-
Verfahren zum Veredeln von gegebenenfalls von Eiweiß- und Schleimstoffen,
Lecithinen u. dgl. vorher befreiten pflanzlichen oder tierischen Ölen oder Fetten
Für den menschlichen Genua sowie für viele technische Zwecke sind die meisten tierischen
oder pflanzlichen Rohöle und Rohfette infolge ihrer Herstellungsweise ohne weiteres
nicht geeignet. Diese Stoffe und auch Öle oder Fette, die durch Veresterung mit
Glyzerin od. dgl. aus Fettsäuren tierischer oder pflanzlicher Herkunft oder auch
synthetischen Ursprungs hergestellt worden sind, müssen durch Raffination veredelt
werden. In der Praxis werden die Rohöle und Rohfette meistens mit Mineralsäuren
behandelt, um Eiweiß- und Schleimstoffe od. dgl. zu entfernen. Dann werden die freien
Fettsäuren durch alkalische Lösungen in Form von Seifen abgetrennt, wobei geringe
Seifenmengen, die in das Neutralöl übergegangen sind, daraus mit heißem Wasser ausgewaschen
werden. Im weiterenVerlauf der Raffination wird das C51 durch Bleicherde gebleicht,
die Bleicherde von dem Öl durch Filterpressen oder Zentrifugen getrennt und das
filtrierte, gebleichte C51, das noch Geruchs- und Geschmacksstoffe enthält, einer
Wasserdampfdestillation unter Vakuum unterzogen.
-
Es ist ferner bekannt, die in tierischen oder pflanzlichen Ölen oder
Fetten befindlichen freien Fettsäuren mit alkalischen Lösungen im Vakuum zu verseifen,
wobei gleichzeitig die sich bildenden Seifenflocken mehr oder weniger getrocknet
werden.
-
Die bekannten Raffinationsmethoden haben verschiedene Nachteile. Die
bei der Neutralisation mit Alkalilösungen anfallende Seife enthält große Mengen
neutrales C51, das bei der Zerlegung der Seife durch Mineralsäure in die Fettsäure
gelangt
und dadurch für menschlichen Genuß verlorengeht. Außerdem
ist der hohe Neutralölgehalt der anfallenden Fettsäure im Hinblick auf die Weiterverarbeitung
der Fettsäure ebenfalls nicht erwünscht.
-
Bei der Auswaschung der im Neutralöl vorhandenen Seifenreste mit heißem
Wasser treten nennenswerte Verluste an Öl ein. Außerdem erfordert dieser Arbeitsvorgang
viel Handarbeit und die Trennung des gewaschenen Öles vom Waschwasser große Aufmerksamkeit.
Auch können sich leicht schwer trennbare Emulsionen bilden, die dann zusätzliche
Ölverluste verursachen. Außerdem steigt durch die Waschung die Fettsäure im Öl wieder
an. Bei den hohen Temperaturen, bei welchen die Desodorisierung des gebleichten
Öles unter Vakuum stattfindet, können durch Eintritt von Luftsauerstoff in das heiße
Öl schädliche Stoffe, z. B. Ketone, Oxyfettsäuren u. dgl., entstehen, die den Geschmack,
die Farbe sowie die Haltbarkeit des desodorisierten Öles ungünstig beeinflussen.
-
Es ist des weiteren bekannt, Öle und Fette mit Säuren oder Bleicherde
vorzureinigen und dann die Geruchsstoffe und Fettsäuren durch Wasserdampfdestillation
unter Vakuum zu entfernen. Diese Raffinate sind jedoch bezüglich Geschmack, Farbe,
Gehalt an freier Fettsäure sowie Haltbarkeit Schwankungen unterworfen. Um diese
Nachteile zu beseitigen, ist man dann zu einer Nachbehandlung dieser Raffinate übergegangen.
Sie besteht in der Neutralisation der noch vorhandenen freien Fettsäuren mit Alkalilösungen,
Waschung des von der Seife getrennten Öles, Bleichung desselben unter Vakuum und
Desodorisierung mit Wasserdampf unter Vakuum, die notwendig ist, um den Bleicherdegeschmack,
den das Öl während der Bleichung aufgenommen hat, wieder zu beseitigen. Durch diese
teure und umständliche Nachbehandlung werden die Vorteile, welche durch die gleichzeitige
Abdestillation von Geruchsstoffen und freien Fettsäuren entstehen, wieder ausgeglichen.
Außerdem ist für dieses Verfahren eine große und teure Apparatur erforderlich. Auch
der Fettsäuregehalt der Öle kann während der Nachbehandlung wieder ansteigen.
-
Durch die Erfindung gelingt es, die geschilderten Nachteile zu vermeiden.
