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Verfahren zur Gewinnung von Spinnfasern aus Walspeck und ähnlichen
faserhaltigen Ausgangsstoffen Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Gewinnung von Spinnfasern aus dem Zellgewebe von Walspeck und ähnlichen Ausgangsstoffen.
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Das Verfahren besteht darin, daß der Walspeck oder ähnlich iu verarbeitendes
Gut durch weitgehende Zerkleinerung zunächst in einen Brei übergeführt, der Brei
zweckmäßig unter Zusatz von die Trennung von Öl,
Wasser und Zellge-webefasern
beschleunigenden und die Zellgewebefasern konservierenden festen oder flüssigen
Stoffen, wie Salze oder Alkohol, mittels eines Wärmeübertrag.ungsmittels, wie heißes
Wasser, oder indirekter Beheizung mit Dampf oder auch mittels direkten Dampfes auf
Temperaturen von etwa 3o bis 40 0 erwärmt und dann eine Trennung des hauptsächlich
aus Öl und Wasser bestehenden flüssigen Anteils von dem aus den Gewebefasern
bestehenden festen Anteil bei 4o' nicht #ibersteigenden Temperaturen, beispielsweise
durch Albsitzenlassen, Abpressen, Zentrifu-. gieren o.,dgl. oder eine Kombination
dieser Maßnahmen, vorgenommen wird.
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Es ist bekannt, daß das Specköl bei der Körpertemperatur des Wales
flüssig ist und im Walspeck flüssig in einem sehr en-gma:schigen Zellgewebe eingeschlossen
ist. Wird da# her der Walspeck so weit zerkleinert, daß die Zellgewebe weitestgehend
zerrissen und die Zellen geöffnet werden, so kann das Öl aus dem Walspeck
bei Temperaturen abgeschieden werden, die um die Körpertemperaturdes Wales herum
liegen. Auf -diese Weise werden die als Rückstand erhaltenen, Zellgewebefasern infolge
der angewendeten niedrigen'
Behandlungstemperatur in ihrer chemischen
Zusammensetzung und Struktur nicht nach-Z> teilig beeinflußt und können als Spinnfasern
benutzt werden.
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Wird der Walspeck dagegen, wie bisher, zwecks Gewinnung des öles längere
Zeit kocht oder zumindest höheren Temperaturen ausgesetzt, so werden die Zellgewebefasern,
vermutlich durch Koagulation der Eiweißstoffe, in ihrer chemischen Zusammensetzung
und Struktur stark verändert und verlieren ihre Spinnfähigkeit, so,daß sie keine
lohnende 'Verwendung mehr finden, sondern höchstensnoch als Viehfutter benutzt werden
können.
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Es ist zwar auch schon vorgeschlagen worden, zwecks Gewinnung von
Walöl aus Walfleisch das Walfleisch zu zerkleinern und die zerkleinerte Fleischmasse
dann unter Rühren auf Temperaturen von 35 bis 65' zu erhitzen, die
so behandelte Masse zwecks Entfernung des Öles und Wassers zu pressen und den erhaltenen
Rückstand durch Erhitzen auf höhere Temperaturen zu trocknen. Nach diesemVerfahren
lassen sich jedoch als Rückstan#d keine Spinnfasern mehr gewinnen, da bei den genannten
höheren Trockentemperaturen die Faserstoffe ihre Verspinnbarkeit verlieren, so daß
sie nur noch als Viehfutter benutzt wer-.den können. Selbstdie für die Ölabscheidung
benutzten Temperaturen sind, wenn sie über etwa 45' hinausgehen, für die Gewinnung
ver#spinnbarer Fasern schon zu hoch, da bei diesen Temperaturen die Faserstoffe
hart werden, miteinander verbacken und dann für das Verspinnen unbrauchbar 'werden.
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Zur Gewinnung von Öl aus stark wasserhaltigen Fischstoffen,
wie Fischleber und Walspeck, ist ferner schon vorgeschlagen worden, den zerkleinerten
Stoffen vor,dem ölabscheiden durch Pressen oder Zentrifugieren wasserbindende Stoffe,
wie Salze, zuzusetzen, wobei die Masse vor dem Pressen oder Zentrifugieren zweckmäßig
auf Temperaturen von etwa 6o' erhitzt oder sogar kurz aufgekocht wird.
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Zur Gewinnung von Lebertran ist ferner schon vorgeschlagen worden"den
fein zerkleinerten Lebern Wasser von anderem Salzgehalt als dem des in den Leberzellen
enthaltenen Wassers zuzusetzen, so daß die Leberzellen durch Osmose, aufgeschlossen
werden, und die Masse zwecks Abtrennundes Trans zu schleudern. - ZD Es ist
ferner auch ein Verfahren zur Ge-
winnung von Fetten oder ölen aus pflanzlichen
oder tierischen Rohstoffen bekannt, nach dem -den beispielsweise durch Vermahlen
zerkleinerten Rohstoffen Säuren oder saure Salze zugesetzf werden und die Masse
bei Aufrechterhaltung einer bestimmten Wasserstoffionenkonzentration einer Säuerung
bei Temperaturen unterworfen -#v-ird, bei denen die Fette oder Öle geschmolzen sind,
#vorauf das abgeschiedeneÖl abgetrenntwird.
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Zur Gewinnung von Tran und Ölen aus Lebern und anderen tierischen
Stoffen ist ferner schon vorgeschlagen worden, das zerkleinerte Gut mit warmem Wasser
zu vermischen, unmittelbar daratifzuzentrifugieren und bei dieser Maßnahme zwecks
weiterer Sprengung der Gewebezellen die Masse, zweckmäßig unter Zuleitung von Dampf,
zu erwärmen.
