphat gepufferter
Salzlösung
(PBS) mock-transfizierte, stellten keine nachweisbare Menge Dopamin
her.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Der Vektor
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Der
erfindungsgemäße Vektor
ist ein Derivat des adeno-assoziierten Virus, in welches exogene
DNA eingeführt
wurde, wie in den Ansprüchen
1, 8 und 9 definiert ist.
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Während das
Wildtyp adeno-assoziierte Virus bereits defekt ist, indem es die
Anwesenheit eines Helfervirus für
eine lytische Infektion benötigt,
gibt es die Möglichkeit,
dass das Individuum, welchem der Vektor zugeführt wird, eine Herpesvirus-
oder Adenovirusinfektion trägt,
welche den Vektor ergänzen
kann. Um dieser Möglichkeit
vorzubeugen, wird der Vektor modifiziert, um die Möglichkeit
einer Rettung (engl.: rescue) zu reduzieren. Theoretisch können solche
Modifikationen die Form von Punktmutationen in einem oder mehreren viralen
Gen/en annehmen, wobei die Mutationen entweder eine Expression des
Gens insgesamt verhindern oder zu der Expression eines modifizierten
Genprodukts führen,
welches nicht funktionell ist. Punktmutationen sind jedoch reversibel.
Folglich wird in der vorliegenden Erfindung jedes unerwünschte Gen
einfach deletiert, was den zusätzlichen
Vorteil des Erzeugens von mehr Raum innerhalb der viralen Verpackung
für fremde
DNA aufweist.
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Es
ist bevorzugt, dass alle viralen Gene deletiert oder anderweitig
inaktiviert werden, wie in dem bekannten AAV-Vektor dl3–94. Es
sollte jedoch verstanden werden, dass ein Vektor, welcher ein oder
mehrere AAV-Gen/e zurückbehält, wie
der bekannte AAV-Vektor dl52–91,
noch für
eine Genzufuhr geeignet sein kann, obwohl er schlechter als die
bevorzugten Vektoren ist.
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Zur
Vermehrung des Vektors in vitro werden empfängliche Zellen mit dem AAV-abgeleiteten Vektor und
einem geeigneten AAV-abgeleiteten Helfervirus oder Plasmid kotransfiziert.
Daher behält
der Vektor vom AAV im Wesentlichen nur die Erkennungssignale zur
Replikation und Verpackung zurück.
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Es
ist nicht notwendig, dass die AAV-abgeleiteten Sequenzen genau ihren
Wildtyp-Prototypen entsprechen. Zum Beispiel können die erfindungsgemäßen AAV-Vektoren mutierte
invertierte terminale Wiederholungen, usw. aufweisen, vorausgesetzt,
dass der Vektor noch mit Hilfe des Helfervirus repliziert und verpackt werden
kann und noch eine nicht pathogene latente Infektion in den Zielzellen
aufbauen kann.
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Der
Vektor kann weiterhin eine oder mehrere Restriktionsstelle/n umfassen,
in welche fremde DNA kloniert werden kann, ohne mit dem Verpacken
und der Replikation zu interferieren. Vorzugsweise wird mindestens
eine einzelne Restriktionsstelle bereitgestellt. Der Vektor kann
ebenfalls ein oder mehrere Markergen/e umfassen, um die genetische
Manipulation zu erleichtern. Geeignete Markergene schließen die
Neomycin- und Hygromycin-Resistenzgene, das bakterielle lacZ- und das Leuchtkäfer-Luciferasegen,
ein, sind aber nicht darauf beschränkt.
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Das AAV-abgeleitere Helfervirus
oder Plasmid
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Das
AAV-abgeleitete Helfervirus oder Plasmid kann irgendein Virus oder
Plasmid darstellen, welches in der Lage ist, bei einer Expression
der enthaltenen AAV-Gene,
die Proteine, die für
die Replikation und Verpackung des Vektors in vitro in einer geeigneten
Wirtszelle nötig
sind, für
den Zweck des Herstellens eines Vektorstamms bereitzustellen.
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Das
Helfer-Adenovirus kann durch eine Hitzeinaktivierung bei 56°C für 30 Minuten
entfernt werden oder von den verpackten AAV-Vektoren durch Zentrifugieren
in einem Cäsiumchlorid-Gradienten
getrennt werden.
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Exogene DNA
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Grundlegende
Verfahren zum Konstruieren erfindungsgemäßer rekombinanter DNA- und
RNA-Moleküle
werden von Sambrook, J. et al., In: Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, zweite Auflage, Cold Spring Harbor Press, Cold Spring Harbor,
NY (1989) offenbart.
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Die
erfindungsgemäße "exogene DNA" sollte exogen zu
sowohl dem AAV, als auch zu der Zielzelle sein. Die DNA kann synthetische
DNA, komplementäre
DNA, genomische DNA oder eine Kombination davon sein. Die DNA kann
irgendeine Sequenz oder Länge
aufweisen, vorausgesetzt, dass sie in den Vektor eingeschlossen
und Zielzellen zugeführt
werden kann. Aufgrund der Verpackungsbeschränkungen des AAV wird die exogene
DNA typischerweise eine Länge
von ungefähr
10–5.000
Basen aufweisen. Vorzugsweise ist die DNA 100 bis 4.000 Basen lang.
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Die
vorliegende Erfindung kann für
eine Gentherapie irgendeiner genetisch basierten oder erworbenen
Nervensystemstörung
verwendet werden. Ein Individuum kann eine Gentherapie benötigen, weil,
als ein Ergebnis von einer oder mehreren Mutation/en in der regulatorischen
Region und/oder der kodierenden Sequenz von einem oder mehreren
Genen ein besonderes Genprodukt ungeeignet exprimiert wird, z. B.,
eine fehlerhafte Aminosäuresequenz
aufweist, oder in den falschen Geweben oder zu den falschen Zeiten
exprimiert wird, unterexprimiert oder überexprimiert wird. Daher kann
die DNA, die diesem Individuum zugeführt wird, als exogen angesehen
werden, selbst wenn sie identisch zu einem Gen ist, welches für die Art
dieses Individuums nativ ist, vorausgesetzt, dass es sich in der
regulatorischen oder kodierenden Region von dem verwandten Gen des
Individuums unterscheidet, welchem es zugeführt wird, und daher ein unterschiedliches Genprodukt
kodiert oder in einem unterschiedlichen Grad und/oder in unterschiedlichen
Zellen unter mindestens einigen Bedingungen exprimiert wird.
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Parkinson Krankheit
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Derzeitige
Ansätze
für Parkinson
Krankheit (PD für
engl.: Parkinson's
Disease) basieren auf der Unterstützung der dopaminergen Neurotransmission
im Caudatus putamen (CP). Die Hauptsäule der Behandlung stellt orales
L-Dopa dar (und ein peripherer Decarboxylase-Inhibitor), welches
durch endogenes AADC in dem denervierten CP zu Dopamin umgewandelt
wird. Alternative pharmakologische Ansätze schließen direkte Dopaminagonisten,
einschließlich
Bromcriptin und Apomorphin, sowie Inhibitoren von Dopamin metabolisierendem
Enzym (z. B. Monoaminoxidase) (MAOI), z. B. Deprenyl, ein. Obwohl
diese Behandlungen eine erhebliche Verbesserung der Kurzzeit-Lebensqualität von PD-Patienten
gebracht haben, läuft
diese Erkrankung weiter, wobei alle Patienten schließlich refraktär gegenüber der
oralen Behandlung über
5 bis 10 Jahre werden.
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Alternative
Forschungsstrategien haben fötale
und adrenale Transplantation eingeschlossen, welche, obwohl sie
in Tiermodellen der PD vielversprechend waren, eine unbedeutende
Wirkung im Menschen aufwiesen. Darüber hinaus bringen diese Transplantationsansätze die
neuronale Umgebung durcheinander, unnormale Sprossung und Synapsenbildung
findet statt, und die transplantierten Zellen können eine Immunantwort induzieren,
sowie auf dieselbe zugrundeliegende Neurodegeneration gerichtet
sein, welche für
die PD verantwortlich ist. Eine weitere Implantationsstrategie schließt ein Polymer
oder ein Einkapselungshilfsmittel ein, in welches Zellen, die entweder
Dopamin herstellen (z. B. PC 12) oder gentechnisch veränderte Zellen
(Fibroblasten oder neuronale Zelllinien, welche typischerweise mit
Retroviren transduziert wurden, um Tyrosinhydroxylaseenzym [THE]
zu exprimieren) eingeschlossen sind. Diese Implantate bringen ebenfalls
den neuronalen Schaltkreis durcheinander, erzeugen eine erhebliche
Verletzung im Hinblick auf die Größe des Implantats und erzeugen
darüber
hinaus hohe lokale Dopaminkonzentrationen bis zu potenziell toxischen
Konzentrationen.
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Ein
besserer Ansatz ist, einen viralen Vektor zu verwenden, um Neuronen
in vivo zu transduzieren. Wir haben kürzlich festgestellt, dass ein
HSV-1-Vektor, welcher THE exprimiert, stereotaktisch in das denervierte
Striatum eines Rattenmodells für PD
implantiert werden kann und erhalten eine biochemische und Verhaltensbesserung,
welche sich auf mindestens ein Jahr erstreckt (During et al., eingereicht).
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Die
vorliegende Erfindung weist erhebliche Vorteile gegenüber dem
defekten HSV-1-Vektoransatz auf. Insbesondere beträgt die Reversionshäufigkeit
des defekten HSV-1-Virus ungefähr
10–5,
und bei den Mengen des Virus, welche für in vivo Studien benötigt werden,
tritt eine ausreichende Wildtyp-Herpesinfektion auf, um zu einer
Toxizität
und zum Tod von Versuchstieren zu führen. Obwohl die Expression
in den ersten zwei Wochen hoch ist, ist weiterhin die Menge der
Vektorgen-Expression über
2 Wochen hinaus reduziert, etwa auf 5–20% der anfänglichen
Expression.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ebenfalls einen Hauptvorteil gegenüber Ansätzen bereit,
welche die Expression von THE beschränken. In PD (und dem denervierten
Striatum in Tiermodellen der PD) ist nicht nur das Enzym THE um
80–100%
vermindert, sondern das zweite Enzym im biosynthetischen Dopamin-Weg, AADC,
ist ebenfalls um ungefähr
85% vermindert. Da L-Dopa per se die dopaminerge Aktivität und die
Verhaltensbesserung in PD nicht wiederherstellt, kann die Herstellung
von Dopamin im denervierten Striatum, wo das THE wiederhergestellt
wird, durch die Aktivität
von AADC begrenzt werden. Die Fähigkeit
für Zellen,
den vollständigen
dopaminergen Phänotyp
zu erlangen (durch Exprimieren von sowohl THE, als auch AADC) ist
wahrscheinlich wirksamer. Zur Unterstützung dieses Anspruchs hat
eine Gruppe gezeigt, dass, wenn Tiere, die mit gentechnisch veränderten
Zellen, welche nur THE exprimieren, transplantiert wurden, mit Tieren
verglichen wurden, welche sowohl mit THE, als auch AADC exprimierenden
Transplantaten implantiert wurden, die letztere Gruppe eine bessere
Genesung aufwies.
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Daher
werden in einer Ausführungsform
die erfindungsgemäßen Vektoren
verwendet, um das Gen für Tyrosinhydroxylase
(Genbank HUMTHX, Zugangsnr. M17589) Gehirnzellen zuzuführen. Vorzugsweise
wird das Gen für
aromatische Aminosäure-Decarboxylase
(Genbank HUMDDC, Zugangsnr. M76180) durch denselben oder einen anderen
Vektor ähnlich
zugeführt.
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Die
obige Beschreibung des Transduzierens striataler Zellen in vivo
zu einem dopaminergen Phänotyp stellt
den ersten Schritt in einem Gentherapieansatz für PD dar. PD wird jedoch symptomatisch,
wenn 80% der Dopamin-Neurone verloren sind. Die Degeneration ist
fortschreitend, und mit weiterer Denervation werden die Patienten
zunehmend refraktär
gegenüber
allen derzeitigen Therapien und weisen ein "An-Aus"-Phänomen mit
zunehmendem Einfrieren und vollständiger Immobilität auf. Das
Transduzieren striataler Zellen mit einem viralen Vektor, um Dopamin
synthetisierende Enzyme zu exprimieren, stellt einen rein palliativen
Ansatz dar, und der zugrundeliegende Krankheitsvorgang wird unvermindert
weiter laufen. Zu diesem Zweck wurden Vektoren konstruiert, welche "neuroprotektive oder
neurotrophe" Faktoren
exprimieren, um eine weitere Degeneration von dopaminergen Neuronen
zu verhindern und eine Regeneration zu fördern. Dieser Ansatz schließt den spezifischsten
neurotrophen Faktor für
mesencephalische dopaminerge Neurone ein, welcher bisher identifiziert
wurde, den Glia-abgeleiteten neurotrophen Faktor (GDNF). Andere
neurotrophe Faktoren der NGF-Familie wurden kürzlich von HSV-1-Vektoren exprimiert,
und es wurde gezeigt, dass sie neuroprotektive Wirkungen aufweisen
(Federoff et al.). Diese neurotrophen Faktoren scheinen über Tyrosinkinase-Rezeptoren
zu wirken, um eine Apoptose oder einen programmierten Zelltod (PCD,
für engt.: "programmed cell death") zu verhindern.