Nach der Erfindung werden pflanzliche oder tierische Öle oder Fette, oder Öle oder
Fette, die durch Veresterung mit Glyzerin od. dgl. aus Fettsäuren oder aus Gemischen
von Ölen oder Fetten und Fettsäuren pflanzlichen, tierischen oder synthetischen
Ursprunges hergestellt worden sind, gegebenenfalls nachdem Eiweiß- und Schleimstoffe
abgeschieden wurden, in der Weise veredelt, daß die Behandlung mit Soda-oder Pottaschelösungen
oder ein Teil dieser Behandlung, mit der eine Behandlung zur Herausnahme von Seife
aus dem Öl oder Fett mit Adsorptionsmitteln verbunden wird, zum Schluß der Ra,ffination
durchgeführt wird. Zum Beispiel kann das Rohöl zuerst von Eiweiß- und Schleimstoffen,
Phosphatiden, Bitterstoffen od. dgl. befreit werden. Man kann es auch noch mit Bleicherde
od. dgl. Adsorptionsmitteln behandeln. Das vorgereinigte Öl wird nun in eine unter
hohem Vakuum arbeitende Wasserdampfdestillationsanlage gebracht, in der die Geruchs-
und Geschmacksstoffe, die freien Fettsäuren sowie andere destillierbare Verunreinigungen
abdestill.iert werden. Die Abdestillation dieser Stoffe kann diskontinuierlich,
halbkontinuierlich oder auch kontinuierlich erfolgen. Dabei werden die Geruchsstoffe
vollständig, die freien Fettsäuren jedoch nur unvollständig durch geeignete Einstellung
der Temperatur des Öles, der Höhe des Vakuums sowie der angewandten Wasserdampfmenge
abdestilliert. Nach Abdestillation eines Teils der freien Fettsäuren und der Geschmacks-
und Geruchsstoffe sowie anderer destillierbarer Verunreinigungen wird das heiße
Öl unter Vakuum z. B. auf 35 bis q.o° C heruntergekühlt.
-
Beispielsweise wird ein auf diese Weise behandeltes extrahiertes Erdnußöl,
das vor der Abdestillation z. B. 5 % freie Fettsäure und nach derselben noch 0,75
% davon enthält, einer Waschung mit einer Sodalösung unterzogen, wobei auch die
Neutralisation der im Öl noch vorhandenen freien Fettsäuren erfolgt. Das Erdnußöl
wird z. B. in einen mit Heiz- und Kühlvorrichtung versehenen Rührwerksapparat gebracht,
in welchem die Waschung desselben z. B. mit einer ro° Be Sodalösung bei einer Öltemperatur
von z. B. 35°C erfolgt. Um eine intensive Mischung von Öl und Alkalilösung zu erzielen,
kann außer dem Rührwerk noch eine zweite außerhalb des Mischapparates befindliche
Mischvorrichtung, z. B. eine Mischpumpe, Verwendung finden, etwa in der Weise, daß
Flüssigkeit aus dem untersten Teil der Behandlungsbehälter ständig oder zeitweise
in den obersten Teil gefördert wird. Für die Waschung sowie für die Neutralisation
der freien Fettsäure soll z. B. die in der Waschlösung befindliche Soda so bemessen
werden, daß z. B. ein Überschuß von 15 % der für die Verseifung der freien Fettsäure
notwendigen Alkalimenge vorhanden ist. Es wird z. B. 2o Minuten lang gut gemischt,
wobei eine Reinigung des Erdnußöles erfolgt und gleichzeitig ein Teil der freien
Fettsäure verseift wird. Hierauf wird das Gemisch von 01, Sodalösung und
Seifenflocken in einen mit Heiz- und Kühlvorrichtung sowie Rührwerk versehenen Apparat,
der sich unter Vakuum befindet, unter Rühren eingesaugt. Um die Qualität des desodorisierten
Öles zu schonen, soll bei niedrigen Temperaturen, z. B. 35° C, gearbeitet werden
und ist daher ein hohes Vakuum zweckmäßig. Die in dem eingesaugten Öl-Sodalösung-Seifenflocken-Gemisch
befindlichen Seifenflocken werden in dem Vakuumverseifer während der Konzentration
der Sololösung getrocknet. Die freie Fettsäure kann hierbei leicht bis auf o,o3
% und darunter verseift werden.
-
Die Trennung der feinkörnigen Seifenflocken von dem Neutralöl kann
z. B. mittels Zentrifugen erfolgen. Zum Beispiel soll die Zentrifugierung des Erdnußöles
so durchgeführt werden, daß das zentrifugierte Raffinat keine oder doch nur sehr
wenig suspendierte feine Seifenflocken enthält. Ein Rest von Seifenflocken wird
hierauf durch Adsorptionsmittel,
z. B. Aktivkohle, aus dem Raffinat
entfernt. Dabei ist der Verbrauch an Aktivkohle oder anderer geeigneter Adsorptionsmittel,
die für die Entfernung von Seifenresten, Metallspuren oder anderer Verunreinigungen
Verwendung finden, sehr gering. Die Adsorptionsmittel werden so gewählt, daß sie
dem raffinierten Erdnußöl keinen Beigeschmack erteilen.
