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Verfahren zur Gewinnung von Pentosen aus stark pentosanehaltigen Pflanzenteilen
Die Aufgabe, die in der Natur reichlich vorhandenen, stark pentosanehaltigen Pflanzenteile,
wie Samenhülsen, Stengel oder Laubholz, auf Pentosen zu verarbeiten, wurde in verschiedener
`'(leise zu lösen versucht. Man hat hochkonzentrierte Mineralsäure bei gewöhnlicher
Temperatur oder sehr verdünnte Mineralsäuren bei Siedetemperatur und darüber auf
jene Pflanzenstoffe einwirken lassen. Bei der Verwendung von stark verdünnten Mineralsäuren,
insbesondere 1 bis 5o/oiger Schwefelsäure, ging man von der Annahme aus, nur durch
eine möglichst niedrige Konzentration der Säuren den Aufwand daran niedrigzuhalten
und die chemische Reaktion auf ein Abspalten und Hydrolysieren der Pentösane beschränken
zu können. Man nahm dafür ziemlich lange Reaktionszeiten mit in Kauf. .
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Das gilt auch für das Verfahren einer älteren Erfindung, deren Gegenstand
die Herstellung von Furfurol aus pentosanehaltigen Rohstoffen ist. Dort werden in
einer ersten Stufe des Verfahrens die Pentosane in Lösung gebracht, indem man den
pflanzlichen Ausgangsstoff mit Wasser oder einer schwach sauer reagierenden wässerigen
Lösung kocht. Nach dem Ausführungsbeispiel soll man auf 1o kg Spreu ungefähr Zoo
Liter von etwa 0,5 normaler Schwefelsäure anwenden, d. i. eine a,5o/oige
Schwefelsäure. Es hat dich nun gezeigt, daß man bei der Konzentration der Mineralsäuren
wesentlich höher als bis 5% gehen kann, ohne daß die PeritQSen in der Lösung durch
die Säuren angegriffen werden, und daß der Aufwand an Säure dennoch niedrig bleibt,
weil man sie immer wieder von neuem benutzen kann. Es ist überraschend, daß man
beispielsweise aus Buchenholz o. dgl. mit einer Schwefelsäure von 3o0/, bei
95' C in glatter Reaktion fast nur Pentosen neben Essigsäure herauslöst.
Auch ist der verbleibende Teil des Holzes äußerlich so wenig verändert, daß er zur
Verwertung seines Cellulosegehaltes wie gewöhnlich weiterverarbeitet werden kann.
Ferner geht die Auflösung sehr viel rascher vonstatten als mit den sehr verdünnten
Säuren. Man kann mit 15 bis 3o°/oiger Schwefelsäure in 15 bis 5o Minuten Reaktionszeit
Lösungen erhalten, die über 10/0 Pentosen und Essigsäure in der verhältnismäßig
hohen Konzentration von 3 bis 4o/, enthalten.
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Zugleich mit der starken Beschleunigung der Reaktion erzielt man durch
die Anwendung der Säuren dieses Konzentrationsgebietes noch den Vorteil, daß die
so erhaltenen Pentosenlösungen sich besonders gut auf Furfurol verarbeiten lassen,
beispielsweise indem man sie unter Durchleiten von Wasserdampf zum Sieden- erhitzt.
Da aber die Umsetzung der Pentosen in-Furfurol nie ganz vollständig ist, so werden
die von der Furfuroldestillation
kommenden, noch pentosenhaltigen
Säuren wieder zurrt Aufschließen neuer Pflanzenteile verwendet, so daß sowohl die
Säuren als auch die Pentosen voll ausgenutzt werden können.
Zur Ausführung des Verfahrens kar4@r man 19e, |
der Verarbeitung von Buchenpelz rspiels<, |
weise wie folgt verfahren: Man .bring s zer- |
kleinerte Holz in säurefeste Gefäf @"ind-lä@ßt eine |
Säure, beispielsweise Schwefelsäure: =vö#l 30°;'o bei einer Temperatur von 9,5'C
auf das Holz einwirken. Dadurch gehen die Pentosane in Form von Pentosen in Lösung.
Setzt man das Herauslösen in einer Batterie systematisch fort, so kann man hohe
Konzentrationen an Pentosen erreichen. Die Lösungen werden bei einer geeigneten
Konzentration von beispielsweise 12 bis 15°/a in die Zersetzungsapparatur gebracht,
wo die Pentosen durch Erhitzen unter Durchleiten von Wasserdampf zu einem gewissen
Teil in Furfurol übergehen und dieses entfernt wird. Die zurückbleibende Lösung,
die dann noch ein Viertel bis ein Drittel der ursprünglichen Pentosenmenge enthält,
läuft in die Aufschließungsbatterie zurück und nimmt dort erneut Pentosen auf. Es
empfiehlt sich, zwischendurch unlösliche Nebenprodukte der Reaktion durch Filtrieren
der Säure zu beseitigen.
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Bei anderen Materialien, beispielsweise Bagasse, ist es zweckmäßig,
die Konzentration der Schwefelsäure niedriger anzusetzen, sie beispielsweise in
i5°,'oiger wässeriger Lösung zu verwenden.
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Man kann ferner beispielsweise aus Haferschalen die Pentosen in konzentrierter
Form durch Verwendung von 13°/ oiger Salzsäure bei 95 ° C in sehr rascher Reaktion
herauslösen. Man kann nach je 3o Minuten Einwirkungszeit pro Diffuseur die Lösungen
abziehen, dafür ein Gefäß aus der Batterie ausschalten und ein neues Gefäß mit frischem
Pflanzenmaterial hinzufügen. Diese durch Salzsäure erhaltenen Pentosenlösungen lassen
sich in bekannter Weise direkt auf trockene Pentosen verarbeiten, indem man die
Salzsäure durch Destillation entfernt. Wie in der Einleitung erwähnt ist, wurden
Säuren mittlerer Konzentration bis jetzt noch nicht zur Gewinnung der Pentosen verwendet.
Wohl aber wurden bei der Herstellung von Furfurol aus cellulosehaltigen Stoffen
Säuren ähnlicher Konzentration mit darauffolgender Einwirkung von Wasserdampf benutzt.
Die Neulieix der Erfindung wird dadurch nicht berührt. Wenn man überhaupt versucht
hätte, aus der Anwendung der Säuren in dem einen Falle auf ihre Verwendbarkeit im
anderen Falle einen Rückschluß zu ziehen, so würde man sich wohl gesagt haben, daß
eine Säurekonzentration, die zur unmittelbaren Herstellung von Furfurol dient, kaum
geeignet sein wird, die Pentosen unversehrt zu isolieren. Die vorherige Abtrennung
der Pentosen von den anderen, in den Pflanzenteilen vorhandenen Stoffen hat aber
für viele technische Verwendungszwecke, u. a. gerade auch für die Furfuroldarstellung,
den technischen Vorteil, daß die Produkte reiner sind und die Apparatur einfacher
ist, da man von den isolierten Pentosenlüsungen ausgehen kann.