So wie das Protoonkogen bcl-2 einen neuronalen PCD in vitro verhindern
kann, wurde ein AAV-Vektor konstruiert, welcher bcl-2 exprimiert,
um einen PCD in vivo zu verhindern. Dieser Vektor könnte daher
für irgendeine
neuronale Degeneration im Gehirn in Betracht gezogen werden, einschließlich Ischämie, Epilepsie oder
Gehirntrauma, wo eine sekundäre
neuronale Verletzung über
einen PCD auftritt.
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Daher
könnte
eine Gentherapie für
PD eine Verarbeitung durch AAV-Vektoren des Gens für GDNF (Genbank
HUMGDNF02, Zugangsnr. L19063), Gehirn-abgeleiteten neurotrophen Faktor (GDNF),
Nervenwachstumsfaktor (NGF) (EMBL HSNGF2, Zugangsnr. X53655) und/oder
andere Mitglieder der Neurotrophin-Faktor-Familie, einschließlich Neurotrophin(NT)-3
(Genbank HUMBDNF, Zugangsnr. M37762) und NT-4 (Genbank HUMPPNT4P,
Zugangsnr. M86528) umfassen.
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Kürzliche
Beweise implizieren nachdrücklich
oxidativen Stress in der Substantia nigra als eine primäre Determinante
des fortschreitenden neuronalen Verlustes. Insbesondere scheint
Eisen in der Nigra von PD-Patienten konzentriert zu sein, und Studien
haben gezeigt, dass eine Eisenbindung an Neuromelanin den Nigra-Zellen freie Radikale
erzeugt. Es wurde daher eine antioxidative Strategie für PD vorgeschlagen.
Die Schlüsselenzyme,
welche die Erzeugung freier Radikale reduzieren und/oder freie Radikale
beseitigen, sind Superoxiddismutase (SOD), Catalase und Glutathionperoxidase
(GPO). Obwohl Mutationen oder Veränderungen in der Expression
dieser Enzyme bislang in PD nicht bestimmt wurden, wird die gesteigerte
Expression dieser Enzyme in den nigrostriatalen dopaminergen Neuronen
ihre Fähigkeit
steigern, dem oxidativen Stress standzuhalten. Daher wurde ein AAV-Vektor
hergestellt, welcher SOD exprimiert. Dieser SOD-exprimierende Vektor
ist ebenfalls von Interesse für
die Behandlung von amyotropher lateraler Sklerose (ALS), in welcher
die familiäre
Form mit Mutationen im SOD-1-Gen assoziiert ist.
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Es
kann daher wünschenswert
sein, die AAV-Vektoren zu verwenden, um die Gene für Superoxiddismutase
(SOD1 oder SOD2) (GenBank HUMCUZNDI, Zugangsnr. M12367, für SOD-1,
EMBL HSSOD2G, Zugangsnr. X65965 für SOD-2), Catalase (EMBL HSCATR,
Zugangsnr. X04076) und/oder Glutahionperoxidase (MBL HSGSHPX, Zugangsnr.
Y00433) zuzuführen
bzw. zu verabreichen.
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Epilepsie
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Komplex
partielle Anfälle
und insbesondere Temporallappen-Epilepsie (TLE) stellt eine der
am häufigsten
refraktären
Formen der Epilepsie dar. Obwohl antiepileptische Arzneimittel (AED
für engl.:
antiepileptic drugs) Anfälle
in einigen Patienten kontrollieren werden, werden 40% trotz einer
Poly-AED-Therapie unkontrolliert bleiben. Der derzeitige Ansatz
für diese
Patienten liegt darin, eine schrittweise Bewertung für die Erwägung einer
resektiven Operation zu durchlaufen. Typischerweise wird ein Temporallappen
als die Stelle des Anfallsursprungs (die epi leptogene Region) definiert,
und der mediale Temporallappen, welcher den vorderen Hippocampus
einschließt,
wird herausgeschnitten. TLE ist keine genetische Erkrankung und
es gibt keine etablierte Ätiologie,
die Erkrankung ergibt sich jedoch aus einem Ungleichgewicht der
Erregung zur Inhibition mit Interventionen, welche die Erregung
verstärken
oder die Inhibition blockieren, was Anfälle hervorruft, und umgekehrt
weist der Antagonismus der Erregung und die Verstärkung der
Inhibition eine antiepileptische Wirkung auf. Ein Gentherapieansatz
für TLE
ist, die Inhibition zu verbessern. Für diesen Zweck wurde die Adenosin-A-1-Rezeptor-(GenBank S56143,
Zugang S56143)-cDNA in den AAV-Vektor inseriert. Da für Adenosin
gezeigt wurde, dass es das natürliche
Antikrampfmittel des Gehirns darstellt (welches über A-1-Rezeptoren wirkt),
und die Mengen des Rezeptors in der epileptogenen Region vermindert
sind, ist es wahrscheinlich, dass diese Strategie eine Inhibition
verstärkt
und Anfälle
verhindert.
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Alternative
Strategien, um die Inhibition zu steigern, schließen die
Insertion von Genen ein, deren Expression die GABAerge Aktivität verstärken würde. Diese
Gene würden
GABAA-Rezeptor-Isoformen und das GABA-synthetisierende
Enzym GAD einschließen.
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Ein
verwandter Ansatz, um die Inhibition zu steigern, liegt darin, die
Expression von Ionenkanälen
zu steigern, welche die neuronale Erregbarkeit verändern, insbesondere
die aktivitätsabhängigen Kanäle, einschließlich der
Calcium-aktivierten Kaliumkanäle
und der ATP-sensitiven Kaliumkanäle.
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Ein
komplementärer
Ansatz liegt darin, ein Antisense gegen anregende Rezeptoren zu
exprimieren, insbesondere Glutamatrezeptoren, einschließlich NMDARs,
mGluRs und ionotrope Glutamatrezeptoren, einschließlich von
sowohl AMPA, als auch Kainat. Da wir gezeigt haben, dass eine Expression
von GluR6 unter Verwendung eines HSV-1-Vektors Epilepsie induziert,
ist es sinnvoll vorherzusagen, dass ein Vektor, welcher Antisense
gegen diese Rezeptortypen exprimiert, Anfälle inhibieren kann.
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Daher
können
für die
Behandlung von Epilepsie Gene, welche Adenosin-A-1-Rezeptor (GenBank S56143,
Zugang S56143), Glutamatdecarboxylase (GenBank S61898, Zugang S61898),
GABA-A-Rezeptorisoformen (EMBL HSGABAAA1, Zugang X14766), Calcium-abhängige Kaliumkanäle (GenBank
DROKCHAN, Zugang M96840) und/oder ATP-sensitive Kaliumkanäle (Ho,
et al. 1993 Nature 362: 31–8)
kodieren, durch AAV-Vektoren zugeführt bzw. verabreicht werden.
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Hirntumore
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Hirntumore
sind schwer zu behandelnde und gewöhnlich tödliche Erkrankungen, welche
größtenteils Kinder
und Erwachsene im mittleren Alter befallen. Derzeit gibt es keine
bekannten Ursachen für
die meisten Hirntumore, und die Behandlungsmodalitäten waren
größtenteils
unwirksam. Es gab zwei derzeitige Strategien unter Verwendung einer
Gentherapie als mögliche
Ansätze
für eine
Hirntumor-Therapie.
Im ersten Ansatz wurde ein mutiertes HSV verwendet, welches nur
in sich teilenden Zellen replizieren kann. Dies sollte zum Abbau
von sich teilenden Tumorzellen führen,
während
sich nicht teilende Zellen im gesunden Gehirn verschont blieben.
Obwohl es einige experimentelle Belege gab, welche die Tatsache
unterstützten,
dass diese Viren die Geschwindigkeit des Hirntumorwachstums in Versuchstieren
reduzierten, waren die Ergebnisse variabel und nicht so beeindruckend,
wie erhofft wurde. Es gab keine Studien am Menschen für dieses
Verfahren.
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Der
zweite Ansatz umfasst die Insertion des Thymidinkinase-(TK)-Gens
aus dem Herpes simplex Virus Typ 1 in einen replikationsdefizienten
retroviralen Vektor. Der retrovirale Vektor übertrug das TK-Gen nur in sich
teilende Tumorzellen, konnte aber keine Gene entweder in sich nicht
teilende Tumorzellen oder in gesunde Gehirngewebe übertragen.
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Es
wurde in Gewebekultur und in Tiertumoren gefunden, dass Zellen,
welche mit TK über
den retroviralen Vektor transduziert wurden, empfänglich für die Zytotoxizität durch
das Arzneimittel Ganciclovir wurden. TK phosphoryliert Ganciclovir, und
die phosphorylierte Form unterbricht die DNA-Replikation und tötet dadurch sich
teilende Zellen. Es wurde ebenfalls gefunden, dass in der Nähe liegende,
sich teilende Zellen, welche nicht mit TK transduziert wurden, ebenfalls
getötet
werden konnten. Dies wurde Zuschauereffekt (engl.: "bystander effect") genannt, da angenommen
wird, dass einiges des phosphorylierten Arzneimittels die transduzierte
Zelle verlassen kann und in nahe gelegene, nicht transduzierte Zellen über Gap
Junctions eintreten kann. Sich nicht teilende Zellen sind selbst
bei aktiviertem Arzneimittel nicht betroffen. Dieser Ansatz für eine Tumortherapie
befindet sich derzeit in klinischen Studien beim NIH.
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Da
die Ergebnisse mit dieser Therapie in Tierstudien ebenfalls variabel
waren, zeigten aktuellere Experimente, dass die Verwendung eines
replikationskompetenten retroviralen Vektors die Antwort in Tieren
verbessern kann. Dieser Ansatz würde
jedoch für
humane Erkrankungen aufgrund der sehr großen Gefahr, große Mengen
von Wildtyp-Retroviren direkt in menschliche Patienten zu bringen,
nicht anwendbar sein. Dies wurde zuvor niemals für menschliche Patienten, aufgrund
der Möglichkeit
der Zytotoxizität
und der Induktion von de novo Tumoren, welche einer zufälligen Integration
von Wildtyp-Retroviren in das Genom der Empfängerzelle folgen, erlaubt.
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Diese
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung stellt eine erhebliche Verbesserung gegenüber diesen
vorherigen Studien dar. Eine Insertion des TK-Gens (EMBL HEHSV1TK,
Zugang X03764, EMBL HEHS07, Zugang V00466) in den AAV-Vektor sollte
eine Transduktion von Genen in sich teilende Tumorzellen mit Wirksamkeiten
erlauben, welche mindestens gleich zu den retroviralen Vektoren
sind, und möglicherweise mit
größerer Wirksamkeit
(was in Vergleichen von AAV- mit
defekten HSV-Vektoren im Rattenhirn beobachtet wurde). Anders als
Retroviren werden AAV-Vektoren jedoch ebenfalls das TK-Gen in sich
langsam teilende oder nicht teilende Zellen innerhalb des Tumors,
sowie in sich nicht teilende normale Zellen übertragen. Dies könnte zwei
erhebliche Vorteile verglichen mit retroviralen Vektoren aufweisen.
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Erstens
sollte die Fähigkeit,
Arzneimittel innerhalb von sich nicht teilenden Tumorzellen und
normalen Zellen zu phosphorylieren, einen größeren Vorrat an aktiviertem
Arzneimittel innerhalb des Tumors erzeugen. Angesichts der Beobachtung
des Zuschauereffekts sollten sich nicht teilende Tumorzellen, welche
das HSV-TK-Gen enthalten,
das Arzneimittel phosphorylieren, und dies könnte anschließend in
eine nahe gelegene, sich teilende Zelle eintreten, welche vielleicht
nicht mit dem viralen Gen transduziert wurde. So könnte eine sich
nicht teilende Zelle die Zerstörung
einer nahe gelegenen, nicht transduzierten Zelle erlauben, selbst
wenn die transduzierte, sich nicht teilende Zelle nicht nachteilig
beeinflusst werden würde.
Auf diese Weise würde eine
größere Population
von sich teilenden Zellen zerstört
werden.