-
Die Mischung des Erdnußöles mit dem Adsorptionsmittel kann z. B. in
einem Mischer bei einer Temperatur von 30°C erfolgen, und die Trennung z. B. der
gebrauchten Kohle kann durch Filterpressen vorgenommen werden. Da das Filtrat keine
Spuren von Seife, Metallen od. dgl. mehr enthält und außerdem die Nachraffination,
z. B. mit der Sodalösung, in sehr schonender Weise erfolgt ist, zeichnet sich das
raffinierte Erdnußöl durch eine gute Qualität und Haltbarkeit aus.
-
Die Waschung des Öles und die Neutralisation der freien Fettsäure
kann aber auch in der Weise geschehen, daß die Natriumkarbonat- oder Pottaschelösung
in einen unter Vakuum gehaltenen Rührwerksapparat eingesaugt wird, in dem sich bereits
das Öl befindet, oder es wird die Alkalilösung dem Öl in einem geschlossenen Apparat
unter Rühren beigegeben und darauf der Apparat unter Vakuum gesetzt. Die Behandlung
des Öles mit Alkalilösungen und die Trocknung der Seifenflocken können ebenfalls
diskontinuierlich, halbkontinuierlich oder kontinuierlich vorgenommen werden. Die
Verseifung der freien Fettsäuren erfolgt zweckmäßig bei niedrigen Öltemperaturen
und entsprechend hohem Vakuum.
-
Durch die Behandlung mit Alkalilösung werden aus dem Öl außer den
freien Fettsäuren auch noch weitere Verunreinigungen entfernt, beispielsweise solche,
die bei der Abdestillation der Geruchsstoffe und der Fettsäuren bei den erforderlichen
hohen Temperaturen oder durch Luftsauerstoff, der durch Undichtheiten der Apparatur
oder mit dem Wasserdampf in das heiße Öl gelangen kann, entstanden sind, sowie Reste
von Stoffen, die durch die vorausgehende Reinigung nicht zur Gänze herausgenommen
wurden und nicht destillierbar sind, wie Farbstoffe u. dgl.
-
Die durch die Trocknung gebildeten, sehr feinkernigen Seifenflocken
können gemeinsam mit dem Adsorptionsmittel durch Filtrieren, Zentrifugieren od.
dgl, von dem Raffinat getrennt werden. Die Kohle od. dgl. kann auch noch nach der
Entfernung der Seifenflocken, die vorteilhaft durch Filtrieren, Zentrifugieren,
Herauslösen durch Lösungsmittel usw. geschieht, dem öl beigegeben werden.
-
Das neue Verfahren eignet sich auch gut für öle oder Fette, die nach
der Entfernung solcher Verunreinigungen, welche als Katalysatorengifte wirken, durch
Wasserstoffanlagerung mehr oder weniger hydriert wurden und aus denen nach Entfernung
der Katalysatoren die Geruchs- und Geschmacksstoffe und andere destillierbare Verunreigungen
mittels Wasserdampfdestillation möglichst zur Gänze sowie gegebenenfalls die freien
Fettsäuren mehr oder weniger abdestilliert worden sind. Das Verfahren kann auch
gut für die Behandlung von Ölen oder Fetten oder hydrierten Ölen oder Fetten, die
polymerisiert worden sind, Verwendung finden.
-
Die Kombination von Desodorisation und Abdestillation der freien Fettsäuren
mit der Waschung mit alkalischen Lösungen und mit der Vakuumverseifung sowie der
Behandlung mit Kohle od. dgl. Adsorptionsmitteln bedeutet einen wichtigen Fortschritt
auf dem Gebiete der Ölraffination. Es werden hochwertige Öle von stets gleichbleibender
Qualität und sehr guter Haltbarkeit erzielt.
-
Bei den gegenwärtig in Anwendung befindlichen Raffinationsmethoden
steht dagegen die Desodorisation am Ende der Arbeitsvorgänge. Die Raffinate können
daher noch Verunreinigungen enthalten, die teils bei der Vorreinigung, Waschung,
und Bleichung nicht ganz entfernt wurden oder die sich bei den verhältnismäßig hohen
Öltemperaturen bei der Desodorisation gebildet haben. Weitere große Vorteile des
neuen Verfahrens liegen in der hohen Ausbeute an hochwertigen Raffinatölen oder
Fetten sowie in dem Anfall von hochprozentigen Fettsäuren.