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Verfahren zum Reinigen animalischer oder vegetabilischer öle oder
Fette Werden gewisse Sorten vegetabilischer oder animalischer Öle oder Fette mit
Alkali neutralisiert und sollen durch die Wirkung des Alkalis auch Farbstoffe und
ähnliche Verunreinigungen aus dem Öl entfernt werden, so hat die Erfahrung gezeigt,
daß die Alkalilösungen in sehr erheblichem Überschuß angewendet werden müssen. Da
ferner eine ausreichende Neutralisation der freien Fettsäuren in wirtschaftlicher
Weise nur durch konzentrierte Alkalilösungen erreicht werden kann, so wird bei diesem
bekannten Verfahren durch den erheblichen Überschuß an Neutralisationsmitteln auch
Neutralfett in nennenswerten Mengen mit verseift.
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Noch größere Neutralölverluste entstehen dadurch, daß die Fettsäureseifen
recht erhebliche Neutralölmengen einschließen, die in manchen Fällen das Fünf- bis
Siebenfache des Gehaltes des Rohöles an freier Fettsäure betragen. Eine Verringerung
dieser Verluste durch die bekannte Vakuumtrocknung ist nicht möglich, denn es wird
durch den Überschuß an Neutralisationsmittellösung, die während der Vakuumtrocknung
stark konzentriert wird, das Neutralöl geschädigt und zersetzt, so daß das, was
durch die Vakuumtrocknung gewonnen wird, durch den Angriff des Neutralöles wieder
verlorengeht, sobald der bei der Neutralisation verwendete Laugenüberschuß etwa
2o "/o beträgt.
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Die Verluste an Neutralisationsmittel werden auch nicht dadurch verringert,
daß nach einem anderen bekannten Verfahren das Öl zunächst mit so viel ganz verdünnter
Natronlauge behandelt wird, als zur Entfernung der Schleimstoffe erforderlich ist,
und daß erst nach dieser Vorreinigung die Neutralisation der freien Fettsäuren mit
konzentrierter Alkalilösung erfolgt. Man erhält dann zwar einen hellen Soapstock;
die Farbe des Öles wird aber durch diese Vorreinigung nicht wesentlich verbessert.
Will man die Neutralisation, z. B. von Cottonöl oder Maisöl, so ausführen, daß man
ein helles Neutralöl erhält, so kann man auch nach der Vorreinigungmit ganz verdünnter
Natronlauge nichts an Neutralisationsmittel bei der nachfolgenden Neutralisation
der freien Fettsäuren sparen, da ja bei dieser Vorreinigung in der Hauptsache nur
die Schleimstoffe, nicht aber die Farbstoffe entfernt werden.
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Das Ziel der Erfindung ist, bei der Neutralisatian von ölen v,der
Fetten mit Alkali o. dgl. die Neutralölverluste zu vermindern und dabei die Entfernung
der Farbstoffe und ähnlichen Verunreinigungen aus den Neutralölen oder -fetten nach
Möglichkeit noch zu verbessern, mindestens aber gleich helle Öle zu gewinnen, wie
bei der bekannten Neutralisation mit großem Alkaliüberschuß.
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Erfindungsgemäß wird für die Neutralisation der freien Fettsäure nur
die theoretisch erforderliche Alkalimenge bzw. ein sehr kleiner Überschuß von etwa
5 °/o verwendet. Die Alkalimenge wird in so konzentrierter Lösung angewandt, daß
eine praktisch völlige Abscheidung. der Fettsäure aus dem Öl oder Fett gelingt.
Nach Trocknung der Fettsäureseife im Vakuum, die aber auch schon während der Neutralisation
vorgenommen werden kann, und nach Trennung der Fettsäureseife durch Filtrieren,
Zentrifugieren oder andere geeignete Mittel von dem Neutralöl
oder
-fett werden; darauf die Farbstoffe und sonstigen Verunreinigungen aus dem Neutralöl
oder -fett durch Alkalilösungen entfernt, die in so verdünnter Form zur Anwendung
gelangen, daß sie Neutralöl nicht mehre angreifen. Die Neutralölv erluste bei der-Neutralisation
mit geringem Laugenüberschuß unter Trocknung der Seife im Vakuum sind bekanntlich
wesentlich geringer, als wenn mit großem Laugenüberschuß neutralisiert wird. Bei
der Nachbehandlung des Neutralöles mit verdünnter Alkalilösung sind die Neutralölverluste
überhaupt nicht mehr von Bedeutung; sie betragen auch in ungünstigsten Fällen meistens
noch unter o;5 °/ß.
