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Verfahren zur Verarbeitung von industriellen Häute-und Fellabfällen
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Behandlung von industriellen, ungegerbten Häuteund Fellabfällen, d. h. von solchen, die bei allen an Rohhäuten durchgeführten, dem Gerbvorgang vorausgehende Arbeiten anfallen.
Es wurde bereits vorgeschlagen, derartige Abfälle als Düngemittel, zur Leimerzeugung, zur Herstellung von Abfalleder usw. zu benutzen. Alle diese Verwendungsarten sind jedoch gegenwärtig unwirtschaftlich, so dass die erwähnten Abfälle ein schwieriges Problem für die Industrie darstellen. Sie verfaulen rasch, so dass sie nicht gelagert werden können, und ihr Wassergehalt ist derart hoch, dass ihr Transport Schwierigkeiten mit sich bringt.
Weiterhin wurde schon vorgeschlagen, die Schlachthausabfälle einem Kochprozess zu unterwerfen, wobei dem Wasser vorteilhafterweise eine geringe Menge Alaun beigegeben wird. Durch eine derartige Behandlung werden die Fette abgetrennt, die man durch Dekantieren wiedergewinnen kann. Die andern organischen Substanzen werden durch die Hitze mehr oder minder abgebaut und teilweise gelöst, so dass sie zum Teil mit dem Kochwasser abgeführt werden. Der feste, entwässerte Rest kann als Stickstoffdünger dienen.
Der Nachteil dieses Verfahrens liegt darin, dass es einen aufwendigen Erhitzungsvorgang erforderlich macht und eine Flüssigkeit liefert, die meistens nicht in die Kanalisation abgeleitet werden kann, da sie organische Stoffe enthält, die zwar umgewandelt sind, aber trotzdem noch faulend bleiben ; ausserdem ergibt dieses Verfahren nur einem ziemlich geringen Anteil an brauchbaren Feststoffen.
Ebenso wurde vorgeschlagen, die Abfälle in saurer Umgebung bei Hitze und unter Druck zu hydrolysieren, die erhaltene Flüssigkeit zu filtrieren und sie danach bis zur teigigen Konsistenz zu konzentrieren, um so ein Futtermittel für Tiere zu erzeugen. Dieses Verfahren ist jedoch verhältnismässig kostspielig und erfordert zu seiner Durchführung umfangreiche Anlagen ; ausserdem werden die organischen Substanzen auch hier teilweise durch die Hitze abgebaut.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Nachteile zu vermeiden und ein Verfahren zur Ver" arbeitung von industriellen Häute- und Fellabfällen zu stabilisierten, insbesondere wasserarmen, fäulnisfesten, leicht transportablen und gegebenenfalls weiter verarbeitbaren Produkten anzugeben.
Dies wird erfindungsgemäss dadurch erreicht, dass die Abfälle zerkleinert werden, bis eine homogene teigige Masse entsteht, die kalt mit einer Kalialaunlösung, mit oder ohne Zugabe von Säure oder Kochsalz, behan- delt und ihr pH-Wert so auf mindestens 3,5 herabgesetzt wird, wonach man die Fettstoffe abtrennt und die Masse durch Auspressen von wenigstens einem Teil des Wassers und der Behandlungslösung befreit und anschliessend trocknet, wonach gegebenenfalls eine zweite Behandlung zur Umwandlung in ein Tierfuttermittel vorgenommen werden kann.
Das so erhaltene Produkt enthält nicht mehr als etwa 40 bis 50elm Wasser oder sogar noch weniger. Es ist gut haltbar und sein Transport bringt keine besonderen Schwierigkeiten mit sich.
Bei der zweiten Behandlung kann gemäss der Erfindung das erhaltene Produkt mit einer alkalischen Lösung behandelt, die Behandlungslösung abgetrennt, das Produkt entwässert bzw. getrocknet und z. B.
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durch Mahlen zerkleinert werden, um als Tierfutter Verwendung zu finden.