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Der
zweite Vorteil ist die Fähigkeit
der AAV-Vektoren, in sich nicht teilende Zellen zu integrieren.
Wenn ein Retrovirus in eine sich nicht teilende Zelle eintritt,
findet keine reverse Transkription statt, und der Vektor ist verloren.
Wenn der AAV-Vektor
in eine sich nicht teilende Tumorzelle eintritt, sollte der Vektor
jedoch in das Wirtsgenom integrieren. Wenn diese Tumorzelle anschließend wieder
in die Zellteilung eintritt, sollte daher das TK-Gen in dieser Zelle
und allen Abkömmlingen
zurückbehalten
werden. Dies sollte anschließend
solche zuvor schlafenden Tumorzellen empfänglich für eine Zerstörung durch
Ganciclovir oder ein Analogon machen. Da retrovirale Vektoren in
sich nicht teilenden Zellen verloren gehen und andere virale DNA-Vektoren
nicht verlässlich
innerhalb des Wirtsgenoms integrieren, stellt die Fähigkeit,
das TK-Gen zurückzubehalten,
wenn eine schlafende Zelle die Teilung beginnt, eine Eigenschaft
dar, welche einzigartig für
den AAV-Vektor ist. Abschließend
sollte wiederholt werden, dass die Integration des AAV-Vektors nicht
zur Unterbrechung oder abweichenden Regulation von Wirtsgenen führen sollte,
und dass eine Transduktion von normalen, sich nicht teilenden Zellen
mit TK nicht irgendwelche nachteiligen Wirkungen aufweisen sollte,
da es die nachfolgende Aktivierung des Arzneimittels durch TK ist,
welche die DNA-Replikation blockiert, und nur dies zur Zerstörung von
sich teilenden Zellen führt.
Daher stellt diese Ausführungsform
der Erfindung wesentliche Verbesserungen gegenüber bisherigen Tumorbehandlungsstrategien
der Arzneimittel-Empfindlichkeit bereit.
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Zielzellen
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Die
Zielzellen der erfindungsgemäßen Vektoren
sind Zellen des zentralen oder peripheren Nervensystems eines Säugetiers.
In einer Ausführungsform
stellen die Zellen Zellen dar, welche in vitro kultiviert werden.
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In
einer anderen Ausführungsform
stellen die Zellen einen Teil eines lebenden Säugers zu dem Zeitpunkt dar,
an dem der Vektor der Zelle zugeführt wird. Das Säugetier
kann sich in irgendeinem Stadium der Entwicklung zum Zeitpunkt der
Zufuhr befinden, z. B. embryonal, fötal, infantil, juvenil oder
adult.
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Der
Vektor kann Zellen des zentralen Nervensystems, Zellen des peripheren
Nervensystems oder beiden zugeführt
werden. Wenn der Vektor den Zellen des zentralen Nervensystems zugeführt wird,
kann er Zellen des Rückenmarks,
des Hirnstamms (Medulla, Pons und Mittelhirn), des Cerebellums,
des Diencephalons (Thalamus, Hpyothalamus), des Telencephalons (Corpus
striatum, Großhirnrinde
oder innerhalb des Kortex die Occipital-, Temporal-, Parietal- oder
Frontallappen) oder Kombinationen davon zugeführt werden. Ähnlich kann
er innerhalb des peripheren Nervensystems Zellen der sensorischen
und/oder der Effektorbahnen zugeführt werden.
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Um
den Vektor spezifisch einer bestimmten Region des zentralen Nervensystems
zuzuführen,
kann er durch stereotaktische Mikroinjektion verabreicht werden,
wie in Beispiel 2 beispielhaft dargestellt wird. Zum Beispiel wird
Patienten am Tag der Operation die stereotaktische Rahmenbasis an
der Stelle fixiert werden (in den Schädel geschraubt). Das Gehirn
mit der stereotaktischen Rahmenbasis (MRI-kompatibel mit Referenzmarkierungen)
wird unter Verwendung einer Hochauflösungs-MRI dargestellt. Die
MRI-Bilder werden anschließend
auf einen Computer übertragen,
auf welchem eine stereotaktische Software läuft. Eine Reihe von koronalen,
sagittalen und axialen Bildern wird verwendet werden, um das Ziel
(die Stelle der AAV-Vektorinjektion) und die Trajektorie zu bestimmen.
Die Software übersetzt
die Trajektorie direkt in 3-dimensionale Koordinaten, welche für den stereotaktischen
Rahmen geeignet sind. Bohrlöcher
werden über
der Eintrittsstelle gebohrt, und der stereotaktische Apparat wird
mit der Nadel, welche in der gegebenen Tiefe implantiert ist, ausgerichtet. Der
AAV-Vektor wird anschließend
an den Zielstellen injiziert. Da der AAV-Vektor eher in die Zielzellen
integrieren wird, als virale Partikel herzustellen, wird die nachfolgende
Ausbreitung des Vektors geringfügig
sein und hauptsächlich
eine Funktion der passiven Diffusion von der Injektionsstelle vor
der Integration darstellen. Der Grad der Diffusion kann durch Anpassen
des Verhältnisses
von Vektor zu Trägerflüssigkeit
kontrolliert werden.
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Wenn
eine weiter verbreitete Verteilung des Vektors über das ZNS gewünscht ist,
kann er in die Zerebrospinalflüssigkeit
injiziert werden, z. B. durch Lumbalpunktion.
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Um
den Vektor zum peripheren Nervensystem zu leiten, kann er in das
Rückenmark
injiziert werden, oder wenn eine begrenztere PNS-Verteilung gefragt
ist, in die peripheren Ganglien oder das Fleisch (subkutan oder
intramuskulär)
des Körperteils
von Interesse.
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In
einigen Situationen wird der Vektor über einen intravaskulären Ansatz
verabreicht werden. Zum Beispiel wird der Vektor intraarteriell
(karotid) in Situationen verabreicht werden, in denen die Blut-Hirn-Schranke gestört ist.
Solche Bedingungen schließen
Hirninfarkte (Schlaganfälle),
sowie einige Hirntumore ein. Darüber hinaus
wird der Vektor für
eine umfassendere Zufuhr während
des "Öffnens" der Blut-Hirn-Schranke
verabreicht werden, welche durch Infusion von hypertonischen Lösungen,
einschließlich
Mannitol, erreicht wird. Natürlich
muss der Verwender bei einer intravenösen Zufuhr in der Lage sein,
die Zufuhr des Vektors an Zellen, welche nicht jene des Nervensystems
sind, zu tolerieren.
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Der
Vektor kann auch intrazerebroventrikulär und/oder intrathekal für spezifische
Anwendungen zugeführt
werden, einschließlich
von Vektoren, welche Superoxiddismutase und neurotrophe Faktoren
für amylotrophe
laterale Sklerose und Alz heimer Erkrankung und Gene exprimieren,
welche Enzyme von neurogenetischen Erkrankungen kodieren, z. B.
Tay-Sachs- und Lesch-Nyan-Erkrankung.
-
Zusätzliche
Wege der Verabreichung werden eine lokale Verabreichung des Vektors
unter direkter Sichtbarmachung sein, z. B. superfizielle kortikale
Verabreichung oder eine andere nicht-stereotaktische Verabreichung.
-
Um
den Vektor auf einen besonderen Zelltyp auszurichten, z. B. ein
Neuron, ist es nötig,
den Vektor mit einem Zielmittel zu verbinden, welches spezifisch
an einen Oberflächenrezeptor
der Zelle bindet. Daher kann der Vektor an einen Liganden konjugiert
werden (z. B. Enkephalin), für
welchen bestimmte Nervensystemzellen Rezeptoren aufweisen. Die Konjugation
kann kovalent, z. B. ein Vernetzungsmittel, wie Glutaraldehyd, oder
nicht kovalent, z. B. die Bindung eines avidinierten Liganden an
einen biotinylierten Vektor, sein. Eine andere Form der kovalenten
Konjugation wird durch gentechnische Veränderung des Helfervirus bereitgestellt, welches
verwendet wird, um den Vektorstamm herzustellen, sodass eines der
kodierten Hüllproteine
eine Chimäre
eines nativen AAV-Hüllproteins
und eines Peptids oder Proteinliganden ist, sodass der Ligand auf
der Oberfläche
exponiert wird.
-
Welche
Form die Konjugation auch hat, es ist nötig, dass sie nicht wesentlich
mit entweder der Integration des AAV-Vektors oder mit der Bindung
des Liganden an den zellulären
Rezeptor interferiert.
-
Die
Zielzellen können
humane Zellen oder Zellen von anderen Säugetieren sein, insbesondere
von nicht humanen Primaten und Säugetieren
der Ordnungen Rodentia (Mäuse,
Ratten, Kaninchen, Hamster), Carnivora (Katzen, Hunde) und Artiodactyla
(Kühe,
Schweine, Schafe, Ziegen, Pferde).
-
Genexpression
-
Wenn
die exogene DNA ein exprimierbares Gen umfasst, kann das Gen eines
sein, welches natürlich vorkommt,
ein nicht natürlich
vorkommendes Gen, welches dennoch ein natürlich vorkommendes Polypeptid kodiert,
oder ein Gen, welches eine erkennbare Mutante eines solchen Polypeptids
kodiert. Sie kann ebenfalls eine mRNA kodieren, welche "antisense" zu einer gefundenen
DNA oder einer mRNA sein wird, welche normalerweise in der Wirtszelle
transkribiert wird, aber deren Antisense-RNA nicht selber in ein
funktionelles Protein translatierbar ist.
-
Die
genaue Natur der regulatorischen Regionen, welche für eine Genexpression
benötigt
werden, kann von Organismus zu Organismus variieren, aber schließt im Allgemeinen
einen Promotor ein, welcher die Initiation der RNA-Transkription
steuert. Solche Regionen können
jene 5'-gelegenen,
nicht kodierenden Sequenzen einschließen, welche an der Initiation
der Transkription beteiligt sind, wie die TATA-Box. Der Promotor kann
konstitutiv oder regulierbar sein. Konstitutive Promotoren sind
jene, welche ein operativ verbundenes Gen dazu bringen, im Wesentlichen
zu jeder Zeit exprimiert zu werden. Regulatorische Promotoren sind
jene, welche aktiviert oder deaktiviert werden können. Regulierbare Promotoren
schließen
induzierbare Promotoren ein, welche gewöhnlich "aus" sind,
aber welche induziert werden können,
um "ein" zu schalten und "reprimierbare" Promotoren, welche
gewöhnlich "an" sind, aber abgeschaltet
werden können.
Viele verschiedene Regulatoren sind bekannt, einschließlich von
Temperatur, Hormonen, Schwermetallen, dem Produkt des nativ nachfolgenden
Gens und regulatorische Proteine. Diese Unterscheidungen sind nicht
absolut, ein konstitutiver Promotor kann bis zu einem gewissen Grad
regulierbar sein.
-
Die
Regulierbarkeit eines Promotors kann mit einem bestimmten genetischen
Element verbunden sein, welches häufig "Operator" genannt wird, an welches ein Induktor
oder Repressor bindet. Der Operator kann modifiziert werden, um
seine Regulierung zu verändern.
Es können
Hybridpromotoren konstruiert werden, in welchen der Operator von
einem Promotor in einen anderen übertragen
wird.
-
Der
Promotor kann ein "universeller" Promotor sein, welcher
in im Wesentlichen allen Zellen des Wirtsorganismus aktiv ist, z.
B. die beta-Aktin- oder Optomegalovirus-Promotoren, oder es kann
ein Promotor sein, dessen Expression mehr oder weniger spezifisch
für die
Zielzellen ist. Vorzugsweise sind die gewebsspezifischen Promotoren
im Wesentlichen nicht außerhalb
des Nervensystems aktiv, und die Aktivität des Promotors kann gegebenenfalls
in einigen Abschnitten des Nervensystems höher sein als in anderen.
-
Daher
kann der Promotor einer sein, welcher primär im zentralen Nervensystem
oder primär
im peripheren Nervensystem aktiv ist, oder er kann in beiden erheblich
aktiv sein. Wenn er im ZNS aktiv ist, kann er spezifisch für das Rückenmark,
den Hirnstamm (Medulla, Pons, Mittelhirn oder Kombinationen davon),
das Cerebellum, das Diencephalon (Thalamus und/oder Hypothalamus),
das Telencephalon (den Corpus striatum und/oder die Großhirnrinde
und wenn das letztere, für
die Occipital-, Temporal-, Parietal- und/oder Frontallappen) oder
Kombinationen davon sein. Die Spezifität kann absolut oder relativ
sein.