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Alle diese bekannten Verfahren, bei denen zwar zum Teil auch die Verfahrensmaßnahmen
benutzt werden, die für die erfindungsgemäße Herstellung der Spinnfasern Anwendung
finden sollen, befassen sich jedoch lediglich mit der öl- oder Fettabscheidung
aus dem zu verarbeitenden Gute, nicht aber mit der Gewinnung von Faserstoffen aus
dem Zellgewebe, für welchen Zweck die Behandlungstemperaturen nicht über etwa 401
hinausgehen dürfen, da sonst die anfallenden Gewebefasern ihre Verspinnbarkeit verlieren.
Auch ist die Verwendbarkeit der Zellge-,vebe für die Herstellung von verspinnbaren
Fasern bisher überhaupt nicht erkannt worden, vielmehr werden bei den bekannten
Verfahren die entölten Rückstände lediglich als Futter-oder Düngemittel benutzt.
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Das neue Verfahren wird nachstehend beispielsweise an Hand der Verarbeitung
von Walspeck näher beschrieben.
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- Der Walrückenspeck# der etwa 6o % öle
und Fette, etwa
15 "/, Zellgewebe und etwa 25 04 Wasser enthält, wird zunächst zu einem Brei
zerkleinert, so daß die Gewebezellen weitestgehend zerrissen und zerfasert werden.
Für diese Zerkleinerung kann mit Vorteil eine Zerkleinerungsrnaschine benutzt werden,
wie sie in den Patentschriften 641 018
und 642 920 beschrieben worden ist.
Der so erhaltene Speckbrei wird dann zweckmäßig unter Zusatz von die Trennung von
Öl, Wa-sser und Zellgewebefasern beschleunigenden und die Zellgewebefasern
gleichzeitig konservierenden Stoffen beispielsweise durch indirekten Dampf oder
ein Wärmeübertragungs,mittel, wie heißes Wasser, auf eine Temperatur von etwa 3o
bis 4o' angewärmt und dann mittels einer Pumpe in ein auf dieselbe Temperatur erwärmtes
Scheidegefäß gepumpt, in dem durch Absitzenlassen eine Scheidung der festen Stoffe
von den spezifisch leichteren, flüssigen Stoffen erfolgt und die flüssigen Stoffe
von den abgesetzten festen Stoffen abgezogen werden. Diese Behandlung kann so oft
als nötig wiederholt werden. Als Zusatzstoffe können in an sich bekannter Weise
z. B. Salze, wie Kochsalz oder Magnesiumsulfat, in festem oder gelöstem Zustande
oder andere wasserentziehende
Stoffe, wie Alkohol, benutzt werden.
Falls Kochsalz benutzt wird, so kann das beispielsweise in Form einer 251/oigen
wäßrigen Lösung angewendet werden. Die Menge der Zusatzstoffe richtet sich natürlich
nach dem jeweils zu verarbeitenden Ausgangsmaterial.
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Zuletzt wird die von Pett und Öl sowie Wasser größtenteils
befreite Zellgewebemasse durch Absitzenlassen oder Zentrifugieren oder Abpressen
o. dgl. oder durch eine Keinbination dieser Maßnahmen von den noch anhaftenden flüssigen
Bestandteilen befreit. Je nachden zu verarbeitenden Ausgangsstoffen können auch
die jeweils anzifwendenden. Behandlungstemperaturen von den genannten Temperaturen
sowohl nach oben als . nach unten hin etwas- abweichen.-An Stelle des Absitzenlassens
des hergestellten Breies bei der genannten Temperatur kann zur Beschleunigung des
Verfahrens der flüssige Anteil vom festen Anteil in an sich bekannter Weise auch
unmittelbar durch Zentrifugieren oder Abpressen oder eine Kombination dieser Maßnahmen
bei einer etwa 4o' nicht übersteigenden Temperatur getrennt werden. Der flüssige
Anteil wird dann für sich durch Zentrifugieren oder Absitzenlassen in Fett bzw.
Öl und Salzwasser getrennt, das dann für die Behandlung der nächsten Charge
wiederum benutzt werden kann.
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Gegebenenfalls kann das Verfahren auch in der Weise durchgeführt werden,
daß der hergestellte Speckbrei zunächst ohne Zusatz von Salzen oder Alkohol u. dgl.
auf etwa 30
bis 4o' en,#ärmt und durch Absitzenlassen oder Zentrifugieren
oder Abpressen die H.auptmen'ge des öles abgeschieden wird und daß dannerst der
hier--bei erhaltene Rückstand aus dem Zellgewebe der genannten Behan,dlung mit den
Zusatzstoffen zwecks weit8rer Abscheidung von Öl und Wasser unterworfen wird.
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Die in der genannten Weise gewonnenen Gewebefasern sind infolge der
durchgeführten konservierenden- Behandlung durchaus fäuinisbeständig, so daß sie
in dieser Form auch durch die Tropen transportiert werden können und das Verfahren
somit auch auf den schwimmenden Walkochereien durchgeführt werden kann. Auch das
gewonnene Öl ist infolge der Anwendungder genannten niedrigen Arbeitstemperaturen.
und der Vermeidung jeglichen Kochens so rein, daß es nach dem Zentrifugieren unbegrenzt
haltbar ist.
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' An Stelle der Verwendung des Verfahrens für die Verarbeitung
von Walspeck kann es in gleicher oder ähnlicher Weise auch zur Verarbeitung ähnlicher
Ausgangsstoffe, beispielsweise anderer Seesäugetiere (Seehunde u. dgl.), und insbesondere
auch zur - Verarbeitung der Walknochen ' die von stark sehnigen Massen
eingeschlossen sind, benutzt werden, so daß sich auch aus diesen verspinnbare Fasern
und als Nebenprodukt hochwertige Öle und Fette gewinnen lassen.