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Überraschenderweise' hat sich gezeigt, daß man ein Öl oder Fett, das
mit Alkali zwecks Entfernung der freien Fettsäure neutralisiert worden ist, mit
sehr verdünnter Alkalilösung zwecks Herausnahme von Farbstoffen u. dgl. und Gewinnung
eines hellen Öles weiterbehandeln kann, und daß für eine solche Weiterbehandlung
eine verhältnismäßig geringe Menge sehr verdünnter Alkalilösung genügt. Der Vorteil
des Verfahrens gemäß der Erfindung besteht also ferner in einer Ersparnis an Neutralisationsmitteln.
Man erhält Raffinate, welche erstklassig und für die weitere Bleichung, falls solche
erforderlich ist, und für die Desodorisierung mindestens genau so gut brauchbar
sind wie die mit großem Laugenüberschuß raffinierten, jedoch sind die Neutralölverluste,
welche bei der Fettsäureverseifung mit starken Laugen in größerem Überschuß unvermeidlich
sind, viel geringer, so daß vor allem in dieser Beziehung das neue Verfahren auch
einen wertvollen wirtschaftlichen Fortschritt darstellt.
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Es ist schon vorgeschlagen worden, Öle ohne Erwärmung mit einer schwachen
Lauge zwecks Entfernung von Schmutzteilen, Seifen usw. zu behandeln und darauf erst
mit alkalischem und dann mit reinem Wasser nachzuwaschen. Mit schwacher Lauge läßt
sich jedoch in wirtschaftlicher Weise keine ausreichende Verseifung der freien Fettsäure
durchführen. Ferner wurde im Anschluß an die Entfernung der freien Fettsäure aus
Ölen oder Fetten durch Destillation eine. Nachbehandlung mit schwachen Laugen vorgenommen
zu dem Zweck, die nach der Destillation noch vorhandenen freien Fettsäurereste sowie
Farbstoffe und anderen Verunreinigungen zu beseitigen. Die gleichzeitige Entfernung
von Fettsäure und Verunreinigungen aus dem Öl gelingt aber nur, wenn erhebliche
überschüsse an Neutralisationsmitteln verwendet werden, die außerdem natürlich in
einer für die Fettsäureverseifung geeigneten Kor@zentration vorliegen müssen, so
daß der Angriff des Neutralöls während der Fettsäureverseifung unvermeidlich ist.
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B e i s p i e 1 : 3000 kg rohes oder v orgerei-. nigtes Maisöl werden
in einem Apparat, welcher sich unter Vakuum befindet, auf etwa '4o° C angewärmt
und dann die der vorhandenen freien Fettsäure entsprechende Menge Natronlauge von
z. B. z5° B8 nebst einem Überschuß von 5 °/o unter kräftigem Rühren beigegeben.
Nach erfolgter Neutralisation der freien Fettsäuren und nach der Trocknung der Fettsäureseife
wird das Öl-Seifen-Gemisch filtriert und das Filtrat in einen mit Heizvorrichtung
versehenen Rührapparat gebracht, wo es auf etwa 75° C angewärmt wird. Dann wird
das Öl mit etwa 8 °/o einer verdünnten Ätznatronlauge von z. B. 3° Be überbraust,
oder die Lauge wird unter Rühren beigegeben. Es wird einige Zeit gerührt und hierauf
das Öl der Ruhe überlassen. Danach wird die- verdünnte Lauge, welche Verunreinigungen
und Farbstoffe enthält, abgezogen. Wenn notwendig, wird die Laugenwaschung wiederholt.
Es folgt schließlich Waschung mit heißem Wasser, bis die letzten Laugenreste entfernt
sind, worauf das Öl im Vakuum getrocknet wird.
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Man erhält ein helles Öl von erstklassiger Beschaffenheit. Dabei ist
der Verlust an hochwertigem Neutralöl sehr gering. Auch bei der Verarbeitung von
Cottonöl nach dem gleichen Verfahren betrug er nur ungefähr das Zweifache der im
vorgereinigten Rohöl vorhandenen Menge an freien Fettsäuren, während nach den bisher
von der Praxis bevorzugten Neutralisationsverfahren sich die Neutralölverluste auf
das Fünf- bis Siebenfache dieser freien Fettsäuremenge beliefen.