-
Ähnlich kann
der Promotor spezifisch für
bestimmte Zelltypen sein, wie Neurone oder Gliazellen im Fall des
ZNS oder für
bestimmte Rezeptoren c der Effektoren im Fall des PNS. Wenn er in
Gliazellen aktiv ist, kann er spezifisch für Astrozyten, Oligodendrozyten,
ependymale Zellen, Schwann'sche
Zellen oder Mikroglia sein. Wenn er in Neuronen aktiv ist, kann
er spezifisch für
bestimmte Typen der Neurone sein, z. B. Motoneurone, sensorische
Neurone oder Interneurone.
-
Um
einen gewebsspezifischen Promotor zu finden, wird im Allgemeinen
ein Protein identifiziert, welches nur (oder hauptsächlich)
in diesem Gewebe exprimiert wird, und anschließend wird das Gen, welches dieses
Protein kodiert, isoliert. (Das Gen kann ein normales zelluläres Gen
oder ein virales Gen eines Virus sein, welches die Zelle infiziert).
Es ist wahrscheinlich, dass der Promotor des Gens die gewünschte gewebsspezifische
Aktivität
behält,
wenn er mit einem anderen Gen verbunden wird. Die Gewebespezifität eines
Promotors kann mit einem bestimmten genetischen Element verbunden
sein, welches modifiziert oder in einen zweiten Promotor transferiert
werden kann.
-
Die
Kontrolle der Expression in spezifischen Zelltypen wird durch das
Verwenden von Kontrollelementen der Genexpression erreicht. Spezifisch
können
diese Ansätze
verwendet werden:
-
(1) Expression in allen Zelltypen:
-
Sowohl
starke virale (z. B. der Immediate-Early-CMV, verfügbar auf
Plasmid pCDNA1 von Invitrogen, Inc., San Diego, CA), als auch relativ
unspezifische zelluläre
Promotoren (z. B. β-Aktin,
Genbank HUMACTBET, K00790) können
verwendet werden, um die Expression in allen Zelltypen zu steuern.
-
(2) Spezifische neuronale Expression:
-
Die
Ansätze
werden die Verwendung von neuronspezifischen Promotoren einschließen, z.
B. neuronspezifische Enolase-(EMBL HSENO2, X51956), AADC-, Neurofilament-(Genbank
HUMNFL, L04147), Synapsien-(Genbank HUMSYNIB, M55301) und Serotoninrezeptor-
(Genbank S62283) Promotoren, sowie die Kombination von breiter aktiven
Promotoren zusammen mit Silencer-Elementen, welche die Expression
auf Neurone beschränken.
-
(3) Glia-spezifische Expression:
-
Die
Ansätze
werden die Verwendung des sauren Gliafaserprotein-(GFAP)-Promotors (Genbank HUMGFAP,
J04569), des S100-Promotors (Genbank HUMS100AS, M65210) und des
Giutaminsynthase (EMBL HSGLUS, X59834)-Promotors einschließen.
-
(4) Die Expression kann auf spezifische
neuronale Subpopulationen unter Verwendung der folgenden genetischen
Elemente beschränkt
werden:
-
Peptiderge
Promotoren: z. B. Enkephalin (Genbank HUMENKPH1, K00488), Prodynorphin,
Somatostatin (Genbank RATSOMG, J00787, Genbank HUMSOMI, J00306),
monoaminerge Promotoren: Tyrosinhydroxylase (Genbank M23597), Dopamin-β-Hydroxylase
(Genbank RATDBHDR, M96011), PNMT (EMBL HSPNMTB, X52730), für cholinerge
Neurone: Cholinacetyltransferase-Promotor
(Genbank HUMCHAT1, M89915, EMBL HSCHAT, X56585).
-
Damit
das Gen exprimierbar sein kann, muss die kodierende Sequenz operativ
mit einer Promotorsequenz verbunden sein, welche in der Zielzelle
funktionsfähig
ist. Eine Promotorregion würde
operativ mit einer kodierenden Sequenz verbunden sein, wenn der
Promotor so ausgerichtet ist, dass die kodierende Sequenz transkribiert
wird, wenn der Promotor aktiviert wird. Die kodierenden Sequenzen
sind operativ verbunden, wenn die Verbindung keinen Fehler beim
Lesen der strangabwärts
gelegenen Sequenz verursacht. Um "operativ verbunden" zu sein, ist es nicht nötig, dass
zwei Sequenzen unmittelbar benachbart zueinander liegen.
-
Wenn
es gewünscht
wird, kann die nicht kodierende Region, welche 3' zu der Gensequenz liegt, welche das
gewünschte
RNA-Produkt kodiert, erhalten werden. Diese Region kann für ihre regulatorischen
Sequenzen der transkriptionellen Termination zurückbehalten werden, wie jene,
welche die Termination und Polyadenylierung bereitstellen. Durch
Zurückbehalten
der 3'-Region, welche
natürlicherweise
an die kodierende Sequenz angrenzt, können daher die transkriptionellen
Terminationssignale bereitgestellt werden. Wenn die transkriptionellen
Terminationssignale, welche nativ mit der kodierenden Sequenz verbunden
sind, nicht zufriedenstellend in der Expressionswirtszelle funktionsfähig sind,
dann kann eine andere 3'-Region,
welche in der Wirtszelle funktionsfähg ist, substituiert werden.
-
Ein "Expressionsvektor" ist ein Vektor,
welcher (aufgrund der Anwesenheit von geeigneten transkriptionellen
und/oder translationellen Kontrollsequenzen) zum Exprimieren eines
DNA-Moleküls,
welches in den Vektor kloniert wurde, und dadurch zum Herstellen
einer RNA oder eines Proteinprodukts ist, welches durch ein exprimierbares
Gen kodiert wird, welches durch die DNA bereitgestellt wird, in
der Lage ist. Die Expression der klonierten Sequenzen findet statt,
wenn der Expressionsvektor in eine geeignete Wirtszelle eingeführt wird. Wenn
ein prokaryotischer Expressionsvektor eingesetzt wird, dann würde die
geeignete Wirtszelle irgendeine prokaryotische Zelle darstellen,
welche zum Exprimieren der klonierten Sequenzen in der Lage ist. Ähnlich würde, wenn
ein eukaryotischer Expressionsvektor eingesetzt wird, z. B. zur
genetischen Manipulation vor der Genzufuhr, die geeignete Wirtszelle
anschließend
irgendeine eukaryotische Zelle darstellen, welche zum Exprimieren
der klonierten Sequenzen in der Lage ist.
-
Zusätzlich zu
oder anstelle von einem exprimierbaren Gen kann die Nukleinsäure Sequenzen
umfassen, welche homolog zum genetischen Material der Zielzelle
sind, wodurch sie sich selbst in das Genom durch homologe Rekombination
inserieren kann, wobei eine kodierende oder Kontrollsequenz eines
Gens ersetzt wird oder ein Gen insgesamt deletiert wird, vorausgesetzt,
dass diese Sequenzen nicht wesentlich mit der Integration des AAV
interferieren.
-
In
einer anderen Ausführungsform
ist das Nukleinsäuremolekül "Antisense" zu einer genomischen oder
anderen DNA-Sequenz des Zielorganismus (einschließlich Viren
und anderen Pathogenen) oder zu einer Messenger-RNA, welche in Zellen
des Organismus transkribiert wird, welche ausreichend damit hybridisiert, um
die Transkription der genomischen Ziel-DNA oder der Translation
der Ziel-Messenger-RNA
zu inhibieren. Die Wirksamkeit einer solchen Hybridisierung ist
eine Funktion der Länge
und Struktur der hybridisierenden Sequenzen. Je länger die
Sequenz und je näher
die Komplementarität
zur Vollkommenheit ist, desto stärker ist
die Interaktion. Wenn die Anzahl der Basenpaar-Fehlpaarungen ansteigt,
wird die Hybridisierungswirksamkeit abnehmen. Weiterhin wird der
GC-Gehalt der Verpackungssequenz-DNA
oder der Antisense-RNA ebenfalls die Hybridisierungswirksamkeit
aufgrund der zusätzlichen
Wasserstoffbindung, welche in einem GC-Basenpaar anwesend ist, verglichen
zu einem AT-(oder AU-)Basenpaar beeinflussen. Daher ist eine Zielsequenz, welche
reicher im GC-Gehalt ist, als Ziel vorzuziehen.
-
Es
ist wünschenswert,
Antisense-Sequenzen zu vermeiden, welche eine Sekundärstruktur
aufgrund von intramolekularer Hybridisierung ausbilden würden, da dies
die Antisense-Nukleinsäure
weniger aktiv oder inaktiv für
ihren beabsichtigten Zweck machen würde. Der Fachmann wird einfach
erkennen, ob eine Sequenz eine Tendenz zur Bildung einer Sekundärstruktur
aufweist. Sekundärstrukturen
können
durch Auswählen
einer unterschiedlichen Zielsequenz vermieden werden.
-
In
noch einer anderen Ausführungsform
kodiert das Gen ein Ribozym, d. h. eine RNA mit einer gewünschten
enzymatischen Aktivität.
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Zusammenfassung der Beispiele
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Derzeitige
Ansätze
zum Transferieren von Genen in das Nervensystem setzen entweder
rekombinante virale Vektoren ein, welche virale Gene zurückbehalten,
oder defekte Vektoren, welche restliche und potenziell gefährliche
Helferviren enthalten. Adeno-assoziierte virale (AAV) Vektoren sind
nicht-pathogene, integrierende DNA-Vektoren, in welchen alle viralen
Gene entfernt sind (96% des viralen Genoms) und das Helfervirus vollständig beseitigt
ist. Ein AAV-Vektor, welcher β-Galactosidase exprimiert,
wurde stereotaktisch in Rattenhirnregionen injiziert, einschließlich Striatum,
Hippocampus und Substantia nigra. Vektor-DNA und die Expression
des transduzierten Gens wurde von 1 Tag bis 3 Monate nach der Injektion
nachgewiesen. Ein zweiter Vektor, welcher humane Tyrosinhydroxylase
(TH) exprimiert, wurde erzeugt. Dieser Vektor (AAVth) wurde in das denervierte
Striatum von unilateral 6-Hydroxydopamin-läsionierten Ratten injiziert,
und eine TH-Immunreaktivität wurde
in striatalen Zellen, einschließlich
von sowohl Glia, als auch Neuronen, bis zu 4 Monaten erhalten. Es
gab keinen Beleg für
eine Pathologie oder Toxizität
in irgendeinem mit AAV-Vektoren behandelten Tier. Anfängliche
Daten weisen darauf hin, dass eine TH-Transduktion in das Striatum über einen
AAV-Vektor eine erhebliche Verhaltensbesserung in läsionierten
Ratten, verglichen mit AAVlac-Kontrollen ergibt.
-
MATERIALIEN UND METHODEN
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Plasmide:
Das Plasmid pSub201 (Samulski et al. (1989) J. Virol. 63: 3822–28) wurde
mit XbaI gespalten, um nahezu das gesamte AAV-Genom zu entfernen,
was nur die terminalen Wiederholungen zurückließ. Eine CMV-Promotor-lacZ-Gen-SV40-polyA-Signalkassette
wurde aus Plasmid pHCL (Kaplitt et al. (1991) Mol. Cell. Neurosci.
2: 320–30)
durch Spaltung mit SpeI und XbaI isoliert, und diese wurde in XbaI-gespaltenes pSub201
inseriert, umd pAAVlac zu erzeugen. Ein zweites Plasmid (pAAV-CMV-polyA)
wurde durch Spaltung von pAAVlac mit HindIII und XbaI erzeugt, um
das lacZ-Gen und das polyA-Signal zu entfernen, gefolgt durch die
Insertion eines HindIII-XbaI-Fragments aus pREP4 (Invitrogen), welches
einen Polylinker und ein SV40-polyA-Signal enthielt. Dieses Plasmid
wurde anschließend
mit HindIII und BamHI gespalten, gefolgt von der Insertion einer
humanen Tyrosinhydroxylase(hTH)-cDNA (O'Malley et al. (1987) Biochemistry 26:
6910–14),
um pAAVth zu erzeugen.
-
Erzeugen
von defekten viralen Vektoren: Um AAV-Vektoren zu erzeugen, wurden
Plasmide (pAAVlac oder pAAVth) über
das Calciumphosphatverfahren (Graham et al. (1973) Virology 52:
496–67)
in 293T-Zellen transfiziert, eine Variante der 293-Zellen (Graham
et al. (1977) J. Gen. Virol. 36: 59–74) (bezogen von D. Baltimore),
welche konstitutiv sowohl das Adenovirus-E1a-Protein, als auch das
SV40-T-Antigen exprimieren.