Da das erfindungsgemässe Verfahren keinen Kochvorgang oder irgendeine andere Wärmebehandlung vorsieht, bleiben die in den behandelten Abfällen enthaltenen organischen Stoffe praktisch ganz erhal- ten ; mit ändern Worten, es geht nicht ein beträchtlicher Anteil der nützlichen Stoffe in den Abwässern verloren und letztere enthalten keine organischen Stoffmengen, die ihr Reinigen schwierig und sehr kostspielig gestalten würden. Da keine Wärme verbraucht wird, ist die Behandlung wirtschaftlich und die erforderlichen Einrichtungen bleiben einfach, billig und raumsparend. Darüber hinausgeht der Vorgang auch rasch vor sich.
Das Zerkleinern der Abfälle erfolgt vorteilhafterweise mit Hilfe eines Schneidgerätes nach Art der Fleischwölfe. Der Durchmesser des Körpers muss ziemlich gross sein, z. B. mindestens 160 mm, und die verwendete Kraft muss ausreichend sein, um auch die festesten vorkommenden Stücke gleichmässig und ohne Hemmung zu zerschneiden. Man kann selbstverständlich auch zwei aufeinanderfolgende Phasen vorsehen, wobei auf das erste Grobzerkleinern ein Feinzerkleinern folgt. Das wesentliche ist, schliess- 1ich eine pastöse, homogene, leicht pumpbare Masse zu erhalten.
Die erste Behandlungslösung kann verdünnte Salz-, Ameisen- oder Schwefelsäure enthalten, vorzugsweise unter Zugabe von Kochsalz. Zu dieser Lösung wird Kalialaun hinzugefügt, entweder vor Einbringen der zerkleinerten Abfälle oder eine gewisse Zeit danach, während man das Gemisch aus Abfällen und Lösung umrührt. Die aus der Mühle od. dgl. austretende Masse ist tatsächlich stark alkalisch, da ihr pH-Wert im allgemeinen etwa 13 beträgt.
Nach der ersten Behandlung mit der oben beschriebenen Lösung stabilisiert sich der PH - Wert zwischen 3,5 und 4,5, d. h. das behandelte Produkt reagiert eindeutig sauer.
Die erste Behandlung mit der Alaunlösung erfolgt unter Umrühren, wobei sich das behandelte Ausgangsmaterial in faserige Knäuel und in fetthaltige Kugeln teilt ; erstere fallen auf den Boden des Behälters, sobald das Umrühren eingestellt wird, während die Kugeln aufsteigen und eine schwimmende Schicht bilden, die man auf beliebige, geeignete Weise abhebt und gesondert als Fettstoffe wiedergewinnen kann. Anschliessend wird das faserige Produkt von der Lösung getrennt, welch letztere zumindest teilweise zurückgeführt werden kann.
Das Trocknen des sauren faserigen Produktes kann auf jede beliebige bekannte Weise erfolgen, z. B. mittels Durchlaufens zwischen Zylindern oder durch Zusammenpressen in einer Förderschnecke. Das wesentliche ist, dass man so ohne Schwierigkeit den grössten Teil des im Produkt enthaltenen Wassers unter Verwen- dung üblicher Apparaturen entfernen kann, während dies bei den Abfällen vor der Behandlung praktisch undurchführbar ist. Auf diese Weise erreicht man leicht eine Verringerung des Wassergehaltes auf einen Wert von 40 bis 50% oder sogar noch weniger. Das entwässerte Produkt ist haltbar in dem Sinne, dass es gelagert und während einer verhältnismässig langen Zeitspanne ohne die Gefahr des Zerfallens aufbewahrt werden kann. Auch ist es im Bedarfsfall leicht zu transportieren.
Zweckmässig wird das nach der Behandlung mit der Alaunlösung erhaltene Produkt einer zweiten Behandlung mit der alkalischen Lösung unterworfen. Zu diesem Zweck kann insbesondere Natriumkarbonat verwendet werden und die Konzentration der Lösung sowie die Behandlungsdauer sind vorzugsweise so gewählt, dass zumindest ein pH-Wert von 7 erreicht wird.