Die Vektorplasmide wurden zusammen mit dem Helferplasmid pAd8 kotransfiziert,
welches die nötigen
Replikations- und Strukturproteine bereitstellt. Am nächsten Tag
wurden die Zellen mit dem Adenovirusstamm dl309 infiziert (Jones
und Shenk (1978) Cell 13: 181–88)
(bezogen von Thomas Shenk, Princeton University). Nach der vollständigen zytopathischen
Wirkung wurde das Virus durch mehrfache Einfrier/Auftau-Zyklen geerntet. Die
viralen Stämme
wurden anschließend
für 30
Minuten auf 56°C
erhitzt, um restliches Adenovirus zu inaktivieren (Samulski et al.
1989). Die Vektortiter wurden durch einen histochemischen Assay
für X-gal
(Kaplitt et al. (1991) Mol. Cell. Neurosci. 2: 320–30) oder
durch immunzytochemische Identifikation der hTH-Expression in 293T-Zellen, welche mit
seriellen Verdünnungen
des Vektorstamms infiziert waren, unter Verwendung eines monoklonalen
Anti-hTH-Antikörpers
(Boehringer Mannheim) und des ABC-Elite-Detection-Systems (Vector Labs)
erhalten.
-
Immunozytochemie
und X-Gal-Histochemie: Für
eine Analyse von Gehirnschnitten von Tieren, welche mit AAVlac injiziert
wurden, wurden die Gewebe durch eine interkardiale Perfusion mit
2% Paraformaldehyd/5 mM EGTA/2 mM MgCl2 in
0,1 M HEPES (pH-Wert 7,3) fixiert. Das Hinzufügen von EGTA beseitigt irgendwelche
Hintergrundfärbung
aufgrund von endogenen zellulären
Enzymen. Gewebekulturzellen wurden mit 2% Formaldehyd/0,2% Glutaraldehyd
in PBS (pH-Wert 7,2) fixiert. Die X-gal-Histochemie zum Nachweis
der β-Galactosidase-Expression wurde
wie zuvor beschrieben durchgeführt.
-
In
Situ PCR: Gehirnschnitte wurden für 1 Stunde in Detergenspuffer
(0,01% Natriumdesoxycholat/0,02% NP-40 in PBS) gebracht. Nach dem
PBS-Waschschritt wurden die Schnitte in Alkohol dehydriert, und 200 μl PCR-Reaktionspuffer
wurden zu jedem Objektträger
hinzugefügt
(PCR-Reaktionspuffer: 1 × PCR-Puffer/1 μM von jedem
Primer/1 M MgCl2/10 μl Digoxigenin-dUTP (Boehringer)).
Die für
das lacZ-Gen spezifischen Primer sind wie folgt:
N-terminal – 5' nach 3'CCGACTGATGCCTTCTGAACAA
(SEQ ID NR: 1) (als lacZ 182 bezeichnet). Der strangabwärts gerichtete
Primer, wiederum 5' nach
3'GACGACAGTATCGGCCTCAGGA
(SEQ ID NR: 2) (lacZ 560).
-
Die
Objektträger
wurden eingedeckt, und die Deckgläser wurden auf einer Seite
mit Nagellack verankert. Die Objektträger wurden auf Aluminiumfolie
auf den Block eines Thermocyclers gebracht, und die Temperatur wurde
auf 82°C
angehoben. Die Deckgläser
wurden angehoben, 2 μl
Enzymgemisch (1 × PCR-Puffer/2U/ml Taq)
wurden zu jedem Objektträger
hinzugefügt,
und die Deckgläser
wurden aufgelegt. Die Objektträger
wurden mit Mineralöl
bedeckt, und das folgende Profil wurde angewendet: 35 Zyklen mit
2 Minuten 55°C,
2 Minuten 72°C,
2 Minuten 94°C.
Die Objektträger
wurden in Xylen gelegt, um das Mineralöl zu entfernen, und die Schnitte
wurden rehydriert. Das PCR-Produkt wurde in situ mit einem alkalische
Phosphatase markierten Anti-Digoxigenin-Antikörper gemäß den Anweisungen des Herstellers
nachgewiesen.
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Tiere
und Gewebepräparation:
Männliche
Sprague-Dawley-Ratten wurden in allen Studien verwendet. Die Tiere
wurden gemäß den NIH-Richtlinien
zur Tierhaltung und Verwendung behandelt. Für operative Verfahren wurden
die Tiere mit einem Gemisch aus Enfluran und NO2 anästhesiert.
Eine stereotaktische Mikroinjektion wurde für alle Hirnregioninjektionen
verwendet, und die Koordinaten wurden gemäß dem Atlas von Paxinos und
Watson, The Rat Brain in Stereotaxic Coordinates, (Academic Press,
Sydney, Australien: 1982) bestimmt. Das Gewebe für die Immunzytochemie wurde
entfernt und schnell in Einbettungsmedium eingefroren. 5 μm Schnitte
wurden mit einem Kryostat hergestellt, und die Schnitte wurden in
gepuffertem Formalin fixiert. Das Gewebe für die X-gal-Histochemie wurde
wie oben beschrieben hergestellt.
-
Unilaterale
Läsionierung
der Substantia Nigra: Unilaterale Läsionen der Nigra wurden unter
Verwendung des Verfahrens von Perese et al. (1989) Brain Res. 494:
285–93
erzeugt, wie kürzlich
beschrieben, During et al. (1992) Exp. Neurol. 115: 193–99. In
Kürze,
männliche
Sprague-Dawley-Ratten, 290–310
Gramm, wurden mit Xylazin/Ketamin anästhesiert und in einen stereotaktischen
Kopf-Rahmen gebracht. Der Schädel wurde
freigelegt, und Bohrlöcher
wurden über
der linken Substantia nigra gebohrt, Lambda +3,5, L 2,15. Frisch hergestelltes
6-Hydroxydopamin
(4 mg in 2 ml 0,1% Ascorbinsäure
in PBS) wurde in eine Hamilton-Spritze geladen, welche in zwei Stellen über 2 Minuten
eingesenkt wurde. Die Koordinaten der medialen Stelle betrugen lateral
1,9 und ventral 7,1 mm, wobei die Nadelschräge rostral zeigte, während die
laterale Stelle 2,3 mm lateral und 6,8 mm in der dorsalen ventralen
Ebene liegt, wobei die Nadelschräge
lateral orientiert ist (Graham et al. (1977) J. Gen. Virol. 36:
59–74).
An jeder Stelle wurden 2 ml über
5 Minuten injiziert, und die Nadel wurde für weitere 5 Minuten an der
Stelle gelassen, bevor sie über
weitere 5 Minuten herausgezogen wurde.
-
Verhaltenstest:
Ratten wurden 10–16
Tage nach den 6-OHDA-Injektionen getestet. Sie wurden in ein halbkugelförmiges Rotameter
gebracht, und die Gesamtanzahl der vollständigen Körperdrehungen wurde von 15–20 Minuten
nach der Verabreichung von Apomorphin (1 mg/kg) aufgenommen, wie
von Heft et al. (1980), Brain Res., 195: 123–27 beschrieben. Ein Minimum
von drei Tests, welche durch mindestens 2 Wochen getrennt waren,
wurde verwendet, um eine basale Rotationsgeschwindigkeit zu erzeugen.
Tiere, welche durchgängig
ein stabiles (weniger als 25% Variation) asymmetrisches Rotationsverhalten
von mehr als 10 Drehungen pro Minute aufwiesen, wurden zufällig für entweder
eine AAVlac- oder eine AAVth-Injektion ausgewählt.
-
Stereotaktische
Injektion von AAVlac oder AAVth in 6-OHDA-läsionierte Ratten: Ratten, welche
die oben erwähnten
Verhaltenskriterien einer nahezu vollständigen Läsion erfüllten, wurden mit Ketamin/Xylazin (70
mg/7 mg pro kg) anästhesiert
und in einen stereotaktischen Kopf-Rahmen gebracht. Der Schädel wurde freigelegt,
und Löcher
wurden über
dem denervierten Striatum (links) an den Paxinos & Watson Koordinaten AP
0,2, L 2,6 und AP 1,5, L 2,0 und L 3,0 gebohrt. Entweder wurde AAVlac
oder AAVth langsam unter Verwendung einer Hamilton-Spritze in jede der
drei Stellen mit einer DV-Tiefe von 5 mm injiziert. Jedes Injektionsvolumen
betrug 2 ml. Die Ratten wurden auf Apomorphin induziertes Rotationsverhalten
einen oder zwei Monate nach der Operation getestet.
-
TH,
NF und GFAP-Immunzytochemie: Für
eine immunhistochemische (IHC) Analyse von Gehirnschnitten, wurden
Ratten mit Chloralhydrat tief anästhesiert,
und es folgte ein interkardiale Perfusion mit IM PBS (pH-Wert =
7,3), gefolgt von 4% Paraformaldehyd (PF). Die Gehirne wurden entfernt
und in 4% PF nachfixiert (3–4
Stunden), gefolgt von aufsteigenden Saccharoselösungen (10/15/30% in PBS) als
Gefrierschutzmittel. Die Schnitte (7–30 mm) wurden in einem Kryostaten
(Reichert-Jung) geschnitten und auf Polylysin beschichtete Objektträger gebracht.
Wir verwendeten ein Doppelmarkierungsprotokoll für den gemeinsamen Nachweis
von TH-positiven Zellen in spezifisch neuronalen oder glialen Subpopulationen.
Die Schnitte wurden anfänglich
in Blockierungspuffer inkubiert (5% Ziegenserum (GS)/5% normales
Pferdeserum (NHS) in 1 M Phosphat gepufferter Salzlösung (PBS)).
Die Schnitte wurden anschließend
in primären
Antikörpern,
welche in Blockierungspuffer verdünnt waren (Maus-Anti-TH [Boehringer
Mannheim, 1:200], Maus-Anti-NF [Sigma, 1:400], Kaninchen-Anti-TH
[Chemicon International, 1:3000], Kaninchen-Anti-GFAP [überlassen
vom Department of Pathology, Memorial Hospital, 1:800]), bei Raumtemperatur
(2–4 Stunden)
inkubiert, in Blockierungspuffer gespült und in zweiten Antikörpern (Maus-Anti-Texas
Rot [Vektor, 1:75] oder biotinylierter Kaninchen-Anti-IgG [Vektor,
1:400]) bei Raumtemperatur (1 Stunde) inkubiert. Die Schnitte wurden
in PBS gewaschen und bei Raumtemperatur (1 Stunde) in Avidin-Neutralite
FITC [Molecular Probes Inc., 1:400] inkubiert. Die Objektträger wurden
mit PBS/Glycerin (0,05:1) eingedeckt und bei –20°C gelagert.
-
Beispiel 1
-
Erzeugung eines adeno-assoziierten Virus(AAV)-Vektor
für einen
Gentransfer in das Gehirn.
-
Das
bakterielle lacZ-Gen wurde in das Plasmid psub201 (Samulski et al.
(1989) J. Virol. 63: 3822–28) zwischen
die Enden des AAV-Genoms inseriert. Diese Enden enthalten die Erkennungssignale
für eine
Spaltung und Verpackung in einem AAV-Vektor. Das lacZ-Gen kodiert das bakterielle
Enzym β-Galactosidase,
welches ein unlösliches
blaues Präzipitat
bei einer Reaktion mit dem geeigneten Substrat herstellt. Der humane Cytomegalovirus(CMV)-Immediate-Early-Promotor
wurde verwendet, um die Genexpression zu steuern, und ein SV40-Polyadenylierungssignal
wurde strangabwärts
von dem lacZ-Gen platziert (1). Die
Zellen wurden mit pAAVlac und einem zweiten Plasmid, pAd8 (Samulski
et al. 1989), welches AAV-Strukturproteine
bereitstellt, aber welchem die AAV-Enden fehlen und welches daher
nicht in das Virus verpackt werden kann, transfiziert. Kotransfizierte
Zellen wurden anschließend
mit Adenovirus Typ 5 (Jones und Shenk (1978) Cell 13: 181–188) infiziert,
um die restliche Replikations- und Verpackungsmaschinerie bereitzustellen
(2). Der sich ergebende Stamm bestand aus verpackten
AAV-lac-Vektoren
(AAVlac) und Nachkommen-Helferadenovirus, das Helfervirus wurde
anschließend
durch Erhitzen bei 56°C
für 30
Minuten beseitigt. Die vollständige Beseitigung
des Adenovirus wurde durch die Unfähigkeit bestätigt, irgendwelche
viralen Plaques in kultivierten Zellen 1 Woche nach einer Infektion
mit diesem vira len Stamm nachzuweisen. AAV-Vektoren wurden anschließend durch
Infektion von kultivierten 293-Zellen, histochemischem Färben der β-Galactosidase-Expression und Zählen von
blauen Zellen getitert. Es gab keinen Unterschied in der Anzahl
der Zellen, welche 1 und 5 Tage nach der Infektion beobachtet wurden,
was eine Abwesenheit einer Vektorreplikation und -ausbreitung zeigt.
Wenn das Verfahren unter Verwendung eines lacZ-Plasmids ohne die
AAV-Erkennungssignale
wiederholt wurde, wurden keine positiven Zellen nach einer Infektion
mit dem sich ergebenden Stamm beobachtet. Dies weist darauf hin,
dass das lacZ-Gen in ein AAV-Virus verpackt wurde, welches nicht
zur autonomen Replikation in der Lage war, während restliches Adenovirus
vollständig
beseitigt war.
-
Beispiel 2
-
AAV-Vektoren können ein fremdes Gen in das
adulte Rattengehirn transferieren und stabil exprimieren
-
AAVlac
wurde stereotaktisch in verschiedene Regionen des adulten Rattengehirns
mikroinjiziert, einschließlich
des Nucleus caudatus, der Amygdala, des Striatums und des Hippocampus.
Die Tiere wurden anfänglich
zwischen 1 und 3 Tagen nach der Injektion getötet, und Schnitte wurden für eine X-gal-Histochemie verarbeitet.
Positive Zellen wurden innerhalb jeder Region gezeigt. Die Wirksamkeit
des Gentransfers in das Gehirn erschien mindestens gleich zu dem
zuvor mit HSV- oder Adenovirusvektoren beobachteten zu sein.
-
Um
die Langzeitstabilität
des AAV-Gentransfers und die Expression innerhalb des Säugergehirns
zu analysieren, wurden Tiere in den Nucleus caudatus mit AAVlac
injiziert und 2–3
Monate nach der Operation getötet.
Zuerst wurde die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) für eine Verwendung
in Gehirnschnitten angepasst, um eine Amplifikation und Sichtbarmachung
der viralen Vektor-DNA in situ zu erlauben. Siehe Nuovo et al. (1991)
Am. J. Pathol. 139: 1239–44;
Nuovo et al. (1993) PCR Meth, 2: 305–12; Flotte et al. (1993) Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 90: 10613–17.
-
Es
wurden zahlreiche Zellen innerhalb des Gehirns nachgewiesen, welche
das bakterielle lacZ-Gen nach 2 Monaten behielten. Es gab keine
Färbung
auf der gegenüberliegenden
Seite der Gehirnschnitte oder in Schnitten, welche ohne Taq-Polymerase verarbeitet
wurden, und positive Zellen waren ebenfalls in Gehirnen abwesend,
welche nur mit Adenovirus injiziert wurden. Zusätzliche Tiere wurden anschließend getötet, und
die Schnitte wurden für
eine X-gal-Histochemie verarbeitet (siehe Kaplitt et al. (1991)
Mol. Cell. Neurosci. 2: 320–30),
um Zellen zu identifizieren, welche funktionelle β-Galactosidase
enthielten. Positive Zellen wurden innerhalb der injizierten Regionen
des Nucleus caudatus bis zu 3 Monaten nach der Vektorinjektion identifiziert.
Zu keinem Zeitpunkt wurden Verhaltens- oder physiologische Abweichungen
innerhalb der Tierindividuen nachgewiesen, und die Gehirnschnitte
zeigten keinen Beleg einer Pathologie, welche sich aus dem AAV-Gentransfer ergab.
-
Beispiel 3
-
Der AAV-Vektor ergibt eine Expression
von Tyrosinhydroxylase im Nucleus caudatus von 6-OHDA-läsionierten Ratten
-
Die
Parkinson Krankheit (PD) ist eine neurodegenerative Störung, welche
durch den Verlust von nigrostriatalen Bahnen gekennzeichnet ist,
und ist verantwortlich für
Behandlungen, welche die dopaminerge Transmission im Caudatus putamen
unterstützen.
(Yahr und Bergmann, Parkinson's
Disease (Raven Press, 1987), Yahr et al. (1969) Arch. Neurol. 21:
343–54).
In Versuchstieren induzieren genetisch modifizierte Zellen, welche
Tyrosinhydroxylase exprimieren und dadurch Dihydroxyphenylalanin
(L-Dopa) synthetisieren, eine Verhaltensbesserung in Nagetiermodellen
der PD. (Wolff et al. (1989) PNAS (USA) 86: 9011–14; Freed et al. (1990) Arch.
Neurol. 47: 505–12;
Jiao et al. (1993) Nature 262:4505). Ein alternativer Ansatz ist
der des direkten in vivo Gentransfers in somatische Zellen, wodurch
die intrinsischen Zellen des Neostriatums in L-Dopa herstellende
Zellen durch Transduktion mit einem Vektor, welcher TH exprimiert,
umgewandelt werden. Ein HSV-1-Vektor, welcher TH exprimiert, zeigte,
dass dieser Ansatz eine brauchbare Alternative zur Gewebstransplantation
darstellen kann. (During et al. (1992) Soc. Neurosci Abstr. 18:
331–8).
HSV-1-Vektoren weisen jedoch derzeit mehrere Beschränkungen
auf, wie oben beschrieben wurde. Um einen Vektor zu erzeugen, welcher
einen therapeutischen Nutzen für
humane PD-Patienten aufweisen kann, inserierten wir eine humane TH-cDNA
(Form II) (O'Malley
et al. Biochemistry 26: 6910–14)
in unseren AAV-Vektor (AAVth). AAVth wurde verpackt, und das Helfervirus
wurde wie für
AAVlac oben beschrieben, beseitigt.
-
Unilaterale
6-Hydroxydopamin-Läsionen
der Substantia nigra wurden verwendet, um ein etabliertes Nagetiermodell
für PD
zu erzeugen. In diesem Modell führt
die Asymmetrie, welche durch unterschiedliche postsynaptische Rezeptorempfindlichkeiten
zwischen dem denervierten und intaktem Striatum verursacht wird,
zu einem Rotationsverhalten, welches einer systemischen Verabreichung
von dopaminergen Mitteln, wie Apomorphin, folgt (Heft et al. (1980)
Brain Res. 195: 123–7).
Die Geschwindigkeit der asymmetrischen Rotation steht direkt in
Bezug zur Schwere des striatalen Dopamindefizits, und dieses Modell
weist eine prädiktive Fähigkeit
beim Definieren von Behandlungen auf, welche eine therapeutische
Wirksamkeit bei PD aufweisen (Freed et al. (1987) Ann. Neurol. 8:
510–19;
Hargraves et al. (1987) Life Sci. 40: 959–66). Die läsionierten Ratten wurden alle
zwei Wochen mit einem Minimum von drei Gelegenheiten auf Apomorphin
induzierte Rotation getestet, und die Tiere, welche die Verhaltenskriterien
von > 95% Läsionswirksamkeit
(> 10 Rotationen/Minuten)
erfüllten,
wurden identifiziert (Hefti et al. 1980). Das AAVth- oder AAVlac-Virus
oder der Träger
alleine (Phosphat gepufferte Salzlösung, [PBS]), wurden durch
stereotaktische Injektion dem denervierten Striatum zugeführt. Die
Tiere wurden auf eine Apomorphin induzierte asymmetrische Rotation
nach 2, 4 und 9 Wochen getestet. Das Rotationsverhalten der AAVlac-injizierten
Tiere war ähnlich
zu dem der PBS-injizierten Tiere. Im Gegensatz dazu zeigten die
AAVth-injizierten Tiere eine erhebliche Verhaltensbesserung ( 3),
verglichen zu den AAVlac- oder PBS-injizierten Gruppen (Kontrollgruppen).
Die durchschnittliche Verhaltensbesserung, welche durch AAVth verursacht
wurde, betrug 31 ± 6%
4 Wochen und wurde bei 32 + 3% 9 Wochen (P < 0,01) nach der Injektion gehalten.
-
Um
die viral kodierte TH-Genexpression nach einer Transduktion mit
AAVth zu untersuchen, wurden Tiere zu Zeitpunkten analysiert, die
von 24 Stunden bis 7 Monate nach der Injektion reichten. Die Expression des
TH durch den AAV-Vektor wurde unter Verwendung von Immunzytochemie
mit einem monoklonalen Maus-Anti-TH-Antikörper nachgewiesen.
Obwohl dieser Antikörper
nicht zwischen dem Ratten- und menschlichen Protein unterscheidet,
wird TH nicht innerhalb entweder der intrinsischen Neurone oder
der Glia des Rattenstriatums exprimiert (Chatterjee et al. (1992)
Science 258: 1485–88).
Weiterhin ist eine endogene TH-Immunreaktivität (TH-IR)
innerhalb des Striatums auf die afferenten dopaminergen Fasern in
unläsionierten
Tieren beschränkt
und fehlt im vollständig
denervierten Striatum. In beiden, der Kontrolle und den AAVlac-injizierten
Ratten trat keine striatale TH-Immunreaktivität (TH-IR) auf der denervierten
Seite auf. Im Gegensatz dazu waren in den denervierten Striata,
welche mit AAVth injiziert waren, zahlreiche TH-IR-Zellen um die Injektionsstelle
herum angesammelt und reichten bis zu 2 mm weg von der Injektion.
Die Mehrheit der Zellen innerhalb des Striatums schienen morphologisch
Neurone zu sein, und eine Doppelmarkierung mit sowohl dem monoklonalen
Anti-TH-Antikörper,
als auch einem Anti-Neurofilament-Antikörper bestätigten, dass eine wesentliche
Anzahl der intrinsischen striatalen Neurone immunreaktives TH de
novo exprimierten. Zusätzliche Schnitte
wurden anschließend
mit sowohl dem monoklonalen TH-Antikörper, als auch mit einem polyklonalen Kaninchen-Antikörper gegen
saures Gliafaserprotein (GFAP), einem Marker für Astrozyten und Oligodendrozyten,
doppelt markiert. Andere Schnitte wurden mit TH-Antikörper und
Antikörpern
für Glutaminsäuredecarboxylase
(GAD), einem Marker für
GABAerge Neurone, der vorherrschenden neuronalen Population des
Neostriatums, doppel markiert. Die Doppelmarkierung ergab, dass
die Mehrheit der TH-IR-Zellen immunreaktiv für GAD war, während ein
kleiner prozentualer Anteil der TH-IR-Zellen GFAP-positiv war. GABAere
Neurone bilden ungefähr
95% der intrinsischen striatalen Neuronpopulation, wobei Cholinacetyltransferase
(ChAT, cholinerge) positive Zellen den Rest ausmachen. Eine Doppelmarkierung
mit TH und ChAT ergab ebenfalls eine Expression von Vektorkodieretem
TH in striatalen cholinergen Neuronen.
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Der
Titer des AAVth-Stamms, welcher für diese in vivo Studien verwendet
wurde, betrug 5 × 106 infektiöse
Teilchen (i. p.)/ml. Daher würde
eine einzelne Injektion von 2 ml zu 10.000 positiven Zellen führen, wenn die
Wirksamkeit der Infektion 100% betragen würde, und jedes i. p. eine unterschiedliche
Zelle infizieren würde.
Da jedoch eine vorherige Infektion mit AAV eine nachfolgende Reinfektion,
oder dass mehrere Partikel dieselbe Zelle infizieren, in der direkten
Umgebung der Injektion nicht verhindert, könnten wir erwarten, dass Zellen
eine mehrfache Infektion aufweisen. Darüber hinaus könnte AAVth
ebenfalls Axone und Terminale infizieren und nach einem retrograden
Transport in den Zellkörperregionen
der striatalen Afferenten exprimiert werden (z. B. den überlebenden
nigralen Dopamin-Neuronen,
dem Kortex, dem Nucleus reticularis des Thalamus und im Raphe nucleus
dorsalis). In den AAVth-injizierten Tieren überstieg die Gesamtzahl der
striatalen Zellen, welche eine TH-IR enthielten, durchgängig 1000
für jede
der 2 ml-Injektionen,
was ein Minimum von 10% in vivo-Wirksamkeit nahe legt, was erheblich
größer ist,
als bisherige Beobachtungen unter Verwendung von defekten HSV-1-Vektoren (bei 2%).
Darüber
hinaus wurde die Menge der Expression ebenfalls zu Zeitpunkten im
Bereich von 3 Tagen bis 7 Monaten untersucht. Die Expression blieb
während
dieses 7-monatigen Zeitraums erhalten, obwohl die Menge der Expression
um ungefähr
50% absank.
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Weiterhin
gab es keine Zeichen von zytophatischen Wirkungen. Die einzigen
Veränderungen,
welche in den Kurzzeittieren (weniger als 1 Woche nach der Injektion
untersucht) beobachtet wurden, war eine leichte Nadelverletzung
an der Injektionsstelle, welche ähnlich
in PBS-injizierten und AAVlac-injizierten Tieren war. In den Langzeittieren
(mehr als zwei Monate) war der restliche Nadelverlauf nicht durchgängig sichtbar,
und es gab keinen Beleg für
irgendeine neuronale Verletzung oder eine reaktive Gliose. Es gab
ebenfalls keine Verhaltens- oder groben pathologischen Zeichen eines
Hirnschadens in irgendeinem Testindividuum.