Die Trocknung des Produktes nach der zweiten Behandlung kann auf jede geeignete Weise erfolgen, z. B. durch Schleudern sowie Kalt-oder Warmlufttrocknen. Danach wird es zerkleinert, um die gewünschte Beschaffenheit zu erreichen. Das Produkt ist dann für die Verwendung als Tierfuttermittel direkt geeignet.
Die zweite Behandlung mit der alkalischen Lösung, das Schleudern sowie das Zerkleinern können auch in einer einzigen Maschine mit Förderschnecke und umlaufenden Messern nach Art eines Fleischwolfes erfolgen. Am Ausgang der Maschine erhält man auf diese Weise ein Produkt, das nachdem Trocknen ohne jede weitere Behandlung verwendbar ist.
Nachstehend ist die Erfindung zum besseren Verständnis an Hand eines Beispieles erläutert :
Erste Behandlung : Für 100 kg Abfälle verwendet man
200 l Wasser
16 kg handelsüblichen Alaun Al (SO4). K SO4. 24 H2O
10 kg handelsübliches Kochsalz NaCl
8 kg handelsübliche konzentrierte Salzsäure (22 Be)
Der PH-Wert dieses Bades beträgt etwa 1.
Nach Einbringen der Abfälle rührt man 1/2 h lang. Dann werden die Fette durch Überfliessen dekan-
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tiert, das behandelte, die Lösung noch enthaltende Produkt abgezogen und in eine Zentrifuge eingeführt. Am Ausgang der letzteren weist das verhältnismässig trockene Produkt einen pH-Wert von 4,5 auf. Es kann leicht getrocknet werden, wenn es auf Lager genommen oder vor der zweiten Behandlung transportiert werden soll. Es ist genügend fäulnisfest und ist daher lange haltbar.
Die im Behandlungsgefäss sowie in der Zentrifuge aufgefangene Lösung wird zurückgeleitet, um sie nach Ergänzung des Alauns und der Salzsäure zur Behandlung einer weiteren Abfallmenge zu verwenden.
Anschliessend wird das Produkt nach der ersten Behandlung mit oder ohne Kardieren seiner Faser in eine kalte, wässerige Lösung geschüttet, die 8 bis 10 g Natriumkarbonat (90 bis 950/0iges Solvay - Kar- bonat) je Liter enthält. Maximal werden 3 bis 4 1 Lösung/kg zu behandelnder Abfälle verwendet. Man rührt um, bis sich ein PH-Wert von mindestens 7 einstellt, was im allgemeinen 25 bis 30 min dauert.
Das behandelte Produkt wird dann getrennt, geschleudert, in einem Warmlufttrockner getrocknet und zerkleinert.
Nachstehend wird die Zusammensetzung eines so erhaltenen Produktes angegeben, die selbstverständlich je nach der Art der jeweils verwendeten Abfälle variieren kann :
Wassergehalt unter 10%
Mineralstoffe unter 5%
Fette insgesamt unter 20%
Proteine insgesamt (bei trockenem und ent- fettetem Produkt) etwa 96 bis 98%.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Verarbeitung von industriellen Häute- und Fellabfällen, die bei an Rohhäuten durchgeführten, dem Gerbvorgang vorausgehenden Arbeiten anfallen, zu stabilisierten, insbesondere wasserarmen, fäulnisfesten, leicht transportablen und gegebenenfalls weiter verarbeitbaren Produkten, da-
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steht, worauf man diese Masse in der Kälte mit einer Kalialaunlösung unter Herabsetzung des PH - Wertes auf mindestens 3,5 behandelt, die Fettstoffe abtrennt, sodann das so erhaltene Produkt durch Auspressen von wenigstens einem Teil des Wassers und der Behandlungslösung befreit und anschliessend, z. B. durch Schleudern weiter entwässert bzw. durch Behandeln mit Kalt- oder Warmluft trocknet, wonach ge- gebenenfalls eine zweite Behandlung zur Umwandlung in ein Tierfuttermittel vorgenommen wird.
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