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Beispiel 4
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Die Expression von zwei Genen
durch einen einzelnen AAV-Vektor führt zur de novo Synthese des
Neurotransmitters Dopamin
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Die
Dopaminsynthese wird von zwei Enzymen katalysiert, TH und aromatische
Säuredecarboxylase (AADC).
Die durch TH katalysierte Reaktion führt zur Synthese von L-Dopa,
und dies ist der geschwindigkeitsbegrenzende Schritt bei der Synthese
von Dopamin. Dopamin ergibt sich anschließend aus der Umwandlung von
L-Dopa durch AADC. Obwohl das Striatum keine Zellen enthält, welche
endogen TH herstellen, gibt es einen kleinen prozentualen Anteil
von striatalen Zellen, welche AADC herstellen. Daher tritt eine
Verhaltensbesserung in Tieren, welche mit AAVth (oder anderen Ansätzen unter
Verwendung von TH alleine) behandelt wurden, vermutlich sekundär zur Umwandlung
des sich ergebenden L-Dopa zu Dopamin durch endogene striatale AADC
auf. Da eine begrenzte Anzahl von Zellen AADC herstellt, ist es
jedoch möglich,
dass die Synthese von Dopamin durch eine Expression von sowohl TH,
als auch AADC in jeder transduzierten Zelle verstärkt werden
könnte.
Auf diese Weise würde
jede Zielzelle nach einem Gentransfer eine autonom Dopamin herstellende
Zelle werden. Derzeitige Belege legen in der Tat nahe, dass eine
Expression von beiden Genen im denervierten Striatum einer Expression
von TH alleine überlegen
sein kann (Kang, et al., 1993). Weiterhin trat die erheblichste
Verhaltensbesserung nach einer Zelltransplantation auf, wenn TH-exprimierende
Muskelzellen verwendet wurden (Jiao et al. 1993), und anders als
Fibroblasten aus früheren
Studien exprimieren Muskelzellen eine endogene AADC-Aktivität. Dies
legte nahe, dass die Erzeugung eines AAV-Vektors, welcher sowohl
TH, als auch AADC enthält,
nützlich
sein würde.
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Aufgrund
der Beschränkung
der Insertgrößen in AAV-Vektoren
waren mehrere Modifikationen nötig, um
einen Vektor zu erzeugen, welcher beide Gene enthielt. Zuerst wurde
das TH-Gen verkürzt,
wobei das 5'-Ende
beseitigt wurde. Für
ein Verkürzen
des TH-Gens wurde sogar gezeigt, dass es die enzymatische Aktivität aufgrund
der Entfernung einer aminoterminalen regulatorischen Domäne steigert.
(Walker et al. (1994) Bioch. Biophys. Acta 1206: 113–119). Daher
dient dies einem funktionellen Zweck, sowie dem Vergrößern des für andere
genetische Elemente verfügbaren
Raums. Zusätzlich
wurde ein kleines synthetisches Oligonukleotid, welches ein neuartiges
Epitop kodierte, an das 5'-Ende
des verkürzten
TH angeheftet. Diese neuartige Epitop, "Flag" genannt,
wird durch einen kommerziell verfügbaren monoklonalen Antikörper erkannt,
dies stellt einen unabhängigen
und eindeutigen Marker für
eine Expression von AAV-tranduzierter TH in vivo dar.
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Nach
dem Modifizieren der TH wurde das AADC-Gen in den Vektor inseriert.
Ein Erzeugen von zwei unabhängigen
Expressionseinheiten mit zwei Promotoren und zwei Polyadenylierungssignalen
hätte zu
einer so großen
Insertgröße geführt, dass
sie mit den Beschränkungen
des AAV-Vektors inkompatibel gewesen wäre. Daher wurde ein IRES-Element
zwischen die Flag-TH- und AADC-cDNAs inseriert. Die meisten eukaryotischen
mRNAs sind monocistronisch, sie enthalten einen einzelnen offenen
Leserahmen, und wenn die Translation eines Peptids gestoppt wird
und das Ribosom vom Transkript abfällt, kann eine zusätzliche
strangabwärts
gelegene Translations-Startstelle nicht verwendet werden. Wenn das
IRES-Element auf einer mRNA strangabwärts von einem Translations-Stoppcodon
anwesend ist, steuert es einen ribosomalen Wiedereintritt (Ghattas
et al. (1991) Mol. Cell. Biol. 11: 5848–5959), welcher die Initiation
der Translation am Start eines zweiten offenen Leserahmens erlaubt
(IRES = Interne Ribosomeneintrittsstelle). Auf diese Weise kann
eine eukaryotische bicistronische mRNA erzeugt werden, welche eine
Translation von zwei unterschiedlichen Peptiden durch eine einzelne
mRNA erlaubt (2). Daher könnte mit nur einem einzelnen
Promotor (CMV) und einem einzelnen mRNA-Polyadenylierungssignal
(SV40), welche die Expression eines einzelnen Transkripts steuern, die
Translation von sowohl den Flag-TH, als auch den AADC-Proteinen
innerhalb einer einzelnen Zelle auftreten, welche mit einem einzelnen
AAV-Vektor transduziert wurde.
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Nach
der Erzeugung des Plasmids AAV-Flag-TH/AADC, wurde jeder der unabhängigen Expressionsparameter
in Kultur getestet. Das Plasmid wurde in 293T-Zellen transfiziert, und dann wurden
am folgenden Tag das Substrat Tyrosin und ein essenzieller Kofaktor
(Tetrahydrobiopterin) zu dem Gewebekulturmedium von einigen dieser
Kulturen hinzugefügt.
Zum Vergleich wurden zusätzliche
Zellen mit dem Plasmid AAVlac transfiziert oder wurden Mock-transfiziert.
Proben des Mediums wurden 30 Minuten und 60 Minuten nach dem Hinzufügen der
Kofaktoren (oder der Mock-Behandlung) entnommen, und diese wurden
auf die Anwesenheit von Dopamin durch eine Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie
(HPLC) analysiert. Wie in 6 dargestellt
ist, wurden sehr große
Mengen Dopamin in den 293T-Zellen hergestellt, welche mit AAV-Flag-TH/AADC transfiziert
waren, in der Anwesenheit von beiden Kofaktoren. In ähnlich transfizierten
Zellen, denen die Kofaktoren fehlten, wurden kaum nachweisbare Mengen
von Dopamin hergestellt, während
AAVlac-transfizierte oder Mock-transfizierte Zellen überhaupt
keine Dopaminsynthese ergaben, selbst in der Anwesenheit von geeigneten
Kofaktoren. Dies zeigte, dass die 293T-Zellen unfähig waren,
die Dopaminsynthese endogen zu steuern, ein Einführen des bicistronischen Vektors
AAV-Flag-TH/AADC wandelte diese Zellen jedoch in Hochleistungs,
Kofaktor abhängige
Hersteller von Dopamin um. Abschließend sollte erwähnt werden,
dass diese Zellen anschließend
fixiert und mit dem monoklonalen Anti-Flag-Antikörper gefärbt wurden, und dies einen
hochspezifischen histochemischen Nachweis des Flag-Epitops ohne
Hintergrund ergab.
-
Die
Spezifität
und Funktion des bicistronischen AAV-Vektors wurde weiterhin in
kultivierten 293T-Zellen analysiert. Trotz der oben erwähnten Daten
war es noch möglich,
dass 293T-Zellen eine endogene AADC-Aktivität enthielten. Wenn dies richtig
war, dann würde
eine Expression von Flag-TH alleine ähnliche Daten ergeben, ohne
eine Translation des zweiten (AADC) offenen Leserahmens erreicht
zu haben. Um dies zu testen, wurde ein zusätzlicher Vektor erzeugt. AAVFlag-TH
enthält
ein monocistronisches Insert mit dem offenen Leserahmen für Flag-TH,
aber es fehlt sowohl die IRES-Sequenz, als auch der offene Leserahmen
für AADC.
293T-Zellen wurden anschließend
mit AAV-Flag-TH/AADC, AAVFlag-TH, AAVlac oder ohne Plasmid transfiziert.
Beide Kofaktoren wurden zu allen Kulturen am folgenden Tag hinzugefügt, und
anschließend
wurden Proben des Mediums auf sowohl L-Dopa, als auch Dopamin durch
eine HPLC getestet (Tabelle 1). Zellen, welche ohne Plasmid oder
mit AAVlac transifiziert waren, konnten keine nachweisbare Menge
von entweder L-Dopa oder Dopamin synthetisieren. Das Fehlen von
L-Dopa zeigte, dass 293T-Zellen keine endogene TH-Aktivität besitzen.
Weiterhin ergaben Zellen, welche mit AAVFlag-TH transfiziert waren,
sehr große
Mengen von L-Dopa, aber nicht nachweisbare Mengen von Dopamin. Dies
zeigt, dass 293T-Zellen auch keine AADC-Aktivität besitzen. Weiterhin weist
dies darauf hin, dass das verkürzte
TH hochaktiv ist, und das Hinzufügen
der 5'-Flag-Sequenz
die Enzymaktivität
nicht nachteilig beeinflusst. Schließlich stellten Zellen, welche mit
AAV-Flag-TH/AADC transifiziert waren, erhebliche Mengen L-Dopa her,
aber sehr große
Mengen von Dopamin. Wahrscheinlich ergab sich die geringere Menge
des L-Dopa in diesen Zellen, verglichen mit jenen, welche mit AAVFlag-TH
transfiziert waren, aufgrund der wirksamen Umwandlung von L-Dopa
zu Dopamin. Daher können
zwei Gene in einen einzelnen AAV-Vektor gebracht werden, und Techniken
wie eine Insertion einer dazwischenliegenden IRES-Sequenz kann zur
Translation von beiden Proteinprodukten führen. Diese Daten weisen ebenfalls
darauf hin, dass AAV-Vektoren eine Expression von mehreren, funktionell
aktiven Proteinen ergeben kann, welche bei der Produktion eines
einzelnen, biologisch aktiven Neurotransmitters synergetisch wirken
können.
Für das
Flag-Epitop wurde ebenfalls gezeigt, dass es einen spezifischen,
unabhängigen
Marker für
die AAV-abgeleitete
TH-Proteinherstellung darstellt, ohne die enzymatische TH-Aktivität nachteilig
zu beeinflussen. Tabelle 1. Freisetzung von L-Dopa und
Dopamin in das Kulturmedium von 293T-Zellen nach einer Plasmidtransfektion
| L-Dopa
(pg/ml) | Dopamin
(pg/ml) |
Blindprobe | < 40 | < 40 |
lacZ | < 40 | < 40 |
Flag-TH | 8200 | < 40 |
TH-AADC | 800 | 4050 |
-
Die
Kontrollen, welche mit pAAVlac transfiziert oder mit PBS Mock-transifiziert
waren, stellten keine nachweisbare Menge von entweder L-Dopa oder
Dopamin her, und daher enthielten alle mindestens diese Zellen keine
TH-Aktivität.
Nach einer Transfektion mit pAAV-FlagTH, welches nur Tyrosinhydroxylase
exprimiert, wurden erhebliche Mengen von L-Dopa hergestellt, aber
nichts davon wurde zu Dopamin umgewandelt. Dies zeigte, dass das
verkürzte
TH mit dem N-terminalen Flag-Epitop enzymatisch aktiv war, jedoch
enthalten die 293T-Zellen keine endogene AADC-Aktivität, daher
die Abwesenheit der Umwandlung zu Dopamin. Im Gegensatz dazu ergaben
die Zellen, welche mit dem bicistronischen Vektor pAAV-FlagTH-AADC transfiziert
waren, erhebliche Mengen L-Dopa, aber viel größere Mengen Dopamin. Dies zeigte,
dass das Flag-TH vollständig
aktiv beim Synthetisieren von L-Dopa war, aber dass funktionsfähiges AADC
ebenfalls von derselben mRNA translatiert wurde und dies viel des
L-Dopa zu Dopamin umwandelte. Daher wurden zwei Enzyme von einem einzigen
Vektor exprimiert, wodurch eine Zelle ohne endogene TH- oder AADC-Aktivität in eine
Dopamin-herstellende Zelle umgewandelt wurde.
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Beispiel 5
-
AAV-Vektor vermittelte Gentherapie
in einem Primatenmodell für
Parkinson Krankheit
-
Das
große
Potenzial des bicistronischen Vektors als ein therapeutisches Mittel
für Parkinson
Krankheit hat zum schnellen Beginn von Primatenstudien geführt. Das
Primatenmodell für
Parkinson Krankheit wird als der beste Standard für eine Überprüfung möglicher
Therapien vor dem Eintritt in klinische Studien am Menschen angesehen.
Dieses Modell wurde ursprünglich
aus der Beobachtung in den frühen
1980ern entwickelt, wo Gruppen von jüngeren Menschen eine neurodegenerative
Störung
entwickelten, welche auffallend ähnlich zur
ideopathischen Parkinson Krankheit war. Die Quelle dieser Störung wurde
auf die Verwendung einer Straßendroge
zurückverfolgt,
und es wurde gefunden, dass das spezifische verursachende Mittel
1-Methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetrahydropyridin (MPTP) war (Langston
(1985) Trends. Pharmacol. Sci. 6: 375–378). Als MPTP anschließend an
Primaten gegeben wurde, entwickelten die Tiere eine Parkinsonstörung, welche
zu einem Hauptmodell zum Testen von Anti-Parkinsonmitteln wurde.
Peripher verabreichtes MPTP wird die Blut-Hirn-Schranke durchqueren,
wobei es von Mo noaminoxidase B (MAO-B) zu MPP+ umgewandelt wird. Diese
Verbindung wird anschließend
selektiv innerhalb der dopaminergen Neurone der Substantia nigra über einen
energieabhängigen,
präsynaptischen
Aufnahmemechanismus konzentriert. Dies kann durch die Fähigkeit
von Neuromelanin, welches in nigralen Neuronen gefunden wurde, MPP+
zu binden, verstärkt
werden (D'Amato
et al. (1986) Science 231: 987–989).
MPP+ ist ein potentes Neurotoxin, welches letztendlich die Degeneration
von nigralen dopaminergen Neuronen und den Verlust des nigrostriatalen
Dopamin-Wegs verursacht, wie es in der Parkinson Krankheit beobachtet
wird. (Redmond et al. (1993) Ann. N. Y. Acad. Sci. 695: 258–266; Tipton
und Singer (1993) J. Neurochem. 61: 1191–1206).
-
Frühe Studien,
die in MPTP-Primaten begonnen wurden, wurden entworfen, um die Sicherheit
des AAV-Systems in Primaten zu testen und Information bezüglich der
potenziellen therapeutischen Wirksamkeit von AAV-Flag-TH/AADC für die Parkinson
Krankheit zu erhalten. Die anfängliche
Studie setzte eine kleine Anzahl von Tieren mit nur mäßigen nigralen
Läsionen
ein und wurde entworfen, um zu bestimmen, ob AAV-Vektoren Gene in
das adulte Primatengehirn transferieren können, und ob eine Dopamintransmission
im Striatum unter Verwendung des bicistronischen Vektors verstärkt werden
könnte.
Gereinigter Vektor wurde stereotaktisch unilateral in das Striatum
von MPTP-behandelten Primaten injiziert, und die Testindividuen
wurden anschließend
entweder 10 Tage oder 4,5 Monate nach der Injektion getötet. Gewebeschnitte
wurden auf eine Flag-lmmunreaktivität analysiert, und zahlreiche
positive Zellen wurden in mehreren Schnitten aus dem injizierten
Striatum in sowohl Kurz-, als auch Langzeitindividuen gezeigt, während Schnitte
von der nicht injizierten Seite vollständig negativ waren. Die Mehrheit
der positiven Zellen schienen morphologisch Neurone zu sein. Dies
zeigte zum ersten Mal, dass AAV-Vektoren erfolgreich Gene in das
Primatengehirn transferieren konnten (During et al. (1994) Abstr.
Soc. Neurosci. 20:1465).
-
Eine
biochemische Analyse der Gewebeproben von behandelten Primaten wies
weiterhin darauf hin, dass der Vektor einen Anstieg des striatalen
Dopamins verursachte (During et al. (1994)). Zum Beispiel betrug in
einem Individuum, welches 10 Tage nach der Behandlung getötet wurde,
die Menge des Dopamins aus einer striatalen Gewebeprobe nahe der
Stelle der AAV-Injektion 18,93 ng/mg Protein. Eine äquivalente
Gewebeprobe von dem nicht injizierten, kontralateralen Striatum
ergab eine Dopaminmenge von 7,97 ng/mg Protein. Gewebeproben von
distalen Stellen auf den injizierten und nicht injizierten Seiten
führten
jeweils zu Dopaminmengen von 2,48 ng/mg und 2,27 ng/mg. Da peripher
verabreichtes MPTP bilateral zu annähernd gleichen Läsionen der
Substantia nigra führen
sollte, legt der nahezu 140% Anstieg der Dopaminmengen in dem injizierten Striatum
verglichen mit der unbehandelten Seite nahe, dass der AAV-Vektor
zu einer Expression von funktionell aktiven Enzymen führte.
-
Eine
zweite Studie setzte schwerer läsionierte
Primaten ein, um zu bestimmen, ob es ein therapeutisches Potenzial
für AAV-Flag-TH/AADC
gibt. Die Individuen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei die
behandelte Gruppe AAV-Flag-TH/AADC erhielt und die Kontrollen AAVlac
erhielten. Alle Tiere erhielten bilaterale stereotaktische Injektionen,
wobei dasselbe Virus in das Striatum auf beiden Seiten des Gehirns
infundiert wurde. Die Individuen wurden anschließend für 2,5 Monate nach der Operation
beobachtet. Die Beobachtungen legen nahe, dass der bicistronische
Vektor zu einer anhaltenden Verbesserung des Parkinson-Verhaltens
führte
(During et al. (1994)). Pflegepersonal, das den Behandlungsstatus
des Tieres nicht kannte (engl.: "blinded caretakers"), berichtete in
den monatlichen Bewertungen über
nahezu keine Veränderung
im Verhalten der Tiere, welche nachfolgend bestimmt wurden, Kontrollen
gewesen zu sein, während
die Antwort bei behandelten Individuen von einer mäßigen Verbesserung
bis zu einer erheblichen Besserung der Funktion variierte. Die meisten
Tiere begannen die Studie unfähig,
wobei sie die meiste Zeit mit dem Gesicht nach unten verbrachten und
Hilfe benötigten,
um zu fressen und sich selbst zu pflegen. Berichte weisen darauf
hin, dass Verbesserungen in den behandelten Tieren in einigen Fällen zu
einer verminderten Zeit führten,
die mit dem Gesicht nach unten verbracht wurde, und zu einer Besserung
der Fähigkeit,
zu fressen und sich selbst zu pflegen. Diese verblindeten Beobachtungen
legen nahe, dass AAV-Vektoren zu einer Verhaltensbesserung von Parkinson-Primaten
führen
können.
Es sollte ebenfalls erwähnt
werden, dass es in beiden Primatenstudien keine Verhaltens- oder
histologischen Belege für
eine Toxizität
aufgrund des AAV-Vektors gab. Alle Daten weisen darauf hin, dass
eine sichere Langzeitverbesserung von menschlichen neurologischen
Erkrankungen über eine
genetische Modifikation von adulten Gehirnzellen in vivo unter Verwendung
von AAV-Vektoren möglich sein
kann.
-
Beispiel 6
-
Eine Expression eines Wachstumsfaktors
durch einen AAV-Vektor kann eine Besserung der Funktion nach neuronalen
Läsionen
ergeben
-
Ein
zusätzlicher
AAV-Vektor wurde als alternativer Ansatz zu der Behandlung der Parkinson
Krankheit entwickelt. Bislang konzentrierte sich die Mehrheit der
therapeutischen Strategien für
PD auf das Anheben der striatalen Dopaminmengen. Obwohl eine Verhaltensbesserung
in Tiermodellen wiederholt gezeigt wurde, stellt dies keine Heilung
der Erkrankung dar, sondern eher eine symptomatische Linderung.
Die neuronale Degeneration in der Substantia nigra ist das pathologische
Ergebnis des Krankheitsverlaufs, und ein Fortschreiten der Neurodegeneration
wird nicht durch Anheben des striatalen Dopamins verändert. Kürzlich haben
jedoch mehrere Berichte bestimmt, dass Wachstumsfaktoren, wie der
Glia-abgeleitete
neurotrophe Faktor (GDNF) schützend
und trophisch für
Neurone der Substantia nigra sein können (Lin et al. (1993) Science
260: 1130–1132). Daher
wurde ein AAV-Vektor erzeugt, welcher die cDNA für GDNF unter der Kontrolle
des CMV-Promotors enthielt.
-
Ratten
wurden mit 6-OHDA läsionert
und erhielten nachfolgend Injektionen von AAVgdnf, AAVlac oder Salzlösung in
die läsionierte
Substantia nigra (During et al. (1994)). Nach mehreren Wochen wurde
die Dopaminfreisetzung in das Striatum auf der läsionierten Seite unter Verwendung
einer intrazerebralen Mikrodialyse bestimmt. Diese Technik erlaubt
das Beproben der lokalen Neurotransmitterfreisetzung innerhalb einer
spezifischen Gehirnregion von lebenden Tieren (During und Spencer
(1993) Lancet 341: 1607–1610).
Grundlinien-Dopaminmengen wur den dreimal beprobt, und es gab keinen
Unterschied zwischen den Gruppen. Die Tiere wurden anschließend mit
Kalium behandelt, welches eine Freisetzung von Dopamin aus den präsynaptischen
Terminalen induziert. Weder die AAVlac- noch die Salzlösung-behandelten
Tiere zeigten irgendeine Variation in der Dopaminfreisetzung zur
Grundlinie, was darauf hinweist, dass es wenige dopaminerge Terminelen
innerhalb des Striatums gab. Die mit AAVgdnf behandelte Gruppe ergab
jedoch einen erheblichen Anstieg in der Dopaminfreisetzung von 200%
(p < 0,05). Da
der AAV-Vektor nur das Gen für
einen Wachstumsfaktor enthielt, legt die Wiederherstellung der Kalium
induzierten Dopaminfreisetzung in das Striatum nahe, dass eine GDNF-Expression
entweder das erneute Wachstum von dopaminergen Neuronen in der Substantia
nigra, nach einer 6-OHDA-Behandlung schützte oder förderte.
-
Diese
Ergebnisse wurden weiterhin durch eine nachfolgende Verabreichung
von Nomifensin an die Tierindividuen unterstützt, nachdem die Dopaminmengen
in der AAVgdnf-Gruppe zur Grundlinie zurückkehrten. Nomifensin ist ein
Arzneimittel, welches die synaptischen Dopaminmengen durch Inhibieren
der Wiederaufnahme des Dopamins erhöht. Wiederum zeigten beide
Kontrollgruppen keine Änderung
in den Dopaminmengen in Antwort auf Nomifensin, während das
striatale Dopamin um 150% (p < 0,05)
in der mit AAVgdnf behandelten Gruppe anstieg. Zusammen zeigen diese
Daten, dass ein AAV-vermittelter Transfer eines Wachstumsfaktor-Gens dopaminerge
Eingänge
in das Striatum entweder schützen
oder wiederherstellen kann. Daher kann eine Gentherapie sowohl für die Linderung
der PD durch eine striatale Expression von synthetischen Enzymen
für Dopamin,
als auch für
eine Behandlung des zugrundeliegenden Krankheitsverlaufs durch Exprimieren
von Wachstumsfaktoren, welche dopaminerge Neurone schützen oder
regenerieren können,
geeignet sein. Die vorliegende Erfindung ist der erste Nachweis,
dass AAV-Vektoren sicher und wirksam ein fremdes Gen-Markergen (lacZ)
in das adulte Rattengehirn transferieren und exprimieren können. Weiterhin
wurde eine Stabilität
der viralen DNA und der lacZ-Expression innerhalb des Gehirns für mindestens
7 Monate ohne Nachweis einer Pathologie oder Toxizität beobachtet.
Eine Expression humaner Tyrosinhydroxylase (hTH) wurde sowohl in
Neuronen, als auch der Glia von Rattengehirnen gezeigt, welche zuvor
unilaterale 6-Hydroxydopamin(6-OHDA)-Läsionen in
der Substantia nigra erhielten. Diese Läsionen führen zu einem asymmetrischen (kontralateral
zur Seite der Läsion)
Rotationsverhalten, wenn die Ratten mit Apomorphin behandelt werden, und
dies wurde als Verhaltensmodell der Parkinson Krankheit (PD) verwendet.
Einer Vektorinjektion in den Nucleus caudatus folgend, wurde eine
Expression von hTH bis zu 7 Monate später gezeigt, und vorläufige Belege weisen
darauf hin, dass eine anhaltende Expression von hTH durch einen
AAV-Vektor das Rotationsverhalten nach einer 6-OHDA-Verabreichung
reduzieren kann.